2. Hamburger SciFi-Horror-Festival



Monster Machen Mobil 2011

Eskalierende Träume machte bereits letztes Jahr auf die erste Ausgabe von MONSTER MACHEN MOBIL, dem 2010 aus der Taufe gehobenen Hamburger SciFi-Horror-Festival, aufmerksam. Auch dieses Jahr kommt man angesichts des erneut sehr reizvollen Programms nicht umhin, dieses Festival allen auch nur entfernt Genreinteressierten, für die Hamburg in Reichweite liegt, unbedingt ans Herz zu legen. Von Freitag, den 6. Mai bis Sonntag, den 8. Mai 2011 werden im Metropolis-Kino Hamburg an drei Tagen insgesamt neun teils (besonders im Kino) seltene Schmankerl der namensgebenden Genres präsentiert, laut Veranstaltern sämtlich als 35mm-Kopien sowie zusätzlich garniert von „einem bunten Programm aus seltenen Phantastik-Trailern (50ies, 60ies, 70ies Monster-Horror-SciFi), Cartoons, Bühnenshows und dergleichen mehr“. Die Filme im Einzelnen:

Kampfstern Galactica
(Battlestar Galactica, USA 1978, Regie: Richard A. Colla)
Freitag 6. Mai, 19 Uhr

Godzilla – Frankenstein und die Monster aus dem All
(Kaijû sôshingeki/IT: Destroy All Monsters, Japan 1968, Regie: Ishirô Honda)
Freitag 6. Mai, 22 Uhr

Scarletto – Schloß des Blutes
(Il Boia Scarlatto/IT: Bloody Pit of Horror, Italien/USA 1965, Regie: Massimo Pupillo)
Freitag 6. Mai, 23.59 Uhr

Der grosse Krieg der Planeten
(Wakusei Daisenso, Japan 1978, Regie: Jun Fukuda)
Samstag 7. Mai, 15.30 Uhr

Raumschiff Saturn meldet: Tödliche Nebel
(I diafanoidi vengono da Marte/IT: The Deadly Diaphonoids, Italien 1966, Regie: Antonio Margheriti)
Samstag 7. Mai, 18 Uhr

Dracula jagt Mini-Mädchen
(Dracula A.D. 1972, England 1972, Regie: Alan Gibson)
Samstag 7. Mai, 21 Uhr

Über dem Jenseits
(E tu vivrai nel terrore – L’aldilà/IT: The Beyond, Italien 1981, Regie: Lucio Fulci)
Samstag 7. Mai, 23.15 Uhr

Argoman – Der phantastische Supermann
(Come rubare la corona d’Inghilterra/IT: The Incredible Paris Incident, Italien 1967, Regie: Sergio Grieco)
Sonntag 8. Mai, 11.30 Uhr

Theater des Grauens
(Theatre of Blood, England 1973, Regie: Douglas Hickox)
Sonntag 8. Mai, 13.30 Uhr

Noch einmal etwas schöner aufbereitet, mit kurzen Texten und Plakaten sowie Aushangfotos zu allen Filmen, findet sich das Programm z.B. an dieser Stelle. Insgesamt ein feines und abwechslungsreiches Filmaufgebot, von großer Horrorkunst wie Fulcis Meisterwerk ÜBER DEM JENSEITS bis hin zu den wüsten, trashigen und charmanten Vergnügungen eines wilden Phantastik- und Genrekinos. Und natürlich geht es bei einer Veranstaltung wie dieser nicht nur um die Filme an sich, sondern auch um den gemeinsamen Spaß an solchen Filmen und um das besondere Erlebnis, die oft mit verschwenderischen Scope-Bildern daher kommenden Filme in gebührendem Rahmen (mit Trailershows etc.) in einem traditionellen Filmpalast auf der großen Leinwand zu erleben. Und abgesehen davon, dass nun freilich nicht jeder für solche Verlockungen etwas übrig haben muss, dass die letztjährige Ausgabe insgesamt vielleicht noch einen Tick reizvoller war und dass einem persönlich natürlich nicht jeder Film gefallen muss (KAMPFSTERN GALACTICA habe ich letztes Jahr beim Sensurround-Festival in Karlsruhe gesehen und fand ihn reichlich schwach, interessant einzig wegen der Sensurround-Effekte, ohne die ich mir den Film kaum vorstellen mag), läuft mir persönlich bei diesem Programm mit seinem verstärkten italienischen Fokus insgesamt doch ziemlich das Wasser im Mund zusammen, zumal auch viele Filme dabei sind, die gerade auf der großen Leinwand sicherlich einiges hermachen dürften (den Fulci habe ich schon zweimal im Kino genossen und würde ihn mir jederzeit noch ein drittes Mal ansehen, und japanische Monsterfilme sind dahingehend sowieso Selbstläufer).

Zumindest aus der Ferne betrachtet jedenfalls die schönste Veranstaltung ihrer Art, die es derzeit in Deutschland gibt, und deren Austragungsort ihr ohnehin ein Alleinstellungsmerkmal verleiht. Und darin liegt ein wesentlicher Grund, noch einmal besonders nachdrücklich auf dieses Festival hinzuweisen, denn das Savoy-Kino mit knapp 500 Plätzen und 150 qm Leinwand (wo bekommt man Science-Fiction, Monsterfilme, Horror, Trash & Co sonst in solchem Umfeld geboten, seit es die FFF-Retrospektiven nicht mehr gibt?) wurde zuletzt vom Kommunalen Kino Metropolis während des Umbaus des eigentlichen Metropolis-Kinosaals provisorisch seit 2008 für einige Jahre betrieben – nachdem das Metropolis nach derzeitigem Stand jedoch bereits im kommenden Juni 2011 das Savoy wieder verlassen wird und an seinen früheren Standort zurück kehrt, sieht es momentan so aus, als ob damit wohl ein weiterer traditioneller Filmpalast seine Pforten schließen müsste. Und demnach ist es wohl leider auch recht wahrscheinlich, dass das SciFi-Horror-Festival am kommenden Wochenende zum letzten Mal an solch besonderer Spielstätte stattfinden wird. Ich schreibe „aus der Ferne“, weil es bei mir leider letztes Jahr mit einer Anwesenheit nicht hinhauen wollte, und obwohl ich mir für dieses Jahr schon aus eben genanntem Grund eigentlich fest vorgenommen hatte, dem Festival einen Besuch abzustatten, sieht es bei mir zeitlich so ungünstig aus, dass es momentan leider höchst fraglich ist, ob es wirklich klappt, zumal auch die weite Anreise ein Problem darstellt. Wie auch immer: wer es sich einrichten kann und in der Nähe von Hamburg wohnt, sollte sich diese seltene Gelegenheit nicht entgehen lassen. Es wäre ausgesprochen schade drum, soviel kann man angesichts der Informationslage guten Gewissens sagen.

Dieser Beitrag wurde am Samstag, April 30th, 2011 in den Kategorien Andreas, Blog, Festivals, Hinweise veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

12 Antworten zu “2. Hamburger SciFi-Horror-Festival”

  1. Christoph on Mai 1st, 2011 at 02:44

    „…und zweites geht es bei dieser Veranstaltung freilich nicht um große Filmkunst und Qualitätskino, sondern um die wüsten Vergnügungen eines weltweiten Genrekinos…“

    Mein lieber Andi,
    einen so verschämt apologetischen Satz aus deinen Fingern zu lesen, schockiert mich einigermaßen. Wenn ich nicht genau wüsste, dass…!
    Was ist denn nur los, hm? All Weerasethakul and no play?

  2. Andreas on Mai 1st, 2011 at 03:20

    All Weerasethakul = all play 🙂 Mit „Schund“ und „Schmuddel“ hab ich deshalb bekanntlich ebenso wenig ein Problem wie mit Genre oder Entertainment.

    (EDIT) Und der Rechtfertigungsquatsch war mir irgendwo doch zu albern, daher hab ich das wieder rausgenommen. Sollte auch so klar sein, dass dein „Vorwurf“ nur eine recht absurde Stichelei ist, auch wenn meine Formulierung nicht so recht geglückt sein mag und offenkundig nicht wie beabsichtigt funktioniert (btw: „Qualitätskino“ halte ich für eine keineswegs nur positive Zuschreibung). Nun ja. Und überhaupt: Bist du jetzt zur Cinematical-Correctness-Polizei in die Abteilung „Überprüfung der korrekten Ausdrucksweise zum glaubwürdigen Nachweis der eigenen Genreaffinität“ gegangen? 😉

  3. Christoph on Mai 1st, 2011 at 13:57

    😀

  4. Whoknows' Best on Mai 1st, 2011 at 14:45

    „Theatre of Blood“ ist sogar ein kleines Meisterwerk des makabren Subgenres! Was mich mal wieder zu der Frage veranlasst, warum es von zwei „verwandten“ englischen Filmen, „The Assassination Bureau“ (1969) und „Who Is Killing the Great Chefs of Europe“ (1978), noch immer keine deutsche DVD gibt, ja letzterer förmlich vergessen wurde?

  5. Mr. Vincent Vega on Mai 1st, 2011 at 18:33

    THEATRE OF BLOOD ist zudem zweifellos „Filmkunst“. 🙂

  6. Andreas on Mai 2nd, 2011 at 02:45

    Gerade du warst es mit deinem doofen polemischen Gemecker im letzten Jahr, der mich erst zu diesem offenbar missglückten und missverständlichen Einschub veranlasst hat. Da die sarkastisch-genervte Komponente scheinbar nicht so rüber kam wie gedacht, habe ich es jetzt lieber komplett umformuliert, bevor mir trotz meiner eigentlich kaum zu übersehenden Begeisterung für das Festival weiter die Worte im Mund umgedreht werden. 😉

    THEATRE OF BLOOD muss ich dringend mal nachholen. Aber schön, dass auch in deinen Augen immerhin wieder wenigstens „ein guter Film“ dabei ist. 🙂

  7. Christoph on Mai 2nd, 2011 at 05:28

    Ohne jeden Zweifel ist THEATRE OF BLOOD sogar die absolute ULTRA-Filmkunst!
    Allerdings auch ein Film, der am Besten in der Originalfassung genossen wird, will man wirklich das volle Ausmaß von Vincent Prices ungeheurem Shakespeare-Performance-Schangel genießen.

    Lieber Andi, es freut mich sehr, dass neben dem Weerasethakul-Play auch noch Platz für schuldige Vergnügungen der apologetischen Sorte ist. 😆

  8. Andreas on Mai 2nd, 2011 at 09:46

    Apologetisch müssen die gar nicht sein, schuldig auch nicht. Können sie aber natürlich, und dürfen sie auch. Die Wertungen (also die implizite Unterstellung, „wüste Vergnügungen“ sei da pauschal eher abwertend und entschuldigend, anstatt sie als attraktiv und befreiend gegenüber den doch im Kontext viel schaler klingenden „Filmkunst“ und „Qualitätskino“ zu nehmen) trägst du da aber ran, die stecken in den Begriffen so gar nicht drin, finde ich. Oder jedenfalls nicht in meiner Anwendung und Auslegung, bilde ich mir jedenfalls ein (und weißt du ja im Grunde: „Wenn ich nicht genau wüsste…“), auch wenn die zwangsläufige „Vorbelastung“ von Begriffen ein Stück weit immer ein Problem ist, klar. Ich meine mit solchen verschiedenen „Gattungsbegriffen“, an denen du dich ja letztlich hier halb im Scherz und halb im Ernst aufhängst, nichts anderes als eben ganz basal die reine „Verschiedenheit“ der Dinge, ohne dass dabei im normativen Sinn schon vorab Höher- und Niedrigerwertiges getrennt werden soll, E und U und so einen Quatsch. Aber das Thema hatten wir schon vor Jahren, als du dich eine zeitlang strikt gegen den Begriff „Genrefilm“ gesträubt hast. So als würde der schon an sich eine Abwertung bedeuten, im scheinbaren Gegensatz zu etwa „Autorenfilm“. Mal abgesehen davon, dass man solche Kategorien wohl sowieso nicht bierernst nehmen sollte, sehe ich das einfach nicht so. Wie drückte es Dominik Graf mal so schön aus: wenn man die Grenzen des Genres sprengt, ist es eben nicht „dann kein Genrefilm mehr“, sondern eben gerade ein Genrefilm, weil Genre all das – also auch seine Erweiterung, Dehnung, Sprengung, die ja überhaupt erst durch ihr Verhältnis zum „Regelwerk“ möglich ist – schon einschließt. Genre wird m.E. erst dann problematisch, wenn es eben nicht in solchem Sinn als Chance und Potenzial, sondern als Beschränkung gesehen wird und dann schnell auch als solche fungiert (dass das bei vielen heutigen Genrefilmen nach meinem Gefühl leider tatsächlich so ist, und dass mich das stört, ist nochmal ein ganz anderes Thema, hat aber mit „Genre“ an sich erstmal trotzdem nichts zu tun – ebenso haben meine oft leider zu einseitig „Kunstfilm“-lastigen aktuelleren Jahreslisten nur mit den konkreten Filmen und nicht einer pauschalen Positionierung zu tun, wie ein Blick auf meine Listen mit älteren Filmen oder auch die umstandslos hohe Einstufung von positiven Ausnahmen wie THE HOLE eigentlich deutlich machen sollte). Das ist jetzt alles Off-Topic, aber mit dieser a-priori-Wertungsunterstellung war ich seinerzeit und bin ich heute nicht wirklich einverstanden. Weiß nicht, ob klar ist, worauf ich überhaupt hinaus will, aber ich schreib das jetzt bewusst, weil ich gerade das Gefühl habe, dass wir hier über die halb-augenzwinkernde gegenseitige Stichelei vielleicht über „Nebenschauplätze“ womöglich sogar irgendwie den Zugang zur immer noch ausstehenden Weerasethakul-Diskussionsfortsetzung (bei der ich am Zug bin, ich weiß) finden. Das erlaube ich mir als kleine morgendliche „Hirnmilch“ jetzt mal so ins Ping-Pong-Spiel einzuschleusen 😉

  9. Andreas on Mai 6th, 2011 at 02:36

    Bis zu sechs originale alte Kinotrailer werden offenbar vor jedem Film gezeigt. Was für ein geradezu verschenderischer Luxus, wenn man um die Seltenheit von alten 35mm-Trailern gerade aus dem Monster/SciFi/Horror-Bereich weiß. Werde leider schweren Herzens auf das Festival verzichten müssen, hoffe aber umso mehr, dass die in Hamburg und Umgebung wohnenden Genrefans zu schätzen wissen, was sie da geboten bekommen und diese wunderbare Veranstaltung mit entsprechend zahlreichem Besuch honorieren (leider herrscht ja doch bei weiten Teilen von Fans und Cineasten eine recht traurige Müdigkeit und Bequemlichkeit solchen raren Kino-Gelegenheiten gegenüber).

  10. Sano on Mai 17th, 2011 at 21:53

    Tja, das Festival ist vorbei, und ich nehme mal an, das schon wieder keiner von uns in hamburg vorbeigeschaut hat (?). Daher nehme ich mir jetzt an dieser Stelle einfach mal vor nächstes Jahr dann auf jeden Fall mit mindestens einem von euch bei den Monsterfilmen dabei zu sein. Ein großer Eskalierende Träume – Festivalausflug steht sowieso mal wieder an, und da es bei mir auch dieses Jahr wieder nicht mit München klappt, gelobe ich ab sofort mich zu bessern. 🙂

    Und keine Sorge Christoph – ich bin sicher, dass sich uns dann bei dem ein oder anderen Film die Ultrakunst offenbaren wird. 😀

  11. Andreas on Februar 2nd, 2012 at 06:28

    „Daher nehme ich mir jetzt an dieser Stelle einfach mal vor nächstes Jahr dann auf jeden Fall mit mindestens einem von euch bei den Monsterfilmen dabei zu sein.“

    Wie steht’s mit dem Vorhaben? 😉 Ich habe mir ja eigentlich trotz auch diesmal wieder terminlicher Widerstände ähnliches vorgenommen, und das Programm der 2012er Auflage ist mittlerweile online – hoffen wir, dass sich das Vorhaben beiderseits in die Tat umsetzen lässt!

  12. Sano on Februar 2nd, 2012 at 20:49

    Bin gerade zufällig aufgrund deiner Ankündigung den Verknüpfungen im Text gefolgt, und habe mir deine Artikel zur ersten und zweiten Ausgabe des Festivals noch einmal ein wenig angeschaut – und siehe da: Nach der (für mich gerade) überraschenden Versicherung die ich letztes Jahr hier in Kommentar 10 gemacht habe, war ich gerade zuversichtlich, dass ich es dieses Jahr tatsächlich schaffen könnte, und habe mir das Märzwochenende schon in Gedanken dick angestrichen. Und was sehen meine Augen daraufhin? Beim Überlegen, wie ich mein Verspreche, mindestens einen weiteren Eskalierende Träumer mitzschleppen, in die tat umsetzen könnte, entdecke ich deinen neuen Kommentar von dir bezüglich genau dieses Themas. 😀 Habe ihn nämlich auf der Startseite, aufgrund des neuen Beitrags und der Kommentare zur dritten Auflage, glatt übersehen.

    Somit wären aber wohl zumindest wir zwei dieses Jahr für einen Ausflug zu haben. Bei mir kommt vermutlich neben der terminlich recht passenden Wahl noch positiv hinzu, dass kurz davor durch meinen Geburtstag eventuell auch noch eine kleine Finanzspritze dieses Vorhaben begünstigen und in noch höherem Maße wahrscheinlich machen könnte. Unserem ersten gemeinsamen und sowieso überhaupt ersten Besuch auf diesem Freudenfest der deutschen Zelluloid- und Exploitationhuldigung einer untergegangenen Zeit steht somit fast nichts mehr im Wege. 🙂

Kommentar hinzufügen