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Sano Cestnik
7. Februar 2013 | Kommentieren | Artikel einzeln anzeigen |

ET Fernsehjuwelen – Liebesgrüße von dahoam

Seid ihr es auch immer Leid: Überall gibt’s Fernsehtipps, aber die wirklich wichtigen Filme verpasst man dann doch. Aber nicht mit Uns! Mit den exklusiven Eskalierende Träume Fernshejuwelen schaffen wir endlich Abhilfe. Wir durchforsten das Fernsehprogramm so gründlich, dass kein Krümel übrigbleibt, und kein Zuschauer vor der Glotze verhungern muss und wollen Ihnen hiermit fortan in lose wechselndem Abstand die persönlichen Empfehlungen der ET-Autoren nahe bringen.
(Alle Angaben ohne Gewähr)

So, nun ist es soweit. Lange spukte mir diese Idee im Kopf herum. Aber so richtig Lust hatte ich selten. Fernsehtipps, wer braucht das schon? Und außerdem besitze ich ja schon fast seit 10 Jahren keinen Fernsehanschluss mehr. Und der Verzicht. Und sowieso. Aber nun habe ich mich überwunden, ja ich musste mich letztendlich durchringen, aber es drängte sich mir einfach auf: Das Filmangebot in den kommenden Tagen ist großartig. Vor allem was deutsche und deutschsprachige Filme betrifft. Da braucht man gar nicht mehr zur Berlinale fahren, auch wenn man dadurch die Retrospektive um das Weimarer Kino verpasst. Denn vor allem in der Glotze gibt es regelmäßig Schönes und Sonderbares aus heimischen Landen zu bestaunen. Ich hoffe ihr werdet mit weit aufgerissenen Augen vor dem Bildschirm sitzen, wenn ihr meinen Ratschlägen folgt. Wenn nicht, Pech gehabt.

Die Auswahl erfolgt strikt nach persönlichen Vorlieben und Sehnsüchten. Und auch bei grenzwertigem neumodischen Schnickschnack ist der Autor im Zweifel für den Angeklagten. Die meisten Filme kenne ich selbst nämlich (auch) noch nicht. Ich lasse mich da gerne von meiner Intuition leiten. Ausgewählt habe ich bevorzugt Filme die im richtigen Bildformat gesendet werden, ohne Werbeunterbrechungen, ohne Kürzungen, und ohne ausländische (sprich: deutsche) Nachsynchronisation. Außnahmen bestätigen die Regel (und vieles bleibt letztendlich Spekulation). Weitere Hinweise oder Berichtigungen der Leser sind wie immer willkommen. Und damit sich niemand über Verpasstes ärgern muss, habe ich erst mit dem Programm von heute Nacht begonnen. Die Filmtitel sind übrigens machmal mit Verlinkungen zu Filmausschnitten oder Anderem ausgestattet.

 

Donnerstag 07. Februar

Solo Sunny
Konrad Wolf, DDR, 1980
MDR 23:35
Ein Film von Konrad Wolf und Wolfgang Kohlhaase.

Ganovenehre
Wolfgang Staudte, BRD, 1966
DAS VIERTE 23:55
Ein Farbfilm von Wolfgang Staudte (Kamera: Friedl Behn-Grund und mit Helen Vita!). Leider auch in der Wiederholung immer noch mit mehreren Werbeunterbrechungen versehen. Weiterlesen “ET Fernsehjuwelen – Liebesgrüße von dahoam” »

Sano Cestnik
7. Februar 2013 | 2 Kommentare | Artikel einzeln anzeigen |

Filme von Agnès Varda bis 17. Februar kostenlos im Internet

Bild aus Black Panthers (Frankreich, 1968)

Seit Gestern kann man auf der Homepage von Doc Alliance Films 17 Filme von Agnès Varda kostenfrei als Stream ansehen. Die Qualität scheint mir den ersten Eindrücken nach gut zu sein. Die Filme werden jedoch (nur) mit festen englischen Untertiteln angeboten und tragen ein Wasserzeichen am linken oberen Bildrand. Dennoch ist dies ein begrüßenswertes Angebot sich auf den filmischen Kosmos der vermutlich bekanntesten französischen Filmemacherin einzulassen.

Einen kleinen Einblick in die künstlerische Laufbahn von Varda in schriftlicher Form bekommt man unter anderem bei Senses of Cinema.

Sano Cestnik
5. Februar 2013 | Kommentieren | Artikel einzeln anzeigen |

100 Deutsche Lieblingsfilme #45: Der Mond (2010)

“One of these days I’m going to cut you into little pieces“

Ein selbstgebasteltes Schild erscheint. Titeleinblendung, liebevoll, ungelenk. Wir befinden uns im Universum von Super 8, dem Filmformat für Filmliebhaber, günstig und magisch zugleich. Es ist ein Farbfilm, den Klaus Schneider uns vorführt, ich sitze neben Andreas im dunklen Raum, und ich fühle mich fast wie ein Kind, das wieder das Kino für sich entdeckt. Zeit und Raum verschwimmen, in diesem Film ganz besonders, für mich der Höhepunkt aus Klaus‘ Kurzfilmprogramm, das selbst wie eine Aneinanderreihung von Höhepunkten erscheint. Weiterlesen “100 Deutsche Lieblingsfilme #45: Der Mond (2010)” »

Sano Cestnik
30. Januar 2013 | Kommentieren | Artikel einzeln anzeigen |

Filmvorschau #9

Gräfin Mariza
Rudolf Schündler BRD 1958

Sano Cestnik
26. Januar 2013 | Kommentieren | Artikel einzeln anzeigen |

Zitat der Woche

Aus Frédéric Jaegers bei critic.de erschienenem und auch über das Zitat hinaus sehr lesenswertem Jahresrückblick 2012:

9. November: Zunächst hört sich das nach einer Randnotiz aus dem parlamentarischen Betrieb an: Der Bundestag beschließt, den Kulturetat für 2013 um 100 Millionen Euro zu erhöhen (gesamt 1,28 Milliarden). Die Auflistung, wofür das Geld eingesetzt werden soll, liest sich noch dazu recht unspektakulär: Hier etwas für die Denkmalpflege und Infrastruktur, dort etwas für Sanierungsarbeiten, aber auch das Kino soll nicht leer ausgehen: Immerhin 10 Millionen Euro werden für den Film reserviert und fließen in die Erhöhung des Budgets des Deutschen Filmförderfonds (DFFF). Sind das nicht gute Nachrichten? Jein: So richtig dagegen sein kann ja niemand (außer Klaus Lemke), wenn mehr Geld in die Filmförderung fließt – aber Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat sich erneut für eine Aufwertung der automatischen, nach wirtschaftlichen Fragen operierenden Subvention entschieden. Und das, natürlich, unter dem Deckmantel der Kulturförderung. Es sagt alles über die Prioritäten von Neumann aus, wenn gleichzeitig für 2013 eine Anpassung der Richtlinien ebendieser Förderung verabschiedet wurde, die innerhalb dieser technokratischen Lösung (jeder, der die Kriterien erfüllt, kriegt Geld) dafür sorgen soll, dass kleinere Filme mit nur geringer marktwirtschaftlicher Rentabilität ausgeschlossen werden. Denn wer künftig noch Geld will, muss einen Verleiher finden, der rechtsverbindlich zusagt (und dies vor Drehbeginn), dass er den Film mit mindestens 20 Kopien ins Kino bringen wird (ungeachtet des fertigen Films und dessen tatsächlicher Chancen im Kino). Für viele kleinere Projekte ist ein solches Versprechen schlicht nicht zu halten. Die wären dann auf eine Kulturförderung angewiesen, könnte man meinen. Dafür aber wurde trotz erhöhtem Kulturetat kein Geld reserviert. Ein Paradoxon? Ja, und ein Skandal.

Aber Moment, es geht ja noch weiter. Der Beauftragte für Kultur und Medien, so der volle Titel von Staatsminister Neumann, behauptet immer wieder, der DFFF sei auch eine kulturelle Förderung. Wer sich noch wundert, was das wohl bedeuten kann in Deutschland, der sei auf den Kriterienkatalog für die kulturellen Merkmale verwiesen. Denn Filme müssen einen „Eigenschaftstest“ durchlaufen, um zu zeigen, wie deutsch und wie kulturell sie sind. In den Richtlinien finden sich dann lauter Aspekte, die dies garantieren sollen: Neben den rein praktisch-nationalistischen Fragen nach Drehorten und der Staatsbürgerschaft von Crew und Cast gibt es eine ganze Reihe an Punkten für den gewünschten Gehalt: Wer auf einer literarischen Vorlage aufsetzt, ist schonmal im Plus, wer Künstler oder Kunstgattungen behandelt, auch, deutsche Motive und deutsche Figuren sind ebenso ein Bonus wie die Behandlung einer „Persönlichkeit der Zeit- und Weltgeschichte (z.B. Gandhi) oder eine[r] fiktionale[n] Figur der Kulturgeschichte (z.B. Herkules, Siegfried, Hänsel und Gretel)“. Historische Ereignisse, Weltanschauungen oder „Themen von aktueller gesellschaftlicher oder kultureller Relevanz (z.B. Kopftuchfrage, Flüchtlingsproblematik etc.)“ wirken sich nochmal positiv auf die Förderungschancen aus. Prost, Deutschland, auf viele weitere Jahrzehnte vorgeschriebener Bedeutungsschwere im Kino.

Sano Cestnik
22. Januar 2013 | 2 Kommentare | Artikel einzeln anzeigen |

Zum Tod eines seltsamen Filmemachers

Vor wenigen Tagen ist Ôshima Nagisa gestorben. Um genau zu sein am Dienstag den 15. Januar. Nach mehreren Schlaganfällen, die ihn seit 1996 ereilten, erlag er nun einer Lungenentzündung und, wie so oft gesagt wird, verliert die Filmwelt eine ihrer schillerndsten, besten, interessantesten usw. usf. Figuren. Einerseits ist das natürlich nur Augenwischerei, weil er seit über 13 Jahren keinen Film mehr vollendet hat und diese Erinnerung nur eine nostalgische Notiz in Presse und Fernsehen ist. Ohne seinen Tod interessiert sich kaum noch jemand für das Werk dieses seltsamen Filmemachers. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Japan der Aufschrei des Entsetzens nachhaltiger ist als anderswo, aber vielleicht täusche ich mich. Es wird ihm Respekt gezollt, weil er mal von Bedeutung war. Es wird kurz etwas Bohai gemacht, bevor er größtenteils vergessen oder in einen goldenen Kanon gezwängt wird, von wo aus Schüler und Studenten mit ihm gequält werden. Im Grunde eine riesige Sauerei, aber damit muss jeder leben, ob er nun Dostojewskij, Petronius, Huysmans oder James Whale heißt. Die Vergangenheit ist fort und wird nimmermehr lebendig werden. Besonders in einer Welt, in der das Alte und Vergangene mit Überholtheit und Minderwertigkeit aus Sicht einer heiligen Moderne, die weiß wie Dinge besser, spannender und intelligenter gemacht werden, gesehen wird. Ich will hier gar nicht rumheulen, ich habe mich lange damit abgefunden. Doch die Flut an halbgaren Nachrufen verdeutlicht nur wie vergangen die Zeit des Toten ist. Sie fühlen sich teilweise wie Spott an. Pflicht gegenüber einer Legende, die uns endlich nicht mehr mit ihrer physischen Präsenz vom abhaken abhält. Die Filmwelt beklagt einen Verlust, der keiner ist. Ôshimas Zeit war schon lange vor seinem Tod vorbei. Sein Tod ändert nichts. Es gibt einem nur die Chance an jemanden zu erinnern, der für einen noch nicht tot ist, der einen immer noch fasziniert, der einem immer noch etwas zu sagen hat, auch wenn er schon nur noch aus dem Sarg der Zeit spricht. In der Hoffnung, dass es jemanden interessiert.

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Robert
19. Januar 2013 | 5 Kommentare | Artikel einzeln anzeigen |

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