Zukunft braucht Herkunft – Nippon Connection 2015 (Teil 1 von X)

Nippon Connection 2015

Einmal R/retro, immer R/retro? Diese Frage stellt sich jedes Jahr auf’s Neue im Vorfeld wie im Verlauf vieler Festivals, die sich neben einer stichprobenartigen Überblicksschau über das aktuelle Filmgeschehen in einem Land, einem Kulturraum oder gar der ganzen Welt die Bewahrung und das ‚Lebendighalten‘ des/eines Filmerbes auf die Fahnen geschrieben haben. Mag der Fokus dabei auf das Oeuvre eines ‚Auteurs‘ gerichtet sein, auf den (hetero- oder homogenen) ‚Output‘ eines Produktionsstudios oder auf einzelne Filme, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt oder über größere Zeiträume hinweg auf unterschiedlichste Weise mit einem bestimmten historischen Ereignis auseinandersetzen, usw. Weiterlesen…

THE CHELSEA GIRLS – documentation of a split-screen projection, 05/06/2014

THE CHELSEA GIRLS - Instructions for split-screen projection

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Zitat der Woche

Nicht die Geschichte ist das, was uns berührt, sondern die durch unsere Augenzeugenschaft in uns zu Leben erwachten Bilder. Daher lohnt nicht alles, Film zu werden.
Nur was sich in Bilder brennen läßt, die die Kraft haben, Erinnerung zu werden, hat eine Existenz über den Rand der Leinwand und der Geschichte hinaus.

Fred Kelemen

CRAZED FRUIT und dann? Auf den Spuren von Kô Nakahira…

CRAZED FRUIT, 1956

 

Die Geschichte Nakahiras, geboren am 3. Januar 1926 in Tokio, ist vor allem die Geschichte EINES Films: CRAZED FRUIT (Kurutta kajitsu) von 1956. Zumindest ist dies der Eindruck, den man gewinnen könnte, wenn man sich intuitiv auf die Suche nach dem Namen Nakahira in unterschiedlichen filmhistorischen Darstellungen macht, immer wieder auf diesen Film verwiesen wird, der als epochaler Meilenstein gilt, als einer der wichtigsten Filme der 1950er Jahre, der das japanische Nachkriegskino wie kaum ein anderer mit seinem wilden Ungestüm umkrempelte und nahezu im Alleingang die japanische „Neue Welle“ in Gang gesetzt zu haben scheint. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, Nakahira hätte nach dieser imposanten Großtat den Regisseursberuf an den Nagel gehängt und sich in den frühzeitigen Ruhestand verabschiedet. Doch was kam wirklich danach? Eine kleine (unvermeidlich ebenso unvollständige wie kursorische) Spurensuche anlässlich der bevorstehenden Retrospektive bei der diesjährigen Ausgabe der NIPPON CONNECTION in Frankfurt… Weiterlesen…

Zitat(e) der Woche

WHAT IS DIGITAL CINEMA?

We can finally answer the question „what is digital cinema?“ Digital cinema is a particular case of animation which uses live action footage as one of its many elements. […]

Manual construction and animation of images gave birth to cinema and slipped into the margins…only to re-appear as the foundation of digital cinema. The history of the moving image thus makes a full circle.

Born from animation, cinema pushed animation to its boundary, only to become one particular case of animation in the end.

Lev Manovich, 1995

Has cinema not just become another type of gaming in today’s gaming culture? And, to echo Manovich’s statement, was cinema after all not „born“ within the context of optical toys and arcade games?

Wanda Strauven, 2011

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¡Marker Sí!

LA BATAILLE DES DIX MILLIONS

 

Nach unserer schamlosen „PR-Aktion“ für die diesjährige Ausgabe der Filminstitution goEast hier nun – der ausgleichenden Gerechtigkeit wegen – ein kurzer Hinweis auf die aktuelle, (nur im Umfang) vergleichsweise bescheidene „Filmkunstintervention“ des berüchtigten Frankfurter Filmkollektivs, die diesmal (nach den höchstehrenwerten Huldigungen an den Untergrund-Veteranen Wilhelm Hein und den Filmpoeten Karpo Godina) einem nicht wirklich unbekannten oder missachteten, nichtsdestotrotz kaum gesehenen Filmemacher gewidmet ist: dem letztes Jahr nun vollends aus dieser Welt entschwundenen Christian François Bouche-Villeneuve, besser bekannt unter seinem Pseudonym Chris Marker. Weiterlesen…

Vorfreude (goes East), oder kurz: „λ = c / f“

DER AUSFLUG (REJS) von Marek Piwowski, 1970

Zuverlässig wie die Umstellung der Uhren kehrt jedes Frühjahr das goEast-Festival in Wiesbaden mit einer neuen Ausgabe zurück, um dem interessierten Publikum einen Einblick in das aktuelle Filmschaffen in Ost- und Mitteleuropa zu gewähren. Neben Sektionen wie dem Wettbewerb oder den Highlights, in denen Filme aus den letzten Jahren versammelt sind, ist auch diesmal wieder ein „Symposium“ (inklusive Filmreihe) dabei, ein von Eskalierende Träume besonders bevorzugter und gewürdigter Programmteil, auf den wir hier vorab einen genaueren Blick werfen wollen.

Ziel des Symposiums war es in den bisherigen Ausgaben oft, auf das zu Unrecht der Vergessenheit anheimzufallen drohende Filmschaffen einzelner Länder oder Gruppierungen, „Auteurs“ oder auch Studios aufmerksam zu machen, seien sie nun bemerkenswert durch ihren stilistischen und formalen Wagemut, ihre Ausbruchsversuche aus dem Korsett der filmischen Konventionen; durch die bewusste Abwendung vom bzw. kämpferische Opposition zum „staatlich Erwünschten“, ihre gesellschaftskritische Haltung – oder aufgrund anderer potentiell subversiver und als beispielhaft für die jeweilige Konzeption des Symposiums dienender Merkmale. Das gemeinsame und verbindende Element der jüngsten Ausgaben scheint vor allem, dass sie sich immer wieder um Ausgrabungen in Deutschland unbekannter oder (inzwischen) vernachlässigter Filme und FilmemacherInnen bemühen, sei es, weil sie bereits zur Entstehungszeit diesseits des sogenannten „Eisernen Vorhangs“ – wenn überhaupt – nur spärlich bzw. vereinzelt, d.h. in der Regel nur auf Festivals (oft mit zeitlicher Verzögerung) in Erscheinung traten. Sei es, weil sie durch die „westeuropäische Brille“ lediglich als „Epiphänomene“ internationaler Strömungen und Bewegungen wahrgenommen und kategorisiert worden sind, oder im Gegenteil (je nach Einzelfall vom Osten oder vom Westen) als „zu spezifisch“ und „zu hermetisch“ angesehen wurden, um international Verständnis oder Anklang finden zu können. Weiterlesen…

Zitat der Woche

„Die Natur hat sich ihr Geschäft schlecht überlegt, indem sie die Jugend nicht im Zustand von Säuglingen läßt, die nur stammeln und alle vier in die Luft strecken können, ein Zustand, den das Kind nur hinter sich läßt, um dumme Reden zu führen und dumme Streiche zu machen. Man müßte die Kinder bis zu zwanzig Jahren in den Windeln lassen. Und sie dann auch nur auswickeln, weil man die Sache leid ist.“

„Mit vier Jahren kann man ein Streichholz anzünden; mit neun eine Pistole handhaben; mit dreizehn kopulieren; mit sechzehn Ideen haben. Das endet mit Unfällen.“

– Robert Poulet, Wider die Jugend (1963)

Sleeping Johnny…

Sleep

John Giorno, sleeping in SLEEP (1963)

„Schlafe, mein Johnny, schlaf ein…“ – So womöglich könnte die einzige Regieanweisung Warhols bei den Dreharbeiten zu SLEEP geheißen haben, die er 1963 seinem Darsteller John Giorno mit auf den Weg gegeben, ihm mit seiner brüchigen, dennoch sanften Stimme ins Ohr gesäuselt hat… Und wer heute (Donnerstag, 12.12.) abend Zeit hat, den GANZEN Abend Zeit hat, kann sich das Ergebnis, dieses über einen Zeitraum von mehreren Wochen (in mehreren „Sleeping Sessions“) entstandene „masterpiece of quiescence“ (Stephen Koch) im Filmmuseum Frankfurt auf der Leinwand ansehen… Weiterlesen…

Zitat der Woche

„hinsichtlich des Kunstwerks

im zeitalter seiner technischen reproduzierbarkeit

haben Sie sich geirrt

benjamin

 

die originale bleiben geheimnisse

auratisch for ever“

 

An Walter Benjamin. Alfred Andersch