100 deutsche Lieblingsfilme #64: Nicht verzeichnete Fluchtbewegungen oder: Wie die Juden in der West-Eifel in die Freiheit kamen (1990)

Am Anfang des Kinos war das Licht und es lehrte den Menschen sehen, den Blick solange feinzustellen, bis ihm die nunmehr schwieligen Augen in ihren Höhlen erstarren. Zu Sehen, gründlich, gebrochen und neujustiert, allumfassend, unter Zuhilfenahme der Bogenlampen, Kondensoren, Blenden des Projektors, das ist ein Verwundbarkeit stiftender Akt, in allen außer den Verhärmtesten nährt er eine der mächtigsten Emotionen des Lebens, das Mitleid. Dietrich Schuberts „Nicht verzeichnete Fluchtbewegungen“ handelt von diesen untrennbar verwobenen Wahrnehmungen und Empfindungen. Betulich gleitend tastet sich gleich in einer der allerersten Aufnahmen das Kameraauge am warnschildbehangenen Gitterzaun längs, bevor es, von einem fast schmierestehenden Umschnitt auf den aus der gewählten Perspektive unüberwindbar scheinenden Wassergraben der Feste mit Zugang versehen, ruhigen Schrittes in den tiefschwarzen Eingangstunnel des einst von den deutschen Eroberern zum Auffanglager umfunktionierten Fort Breendonks hineinschreitet. Doch das mechanische Auge ist kein menschliches, eine Gewöhnung an die neuen Lichtverhältnisse bleibt aus. Noch einige Male werden wir im Laufe der folgenden anderhalb Stunden den Aufenthaltsort wechseln, die Dunkelheit indes nie mehr verlassen. Weiterlesen…

100 Deutsche Lieblingsfilme #63: 90 Minuten nach Mitternacht (1962)

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Aktion deutscher Film #3:
Wo Fuchs und Hase den Bär steppen lassen

„Für einen deutschen Film war der schon ganz okay…“
Das oder etwas ähnlich lapidar Geringschätziges musste ich mir oft anhören, wenn ich Freunden oder Bekannten etwas nervös einen meiner deutschen Lieblingsfilme präsentierte. Weiterlesen…

Aktion deutscher Film #2: Aus den zwielichtigen Kellern lüsterner Filmtheater



Was auch immer man in unseren kulturfeindlichen Zeiten der Filmhistorie unserer lieben Heimat, sei sie preußisch, bayerisch, österreichisch oder schwyzerisch, vorwerfen kann – einen Mangel an verständnisvollen Gefühlen ganz gewiß nicht! Neben diversen unverkrampften ausländischen Billigproduktionen verstanden sich auch die umtriebigen DÖS-Filmhandwerker stets prächtig darauf, die intimsten, aber auch die schändlichsten Geheimnisse der deutschsprachigen Weltbevölkerung ans Licht zu zerren und den begierigen Blicken des kundigen Publikums im Bierkrug darzureichen. Nicht selten waren diese offenherzigen, schonungslosen, aber doch auch unverhüllten Darbietungen gefolgt von Empörung oder gar Verdammung. Jedoch: Ihre Stoß-, Stand- und Unterhaltungskraft hält bis heute an und beschert auch dem jungen und wissbegierigen Dreigestirn des Hofbauer-Kommandos noch freudige Stunden und unaufhörlich strapazierte Hosen.

Daher war das Glück auf unserer Seite, als sich im knospenden Frühling des ersprießlich gedeihenden Jahres 2011 die „Aktion deutscher Film“, inzwischen kurz „DÖS“ (für die anheimelnde Dreifaltigkeit Deutschland-Österreich-Schweiz) genannt, aus den Tiefen der sog. „Blogosphäre“ heraus offenbarte. Das Hofbauer-Kommando fühlt sich den Initiatoren dieser neuen, jungen und hoffentlich in Zukunft auch frisch-frei-fröhlichen Bewegung zu tiefstem Dank verpflichtet und belobigt die moderne Neugierde auf den deutschsprachigen Filmausstoß. Betrüblich mutet hingegen an, dass bislang trotz aller redlichen Bemühungen die sinnliche, lustvolle, erotische, anregende und ausgelassene Seite des DÖS kläglich vernachlässigt wurde (von vereinzelten zu belobigenden Ausnahmen abgesehen). Um es mit den Worten unserer esoterischen Privatsprache zu sagen: Die Hosen blieben bislang leer! Weiterlesen…

Aktion deutscher Film

Am 11. März erregte ein Blogeintrag mit dem Titel Aktion deutscher Film beim deutschsprachigen Filmblog Intergalaktische Filmreisen meine ausgestreckten Filmfühler. Um den deutschsprachigen Film ging es da, und um die Tatsache, dass ihm hierzulande als Alternative zur offenen Ablehnung im besten Fall wohlwollende Aufmerksamkeit zukommt. Jedenfalls empfand der Autor dies wohl so, und wollte das gerne ändern. So klang die Klage für mich aus einer verwandten Seele kommend, und musste mein Herz erreichen. Denn ich gebe es zu: schon lange bin ich dem deutschen Film verfallen. Gehe ich ins Kino, so bevorzugt in einen deutschen Film, bin ich bei Bekannten die einen Fernsehanschluß besitzen, so freue ich mich bei einer Filmsichtung automatisch über die deutschsprachige Originalfassung, und beim Kauf einer DVD im Kaufhaus oder Supermarkt liegt mein Hauptaugenmerk neben dem Preis immer auf der Frage ob es sich nicht eventuell um einen deutschsprachigen Film handeln könnte, den ich noch nicht kenne oder besitze. Ja, das heißt wirklich, ich schaue mir ALLES an. Solange es in deutscher Sprache oder im deutschsprachigen mitteluropäischen Raum entstanden ist, kann man mir jedes filmische Erzeugnis vorsetzen, denn: es interessiert mich grundsätzlich. Das führt selbst im filmfanatischen Freundeskreis beizeiten zu Stirnrunzeln und Fragezeichen im Gesicht. Eine mögliche Erklärung für meine Leidenschaft für den deutschsprachigen Film liegt (zumindest für mich) auf der Hand. Zwar lebe ich schon seit über zwei Jahrzehnten in Deutschland, sehe diese mir inzwischen vertraute Kultur aber immer noch mit fremden Augen. Und was für Andere vetraut und alltäglich, erscheint mir beizeiten immer noch eigentümlich fremd und faszinierend. Das exotische also, das manch ein Deutscher im Süden zu finden vermag, erscheint mir oft im Alltag. Weiterlesen…

Die Redaktion empfiehlt: Der Ultimative Kanon – Die wirklich allerbesten Deutschen Filmerzeugnisse!

Jedes Jahr erscheinen in Deutschland weit über 100 neue Spiel- und Dokumentarfilme, doch über die wenigsten wird geschrieben und noch weniger werden überhaupt gesehen. Denn wer interessiert sich schon wirklich für den deutschen Film? Erschreckend wenige! Was zweifellos auch daran liegt, dass bislang kein aussagekräftiger, auf lückenloser Filmgeschichtsuntersuchung basierender Leitfaden mit wertvollem deutschem Filmgut zur Verfügung stand. Dem ungeschulten Filmfreund fällt die Orientierung daher schwer!
Angeregt durch Hitchcocks bierselige Ausführungen zum deutschen Filmschaffen in zahlreichen Fernsehsendungen der sechziger Jahre, hat Die Redaktion deshalb beschlossen, den kurzlebigen Trends und Moden der Filmgeschichtsschreibung wie dem so genannten Expressionismus der 20er und dem angeblichen Neuen Deutschen Film der 70er Jahre einen dauerhaft gültigen und zeitlosen Kanon des deutschen Films entgegenzustellen. Als Dokument beispielloser Filmkennerschaft wird er die Jahrhunderte überdauern.
Wir wollen zeigen, dass Deutschland mehr ist als Trommeln und Blech, Dichter und Denker, Bier und Kraut, Boote und Führer, Jodeln und Lederhosen. Die Redaktion machte es sich daher in den letzten Monaten zur Aufgabe, sämtliche bisher erschienen ca. 70.000 deutschen Filme gründlich zu prüfen. Dies gelang schlussendlich mit übermenschlichem Eifer nach unzähligen koffeingestärkten Nachtschichten und Marathonsitzungen. Dazu war eine straffe, hochkonzentrierte und ununterbrochene Sichtungsorganisation mit teilweise bis zu 40 gleichzeitig auf entsprechend vielen parallel geschalteten Monitoren gezeigten Filmen erforderlich, um unseren Blick zu schärfen, unsere Aufnahmekraft aufs höchste zu stärken und das gewaltige Pensum an deutschen Handwerkserzeugnissen zu stemmen. So war es uns nach akribischen Sichtungsanalysen erstmals in der Geschichte der deutschen Filmforschung möglich, umfassend die Spreu vom Weizen zu trennen – das Unnütze vom Wertvollen, den Dreck vom Silberbesteck. Bisher ein historisch einmaliges Unterfangen!
Gegen alle deutschen Widerstände, die uns der argwöhnische deutsche Filmkritik- und Filmhistorikerklüngel in den deutschen Weg gestellt hat, ist es uns gelungen aus den deutschen Fehlern der deutschen Geschichte zu lernen und 100 Perlen der deutschen Filmkunst zu einem Meilenstein der deutschen Kanonbildung mit weit über die deutschen Grenzen reichender Relevanz zu verdichten.
Falls der ungeschulte Leser daher Filme in unserer ausschließlich höchsten Ansprüchen folgenden Auswahl vermissen sollte, ist dies offenkundig darin begründet, dass sie es nicht wert waren in solch einer Aufstellung zu erscheinen. Denn entgangen ist uns dank beispielloser Sorgfalt nichts!
Die Redaktion ist daher zu Recht stolz, mit diesem Vorgehen neue Maßstäbe gesetzt und in bislang undenkbarer Weise Pionierarbeit geleistet zu haben.
Insofern lässt sich zweifellos sagen: Ein Kanon für Kenner!

(Die ersten beiden Texte der Reihe zu AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN von Werner Herzog und ICH, EIN GROUPIE von Erwin C. Dietrich finden sich hier und hier.)