Wie bereits vorletztes Jahr zum Filmfest München und in den letzten beiden Jahren zum Fantasy Filmfest gibt es dieses Jahr wieder ein Fazit in Form einer Wertungstabelle und Top-/Flop-Listen zum Filmfest München 2012. Die diesjährige ET-Filmfest-Gesandtschaft bestand aus dem vollzählig versammelten Hofbauer-Kommando, das seit Ende letzten Jahres (wie man etwas versteckt den HK-Einleitungsworten im ausufernden Jahreslisten-2011-Beitrag entnehmen konnte) aus vier Führungsmitgliedern besteht. Möglicherweise werden separat noch weitere HK-Betrachtungen zum Filmfest folgen, nachdem der hier vorliegende Artikel offenkundig kein HK-Beitrag im traditionellen Sinne ist. Ebenso folgen vielleicht noch Filmfest-Betrachtungen vom hoffentlich zukünftigen ET-Gastautor Jürgen. Einstweilen bestreiten die HK-Mitglieder einen ersten Rückblick in Zahlen- und Listen-Form. Bei den älteren Filmfest-Filmen aus Retro und Hommage sind nur die auch tatsächlich beim diesjährigen Filmfest gesehenen Filme bewertet, andernfalls gäbe es angesichts der Werkschauen zu Haynes, Delpy, Fassbinder, Refn, Griffith und Loriot viel zu tun. Weiterlesen…
Was lange währt, wird endlich gut? Wir hoffen es, wenn wir nun nach aufreibenden, von Zeitnot und ungeahnten Komplikationen geplagten Tagen endlich unseren diesjährigen Sammelbeitrag mit den Jahreslisten der aktuellen Filme 2011 veröffentlichen können (der auf unsere Entdeckungslisten 2011 in der Tradition der Gesammelten Jahreslisten 2010 folgt). Zum Ausgleich bemühen wir uns dabei endgültig um die Sprengung jeden herkömmlichen Rahmens.
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Januar 9, 2012 | Veröffentlicht in
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26 CommentsCOLD FISH war tatsächlich der einzige Film des diesjährigen Fantasy Filmfestes, den alle vier Teilnehmer der ET-Wertungstabelle gesehen haben – und nachdem ihn auch noch alle vier toll fanden, schmückt er nun folgerichtig diesen endlich abgeschlossenen Beitrag, der nach Ende des Festivals und einer obligatorischen Verzögerungspause nun mit einer letztmalig aktualisierten und alphabetisch umsortierten Wertungstabelle sowie einem ausführlichen Fazit von zwei der Wertungsteilnehmer abgerundet wird.
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Was auch immer man in unseren kulturfeindlichen Zeiten der Filmhistorie unserer lieben Heimat, sei sie preußisch, bayerisch, österreichisch oder schwyzerisch, vorwerfen kann – einen Mangel an verständnisvollen Gefühlen ganz gewiß nicht! Neben diversen unverkrampften ausländischen Billigproduktionen verstanden sich auch die umtriebigen DÖS-Filmhandwerker stets prächtig darauf, die intimsten, aber auch die schändlichsten Geheimnisse der deutschsprachigen Weltbevölkerung ans Licht zu zerren und den begierigen Blicken des kundigen Publikums im Bierkrug darzureichen. Nicht selten waren diese offenherzigen, schonungslosen, aber doch auch unverhüllten Darbietungen gefolgt von Empörung oder gar Verdammung. Jedoch: Ihre Stoß-, Stand- und Unterhaltungskraft hält bis heute an und beschert auch dem jungen und wissbegierigen Dreigestirn des Hofbauer-Kommandos noch freudige Stunden und unaufhörlich strapazierte Hosen.
Daher war das Glück auf unserer Seite, als sich im knospenden Frühling des ersprießlich gedeihenden Jahres 2011 die „Aktion deutscher Film“, inzwischen kurz „DÖS“ (für die anheimelnde Dreifaltigkeit Deutschland-Österreich-Schweiz) genannt, aus den Tiefen der sog. „Blogosphäre“ heraus offenbarte. Das Hofbauer-Kommando fühlt sich den Initiatoren dieser neuen, jungen und hoffentlich in Zukunft auch frisch-frei-fröhlichen Bewegung zu tiefstem Dank verpflichtet und belobigt die moderne Neugierde auf den deutschsprachigen Filmausstoß. Betrüblich mutet hingegen an, dass bislang trotz aller redlichen Bemühungen die sinnliche, lustvolle, erotische, anregende und ausgelassene Seite des DÖS kläglich vernachlässigt wurde (von vereinzelten zu belobigenden Ausnahmen abgesehen). Um es mit den Worten unserer esoterischen Privatsprache zu sagen: Die Hosen blieben bislang leer! Weiterlesen…
Als in einer stürmischen Gewitternacht ein mysteriöser Fremder seinen letzten Atem ausgerechnet auf der Türschwelle von Diana und Regina aushaucht, ist dies für die beiden Hobbydetektivinnen der Auftakt zu einem wilden Abenteuer. Der Tote hat nämlich nicht nur einen Wurfdolch im Rücken, sondern auch eine Partitur in der Hand. Die darauf verzeichneten Töne und Texte ergeben zusammen ein altes Volkslied, das die scharfsinnigen Schönheiten geradewegs auf eine sonnige Insel führt. Es dauert nicht lange, da sehen sich die beiden, die ihre Brötchen im Übrigen nicht nur durch Privatschnüffelei, sondern auch mittels freizügiger Varieté-Performanzen verdienen, mit einer illustren Schar skurriler Gestalten konfrontiert, die allesamt ein Auge auf eine ominöse Zauberformel geworfen haben und fürchten, Diana und Regina könnten ihnen eben diese abspenstig machen.
So treffen die leichtgeschürzten Detektivinnen unter anderem auf eine mysteriöse Sekte, eine Gruppe radikaler Feministinnen, verrückte Wissenschaftler, durchtriebene Doppelagenten und einen unmoralischen Geschäftsmann, der offenbar unter der Fuchtel eines verhaltensauffälligen Kindes steht, das bestürzende Ähnlichkeit zu einem Nacktaffen aufweist. Blöd nur, dass die Informanten, mit denen sich die Ermittlerinnen zwischen allerlei Tanz- und Gesangseinlagen treffen, meist durch zweckentfremdetes Schneidwerkzeug schon ein verfrühtes Ende finden, bevor sie ihre kostbaren Informationen überhaupt preisgeben können. Irgendwie gelingt es Diana und Regina am Ende dann aber doch noch, dem totgeglaubten Biologen auf die Spur zu kommen, der mithilfe der heiß begehrten Super-Formel eine muskelbepackte Übermenschen-Rasse zu züchten plant.
Klingt wirr? Ist es auch! Und es ist großartig! Jenseits jeglicher Logik oder Plausibilität entspinnt sich dieses herrlich beknackte Spionage-Spiel zwischen Palmen, Strand und Sleaze-Gestöber, immer nur auf den Genuss des Augenblicks aus und nie den Zwängen der Kontinuität gehorchend. Es ist schon bewundernswert, mit welcher Leichtfüßigkeit Franco seine Protagonistinnen von Szene zu Szene tänzeln lässt, egal ob sie nun gerade halbnackt Saxophon spielen oder sich der Attacken peitschenschwingender Tunichtgute erwehren müssen. Nichts wird ernst genommen, alles ist ein Spiel. Wen interessiert es da schon noch, wenn zwischen all den albernen Zipfelmützen-Mönchen und grunzenden Übermensch-Proleten die Plausibilität auf der Strecke bleibt? Ausgeklügelte Geschichten gibt es im Kino schließlich wie Sand am Meer (Sand am Meer gibt es in diesem Film übrigens auch wie Sand am Meer, entspinnt sich doch der gefühlte Großteil des Plots vor sonnigen Postkarten-Stränden).
Was „Küss mich, Monster“ zu bieten hat, ist dagegen deutlich rarer gesät. Hier wird das kunstgeplagte Gehirn des geneigten Cineasten auf eine All-inclusive-Kreuzfahrt über das Meer der enthemmten Trivialitäten geschickt. Wer sich auf den Trip einlässt, darf sich verwöhnen lassen von den coolen Sprüchen strammer Bikini-Miezen, sinistren Superschurken, die in etwa so furchteinflößend wie Graf Zahl aus der „Sesamstraße“ sind, und Dialogen, die streng nach deutschem Trashgebot gebraut sind. Prädikat: Wohlfühl-Franco!
Küß mich, Monster – BRD/Spanien 1967 – 79 Minuten – Regie: Jess Franco – Drehbuch: Karl Heinz Mannchen, Jess Franco, Luis Revenga – Produktion: Pier A. Caminnecci, Adrian Hoven, José López Moreno – Kamera: Jorge Herrero, Franz Hofer – Musik: Jerry van Rooyen – Schnitt: Francisco García Velázquez, María Luisa Soriano – Darsteller: Janine Reynaud, Rosanna Yanni, Chris Howland, Michel Lemoine, Manuel Velasco, Manolo Otero, Ana Casares, Adrian Hoven, Marta Reves.
Letztes Jahr verliefen alle Bestrebungen zu einem gemeinsamen Posting mit unseren gesammelten Jahreslisten im Sande. Diesmal haben wir uns fest vorgenommen, es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen, sondern einige Tage nach unseren Entdeckungslisten dann auch die Jahreslisten mit unseren Favoriten des aktuellen Film- und Kinojahrgangs (weitgehend ungeachtet der häufig verzögerten regulären Starttermine, stattdessen am tatsächlichen eigenen Sichtungsjahr orientiert, ob Festival, Kinostart oder DVD-Import) folgen zu lassen – und das nicht weniger umfangreich und ausufernd. In einem nachgerade wahnwitzigen Kraftakt ist dieses Unterfangen diesmal ausnahmsweise tatsächlich geglückt, weshalb wir nun nachfolgend das neue Jahr gebührend mit der krönenden Fortsetzung des zum Abschluss des alten Jahres begonnenen Listenwahnsinns einleiten wollen…
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Ähnlich wie bereits beim Fazit zum Filmfest München, gibt es nun auch zum Fantasy Filmfest wieder eine Wertungstabelle, die während des Nürnberger Festivals laufend aktualisiert wird. Leider fehlen ausgerechnet unsere beiden einzigen regelmäßigen Filmbewerter Christoph und Alex S. diesmal beim FFF. Trotzdem sind immerhin vier regelmäßige Teilnehmer dabei (darunter auch unser zukünftiger Gastautor Marian), wobei die Filmausbeute allerdings nicht mit dem Filmfest München vergleichbar sein wird, nachdem niemand von uns eine Dauerkarte besitzt. Viel wird daher wohl von spontaner Lust und Stimmung abhängen…
Abkürzungen wie gehabt:
() = unter Vorbehalt (wegen Sichtungsumständen, Müdigkeit o.ä.)
* = vorher abseits des FFF gesehen
** = wiederholt gesehen
sowie:
B/C/AS/S = Benjamin/Christoph/Alexander S./Scott
Filmtitel | Alexander P. | Andreas | B/C/AS/S | Marian | Sano |
AMER (Hélène Cattet, Bruno Forzani) | 6.5 * | 8 ** | 9 * (C) 8 (AS) | 8 | 5 |
EVIL – IN THE TIME OF HEROES (Yorgos Noussias) | | | * (B) | | |
THE PACK (Franck Richard) | | | 6 (B) | | 5 |
OUTRAGE (Takeshi Kitano) | | 8 | 7 (B) | 8 | 6 |
FROZEN (Adam Green) | 2.5 | 4 | | 5 | 4 |
THE APE (Jesper Ganslandt) | | 6 | | 7 | 6 |
DER DOPPELGÄNGER (Christopher Lenke, Philip Nauck) | 4 | 2 | | | 4 |
KABOOM (Gregg Araki) | 8.5 | 5 | | | 7.5 |
THE LOVED ONES (Sean Byrne) | 8 | 7 | | 8 | |
THE KILLER INSIDE ME (Michael Winterbottom) | | 4 | | 3 | 7 |
METROPIA (Tarik Saleh) | | | 6 (S) | | |
SOLOMON KANE (Michael J. Bassett) | | | | 3 | |
MONSTERS (Gareth Edwards) | 6 | 7 | 7 (S) | 7 | |
THE HUMAN CENTIPEDE (Tom Six) | 9 | 3.5 | | 2 | |
CENTURION (Neil Marshall) | | 1 | | 1 | 6 |
GALLANTS (Derek Kwok, Clement Cheng) | | 8.5 | | | |
BLACK DEATH (Christopher Smith) | 5.5 | | | | | 14 BLADES (Daniel Lee) | | | | | 4 | LOVE CRIME (Alain Corneau) | 8.5 | 1.5 | | | | RED HILL (Patrick Hughes) | | 4 | | | |
WE ARE WHAT WE ARE (Jorge Michel Grau) | 6 | 6 | | 8 | |
IP MAN 2 (Wilson Yip) | | 6 | | | 7 |
RUBBER (Quentin Dupieux) | | 7 | | | |
REYKJAVIK WHALE WATCHING MASSACRE (Julius Kemp) | | 4.5 | | 5 | |
FOUR LIONS (Chris Morris) | | 3 | | 3 | |
SYMBOL (Hitoshi Matsumoto) | | 6.5 | | 8 | |
HARRY BROWN (Daniel Barber) | 5 | | | | |
Das Fazit in bewährter Listenform:
***
Alexander P.
Top 5:
1. THE HUMAN CENTIPEDE (Tom Six)
2. CRIME D’AMOUR (Alain Corneau)
3. KABOOM (Gregg Araki)
4. THE LOVED ONES (Sean Byrne)
5. BLACK DEATH (Christopher Smith)
***
Andreas
Top 5 (den zuvor schon in München gesehenen AMER ausgeklammert):
1. GALLANTS (Derek Kwok, Clement Cheng)
2. OUTRAGE (Takeshi Kitano)
3. MONSTERS (Gareth Edwards)
4. RUBBER (Quentin Dupieux)
5. THE LOVED ONES (Sean Byrne)
Flop 3:
1. CENTURION (Neil Marshall)
2. LOVE CRIME (Alain Corneau)
3. FOUR LIONS (Chris Morris)
Wobei FROZEN und REYKJAVIK WHALE WATCHING MASSACRE nüchtern betrachtet noch weitaus lausiger als FOUR LIONS waren, sich aber durch ihre spaßigen ersten Hälften einen deutlichen Trash-Bonus verdient haben.
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Marian
Top 5 (alphabetisch):
AMER (Hélène Cattet, Bruno Forzani)
THE LOVED ONES (Sean Byrne)
OUTRAGE (Takeshi Kitano)
SYMBOL (Hitoshi Matsumoto)
WE ARE WHAT WE ARE (Jorge Michel Grau)
Flop 3:
1. CENTURION (Neil Marshall)
2. THE HUMAN CENTIPEDE (Tom Six)
3. FOUR LIONS (Chris Morris)
***
Sano
Top 3:
1. KABOOM (Gregg Araki)
2. THE KILLER INSIDE ME (Michael Winterbottom)
3. IP MAN 2 (Wilson Yip)
Flop-Liste gibt’s keine, weil ich zum ersten Mal auf dem FFF keinen schlechten Film gesehen habe. Enttäuschend waren höchstens einzelne Aspekte bestimmer Filme, insgesamt war es aber ein überraschend tolles FFF.