Ältere Texte:

Filmfest München 2012: Wertungen und Listen



Wie bereits vorletztes Jahr zum Filmfest München und in den letzten beiden Jahren zum Fantasy Filmfest gibt es dieses Jahr wieder ein Fazit in Form einer Wertungstabelle und Top-/Flop-Listen zum Filmfest München 2012. Die diesjährige ET-Filmfest-Gesandtschaft bestand aus dem vollzählig versammelten Hofbauer-Kommando, das seit Ende letzten Jahres (wie man etwas versteckt den HK-Einleitungsworten im ausufernden Jahreslisten-2011-Beitrag entnehmen konnte) aus vier Führungsmitgliedern besteht. Möglicherweise werden separat noch weitere HK-Betrachtungen zum Filmfest folgen, nachdem der hier vorliegende Artikel offenkundig kein HK-Beitrag im traditionellen Sinne ist. Ebenso folgen vielleicht noch Filmfest-Betrachtungen vom hoffentlich zukünftigen ET-Gastautor Jürgen. Einstweilen bestreiten die HK-Mitglieder einen ersten Rückblick in Zahlen- und Listen-Form. Bei den älteren Filmfest-Filmen aus Retro und Hommage sind nur die auch tatsächlich beim diesjährigen Filmfest gesehenen Filme bewertet, andernfalls gäbe es angesichts der Werkschauen zu Haynes, Delpy, Fassbinder, Refn, Griffith und Loriot viel zu tun. Weiterlesen “Filmfest München 2012: Wertungen und Listen” »

Das Hofbauer-Kommando

The Last Large Format Picture Show?



Kürzlich rollte der neue Trailer durchs Netz, spannender ist aber fast die Nachricht, dass es von Paul Thomas Andersons THE MASTER tatsächlich auch 70mm-Kopien geben wird, eine erste Kopie wurde vorletzte Woche offenbar bereits in Los Angeles in einem internen Screening gezeigt. Selbstverständlich ist das keineswegs, Ron Frickes letztes Jahr veröffentlichter 70mm-Dokumentar-Essayfilm SAMSARA wurde bislang offenbar nur maximal als 4k-Projektion gezeigt, eine 70mm-Filmkopie ist aus Kostengründen leider nicht in Aussicht. In Sachen Kino-Spielfilm ist THE MASTER dann wohl auch tatsächlich das erste komplett auf 65mm gedrehte Werk seit Ron Howards FAR AND AWAY (1992) und Kenneth Branaghs HAMLET (1996), die dem mittlerweile fast beerdigt geglaubten Format seinerzeit keine entscheidenden Impulse geben konnten. Die gingen noch eher von Christopher Nolans letzten Filmen aus, die zumindest partiell im horizontalen IMAX-65mm-Format gedreht wurden, das gegenüber klassischem 65mm noch einmal ein deutlich größeres Negativbild besitzt, allerdings auch immer seltener adäquat gezeigt werden kann, nachdem es kaum noch echte 70mm-IMAX-Kinos gibt (hierzulande nach der Umrüstung des Berliner IMAX tatsächlich kein einziges mehr, das Spielfilme zeigen würde – London dürfte die nächstgelegene Möglichkeit sein und wird wohl auch demnächst bei THE DARK KNIGHT RISES wieder als Pilgerstätte für IMAX- und 70mm-Enthusiasten fungieren). Dem gleichen Problem steht natürlich auch THE MASTER gegenüber, weil auch die herkömmliche 70mm-Projektion nur noch in einer Handvoll Kinos vorhanden und betriebsbereit ist und zugleich der Digitalisierungsdruck immer größer wird. Insofern durchaus möglich, dass es der letzte (wenn auch nur in wenigen ausgewählten Spielstätten) auf 70mm gezeigte aktuelle Film überhaupt sein wird, mehr oder weniger im letzten möglichen Moment der derzeitigen filmtechnischen Umbruchphase. Glücklicherweise wird der Film auch tatsächlich im analogen Negativschnitt gefertigt, wofür eigens Simone Appleby vom französischen Kopierwerk, das vor einigen Jahren auch die PLAYTIME-70mm-Raustauration durchführte, in die USA eingeflogen wurde (siehe auch hier). Auch wenn mir bei Andersons THERE WILL BE BLOOD der Wille zum „ganz Großen“ bei allen Qualitäten nicht immer ganz mundete, braucht es wohl tatsächlich solche wahnwitzige Ambition und ihre positiven Seiten, um ein Projekt wie THE MASTER in dieser Weise überhaupt noch möglich zu machen. Das ringt jedenfalls einigen Respekt ab. Erfreulicherweise hat das 70mm-Festival in Karlsruhe bereits angekündigt, dass es 2012 zwar zu knapp wird, aber man aller Voraussicht nach spätestens bei der 2013er Ausgabe des Festivals THE MASTER dort auf 70mm zu sehen bekommen wird.

Andreas

Zitat der Woche

Meine Schwiegereltern haben in der Türkei ein Berghaus mit zwei Satellitenschüsseln und 1490 empfangbaren Programmen. Unfassbar viel Schrott. Wir waren mal dort, als gerade Champions League war. Irgendein Spiel in London, ich glaube was mit Arsenal. Rechtzeitig vor dem Spiel, also lange vorher, habe ich angefangen, die Kanäle abzusuchen. Alle. Viel syrisches Fernsehen. Aber auf einmal sah ich den Spielertunnel. Ohne Werbeunterbrechung. Ich dachte immer, gleich schalten sie ab. Taten sie aber nicht. Auch in der Halbzeit sah man fast die ganze Zeit einfach Bilder aus dem Stadion. Schwenks, Torhüter beim Aufwärmen, alles ohne Kommentar. Ein ununterbrochener Stream auf einem aserbaidschanischen Sender. Bilder, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Die fehlen mir seitdem, wenn ich in Deutschland Fußball schaue.

Christian Petzold im Interview in der letzte Woche erschienenen 14. Ausgabe (Juni 2012) des Film-/Medien-/Kultur-Magazins CARGO.

Als ich vor einigen Tagen das EM-Gruppenspiel Portugal-Niederlande sah, das hierzulande aufgrund der Berichterstattungspräferenz für das parallel stattfindende Spiel Dänemark-Deutschland auf den ARD-Spartenkanal EinsFestival abgeschoben war, hatte ich ein wenig Hoffnung, dort vielleicht ein Stück weit mehr dieser Fernsehbilder aus dem Schattenreich ungefilterter Streams zu sehen. Immerhin gab es dort nur den Kommentator, nicht das übliche Brimborium aus Report-, Interview- und Talk-Einspielern. Zu Beginn der Halbzeitpause deutete sich für einen kurzen Moment an, dass vielleicht tatsächlich einfach unkommentierte Stadionbilder zu sehen sein werden. Länger als ein paar Sekunden schien man das aber nicht für zumutbar zu halten, es wurde kurzerhand eine Nachrichtensendung zwischengeschaltet. Bis in die letzten (jedenfalls hiesigen) Ritzen der medialen Sportevent-Verwertung wird einem signalisiert, dass der neugierige Müßiggang des nicht von vornherein gesteuerten Blicks nicht erwünscht ist.

Andreas

Johnny Hamlet (1968)

 

Regie: Enzo G. Castellari – Kamera: Angelo Filippini – Musik: Francesco De Masi

 

 

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Sano Cestnik

100 Deutsche Lieblingsfilme # 38:
Maria – Nur die Nacht war Zeuge (1979)

Ein Film mit einem reißerisch anmutenden Titel, inszeniert vom Regisseur der Schulmädchenreport-Reihe. Ein ausgewogener, ein ausbalancierter Film. Eine Fingerübung auf hohem Niveau. Eine vorhersehbare und im konventionellem Rahmen gehaltene Moralpredigt. Ein Film der sich immer wieder auf sich selbst besinnt und permanent aus allem speist was in ihm zuvor erschienen ist. Eine Schlange die sich in den Schwanz beißt, ein sich selbst verschlingendes Ungetüm. Egal was man über Ernst Hofbauer und seine mannigfaltigen Ansätze sozialkritisches Kino in Deutschland inszenieren zu wollen denkt, eines ist meiner Meinung nach unbestreitbar: Hofbauer weiß wie man Filme inszeniert. Maria – Nur die Nacht war Zeuge zeigt Hofbauer im Vollbesitz seiner inszenatorischen Fähigkeiten und mich würde nicht wundern, hätte Hofbauer gesagt: „Ich hatte bereits alle Einstellungen, alle Details, vor dem Dreh im Kopf“. Doch was Hofbauer hier von den frenetischen Exzessen seiner jüngeren Werke trennt ist nicht Lustlosigkeit sondern Abgeklärtheit. Hier ist kein Regisseur am Werk der noch irgendjemandem irgendetwas beweisen müsste – auch nicht sich selbst. Weiterlesen “100 Deutsche Lieblingsfilme # 38: </br>Maria – Nur die Nacht war Zeuge (1979)” »

Sano Cestnik

100 Deutsche Lieblingsfilme # 37:
Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn (1967)

Fritz Wepper spielt einen fleißigen Studenten und einen braven Sohn. Nebenbei verkauft er aber noch Drogen und betreibt einen Prostitutionsring. Als er sich verliebt, will er aussteigen – doch so einfach geht das nicht. Um ihn davon abzubringen, entschließen sich seine Freunde, die auch gleichzeitig seine Arbeitskollegen sind, Lotti, seine frisch Erwählte, in ihrem Etablissement ebenfalls an ältere Herren zu verhökern. Das erweist sich als nicht weiter kompliziert, denn die leichten Mädchen der Jungs sind fast allesamt ihre Mitschülerinnen. Und da sie ihr die Freuden von Drogen und Nebenverdienst nicht vorenthalten wollen, der „Nonne“, wie sie Lotti nennen, jedoch nicht recht über den Weg trauen, wird sie einfach unter falschen Vorzeichen zum Ort der Vollstreckung gelockt. Es kommt wie es kommen muss, sie ist so naiv, wie die anderen abgebrüht: LSD-Rausch, und der unerkannte Beischlaf mit dem Vater Weppers. Als Sohnemann vorbeischaut und die beiden zur Rede stellt, kommt es zur Aussprache zwischen Vater und Sohn einerseits und zum Selbstmord der Freundin andererseits. Weiterlesen “100 Deutsche Lieblingsfilme # 37: </br>Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn (1967)” »

Sano Cestnik

Berlinale 2012: Rückblick & Fazit



Vor anderthalb Wochen ging das Filmfestival in Cannes zu Ende, eine (mehr oder weniger) gute antizyklische Gelegenheit also, plötzlich noch mit dem bislang schuldig gebliebenen Berlinale-Fazit um die Ecke zu kommen. Immerhin ein wenig früher als letztes Jahr der „späte Vogel„, aber dennoch mit einer einigermaßen stattlichen Verspätung in (mehr oder weniger) bester ET-Tradition. Mit dem zunächst vielversprechenden, ungezwungenen „Schmierzettel“-Vorhaben wurde es leider nach den „ersten Notizen“ nichts mehr, und nachdem die Rückkehr aus Berlin erst einige Tage nach Festivalende erfolgte und da schon wieder ein wenig die Luft raus und Distanz zum Geschehen da war, ging erst einmal lange nichts mehr. Als kleiner Mehrwert und Verspätungs-Bonus sind beim jetzigen Rückblick immerhin nicht nur die auf dem Festival gesehenen, sondern auch die danach noch nachgeholten Filme inbegriffen. Außerdem liegt der Schwerpunkt dieses Beitrages weniger auf den Filmen im Einzelnen, zu denen in den meisten Fällen von diversen Kritikern und Bloggern bereits sehr viel geschrieben wurde, sondern auf einigen spezielleren Betrachtungen, die andernorts wenig bis keine Aufmerksamkeit bekommen. Weiterlesen “Berlinale 2012: Rückblick & Fazit” »

Andreas

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