Veranstaltungshinweise für September und Oktober 2011
An dieser Stelle ein paar aufgrund der derzeitigen Temperaturen vergleichsweise knapp gehaltene ausgewählte Empfehlungen für filmbezogene Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum im September und Oktober 2011 – vom Monsterfilmabend bis zur Viennale…
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Bevor im März 2012 das dritte Hamburger „Monster Machen Mobil„-Festival steigt, findet am Samstag, den 3. September 2011, ab 19 Uhr die zweite Ausgabe des kleinen Ablegers „Monster, Gewalt und gute Laune“ statt – dank des zunächst weiterhin vom Metropolis (Kinemathek Hamburg) betriebenen und damit zumindest vorerst geretteten existenzbedrohten Savoy-Filmtheaters nun noch einmal auf der dortigen Riesenleinwand. Auf dem Programm stehen FLASH GORDON, GIGANTEN DER VORZEIT und DIE MUMIE DES PHARAO.
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Am Samstag, den 17. September 2011, ab 20 Uhr ist Exploitation-Legende Fred Williamson persönlich im Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega in der Schauburg Gelsenkirchen zu Gast. Neben einem Gespräch mit mutmaßlich dem Filmgelehrten Christian Keßler und weiterem Rahmenprogramm werden wohl auch traditionell ein bis zwei Überraschungsfilme aus der Filmografie von Fred Williamson gezeigt.
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Von 29. September bis 5. Oktober 2011 findet in München im Filmmuseum und im Werkstattkino die sechste Ausgabe des ambitionierten, entdeckungsfreudigen und unbedingt lohnenswerten Underdox-Festivals statt, das sich filmkünstlerischen Grenzgängern zwischen Dokumentar- und Experimentalfilm bis hin zur Videokunst verschrieben hat. Konkrete Titel wurden bislang noch nicht bekannt gegeben, man darf aber auf manche Entdeckung von den Festivals aus Rotterdam, Berlin, Marseille, Wien, Pesaro und Brüssel gespannt sein.
Update: Mittlerweile ist das vollständige Programm des diesjährigen Underdox-Festivals veröffentlicht worden.
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Von 7. bis 9. Oktober 2011 findet das 7. Todd-AO 70mm-Festival in der traditionsreichen Schauburg Karlsruhe statt, die sich vor allem mit ihren Widescreen– und 70mm-Festivals in den letzten Jahren regelmäßig um die Wiederbelebung von nahezu verschwundenen kinohistorischen Aufführungspraxen verdient gemacht hat. Besonders erfreulich, dass der Termin sich diesmal im Gegensatz zu den letzten Jahren nicht mit dem Münchner Underdox-Festival überschneidet. Bislang ist nur etwa die Hälfte des Programms bekannt gegeben worden, zu den Highlights darunter zählen eine Zusammenstellung seltener kanadischer 70mm-Kurzfilme, der von einigen Eskalierenden Träumern schon seit Jahren in Karlsruhe erwartete HAMLET (eine der wenigen auf 70mm gedrehten Kinoproduktionen der letzten Jahrzehnte seit dem Niedergang des Formats Anfang der 70er Jahre) sowie ein Vortrag des Kinohistorikers Kevin Brownlow. Auch ein gegenüber der vielfach kritisierten, offenbar grünstichigen und mangelhaft scharfen Berlinale-Kopie noch einmal neu restaurierter Print von WEST SIDE STORY wurde schon vor längerem angekündigt, auch wenn er noch nicht offiziell bei in70mm.com gelistet ist. Insgesamt ist mit rund 10 Langfilmen/Programmblöcken sowie zusätzlichem Rahmenprogramm (Vorträge, Trailer, sowie im Festivalpass enthaltene gastronomische Verpflegung und Get-Together-Bierausschank) zu rechnen. Nicht nur für Materialfetischisten und Technikfreaks, sondern auch ganz allgemein für filmhistorisch interessierte Kinofreunde ein Pflichttermin, um eine der seltenen adäquaten Gelegenheiten, das Königsformat des Kinos auf der großen gekrümmten Cinerama-Leinwand zu erleben, wahrzunehmen.
Update: Mittlerweile ist das vollständige Programm des diesjährigen 70mm-Festivals veröffentlicht worden.
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Und dann steht von 20. Oktober bis 2. November 2011 natürlich noch die Viennale an, fraglos eines der fachkundigsten, vielseitigsten und experimentierfreudigsten Filmfestivals im deutschsprachigen Raum. Während auf der offiziellen Homepage vorerst nur eine vergleichsweise spärliche Anzahl an bereits bekannten Filmen präsentiert wird, findet sich an dieser Stelle eine schön übersichtlich aufbereitete Auflistung sämtlicher bislang bekannt gegebener Programmbestandteile.
Einige Filme habe ich bereits gesehen und kann – wie sich größtenteils auch den Listen zur Berlinale und zum Filmfest München entnehmen lässt – bislang AITA, LE GAMIN AU VÉLO, LE HAVRE, KOI NO TSUMI (GUILTY OF ROMANCE), MUSAN IL-GY (JOURNALS OF MUSAN), OS RESIDENTES, SCHLAFKRANKHEIT, CAVE OF FORGOTTEN DREAMS, UNTER KONTROLLE und ESEL MIT SCHNEE sehr empfehlen – vor allem für OS RESIDENTES freut es mich, der für mich auf der Berlinale eine völlig überraschende und leider weitreichend ignorierte Entdeckung aus dem Nichts war, die nun auch von Wien gewürdigt wird. Abraten würde ich hingegen von HESHER, der mich ebenso wie Miranda July und Nanni Moretti doch etwas im Programm überrascht, aber fraglos sein Publikum finden wird. Ansonsten bin ich auf ohnehin noch dieses Jahr regulär startende Titel wie MELANCHOLIA (der in Deutschland sogar noch vor der Viennale anläuft) und DRIVE weniger scharf, freue mich aber umso mehr vor allem über einige andere Cannes-Titel wie L’APOLLONIDE und TAKE SHELTER (fehlen beinahe nur noch MISS BALA, HORS SATAN, THE ARTIST und THIS IS NOT A FILM), und außerdem besonders über LA VIDA ÚTIL, bei dem ich – nachdem er letztes Jahr wider Erwarten nicht in Wien lief – schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, ihn noch im Kino zu sehen (sofern der Timetable keinen Strich durch die Rechnung macht), was in diesem Fall wohl besonders schade gewesen wäre. Ein Fall wie dieser unterstreicht einmal mehr die besondere Qualität der Viennale, bestimmte Filme einfach auch mal mit über einem Jahr Verspätung nachzuspielen (sofern sie nicht zwischenzeitlich von der Konkurrenz aus Linz weggeschnappt wurden, wie etwa Vlado Škafars Meisterwerk OCA), wenn sie im Vorjahr versäumt oder übersehen wurden, nicht zu bekommen oder nicht mehr recht unterzukriegen waren.
Die Tributes an Harry Belafonte und Jeremy Thomas finde ich weniger reizvoll als zuletzt Lino Brocka oder Larry Cohen, dafür versprechen die in oben verlinkter Übersicht nicht erwähnten Special Programs mit den Themen „BETWEEN INNER AND OUTER SPACE: Kunst:Räume – Eine Filmschau in sechs Programmen“ und „AWAKE AND SING – Die amerikanische Filmemacherin Lee Anne Schmitt“ einiges. Ebenso trotz eher enttäuschender Carte Blanche (über die Hälfte der Filme habe ich tatsächlich sogar schon jenseits von Festivals in regulären Kinoaufführungen gesehen) die Retrospektive zu Chantal Akerman, die mich in Erinnerung der wunderschönen 16mm-Kopie von D’EST bei der letztjährigen Berlinale schon in Aussicht auf die Kinoerlebnisse reizt. Auch ihr neuester Film LA FOLIE ALMAYER läuft in Wien und führt natürlich zu der spannenden Frage, welche Filme insbesondere des Venedig-Programms die Viennale bis zur finalen Programmbekanntgabe noch in die Auswahl aufnehmen wird. Mit Lav Diaz darf man, wie aus gut informierten Kreisen zu vernehmen ist, erfreulicherweise wohl durchaus rechnen (hoffentlich auch mit Raya Martins Locarno-Film). Michael Glawogger und David Cronenberg starten ohnehin bereits vor oder kurz nach dem Festival zumindest hierzulande, interessanter wären da natürlich die sicherlich nicht vergleichbar schnell und schon gar nicht regulär im Kino zu sehenden neuen Langfilme von Abel Ferrara, Tomas Alfredson, William Friedkin, Philippe Garrel, Ann Hui, Yorgos Lanthimos, Aleksander Sokurov, Sion Sono, Johnnie To, Amit Dutta, Romuald Karmakar, Amir Naderi, Shinya Tsukamoto, José Luis Torres Leiva oder Ben Rivers. Auch da darf man auf den ein oder anderen, ebenso wie vielleicht ein paar unverhoffte schöne Orrizonti-Entdeckungen, wohl durchaus hoffen. Das vollständige Viennale-Programm wird allerdings erst am 11. Oktober bekannt gegeben.
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Und dann gäbe es da natürlich noch diverse andere Veranstaltungen, die sich vor allem im Oktober dicht gedrängt ballen, seien es die Hofer Filmtage, das Filmfest Hamburg, das Filmfestival der Menschenrechte Nürnberg, das Pornfilmfestival Berlin oder im November das Exground Wiesbaden, um nur ein paar zu nennen (das Münchner Asiafilmfest wiederum wird leider auch in diesem Jahr gänzlich ausfallen), aber ich wollte mich in dieser Übersicht auf einige wenige beschränken, die mir persönlich wichtig sind und die ich guten Gewissens empfehlen kann – und die zudem zum Teil reine Liebhaberangelegenheiten sind, die nur durch entsprechende Unterstützung von Veranstalter- und von Besucherseite überhaupt existieren können.
Gibt es ein bestimmten Grund warum du weniger scharf auf Melancholia und Drive bist?
„Weniger scharf“ nur im Kontext der Viennale, weil die beiden eben, wie geschrieben, ohnehin noch dieses Jahr regulär in den deutschen Kinos starten bzw. sogar schon vorher anlaufen, ähnlich wie Cronenbergs A DANGEROUS METHOD. Aber keine Sorge, interessieren tun mich die alle drei durchaus sehr, aber ich nutze Festivals eben lieber in erster Linie für Filme, die ich so schnell nicht (oder womöglich überhaupt nicht mehr) im Kino sehen kann, während es mir bei den genannten Filmen nicht so wichtig ist, ob ich sie nun ein paar Wochen früher oder später sehe. Das ist alles. 😉
(Ich habe aber dank eines umfangreichen örtlichen Kinoangebots auch das Glück, die genannten Filme höchstwahrscheinlich auch im regulären Kino in OV/OmU sehen zu können, sonst wäre O-Ton natürlich durchaus ein Argument für die Festivalsichtung.)
Wenn ich mich richtig an deine Halbjahresliste erinnere, hast du beide schon in Cannes gesehen, oder? Hast du dort eigentlich L’APOLLONIDE, MISS BALA und THE ARTIST auch gesehen?
Ach so, dann habe ich was falsch verstanden.
Ja, habe Melancholia und Drive bereits in Cannes gesehen.Miss Bala hatte ich überhaupt nicht auf den Radar in Cannes und von L’Apollonide wurde mir von vielen Seiten abgeraten und somit nicht angesehen, aber The Artist habe ich gesehen, eher per Zufall als wirklich gezielt gewollt, ist eine nette Hommage an den Stummfilm, aber mich wirklich überzeugen oder gepackt hat mich dann das ganze doch nicht.
Bin gespannt was du zu Take Shelter sagen wirst, denn konnte ich bereits Anfang des Jahres in Sundance sehen.
Freue mich jetzt erst einmal auf Venedig, obwohl ich nach Cannes auf kein Festival in diesem Jahr gehen wollte, aber um Shame komme ich nicht rum.
Ich wäre froh, wenn überhaupt einmal ein Film in OV oder OmU in meiner Stadt laufen würde.
Wobei es allgemein zugegebenermaßen schon so ist, dass ich nicht unbedingt ein riesiger Refn- und von-Trier-Fan bin (zumindest die jüngsten Filme haben mich jeweils nur bedingt überzeugt), aber gerade die beiden Filme reizen mich schon ziemlich.
L’APOLLONIDE wurde wohl ziemlich zwiespältig aufgenommen, von vielen eher verschmäht, von manchen dafür ziemlich begeistert als einer der Höhepunkte betrachtet. Ich habe aber durchaus einen begründeten Verdacht, dass ich zur letzteren Gruppe zählen würde, und bin deshalb sehr gespannt auf den.
TAKE SHELTER war ursprünglich ja auch für das Berlinale-Forum fest angekündigt, ist dann aber kurzfristig aus mir unbekannten Gründen wieder rausgefallen. Mochte SHOTGUN STORIES ziemlich gerne und verspreche mir da noch eine Steigerung, vielleicht klappt’s im Oktober.
Venedig ist dieses Jahr mal wieder schon sehr reizvoll, auch wenn es verrückt klingt, dass du offenbar nur wegen SHAME (Fassbender-Groupie! :D) hinfährst. Andererseits muss ich zugeben, dass ich mir wohl letztes Jahr (zusammen mit dem noch größeren Gallo-Fan Sano) glatt eine Venedig-Reise überlegt hätte, wenn mir klar gewesen wäre, dass es die auf längere Zeit wohl einzige Gelegenheit war, Vincent Gallos seither streng unter Verschluss befindlichen jüngsten Film PROMISES WRITTEN IN WATER zu sehen. Von daher… 😉
Bin ansonsten aber eigentlich ganz glücklich mit München und Wien, wo man mit lediglich etwa anderthalb Monaten Abstand jeweils eine feine Auswahl aus Cannes und Venedig zu sehen bekommt und sich dabei den Stress der A-Festivals beruhigt sparen kann. Bei den meisten Filmen dauert es dann sowieso nochmal viel länger, bis sie regulär erscheinen. Und Sundance wiederum reizt mich nicht wirklich, zumindest die dortigen Publikumslieblinge sind meistens gar nicht mein Fall, auch wenn das sicher eine zu kurz gegriffene Klischeevorstellung ist, immerhin läuft ja auch sowas wie TAKE SHELTER oder der sehr tolle HOBO WITH A SHOTGUN (gesehen?).
Ja, jenseits der Millionenstädte ist Deutschland in Sachen OV/OmU-Vorstellungen leider extrem unterversorgt. Bin schon ziemlich froh, dass in Nürnberg zumindest im „Arthouse“-Bereich einiges in OmU läuft und den Rest kann ich mit etwas Glück meistens bei gelegentlichen München-Besuchen dort sehen.
Ich glaube, wäre die Skandalpressekonferenz nicht gewesen, dann wäre Melancholia der ganz große Konkurent für Tree of Life gewesen in Betreff Preis bester Film.
Dirve erinnert sehr an 80iger Action Filme mit einem Schuss skandinavischer Kälte und Ryan Gosling erinnert mich hier ganz stark an Steve McQueen.
Und für mich ist Drive bisher der beste Film dieses Jahres, deswegen bin ich auf Venedig so gespannt, ob da eventuell noch Filme geben wird, die Drive seinen Platz streitig machen können.
Ich bin doch kein Fassbender-Groupie 😉
Wie du ja weißt, habe ich im letzten Jahr ein Bogen um den Gallo-Film gemacht, was ich eigentlich bis heute auch nicht bereue. 🙂
Sundance versucht das amerikanische Gegenstück zu Cannes zu sein oder werden, aber das klappt nicht. Auch wenn sich eigentlich die Filme bei diesem Festival eher im Hintergrund stehen und viel mehr andere Dinge im Vordergrund stehen, was echt eigenartig ist, gibt es trotzdem eigentlich immer ein paar Filmperlen zu entdecken. Aber es ist auch das wichtigste Festival für amerikanische Independentfilmmacher.
Vielleicht wurde Take Shelter einfach deswegen auf der Berlinale nicht gezeigt, weil Cannes Interesse am Film gezeigt hat und seinen wir ehrlich wenn Cannes ruft (egal in welcher Sektion), dann sind die anderen Festivals eher unwichtig. 🙂
Ja,kenne Hobo with the shotgun, mich wundert es überhaupt nicht, dass dir der Film gefällt. Nur soviel dazu, weniger Laufzeitlänge wären mehr gewesen auch wenn der Film ca. 80 – 85 Minuten lang war.
Ich wohne gerade auch nicht in einer Kleinstadt, ganz im Gegenteil und angeblich sind meine Stadtbewohner sehr Kino-/Filmbegeistert, aber dann frage ich mich warum werden keine englischen OmUs gezeigt oder mehr kleine Independentfilme usw.. In unseren Arthousekinos werden viel fanzösische und mittlerweile auch spannische Filme in Omu gezeigt, aber warum keine englischen, das frage ich mich bis heute. Vor ca. 20 Jahren als das Multiplexkino hier eröffnet hatte, da gab es damals für eine kurze Zeit einen eigenen Kinosaal wo nur OmU gezeigt wurden, hat sich aber leider nicht rechnet fürs Kino.
Und ich fahre nicht für den Film kilometerweit, damit ich diesen in OmU sehen kann, dafür gibt es später die DVD. 🙂
ein neuer lav diaz! damit ist das kinojahr endgültig gerettet. bislang ist das von dir hier verbreitete gerücht allerdings sp ziemlich das einzige, was mich bislang nach wien zieht; lee ann schmitt ist natürlich super, aber ich kenne ihre beiden langen filme halt schon, die tributes hören sich noch populistischer an als in den letzten jahren (wobei ich schon hoffe, dass das eine stand-out tribute, das es trotzdem immer noch gegeben hatte, nachgeliefert wird), chantal akerman hat ihre verdienste, aber gerade direkt nach locarno/minnelli schon ein bisschen ein downer… überhaupt schade, dass die zeit der „kuratierten retros“ (die niemand besser hinbekommt als das öfm) erst einmal wieder vorbei zu sein scheint.
@Spidy
Es gibt zwischen den Begeisterten auch durchaus Stimmen, die DRIVE gerade jenen „Schuss Kälte“ als klinisch, leer und zynisch vorwerfen (siehe z.B. den Kurzkommentar im Blog von Lukas). Ich bleibe weiterhin durchaus gespannt.
Das mit dem „Fassbender-Groupie“ war natürlich mehr scherzhaft gemeint, hatte ein paar Kommentare auf Rajkos Blog aber schon so aufgepasst, dass du zumindest Fan bist. Oder treibt dich eher Regisseur McQueen nach Venedig?
Bin hinsichtlich des US-Independentfilms momentan ziemlich skeptisch und finde, dass da zumindest in einigen Teilen eine gewisse Stagnation herrscht und sich viele Filme damit begnügen, ein bestimmtes Schema zu bedienen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Aber das sorgt natürlich dafür, dass mich Sundance als Showcase dieser Sparte insgesamt derzeit nicht übermäßig interessiert.
Dass mir HOBO so gut gefallen hat, überraschte zumindest mich selbst durchaus, auf äußerlich ähnlich erscheinender Schiene haben mich in den letzten Jahren einige Filme (PLANET TERROR, SUKIYAKI WESTERN DJANGO) nämlich durchaus eher ziemlich genervt.
Und hinsichtlich der OmU-Fassungen: das ist leider glaube ich ein fast bundesweit anzutreffendes Problem, dass zwar gerade im Arthouse-Bereich ein französisches und spanischsprachiges Zielpublikum mit OmU-Fassungen gezielt bedient wird, aber englischer O-Ton (obwohl dafür ja das größte Publikum da sein müsste) seltsamerweise ziemlich vernachlässigt wird.
@Lukas
Bin bislang eigentlich durchaus sehr zufrieden mit dem Kinojahr (sogar der reguläre Startplan hatte ein paar schöne Überraschungen, auch wenn das Interessantere doch wieder überwiegend abseits davon stattfand), aber gerade Venedig verspricht schon nochmal einiges – ein guter Schwung davon dürfte dann auch in Wien zu sehen sein. Und hinsichtlich Lav Diaz wäre es nun ja auch sehr enttäuschend, wenn sein nachnominierter Venedig-Film nicht in Wien laufen würde. Es gibt da übrigens noch ein anderes spannendes Lav-Diaz-Gerücht, aber das will ich hier aus verschiedenen Gründen nicht weiter ausformulieren, zumal es wohl wirklich erstmal nur ein vages Gerücht ist.
Zu den Tributes: grundsätzlich finde ich den Ansatz, z.B. auch Produzenten bei solchen Gelegenheiten zu würdigen, nicht so verkehrt, so wirklich überzeugt hat mich das in der Ausführung in den letzten Jahren dann aber leider nicht. Würde mir da auch lieber mal wieder sowas wie das Stephanie-Rothman-Tribute wünschen. Und wann kümmert sich eigentlich endlich mal ein Festival um Mario Bava? Von dessen Farbräuschen auf der Leinwand träume ich schon lange, aber wohl weiterhin vergeblich.
Und auch wenn ich mich über Akerman durchaus freue, weil man sie dann doch entschieden seltener zu sehen kriegt als z.B. Rohmer oder eben Minnelli, stimme ich grundsätzlich ein, dass es um die „kuratierten Retros“ schade ist. So manches reguläre Schwerpunkt-Programm des Wiener Filmmuseums würde ich mir da lieber als Viennale-Retro wünschen als die Regisseurs-Werkschauen. Allein die tollen Programme zu Roadmovies, Western, Filmfarben, Deutschland in der Nacht usw. – das wäre schon deutlich reizvoller, keine Frage…
Nebenbei: was ist eigentlich aus deinen Sitges-Plänen geworden? Fährst du hin? Schon die ersten Ankündigungen stechen das Fantasy Filmfest mal wieder deutlich aus. In mancher Hinsicht vielleicht auch ein unfairer Vergleich, aber allein die Arthouse-Grenzgänger-Filme sind dort einfach um ein vielfaches überzeugender und wagemutiger ausgewählt. Dürfte dort aber auch ein entsprechend interessierteres Publikum geben.
dieses jahr werde ich es leider nicht nach sitges schaffen. genug festivals erst einmal, so oder so. höchstens noch viennale, aber auch das ist nicht sicher, nach den bisherigen ankündigungen lasse ich das vielleicht auch bleiben…
@Andreas: noch schnell antworten, bevor es in den Flieger geht. Aber es ist immer doch so, was die einen als positiv empfinden, dass sehen andere ganz anders, das macht doch den Austausch so interessant. Vielleicht wird dich Drive positiv überraschen.
Der Hauptgrund ist Fassbender, ich finde das er ein grossartiger Schauspieler ist, aber natürlich bin ich mehr als gespannt auf die zweit Regiearbeit von McQueen, denn Hunger fand ich super. Aber es gibt auch noch den ein oder anderen Regisseur/Film warum ich mich dann doch noch für Venedig entschieden habe, nach Toronto soll ich auch noch, aber keine Ahung, ob ich es mache, mal sehen, erst einmal Venedig.
So muss mein Ding jetzt aus machen, bekomme schon Böse blicke.
Das vollständige Programm zum Karlsruher 70mm-Festival scheint jetzt online zu sein. Und es sieht nach einem der bisher besten Line-Ups aus (geschuldet wahrscheinlich auch der Tatsache, dass man so langsam (noch) Selteneres an Land ziehen muss, um das Programm noch vollzukriegen, und das weiterbestehen des Festivals noch etwas längerfristiger zu sichern): http://in70mm.com/schauburg/2011/index.htm
Und von Brownlow hole ich mir dieses Mal ein Autogramm!! 🙂
Hoffentlich klappt es dieses Jahr mit ein paar Tagen Wien. Schließe mich zwar dem Gejammere um die fehlende kuratierte Retro an, aber so muss ich zumindest nicht befürchten nur alte Filme schauen zu wollen. 😉 Und gegen Akerman habe ich nichts einzuwenden. Was dann wirklich Sache ist, sehen wir sowieso erst wenn das Programm online geht, und Lav Diaz klingt schon mal wunderbar. Im Fall der Fälle, dass es mit Wien viellecht doch nichts wird (wie immer: Finanzen und Zeit, schließe ich mich dann aber ein paar Komilitonen an und fahre zum Pornfilmfest. So! 🙂 Komme langsam wieder auf den Festivalgeschmack, und freue mich schon sehr auf Underdox, 70mm, und Exground. Zumindest diese 3 dürften für mich bis zum Ende des Jahres noch teilweise drin sein. 😀
Hier gibt’s das Programm mit detaillierten Infos: http://in70mm.com/schauburg/2011/program/index.htm
In der Tat sehr reizvoll und gefühlt nochmal merklich bunter gemischt als zuletzt. Hoffe jedenfalls auch sehr, dass wir es diesmal endlich mal wieder nach Karlsruhe schaffen!
@Lukas
Abgesehen von den Tributes waren die Sommer-Ankündigungen letztes Jahr aber auch nicht viel spannender. Mit das Interessanteste in Wien hinsichtlich aktuellen Filmen sind ja eben die Venedig-Filme, von denen es wieder eine Menge geben dürfte und die bislang ja noch nicht bekannt gegeben wurden. Aber kann schon verstehen, dass einfach durch die Summe der Festivals (du hast es dir ja auch ziemlich gegeben: Rotterdam, Linz, Locarno…) dann irgendwann erstmal eine gewisse Ermüdung einsetzt.
@Spidy
HUNGER fand ich auch ziemlich stark, kann dein Interesse von daher schon verstehen, und nachdem ich SHAME erst gar nicht so auf dem Radar hatte, klingt er nach genauerem Nachlesen schon sehr interessant. Dann jedenfalls erstmal viel Spaß am Lido und berichte bei Gelegenheit, welche Filme dich begeistert haben! 🙂
Ich bin mehr als positiv überrascht von Venedig in diesem Jahr, fand ich sogar besser als dieses Jahr Cannes ( klar Venedig ist mehr Mainstream und läutet die Oscar-Season ein, aber trotzdem eine feine Filmauswahl in diesem Jahr, betrifft zumindest von mir gesehenden Filmen zu.).
Hatte ganz übersehen, dass du hier nochmal geantwortet hast. Dann würde mich natürlich interessieren, was du nun zu SHAME sagst, und was sonst deine Favoriten waren?
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Ansonsten zum eigentlichen Threadthema nochmal der Hinweis auf das Programm des vorhin mit dem feinen Eröffnungsfilm SONNENSYSTEM bereits gestarteten Münchner Underdox-Festival. Bereits gesehen und empfehlen kann ich BAS-FONDS und PORTRAITS DEUTSCHER ALKOHOLIKER (laufen am morgigen Freitag leider parallel, dann sollte die Wahl auf BAS-FONDS fallen, weil bei dem deutlich unwahrscheinlicher ist, dass man ihn bald wieder und vor allem im Kino zu sehen bekommt, schaue ihn mir daher auch nochmal an), sowie MARWENCOL und mit kleineren Abstrichen auch den Abschlussfilm FINISTERRAE. Freue mich selbst vor allem auf die Ben-Rivers-Trilogie, die drei griechischen Kurzfilme am Samstag, und die Korrespondenz zwischen Jonas Mekas und José Luis Guerín. Und DAS SCHLAFENDE MÄDCHEN wurde auf der Berlinale von mehreren Seiten sehr gelobt.
Ebenfalls hingewiesen sei nochmal seperat auf das parallel in Nürnberg stattfindende Filmfestival der Menschenrechte, das auch eine Reihe lohnenswerter Filme zeigt, von denen man manche nicht unbedingt erwartet hätte. Dazu zählen aus meiner Sicht (teilweise gesehen, teilweise auf Empfehlungen anderer basierend) vor allem CATERPILLAR, 48, VAPOR TRAIL (CLARK), ATMEN, SELF REFERENTIAL TRAVERSE: ZEITGEIST AND ENGAGEMENT, PETITION, EIGHTY LETTERS, THE COLORS OF THE MOUNTAIN, PETROPOLIS, MARWENCOL und LOST LAND. Natürlich gibt’s auch weniger erfreuliches (ILLEGAL oder AN ANGEL IN DOEL würde ich nicht empfehlen, ein paar andere Sachen klingen auch Gurken-verdächtig), aber insgesamt wirklich ein ziemlich starkes Programm.
SHAME ist das absolute Highlight von Venedig, Steve McQueen knüpft nahtlos an der Leistung von Hunger an und allen voran ist Michael Fassbender grandios.
Alpeis, Himizu, A Dangerous Method, The Ides of March, Tinker Tailor Soldier Spy, Life without principle konnten mich jeweils auch überzeugen, wuthering Heights finde ich die Cinematography super, auch wenn der Film ansonsten von den Kritikern nicht so besonders gemocht wurde, habe ich den neuen Arnold Film sehr gerne gesehen.Was dich vielleicht interessiert Un ete brulant hat mir so überhaupt nicht gefallen und zählt zu den wenigen Filmen die ich nicht in Venedig gemocht habe. So das war jetzt ein ganz kleiner und kurzer Beitrag zum Thema Venedig.
Danke, das klingt ja insgesamt nicht übel. Vor allem auf HIMIZU und LIFE WITHOUT PRINCIPLE bin ich sehr gespannt, wie überhaupt eine Reihe vielversprechender Asiaten anstehen, von denen hoffentlich in Wien einige zu sehen sein werden. Und wie du richtig vermutest, interessiert mich der „brennend heiße Sommer“ natürlich, wobei er diesmal auch von vielen Garrel-Fans insgesamt eher verhalten aufgenommen wurde, von daher habe ich da meine Erwartungen ohnehin lieber schon mal etwas runter geschraubt. Andererseits machten vereinzelte Stimmen, z.B. die Schwärmerei von Rüdiger Suchsland bei Negativ, dann wiederum doch ziemlich neugierig. Hast du eigentlich die wohl auch recht gespalten aufgenommenen Filme von Abel Ferrara und William Friedkin gesehen?
Killer Joe habe ich nicht gesehen, aber ich habe Last Day on Earth gesehen, das ist so ein Film, man kann sich diesen ansehen, aber man muss nicht, fand ich nur mittemaß, tut keinem weh, so kann man es auch sagen. Frage mich ja immer noch warum gerade Faust den Hauptpreis bekommen hat, ist ein typischer Aleksandr Sokurov Film (tolle Bilder, schöne Farbgestaltung usw.), aber wirklich gepackt hat mich das Ganze auch nicht. Und ja, die Asiaten hatten in diesen Jahr in Venedig so einige gute Eisen im Feuer, gehörten mehr oder weniger zu den Highlights.
Bin mit Sokurov kaum bewandert, aber die Auszeichnung dürfte unabhängig von der eigenen Einschätzung zumindest auf jeden Fall deutlich eher vertretbar sein als die letztjährige Auszeichnung für Sofia Coppolas kalkulierten und öden SOMEWHERE, vermute ich mal.
Bei den Asiaten kam neben Johnnie To und Sion Sono ja auch der Film von Ann Hui (A SIMPLE LIFE) ziemlich gut weg. Und ich freue mich nicht zuletzt auf Shinya Tsukamoto und Lav Diaz, wobei letzterer allein aufgrund der erneuten enormen Überlänge wohl weiterhin ein Nischendasein fristen wird.
Da gebe ich dir recht, Faust ist vertretbarer als Somewhere.
A Simple Life habe ich auch gesehen, fande diesen nicht so stark wie der von To und Sono.
Unbedingte Hinweis-Ergänzung (bei Erstellung des Ursprungspostings war noch gar nicht zu ermitteln, ob es überhaupt wieder stattfindet, umso schöner, dass es das tut): das 13. Festival des deutschen psychotronischen Films von 27. bis 29. Oktober im Endstation-Kino Bochum mit einer Mischung aus kuriosen, seltenen und populären Filmen (mit die größte Rarität als Kinoaufführung stellt paradoxerweise ausgerechnet DER SCHATZ IM SILBERSEE dar, die Kopienlage korrespondiert eben nicht immer mit dem Bekanntheitsgrad oder der Heimvideo-Verfügbarkeit, bisweilen eher im Gegenteil; und die gezeigten Filme von Jürgen Roland und Eckhart Schmidt sind zwar an sich auch keine Raritäten, machen im Kino aber sicher was her). Support your local alternative programming! Insofern hingehen, wem es zeitlich, örtlich und interessenmäßig passt!
Doof nur, dass es sich im Oktober festivaltechnisch wirklich extrem ballt, und Ende Oktober ist es besonders extrem (Psychotronik-Festival Bochum, Fetisch-Film-Festival Kiel, Pornfilmfestival Berlin, Hofer Filmtage, Viennale… alles exakt parallel…).
Und nebenbei: beim Wiesbadener Exground-Festival Mitte November wird im Gegensatz zur Viennale und Sitges, wo jeweils nur die Kurzfassung läuft, die Langfassung von Sion Sonos GUILTY OF ROMANCE gezeigt (ansonsten fällt mir beim Überfliegen noch der gerade für US-Indie-Verhältnisse sehr spannend aussehende BELLFLOWER auf, und ein paar nicht so wahnsinnig aufregende Sachen aus Berlin und München, und wie offenbar überall auch mal wieder der unvermeidliche HESHER…)
Bellflower gehört für mich zu den größten Überraschungen in diesem Jahr und das war sogar gleich direkt am Jahresanfang, ganz großes Kino für das Budget.
Und vor allem scheint er ja wirklich mal über die üblichen gegenwärtigen Indie-Trends hinaus zu gehen, von daher schon etwas schade und auch verwunderlich, dass er (zumal im Gegensatz zu einigen allzu typischen Indies) weder in München lief, noch in Wien auf dem Programm steht.
Musst dich doch nur noch bis 15.November gedulden, dann erscheint bereits die DVD/Blu-Ray zu Bellflower in den USA. Ich denke mal kaum, dass der Film in der nächsten Zeit bei uns in Deutschland – in welcher Form auch immer – zusehen sein wird.
Danke für den Hinweis, darauf werde ich dann wohl ausweichen, weil ich auch nicht damit rechne, dass der hierzulande in nächster Zeit irgendwie regulär rauskommt.
Apropos Festivals: die Hofer Filmtage schaffen es allen Ernstes bis heute, also gerade mal noch sechs (!!) Tage vor Beginn des Festivals, auf der Homepage noch immer keinerlei Ankündigungen zum Programm zu haben (einzig eine versteckte Pressemeldung mit groben Angaben zu ersten Titeln scheint es zu geben). Keine Ahnung, was damit bezweckt werden soll, aber eine derartige Nicht-Kommunikations-Taktik dürfte im mitteleuropäischen Raum ziemlich einzigartig sein. Nicht, dass es mich großartig interessiert (hinfahren kann ich wegen besagten Überschneidungen ohnehin nicht, soo wahnsinnig aufregendes erwarte ich auch nicht), aber es ist auch aus der reinen Beobachterperspektive einfach ziemlich unfassbar.
(EDIT: mittlerweile ist das Programm online gegangen und hält doch ein paar Überraschungen bereit, darunter „O Abismo Prateado“ von Karim Ainouz, „Cut“ von Amir Naderi und „Crazy Horse“ von Frederick Wiseman, ein neuer Film von Elfi Mikesch und noch ein paar andere Sachen, vor allem anderem aber: „Das unsichtbare Mädchen“, Dominik Grafs bereits dritter neuer Film in diesem Jahr, von dem ich bis gerade eben noch gar nichts wusste – allein dafür hätte sich ein Abstecher gelohnt, wenn es die doofe Überschneidung mit der Viennale nicht gäbe.)
Ich weiß nicht inwiefern es für dich vielleicht interessant sein könnte, Bellflower wird auf dem exground Filmfestival in Wiesbaden gezeigt.
Danke für den Hinweis, aber das gleiche hatte ich doch in Kommentar Nr. 19 schon selbst geschrieben… 😉