Am 11. März erregte ein Blogeintrag mit dem Titel Aktion deutscher Film beim deutschsprachigen Filmblog Intergalaktische Filmreisen meine ausgestreckten Filmfühler. Um den deutschsprachigen Film ging es da, und um die Tatsache, dass ihm hierzulande als Alternative zur offenen Ablehnung im besten Fall wohlwollende Aufmerksamkeit zukommt. Jedenfalls empfand der Autor dies wohl so, und wollte das gerne ändern. So klang die Klage für mich aus einer verwandten Seele kommend, und musste mein Herz erreichen. Denn ich gebe es zu: schon lange bin ich dem deutschen Film verfallen. Gehe ich ins Kino, so bevorzugt in einen deutschen Film, bin ich bei Bekannten die einen Fernsehanschluß besitzen, so freue ich mich bei einer Filmsichtung automatisch über die deutschsprachige Originalfassung, und beim Kauf einer DVD im Kaufhaus oder Supermarkt liegt mein Hauptaugenmerk neben dem Preis immer auf der Frage ob es sich nicht eventuell um einen deutschsprachigen Film handeln könnte, den ich noch nicht kenne oder besitze. Ja, das heißt wirklich, ich schaue mir ALLES an. Solange es in deutscher Sprache oder im deutschsprachigen mitteluropäischen Raum entstanden ist, kann man mir jedes filmische Erzeugnis vorsetzen, denn: es interessiert mich grundsätzlich. Das führt selbst im filmfanatischen Freundeskreis beizeiten zu Stirnrunzeln und Fragezeichen im Gesicht. Eine mögliche Erklärung für meine Leidenschaft für den deutschsprachigen Film liegt (zumindest für mich) auf der Hand. Zwar lebe ich schon seit über zwei Jahrzehnten in Deutschland, sehe diese mir inzwischen vertraute Kultur aber immer noch mit fremden Augen. Und was für Andere vetraut und alltäglich, erscheint mir beizeiten immer noch eigentümlich fremd und faszinierend. Das exotische also, das manch ein Deutscher im Süden zu finden vermag, erscheint mir oft im Alltag. Weiterlesen “Aktion deutscher Film” »
Etwas ruhig war es im letzten Jahr auf dem Blog scheinbar um die deutsche Reihe geworden. Doch hinter den Kulissen brodelte es weiter. Frei nach unserer eingangs postulierten Leitlinie die wirklich allerbesten deutschen Filmerzeugnisse für euch, liebe Leser,aus den Untiefen der deutschen Wegwerfproduktion zu Tage zu holen, gingen wir wiederholt in uns, und starteten mit Jesus Hilfe mitte Januar noch einmal richtig durch. Und siehe da – es soll keiner sagen gute Vorsätze würden auf diesem Blog grundsätzlich nicht eingehalten – der wahrhaft göttliche Franco gab uns Auftrieb. Seitdem hat sich unser allseits geliebter Sprachkünstler Christoph mit einer Besprechung eines Films des Außnahmekünstlers und Exiltschechoslowaken Zbyněk Brynych aus seiner deutschen Meisterwerkperiode der frühen 70er ein weiteres Mal offenbart, und unser nicht minder ambitionierter Exiljugoslawe Sano hat noch einmal den Produktions-Turbo ausgepackt und uns die vergangenen Wochen am laufenden Band mit Texten zu einem weiteren Exilanten, dem Bulgaren Marran Gosov mit seinem finalen Abgesang auf die hiesige Filmindustrie und die Ideale der 60er, einem der zahlreichen immer wieder aufs neue überraschenden Beiträge zum deutschen Kinderfilm à la Erich Kästner, dem vielleicht ultimativen Glanzlicht der Schwabing-Filme (wie uns Sano im übrigen glaubhaft versicherte die filmhistorisch bedeutendste Bewegung der 60er Jahre, noch vor der Nouvelle Vague) unter Moderegisseur Roger Fritz, sowie einer wahrhaftigen Offenbarung vor der Kinoleinwand und cineastischen Überwältigungsbombe von kubrickschen Ausmaßen unter der Regie von Eva Hiller, versüßt.
Das war aber noch lange nicht alles, und man darf gespannt sein, welchem Film die Ehre zuteil kommen wird, als Nummer 25 das erste Viertel der Marathonstrecke zu beschließen. Es stehen bereits einige Titel in den Startlöchern, und um die Plätze wird wie immer heftig gestritten und gefeilscht. Doch soviel darf verraten werden: der geneigte Leser wird sich auf noch mehr prickelnde Erotik und saftige Romantik freuen dürfen, denn in der deutschen Reihe wird endlich abgespritzt!
Nimmt die deutsche Reihe demnach weiter Fahrt auf? Wir sagen: Ja!
Eigentlich wollte ich zur diesjährigen Berlinale einen Artikel mit dem Titel und Thema „Warum ich nicht mehr zur Berlinale gehe“ (zu Ende) schreiben um ihn an dieser Stelle zu veröffentlichen. Irgendwie hat man ja das Gefühl, sich zu diesem Festivalgroßereignis in Deutschland äußern zu müssen. Und natürlich sich zu erklären, wenn man ewig nur rummotzt, zetert und stänkert – weil es ja doch immer wieder „auch Gutes und Großartiges“ zu sehen gibt. Natürlich gibt es auf der Berlinale auch schöne Filme zu sehen. Aber können die Filme was dafür? Und müssen sie dann unbedingt im Zusammenhang mit der Berlinale erwähnt werden?
Ich hatte einfach keine Lust mehr. Bin zu Hause geblieben. Und wurde krank, habe wenig gemacht. Und es war trotzdem besser, als die letzten 4 Jahre Berlinale. Und geschrieben habe ich dann doch nichts. Denn das war es mir einfach nicht mehr wert: Meine schöne Berlinalefreie Zeit mit sowas zu bekleckern. Wen dennoch interessiert warum, wieso, weshalb – und dass ich hoffentlich wieder erst eine Akkreditierung zur Berlinale nutzen werde, wenn Kosslick abgetreten ist, oder sich das Forum wieder ent-expanded hat (von mir aus das Expanded auch einfach in Forum rückbetitelt wird, und die restlichen Filmchen nach Hause geschickt werden) – kann das ziemlich toll an dieser Stelle nachlesen. Da flut/schwall-redet mir einer förmlich parallel aus der gepeinigten Seele, und auch wenn ich mit Knörer oft in vielem Anderen nicht übereinstimme, gibt es hier keine Zweifel: Ganz genau so ist es! Da liegt der Hund begraben! Danke, danke, danke!
Zum Schluss aber zumindest ein kleiner Auszug aus meinem persönlich-tänzelnden Textversuch mich der Berlinale zu erwehren: „Bye, Bye, Berlinale. Du hast Sehnsüchte in mir geweckt, ich habe mir Hoffnungen gemacht, und Avancen versucht, es lief zunächst auch gar nicht mal so schlecht. Aber schlussendlich hast du mich, trotz aller Bemühungen (deiner- wie meinerseits) enttäuscht, und ich habe dich verlassen. Wir passen wohl einfach nicht zusammen.“
Endlich ist es soweit! Das neueste filmische Meisterwerk des legendären Nürnberger Kultfilmers Gerry Schuster erblickt nach langen Jahren der Postproduktion doch noch das Licht der Leinwand. Und das Warten hat sich gelohnt! Denn: vergleichbares zum „Schusterschen“ Filmuniversum gibt es im deutschen Kino kaum zu entdecken. Der vom Regisseur persönlich erstellte Trailer gibt an dieser Stelle dem geneigten Filminteressierten einen kleinen Einblick. Phoebe Phoenix ist jedenfalls eine Science-Fiction-Martial-Arts-Musical-Animations-Trash-Dramödie der besonderen Art. Definitiv eines DER Filmereignisse 2011, und hoffentlich schon bald im Kino ihres Vertrauens zu bestaunen. Wer es vor lauter Ungeduld und Vorfreude aber so gar nicht mehr aushält, dem empfehle ich sich einfach schon einmal dieses Animationskleinod (ebenfalls aus dem Hause Schuster) zu Gemüte zu führen.
Aus dem Pressetext: Phoebe Phoenix war die beste Leibwächterin von Peer Hoyshrek, einem der erfolgreichsten Musikproduzenten seiner Galaxie. Als sie ihren Beruf an den Nagel hängt und mit ihrer Funk-Band eine eigene Musiker-Laufbahn einschlägt, bleibt der Erfolg scheinbar aus. Doch als Hoyshrek eines Tages einen lästigen Konkurrenten beseitigen lässt, schafft es dieser kurz vor seinem Tod noch, Phoebe Phoenix brisante Informationen zukommen zu lassen. Hoyshrek hat ihre Musik, die er zuvor als zu unkommerziell abgelehnt hatte, heimlich in einem Paralleluniversum veröffentlicht, wo sie zum Nummer-Eins-Hit geworden ist. Phoebe versucht zunächst, den Skandal über die Medien öffentlich zu machen, doch einige Bandmitglieder entschliessen sich in ihrem Zorn zu einer unüberlegten, drastischen Maßnahme, was eine Folge von tragischen Ereignissen in Gang setzt..
PS: Im Trailer gibt es übrigens auch einen Eskalierenden Träumer in seiner vollen männlichen Pracht zu bewundern. 🙂
Nachdem ich gestern vor dem Schlafengehen Károly Makks Szerelem (1970) gesehen hatte, und mich der ungarische Filmemacher Gábor Bódy schon seit einigen Tagen sehr beschäftigt, machte ich mich heute Vormittag im Internet auf die Suche nach mehr Informationen zu Bódy und dem ungarischen Kino im allgemeinen. Dabei stolperte ich nach einigen Stunden aber zufällig über etwas gänzlich Unerwartetes: den einzigen nach momentanem Wissensstand vollständig erhaltenen ungarischen Film von Mihály Kertész, einem Filmemacher den ich unter dem allgemein bekannteren Pseudonym Michael Curtiz schon seit längerem sehr schätze, als kostenlosen Stream im Internet.
Die Internetplattform Europa Film Treasures die den Film Online zur Verfügung stellt, scheint eine Initiative mehrerer europäischer Filmarchive zu sein, um wiederentdeckte und restaurierte Filme auch abseits von Kinovorführungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die regelmäßig erweiterte Seite stellt zudem Kontextualisierungen durch Hintergrundinformationen in mehreren Sprachen zur Verfügung. Alle Filme können dabei konsequent ebenfalls in unterschiedlichen Sprachen untertitelt gesehen werden. Weiterlesen “Jön az öcsém (1919) – Ein Film von Mihály Kertész” »
Neues Jahr, neues Glück? So hoffen wir jedenfalls, was unsere leider schon seit Längerem kläglich dahinsiechende Reihe mit deutschen Lieblingsfilmen angeht. Der Vorsatz fürs neue Jahr ist gefasst: ab jetzt wieder jede Woche ein neuer Text! Den Anfang dieses Wiederbelebungsversuchs macht nun unser bereits bei den FFF-Wertungen und den 2010-Jahreslisten in Erscheinung getretene Gastautor Marian, der zugleich neben Christoph und Andreas drittes Führungsmitglied des Hofbauer-Kommandos ist. Seine Wahl fiel auf einen Säulenheiligen vieler Eskalierender Träumer (und vor allem des Hofbauer-Kommandos), nämlich Jesús Franco Manera alias Jess Franco und dessen weithin unterschätzten, selbst unter Franco-Fans eher ungeliebten Film „Küss mich, Monster“. Man mag ähnlich wie bereits bei „Ich, ein Groupie“ (und generell bei sehr vielen europäischen Produktionen dieser Zeit) darüber streiten, ob es sich bei dieser deutsch-spanischen Co-Produktion nun eher um einen deutschen oder spanischen Film handelt. Nachdem von Produktionsseite der deutsche Einfluss größer gewesen scheint und Deutsch auch häufig als Originalsprache angegeben wird (wobei es wie so oft in dieser Zeit eine Originalsprache im eigentlichen Sinn ohnehin nicht gegeben haben dürfte), sollte man trotz spanischen Regisseurs vermutlich einfach beides gelten lassen. Kurzum: hier geht es zum Text!
Vor einigen Stunden wurde ich noch überraschend auf den kursierenden Bootleg-Trailer von Terrence Malicks Tree of Life hingewiesen und hatte beim Ansehen bereits Ganzkörpergänsehaut – jetzt steht der offizielle(?) Trailer endlich in guter Qualität im Internet. Ich muss einfach die frohe Kunde verbreiten, die ersten Bilder, auch wenn es inzwischen wohl schon zig Blogs gibt, auf denen das Gleiche zu sehen ist. Was sich erahnen lässt: Ein weiterer Film für die Ewigkeit, nach „Thin Red Line“ und „New World“ wohl ein weiterer Jahrhundertfilm, oder zumindest der kommenden Dekade. Die Bilder sehen mal wieder nach Gesamtkunstwerk aus, dem Willen zum ganz Großen, dem GGFÜA (wie vor kurzem Ekkehard Knörer schrieb). Zum Glück gibt es das noch: Filmemacher die genial-größenwahnsinnig arbeiten. Vision in GROSSBUCHSTABEN. Egal was man darüber denken mag: Ich bin gespannt.
Für alle Leser, die die letzten zwei Monate vergeblich auf mehr Texte unserer Autoren gewartet haben, wird der Dezember (Providerwechsel sei Dank!) ein besserer Monat werden. Bevor es an dieser Stelle aber mit neuen Beiträgen weiter geht, noch ein kurzer Hinweis.
Da die meisten unserer Autoren auch der Veröffentlichung außerhalb von Eskalierende Träume nicht abgeneigt sind, haben sich Alex P. und ich entschieden bei der Negativ Adventskalenderaktion mitzumachen, bei der an 24 Tagen jeweils ein über- oder unterschätzter Film der letzten Dekade von täglich wechselnden externen Autoren vorgestellt wird .
Alex‘ Text zu Hollywood-Ausnahmeregisseur M. Night Shyamalan und seinem Film The Happening beschäftigt sich vor allem mit Glaubensaspekten in Shyamalans leider oft unterschätzten Meisterwerken, und ist am 03. Dezember erschienen. Mein Beitrag zu Sören Voigts Identitätsstudie Identity Kills ist seit heute online, und polemisiert auch ein wenig über das deutsche Filmschaffen. Die beiden Artikel sind jeweils hier und hier zu finden.
In letzter Zeit gab es leider häufiger Zugriffsprobleme auf Eskalierende Träume und vor allem für die Autoren massive Bearbeitungsprobleme in verschiedenen Bereichen (insbesondere den Sehtagebüchern). Deshalb ist gerade ein Providerwechsel in Arbeit, der jedoch auch seine Probleme mit sich bringt und sich voraussichtlich länger als erwartet hinzieht (ein, zwei, drei Wochen, schwer zu sagen). Ärgerlich ist das vor allem auch deshalb, weil offenbar seit etwa zwei Wochen die Kommentarfunktion nicht mehr funktionert (außer für angemeldete ET-Autoren, aber wir wollen ja nicht nur Selbstgespräche unter uns führen), woran wir vermutlich nichts mehr ändern können, bevor der Providerwechsel abgeschlossen ist. Vor diesem Umstand sei hiermit also gewarnt, bevor jemand nichtsahnend Kommentare ins Daten-Nirvana schickt, was leider auch bereits passiert ist. Unter anderem aus diesem Grund wird die Blogaktivität bis zur Behebung der Probleme vorerst auf Sparflamme laufen, obwohl bereits zahlreiche neue Beiträge auf ihre Veröffentlichung warten. Wir hoffen, dass diese und andere Probleme mit dem Providerwechsel endlich der Vergangenheit angehören, und informieren an dieser Stelle, sobald die Kommentarfunktion wieder wie gewohnt funktioniert.
Vor etwas mehr als einem Monat hatten ich und Andreas die Möglichkeit, Riccardo Fredas seltenen DER TOD ZÄHLT KEINE DOLLAR (1967) im Kino zu erleben. Überwältigt von diesem surreal anmutenden Anti-Italowestern und in Erinnerung an die Tatsache, dass Fredas DAS GESICHT IM DUNKELN (1969) schon seit Jahren eines meiner persönlichen cineastischen Heiligtümer darstellt, beschloss ich, dass es nun an der Zeit war, mich endlich einmal näher mit Riccardo Freda, dem heute nahezu vergessenen frühen Meister des italienischen Kostüm-, Sandalen- und Horrorfilms zu beschäftigen. Über Mario Bava ist bereits ein Jahrhundert-Buch geschrieben worden, Vittorio Cottafavi von den „Cahier du cinema“ einst mit Lob überhäuft worden, über Dario Argento und Lucio Fulci schreiben deren zahlreiche Fans immerhin ausführlich, wenn schon nicht adäquat – doch über Freda schreibt man außerhalb Italiens und vielleicht noch Frankreich heutzutage kaum noch. Ein Skandal, der mich nun bereits zu vier Texten, denen hoffentlich noch viele weitere folgen werden, angeregt hat. Warum „Directed by Robert Hampton“? Das von Freda besonders häufig gebrauchte englische Pseudonym karikiert seine Fremdheit in der (italienischen Genre-)Filmgeschichtsschreibung sehr treffend.
Hier geht es zu den bisher veröffentlichten Texten: