Ist das Ernst Hofbauer?



Ja, wenn man arcor.de Glauben schenken darf. Es würde sich hierbei um die derzeit einzige im Netz kursierende Aufnahme unseres großen „Ernst des Lebens“ (1925 – 1984) handeln, dem Patron des Hofbauer-Kommandos, dem österreichischen Russ Meyer, dem türkischen Blake Edwards und dem Edgar G. Ulmer des deutschen Erotikfilms, auch bekannt als Herb Al Bauer und Ernest Hofbauer:

Ist er es?


Es bleibt zu befürchten, dass sich auch in absehbarer Zeit die mysteriösen Nebelschwaden um die Person unseres Ernst nicht lichten werden – und ewig schwebten die Mythen…

© Bild: Jauch und Scheikowski

Dieser Beitrag wurde am Montag, Dezember 5th, 2011 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Christoph, Das Hofbauer-Kommando, Filmschaffende veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

9 Antworten zu “Ist das Ernst Hofbauer?”

  1. Schwanenmeister on Dezember 6th, 2011 at 00:30

    Christoph, du enttäuschst mich! Zumindest wenn deine Schaulust auf der simplen Tatsache fußt, dass du nicht im Besitz des alternativlosen Standardwerks „Pioniere und Prominente des modernen Sexfilms“ (herausgegeben von Joe Hembus) bist. Setzen sechs, Hofbauer-Kommando! 😉

  2. Christoph on Dezember 6th, 2011 at 01:58

    Von der Existenz dieses vermutlich unentbehrlichen Buches habe ich erst heute Abend (lustigerweise von einem einschlägig interessierten Freund, einige Stunden vor deinem Post) erfahren. Ich bin gerade dabei, es zu bestellen…

  3. mike siegel on Dezember 6th, 2011 at 16:26

    Feine Seite hier..
    Ja isses nu der Hofbauer? Ich habe das Original Foto bei mir im Archiv, leider
    steht hinten nix drauf… mike

  4. Christoph on Dezember 9th, 2011 at 20:03

    Er ist es. Wenn mich meine Augen nicht täuschen. Das oben von Schwanenmeister erwähnte Buch (übrigens nicht herausgegeben von Joe Hembus, Gottseidank^^) befindet sich inzwischen in meinem Besitz und das darin befindliche, schöne Porträtfoto eines bitter und düster dreinblickenden Ernst Hofbauer scheint sich mit obigem Profilbild zu decken.

    Dieses Buch (Habt Dank, Herr Schwanenmeister!) platzt im Übrigen in den leider nur wenigen Kapiteln zu obskureren deutschen Persönlichkeiten, vor unfassbaren Zitaten und beiläufig eingestreuten Irrsinns-Informationen (wenn man das nur alles aus erster Hand wüsste) aus allen Nähten. Nicht nur von unserem Ernst wird dort berichtet, er würde nach eigener Aussage eigentlich am Liebsten „schwere Problemfilme“ drehen, auch Franz Marischka gibt sich als aufrechter Idealist und Satiriker, ganz zu schweigen von völlig unglaublichen Auszügen aus zeitgenössischen Filmkritiken wie z. B. über Rolf Thiele, dem da wohl von einem Kritiker in den 70igern aggressiv unterstellt wurde, ein ganz besonders übler, unerquicklicher, heuchlerischer Schmierfink und „style over substance“ zu sein (natürlich alles Quatsch, vor allem das „heuchlerisch“). Die Autoren offenbaren sich als überaus verständnisvolles Duo (ihr Enthusiasmus für José Bénazéraf umschmeichelt die Seele), dass seine eigene Erotomanie gelegentlich nicht ausreichend bezähmen kann, um nicht doch eine keß-sehnsüchtige Bemerkung über die erotisierende Wirkung von Fräulein Soundso ans Ende eines Textes zu setzen. Leider fehlt ihnen jegliches Einfühlungsvermögen in die Ultrakunst von Jess Franco.

    Ich sehe es schon kommen, dieser Band wird uns noch viele schöne, aufwühlende und pralle „Zitate der Woche“ bescheren – da bleibt wirklich kein Reißverschluss ganz.

  5. Schwanenmeister on Januar 3rd, 2012 at 17:06

    Was ich eigentlich 2011 noch schreiben wollte, als hier gerade kein Antworten mehr möglich war: Wie kann man nur etwas gegen Joe Hembus haben? Gut, er hat ausnahmsweise dieses eine Citadel-Buch nicht herausgegeben, obwohl er bestimmt im Hintergrund die Fäden gezogen hat. Aber Hembus ist doch Gott. Eine Art Idealtyp des so seltenen populären deutschen Filmhistorikers, der mit seinem unvergleichlichen Westernlexikon ganzen Generationen von nachfolgenden Cineasten die richtigen Provokationen lieferte, den Italowestern neu zu entdecken. Und wenn du schon von Rolf Thiele schreibst: Wer hat denn überhaupt den besten Thiele-Text in der deutschsprachigen Filmpublizistik veröffentlicht? Genau, eben jener missverstandene Joe ‚Gottseidank‘ Hembus!

    Freut mich, dass dir das Buch gefällt.

  6. Manfred Polak on Januar 14th, 2012 at 16:15

    Ich weiß nicht, ob das hier schon bekannt ist und überhaupt jemanden interessiert, aber es gibt eine Verbindung zwischen Hofbauer und Kurt Steinwendner. Von den Dutzenden an Informations-, Industrie- und Werbefilmen, die Steinwendner in den 50er und 60er Jahren produzierte, hat er zwar die meisten selbst inszeniert, aber gelegentlich ließ er auch andere Regisseure ran, darunter auch Hofbauer bei mindestens vier Filmen: STRASSEN DER LUFT („Luft“, nicht „Lust“), EINE GROSSE FAMILIE, GLOCKNER KAPRUN (Regie gemeinsam mit Steinwendner) und STAHLBLECH … MADE IN AUSTRIA. Es können auch mehr sein, weil ich nur eine unvollständige Liste von Steinwendners Auftragsfilmen kenne. Die Laufzeiten lagen zwischen 3 und 19 Minuten. EINE GROSSE FAMILIE (ca. 1960) lief auch in der Steinwendner-Retrospektive im letzten November und Dezember in Wien. STRASSEN DER LUFT (ca. 1958) könnte Hofbauers erste eigene Regie gewesen sein.

    Soweit nicht besonders aufregend, aber jetzt kann man etwas spekulieren. Mindestens einer der Filme, nämlich STRASSEN DER LUFT, entstand nicht für Steinwendners Wiener Hauptfirma, sondern für die in München angesiedelte Art-Film. Die hatte Steinwendner 1958 eigentlich gegründet, weil er damit die Romane von Edgar Wallace verfilmen wollte. Nach Aussagen von Steinwendner (Interview 1989) und seiner Frau (Interview 2011) traten sie an den Goldmann Verlag und an Rialto (als möglicher Kooperationspartner) heran, aber Rialto, die durch Steinwendner (in seiner Version der Geschichte) überhaupt erst auf die Idee mit Wallace kam, hängte ihn ab, und der Rest der Geschichte ist bekannt. Steinwendner fand die Wallace-Filme „sehr schlecht gemacht“, er hätte sie mit mehr Spannung und Dramatik verfilmt. Er verstieg sich in dem Interview zur Aussage „Ich hätte wahrscheinlich eine Art Hitchcock werden können, wenn ich die Chance gehabt hätte …“. An Selbstbewusstsein fehlte es ihm nicht. Aber wenn er die Filme wirklich produziert hätte, hätte vielleicht auch Hofbauer eine Chance bekommen. Dann wären nicht Alfred Vohrer und Harald Reinl als klassische Wallace-Regisseure in die Geschichte eingegangen, sondern Steinwendner und Hofbauer. Faszinierende Vorstellung.

    Aber andererseits: Wallace ohne Heinz Drache und Blacky Fuchsberger, ohne Eddi Arent, Klaus Kinski und Siegfried Schürenberg? Schreckliche Vorstellung.

  7. Andreas on Januar 19th, 2012 at 01:30

    Hallo Manfred, vielen Dank für die interessanten Hinweise und Hintergründe! Und auch fürs wieder in Erinnerung rufen von WIENERINNEN, den ich eigentlich schon länger sehen will, aber seit einer Weile wieder etwas aus den Augen verloren hatte. Die Wallace-Überlegungen haben natürlich durchaus ihren Reiz. Ich hatte da erst vor wenigen Monaten mit DER ROTE RAUSCH von Wolfgang Schleif ein interessantes Erlebnis, weil mir dieser 1962 mit Klaus Kinski in der Hauptrolle realisierte Psychokrimi in seiner Vermeidung humoristischer Auflockerungen und seiner düsteren, expressiven s/w-Fotografie wie ein ernsterer, abgründigerer Alternativentwurf zu den Wallace-Filmen vorkam, und mir genau darin auch ganz ausgezeichnet gefallen hat. Nun ist es leider so, dass ich zwar als Kind und Jugendlicher die allermeisten Wallace-Filme gesehen habe, seither aber fast keinen neu aufgefrischt habe und mich daher nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte. Aber wenn man annimmt, dass Wallace-Filme von Steinwendner und Hofbauer womöglich durchaus in eine ähnliche Richtung wie DER ROTE RAUSCH gegangen wären, klingt das für mich schon sehr reizvoll und faszinierend, und möglicherweise nach einer besseren, leider unrealisierten Parallelfilmgeschichte, in der man deshalb auf viele heute mit Wallace assoziierte Darsteller vielleicht trotzdem nicht hätte verzichten müssen (siehe die Kinski-Hauptrolle im RAUSCH), und auf einen Regisseur wie Vohrer womöglich auch nicht. Möglicherweise hätte das auch einem langlebigen deutschen Genrekino einen ganz anderen Nährboden bereitet. Aber das bleibt letztlich Spekulation, und ich will damit auch gar nicht die tatsächlichen Wallace-Filme über Gebühr abwerten, weil ich sie erstens eben zu lange nicht gesehen habe und zweitens seinerzeit auch viele davon sehr mochte. Jedenfalls schöne Anregungen zum Weiterspinnen. Hast du noch weitere Tipps, was gerade österreichisches Kino in dieser Richtung aus den 50er und 60er Jahren angeht? Gerade die Standard-Edition muss ich mir da auch nochmal viel eingehender anschauen, da dürfte noch manche Perle schlummern. Schade, dass es hinsichtlich des deutschen Films keine vergleichbar vielfältige und dabei auch noch so umfangreiche Edition gibt, da sind die Österreicher in der Erschließung der weniger kanonisierten Bereiche ihrer Filmgeschichte offensichtlich schon weiter.

  8. Manfred Polak on Januar 19th, 2012 at 20:53

    Hast du noch weitere Tipps, was gerade österreichisches Kino in dieser Richtung aus den 50er und 60er Jahren angeht?

    Der im Artikel über WIENERINNEN kurz erwähnte ASPHALT (1951) von Harald Röbbeling (der Deutscher war, aber seine meisten Filme in Österreich drehte) könnte sich lohnen. Ich kenne ihn noch nicht, aber das hier klingt interessant. In Röbbelings ZYANKALI (1948) war übrigens laut Filmportal Hofbauer Requisiteur.

  9. Andreas on Februar 2nd, 2012 at 06:26

    Schon spannend, was sich da für Querverbindungen auftun. Und das Filmarchiv Austria ist ohnehin immer für Entdeckungen gut. Flankiert vom Filmmuseum Wien (die aber eher auf internationale Filmgeschichte konzentriert sind) ergibt sich da fürs Kino und mit der Standard-Edition für den DVD-Markt in Österreich ein Bild der Erkundung eigener Filmgeschichte, von dem man in Deutschland wohl nur träumen kann.

    Und nach der kürzlichen Sichtung des in vieler Hinsicht sensationellen HEISSES PFLASTER KÖLN (vielleicht einer der besten deutschen Genrefilme überhaupt, vielleicht Hofbauers Meisterwerk) erscheint mir die skizzierte Wallace-Parallelfilmgeschichte noch einmal deutlich reizvoller. Man mag sich gar nicht ausmalen, was da hätte entstehen können. Der Film ist zusammen mit Rolf Olsens IN FRANKFURT SIND DIE NÄCHTE HEISS jedenfalls für mich ein Paradebeispiel für temporeiches, atmosphärisches, überbordendes Sittenkrimi-Kolportagekino in höchster Vollendung und Verdichtung.

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