Zitat der Woche & Festival-Hinweis

„Als ich erfuhr, dass mein Lab mit sofortiger Wirkung geschlossen werden sollte, ergriff mich eine Panik. Ich setzte alles in Bewegung, damit mein loyaler Betreuer in dieser Firma meine Sachen noch entwickeln konnte, bevor es zu spät war. Dann kam der Artikel im Guardian, die Sache bekam eine Dynamik, es wurde eine Petition daraus. FILM kam aus diesem Aufruhr heraus. Ich arbeite immer weitgehend unbewusst, weiß nie, wohin ich geraten werde. Jetzt (Ende Januar 2012) versuche ich gerade, ein Event in der Turbine Hall zu organisieren, bei dem wichtige Firmen zusammenkommen sollen, die sich auf die Rettung des Mediums Film verpflichten sollen. […]
[Zur Unterscheidung zwischen einer analogen und einer digitalen Projektion:] Das wird zunehmend schwieriger, aber das ist nicht der Punkt. Ich glaube, dass ich den Unterschied erkenne, weil ich stärker gelangweilt und weniger gefesselt bin. Neulich ging ich mit meinem Sohn in die Vorführung eines Pippi-Langstrumpf-Films. Es war eine schöne, schon ein wenig mitgenommene Kopie. Das war so „nourishing“.
Die Filmindustrie setzt alles daran, uns glauben zu lassen, dass digital besser als Film ist. Die Verteilung der Pixel ist inzwischen sehr hoch, aber am Ende geht es um einen körperlichen Effekt. Der Körper reagiert darauf, und es ist ein Faktum, dass ich stärker gelangweilt bin. Liegt es am unsichtbaren Schwarzbild zwischen den Bildern, das verloren geht? Ich kann nur sagen, dass ich in einem alten Pippi-Langstrumpf-Film lebendiger bin. […]
Das Digitale wird in sein Eigenes kommen, solange es aber Film imitiert, ist das für beide Seiten nicht gut. Sobald das Digitale seine eigene Sprache gefunden hat, wird sich das alles vielleicht ändern. Derzeit aber sieht es so aus, als würde das eine das andere vollständig ersetzen – dagegen wehre ich mich. […]
Ich glaube, ich muss noch einmal einen Artikel schreiben. Bald werde ich den Leuten auf die Nerven gehen. Niemand schrieb darüber, dass Kodak immer noch das beste Profiprodukt dieses Typs herstellt. Kodak muss wirklich sehen, dass es seine Branchensparte sichert. Jetzt stoppen sie aber sogar Negativmaterial. Dabei ist das ihre große Stärke! Jemand muss diese Firma kaufen. Ich bin zu einer Predigerin geworden, das ist nicht gut, das ist eine erbärmliche Position, in die ich da geraten bin.“

Tacita Dean in einem von Bert Rebhandl geführten Interview in der vor einigen Wochen erschienenen Ausgabe 13 (März 2012) des Film-/Medien-/Kultur-Magazins CARGO, erhältlich hier im Abonnement oder hier als Einzelexemplar.

Eine gute Gelegenheit, frühzeitig auf das 8. Todd-AO 70mm-Festival in Karlsruhe hinzuweisen, dessen Termin (5.-7.10.2012) und ein erster Film bereits feststehen – insgesamt ist voraussichtlich mit etwa zehn Langfilmen und einem Kurzfilmprogramm zu rechnen. Und nachdem das Festival in früheren Jahrgängen bereits den Großteil der klassischen 70mm-Hollywoodepen zeigte, tritt es beim Ausweichen auf randständigere und weniger bekannte Produktionen in eine spannende Phase ein, der letztes Jahr bereits Entdeckungen wie THE BAT WHISPERS oder DANCE CRAZE (und KELLY’S HEROES an der Blow-Up-Front) zu verdanken waren, und die mittlerweile auch für mindestens einen sowjetischen 70mm-Film pro Festivalausgabe sorgt. Originalsprachenfreunde wird zudem freuen, dass der größte Teil der Filme im Originalton zu sehen sein wird (auf oben verlinkter Seite ist von zwei Ausnahmen die Rede). Überhaupt ist die Schauburg Karlsruhe ein gutes Beispiel für Format-Koexistenz: Während dort mittlerweile nahezu alle aktuellen Filme digital projiziert werden, worüber man in dieser Dominanz sicherlich streiten kann, gibt es jedoch auch regelmäßig Klassiker-Reihen mit 35mm-Aufführungen und jährlich im Oktober das in dieser Form deutschlandweit einmalige 70mm-Festival.

(Wer ehrenwert verrückt, reiselustig und mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet ist, für den ist nächste Woche von 27.4. bis 30.4. das Widescreen Weekend in Bradford the place to be – möglicherweise die für lange Zeit einzige Gelegenheit, zum 60-jährigen Jubiläum des Formats gleich drei 3-Streifen-Cinerama-Filme im Originalformat zu sehen. In Deutschland wird man auf diese Chance wohl auch langfristig vergeblich warten und kann nur neidvoll zu den Briten blicken.)

SigiGötz-Entertainment Nr. 20 ist erschienen!



Kaum wurde mit der letzten Ausgabe das 10-jährige Bestehen gefeiert, steht nun mit SigiGötz-Entertainment – Das zwanzigste Heft das nächste Jubiläum an: Bereits zum 20. Mal erscheint die große deutsche Glamour-Filmzeitschrift! Vor drei Tagen wurden die ersten Exemplare bei der SGE-Releaseparty in München vorgestellt und sind ausnahmsweise sogar bereits am gleichen Tag bei den Abonnenten eingetroffen. Die neue Ausgabe hält wie gewohnt wieder viel Lohnendes bereit, darunter bevorzugt Themen, die man in den gängigen Aktualitätenblättern vergeblich sucht. Zum Beispiel erblüht die SGE-Glamour-Schiene in ungeahnter Weise: In einem Glamour Girls Spezial recherchiert Stefan Ertl über Katja Bienert und ihre Mutter Evelyne, ein Glamour Boy Spezial von Benedikt Eppenberger beschäftigt sich mit Hazy Osterwald, und in einem SGE-Glamour-Bibliothek Spezial widmet sich Hans Schifferle den bei einem Pornoverlag als „Der Filmemacher“ erschienenen Memoiren von Hans Billian, zwei offenherzig-derben Taschenbüchern, mit denen sich in den letzten Monaten auch das komplette Hofbauer-Kommando bereits enthusiastisch eindeckte. Für Listenfreunde ist mit den Jahreslisten Top Ten 2011 und den High Five Entdeckungen 2011 gesorgt, Schnäppchenjäger kommen mit den SGE-Frühjahrs-Offerten auf ihre Kosten, die Gerüchteküche kommt mit dem SGE-Restgeflüster in Schwung und für Fans knallharter Statistik präsentiert der SGE-Jubiläumsservice 20 unglaubliche Fakten rund um SigiGötz-Entertainment. Außerdem in der neuen SigiGötz-Entertainment: Rainer Knepperges meditiert über das Jahr 1923 und über das Ich und das Es im Dunklen. Ulrich Mannes führt Gespräche mit der Mainstreamhoffnung Florian Geierstanger und dem SGE-Paten Clemens Klopfenstein. Und Peter Nau präsentiert gleich drei Miniaturen, die über das Heft verteilt sind.

SigiGötz-Entertainment kann man auf der zugehörigen Homepage bestellen. Das Abo (für vier Ausgaben) kostet preisgünstige 12 Euro. Wer die gute Sache unterstützen möchte, kann aber auch SGE-Elitebonds für 30 Euro das Stück oder eine SGE-Patenschaft für 50 Euro erwerben! Darüber hinaus tut sich etwas an der SGE-Merchandising-Front: Für nur 18 Euro kann man ein exklusives SGE-T-Shirt erwerben!

Noch im April soll außerdem „Alpenglühn 2011: Ein Dialog zum Deutschen Erotikkino“ von SGE-Herausgeber Ulrich Mannes erscheinen, hier oder hier kann man bereits die gebotenen Vorkehrungen treffen und sich ein Exemplar sichern.

Und Ende Juni/Anfang Juli ist überdies im Münchner Werkstattkino die Premiere von INSIDE SGE und damit die Vollendung der MAKING-OF-Trilogie in Verbindung mit der nachträglichen Feier des 10-jährigen SGE-Jubiläums angedacht – wer sich angesichts dieser kaum noch überschaubaren Fülle von herannahenden Ereignissen stets auf dem Laufenden halten möchte, ist mit einem regelmäßigen Blick auf die SGE-Neuigkeiten gut beraten.

Berlinale 2012: Kurznotizen

Hiermit also der Versuch, an dieser Stelle zumindest Raum für ein paar kurze, manchmal eher Twitter-artige Anmerkungen zu gesehenen Filmen und Eindrücken der laufenden Berlinale festzuhalten. Das ist bewusst als „Schmierzettel“ gedacht, nichts ausgefeiltes, nichts definitives, nur schnell Abgesondertes in hoffentlich in den nächsten Tagen gelegentlicher Aktualisierung… (ist alles nur sehr schnell und hastig eingestellt, Credits werden ggf. nachträglich noch ergänzt)

Erste Notizen:

SEXUAL CHRONICLES OF A FRENCH FAMILY (EFM) – zum Auftakt ein EFM-Abstecher, nachdem die in Berlin weilenden Vertreter des Hofbauer-Kommandos (um es mit Bea Fiedler in MACHO MAN zu sagen) „Lust auf ein geiles Frühstück“ hatten und der brandneue Filme von Pascal Arnold und Jean-Marc Barr, dem Duo hinter AMERICAN TRANSLATION, genau das versprach. Der Titel lässt an europäische Erotikkrimis der 70er denken, die Inhaltsbeschreibung erinnert hingegen geradewegs frappierend an den SCHULMÄDCHEN-REPORT. Und tatsächlich kommt der Film zunächst wie ein aktuelles Update von Letzterem daher, mit der peinlichen Berührtheit und Irritation der Lehranstalt angesichts ihrer SchülerInnen, die einen Wettbewerb daraus machen, sich heimlich im Unterricht selbst beim Masturbieren zu filmen. Bald zeigt sich jedoch, dass zur (allerdings nur kurz anhaltenden) Enttäuschung des Sleaze-Connaisseurs der Film tatsächlich sehr schnell die potenzielle Schmierigkeit der Prämisse hinter sich lässt und stattdessen eher eine in ihrer durchdringenden Überzeugung entwaffend schöne Utopie entwirft, in der Sex und überhaupt ganz allgemein verständnisvolle Offenheit im gegenseitigen Umgang alle Probleme löst und alles darin aufgeht. „Heterosexuell, Homosexuell, Bisexuell, ist doch egal – Sexualität, das ist die Hauptsache!“ heißt es wörtlich im Film, und es gibt zur Krönung sogar eine Prostituierte, die ihre Berufung lebt, weil sie die Männer liebt („Alle Männer!“). Ungebrochen oder exemplarisch ist sowas aber durchaus nicht als Aussage zu verstehen, sondern eben eher als beinahe märchenhafte, romantisch-zärtliche Utopie. Man könnte auch sagen, SEXUAL CHRONICLES ist so etwas wie die Langfilm-Version der Schlusssequenz von KEN PARK.

KEEP THE LIGHTS ON (Panorama) – fast wie eine Fortsetzung von WEEKEND, nur diesmal anhand einer neunjährigen Beziehung statt einer Wochenendbekanntschaft. Vor allem in der ersten Hälfte sehr schön, in der zweiten manchmal ein wenig im Kreise fahrend, aber doch insgesamt eine recht feiner Film.

LOST IN PARADISE (Panorama) – grotesk entgleistes vienamesisches Stricher-Drama, das mitunter so wirkt (auch im schmalzigen Musikeinsatz), als hätte ein Generator Kitsch-Versatzstücke aneinander gereiht. Eine Nebenfigur mit ihrer Haustier-Ente schießt dabei den Vogel ab – das immer wieder aufgegriffene Entenschicksal sorgt da schon für einigen absurd-campigen Reiz. Sonst ist hier wenig geglückt, außer der Kameraarbeit. Denn die Bilder sehen in ihrer Materialität so spektakulär gut aus, dass man angesichts einer solchen Demonstration, wie 35mm heute aussehen kann, schon traurig werden kann. Wunderschöne Farben und überhaupt eine unbehauene Textur, wie man sie heute (wo garantiert 95% aller Filme eine digitale Postproduktion durchmachen, auf die hier vermutlich auch eher nur aus Kostengründen verzichtet wurde) nur noch ganz selten zu sehen kriegt. An diesen Look wird wohl nichts Aktuelles mehr rankommen auf dieser Berlinale, aber der Film ist wahrhaftig einzig unter diesem Gesichtspunkt wirklich zu empfehlen.

HEMEL (Forum) – erinnert nicht nur einmal an den letztjährigen BROWNIAN MOVEMENT, entsprechend auseinander gehen offenbar auch die Meinungen. Das sprunghafte Porträt einer Getriebenen in Ambient-Collagen, in der ersten Hälfte mit Sleaze-Eskapaden besticht, dann zunehmend mit zärtlich-intimen Beobachtungen durch das Leben einer Frau driftet, die ihrerseits seltsam abgekoppelt von der Welt durchs Leben und durch Sexabenteuer driftet. Tatsächlich für mich bislang einer der Höhepunkte, der zudem mit einem echten „Verzichter“-Moment (wer ist „Der Verzichter“? Man beachte in diesem Ausschnitt die Aussage bei Minute 2:05) aufwarten kann: „My cunt is wet, do you wanna touch?“ – „Oh, no no no!“

A MOI SEULE – COMING HOME (Wettbewerb) – betuliches Drama, dass sich angesichts von Markus Schleinzers MICHAEL und dessen viel interessanterem Fokus auf die Täterspektive in seiner hier vorherrschenden Unentschlossenheit doch eher erübrigt und weitgehend rückstandslos durchrauscht.

DICTADO (Wettbewerb) – gähnend öder Malen-nach-Zahlen-Genremurks, der im Verbund mit dem ebenfalls blind ausprobierten COMING HOME recht eindringlich gemahnt, den Wettbewerb dann doch lieber nur auteuristisch oder anhand ausdrücklicher Empfehlung zu besuchen, wie ich es die letzten Jahre gemacht habe. Da habe ich mich vorschnell von der insgesamt hochkarätigeren Wettbewerbs-Besetzung täuschen lassen.

3. Hamburger SciFi-Horror-Festival



„Monster Machen Mobil“ heißt es von Freitag 30.3. bis Sonntag 1.4.2012 wieder in Hamburg – wenn auch diesmal nicht im mittlerweile leider nicht mehr als Kino genutzten Savoy-Filmtheater, sondern im Metropolis-Kino. Umso schöner aber, dass das SciFi-Horror-Festival nach der 1. Auflage in 2010 und der 2. Auflage in 2011 sich als feste Größe im Retrospektiven-Bereich zu etablieren scheint. Das ist besonders erfreulich als Gegengewicht zur äußerst betrüblichen Retrospektiven-Abkehr des Fantasy Filmfestes, das selbst beim letztjährigen 25-jährigen Jubiläum beschämenderweise noch nicht einmal einen einzigen älteren Jubiläumsfilm zeigte. Und es hellt die Stimmung wieder auf, die einem bspw. beim Lesen von David Bordwells Reihe über die Kinodigitalisierung („Pandora’s digital box“) angesichts dieser trüben Aussichten schnell in den Keller gehen kann.
Die Hamburger „Monster Machen Mobil“-Veranstalter hingegen bekennen sich zum klassischen Kinomaterial und haben auch dieses Jahr wieder wie ein Qualitätssiegel den Stempel „35mm – Echter Film! Echtes Kino!“ auf ihren Plakatmotiven stehen. Dass ähnlich wie beim Gelsenkirchner Filmclub Buio Omega auch in Hamburg alle Filme in ihren deutschen Fassungen laufen, ist – neben Zwangsläufigkeiten in Bezug auf die Kopienlage – auch in der Ausrichtung des Festivals als Reminiszenz an eine spezifische Kinohistorie (von den Monsterfilm-Jugendvorstellungen bis zur Bahnhofskino-Tradition) stimmig und als solche eigentlich kaum anders denkbar. Mir persönlich gefällt das in diesem Kontext, und vor allem angesichts der beim Festival vertretenen Filmgattungen der späten 50er bis frühen 80er Jahre, bei denen ich im Gegensatz zu sonstigen Originalton-Präferenzen tatsächlich mitunter zeittypische Synchronisationen bevorzuge (mehr zu diesem Thema aber in einer separaten Synchro-vs-Originalton-Diskussion, die ich kürzlich mit Christoph und Lukas führte und die an dieser Stelle protokolliert ist). Zum von Trailern, Cartoons und Bühnenshows flankierten Filmprogramm zitiere ich den Monstercon-Hinweisbeitrag, aus dem auch die folgendenen Credits und Aushangsätze stammen: Weiterlesen…

100 Deutsche Lieblingsfilme #34: Viele kamen vorbei (1956)



Ein Film, der seiner Protagonistin Tränen auf die Wangen malt, indem er sie hinter einer Glasscheibe platziert, auf der sich zwei Wassertropfen einsam hinab schlängeln. Sabine heißt sie, 15 Jahre ist sie. Die Eltern verbieten ihr, weiterhin mit Sandkastenfreund Jochen in die Ferien zu fahren. Mit dem kindlichen Spiel sei es in ihrem Alter vorbei, sie müsse sich in Acht nehmen vor ihm, der jetzt mehr wolle. Sie begreift zunächst nicht, merkt es dann selbst, als die beiden allein sind, erschrickt zuerst über ihn, dann auch über sich selbst. Aber als er dann weg ist, zieht es sie doch zu ihm, lässt sie ihm nachreisen ins Ferienlager, nachts per Anhalter über Fernstraßen, und später geradewegs in die Arme eines gesuchten Triebtäters…
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Aktion deutscher Film #4: Strandgut aus DÖS



Kurz vor Ablauf der ersten Phase der Aktion deutscher Film (auch „DÖS“ für „Deutschland-Österreich-Schweiz“ genannt, weil es nicht im engen Sinne um den deutschen, sondern den deutschsprachigen Filme geht) kommt also auch von mir endlich noch ein Eingangsposting. Erst der unmittelbar bevorstehende Fristablauf forcierte dann endlich das lange aufgeschobene Vorhaben, wenn auch nun ungünstigerweise während des ohnehin im allgemeinen Listen-Overkill und Weihnachtsstress versinkenden Dezember. Immerhin konnte die Liste durch die ewige Verzögerung andererseits noch mit einem guten Schwung besonderer Titel angereichert werden, die ich vor einem halben Jahr noch nicht kannte. Von ET-Seite haben sich bisher (und es wird leider auch niemand mehr hinzu kommen) Sano, das Hofbauer-Kommando und Christoph an dieser unterstützenswerten Aktion beteiligt. Und sie haben dabei zu weiten Teilen in ihren Einleitungen schon viel grundsätzliches erwähnt, das ich im Großen und Ganzen ähnlich sehe.
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100 Deutsche Lieblingsfilme #33:
Das Schiff der verlorenen Menschen (1929)



Massive Spoiler im letzten Absatz!

Der Anfang nimmt sich zumindest aus heutiger Sicht fast wie ein kleiner, vereinender Brückenschlag aus. Der Franzose Maurice Tourneur, als Regisseur immer wieder in den USA aktiv, inszeniert einen deutschen Film – der damit anfängt, dass ein entflohener Sträfling durch ein impressionistisch im Wind wogendes Getreidefeld in eine deutsche Hafenstadt kommt und dort in einem expressionistisch von steilen Kanten und schiefen Winkeln gezeichneten abgelegenen Haus zur Seefahrt anheuert, und kurz danach gibt es in der Seemannsspelunke auch noch eine Schlägerei wie im Saloon eines Western: torkelnde Gestalten, ausgelassene Stimmung, es rumpelt und rempelt, Bier wird übereinander verschüttet und die Fäuste ausgepackt, bis alles kurz und klein geschlagen ist. Weiterlesen…

Doppel-Zitat der Woche

„Die Sensationslust ist wie Fressgier. Wer einen appetitlichen Batzen verschlungen hat, den verlangt es nach neuer Kaubefriedigung. Mit der Schaubefriedigung ist es ähnlich. Die Lust am Nervenkitzel ist wie eine Droge, die immer wieder neu injiziert werden muß. Wer Sensationen gesehen hat, will Sensationelleres geboten bekommen.
Jetzt kommt von MONDO CANNIBALE eine Fortsetzung, gegen die der 1. Teil im nachhinein wie ein Grimm’s Märchen wirkt. Was hier zwei Männer im malaysischen Dschungeldickicht sehen und am eigenen Leibe erleben, läßt auch beim hart gesottenen Kinogänger ein eher flaues Gefühl im Magen hochsteigen. Nach 1 ½ Stunden zerreißender Spannung und schauriger Sensationen kann der Zuschauer das in bitterem Lachen aufkommende Gefühl genießen, wieder einmal 100%ig die eigene Nervenkraft getrimmt zu haben. Als Zeuge im Kinoparkett läßt es sich leichter leben, denn als Wissenschaftler, der unter Kannibalen fällt. Die Presse hält diesen Film für das mutigste und gefahrvollste Kinoabenteuer der letzten Jahre.“
– Werberatschlag des deutschen Filmverleihs zum Kinostart von Ruggero Deodatos MONDO CANNIBALE 2. TEIL – DER VOGELMENSCH.

Kunst und Schund. Ich weiß noch, wie ich einmal mit einem befreundeten Paar ins Kino gehen wollte. Bergmans Von Angesicht zu Angesicht hatten sich die zwei ausgesucht, die beide sehr diskussionsfreudig und problembewußt waren. Auf dem Weg zum Kino kamen wir an einem anderen Lichtspielhaus vorbei, einem richtigen Schmuddelkino, in dem gerade ein Horror-Sexfilm von Jess Franco lief. Die Aushangphotos reizten mich. Ich hatte Lust auf Kino und wollte nicht nur einen Film sehen. Also ging ich in den Franco-Film, das Pärchen in den Bergman. Ich brauchte noch meine Zeit, bis ich Bergman schätzen lernte, bis ich das Phantastische, die Poesie und den Horror entdeckte in Das siebte Siegel, Das Schweigen, Die Stunde des Wolfs. Die Kunst Francos hatte ich längst erkannt. Kunst und Kitsch sind relative Begriffe im Kino, vor allem dem phantastischen.“
– Aus: „Einleitung: Im Reich der Schatten“ in: Hans Schifferle: Die 100 besten Horror-Filme. Heyne Filmbibliothek, 1994, München. S. 11.

Viennale 2011: Empfehlungen, Vorfreude und Vermisstes



Nächste Woche beginnt die Viennale, ein guter Anlass also, schon einmal voraus zu blicken auf eines der reichhaltigsten und in schönster Weise eigensinnigsten europäischen Filmfestivals, das sich befreit von Wettbewerbszwängen eine außergewöhnlich stark an künstlerischen Gesichtspunkten orientierte Auswahl an Filmen leistet, die sich zu weiten Teilen aus den Aufstellungen der großen Wettbewerbsfestivals Rotterdam, Berlin, Cannes, Locarno und Venedig speist, zudem aber von eigenen Entdeckungen sowie der Pflege bevorzugter Filmemacher ergänzt wird. Ganz so ausführlich wie die diesjährige Filmfest-München-Vorschau soll das hier nicht werden und auch gar nicht so sehr auf einzelne Filme eingehen (dafür gibt es im Zweifelsfall genug Quellen, die zu recherchieren und kompilieren mir diesmal etwas zu ausufernd wäre), es ist eher ein -vergleichsweise- kurzer Vorab-Überblicksversuch in Listenform mit einigen sich daran anschließenden allgemeinen Worten. Und weil ich vor allem in Berlin und München eine ganze Handvoll der Viennale-Filme bereits gesehen habe, bietet es sich natürlich an, mit einigen von mir geschätzten, freilich aber mitunter nicht gerade jedermanns Geschmack treffenden Filmen anzufangen… Weiterlesen…

Veranstaltungshinweise für September und Oktober 2011

An dieser Stelle ein paar aufgrund der derzeitigen Temperaturen vergleichsweise knapp gehaltene ausgewählte Empfehlungen für filmbezogene Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum im September und Oktober 2011 – vom Monsterfilmabend bis zur Viennale…

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Bevor im März 2012 das dritte Hamburger „Monster Machen Mobil„-Festival steigt, findet am Samstag, den 3. September 2011, ab 19 Uhr die zweite Ausgabe des kleinen Ablegers „Monster, Gewalt und gute Laune“ statt – dank des zunächst weiterhin vom Metropolis (Kinemathek Hamburg) betriebenen und damit zumindest vorerst geretteten existenzbedrohten Savoy-Filmtheaters nun noch einmal auf der dortigen Riesenleinwand. Auf dem Programm stehen FLASH GORDON, GIGANTEN DER VORZEIT und DIE MUMIE DES PHARAO. Weiterlesen…