Komplettliste aller gesehenen aktuellen Filme 2010 (Andreas)

Gesamtliste meiner gesehenen aktuellen Filme 2010 (oder: die Langfassung meines Beitrags zu diesem ET-Sammelposting).


Ein in Sachen Kino und Film reichlich wahnsinniges, irrwitziges Jahr. Nicht nur hinsichtlich der bereits gewürdigten älteren Entdeckungen, genauso sehr und mit ähnlicher Begeisterung auch hinsichtlich des aktuellen Jahrgangs. Nie zuvor habe ich so viele (sowohl alte als auch neue) Filme in einem Jahr gesehen wie 2010, und auch wenn es dank komprimierter, kurzzeitig geballter Festivalexzesse (vor allem Berlinale, Filmfest München, Viennale, Fantasy Filmfest) dann im restlichen Jahr bisweilen eher gemäßigt zuging, so kam doch diesmal die bislang für meine Verhältnisse unfassbare Zahl von rund 190 gesehenen aktuellen Filmen (darunter etwa fünfzehn Kurzfilme, der Rest Langfilme) zustande. Unglaublich auch deshalb, weil ich mit gelegentlichen Ausnahmen doch trotzdem ziemlich selektiert geschaut habe und abgesehen von einer Reihe tatsächlich übler Missgriffe mit meiner Ausbeute nicht nur mehr als zufrieden, sondern ausgesprochen begeistert bin. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass mein Sichtungsjahr gewissermaßen nach vorne (2009er Premieren) und nach hinten (2011er Kinostarts und Importe) ausschlägt, weil einiger meiner Favoriten bereits 2009 international zu sehen waren, aber erst 2010 wirklich rumgekommen sind (bei „Raging Sun, Raging Sky“ habe ich lange gezögert, weil ich den schon bei der Berlinale 2009 unbedingt sehen wollte [er mir insofern dann eigentlich doch fast zu alt war, obwohl seine deutsche DVD-Premiere erst im Dezember 2010 stattfand] und mich dann ärgerlicherweise kurzfristig dagegen entschieden habe, im Gegensatz zu einigen glücklichen ET-Mitautoren), während andere Filme quasi noch frisch aus Venedig bzw. der Viennale stammen und bislang auch international noch kaum zu sehen waren. Was mich dann fast zu der Überlegung, mich ausnahmsweise bei der Jahresliste auf das Produktionsjahr 2010 zu beschränken und verspätet verbreitete 2009er Produktionen nicht zu berücksichtigen, aber das hätte mich nicht nur um meinen Film des Jahres gebracht, sondern ich halte es auch allgemein bei einer Listenerstellung am unmittelbaren Jahresende für ein ungeeignetes, verzerrendes Vorgehen (bei rückblickender Listenerstellung mit mehrjährigem Abstand ist es dagegen natürlich das einzig sinnvolle Vorgehen), das dem Sichtungsjahr auch nicht gerecht geworden wäre. Insofern also lieber die volle Ladung, von einzelnen arg verspätet rumgekommenen 2008er Produktionen abgesehen („Wendy & Lucy“ konnte ich etwa erst Anfang 2010 regulär im Kino sehen, aber es wäre reichlich witzlos, ihn nun im gleichen Jahr auf die Liste zu setzen wie Kelly Reichardts zwei Jahre später entstandenen „Meek’s Cutoff“, den ich wiederum bereits in diesem Jahr sehen konnte). Kurzum: das Spektrum war breit, die Auswahl schwer und am Ende entschied ich mich in Anbetracht dieser Umstände dafür, statt meiner üblichen Top-20 eine Top-40 zu erstellen, die auch auf den letzten Rängen noch dermaßen stark ist, dass in einem schwachen Jahrgang sofort bei jedem dieser Filme auch die Nennung in einer Top-10 absolut vertretbar wäre. Ein Jahr der Extreme, das mich mit so manchem kleinen 35mm- und 16mm-Wunder einerseits immer wieder an die immer noch einzigartigen, ureigenen Möglichkeiten von klassischem Filmmaterial erinnert hat, mich gleichzeitig aber auch mehr denn je mit dem digitalen Kino versöhnt hat, das zum Glück neben ambitionslosen „Fake-Film“-Filmen (aka digital, das via Nachahmung den Eindruck von analog machen möchte) dann zum Glück doch häufig auf hochspannende Weise ästhetisches Neuland erforschte („In the Woods“ oder „Film Socialisme“ wären Musterbeispiele). Auch wenn ich zugeben muss, bei allem mittlerweile entdeckten Genuss, den auch eine gute HDCam-Projektion bieten kann, indem sie der Glätte und Flachheit der digitalen Bilder einen ganz eigenen Reiz gibt, so ist es doch auch sofort wieder um mich geschehen, wenn jemand wie Peter Tscherkassky im direkten Zugriff aufs Rohmaterial das Kino an seinen technischen, handwerklichen Grundlagen anpackt und zum puren Strom der sinnlichen, greifbaren, materiellen Attraktionen gerinnen lässt. Es geht eben um Vielfalt, um die werktreue Entfaltung verschiedener filmischer Ausdrucksmöglichkeiten (analoge Filmformate, digitale Videoformate, Mischformen) in ihrer ureigenen Form, und vielleicht besteht diese in der gegenwärtigen Übergangsphase trotz aller Einschränkungen dann tatsächlich in einer Ausprägung, von der man früher nichts ahnen konnte und musste, und von der man später vielleicht nur noch träumen kann, weil das digitale Kino leider nicht nur das erfreuliche Ziel der Erweiterung der Möglichkeiten von Film/Video, sondern aufgrund der Ziele seiner Verfechter noch viel mehr eine äußerst unerfreuliche ökonomische und technische Verdrängungsstrategie fährt. Umso mehr freue ich mich, solange es geht, an dem, was trotz allem in dieser und anderer Hinsicht immer wieder und noch immer möglich ist. Um noch einmal auf das Sichtungspensum zurück zu kommen: angeregt durch Sanos eigene Handhabung (die hinsichtlich 2010 wohl nachgereicht wird) und den Umstand, dass ich im Gegensatz zu einigen ET-Mitautoren kein regelmäßiges, vollständiges Sichtungstagebuch auf dem Blog führe, habe ich nachfolgend eine grob nach ungefähren Wertschätzungs-Bereichen (innerhalb derer aber nicht) sortierte Gesamtliste aller gesehenen aktuellen Filme erstellt.

Sonderkategorien:

Materialfetischisten-Award für den bestaussehendsten Film des Jahres (nur auf DI-freiem 35mm/1,37:1 nachvollziehbar):
La Vie au Ranch (Sophie Letourneur)

Lobende Erwähnungen für weitere (film)materialästhetische Betörungen: „Get Out of the Car“ & „Let Each One Go Where He May“, die den Beweis antreten, dass es auch heute trotz aller extremen Widrigkeiten noch möglich ist, schlichtweg wunderschöne 16mm-Kopien von 16mm-Filmen herzustellen. Wer das im Kino sieht und einen Sinn dafür hat, kann dem nur mit aufrichtiger Freude und Dankbarkeit begegnen, denn bald wird es damit wohl unwiederbringlich vorbei sein.
Wobei zu diesem Thema großartige 35mm- und überhaupt Kino-Erlebnisse wie „The Portuguese Nun“, „Poetry“ oder „Gallants“ genauso wenig unterschlagen seien wie tolle Super16-to-35mm-Blow-Ups wie „Geburt“, „Amer“ oder „Attenberg“.

Spaßfilm des Jahres:
Piranha 3D (Alexandre Aja)

Trailer des Jahres:
Who Killed Captain Alex? (ein kleines, verheißungsvolles Wunder)

Top 40 meiner Lieblingsfilme 2010:

1. The Portuguese Nun (Eugène Green)
2. Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives (Apichatpong Weerasethakul)
3. Film Socialisme (Jean-Luc Godard)
4. In the Woods (Angelos Frantzis)
5. Poetry (Lee Chang-dong)
6. Coming Attractions (Peter Tscherkassky)
7. Les herbes folles (Alain Resnais)
8. Raging Sun, Raging Sky (Julián Hernández)
9. Das rote Zimmer (Rudolf Thome)
10. Get Out of the Car (Thom Andersen)

11. Let Each One Go Where He May (Ben Russell)
12. Meek’s Cutoff (Kelly Reichardt)
13. Oxhide 2 (Liu Jiayin)
14. Die Autobiographie des Nicolae Ceausescu (Andrei Ujica)
15. The Lips (Santiago Loza, Iván Fund)
16. Oki’s Movie (Hong Sang-soo)
17. Das elektrische Paradies (Michael Busch)
18. The Strange Case of Angelica (Manoel de Oliveira)
19. Attenberg (Athina Rachel Tsangari)
20. The Life and Death of a Porno Gang (Mladen Djordjevic)

21. Bas-Fonds (Isild Le Besco)
22. Los jóvenes muertos (Leandro Listorti)
23. Geburt (Silvia Haselbeck, Erich Langjahr)
24. Orly (Angela Schanelec)
25. Amer (Hélène Cattet, Bruno Forzani)
26. Guest (José Luis Guerín)
27. Road to Nowhere (Monte Hellman)
28. Gallants (Derek Kwok, Clement Cheng)
29. Woman on Fire Looks for Water (Ming Jin Woo)
30. Von Menschen und Göttern (Xavier Beauvois)

31. My Joy (Sergei Loznitsa)
32. Outrage (Takeshi Kitano)
33. Hadewijch (Bruno Dumont)
34. Winter House (Gonzalo Castro)
35. The Day Was a Scorcher (Ken Jacobs)
36. Caterpillar (Koji Wakamatsu)
37. You All Are Captains (Oliver Laxe)
38. Der Räuber (Benjamin Heisenberg)
39. You Think You’re the Prettiest, But You Are the Sluttiest (José Manuel Sandoval)
40. La bocca del lupo (Pietro Marcello)

Runners-Up:

Im Schatten (Thomas Arslan)
Villalobos (Romuald Karmakar)
The Sword and the Rose (João Nicolau)
La Pivellina (Tizza Covi, Rainer Frimmel)
Shadow Cuts (Martin Arnold)
Double Tide (Sharon Lockhart)
The Four Times (Michelangelo Frammartino)
El Sicario, Room 164 (Gianfranco Rosi)
Piranha 3D (Alexandre Aja)
Nostalgia de la luz (Patricio Guzmán)
Ha Ha Ha (Hong Sang-soo)
Paula-Paula (Jess Franco)
The Oath (Laura Poitras)
Boris Lehman et ses amis: Retouches et réparations / Choses qui me rattachent aux êtres / Un peintre sous surveillance (Boris Lehman)
Paju (Park Chan-ok)
White Material (Claire Denis)
Carlos (Olivier Assayas)
Trash Humpers (Harmony Korine)
Bedways (RP Kahl)
Alamar (Pedro González-Rubio)

Bemerkenswert:

The Road (John Hillcoat)
Der Wanderer (Avishai Sivan)
Mundane History (Anocha Suwichakornpong)
I Travel Because I Have To, I Come Back Because I Love You (Marcelo Gomes, Karim Aïnouz)
Unter dir die Stadt (Christoph Hochhäusler)
Un día menos (Dariela Ludlow)
Tetro (Francis Ford Coppola)
Eighteen (Jang Kun-jae)
Belair (Bruno Safadi, Noa Bressane)
The Stranger’s Land (Xavier Marrades)
Der Vater meiner Kinder (Mia Hansen-Løve)
Lourdes (Jessica Hausner)
The Loved Ones (Sean Byrne)
Monsters (Gareth Edwards)
Rubber (Quentin Dupieux)
The Land Inhabited (Anna Sanmartí)
Survival of the Dead (George A. Romero)
La Vie au Ranch (Sophie Letourneur)
A Loft (Ken Jacobs)
The Social Network (David Fincher)
Aurora (Cristi Puiu)
Tranquility (Siegfried A. Fruhauf)
W2 (Alexander Biedermann)
Marwencol (Jeff Malmberg)
Unstoppable (Tony Scott)

Gelungen:

Crab Trap (Oscar Ruíz Navia)
Portrait of the Fighter as a Young Man (Constantin Popescu)
La belle visite (Jean-François Caissy)
Kyoto Story (Yamada Yoji, Abe Tsutomu)
Red Riding: 1974 (Julian Jarrold)
Anvil! The Story of Anvil (Sacha Gervasi)
The Exploding Girl (Bradley Rust Gray)
Mr. Nice (Bernard Rose)
I Wish I Knew (Jia Zhang-Ke)
I’m Glad My Mother is Alive (Claude Miller, Nathan Miller)
Valhalla Rising (Nicolas Winding Refn)
Dev. D (Anurag Kashyap)
Redland (Asiel Norton)
My Son, My Son, What Have Ye Done? (Werner Herzog)
Shutter Island (Martin Scorsese)
Symbol (Hitoshi Matsumoto)
Schmutziger Süden (Klaus Lemke)
The Ape (Jesper Ganslandt)
We Are What We Are (Jorge Michel Grau)
Ip Man 2 (Wilson Yip)
Gamer (Mark Neveldine, Brian Taylor)
Self-Examination Remote Control (Eve Heller)
Cycle (Volker Schreiner)
Tuesday, After Christmas (Radu Muntean)
Night Mayor (Guy Maddin)
Maybe Siam (Christoph Girardet, Matthias Müller)
The Stool Pigeon (Dante Lam)
Reise nach Agatis (Marian Dora)
Bal (Semih Kaplanoğlu)

Okay:

Eastern Drift (Sharunas Bartas)
Summer Wars (Mamoru Hosoda)
Nénette (Nicolas Philibert)
Winter’s Bone (Debra Granik)
Missing Man (Anna Fenchenko)
About Her Brother (Yoji Yamada)
Vincent will Meer (Ralf Huettner)
Turistas (Alicia Scherson)
Die Fremde (Feo Aladag)
Little Baby Jesus of Flandr (Gust Van den Berghe)
Café Noir (Jung Sung-Il)
Persécution (Patrice Chéreau)
Inception (Christopher Nolan)
Kaboom (Gregg Araki)
A Serious Man (Joel & Ethan Coen)
Free Land (Minda Martin)
La vida sublime (Daniel V. Villamediana)
Studien zum Untergang des Abendlandes (Klaus Wyborny)
Guerra Civil (Pedro Caldas)
Transit (Angela Zumpe)
Fire of Conscience (Dante Lam)
Enter the Void (Gaspar Noé)
Greenberg (Noah Baumbach)
Humpday (Lynn Shelton)
I Killed My Mother (Xavier Dolan)
Mouse Palace (Harald Hund, Paul Horn)
Summer of Goliath (Nicolás Pereda)

Mäßig:

Haze (Tayfun Pirselimoglu)
The Well (Umesh Vinayak Kulkarni)
Waste Land (Lucy Walker, João Jardim, Karen Harley)
Heartless (Philip Ridley)
Hotel Atlântico (Suzana Amaral)
Life During Wartime (Todd Solondz)
Frozen (Adam Green)
The Killer Inside Me (Michael Winterbottom)
Red Hill (Patrick Hughes)
Reykjavik Whale Watching Massacre (Julius Kemp)
Trinkler (Marie-Catherine Theiler)
Wednesday Morning Two A.M. (Lewis Klahr)
The Forgotten Space (Allan Sekula, Noël Burch)
Cyrus (Jay Duplass, Mark Duplass)
Versailles (Pierre Schoeller)

Schwach:

Bad Family (Aleksi Salmenperä)
Exit Through The Gift Shop (Banksy)
Engel mit schmutzigen Flügeln (Roland Reber)
Up in the Air (Jason Reitman)
[Rec] 2 (Jaume Balagueró, Paco Plaza)
Rampage (Uwe Boll)
Darfur (Uwe Boll)
Khargosh (Paresh Kamdar)
Illégal (Olivier Masset-Depasse)
Certified Copy (Abbas Kiarostami)
The Dark House (Wojtek Smarzowski)
Greetings from the Woods (Mikel Cee Karlsson)
The Human Centipede (First Sequence) (Tom Six)
Four Lions (Chris Morris)
Rammbock (Marvin Kren)
A Screaming Man (Mahamat-Saleh Haroun)
Dream Home (Pang Ho-Cheung)
Somewhere (Sofia Coppola)

Quälend mies:

A White Night (Masahiro Kobayashi)
Der Doppelgänger (Christopher Lenke & Philip Nauck)
Love Crime (Alain Corneau)
Adèle und das Geheimnis des Pharaos (Luc Besson)

Absolut unerträglich:

La Herencia Valdemar (José Luis Alemán)
No Reason (Olaf Ittenbach) (zzgl. partiellem Schlock-Spaß!)
A Serbian Film (Srdjan Spasojevic)
Centurion (Neil Marshall)
Der letzte schöne Herbsttag (Ralf Westhoff)

Langfassung der Entdeckungsliste (Andreas)

4 x 10+ = das Entdeckungsjahr 2010 in vier 10er-Listen plus Ergänzungen

Ältere Filme, erstmals gesehen: Entdeckungen 2010 – es handelt sich um die ausufernde, maßlose, unbeherrschte Langfassung meiner Liste aus diesem Sammelposting. Und dieser Beitrag hier ist nicht nur eine Ergänzung, sondern eine Komplettfassung, insofern überschneidet er sich natürlich zu großen Teilen mit dem Sammelposting. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der nachfolgende Beitrag lediglich für Listen-Fetischisten und besonders Unerschrockene geeignet sein dürfte. Obwohl ich sehr, sehr vieles aussortiert habe, ist die Auswahl noch immer ziemlich wahnwitzig, was gewissermaßen dann aber eben doch recht gut dem Sichtungsjahr entspricht. Irgendwann hatte ich auch einfach keine Zeit, Lust und Nerven, noch weitere Aussiebungsrunden durchzuführen. Und nach einer Weile wird das Erstellen einer solchen Extended-Liste dann bei allem eigentlich antreibenden Spiel & Spaß dann doch dermaßen enervierend, dass man irgendwann einfach nur noch den ganzen Kram fertig stellen und loswerden möchte. Zumindest ging’s mir in diesem Fall so. Insofern fehlt bestimmt noch immer einiges (manches ganz bewusst, andereres vielleicht nur aus Versehen), manch anderes hätte man vielleicht auch durchaus noch rausschmeißen können, aber egal: passt schon alles irgendwie so. Dass die Filme mitunter aus sehr unterschiedlichen Gründen und aus sehr unterschiedlichen Kontexten heraus auf der Liste gelandet sind (z.B. würde man angesichts meiner Vorliebe für Sleaze, Trash und mitunter Schlock wohl kaum vermuten, dass ich zu den wenigen Menschen auf diesem Planeten gehöre, die im berühmt-berüchtigten MANOS keine Spaßgurke, sondern tatsächlich einen auf äußerst eigenwillige, inspirierte Weise interessanten, guten Film sehen, der aber von konventionellen Qualitäts-Kriterien natürlich denkbar weit entfernt ist), dürfte sich von selbst verstehen, lässt sich im Rahmen einer solch umfassenden Liste aber natürlich leider in keiner Weise transparent machen (dazu bräuchte es wohl ein riesiges begleitendes Handbuch ;)). Und ja, das ist schon alles ziemlich pervers, hier werden diesmal halt keine halben Sachen gemacht, sondern es wird richtig ausgeholt. Insofern geht’s nun auch gleich in die Vollen…

10 entdeckte Regisseure (Bedingung: jeweils mindestens drei gesehene, sehr geschätzte, neu entdeckte Filme in diesem Jahr), jeweils drunter dann meine drei zugehörigen Lieblingsfilme (bei Hofbauer und Franco musste ich auf vier aufstocken, nicht zuletzt wegen der im Vergleich zu den anderen Regisseuren deutlich höheren Anzahl gesehener Filme):

* Rogério Sganzerla
Copacabana mon amour
The Woman of Everyone
Sem Essa, Aranha

* Susumu Hani
Das Mädchen Nanami
Sie und Er
Die Bewährung

* Helmut Dziuba
Sabine Kleist, 7 Jahre
Der Untergang der Emma
Als Unku Edes Freundin war…

* Zbyněk Brynych
Engel, die ihre Flügel verbrennen
Oh Happy Day
Mravenci nesou smrt

* Ernst Hofbauer
Wenn die prallen Möpse hüpfen
Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt
Schwarzer Markt der Liebe
Was Schulmädchen verschweigen

* Ernst Ritter von Theumer
Ich, die Nonne und die Schweinehunde
Der Irre vom Zombiehof
Camp der Verdammten

* Rolf Olsen
Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
Das Stundenhotel von St. Pauli

* Siegfried A. Fruhauf
Mirror Mechanics
Palmes d’Or
Exposed

* Raymond Depardon
San Clemente
Afrika: Was machen die Schmerzen?
New York, NY

* Yasujiro Shimazu
The Trio’s Engagement
The Lights of Asakusa
So Goes My Love

Lediglich von Hofbauer und Olsen kannte ich vorher schon Filme, entdeckte aber erst dieses Jahr wirklich ihr Werk in größerem Umfang. Hinzu kommen außerdem zwei Filmemacher, von denen ich vorher schon eine ganze Menge kannte und sie zu meinen Favoriten zählte, jedoch 2010 noch einmal neue Facetten und vor allem einige neue Lieblingsfilme aus ihrem Werk kennen lernte, so dass eine gesonderte Nennung durchaus gerechtfertigt ist:

* Jess Franco
Die Sklavinnen
Küss mich, Monster
Lolita am Scheideweg
Jungfrau unter Kannibalen

* Rainer Werner Fassbinder
Rio das Mortes
Querelle
Wildwechsel

Einzelfilme: 10 herausragende Entdeckungen (fett markiert) mitsamt haufenweise spaßeshalber assoziativ zugeordneten zusätzlichen Entdeckungen:

Serenade für zwei Spione (Michael Pfleghar)
Häschen in der Grube (Roger Fritz)
Sukkubus – Den Teufel im Leib (Georg Tressler)
Der wilde Blonde mit der heißen Maschine (Adrian Hoven)
Bengelchen liebt kreuz und quer (Marran Gosov)
Vanessa (Hubert Frank)
Madame und ihre Nichte (Eberhard Schröder)
Im Schloss der blutigen Begierde (Adrian Hoven)
Jerry Cotton: Der Tod im roten Jaguar (Harald Reinl)
Noch minderjährig (Georg Tressler)
Das zweite Gesicht (Dominik Graf)
Liebe, so schön wie Liebe (Klaus Lemke)
Jagdszenen aus Niederbayern (Peter Fleischmann)
Paul (Klaus Lemke)

Le départ (Jerzy Skolimowski)
Dealer Connection (Enzo G. Castellari)
Ratsy (Francisco Lara Polop)
Kommissar X – In den Klauen des goldenen Drachen (Gianfranco Parolini)
Samurai Cop (Amir Shervan)
Die Brut des Bösen (Christian Anders)
Blutrausch der Zombies (León Klimovsky)
Frankenstein ’80 (Mario Mancini)
Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein (Al Adamson)
Dolemite (D’Urville Martin)
Fire Syndrome (Tobe Hooper)
Wie treu ist Nik? (Eckhart Schmidt)
Bruce Lee gegen die Supermänner (Chia Chun Wu)

Nachtlied des Hundes (Gábor Bódy)
Tanzender Habicht (Grzegorz Królikiewicz)
Krieg der Welten – Das nächste Jahrhundert (Piotr Szulkin)
Igla – Die Nadel (Raschid Nugmanow)
Ich, die Gräfin (Petar Popzlatev)
Aufstieg (Larissa Schepitko)
Die Legende der Festung Suram (Sergej Paradshanow, David Abaschidse)
Überall ist es besser, wo wir nicht sind (Michael Klier)
Die Frau und der Fremde (Rainer Simon)

O Sangue (Pedro Costa)
Killed the Family and Went to the Movies (Júlio Bressane)
Das Mädchen, das ich wegwarf (Kiriro Urayama)
Letter to the Prison (Marc Scialom)
Kasaba (Nuri Bilge Ceylan)
D’Est (Chantal Akerman)
Arcana (Giulio Questi)
Stimmen in der Zeit (Franco Piavoli)
Prof. Bernhards Eisenbahnfilm (Dietmar Brehm)
Crystal Voyager (David Elfick)
Pacific 231 (Jean Mitry)

Stille Tage in Clichy (Jens Jørgen Thorsen)
Dionysus (Brian De Palma)
The Telephone Book (Nelson Lyon)
Naomi, die Unersättliche (Yasuzo Masumura)
Delitto carnale (Cesare Canevari)
Was? (Roman Polanski)
Little Tony (Alex Van Warmerdam)
Der Teufel in Miss Jonas (Erwin C. Dietrich)
Anna Obsessed (Martin & Martin)
Nightdreams (Stephen Sayadian)
Angela, the Fireworks Woman (Wes Craven)

Der Mieter (Alfred Hitchcock)
Turksib – Die Stahlstraße (Victor A. Turin)
Asphalt (Joe May)
The Iron Horse (John Ford)
Underworld (Josef von Sternberg)
Die Carmen von St. Pauli (Erich Waschneck)
Abstecher (Ulrich Weiß)
Rangierer (Jürgen Böttcher)
Stroszek (Werner Herzog)
Das Ding im Kanal (Rainer Fürst)
Eolomea – Unheimliche Zeichen aus dem All (Herrmann Zschoche)
Berlin – Ecke Schönhauser (Gerhard Klein)

Il Nero – Hass war sein Gebet (Claudio Gora)
Der Tod zählt keine Dollar (Riccardo Freda)
Die sich in Fetzen schießen (Tanio Boccia)
Man nannte ihn Hombre (Martin Ritt)
Schreie in der Nacht (Antonio Margheriti)
Man-Eater – Der Menschenfresser (Joe D’Amato)
The Long Hair of Death (Antonio Margheriti)
Gestapo’s Last Orgy (Cesare Canevari)
Verdrehte Verhältnisse durch ein eigenartiges Schicksal im azurblauen Meer des August (Lina Wertmüller)
Sieben Schönheiten (Lina Wertmüller)
Ich habe sie gut gekannt (Antonio Pietrangeli)
Man, Woman and Beast (Alberto Cavallone)
Der verbotene Christus (Curzio Malaparte)
Dirty Angels (Mauro Severino)

Holocaust 2 (Angelo Pannacciò)
Sklaven ihrer Triebe (Ottavio Alessi)
Oily Maniac (Meng Hua Ho)
Assault! Jack the Ripper (Yasuharu Hasebe)
Malabimba – Komm und mach’s mit mir (Andrea Bianchi)
Zieh dich aus, Puppe (Ákos Ráthonyi)
Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo (Walter Boos)
Bruce Lee – Das war mein Leben (Mar Lo)
Unter den Dächern von St. Pauli (Alfred Weidenmann)
…soviel nackte Zärtlichkeit (Günter Hendel)
Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (Oswalt Kolle)
Griechische Feigen (Siggi Götz)
Schön, nackt und liebestoll (Roberto Bianchi Montero)
Giallo a Venezia (Mario Landi)
Die Liebesengel (Rino Di Silvestro)
Heroin (Gianni Martucci)

Manos: The Hands of Fate (Harold P. Warren)
Some Came Running (Vincente Minnelli)
Imitation of Life (Douglas Sirk)
Party Girl (Nicholas Ray)
M. Butterfly (David Cronenberg)
Achterbahn (James Goldstone) [in Sensurround]
The Crazies (George A. Romero)
God Told Me To (Larry Cohen)
The Texas Chainsaw Massacre 2 (Tobe Hooper)
Charley Varrick (Don Siegel)
Emperor of the North Pole (Robert Aldrich)
Honkytonk Man (Clint Eastwood)
The Long Goodbye (Robert Altman)
Die Verfluchten (Roger Corman)
Haus der Todsünden (Pete Walker)
Teufelskerle auf heißen Feuerstühlen (Bruce Brown)

Nouvelle Vague (Jean-Luc Godard)
Später Frühling (Yasujirô Ozu)
Dust in the Wind (Hou Hsiao-Hsien)
Train of Shadows (José Luis Guerín)
Antonio das Mortes (Glauber Rocha)
Utopia (Sohrab Shahid Saless)
Die innere Narbe (Philippe Garrel)
Sauve qui peut (la vie) (Jean-Luc Godard)
Die Frau des Fliegers (Eric Rohmer)
Love Streams (John Cassavetes)

Wiederentdeckungen – 10 plus 1 großartige Kinoerlebnisse mit bereits bekannten Filmen:

Solaris (Andrej Tarkowski)
Bad Lieutenant (Abel Ferrara)
Opfer (Andrej Tarkowski)
Ekel (Roman Polanski)
Ordet (Carl Theodor Dreyer)
Dressed to Kill (Brian De Palma)
Deadlock (Roland Klick)
Barbarella (Roger Vadim)
Dolls (Takeshi Kitano)
Manhattan (Woody Allen)
The Searchers (John Ford)

plus: Terminator 2 (James Cameron) [in 70mm über Sensurround-Anlage]

Außerdem zur Abwechslung noch eine Flop-10 des absoluten Bodensatzes, um auch dem sich angesichts obiger Listen-Exzesse wohl aufdrängenden Verdacht des wahllosen Abfeierns mit der kontrastierenden Hervorhebung einiger grausiger Unerträglichkeiten entgegen zu treten:

Teen-age Fantasies: An Adult Documentary (Fred Spokeman)
Der Ostfriesen-Report (Walter Boos)
Liebe zwischen Tür und Angel – Vertreterinnen-Report (Ralf Gregan)
Frauenstraflager (Ned Morehead)
Demon Night (Jim Kaufman)
Natalie 3 – Babystrich online (Dagmar Damek)
Der Todesschrei der Hexen (Gordon Hessler)
Drei Bayern in Bangkok (Siggi Götz)
Sie sind keine Schulmädchen mehr! (Jack Remy)
Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen (Walter Boos)

plus: diverse fade Rohrkrepierer von durchaus (teils sehr, sehr) geschätzten Regisseuren:

Central Station (Walter Salles)
Genealogien eines Verbrechens (Raoul Ruiz)
Noon Wine (Sam Peckinpah)
Frauen ohne Unschuld (Jess Franco)

Diese Liste ließe sich noch um einiges erweitern und vor allem um haufenweise herbe Enttäuschungen, Ernüchterungen, Langweiler ergänzen, aber da es hier in erster Linie um die (positiven, aus welchen mitunter eigenwilligen Gründen auch immer) Entdeckungen gehen sollte und nicht um eine Gurkenparade, war das lediglich als kleine relativierende Anmerkung zum Schluss beabsichtigt.

Eine kleine Geschichte des Sleaze

…oder: endlich *wirklich* wieder Neues vom Hofbauer-Kommando.



Es begab sich gleich zu Beginn des Jahres, in der Mitte des Januars, um der Genauigkeit zum Recht zu verhelfen, dass zu Ehren des in ET-Kreisen verehrten Jesus Franco eigens eine Filmnacht mit vier seiner Schöpfungen zur Durchführung gelangte. Die Schar der Zuschauer schien, mit seinem Werk nicht unvertraut, auf alles gefasst. Doch in einem jener Erzeugnisse, das dem lieblichen Titel DIE SKLAVINNEN gehorchte, wendete sich plötzlich zwischen den Darbietungen leichtbekleideter Damen die Chefin jenes munteren Kontaktlokals ans Publikum, in einer Weise, dass es den Eindruck machen konnte, sie würde die Zuseher im Film und die Zuschauer des Filmes zugleich addressieren. Was dann über ihre Lippen kam, kann fürwahr als vollmundiges Versprechen bezeichnet werden: „Gleich platzt Ihnen die Hose, meine Herren!“ Man traute den eigenen Ohren kaum – sollte es tatsächlich soweit kommen, dass…? Bei allem Entzücken über dergestaltige Verheißungen war man sich zunächst dennoch der prophetischen Tragweite dieser Ankündigung nicht gewahr. Doch von diesem Moment an sollte der gewohnte Lauf der Dinge nicht mehr der gleiche sein. Frönte man zuvor nur in wohldosierten Portionierungen den zweifelhaften Verlockungen, war nun der Nährboden für Größeres bereitet. Und um die schönen Hosen war es ohnehin geschehen – es sollte nicht mehr lange dauern, bis sie schließlich beinahe im wöchentlichen Takt zu platzen begannen. Dabei hätte man spätestens bei KOMM UND MACH’S MIT MIR gewarnt sein müssen, gemahnte dieser doch besonders eindringlich der drohenden Gefahren, konnte im gleichen Atemzug jedoch nicht über deren Anziehung hinweg täuschen: „Schau mich noch einmal an, deine Augen sind voll von meinem Körper. Du wirst gar nicht anders können, als an mich zu denken. Du hättest mich haben können! Denk darüber nach, wenn du im Bett liegst und ungeheure Gefühle bekommst!“ Schien man angesichts derart nebulöser Gefühle noch einmal zur Vorsicht geneigt, half doch bald alles nichts mehr. Zu stark war der Drang, eben jenen Gefühlen nachzugeben, sich ihnen auszuliefern, ganz und gar den Wonnen der Fleischeslust und dem Lockruf des Zwielichtigen anheim zu fallen. Doch oh liebreizende Schönheit, oh vollendetes Kunstwerk – nicht missen wollte man dich und fragte sich darob: magst du auch hier in diesen schummrigen Tiefen zu finden sein? Zum allgemeinen Erstaunen ertönte mit einem Mal ein Echo, kaum vernehmbar zunächst, doch Zug um Zug verstärkte es sich zu einer mehrstimmigen Ermunterung. An ein Trugbild mochte man schnell nicht mehr glauben, offenbarte sich doch just in jener Verfassung des mannigfaltigen Zweifels der Ernst der Lage gleich doppelt und gebar die beiden Antworten, die man sich zu erhoffen kaum gewagt hatte: den ritterlichen Ernst und den bäuerlichen Ernst. Ritter von Theumer und Hofbauer, so sollte man sie nennen, stand alsbald geschrieben. Nun schienen auch die Bedürfnisse des Geistes zu ihrem Recht zu gelangen und sogleich war das Gewissen beruhigt. Weiter bohren und hinein stechen, lautete die Devise, auf dass sich Tiefergehendes, womöglich gar Künstlerisches im Tiefen und Niedrigen zu offenbaren vermöge. Und es geschah, es gedieh und es kulminierte – trotz ketzerischer Gegenreden und Anzweifelungen lief alles auf einen Punkt zu: das HofbauerKommando musste Wirklichkeit werden.

Doch nicht nur einsame Ausbeulungen sollten nun die Belastbarkeit von Kleidungsstücken strapazieren, vielmehr wurde überdies auch die beherzte Erschütterung benachbarter Körperregionen versprochen: „In diesem Film passieren die frechsten Sachen, so manchem platzt die Hose vor Lachen!“. Doch so sehr man sich am neu entdeckten Ernst und seinen vielseitigen Qualitäten labte, so wollte man gleichwohl auch nicht den südlichen Nachbarn entsagen, lockte dort neben Gordon-„I know everything, haha haha ha!“-Mitchell schließlich nicht nur hemmungslos „so ein Gefühl wie Weihnachten und Ostern zusammen„, sondern bisweilen auch empathische Gefühle: „Sie ist für uns alle ein großer Verlust. Sie war nicht nur Hure, sondern auch Mensch!“ An derart warmen Worten, an soviel menschlicher Herzlichkeit versuchte man sich bisweilen allerdings auch in deutschen Landen, denn es galt, sich gegen den drohenden Niedergang von Moral und Sittlichkeit („Zu jung? Heutzutage treiben sie’s schon auf der Schulbank.“ – „Hör mal! Du hast wohl viel zu viele Sexfilme gesehen, hm? Wie heißen’s denn, Schulmädchenreport?“ – „Ist doch Blödsinn, so einen Schmarrn schau ich mir doch nicht an.“ – „Ist alles nicht mehr so, wie’s früher war. Es gibt kei‘ Moral mehr und auch kei‘ Sittlichkeit ned. Es geht alles drunter und drüber.“ – „Amen.“) zu stemmen, wie Curd Jürgens in einzigartiger Weise zu vermitteln wusste („Aggressivität, berufsmäßiges Rabaukentum – das dulde ich nicht!“). Wie er agierte, was er sagte, wie er es sagte und welch stoischem Nachdruck er sich befleißigte – so etwas war noch nie dagewesen! Eine solche Persönlichkeit zeichnete freilich auch aus, dass er wusste, wann es geboten war, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: „Na, ganz schön alt sind wir geworden!“ – „Ach, macht nichts, Hauptsache die Mädchen sind jung!“ Ja, das waren sie, und dann mischte sich auch noch die eigene Tochter ins Spiel… Von dem Zauber, der den „knospenden Körpern“ inne wohnte, und von „lustigen Abenteuern und fröhlicher Keßheit„, die das Leben der Heranwachsenden bestimmten, ließ sich einst ohne Zweifel auch so mancher betagtere Kenner beglücken. Von dieser unwiderstehlichen Herrlichkeit wollte auch Jürgen Enz gegenüber der wissbegierigen älteren Generation Zeugnis ablegen. Dabei gelang es der zugehörigen Vorschau endlich, sich von falscher Scheu zu befreien und den Fokus unverblümt auf die entscheidenden Anreize zu legen: „Parties, die nur von ungestümen Teens gefeiert werden können! Young love, hot love! Aus dem Tagebuch einer Siebzehnjährigen! Noch nie wurde die Liebe zwischen jungen Menschen so hinreißend verfilmt. Zauberhafte junge Mädchen, deren Gefühle entbrennen. Taufrische, erwachende Körper, die in Liebe erbeben. Junge Liebe, heiße Liebe! Ein gewagter Film, aber auch ein Film voll Poesie und Romantik. Ein Erlebnis, das so schnell nicht wiederkehren wird!“ Zweifelsohne waren längst weitere Hosen fällig geworden, und im Zuge derart unverhohlener Spekulationen schlichen sich selbst bei einzelnen Hofbauerern gelegentliche Bedenken ein, so dass sich schließlich die E-Dreifaltigkeit des Hosen-Platzens manifestierte: Erregung, Erheiterung und Empörung – damit waren die wesentlichen Auslöser ausfindig gemacht (eine zweite E-Dreifaltigkeit, die Erstaunen, Entgeisterung und Entsetzen umfasste, sei jedoch nicht unterschlagen), die es ohne fremdes Zutun bewerkstelligen konnten, dass es heißt: „Jetzt wird dir gleich die Hose zu eng werden!„. Und die Einbahnstraße der „Hintertreppenprodukte“ musste schließlich unausweichlich auf den BABYSTRICH IM SPERRBEZIRK führen, wo mitunter dann tatsächlich die Empörung sich anschickte, die Erregung und die Erheiterung als Triebfeder der Hosen-Überdehnung abzulösen: „Nachts, wenn die Neonreklamen aufleuchten, die Sterne durch den Smog kommen und die Männer wild auf Sex sind, finden sie hier das, was sie suchen: jung, jünger, am jüngsten. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Und die Qual der Wahl macht auch Onkel Gustav vom Seniorenverein Graue Panther immer noch heiße Ohren.“ Da konnte mancher freilich nur noch zu folgender Schlussfolgerung kommen: „Hier kommt alles zusammen, was man eigentlich nur in kleinen Dosen zu sich nehmen sollte. Schlechteste Sexzoten, gräuliche Musik, fragwürdige Kommentare, Schmuddelstimmung. Um den Film in passender Atmosphäre zu betrachten, sollte man ihn sich in einem schmierigen Bahnhofskino zu Gemüte führen…“ War der schöne Traum von den reuelosen Wonnen des Sleaze damit plötzlich in Frage gestellt, oder handelte sich nur um eine faszinierende Irritation, von der man sich jedoch nicht weiter irritieren lassen sollte? Zweifellos konstituierte sich zwischen den platzenden Hosen, den ungeheuren Gefühlen und der kessen Fröhlichkeit ein Schlüsselmoment, und so kam es zur passenden Schlussszene des Films: Auf die Frage, ob sie jungen Interessentinnen zu ihrem Gewerbe raten könne, endete die Antwort einer „Liebesdienerin“ nach kurzen Erörterungen dann doch mit einer eindringlichen Absage, die der Film über seine letzten tristen, schummrigen Bilder von „Vergnügungsvierteln“ in wiederholender Schleife nachhallen ließ: „Nein, ich kann nicht zuraten… nicht zuraten… nicht zuraten… nicht zuraten… nicht zuraten…“

So mag es mancher in Anbetracht solcher Auswucherungen vorziehen, sich der Besinnlichkeit zuzuwenden und den Versuchungen einstweilen zu entsagen. Doch es empfiehlt sich, keine falschen Sicherheiten zu suchen und sich nichts vorzumachen – zu eindrücklich veranschaulichten unsere spanischen, italienischen und deutschen Lehrmeister das ewige Verhängnis, dass die Gefühle zurück kommen werden. So muss man wohlmeinend die Nachdenklichkeit beschließen und unumwunden die frohe Botschaft verkünden: Liebe Leser, auch Ihnen wird eines Tages die Hose platzen!

Der Hofbauer-Report: Was Cineasten und Kritiker nicht für möglich halten!

Presseschau zu den neuesten Entwicklungen in der Hofbauer-Kontroverse

Eine ungewöhnlich heftige Kontroverse erschütterte in den vergangenen Tagen die Cine-Welt. Was sich in den letzten Wochen schon in einigen Kommentaren und Bewertungen ankündigte, fand mit der Veröffentlichung einer euphorischen Kritik sowie eines Kurzkommentars zu EROTIK IM BERUF auf Eskalierende Träume ihren vorläufigen Höhepunkt und sorgte innerhalb kürzester Zeit für eine bislang nicht für möglich gehaltene Welle an empörten Reaktionen und erhitzten Diskussionen. Die Brisanz der Debatte vermitteln einige ausgewählte Zitate aus Zeitungen und Zeitschriften, aber auch aus Interviews und Gesprächen. Auch aus dem Umfeld von Eskalierende Träume wurden zugleich weitere Pläne bekannt. Im Folgenden soll ein erster Überblick über die vielfältigen Kommentare gegeben werden. Weiterlesen “Der Hofbauer-Report: Was Cineasten und Kritiker nicht für möglich halten!” »

3. Widescreen-Weekend mit dem Thema „Sensurround“ am kommenden Wochenende, 5./6. Juni, in der Schauburg Karlsruhe




Schon seit im Oktober 2005 zum ersten Mal das mittlerweile traditionelle, jedes Jahr am ersten Oktober-Wochenende stattfindende und dieses Jahr in die sechste Runde gehende, in dieser Form in Deutschland einmalige Todd-AO-70mm-Festival stattfand, gehört die Schauburg in Karlsruhe zu den Vorreitern, was die Wiederentdeckung und vor allem das am Leben Erhalten des kinohistorischen und filmtechnischen Erbes angeht. Seit 2008 findet dort nun zusätzlich jährlich am ersten Juni-Wochenende das Widescreen-Weekend statt, das sich jedes Jahr einem anderen kinotechnischen Spezialthema widmet. Im ersten Anlauf ging es noch etwas vage und weitläufig um das Thema „In Technicolor, CinemaScope & stereophonischen Magnet-Ton“, bei der letztjährigen zweiten Ausgabe stand wiederum das Aufnahmeformat VistaVision im Vordergrund. Am ersten Juni-Wochenende 2010 geht es nun ans Eingemachte, wenn diesmal das mythenumrankte Tonverfahren „Sensurround“ im Mittelpunkt steht, dessen Konzeption einen Mittendrin-Effekt in neuer Dimension anstrebte und mittels Tiefton-Subwoofern einen Schalldruck auf den Zuschauer loslässt, der Erdbeben oder Kriegsschlachten zur körperlich nachempfundenen Erfahrung werden lassen soll. Abenteuerliche Geschichten von panischen Zuschauern, besorgten Anwohnern und Kinos, deren Wände und Decken durch den Schalldruck zu bröckeln begannen, begleiteten von Anfang an die Sensurround-Aufführungen und trugen ihren Teil dazu bei, dass diesem Spezialverfahren nur eine kurze Lebenszeit beschert war, zumal die dafür benötigte technische Ausstattung für die Kinos einen enormen materialtechnischen und finanziellen Aufwand bedeutete, zusätzlich verbunden mit dem Risiko, sich damit auch noch Schäden an den eigenen Räumlichkeiten einzuhandeln und obendrein für Belästigungen von Nachbarsälen und Anwohnern zu sorgen. Demzufolge wurden die technischen Zurüstungen bald wieder ausgebaut und nach nur fünf Kinofilmen zwischen 1974 und 1978 war das Kapitel Sensurround weitgehend beendet. Gerade die kurze Lebensdauer, die sich wegen der bald auch nicht mehr vorhandenen notwendigen technischen Voraussetzungen in den Kinos auch nicht über Wiederaufführungen fortsetzen konnte, machte das Verfahren zu einer Legende und einzelne Vorführungen zu einer ausgesprochen raren Gelegenheit. Auch ohne Kenntnis genauerer Fakten liegt die Vermutung nahe, dass die nun in Karlsruhe stattfindende Aufführung sämtlicher fünf Sensurround-Filme eine ziemlich einmalige Veranstaltung ist, die es in dieser originalgetreuen Form und diesem Umfang möglicherweise seit Jahrzehnten zumindest in Europa nicht mehr gegeben hat und vermutlich auch auf viele Jahre hinaus nicht noch einmal geben wird, und ist daher auch in Unkenntnis der Filme und des Verfahrens mit Sicherheit eine nachdrückliche Empfehlung wert, zumal sich die Schauburg mit ihrem schönen Saal mit großer, gekrümmter Cinerama-Leinwand und ihrer Ausstattung noch etwas von der Aura der Filmpaläste vergangener Tage bewahren konnte und damit jederzeit einen Besuch wert ist. Neben den fünf Sensurround-Filmen (ERDBEBEN, SCHLACHT UM MIDWAY, ACHTERBAHN, BATTLESTAR GALACTICA, MISSION GALACTICA) und einem begleitenden Rahmenprogramm gibt es als inoffiziellen Abschluss des Programms am Sonntag Abend um 21 Uhr außerdem noch eine Aufführung von TERMINATOR 2 in der englischen Originalfassung in 70mm über die Sensurround Tief-Bass Anlage, die allerdings nicht im Festivalprogramm angekündigt ist, weil es sich nicht um einen der originalen Sensurround-Filme handelt.

Einige Links mit weiterführenden Informationen:

Über das Widescreen-Festival mit Schwerpunkt „Sensurround“

Das Sensurround-Wochenende bei in70mm.com

Allgemeines zur Sensurround-Historie bei in70mm.com

Die Schauburg Karlsruhe

Bericht von einer früheren Karlsruher ERDBEBEN-Aufführung in Sensurround



Und wie im nachfolgenden rechten Bild recht eindrucksvoll zu sehen ist, kann es der gerätetechnische Aufwand des Ganzen locker mit den Vorbereitungen eines großen Konzerts aufnehmen (weshalb dann der zunächst sehr hoch erscheinende Eintrittspreis von 19 bzw. 15 Euro pro Film sowie 90 bzw. 70 Euro pro Festivalpass mutmaßlich durchaus in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand des Veranstalters und zur Besonderheit des Aufführungs-Gegenwertes steht):

100 Deutsche Lieblingsfilme #4: Engelchen oder Die Jungfrau von Bamberg (1967)

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Die Filme von Marran Gosov gehörten 2008 zu meinen unverhofftesten und schönsten Entdeckungen. Und mir fallen tatsächlich nicht viele Filme ein, nach denen ich so regelrecht beglückt aus einem Kino kam wie nach „Engelchen“, dieser ebenso bezaubernden wie eigenwilligen Mischung aus früher Sexkomödie, liebevollem Anarcho-Humor und Zeitdokument.

Protagonistin Katja fährt von Bamberg nach München, um sich dort entjungfern zu lassen. „Ich bin jetzt 19 – ich bin fällig!“ Doch dieses Unterfangen gestaltet sich unerwartet schwierig, weil die „freie Liebe“ der Schwabinger Lebenskünstler bei der forschen Jungfrau an ihre Grenzen stößt. Ein Stoff für zünftig-schmierige Sexploitation, doch Gosovs Langfilmdebüt schlägt eine gänzlich andere Richtung ein und strahlt eine entwaffnende Leichtigkeit und Lässigkeit aus, ist verblüffend ungezwungen, verspielt, albern, experimentierfreudig, launig, sympathisch und voller sprühendem Wortwitz. Nur eine (harmlose) Sexkomödie? Eher Genrekino als Chance, als unnötige Einschränkung höchstens auf Seite der Rezeption.

Hier werden keine Ambitionen forciert, und weil der Film sich nicht für das schämt, was er ist, und auch gar keinen anderen Eindruck erwecken will, ist er ganz bei sich, und damit eben doch so viel mehr, als es vielleicht zunächst den Anschein hat. Aber alles, was neben dem Einfangen eines Lebens- und Selbstverständnisses von Menschen und Milieu noch einfließt, seien es die unterschwellige Reflexion eines Zeitgeistes, das ins-Verhältnis-Setzen von gegenwärtigen Trends und Zwängen, die Abwägung zwischen scheinbaren kollektiven Überzeugungen und individuellen Bedürfnissen – all das schreit nie nach Aufmerksamkeit oder Gewichtigkeit. Es ist unterschwellig präsent, verdrängt aber nie die bezaubernd naiv-unschuldige, beschwingte und spielfreudige Atmosphäre, die von der Inszenierung und dem Schauspielerensemble (insbesondere der hinreißenden Gila von Weitershausen) ausgeht.

Der geradezu zärtlich-würdevolle Umgang mit den Figuren und vor allem der Protagonistin sorgt auch dafür, dass gerade im Verzicht auf ermüdendes Kolle-Bettgetümmel eine überraschend sinnliche Aura entsteht. Wahrscheinlich liegt es am Blick, den Gosov auf seine Figuren wirft, an der ganzen Art und Weise, wie er sie in Szene setzt, wie sie sich bewegen, wie sie Gegenstände anfassen, und wie er das zeigt. Wie der Film das Große im Kleinen skizziert und mit welcher Aufmerksamkeit er Details in den Fokus rückt, zeigt sich schon zu Beginn: im Zugabteil kommt es zu einer vorsichtigen, von keinem, noch nicht einmal einem verschämten, Blickkontakt begleiteten, flüchtig-sehnsüchtigen, tastend-streichelnden Berührung der Finger zwischen der Protagonistin und ihrem Sitznachbar, der wiederum mit der anderen Hand seine Freundin im festen Händedruck hält – alles, was sich in diesem Moment über die jeweiligen Figuren ausdrückt, passiert über die Interaktion ihrer Finger.

Viel ließe sich auch über Gosovs wiederkehrende Motive der Illusions(de)konstruktion und Selbstverwirklichung sagen, über den virtuosen Musikeinsatz, und doch ist es vor allem seine Haltung, die Entdeckungslust seiner Kamera, seine Leichtigkeit, die in Erinnerung bleibt – ein Film wie aus dem Ärmel geschüttelt, wie man ihn heute höchstens noch bei Thome findet. Und ein Film, der sich verwandelt zum Traum von jemandem, der einen Moment lang im Kino die Freiheit gespürt hat, wie es Michael Althen einmal ausdrückte. Oder wie es sich eben anfühlt, wenn in einem spielfreudigen Stück Unterhaltungskino plötzlich ein Hauch von Magie, etwas schlichtweg unwiderstehlich Anziehendes spürbar wird.



Engelchen oder Die Jungfrau von Bamberg – BRD 1967 – 81 Minuten – Regie: Marran Gosov – Drehbuch: Marran Gosov, Franz Geiger – Produktion: Rob Houwer – Kamera: Werner Kurz – Schnitt: Renate Schlösser, Gudrun Vöge, Enzio von Kühlmann-Stumm, Monica Wilde – Musik: Jacques Loussier – Darsteller: Gila von Weitershausen, Uli Koch, Dieter Augustin, Gudrun Vöge, Hans Clarin.

Hinweis: Die Nummerierung der Filme folgt lediglich der Reihenfolge der Einträge. Die Gesamtauswahl von 100 Filmen ist nicht redaktionell abgestimmt, sondern eine im Laufe der Veröffentlichung zufällig entstehende Zusammenstellung, die sich aus den Einzelbeiträgen und persönlichen Vorlieben der Teilnehmer ergibt.

Zum Relaunch von ESKALIERENDE TRÄUME

Nach über einem Jahr in einer Art Beta-Version mit wenig einladendem Baukasten-Design und einer unregelmäßigen, sehr geringen Posting-Frequenz gibt es nun einen Relaunch von Eskalierende Träume mit endlich neuem Design und einigen überfälligen Überarbeitungen der Seite, womit dann womöglich auch bessere Voraussetzungen geschaffen wären, um zukünftig hoffentlich für einen regelmäßigeren Fluss neuer Einträge und Kommentare zu sorgen (wir kennen uns allerdings gut genug, um lieber nur eine Hoffnung an uns selbst zu formulieren, als Dinge zu versprechen, deren Einhaltung wir nicht versichern können). Ganz abgeschlossen ist die Design- und Funktionenumstellung zwar auch nach einer knapp zweiwöchigen Übergangsphase noch nicht, das Wesentliche ist allerdings auf den Weg gebracht, während die ein oder andere Sache dann auch zukünftig noch geändert oder ergänzt wird.

An dieser Stelle vielleicht auch noch mal ein paar allgemeine Worte. Eskalierende Träume besteht momentan aus knapp einem Dutzend filmbegeisterter junger Leute, meist Studenten, die, nachdem sie sich gefunden und ihre Filmbegeisterung lange Zeit unter sich geteilt hatten, beschlossen eine eigene Website zu gründen, um unter einem Dach die Kommentare und Meinungen zahlreicher Filmbegeisterter und Filmverrückter (nämlich sowohl die der Blogautoren als auch die unserer Leser, die zum regen Kommentieren aufgefordert und eingeladen sind) zu vereinen. Anfangs waren wir zu elft, mittlerweile sind noch neun dabei, von denen bislang zumindest acht bereits mit eigenen Beiträgen aktiv geworden sind.

Das Grundkonzept von Eskalierende Träume sieht vor, dass es keinerlei redaktionellen Teil und keine inhaltlichen oder formalen Vorgaben für die einzelnen Autoren gibt. Der Fokus liegt nicht auf einem gemeinsamen Konsens oder einer Gesamtausrichtung, sondern einzig auf den individuellen Beiträgen der einzelnen Teilnehmer. Demzufolge entspricht jeder Beitrag lediglich der Meinung und den Ansichten des entsprechenden Verfassers, nicht jedoch einer übergeordneten oder redaktionellen Ausrichtung der Seite (insofern wird z.B. sogar bei der geplanten Bewertungstabelle auf Dinge wie einen Durchschnittswert bewusst verzichtet, und auch bei der neuen Reihe mit deutschen Lieblingsfilmen entspricht die Gesamtauswahl keineswegs einem gemeinsamen Konsens, sondern ist eigentlich nur ein Zufallsprodukt der summierten Einzelbeiträge). Die einzelnen Autoren und Autorinnen bringen ihren eigenen Stil sowie ihre eigenen Interessen und Vorlieben ganz nach eigener Zeit, Lust und Laune ein. Und gleiches gilt auch für die Inhalte, die sich ganz nach unseren teils sehr unterschiedlichen Ansätzen und Interessen richten. Was uns eint, ist das Interesse am Film als Ausdrucksmöglichkeit, im theoretischen wie im praktischen Sinne. In der Gesamtheit der einzelnen Aktivitäten wird es hier also im Idealfall um alles gehen, was mit Film und Kino in Verbindung steht. Seien es nun Interviews, Essays, Berichte von Festivals und Veranstaltungen, Kritiken, Kommentare, Glossen, Gespräche oder was auch immer. Von der Stummfilmzeit bis zur Gegenwart, vom Genrefilm bis zum Experimentalfilm, von Angelopoulos bis Zulawski. Und am besten möglichst Viel und möglichst Alles. Zwar sicherlich nicht so umfangreich und häufig, wie wir das selbst gerne hätten, aber nach Möglichkeit doch häufiger, als wir es im ersten Jahr schafften. Mögen sich Zeit- und Motivationsmangel zurück halten und dafür Lust und Inspiration gelegentlich ihren Weg bahnen. In diesem Sinne hoffen wir, dass die Seite zukünftig uns und unseren Lesern gleichermaßen Freude bereiten wird.

Under re-construction

Wie kaum zu übersehen ist, ändert Eskalierende Träume gerade sein Erscheinungsbild und teilweise auch seine Struktur. Rund ein Jahr nach dem eigentlichen Start bekommt die Seite nun endlich das Design und die Funktionen, die uns eigentlich von Anfang an vorschwebten. Natürlich klappen solche Umstellungen meistens nicht reibungslos von einer Minute auf die andere, daher bitten wir um etwas Geduld und Nachsicht während der momentanen Umstellungsphase und hoffen, dass der Relaunch der Seite und die Fehlerbehebung bis Anfang nächster Woche zufriedenstellend abgeschlossen werden kann. Sobald das geschehen ist, werden wir außerdem eine Serie von Artikeln starten, in der wir eine Auswahl aus unseren deutschen Lieblingsfilmen, die meisten davon eher abseits des Filmgeschichtskanons, präsentieren.

The Limits of Control (2009)

Manchmal bringt einem auch die Überzeugung, dass auch zu den problematischten Filmen auf die ein oder andere Weise vielleicht doch ein Zugang zu finden wäre, der sie wenigstens bis zu einem bestimmten Maß zu ihrem Recht kommen lässt, sowie der Wille, eher nach den gelungenen als den misslungenen Seiten zu suchen, nichts mehr. Wider Erwarten ist der neue Film von Jim Jarmusch ein solcher Fall. Nicht, dass ich ein übermäßig großer Jarmusch-Fan wäre (habe allerdings auch nichts gegen ihn), aber der Trailer machte mir tatsächlich viel Lust auf den Film, während der Verriss von Roger Ebert und die Abweisung des Films in Cannes nicht wirklich abschreckten, sondern eher zusätzlich neugierig machten. Viel mehr hatte ich vorab nicht mitbekommen, weil es sich nicht selten als sinnvoll erweist, die eigene Rezeption nicht durch allzu ausgiebige Vorab-Informationen ungewollt im Übermaß beeinflussen zu lassen. Geändert hätte es wohl nichts daran, dass mir „The Limits of Control“ vollkommen schal und tot erscheint. Ein lebloses Konstrukt. Was nicht zwingend etwas schlechtes sein muss, weil sich auch unter einer solchen Maßgabe auf vielerlei Weise Gewinnbringendes entwickeln kann. Das Potenzial dazu ist auch im vorliegenden Fall fast durchgehend vorhanden. Es geht in weiten Teilen des Films um nicht viel mehr als einen mysteriösen namenlosen Mann, der viel läuft und wartet und Kaffee trinkt und gelegentlich andere mysteriöse namenlose Menschen trifft – dann werden Streichholzschachteln ausgetauscht und ein Weisheit suggerierender Spruch gereicht, und das alles in einer Darbietung, die Brücken zu Gangster-, Agenten-, Rache- oder Auftragskiller-Filmen, bevorzugt lakonischer französischer Art, zu schlagen versucht. Dieser äußerst reduzierte inhaltliche Minimalismus, die exzessive Stilisierung des Films und sein verblüffend umfassender Verzicht auf Psychologisierung wären ein ausgezeichneter Ansatz zu einer Reflexion über Zeichensysteme, über Codierungen filmischer Narration und Genre-Mechanismen gewesen.
Ein konsequentes Überdrehen der Ästhetik ins Abstrakte, ins Surreale oder zumindest Ambivalente hätte den Stil dabei womöglich ein tragendes Eigenleben entwickelt lassen, in der tatsächlichen Ausführung jedoch läuft die Gestaltung schnell zielsicher auf einen Nullpunkt zu, der keine Möglichkeiten mehr eröffnet und kein Interesse generiert. Die Bilder und Kompositionen lassen an ihrem glatten, öden Hochglanz-Chic alles abperlen, sind in ihrer Leblosigkeit nur noch Behauptung und Demonstration. Bei einer anderen Arbeit von Kameramann Christopher Doyle, „Invisible Waves“, nannte Cargo- und Perlentaucher-Kritiker Ekkehard Knörer eine nicht unähnliche Art der Bebilderung „totgeboren“, was wohl recht treffend ist, mir im dortigen Fall allerdings noch ausgesprochen funktional und erstaunlich stimmig im Sinne einer Entsprechung und Übersetzung von Innen- in Außenwelten erschien (zugegebenermaßen hat ein Zweitsichtungsversuch Zweifel an diesem Eindruck entstehen lassen). Bei „The Limits of Control“ wiederum schlägt all das Gewollte und Drapierte, das um seiner selbst Willen Eingerichtete, Dekorierte, Ausgestellte voll durch, weil der Film sich nicht für Innenwelten, Emotionen oder Zustände interessiert (für Motivation oder Psychologie ohnehin nicht, wobei das keineswegs ein grundsätzlicher Nachteil ist) und zudem mit seiner Absage an jede Art von Lebendigkeit und (sozialem) Wahrhaftigkeitsgehalt dieser Praxis der Bebilderung erst recht den Resonanzboden entzieht, sie stattdessen an einen Gesamtzusammenhang verweist, in den sie sich kaum fügen will, so sehr wie jedes Bild nur für sich selbst steht und nur auf sich selbst gerichtet ist. Die penetrante, plumpe Aufdringlichkeit der (wenigen) Dialoge und der erzählerischen Struktur, die inhaltliche und formale Abläufe immer wieder als nicht zu hinterfragenden, klugen Einfall heraus zu kehren und als nur allzu bewusstes und beabsichtigtes Mittel zu betonen versucht, macht es nicht besser. Weil den Bildern zudem jede Offenheit zum Entrückten, alles Schwebende und Fließende und Uneindeutige abgeht, prallt auch die vom Film und seinen Figuren immer wieder nahegelegte (richtiger: gepredigte) Bedeutungs- und Möglichkeitenvielfalt, etwa ins Eingebildete oder Träumerische hinein, an ihrer sterilen, starren Oberfläche ab. Inhalt und Form lassen jede Kreativität, jeden Einfallsreichtum vermissen, von Verspieltheit ganz zu schweigen. Es ist noch nicht einmal so, dass ich die Dekoration um ihrer Selbst Willen prinziell ablehnen würde (im Gegenteil kann sich daraus mit der entsprechenden Originalität und Leidenschaft Tolles entwickeln), aber in diesem kalten Hochgestylten ist keine Lust, keine Experimentierfreude, kein Fetischismus, stattdessen lediglich Leere und ein mit punktuell forcierter Bedeutungsschwere angereichertes, konstruiertes, uninspiriertes Nichts ohne innere Spannung, ohne Faszinationskraft, Bewegung, Dynamik, Intensität.
Eine Totgeburt, fürwahr, die sich spätestens ab der Hälfte zum quälend öden Ärgernis auswächst und jede Lust erlahmen lässt, sich die nichtsdestotrotz mitschwingenden bzw. aufgedrückten Diskurse (ob zur Philosophie oder zur Genre-Historie, denn selbst die Verweise zum Gangsterfilm à la Melville kommen kaum über die Behauptung hinaus) doch irgendwie zu erkämpfen. In seinem Präsentationsduktus ist der Film fast noch schlimmer als die jüngsten Werke von Kim Ki-Duk, und im Gegensatz zu den letzten Ausfällen von Coppola oder Argento noch nicht einmal mit Humor zu nehmen, nicht trotz, sondern gerade wegen all der hier weiterhin vorhandenen technischen Professionalität, die aber den Spielraum des Zuschauers eben nicht erweitert, sondern bis zum Ersticken verengt und limitiert. Kurzum: der Tiefpunkt meines bisherigen Kinojahres, nicht nur eine saftige Enttäuschung, sondern ein Totalausfall, der in der zweiten Hälfte zur Unerträglichkeit tendiert.

(Nachtrag: kurios, dass ich zwar an Knörers „Invisible Waves“-Text dachte, mir aber glatt entging, dass er, wie ich mir eigentlich spätestens nach Ansicht des Films hätte denken können, auch bereits zu „The Limits of Control“ einen Verriss mit ähnlichem Tenor schrieb – und dabei so präzise die entscheidenden Punkte trifft, dass ich mir wohl fast die Hälfte meines Textes hätte sparen und darauf verweisen können. Was soll’s, von diesem Film kann ohnehin nicht oft genug abgeraten werden.)

Festivals, Blogs, Trailer…

Mal ein paar Hinweise eingestreut…

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Übernächstes Wochenende, am Samstag, den 6. Juni und Sonntag, den 7. Juni, findet in der Schauburg Karlsruhe das 2. Widescreen-Weekend mit dem Thema „In VistaVision, Technicolor und Perspecta sound“ statt. Nachdem die Schauburg sich mit ihrem alljährlichen und in dieser Form in Deutschland einzigartigen Todd-AO-70mm-Festival (das dieses Jahr nunmehr zum fünften Mal stattfinden wird, traditionell am ersten Oktober-Wochenende) bereits einen Namen gemacht hat, was die Wiederbelebung historischer und heute nahezu ausgestorbener Kinoformate angeht, wird dieses Spektrum seit letztem Jahr mit den immer am ersten Juni-Wochenende stattfindenden Widescreen-Weekends zusätzlich erweitert. Letztes Jahr lag der Schwerpunkt auf CinemaScope und 4-Kanal-Magnetton, dieses Jahr werden im Rahmen des VistaVision-Themas acht Filme gezeigt, darunter Meilensteine dieses Formats wie „Vertigo“ (in einer Restauration als 70mm-Kopie) und selten gezeigte Schätze wie „One-Eyed Jacks“ (als 35mm-Reduktionskopien im Technicolor-Druckverfahren, das im Gegensatz zu alten 70mm-Kopien keinerlei Farbfading verspricht) aufgeführt. Alle wichtigen Informationen zu diesem Festival gibt es an dieser Stelle, für weiterführende Informationen zu VistaVision im Allgemeinen ist zudem das Widescreenmuseum zu empfehlen.

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Was gerade Fragen von Kinohistorie, Technik, Projektion sowie vergangene und zukünftige Umwälzungen hinsichtlich des Kinos als Filmaufführungsort betrifft, gibt es immer wieder interessante Beiträge im Blog „Kinoperspektiven“, dessen ursprünglicher Berliner Fokus sich schnell zu allgemeinen Betrachtungen erweitert hat, gelegentlich allerdings auch in ganz andere Bereiche abschweift.

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Was weniger historisch, sondern eher am aktuellen Betrieb orientierte deutsche Filmfestivals angeht, steht Ende Juni das Filmfest München an. Hinsichtlich des Programms ist bislang lediglich bekannt, dass die alljährliche Retrospektive sich dieses Jahr Stephen Frears widmet und der ebenfalls alljährlich vergebene (und von der Aufführung einiger Werke des jeweils Ausgezeichnenten begleitete) CineMerit-Award an Michael Haneke verliehen wird. Beides nun nicht gerade besonders originelle Entscheidungen, eigentlich sogar, gerade im Zusammenspiel, das am wenigsten spannendste Retro-Angebot des Filmfestes München der letzten Jahre, aber das hängt sicherlich auch mit meiner Auffassung zusammen, dass ich bei Festival-Retrospektiven entweder selten zu sehende (bzw. selten ins Bewusstsein gerückte) Entdeckungen, wie sie in letzten Jahren die Retrospektiven zu Herbert Achternbusch oder der Makhmalbaf-Familie anboten, oder visuell überragende Werke, die von einer Wiederbegegnung auf der großen Leinwand besonders profitieren, bevorzuge. Beides trifft im vorliegenden Fall eher nicht zu, weil beide Filmografien weitgehend problemlos verfügbar und bekannt sind, während mich bei kaum einem der Filme beider Regisseure (obwohl ich einige ihrer Werke sehr schätze) eine Sichtung auf großer Leinwand übermäßig reizt. Aber da hat eben jeder seine eigenen Präferenzen. Andererseits kommt mir das auch recht gelegen, weil ich mich nach der Retro-Dominanz der Berlinale beim Münchner Filmfest ohnehin weitgehend auf die aktuellen Filme konzentrieren wollte. Dahingehend wird sicherlich auch dieses Jahr wieder einiges aus dem Cannes-Programm nachgespielt werden, wobei ich vor allem auf einige Filme der Cannes-Nebensektionen hoffe, während der Wettbewerb trotz vieler großer Namen dieses Jahr nach den Berichten zu urteilen offenbar dann letztlich doch nur wenige große Filme aufzubieten hatte (die ständigen unfertigen Fassungen, wie dieses Mal bei Tarantino und Noé, sind auch so ein Fall für sich) – einen „Vengeance“, „Wild Grass“, „A Prophet“ oder „Antichrist“ würde ich mir aber natürlich dennoch jederzeit gerne anschauen wollen. Noch viel schöner wären allerdings einige der auch dieses Jahr wieder ziemlich grandiosen Cannes-Restaurationen (allen voran natürlich „A Brighter Summer Day“), aber die schaffen es üblicherweise leider nur in den seltensten Fällen nach Deutschland. Ansonsten gibt es das komplette Programm des Filmfestes München ab 10. Juni auf der Homepage, im Rahmen einer Pressekonferenz wird es aber wohl bereits am 4. Juni vorab bekannt gegeben.
(Nachtrag: einen ersten groben Überblick über die Filme der einzelnen Sektionen gibt es nun in der Pressemitteilung vom 4. Juni anlässlich der Programm-Pressekonferenz. Konkrete Filmtitel werden darin allerdings nur vereinzelte genannt.)

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Zwei auf ihre Weise bemerkenswerte Trailer sind in letzter Zeit aufgetaucht zu, nun ja, doch eher verwunderlich anmutenden neuen Filmen von Enzo G. Castellari und Werner Herzog.

Zum Einen: der Trailer zu „Caribbean Basterds“, ein offenbar in Venezuela gedrehter „Clockwork Orange“-Rip-Off mit Ego-Shooter-Anleihen, der zunächst eher den Eindruck eines billig runtergedrehten Actioners für den schnellen Videotheken-Verzehr macht. Jedenfalls sieht das nicht gerade nach dem Spätwerk eines erfahrenen Kinoregisseurs aus, sondern eher nach einer durch den DV-Look dezent amateurhaft anmutenden Schlock-Granate, aber gerade die unverhohlene Exploitation-Attitüde inklusive des schönen Einfalls, das falsch geschriebene „Basterds“ von Tarantinos neuem Film zu übernehmen, nachdem Tarantino seinerseits den Titel von Castellaris „Inglorious Bastards“ übernommen hatte, ist vielleicht nicht ohne Reiz und angenehm trashig dürfte das Ganze ohnehin werden (den nun schon seit vielen Jahren geplanten letzten großen Italowestern von Castellari mit Franco Nero würde ich indes sicherlich bei weitem lieber endlich in Produktion gehen sehen), weckt aber auch Erinnerungen an die Flut von preisgünstigen DV-Exploitern, die ein anderer Italo-Exploitation-Veteran, Bruno Mattei, in den letzten Jahren vor seinem Tod (2007) überwiegend auf den Philippinen abgedreht hat.

Zum Anderen: der (Promo-)Trailer zu „Bad Lieutenant“, dem schon seit der ersten Ankündigung vielerseits mit Befremden erwarteten Copfilm von Werner Herzog mit Nicolas Cage. Der Trailer scheint die Aussagen, es würde sich nicht um ein Remake handelt, zu bestätigen, denn die Ähnlichkeiten mit dem Film von Abel Ferrara halten sich, vorsichtig ausgedrückt, offenbar wirklich sehr in Grenzen. Vielmehr stellt der ziemlich unfassbare Trailer mit seinen One-Linern und dem Overacting von Cage ein Werk für die Fußstapfen des „Wicker Man“-Remakes in Aussicht. Ein (womöglich auch in der ein oder anderen Weise durchaus beabsichtigter, im Sinne von humorig angelegter) wahnwitzig-bizarrer Totalausfall wäre vermutlich auch reizvoller als ein lahmer Geht-so-Film. Wirklich Gutes verspricht dieser Trailer jedenfalls wahrlich nicht, Spaß macht er dafür umso mehr…

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Und in eigener Sache: ja, noch immer sind die Eskalierenden Träume noch nicht wirklich in Schwung gekommen, noch immer gibt es kein halbwegs brauchbares eigenes Blogdesign (oder wenigstens einen Banner), und noch immer gibt es technische Probleme. Zwar gibt es durchaus Absichten, das in Angriff zu nehmen, aber bei einem gerade in seiner Gesamtheit eben doch recht lethargischen und chaotischen Haufen (von dem so mancher, ich bspw., auch immer wieder mal in diesem fiesen Kreislauf steckt 😉 ) liegen Absichten und Taten halt manchmal etwas auseinander. Besonders deutlich zeigt sich das am Beispiel der diesjährigen Berlinale, die vier von uns durchgehend besucht haben, und eigentlich war geplant, zeitnah dann auch vier verschiedene Rückblicke zur Berlinale zu posten. Was wurde daraus? Drei Monate später hat keiner von uns Vieren auch nur eine Zeile Rückblick geschrieben – das spricht wohl für sich… Deshalb lässt sich auch weiterhin wohl nicht wirklich absehen, wann hier regelmäßiger als bisher Leben in der Bude ist bzw. das Ganze überhaupt mal wirklich startet. Mal sehen, was die nächsten Monate bringen, zumindest gibt es schon ein paar neue Ideen, und potenzielles Material in Form von selbst geführten Interviews und angefangenen Essays haben ein paar der Aktiven ohnehin bereits zu Genüge angesammelt, und dieses Material wird hoffentlich auch Verwendung finden. Nun, diese Anmerkungen nur mal am Rande.