100 Deutsche Lieblingsfilme #41: Zu jung für die Liebe? (1961)



„16 Jahre und schon einen Kerl im Bett – mit Sekt und Kaviar!“

„Normal zu denken hilft dir nichts, wenn du verstehen willst, wie die Erwachsenen denken.“

Jugendliches Treibgut in den engen Schlingen einer autoritären und vorurteilsbehafteten Gesellschaft. Bei der jungen Liebe zwischen Katja, 16, und Klaus, 17, zeitigten die ungeheuren Gefühle rasch biologische Resultate. Sie, Waise und unter Vormundschaft des Jugendamtes, und er, Oberschüler und ein Sohn reicher Eltern, wollen daher heiraten, um sich auch als Minderjährige eigenständig um das erwartete Kind kümmern zu können. Es folgt ein Kampf um Mündigkeit, den sie gegen allen Widerstand der Erwachsenen und mit der Unterstützung gleichaltriger Freunde nicht aufgeben. Als sie erfahren, dass es für Fälle wie ihren in Schottland eine Möglichkeit zur selbstbestimmten Heirat gibt, schrecken sie auch vor diesem Weg nicht zurück. Weiterlesen “100 Deutsche Lieblingsfilme #41: Zu jung für die Liebe? (1961)” »

Solange du lebst (1955)

Ein seltsamer Film. 1955 in Spanien und Deutschland gedreht, von der damals wohl in Wiesbaden angesiedelten Produktionsgesellschaft Eva-Film GmbH. Die Handlung des Films ist während des spanischen Bürgerkrieges (1936 – 1939) angesiedelt, doch wir schreiben bereits 1939. Marianne Koch spielt die Hauptrolle: Sie spielt Teresa, eine Franco-Anhängerin, vielleicht weil ihr Mann Franquist ist, doch den Kindern, den Müttern und den Vertriebenen hilft sie auf jeder Seite. Am Anfang gerät sie durch die Wirren des Krieges und ihre Opferbereitschaft in die Hände der Kommunisten, wo sie dennoch als Krankenpflegerin arbeiten darf, obwohl ihr Status (bzw. der ihres Mannes in der Armee) bekannt ist. Sie hat jedoch einen Grund dort zu bleiben: Einen abgestürzten Flieger der Wehrmacht hat sie entdeckt, durch einen Zufall, und scheinbar gegen ihren Willen verspricht sie ihm ihre Hilfe. Es ist zu diesem Zeitpunkt natürlich schon klar, zumindest für den Zuschauer: Hier entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Weiterlesen “Solange du lebst (1955)” »

100 Deutsche Lieblingsfilme #40: Aquaplaning (1987)

Phantasie der Entspannung

Die vom Wasser reflektierten Sonnenstrahlen tanzen auf dem 5-Meter-Turm. Immer wieder ist dieses Bild zu sehen. Jedenfalls am Anfang. Vom sanften Wogen dieser gleißenden Wärme geht eine ungemeine Ruhe aus, ob sie nun auf dem Turm, auf den Gesichtern oder auf den Körpern tanzt. Das Schwimmbad Neukölln ist geradezu ein Hort von meditativer Sicherheit… zumindest aus der Sicht von Herrmann Ort. Als seine Mutter in Rente geht, wird ihm das BAföG aufgrund fehlender Unterlagen gestrichen und er nimmt einen Job in besagter Schwimmanstalt an. Es ist nicht übermäßig schön, modern, sauber oder perfekt, aber hier findet er seinen Frieden mit der Welt.

Kaum etwas passiert, wenn er in der ersten Hälfte des Films durch die Anlage schlendert. Doch wer sich darauf einlassen kann, findet in Aquaplaning das, was Herrmann in seinem Schwimmbad erblickt. Es ist kaum mehr als ein Aufatmen. Ein befreites Aufatmen, nachdem all die Last, welche Filme oft niederdrückt, verschwunden ist. Vielleicht wird dieser Ballast auch erst bewusst, wenn sich die Schultern plötzlich so frei anfühlen. Und in Aquaplaning schaffte es Eva Hiller, ungekünstelt einen Mann durch ein Schwimmbad schlendern zu lassen, ihn aufatmen zu lassen und mit ihm den Zuschauer. Voller Selbstvertrauen umgeht sie blendende Dramatisierungen. Ihr Film ist einfach nur und kümmert sich nicht zwanghaft um Dramaturgie oder Aufbau einer Handlung. Um Action oder Pointen. Nirgends gibt es groß angelegte Kunstgriffe, die Aussagen oder Gefühle verdeutlichen. Auch lange Einstellungen, Montage oder ähnliche Kunstgriffe, welche dem Zuschauer mitunter nichts anderes vermitteln wollen, als dass sie sich ein sehr ernst zu nehmendes Kunstwerk ansehen, gibt es nicht. Kurz, sie verzichtet auf jeden Tand um ihren Film denkwürdig zu machen. Weiterlesen “100 Deutsche Lieblingsfilme #40: Aquaplaning (1987)” »

100 Deutsche Lieblingsfilme # 38:
Maria – Nur die Nacht war Zeuge (1979)

Ein Film mit einem reißerisch anmutenden Titel, inszeniert vom Regisseur der Schulmädchenreport-Reihe. Ein ausgewogener, ein ausbalancierter Film. Eine Fingerübung auf hohem Niveau. Eine vorhersehbare und im konventionellem Rahmen gehaltene Moralpredigt. Ein Film der sich immer wieder auf sich selbst besinnt und permanent aus allem speist was in ihm zuvor erschienen ist. Eine Schlange die sich in den Schwanz beißt, ein sich selbst verschlingendes Ungetüm. Egal was man über Ernst Hofbauer und seine mannigfaltigen Ansätze sozialkritisches Kino in Deutschland inszenieren zu wollen denkt, eines ist meiner Meinung nach unbestreitbar: Hofbauer weiß wie man Filme inszeniert. Maria – Nur die Nacht war Zeuge zeigt Hofbauer im Vollbesitz seiner inszenatorischen Fähigkeiten und mich würde nicht wundern, hätte Hofbauer gesagt: „Ich hatte bereits alle Einstellungen, alle Details, vor dem Dreh im Kopf“. Doch was Hofbauer hier von den frenetischen Exzessen seiner jüngeren Werke trennt ist nicht Lustlosigkeit sondern Abgeklärtheit. Hier ist kein Regisseur am Werk der noch irgendjemandem irgendetwas beweisen müsste – auch nicht sich selbst. Weiterlesen “100 Deutsche Lieblingsfilme # 38: </br>Maria – Nur die Nacht war Zeuge (1979)” »

100 Deutsche Lieblingsfilme # 37:
Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn (1967)

Fritz Wepper spielt einen fleißigen Studenten und einen braven Sohn. Nebenbei verkauft er aber noch Drogen und betreibt einen Prostitutionsring. Als er sich verliebt, will er aussteigen – doch so einfach geht das nicht. Um ihn davon abzubringen, entschließen sich seine Freunde, die auch gleichzeitig seine Arbeitskollegen sind, Lotti, seine frisch Erwählte, in ihrem Etablissement ebenfalls an ältere Herren zu verhökern. Das erweist sich als nicht weiter kompliziert, denn die leichten Mädchen der Jungs sind fast allesamt ihre Mitschülerinnen. Und da sie ihr die Freuden von Drogen und Nebenverdienst nicht vorenthalten wollen, der „Nonne“, wie sie Lotti nennen, jedoch nicht recht über den Weg trauen, wird sie einfach unter falschen Vorzeichen zum Ort der Vollstreckung gelockt. Es kommt wie es kommen muss, sie ist so naiv, wie die anderen abgebrüht: LSD-Rausch, und der unerkannte Beischlaf mit dem Vater Weppers. Als Sohnemann vorbeischaut und die beiden zur Rede stellt, kommt es zur Aussprache zwischen Vater und Sohn einerseits und zum Selbstmord der Freundin andererseits. Weiterlesen “100 Deutsche Lieblingsfilme # 37: </br>Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn (1967)” »

100 Deutsche Lieblingsfilme #36: Mädchen beim Frauenarzt (1971)

MÄDCHEN BEIM FRAUENARZT ist laut „Video Watchdog“-Herausgeber Tim Lucas Ernst Hofbauers „most conspicuous grab for auteur status“. Dem Hofbauer-Kommando ist diese in Ansätzen recht verständnisvolle Behauptung nicht grundsätzlich zuwider – wären da doch nur nicht mindestens zehn weitere chef-d’œuvres, die sich in unserer jungen Vergangenheit dieser doch allzu übervorsichtigen Feststellung bereits als ebenso würdig erwiesen! – denn bei diesem brenzligen Panorama zarter weiblicher Exempel, deren Fälle „geradezu die Norm“ darstellen, dürfte es sich wohl um den experimentierfreundigsten und formal aufregendsten (zumindest im weitesten Sinne:) Report-Film unseres großen „Ernst des Lebens“ handeln: Von der meisterhaft voyeuristisch verdichteten, den Film eine durchdringend lustbehaftete Aura Ammoniakgetränkter Anteilnahme ausdünsten lassenden Erzählperspektive (der Gynäkologe ist unsichtbarer Off-Erzähler, durch dessen Augen, also durchs konsequent subjektive Kameraauge, das herzerweichende Sexual-Folgegeschehen erfasst wird) ist es nur ein kleiner Sprung zu surrealen Annäherungstableaus in Zeitlupe und Veruschka-Ästhetik, einer terrorerfüllt nach PSYCHO-Vorbild montierten Defloration in einem Bahnhof bis hin zu einer frenetisch durchschwenkten und -zoomten, wilden Hatz auf heißen Harley-Öfen!
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Heute zur Hauptsendezeit um 20:15…

…läuft auf „Das Vierte“ unglaublicherweise Rolf Olsens zuletzt doch sehr elusives, sprich: seltenes Meisterwerk WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN (1967), „ein atemlos erzähltes, sich permanent delirierend überschlagendes Exploitation-Inferno, ein Meisterstück deutscher Kinokolportage, frühe kriminalistische Psychedelik, ohne jeden Zweifel ein quintessentieller Meilenstein des deutschen Genrekinos, ein Sittengemälde, dass die triebhafte Euphorie des Anfangs in sich trägt“ meint kompetent das Hofbauer-Kommando. Eine angemessene Würdigung dieses extraordinären Werkes in unserer Reihe „100 Deutsche Lieblingsfilme“ steht noch aus.

Aus vertrauenswürdiger Quelle erfuhr ich zudem vor Kurzem, dass Kirch in jüngster Zeit ein neues, anamorphes Sendemaster* mit Blick auf zukünftige Ausstrahlungen erstellt haben. Es besteht akuter Grund zu der Annahme, dass eben diese Neuabtastung (die sie hoffentlich ist) heute Abend erstmals zu sehen sein wird. Hoffentlich ein erhebliches Upgrade der VHS-Fassung von „Royal“, deren extremer Rotstich doch eher trübe Aussichten bot.

(*Es soll allerdings auch darauf hingewiesen werden, dass leider Kürzungen des m. W. bisher ab 18 – bei eventueller Neuprüfung möglicherweise ab 16 – freigegebenen Films, für eine Ausstrahlung um 20:15 nicht ausgeschlossen werden können)

100 Deutsche Lieblingsfilme #34: Viele kamen vorbei (1956)



Ein Film, der seiner Protagonistin Tränen auf die Wangen malt, indem er sie hinter einer Glasscheibe platziert, auf der sich zwei Wassertropfen einsam hinab schlängeln. Sabine heißt sie, 15 Jahre ist sie. Die Eltern verbieten ihr, weiterhin mit Sandkastenfreund Jochen in die Ferien zu fahren. Mit dem kindlichen Spiel sei es in ihrem Alter vorbei, sie müsse sich in Acht nehmen vor ihm, der jetzt mehr wolle. Sie begreift zunächst nicht, merkt es dann selbst, als die beiden allein sind, erschrickt zuerst über ihn, dann auch über sich selbst. Aber als er dann weg ist, zieht es sie doch zu ihm, lässt sie ihm nachreisen ins Ferienlager, nachts per Anhalter über Fernstraßen, und später geradewegs in die Arme eines gesuchten Triebtäters…
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Aktion deutscher Film #4: Strandgut aus DÖS



Kurz vor Ablauf der ersten Phase der Aktion deutscher Film (auch „DÖS“ für „Deutschland-Österreich-Schweiz“ genannt, weil es nicht im engen Sinne um den deutschen, sondern den deutschsprachigen Filme geht) kommt also auch von mir endlich noch ein Eingangsposting. Erst der unmittelbar bevorstehende Fristablauf forcierte dann endlich das lange aufgeschobene Vorhaben, wenn auch nun ungünstigerweise während des ohnehin im allgemeinen Listen-Overkill und Weihnachtsstress versinkenden Dezember. Immerhin konnte die Liste durch die ewige Verzögerung andererseits noch mit einem guten Schwung besonderer Titel angereichert werden, die ich vor einem halben Jahr noch nicht kannte. Von ET-Seite haben sich bisher (und es wird leider auch niemand mehr hinzu kommen) Sano, das Hofbauer-Kommando und Christoph an dieser unterstützenswerten Aktion beteiligt. Und sie haben dabei zu weiten Teilen in ihren Einleitungen schon viel grundsätzliches erwähnt, das ich im Großen und Ganzen ähnlich sehe.
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Ist das Ernst Hofbauer?

Ja, wenn man arcor.de Glauben schenken darf. Es würde sich hierbei um die derzeit einzige im Netz kursierende Aufnahme unseres großen „Ernst des Lebens“ (1925 – 1984) handeln, dem Patron des Hofbauer-Kommandos, dem österreichischen Russ Meyer, dem türkischen Blake Edwards und dem Edgar G. Ulmer des deutschen Erotikfilms, auch bekannt als Herb Al Bauer und Ernest Hofbauer:

Ist er es?


Es bleibt zu befürchten, dass sich auch in absehbarer Zeit die mysteriösen Nebelschwaden um die Person unseres Ernst nicht lichten werden – und ewig schwebten die Mythen…

© Bild: Jauch und Scheikowski