Ekstase 2011

Ältere Filme, erstmals gesehen: gesammelte Entdeckungslisten



In jährlicher Tradition (siehe 2009 und 2010) folgt hiermit unter neuem Motto auch für das Jahr 2011 eine Sammlung von filmischen Entdeckungen. Aus verschiedenen Gründen sind wir diesmal ein paar Tage später dran und leider ist auch ein Schwund bei der Teilnehmerzahl zu verzeichnen (möglicherweise gibt es zumindest noch eine Listen-Nachreichung), dafür haben sich die verbliebenen Teilnehmer mit umso umfangreicheren Beiträgen ins Zeug gelegt. Außerdem freuen wir uns ganz besonders, mit Christian bei dieser Gelegenheit einen neuen E-Träumer in unseren Reihen begrüßen zu dürfen. Die Jahreslisten mit unseren Favoriten des aktuellen Kinojahres folgen wie gewohnt in einigen Tagen. Weiterlesen…

Aktion deutscher Film #4: Strandgut aus DÖS



Kurz vor Ablauf der ersten Phase der Aktion deutscher Film (auch „DÖS“ für „Deutschland-Österreich-Schweiz“ genannt, weil es nicht im engen Sinne um den deutschen, sondern den deutschsprachigen Filme geht) kommt also auch von mir endlich noch ein Eingangsposting. Erst der unmittelbar bevorstehende Fristablauf forcierte dann endlich das lange aufgeschobene Vorhaben, wenn auch nun ungünstigerweise während des ohnehin im allgemeinen Listen-Overkill und Weihnachtsstress versinkenden Dezember. Immerhin konnte die Liste durch die ewige Verzögerung andererseits noch mit einem guten Schwung besonderer Titel angereichert werden, die ich vor einem halben Jahr noch nicht kannte. Von ET-Seite haben sich bisher (und es wird leider auch niemand mehr hinzu kommen) Sano, das Hofbauer-Kommando und Christoph an dieser unterstützenswerten Aktion beteiligt. Und sie haben dabei zu weiten Teilen in ihren Einleitungen schon viel grundsätzliches erwähnt, das ich im Großen und Ganzen ähnlich sehe.
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Die vierte Wand (1969)


Zurück nach vier Jahren Studium in England, wo alles noch so mondän poppig, friedlich und ace war, findet sich Marco (Paolo Turco), Sohn eines Kunststoff-Fabrikanten, im heimatlichen Italien aufgelöst zwischen ziellosem Studentenaufstand und zielloser Großbürger-Tristesse, „wie ein anachronistischer Candide“. Seine letzte Nacht in England verbrachte er noch auf einem Polizeirevier – wir erfahren nicht warum – zwischen Säufern, Hippies und reisenden Musikern, die den blassen Morgen streichen. Italien ist nach vier 60iger-Jahren jedenfalls nicht minder mondän, kann es sein.
Motorräder, Kameras, Mode, kalter Sex, phlegmatische Gemeinheiten, Phrasen-Tennis, Verbilligung der Gefühle, Austreibung der Gefühle, Manufaktur der Gefühle, moralistische Unmoral, Kunstgewerbe, Kapitalismus, Chic, Lesben, Schwule, Pop-Art, Prinzipien der Lüge, Nagellack, Lachen, Plastics, inszenierter Dreck, Retorten-Ideologien, im Kreis fahren mit Auto und Motorrad, schwedische Sekräterinnen, Marketing, Prediger im Park, bankrotte Kleinunternehmer, bedröhnte Engel des Verfalls auf düsteren Parties, Obst klauende Herumtreiberinnen, Fotografinnen, Shareholding, Raserei im Regen, libidinöse Gärtner, Radio, reisende Hippie-Antiquare, Gewitter, Wald, Schrottplätze, Inzest, Kinder die vor einem Güterzug voller Rinder im Matsch spielen. Schein oder Täuschung vor, Wut oder Angst hinter der Kamera? Weiterlesen…

100 Deutsche Lieblingsfilme #33:
Das Schiff der verlorenen Menschen (1929)



Massive Spoiler im letzten Absatz!

Der Anfang nimmt sich zumindest aus heutiger Sicht fast wie ein kleiner, vereinender Brückenschlag aus. Der Franzose Maurice Tourneur, als Regisseur immer wieder in den USA aktiv, inszeniert einen deutschen Film – der damit anfängt, dass ein entflohener Sträfling durch ein impressionistisch im Wind wogendes Getreidefeld in eine deutsche Hafenstadt kommt und dort in einem expressionistisch von steilen Kanten und schiefen Winkeln gezeichneten abgelegenen Haus zur Seefahrt anheuert, und kurz danach gibt es in der Seemannsspelunke auch noch eine Schlägerei wie im Saloon eines Western: torkelnde Gestalten, ausgelassene Stimmung, es rumpelt und rempelt, Bier wird übereinander verschüttet und die Fäuste ausgepackt, bis alles kurz und klein geschlagen ist. Weiterlesen…

The Beast of Yucca Flats (1961)

Die Uhr tickt. Eine Frau zieht sich aus. Speckige Hände umgreifen ihren Hals. Lautlos. In der nächsten Szene überschlagen sich die Ereignisse. Ein Atombombentestgelände. Ein wichtiger Koffer. Der Eiserne Vorhang. Das Kindergesicht von Conrad Brooks. Eine Autoverfolgungsjagd. Schüsse.

„Get the briefcase!“

Die Stimme aus dem Off gehört einem Beat-Poeten:

„Flag on the Moon. How did you get there? Secret Data. Pictures of the Moon. Secret Data. Never before outside the Kremlin. Man’s first rocket to the Moon.“

Die gottverlassene Wüste. Mittendrin die dickste Kugel unter der Sonne, Tor Johnson, lias Dr. Joseph Javorsky.

„Yucca Flats. The A-Bomb.“

Die Bombe geht hoch. Noch nicht mal 9 Minuten Film. Weiterlesen…

Viennale 2011: Empfehlungen, Vorfreude und Vermisstes



Nächste Woche beginnt die Viennale, ein guter Anlass also, schon einmal voraus zu blicken auf eines der reichhaltigsten und in schönster Weise eigensinnigsten europäischen Filmfestivals, das sich befreit von Wettbewerbszwängen eine außergewöhnlich stark an künstlerischen Gesichtspunkten orientierte Auswahl an Filmen leistet, die sich zu weiten Teilen aus den Aufstellungen der großen Wettbewerbsfestivals Rotterdam, Berlin, Cannes, Locarno und Venedig speist, zudem aber von eigenen Entdeckungen sowie der Pflege bevorzugter Filmemacher ergänzt wird. Ganz so ausführlich wie die diesjährige Filmfest-München-Vorschau soll das hier nicht werden und auch gar nicht so sehr auf einzelne Filme eingehen (dafür gibt es im Zweifelsfall genug Quellen, die zu recherchieren und kompilieren mir diesmal etwas zu ausufernd wäre), es ist eher ein -vergleichsweise- kurzer Vorab-Überblicksversuch in Listenform mit einigen sich daran anschließenden allgemeinen Worten. Und weil ich vor allem in Berlin und München eine ganze Handvoll der Viennale-Filme bereits gesehen habe, bietet es sich natürlich an, mit einigen von mir geschätzten, freilich aber mitunter nicht gerade jedermanns Geschmack treffenden Filmen anzufangen… Weiterlesen…

Black Angel (1946)

Eine der besten Szenen von Black Angel gibt es gleich zu Beginn. Nachdem wir mit Mavis Marlowe die Femme Fatale des Films in einer verblüffend pointierten und ökonomischen Szenenfolge kennenlernen, und zwei männliche Personen eingeführt werden die mit ihr in Verbindung stehen, kommen wir mit dem dritten Mann zum Tatort der nun bereits ermordeten Dame. Die Tür ist angelehnt, und Kirk Bennett, der kurz darauf wegen des Mordes verurteilt werden wird, tritt ins Zimmer. Es läuft Musik, ein Stück namens „Heartbreak“, welches Marlowes von ihr verlassener Ehemann vor längerer Zeit für sie geschrieben hat, und das ihr den Durchbruch zu einer Karriere als Sängerin ermöglichte. Während Kirk im Vorzimmer wartet und das Musikstück zu Ende läuft, um im Plattenspieler gleich noch einmal von vorne zu beginnen (eine hypnotische Großaufnahme, von denen es im Film noch mehrere geben wird) Weiterlesen…

The Good, the Bad and the Ugly – Ode an die Vergessenen

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100 Deutsche Lieblingsfilme #31: Die Weibchen (1970)


Reise, Mädchen, reise, in das Land der Frauen, wo die Männer dir nicht mehr zuviel zumuten, wo du sie killen und zu Katzenfutter verarbeiten darfst, wo die Politessen und die Pastorinnen für Ordnung sorgen, wo rauchende Mechanikerinnen dein Auto reparieren und weibliche Kameradschaft groß geschrieben wird. Ein bisschen Blut, ein bisschen Kunst, ein bisschen Wein, ein bisschen Mann, und stark sein.
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Moderato cantabile (1960)

Selten wurde sich im Film dieses Themas angenommen. Keine Liebesgeschichte. Nicht das Davor und nicht das Danach. Sondern irgendwo dazwischen. Jeanne Moreau, geplagt von ihrer Vergangenheit, möchte sterben. Jean-Paul Belmondo, verliebt, möchte mit ihr leben. Durch einen Mord aus Liebe kommt die Erinnerung an Vergangenes hervor. Moreau sehnt sich nach etwas, was sie nicht haben kann: Leidenschaft, Liebe, Gefühle – im Hier und Jetzt. Belmondo nähert sich ihr, durch den einzigen Weg den er erkennt. Sie möchte wissen, was geschah. Wieso der Mann die Frau ermordet hat. Belmondo erfindet davon ausgehend eine Geschichte, eine Geschichte für beide, indem er sich den Wünschen Moreaus annähert, weil er glaubt, dadurch seine eigenen verwirklichen zu können. Als er erkennt, dass dies ein Trugschluss war, verlässt er Sie.

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