Die Redaktion empfiehlt: Der Ultimative Kanon – Die wirklich allerbesten Deutschen Filmerzeugnisse!
Jedes Jahr erscheinen in Deutschland weit über 100 neue Spiel- und Dokumentarfilme, doch über die wenigsten wird geschrieben und noch weniger werden überhaupt gesehen. Denn wer interessiert sich schon wirklich für den deutschen Film? Erschreckend wenige! Was zweifellos auch daran liegt, dass bislang kein aussagekräftiger, auf lückenloser Filmgeschichtsuntersuchung basierender Leitfaden mit wertvollem deutschem Filmgut zur Verfügung stand. Dem ungeschulten Filmfreund fällt die Orientierung daher schwer!
Angeregt durch Hitchcocks bierselige Ausführungen zum deutschen Filmschaffen in zahlreichen Fernsehsendungen der sechziger Jahre, hat Die Redaktion deshalb beschlossen, den kurzlebigen Trends und Moden der Filmgeschichtsschreibung wie dem so genannten Expressionismus der 20er und dem angeblichen Neuen Deutschen Film der 70er Jahre einen dauerhaft gültigen und zeitlosen Kanon des deutschen Films entgegenzustellen. Als Dokument beispielloser Filmkennerschaft wird er die Jahrhunderte überdauern.
Wir wollen zeigen, dass Deutschland mehr ist als Trommeln und Blech, Dichter und Denker, Bier und Kraut, Boote und Führer, Jodeln und Lederhosen. Die Redaktion machte es sich daher in den letzten Monaten zur Aufgabe, sämtliche bisher erschienen ca. 70.000 deutschen Filme gründlich zu prüfen. Dies gelang schlussendlich mit übermenschlichem Eifer nach unzähligen koffeingestärkten Nachtschichten und Marathonsitzungen. Dazu war eine straffe, hochkonzentrierte und ununterbrochene Sichtungsorganisation mit teilweise bis zu 40 gleichzeitig auf entsprechend vielen parallel geschalteten Monitoren gezeigten Filmen erforderlich, um unseren Blick zu schärfen, unsere Aufnahmekraft aufs höchste zu stärken und das gewaltige Pensum an deutschen Handwerkserzeugnissen zu stemmen. So war es uns nach akribischen Sichtungsanalysen erstmals in der Geschichte der deutschen Filmforschung möglich, umfassend die Spreu vom Weizen zu trennen – das Unnütze vom Wertvollen, den Dreck vom Silberbesteck. Bisher ein historisch einmaliges Unterfangen!
Gegen alle deutschen Widerstände, die uns der argwöhnische deutsche Filmkritik- und Filmhistorikerklüngel in den deutschen Weg gestellt hat, ist es uns gelungen aus den deutschen Fehlern der deutschen Geschichte zu lernen und 100 Perlen der deutschen Filmkunst zu einem Meilenstein der deutschen Kanonbildung mit weit über die deutschen Grenzen reichender Relevanz zu verdichten.
Falls der ungeschulte Leser daher Filme in unserer ausschließlich höchsten Ansprüchen folgenden Auswahl vermissen sollte, ist dies offenkundig darin begründet, dass sie es nicht wert waren in solch einer Aufstellung zu erscheinen. Denn entgangen ist uns dank beispielloser Sorgfalt nichts!
Die Redaktion ist daher zu Recht stolz, mit diesem Vorgehen neue Maßstäbe gesetzt und in bislang undenkbarer Weise Pionierarbeit geleistet zu haben.
Insofern lässt sich zweifellos sagen: Ein Kanon für Kenner!
(Die ersten beiden Texte der Reihe zu AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN von Werner Herzog und ICH, EIN GROUPIE von Erwin C. Dietrich finden sich hier und hier.)
Wagt’s Euch Wilder Reiter GmbH wegzulassen! Dann werde ich zur Sylvia Ganush!
Ich glaube den könnte Christoph übernehmen. Unsere Verehrung von Herbert Fux kennt meines Wissens bei fast allen keine Grenzen, und es gab schon blutige Diskussionen um „Die [österreichische!!] Geißel des Fleisches“. Bin mal gespannt wie oft es ihm gelingen wird eine seiner viiiiel zu seltenen Rollen bei uns unterzubringen.
Den übernehme ich bestimmt nicht.;-) Zum einen, weil er kein Lieblingsfilm von mir ist (auch wenn ich ihn sehr, sagen wir mal, bemerkenswert und streckenweise angenehm polemisch finde) und zum anderen, weil er viel zu anstrengendes Review-Material wäre – ich will mir ja nicht das Gehirn brechen.
Es ist natürlich auch sehr schade, dass „Geißel des Fleisches“ ein österreichischer Film und somit untauglich für unseren Kanon ist.:-/
Tja, warum hatten diese reaktionären, pangermanischen Toren vom Sigi Götz Kanon nur keinen Herrn Wirsching, der sie rechtzeitig auf solche Unmöglichkeiten hinwies? Ein österreichischer Film im deutschen Kanon… Am Ende kommt da gar noch der Wiener Jude Fritz Lang vor….Absit!
Das bin ja gar nicht ich, der das für unmöglich hält. Ich habe in meiner grenzenlosen Ignoranz in Gesprächen in England Österreich und Deutschland die ganze Zeit über einen Kamm geschert und halte das für kein Verbrechen (die Österreicher aber anscheinend schon, genauso wie der Franken-Bayern-Zwist) – Der kulturelle Unterschied zwischen Österreich und Deutschland ist wahrscheinlich nicht viel größer (u. U. sogar kleiner) als derjenige zwischen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfahlen, von daher…
Na, Herr Wirsching, dann machen’s doch die GEISSEL, besser heit ois morgn. Donn war mer scho seng, war do wos dagägn hod, doß dees Meeeeeeesterweeeeeeeerk in unsern Konon kummt.
Nun wüßte ich nicht, was an einem Film, der im Grunde genommen sagt „Die Menschen sind scheißenbekloppt und fressen jeden Dreck, den man ihnen unterjubelt“ so unglaublich schwierig zu besprechen sei. Dschungelcamp und DSDS drängen sich ja förmlich auf. Aber die hinterfotzige Volte, das sei kein Lieblingsfilm von euch, ist schwerlich zu entkräften. Fade out.
Na ja, ein Best of zusammengeschnitten aus allen Staffeln… auf jeden Fall deutlich sehenswerter als der letzte Haneke, der letzte Tarantino, der letzte von Trier…
@Critic
Naja, vielleicht erbarmt sich ja jemand anderes und schreibt was dazu. 😉
Lieblingsfilm ist ja zum Glück ein deeeehnbarer Begriff. 😀
@ The Critic:
Warum schreibst du keinen Text als herzlich willkommener Gastautor? Wir würden uns alle darüber freuen!:-)
Wenn ich einen Text zu der wilden Reiter GmbH schriebe, würde nur ein prä… problematischer Krampf dabei herauskommen. Und das wäre doch bedauerlich.
Trotz Aversion gegen den Neuen Deutschen Film (Schlingensief hattet Ihr ja nun auch schon, und der hat ja schließlich DEN letzten Neuen Deutschen Film gedreht): Wird was von Fassbinder dabei sein? „Satansbraten“?
SATANSBRATEN wird sehr wahrscheinlich kommen, ja (Ist ja auch nun wirklich alles andere als ein Kanon-Fassbinder – als das örtliche P-Kino vor einigen Jahren eine Fassbinder-Retrospektive veranstaltet hat, wurden wir darum gebeten, den Film zu zeigen, da er dem Dünkel zu rabiat war). Allerdings nicht von mir, ich werde eventuell noch QUERELLE machen, einen Über-Favoriten der ebenfalls zu den übergangensten Fassbinder-Filmen gehört (Warum nur? Ein Schelm, wer Arges dabei denkt).
Ja, die Fassbinderverehrung grassiert bei unseren Autoren schon in hohem Maße, wobei dennoch nicht immer alle euphorisch reagieren (ich bin manchmal eher zurückhaltend). „Satansbraten“ finde ich aber ebenfalls formidabel. Ich glaube, wenn Kurt Raab die Hauptrolle spielt (wie z.B. auch in „Warum läuft Herr R. Amok?), kann (fast) nichts mehr schiefgehen. 🙂