
Newton Minows Charakterisierung der US-Fernsehlandschaft als vast wasteland aus dem Jahre 1961 hat sich eingebrannt in das kollektive Gedächtnis und ist auch heute noch schnell bei der Hand, wenn es darum geht, kulturkritische Untergangsszenarien heraufzubeschwören. Eine weitere folgenschwere Zuschreibung erfolgte im Zuge der Debatte um das so genannte ,Qualitätsfernsehen‘ in den neunziger Jahren. John Thornton Caldwell reduzierte die Ästhetik des gesamten US-Fernsehens vor HILL STREET BLUES (NBC 1981-87) und MIAMI VICE (NBC 1984-90) auf den uncharmanten Begriff des zero-degree style, gedacht als blasse Kopie der Hollywood‘schen continuity-Prinzipien auf B-Film-Niveau, konservativ, nichtssagend, homogen. Damit konnten zwar Feuilleton und Wissenschaft in trauter Zweisamkeit endlich frei, ohne Rechtfertigungspflichten über die ästhetische Überlegenheit zeitgenössischer US-Serien gegenüber ihren Vorläufern oder gar dem Kinofilm fabulieren – der Fernseh- und mithin Mediengeschichtsschreibung jedoch wurde damit ein Bärendienst erwiesen. Dabei zeigt sich das US-Fernsehen dieser viel gescholtenen Periode von immerhin drei Dekaden als äußerst dynamisch, vielfältig, gar experimentierfreudig und immer wieder überraschend und zuweilen irritierend, voller kleiner und großer Wunder. Von eben diesen Wundern soll an dieser Stelle in mehr oder minder regelmäßigen Abständen die Rede sein. Weiterlesen…

O what can you give me?
Say the sad bells of Rhymney.Is there hope for the future?
Cry the brown bells of Merthyr.
Who made the mineowner?
Say the black bells of Rhondda.
And who robbed the miner?
Cry the grim bells of Blaina.
(Idris Davies – Gwalia Deserta XV)
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Populäres Liedgut, Hafenkneipen, Freddy Quinn, Wochenmärkte, Rotlichtmärkte, Fisch oder Fleisch – weder noch. Tillmann Scholls großangelegter Dekadenfilm – dessen Aufnahmewurzeln noch vor seinem Filmdebüt liegen – „Wir lassen uns das Singen nicht verbieten“ ist der seltene Dokumentarfilm ohne Wahrheitsanspruch, die Weltvermessung, die sich von ihren Objekten beständig etwas vorspielen lässt, ohne sie zwingend abschließend verstehen, durchschauen, einordnen, schlimmstenfalls katalogisieren zu müssen. Denn Scholl weiß: Man kann sie nicht begreifen, die Leut‘. Größtenteils zentriert um den kleinen – so betont er selbst gern – Hamburger Schankwirt Jürgen Henflein, der beschäftigt hinterm Tresen des „Schauermann“ Bezugspunkt für die Ausgestoßenen St. Paulis und die in deren Welt eintauchende Kamera gleichermaßen darstellt. Darstellt. Weiterlesen…

Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.(Matthaeus 3:10)
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„Wenn du dich konzentrierst und in Trance gerätst; wenn du in Meditation sitzt und deine Aufmerksamkeit auf ein Objekt richtest; wenn du deinen Geist in Gewahrsein und Betrachtung ruhen läßt und den Weg wie eine mechanische Puppe praktizierst – wann wirst du da je dein Ziel erreichen?“
(Baozhi, Die Natur der Dinge[1])
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