
„Ein großer, frecher, heißer Film, der einem die Augen aufreißt.“ (Rheinische Post)
„Ein provozierendes und polarisierendes Bilder-Mosaik, komponiert aus einem manifesten, anarchischen Stilwillen von einem jungen Wilden aus dem Berliner Underground.“ (Frankfurter Rundschau)
„Kahl hat eine nervöse Energie, die ihm im deutschen Kino so leicht keiner nachmacht.“ (Süddeutsche Zeitung)
RP Kahl, der den meisten Zuschauern wohl eher als Nebendarsteller aus zahlreichen Fernsehfilmen bekannt sein sollte (ich habe ihn zuletzt in Michael Kliers Farland (2003) in einer Kleinstrolle an der Seite von Laura Tonke entdeckt), ist auch Regisseur. Und seinen Einstieg begann er sogleich mit einem Kinofilm. Angel Express hieß das Ding, 1998 herausgebracht – ein Beginn, der keiner wurde. Kahl hat erst 2010 wieder einen Spielfilm realisieren können. Dazwischen Projekte, Versuche, Theater, Video, Performance, die 99Euro-Films und im Zuge davon auch ein wunderbarer dokumentarischer Streifen über vier deutsche Schauspielerinnen, Mädchen am Sonntag. Andere Filmemacher der 90er sind erfolgreicher gewesen, wiederum andere sind zur Filmhochschule gegangen und haben danach überhaupt nichts mehr gemacht. RP Kahl ist einer der ungebändigten, ungezügelten, nach wie vor enthusiastischen. Einer, der sich nicht vom Establishment vereinnahmen lassen will und seinen eigenen Weg zu gehen versucht. Ein deutscher Independentfilmer – im besten Sinne. Weiterlesen…

Das Reizvolle am Übergang von der Stummfilmzeit zum Tonfilm sind für mich die stilistischen Umbrüche, das Ungeschickte und Unfertige, welches man in den Filmen Ende der 20er und Anfang der 30er oft zu entdecken meint. Der Zwang, aber auch das Interesse, sich um neue Arten der Filmsprache zu bemühen, und der Versuch Eigenschaften des stummen Films in den Sprechenden zu überführen. Regine ist auf den ersten Blick so ein Film. Jedoch nur auf den ersten. Denn wir schreiben bereits das Jahr 1935, und auf dem Regiestuhl sitzt mit Erich Waschneck ein echter Meister, der nichts dem Zufall überlässt, bzw. diesen immer seinen eigenen Zwecken zuzuführen versteht. Am ehesten erinnerte mich das alles an Boris Barnets Okraina (1933), einen Film der ebenso präzise wie freimütig mit seinen Einfällen zu jonglieren versteht, und dem innerhalb des Ganzen immer wieder einzelne Miniaturen gelingen, die dem Zuschauer jedes Mal aufs Neue das Gefühl verleihen einem Zauberkunststück beizuwohnen. Das vermeintlich Leichte und Einfache ist aber oft mit dem größten Aufwand verbunden und der Eindruck von Spontaneität verdankt sich meist intensiver Arbeit. Weiterlesen…
Bei der Reichweite des Fernsehens von 95 Prozent ergibt sich daraus eine Zuwendung der deutschen Bevölkerung zum Fernsehen von knapp 100 Milliarden Stunden individuellen Zuschauens pro Jahr. Im Vergleich dazu nehmen sich die ca. 127 Millionen Kinobesuche im Jahr 2005 in Deutschland mit jeweils zwei bis drei Stunden Dauer relativ bescheiden aus: Bereits an anderthalb Tagen wird von der Bevölkerung mehr Zeit vor dem Fernsehgerät verbracht als in einem Jahr im Kino. Diese Nutzungszahlen markieren heute das Verhältnis von Kino und Fernsehen in Deutschland.
zitiert nach Knut Hickethier: Film- und Fernsehanalyse
4. Auflage, Verlag J.B. Metzler Stuttgart, 2007, Seite 12
September 6, 2011 | Veröffentlicht in
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Sano,
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4 CommentsNeulich den Soundtrack zu Walter Hills Streets of Fire als deutsche LP in einem Ein-Euro-Shop entdeckt, und zwei Tage später den Film in OmU von einer slowenisch-kroatischen DVD geguckt, die ich schon länger zu Hause herumliegen hatte. Nach 4 mehr oder weniger erfolglosen Versuchen innerhalb der letzten 10 Jahre, war es höchste Zeit Walter Hill endlich für mich zu entdecken. Ich muss gestehen, es hat geklappt. Auf dem Backcover der LP finden sich nachfolgende, in meinem Geburtsjahr von Walter Hill verfasste Zeilen zu seinem Film, und ich habe ihnen, außer ein paar Screenshots der gesichteten DVD, nichts hinzuzufügen.
STREETS OF FIRE, is, by design, comic book in orientation, mock-epic in structure, movie-heroic in acting style, operatic in visual style and cowboy-cliche in dialogue. In short: a rock ’n‘ roll fable where the Leader of the Pack steals the Queen of the Hop and Soldier Boy comes home to do something about it.
Since I much prefer films that make people remember things they’ve forgotten to those that try to discover something new, in STREETS OF FIRE, I tried to make what I would have thought was a perfect movie when I was in my teens – I put in all the things I thought were great then and which I still have great affection for, custom cars, kissing in the rain, neon, trains in the night, high-speed pursuit, rumbles, rock stars, motorcycles, jokes in tough situations, leather jackets and questions of honor. Weiterlesen…
Italien, das ist das Land der Cesaren, der Päpste und der Mafia – seine Geschichte wurde geschrieben und geprägt von mächtigen Männern. Und so atmet das Land eine lange Geschichte der Macht, des Verfalls und der Renaissance. Und dies betrifft nicht nur die Politik der Vergangenheit. Verstrickungen zwischen Kirche, Politik und Mafia sind seit Jahrhunderten scheinbar an der italienischen Tagesordnung. Unter Italiens führenden Staatsmännern sind und waren viele zwielichtige Gestalten, denen Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden und wurden. Auch gegen Silvio Berlusconi, den aktuellen italienischen Regierungschef bestehen solche Anschuldigungen. Einer der undurchsichtigsten und am kontroversesten beurteilten Staatsmänner, der die Fäden der Macht in Italien über mehrere Regierungsperioden in der Hand hielt, war Giulio Andreotti, genannt Il Divo. Andreotti war sieben Mal Premierminister sowie 25 Mal Minister (1946-1991), wurde 29 Mal wegen des Verdachts mafiöser Machenschaften angeklagt – und niemals verurteilt.
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„Für einen deutschen Film war der schon ganz okay…“
Das oder etwas ähnlich lapidar Geringschätziges musste ich mir oft anhören, wenn ich Freunden oder Bekannten etwas nervös einen meiner deutschen Lieblingsfilme präsentierte. Weiterlesen…
An dieser Stelle ein paar aufgrund der derzeitigen Temperaturen vergleichsweise knapp gehaltene ausgewählte Empfehlungen für filmbezogene Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum im September und Oktober 2011 – vom Monsterfilmabend bis zur Viennale…
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Bevor im März 2012 das dritte Hamburger „Monster Machen Mobil„-Festival steigt, findet am Samstag, den 3. September 2011, ab 19 Uhr die zweite Ausgabe des kleinen Ablegers „Monster, Gewalt und gute Laune“ statt – dank des zunächst weiterhin vom Metropolis (Kinemathek Hamburg) betriebenen und damit zumindest vorerst geretteten existenzbedrohten Savoy-Filmtheaters nun noch einmal auf der dortigen Riesenleinwand. Auf dem Programm stehen FLASH GORDON, GIGANTEN DER VORZEIT und DIE MUMIE DES PHARAO. Weiterlesen…
„Giallo a Monaco“

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Am Anfang kommt Jessica Schwarz mit ihrem Auto im Hof ihrer reichen Eltern an, und bereits da wirkt sie deplaziert, sich nicht wirklich einfügend in ihre Umgebung. Man spürt sie kehrt heim: das ist ihr Zuhause. Doch sie gehört dort nicht hin. Sie hat es nur noch nicht bemerkt. Am Ende des Films ist davon nichts mehr da. Sie steht im Garten – nach langer Odyssee zurück gekehrt – es ist ihr Garten, ihr Platz. Aber von Heimat, von Zugehörigkeit ist keine Spur mehr. Wir wissen jetzt: diese Heimat trug sie in ihrem Herzen, sie drückte sie in ihren Gefühlen, ihren Gesten, ihrem Blick aus. Nun ist dies Vergangenheit, denn was die Figur sich zurück erobert hat ist die Realität. Besser gesagt der unverstellte Blick auf sie. Heimat als Illusion, als Geschenk der Naiven. Kalter Frühling ist ein Film über den Zerfall. Über den Verlust der Unschuld. Und über den Verlust des Selbst.
In Kalter Frühling, wie in vielen Filmen von Dominik Graf gibt es die Gegenwart nicht. Es gibt nur Vergangenheit und Zukunft, aus denen sich die Gegenwart als Punkt einer Bewegungsachse für uns als Zuschauer konstruiert. Der gegenwärtige Moment gewinnt also dadurch an Bedeutung, dass es für ihn ein davor und danach gibt, dass er also tatsächlich einzigartig ist. Und das zeigen uns die vielen Szenen in Kalter Frühling immer wieder. Die Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit jedes Augenblicks. Die Vergänglichkeit des Lebens. Da die Vergangenheit wie die Zukunft uns leitet, ist auch nichts je so wie es uns erscheint, sondern nur wie es sich uns ständig erschließt. Aus einzelnen Momenten eben.
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Allzu viel Neues und Weltbewegendes beabsichtigt dieser in Anbetracht des Anlasses fürwahr reichlich spät kommende Beitrag zur Berlinale 2011 nun nach einem halben Jahr gar nicht mehr zu liefern, eher ist es lediglich eine komplettistische Ergänzung und nach meinem Awards-und-Listen-Beitrag zum Filmfest München zudem der Versuch, eine neue Tradition zu etablieren, auf deren Basis sich zukünftig dann womöglich in dieser Form ein sonst hier zumeist scheiternder Festivalrückblick umsetzen lässt. Weiterlesen…