3. Hamburger SciFi-Horror-Festival





„Monster Machen Mobil“ heißt es von Freitag 30.3. bis Sonntag 1.4.2012 wieder in Hamburg – wenn auch diesmal nicht im mittlerweile leider nicht mehr als Kino genutzten Savoy-Filmtheater, sondern im Metropolis-Kino. Umso schöner aber, dass das SciFi-Horror-Festival nach der 1. Auflage in 2010 und der 2. Auflage in 2011 sich als feste Größe im Retrospektiven-Bereich zu etablieren scheint. Das ist besonders erfreulich als Gegengewicht zur äußerst betrüblichen Retrospektiven-Abkehr des Fantasy Filmfestes, das selbst beim letztjährigen 25-jährigen Jubiläum beschämenderweise noch nicht einmal einen einzigen älteren Jubiläumsfilm zeigte. Und es hellt die Stimmung wieder auf, die einem bspw. beim Lesen von David Bordwells Reihe über die Kinodigitalisierung („Pandora’s digital box“) angesichts dieser trüben Aussichten schnell in den Keller gehen kann.
Die Hamburger „Monster Machen Mobil“-Veranstalter hingegen bekennen sich zum klassischen Kinomaterial und haben auch dieses Jahr wieder wie ein Qualitätssiegel den Stempel „35mm – Echter Film! Echtes Kino!“ auf ihren Plakatmotiven stehen. Dass ähnlich wie beim Gelsenkirchner Filmclub Buio Omega auch in Hamburg alle Filme in ihren deutschen Fassungen laufen, ist – neben Zwangsläufigkeiten in Bezug auf die Kopienlage – auch in der Ausrichtung des Festivals als Reminiszenz an eine spezifische Kinohistorie (von den Monsterfilm-Jugendvorstellungen bis zur Bahnhofskino-Tradition) stimmig und als solche eigentlich kaum anders denkbar. Mir persönlich gefällt das in diesem Kontext, und vor allem angesichts der beim Festival vertretenen Filmgattungen der späten 50er bis frühen 80er Jahre, bei denen ich im Gegensatz zu sonstigen Originalton-Präferenzen tatsächlich mitunter zeittypische Synchronisationen bevorzuge (mehr zu diesem Thema aber in einer separaten Synchro-vs-Originalton-Diskussion, die ich kürzlich mit Christoph und Lukas führte und die an dieser Stelle protokolliert ist). Zum von Trailern, Cartoons und Bühnenshows flankierten Filmprogramm zitiere ich den Monstercon-Hinweisbeitrag, aus dem auch die folgendenen Credits und Aushangsätze stammen:

Ray Harryhausen: Sindbads gefährliche Abenteuer
The Golden Voyage of Sinbad (USA 1973)
Regie: Gordon Hessler
Freitag 30. März 2012 • 19 Uhr

Star Crash – Sterne im Duell
Star Crash – Oltre la terza Dimensione (Italien 1979)
Regie: Luigi Cozzi
Freitag 30. März 2012 • 22 Uhr

Gigant des Grauens
War of the Colossal Beast (USA 1958)
Regie: Bert I. Gordon
Freitag 30. März 2012 • 23.59 Uhr

Gamera gegen Gaos
Daikaijû kûchûsen: Gamera tai Gyaosu (Japan 1967)
Regie: Noriaki Yuasa
Samstag 31. März 2012 • 15.30 Uhr

Die Folterkammer des Hexenjägers
The Haunted Palace (USA 1963)
Regie: Roger Corman
Samstag 31. März 2012 • 18 Uhr

Draculas Tochter und Professor Satanas
La mujer murciélago (Mexiko 1968)
Regie: René Cardona
Samstag 31. März 2012 • 21 Uhr

Infra-Superman – Invasion aus dem Inneren der Erde
Jung-Gwok Chiu-Yan (HongKong 1975)
Regie: Shan Hua
Samstag 31. März 2012 • 23.15 Uhr

Der Mann ohne Körper
The Man Without a Body (England 1957)
Regie: Charles Saunders, W. Lee Wilder
Sonntag 1. April 2012 • 11.30 Uhr

2071 – Mutan-Bestien gegen Roboter
The Time Travelers (USA 1964)
Regie: Regie: Ib Melchior
Sonntag 1. April 2012 • 13.30 Uhr

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, Februar 2nd, 2012 in den Kategorien Ältere Texte, Andreas, Blog, Festivals, Hinweise veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

13 Antworten zu “3. Hamburger SciFi-Horror-Festival”

  1. Lukas Foerster on Februar 2nd, 2012 at 09:39

    nunja, dein synchroargument ergibt für mich auch hier wieder keinen sinn: wenn man sie über eine spezifische (spezifisch deutsche) kinohistorie rechtfertigt, muss man halt auch john ford und hitchcock auf deutsch zeigen, weil die auch schon damals etc. aber ich bin ja schon ruhig:)

  2. Andreas on Februar 2nd, 2012 at 10:04

    Brauchst gar nicht ruhig zu sein, wollte eigentlich auch noch was bei dir nachträglich einwerfen, fühlte mich irgendwie aber bezüglich des Themas dann zunächst erstmal etwas ausgelaugt 🙂

    Ich finde aber tatsächlich, dass es da einen entscheidenden Unterschied in der Ausrichtung gibt: Buio Omega oder Monster Machen Mobil verweisen (mal ganz abgesehen von der in Sachen O-Ton weit prekäreren Verfügbarkeits-Situation in den filmischen Bereichen, in denen sie sich bewegen) schon sehr deutlich auf eine bestimmte Form der Aufführungspraxis und des Kinoerlebens. Diese Ausrichtung ist schlichtweg nicht gegeben und nicht beabsichtigt (oder nur in seltenen Ausnahmefällen), wenn ein Kommunales Kino oder ein Filmmuseum eine Ford- oder Hitchcock-Retrospektive macht. Dieser Unterschied schlägt sich m.E. schon in der Gestaltung der Ankündigungen und dem jeweiligen Selbstverständnis relativ offenkundig nieder. Hinzu kommt, dass die einen das uneigennützig aus privater Leidenschaft heraus betreiben, und die anderen mit kulturellem Auftrag und öffentlicher Förderung. Das sind in mancher Hinsicht zwei verschiedene Welten, von daher finde ich da auch einen unterschiedlichen Maßstab angebracht.

  3. Lukas Foerster on Februar 2nd, 2012 at 10:32

    hätte ich dazuschreiben sollen: natürlich finde ich es trotzdem super, was buio omega und die hamburger machen. genau wie die schrägen filmfreunde in berlin, bei denen ich am montag ulmers bluebeard gesehen habe, der mich umgehauen hat wie kaum etwas anderes in den letzten jahren.

  4. Sano on Februar 2nd, 2012 at 21:20

    Juhu! Endlich gute Nachrichten.

    Aus ganzem Herzen danke für diesen kurzen und mit zahlreichen weiterführenden Verknüpfungen angereicherten Artikel Andi! Das Festival scheint weiterhin auf dem richtigen Kurs zu sein, und die Filmauswahl verspricht mal wieder einen Leckerbissen nach dem anderen.

    Bordwells Texte zur aktuell grassierenden „vollständigen“ Digitalisierung waren mir bisher nicht bekannt. Werde sie aber erst einmal auch nicht lesen, da meine Stimmung diesbezüglich aufgrund zahlreicher Meldungen und Artikel der letzten Wochen, vor allem aus den USA, inzwischen eh schon im Keller ist. Allein, dass einige große Kamerahersteller keine analogen Kästen mehr produzieren wollen, lässt das Cineastenauge sich trüb vor Schmerz verschleiern. Alles das ist schlichtweg eine KATASTROPHE. Umso größerer Balsam auf meine Wunden ist daher dein Hinweis und die damit einhergehende Vorfreude auf das Monster-Festival. Wie ich an anderer Stelle gerade schrieb, bin ich diesmal vermutlich endlich dabei. 😀

    Das von Lukas im ersten Kommentar angerissene Synchro-Problem, sehe ich genauso wie du es im weiteren Verlauf der Kommentare bisher geschildert hast. In dem von dir angerissenen Kontext will ich die Filme die hier laufen, tatsächlich auch gar nicht im Original sehen. Es geht ja nicht so sehr um die Filme selbst, sondern um eine bestimmte vergangene Art der Filmrezeption im deutschen Kino. In dieser Hinsicht ist Synchro nicht nur authentisch, sondern eben auch authentischer, als eine Aufführung von (untertitelten) Originalfassungen. Das sind eben in diesem Kontext die Originalfassungen. Da habe ich persönlich sogar überhaupt kein Problem, wenn es sich dabei um gekürzte und auch sonstwie entstellte Versionen handelt. Denn darum geht es meiner Auffassung nach ja eben: das Einfangen einer früheren Aura, einer früheren Zeit, mit weiteren Gleichgesinnten an einem Ort – soweit möglich, mit allem, was dazu gehört.

    @Lukas

    Dein entfesselt-enthusiastischer Ulmer-Beitrag ist trotz einiger von mir genossener schriftlicher Huldigungen zum deutschen „C-Filmer“ bisher der erste Text, der mir ohne weiteres das Wasser im Mund zusammenlaufen und mich in eine sofortige Kinosichtung eines seiner Filme hineinträumen lässt. Großartig! Kenne schändlicherweise immer noch nichts von Ulmer – das muss sich wohl baldmöglichst dringend ändern.

  5. Sano on Februar 2nd, 2012 at 21:46

    Ob hier eventuell auch 35mm-Kopien gezeigt werden? Zu hoffen wäre es – und allein wegen Argento vielleicht einen weiteren ET-Ausflug/Kurztripp wert – CHRIIIIIIIIISTOPH!!! 😀

  6. Rajko on Februar 3rd, 2012 at 00:44

    OMG, da würde ich auch fast schwach werden, nach Dresden zu düsen. *sabber*

  7. Tezuka on Februar 3rd, 2012 at 11:20

    Ui, „La mujer murciélago“, eines der weltwitzgsten Batman- bzw. Batgirl-Rip-Offs, wenn ich mich recht entsinne. Und wie wunderbar überfordert man in Deutschland damals mit Comice-Referenzen war: „Draculas Tochter und Professor Satanas“ ist einer der herrlichsten bescheuerten Titel, die ich kenne. Den Film sollte endlich mal jemand auf DVD rausbringen.

  8. Thomas on Februar 5th, 2012 at 22:21

    @Rajko Nach Dresden werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach fahren – zum einen ist man Mitfahrerzentrale günstig dort (hin und zurück je ein 10er) und auch ruckzuck wieder zurück (2h Auto idR). Außerdem kommt meine Freundin aus Dresden, sodass sie und ich bei den Eltern pennen können 😉

  9. Alex on Februar 7th, 2012 at 10:52

    Ui, wirklich viele Knaller, auch den MANN OHNE KÖRPER würde ich gerne mal in der DF sehen, der Termin überschneidet sich leider mit den FFF Nights in Köln…was dann doch etwas näher liegt als Hamburg.

  10. Andreas on Februar 7th, 2012 at 12:50

    Ja, der Termin überschneidet sich nicht nur in Köln mit den FFF-Nights, sondern auch in Frankfurt und Nürnberg, womit quasi alle ET-Städte betroffen sind (ich kann zumindest notfalls noch auf München ausweichen). Das hat mich zunächst auch etwas geärgert. Aber bei genauerem Blick über die bisherigen 9 von 10 Nights-Filme reizen mich die meisten ohnehin nicht übermäßig, und nachdem für MMM jetzt schon einige Leute konkretes Interesse bekundet haben, wird das neben den Filmen wohl auch eine schöne Gelegenheit für eine größere Cine-Zusammenkunft, zu der man aus allen Himmelsrichtungen strömt. Lockt mich dann doch mehr. Obendrein deutet die FFF-Nights-Terminänderung (jetzt drei Städte auf nur zwei statt drei Tage verteilt!) stark darauf hin, dass dort der 35mm-Anteil weiter herunter gefahren wird. Eigentlich können bei dieser Städte-Konstellation logistisch nur die Titel von 35mm gespielt werden, bei denen mehrere Kopien vorliegen, und das sind dann mutmaßlich genau die Titel, die sowieso recht bald regulär ins Kino kommen. Nee, da finde ich momentan das Hamburger MMM dann doch in vieler Hinsicht reizvoller. Viel weiter weg und insgesamt kostspieliger ist’s natürlich auch für mich/uns, aber mit Fahrgemeinschaft und günstiger Unterkunft sowie sehr moderatem Dauerkartenpreis lässt sich das letztlich alles ganz gut machen 🙂

    @Sano, Rajko & Thomas
    Für eine Argento-Reihe auf 35mm hätte ich mir den Trip nach Dresden auch ernsthaft überlegt. Aber wie schon an anderer Stelle diskutiert – aber hier für mitlesende Interessierte nochmal kurz erläutert -, läuft die Argento-Retro in Dresden offenbar leider ausschließlich digital (heißt in dem Fall wohl tatsächlich: Blu-Rays und DVDs, äußerst trist!), weil das Rundkino als Spielort schon seit Jahren gar keine analogen Filmprojektoren mehr hat. Wirklich schade und eine versäumte Gelegenheit – eine umfangreiche Argento-Retro mit guten Kopien wäre zwar enorm kostspielig, aber eine schöne kleine Auswahl hätte man auch mit geringeren Mitteln durchaus gut hinbekommen können. So lohnt es sich dann wohl nur, wenn man Argento selbst halt gerne mal live erleben möchte.

    @Sano
    Auf die anderen Punkte komme ich noch zurück.

  11. apostata on Februar 10th, 2012 at 06:48

    Wo ist Christoph?

  12. Christoph on Februar 10th, 2012 at 17:58

    Wo soll ich denn sein?

  13. apostata on Februar 11th, 2012 at 08:18

    Pardon, war eigentlich als kurzer Ausruf der Freude über die mannschaftliche Geschlossenheit bei E.T. gemeint. Wird nicht mehr vorkommen. – Ich wollte eine Fußnote zu der packenden Diskussion hier und in dirty laundry über synchronisierte Filme loswerden. Trotz einem auf Filmschulen heute geradezu bellizistisch vorgetragenen Authentizitäts- Apodiktum: Im Synchronstudio erblühten deutsche Schauspieler einst zu nie mehr da gewesener Sachlichkeit, oder zu atemberaubendem Sprach-Tempo und Virtuosität (wenn sie zb Hawks-Komödien oder französische/italienische Verbal-Klamotten nach-sprechen mußten). Oder es gelang ihnen auch im existentialistischsten Adagio mysterioso- Ton von Stars wie Piccoli, Montand etc. den Ball tonlich enorm flach zu halten. Was ihnen selbst vor der Kamera im deutschen Film selten glückte. So sehe ich in den deutschen Synchronfassungen eine andere optionale deutsche Filmgeschichte, sehe deutsche Schauspieler in anderen Rollen, die sie hier nie gekriegt haben, sehe sie quasi in anderen Filmen als sie bei uns je gemacht wurden. Durch die Synchronfassungen wurde eine andere dt. Filmhistorie „wahr“. Am verrücktesten klingen für mich die Synchronisationen von Robert Bresson-Filmen, weil die deutschen Schauspieler da im Studio den tonlos- leeren Klang der Bresson`schen Laien imitieren mussten. Sie mussten versuchen, quasi bedeutungslos zu leiern, sie wollten dieser Tonlosigkeit – da Schauspieler ja vielleicht gar nicht anders können- Sinn geben. Eine Stimme wie Cordula Trantow im „Lancelot“ könnte dabei den Absichten von Bresson sogar sehr nahe gekommen sein. Die Vorstellungen, Ideen, die man daraus von den deutschen Schauspielern und ihren Möglichkeiten bekam, die waren –über subjektive Schönheiten und totale Abstrusitäten der Synchronisationen hinaus- gewissermassen bewußtseinserweiternd nützlich.

Kommentar hinzufügen