
Weiterlesen “‚The pain of being a woman is too severe!‘ – The films of Roberta Findlay: Fantasex (1976)” »
Juli 16, 2019 | Veröffentlicht in
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Ein letztes Aufbäumen des deutschen Expressionismus – wie prächtig aufblitzende, allzu bald jedoch schon wieder zu verglimmende Sternschnuppen segeln Stewart Grangers Männer in totenstiller Wüstennacht am Fallschirm dem weichen Boden entgegen. Aufgereiht wie die Glieder einer Kette, einer rigiden Richtschnur vielmehr, gleich einer Übertragung des Wasserballettes in die Lüfte. Fausto Tozzi, der getroffen in Richtung Kamera tänzelt, fällt, sich aufrappelt, den Schmerz aus seinem Gesicht wischt, wieder und wieder von vorn, bis ihm eine letzte Salve unbekannter Hand endlich den Garaus macht. Dem Kampf geht in Frank Wisbars vorletztem Kinofilm jegliche Satisfaktion ab, seine wie in den Kriegsfilmen Sam Fullers zumeist unsichtbaren Feinde sind nie Anlass heroischer Körperverschmelzung im Ringen Mann gegen Mann, stets eine außerhalb der Kadrage wütende, die Menschengeschicke darin indes lenkende Urkraft. Für den die zeitlebens miterlebten Kriege offenkundig müden Wisbar ist der Konflikt nichts als ein Reigen determinierter Ereignisse. Peter Carsten, dem der Enthusiasmus für die Zunkunft die Vorsicht raubt, Riccardo Garrone, der große zweifelnde Gaukler, dem in der Fürsorge für seine ihn im Sterben umringenden Kameraden endlich wieder sein Gott erscheint, bevor die Kugeln ihm den Rücken zerfetzen. Weiterlesen “100 deutsche Lieblingsfilme #66: Marschier oder krepier (1962)” »

Ein wenig muss man sich – aller rasch aufziehenden Vignettenhaftigkeit zum Trotze – der szenischen Taktung von „Die Angreifbaren“ des Regieduos Kerstin Cmelka und Mario Mentrup beugen, um überhaupt so etwas wie ein auszugweises Verständnis destillieren zu können. Mary Blick (Cmelka) und Zeno Conradi (Mentrup) sind zwei Superhelden oder Darsteller ebensolcher – da lässt sich der Film nie so ganz in die Karten schauen – und wie es sich in klimatischer Zuspitzung gehört, begegnen wir ihnen zuallererst dort, wo sie am gewöhnlichsten erscheinen. Auf der Fahrt zur Arbeit – inklusive Blicks Sohnemann und einem etwas zu gesprächigen Kollegen im Familienkleinwagen. Die eröffnende Episode malt unsere Helden als chronische Zuschauer, in ihrer Welt, sogar allerdings in der eigenen Existenz. Leben außerhalb des Autos, einer gallertartigen, das Äußere ausbremsenden Blase findet für das Gros des Weges allein als PKW im Gegenverkehr statt, sicher abgegrenzt durch die eine weitere Ebene zwischen Leinwand und Bildhintergrund schiebende Frontscheibe, schlimmer noch: als flüchtig reflektierte Impression auf dem Seitenfenster vor den staunenden Augen des Kindes. Weiterlesen “Zeitnah gesehen: Die Angreifbaren (2019)” »

„Die Brut des Bösen“, der einzige wirkliche Easternversuch des bundesdeutschen Kinos erzählt, allein der selbst heute kaum gebrochenen Exponiertheit seines Masterminds wegen, diesseits seiner extrem straff gespannten Narrationslinie stets gleichzeitig die Geschichte eines einstmals millionenschweren Schlagerbarden, der sich ein slickes, wohlinszeniertes Karatepos direkt auf den Leib schneiderte. Nicht, weil der Kinomarkt 1979 unbedingt noch lauthals schreiend danach verlangt hätte, sondern schlicht weil er es in Personalunion als Regisseur, Hauptdarsteller, Produzent, Autor, Komponist und Stuntkoordinator gar zu liefern vermochte. Derart omnipräsent wie hinter den Kulissen ist Christian Anders auch vor der Kamera. Ihr Auge glüht in Liebe auf, wann immer sie ihn erspäht, liebkost seine Züge im Tages- wie nächtlichen Neonlicht gleichermaßen, hängt unablässig an seinen Lippen und zieht uns via unablässigen Subjektiven arglos mit ins Boot dieser zur höchsten Maxime erhobenen Sehnsucht. Weiterlesen “100 deutsche Lieblingsfilme #65: Die Brut des Bösen (1979)” »

In einer Welt, in der alle Zeichen falsch kodiert sind, kommt er einem bisweilen abhanden, der Sinn für das, was Recht und was Unrecht ist. Bizarre Bilder rein baulicher Erhöhung lassen in Luigi Petrinis einzigem geradlinigen Poliziesco nicht nur bereits erahnen, welch vollkommen enthemmter Experimentierfreude sich der Regisseur des berüchtigten „White Pop Jesus“ (1979) bald hingeben sollte, sondern auch, warum rastlose Jugendliche auf der Suche nach Halt hier wieder einmal jedweder Hemnisse befreit den Bembel kreisen lassen. Das Dunkel der Nacht, die ereignislos einfarbigen Rasenflächen, das eisige Weiß der Besserlebervillen, einer Blase gleich legen sie sich großflächig um den Ruckzugsort Sprungturm, einen wie ausgestellten Penner auf der Parkbank, die abgesonderte Brüstung oberhalb des Treppenaufsatzes, auf der eine Sängerin ihr Lied gegen die kapitalistische Weltordnung anklingen lässt. Deutlich lesbar macht man in diesen künstlichen Freiflächen ein Wort in größten Lettern aus – „EINSAMKEIT“ spricht man es aus. Ein wenig ähnelt der Auftakt von „Operazione Kappa: sparate a vista“ einem ausgedehnten Bummel durch eine etwas verfrüht kuratierte Austellung über die moderne Welt, wie sie einem in der neo-konservativen Folklore dieser Tage immer häufiger begegnet. Drapiert neben diesen Museumsstücken im Falschen wirken Giovanni (Marco Marati) und Paolo (Mario Cutini), zwei sozial Abgehängte klassisch italienischen Kinozuschnittes ebenso deplatziert wie das junge Hippiemädchen mit der Gitarre, barfuß auf noblem Marmor und eine derart lachhafte Flowerpowerbotschaft kündend, dass es der besseren Gesellschaft um sie herum nicht einmal mehr zum Amüsement taugt, nur mehr zum schnöden Übergehen, als Hintergrundberieselung. Weiterlesen “Kein Tag der Gewalt – Operazione Kappa: sparate a vista (1977)” »

With advertising making it appear as something of a wild crossbreed between Friedkin classic „The Exorcist“ and „Her Name Was Lisa“ (Roger Watkins, 1979), William Hellfire’s „Upsidedown Cross“ sparks some rather diverse expectations and ultimately subverts them all. Opening with a nearly twenty minute long sequence chronicling Nadine’s (Erin Russ) bread-and-butter job as a nude model in the most unagitated way imaginable, the spirit of Watkin’s bleak reflection on lifes slowly burning away in erotic industries of differing nature is very much channeled. Even somewhat mirroring the way the New Yorkian mad hatter employed rooms coated in myriads of expressive colors to spur his narratives, one important difference though is discernible from the get go. There is no pretense that any of this is – and be it only in a temporary pull-the-rug-from-under-your-feet way – real. That’s not paint laughing from your walls but deep red variations of bath towels, old curtains and improvised color stainers of similarly somber fabrics hung up to conceal two different yet closely related kinds of emptiness. Red, the color of love – it is perhaps the most important fixture in Hellfire’s film, doubling for passion where there is none to harbor. Weiterlesen “The Unexciticist – Upsidedown Cross (2014)” »

New York City possesses quite an interesting facial layout in Roberta Findlay’s cinematic universe – cheeks blooming with the brightest red excitation can muster up, planted right between them a pallid nose frozen stiff by sorrow and social iciness and throning above this dichotomy a pair of eyes filled with the marvel of discovery, experimentation, the ability to combine all these emotional extremes on the silver screen. She really was one of the great chronists putting this lively, in the good as well as the bad, mega city to record – and yet it does not seem to exist in her up to this day final theatrically released feature. Sure, pinpointing single shooting locations is easy enough to do, even for someone who’s never taken a bite from the big apple (like me). But in the end they’d still remain nothing but peripheral driblets of reality trickling away in the only real fairytale she ever told. There was a potent grittyness about her post-porn work in horror cinema that is inexplicably absent here. Much rather coated from head to toe in a vague uneasyness highly remiscent of her pornographic magnus opum „From Holly With Love“ (1978) it is quite fittingly another superb score by Walter E. Sear sounding the depths of human and beyond-human emotion in „Lurkers“. Weiterlesen “‚The pain of being a woman is too severe!‘ – The films of Roberta Findlay: Lurkers (1988)” »

„La photographie, c’est la vérité et la cinéma, c’est vingt-quatre fois la vérité par seconde.“ – in a nutshell: Cinema is truth at 24 frames a second – is an often quoted wise saying by French cinema stylite Jean-Luc Godard. Well, when speaking about Roberta Findlay’s cinema though his German counterpart Rainer Werner Fassbinder seems to have been closer to the truth for once. „Film ist Lüge, 25 mal in der Sekunde.“ – Film is a put-on, 25 times in each second. It might not always be as integral to the appeal as it is in „From Holly with Love“, but Findlay’s flow of imagery is a lie, a beguilement involving just about everything – her intentions, feelings, the undersold wisdom that lies buried in her work – and extending to externa of her filmography. Golden Age of Hollywood smuggling as a coping mechanism for being forced to work on projects she took no immediate interest in or even found distasteful, the elaborate (and even I have to admit it: screamingly funny) stand up comedy routine „An hour of self-deprecation with Roberta Findlay“ most of her rare public appearances have a tendency to evolve into sooner or later – it’s all part of the deal. Weiterlesen “‚The pain of being a woman is too severe!‘ – The films of Roberta Findlay: From Holly with Love (1978)” »
April 2, 2019 | Veröffentlicht in
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