





Reise, Mädchen, reise, in das Land der Frauen, wo die Männer und die Nerven-Nerven dir nicht mehr zuviel zumuten können, wo du sie killen und zu Katzenfutter verarbeiten darfst, wo …
Die Erfindung einer Geschichte, um etwas Reales überhaupt darstellen zu können.

„und hatte fast schon vergessen, dass ich als Kind und Jugendlicher immer ins Club-Kino in Bärenstein gerannt bin“…
Es geht um Sex. Soviel steht fest. Und irgendwie auch um Liebe, Verlangen, Gefühle.

„In diesen Jahren am Ende des letzten Jahrtausends schien alles möglich, alles erreichbar.“

Glaubt man gängigeren Narrativen, dann ist diese vorgebliche Buddyklamotte einer jener Italowestern, die stark – wichtiger in dieser Wahrnehmung scheint jedoch das Wörtchen „ernst“ – anfangen, nur um dann zunehmend in komödiantischen Ausschreitungen zu versumpfen. Jedoch: Alles nicht wahr, weht in Petronis zweitem Genrebeitrag nach dem ungleich formelhafteren „Da uomo a uomo“ (1967) doch bei genauerem Hinsehen der sardonischste Wind, der je durch die Wildweststädte Almerías pflügen durfte. Zusammengehalten durch die höchstgradig straffe Inszenierung – alle Eskapaden unseres Heldenduos auf Papier niederzuschreiben würde wohl einige Seiten in Anspruch nehmen und doch läuft der Film eine ganze Ecke kürzer als der relativ geradlinige Vorgänger oder Nachfolger „Tepepa“ (1969) – wechseln sich Heiterkeit und Trübsinn in fröhlichster Vollendung ab.
Wahrscheinlichkeitskalkulationen sogleich in ihre Schranken weisend ordnet sich dabei alles streng einem einzigen Motiv unter: Vor den Schattenseiten des Lebens gibt es kein Entkommen! Läuft gerade alles feinst, fällt der Szenenabfolge schon allzu bald wieder ein, dass es so ja nicht weitergehen kann. Weiterlesen “Täglich Underberg und du fühlst dich wohl! – …e per tetto un cielo di stelle (1968)” »

(Bob Dylan – Love Minus Zero)

Bevor es das Internet gab, war der Offene Kanal das ungefilterte Sprachrohr der Bürger. Er war das authentische Beispiel eines nichtkommerziellen, demokratischen Medienangebots. Was würde wohl passieren, wenn man den Offenen Kanal ernstnehmen würde? In Public Access jedenfalls wird er zu einem perfiden Manipulationswerkzeug des Status Quo.
Weiterlesen “Public Access (1993)” »

(David McWilliams – Days of Pearly Spencer)

(Lady Gaga – Born This Way)

Der Knoten ist geplatzt – etwas mehr als 10 Jahre nachdem Til Schweiger und sein Keinohrhase den Goldstandard einer zeitgenössischen Optik des zutiefst durchkommerzialisierten deutschen Komödienkinos installierten, hat diese Saat nun Früchte getragen, die visuellen Versatzstücke zu einer weiten Spiel- wie Experimentierfläche umformuliert. In Florian David Fitz‘ opulenter Minimalismusdramödie „100 Dinge“ – benannt nach einer Verzichtswette, 100 Tage und an jedem kehrt allein ein unverzichtbar gewähnter Alltagsgegenstand der Wahl zum Eigentümer zurück, zwischen zwei urbanen Besserlebern – tritt sie an gegen die leergefegt-kargen, aus den entlegensten Winkel des Raumes vermessenen, auf diese Weise zum Refugium gegen die unverbindliche Moderne aufgeblasenen Stahl-und-Glas-Wohnlandschaften. Gegen die wärmende Werbefilmästhetik des ungeliebten Trendsetters mit ihren von der knatschigen Übersättigung beflügelt alles zermalmenden Katalogfarben und das sengend durch jedes noch so kleine Fenster berstende Weißlicht der Sonne. Weiterlesen “Zeitnah gesehen: 100 Dinge (2018)” »

Gedärme, die aus hungrigen Bäuchen fallen, Kameraobjektive, die in zu penetrierende Rosetten hineinfahren: ob im Gewalt- oder Sexualakt – beides Dinge, die Joe D’Amato mit der derben, aber eben auch ein wenig unschuldigen Freude an Provokationen des Adoleszenten nur allzu gern zelebrierte – das Innerste verborgen im menschlichen Leibe faszinierte ihn offenkundig sehr. Nahezu 200 Filme strickte er um dessen Freilegung. Unter diesen gehört „Il piacere“ zu den allerschönsten, verwundbarsten wie aber auch im Gegenschluss verwundendsten.
Das Handlungsgerippe ist nebensächlich, die Geschichte um einen alternden Casanova gefangen zwischen Trauer um die Liebe des Lebens und den wiedererwachenden Triebgefühlen für ihre jugendliche Wiedergängerin allein Aufhänger für selbst für ihn, den größten auf den Regiestuhl umgesattelten Kameramann des italienischen Kinos, ausnehmend luxuriös arrangierte Vermessung von Leidenschaft via filmischer Inszenierung allein. Unmittelbar aufeinanderprallend färben Linse und Belinstes Wände, Räume, ganze Außenareale ein. Aus der Reibung hervortretend: Ein eigentümliches Knistern in der Luft, vielmehr schon ein dichter, stets aber durchschaubarer Nebel, ein Schimmern, das sich die Welt des Filmes überschreitende Freiräume zwischen Emulsion und Bildträger zu erkämpfen scheint. Weiterlesen “Il piacere (1985) und: Joe-D’Amato-Retrospektive beim Filmarchiv Austria!” »