
Es ging nur um Girls, auf den Jugendfeten im Jahr 1982. Auch bei Filmen. EIS AM STIEL oder PORKY’S? Der erste Teil der schlamaukigen US-Kopie war gerade ins Kino gekommen und schon das große Ding: „Frecher und cooler als das Stieleis! Und was für knackig-knusprige Granaten!“ schallte es mir mahnend-besserwisserisch entgegen. PORKY’S? Diese ruchlose Ignoranz anbetungswürdiger junger Weiblichkeit? Diese schlumorig-schnöde Verachtung innerer Schönheit? Diese Anti-Empathie finsterster Prägung? Doch nach fünf Gläsern Saftbowle regierten Verderbnis und Niedertracht. Müde belächelt prallte mein Protest ab an den Schulterpolstern der mich an Höhe überragenden Mittelstufenteens. Betrübt musste ich den Distinktionsverlust mit zuckenden Achseln hinnehmen. Doch kirre machen ließ ich mich davon nicht. Ich schmeckleckte weiterhin lustvoll das Eis am Stiel, das sich so herrlich süß, aber auch verstörend bitter darbot – so wie das Leben und die schwärmerischen Verliebtheiten im geschlechtsreifenden Lebensalter: üppig und schmerzlich, lustig-schabernackig und freudlos-fade. Weiterlesen…

Mit SigiGötz-Entertainment und seinem Herausgeber Ulrich Mannes haben wir bei diesem Kongress gleich noch einen zweiten besonderen Gästebesuch (zum ersten siehe Aufriss #4), auf den wir uns sehr freuen. Diese Einladung war schon länger geplant und allzu naheliegend, wenn man bedenkt, wie viele Überschneidungen es gibt zwischen den liebevoll als SGE-Kosmos bezeichneten Schwerpunkten des glamourösen Off-Filmmagazins und dem, was wir HK-Relevanz zu nennen pflegen. So ist es auch kein Zufall, dass die jeweiligen Aktivitäten gegenseitig aufmerksam verfolgt werden. Während wir regelmäßig auf neue SGE-Hefte bei Eskalierende Träume hinweisen und das Hofbauer-Kommando seit 2012 jährlich seine Jahres- und Entdeckungslisten (teils exklusiv!) in der Print-Ausgabe von SigiGötz-Entertainment veröffentlicht, waren die rasenden SGE-Reporter natürlich auch in der Vergangenheit bereits auf unseren Kongressen unterwegs und berichteten darüber etwa in Ausgabe 23. Zudem gelang es SigiGötz-Entertainment dank seiner gewieften Strategen als bislang einziger Publikation, ein exklusives Print-Interview mit den vier Mitgliedern des Hofbauer-Kommandos als Generationen-Gespräch bereits in Ausgabe 21 zu veröffentlichen. Höchste Zeit also, dass der Kongress zu einem offiziellen SGE-Special einlädt und mit gleich drei Programmen tief in den SGE-Kosmos eintaucht. Den Auftakt macht am Freitag, 25.7. um 17:00 Uhr im KommKino ein „SGE meets FWU“-Kurzfilmprogramm, bei dem zwei große deutsche filmbezogene Institutionen aufeinander treffen!
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Hart, trocken und steinig war der Weg des jungen Menschen zum Honigtopf der Intimitäten in den von Mief und und Moral vernebelten 1950er Jahren. Weit weg waren die Pforten zum Paradies, und erst bei Durchquerung eines zähen Morasts aus Pomade, Lockenwicklern, Schicklichkeit, elterlichen Erwartungen und Sittenbildern von anno dazumal zu erreichen. DAS RECHT ZU LIEBEN (Rätten att älska, Mimi Pollak, 1956), man wollte es der geschlechtsreifenden, heranwichsenden Jugend nicht zugestehen, und wenn sie es sich einfach nahm, wurde aus ihr flugs die „Jugend von heute“, über die man beim Kaffeekränzchen mit Nachbarinnen und beim Geschäftsessen über Sauerbraten gestreng polterte – zu unserer Zeit gehörte sich das nicht, und geschadet hat uns das auch nicht, da war man sich einig – und rupfte damit das zarte Pflänzchen der knospenden Liebe grob aus der Saaterde. Zu groß war die Angst, die eigene Tochter „in anderen Umständen“ oder den Sohnemann als frühen Zeuger zwangsverheiratet zu sehen.
Vor den Gefahren derart rigider Verkehrsregulierung warnen wollte in jenen entsagungsvollen, eng geschneiderten Tagen einer der ersten „Schwedenfilme“, der die vor Neugierde platzende, aber vor Scham berstende Bundesrepublik erreichte. Weiterlesen…

Einem Phänomen der 1960er Jahre werden wir im Juli nachspüren. Passend zum Werbespruch „Mit viel Musik und guter Laune“ (siehe Aufriss #2), der durchaus auch als Motto dieses Kongresses durchgehen könnte, begeben wir uns zu den Ursprüngen der seit den 1980er Jahren populären Musikvideos. Während deren Heimat das Fernsehen und mittlerweile oft auch das Internet ist, geisterten ihre Vorgänger durch zwei Meter hohe und rund 200 Kilo schwere Holzschränke. Diese Film-Jukeboxen erlebten vor allem zwei große Blütezeiten: In den 1940ern in den USA und in den 1960ern in Frankreich. Weiterlesen…

Ängstlich und aufgeregt hervorquellend fixierten am 9. Mai dieses Jahres um 19 Uhr drei Augenpaare im HK-Filmfahndungs-Livestream ein ebay-Angebot, welches im Begriff war, um 19:01 auszulaufen. Würde das im Fieber der Lust bereits in obszöne Höhen getriebene Maximalgebot ausreichen, um das 35mm-Objekt der Begierde seiner einzig wahren Kongress-Bestimmung zuzuführen? Eine Minute später wurde das KommKino-Büro von grenzenlosem Jubel und überschwänglichen Brunftlauten durchtost: die heißersehnte Kopie von GIULIA (Desiderando Giulia, Andrea Barzini, 1986) war unser!
Das Verlangen nach diesem uns noch kurz zuvor völlig unbekannten Film kam schnell und heftig. Der eine Hofbauer-Kommandant entdeckte das erwähnte Angebot, nahm eine Textrecherche vor und schlug zaghaft vor, einen Kauf in Erwägung zu ziehen. Der andere setzte noch einen drauf (der unvermeidliche Lauf der HK-Dinge), indem er in einem zwielichtigen Winkel des Internets eine ungeheuerliche Szene des Films ausfindig machte, die alsbald sowohl den einen, als auch den anderen um den Verstand brachte. Unvorstellbar, längere Zeit auf den Genuss des Films zu warten – er musste gleich unseren nächsten, den 13. außerordentlichen Filmkongress bekränzen! Weiterlesen…

Hannelore – sie traf uns frontal, ins Herz und in die Hose. Hans Billians DIE LUSTIGEN WEIBER VON TIROL war eine unserer schönsten Entdeckungen im vergangenen Jahr. Und Hannelore schwebte rosig-spritzig über die Leinwand. Es war nicht nur ihr sinnlicher Liebreiz oder ihre betörende Natürlichkeit, die uns umschmeichelten und entflammen ließen. Da war mehr. Wenn sie lächelte, lächelte die Welt. Wir trauten ihr alles zu. Solch eine blonde Venus muss Raymond Chandler im Sinn gehabt haben, als er über ein Früchtchen sinnierte, das einen Bischof dazu bringen kann, mit einem Ball ein Loch in ein Kirchenfenster zu schießen. Ihrem heutigen Gemahl Heino erging es ähnlich: “Sie sah so unwahrscheinlich schön aus, Brigitte Bardot hätte sich hinter ihr verstecken müssen. Dabei strahlte sie diese natürliche Erotik aus.“ Es war der 4. April 1977, als er bei einer Fernsehshow der damaligen österreichischen Prinzessin Hannelore von Auersperg erstmals begegnete. Auf diese Prinzessin waren alle heiß, aber Hannelore wollte nur Heino. Und nicht nur seinen blauen Enzian. So verließ Hannelore ihren Prinzen Alfi, den professionellen Großwildjäger, und ging zu Heino. Es war die große Liebe. Aber wer Großes will, muss zunächst verzichten. Weiterlesen…

Alle Monate wieder, respektive drei wundersame Male im Jahr, laden wir, das hochwohllöbliche Hofbauer-Kommando, im Kommkino/Filmhauskino Nürnberg und im Uferpalast Fürth, zu unseren längst umjubelten außerordentlichen Filmkongressen, in deren Rahmen wir dem Schmierigen, dem Zärtlichen und dem Verstrahlten zu neuer Ehrerbietung zu verhelfen trachten. Besucher wie Veranstalter schätzen sie als ein Happening, das mit lustbetonten filmischen Schauwertigkeiten die Herzen zu öffnen und die Hosen zu sprengen vermag – aber das haben wir hier weiß Gott ja schon oft genug betont! Wie inzwischen stets, werden wir auch diesmal vorab in den sog. „Aufrissen“ in aller Ausschweifung Auskunft über die besonderen Filmgenüsse geben, die wir vom 24. bis zum 27. Juli mit vor Stolz geschwollenem Busen auf der großen Kinobildwand präsentieren werden. Da diese Texte ursprünglich auf Facebook erschienen sind, bzw. erscheinen, und auch dafür konzipiert wurden, bitten wir um Verständnis für ein besonders hervorstechendes Maß an informeller Flapsigkeit und diverse Schnodderismen. Weiterlesen…

Die Geschichte Nakahiras, geboren am 3. Januar 1926 in Tokio, ist vor allem die Geschichte EINES Films: CRAZED FRUIT (Kurutta kajitsu) von 1956. Zumindest ist dies der Eindruck, den man gewinnen könnte, wenn man sich intuitiv auf die Suche nach dem Namen Nakahira in unterschiedlichen filmhistorischen Darstellungen macht, immer wieder auf diesen Film verwiesen wird, der als epochaler Meilenstein gilt, als einer der wichtigsten Filme der 1950er Jahre, der das japanische Nachkriegskino wie kaum ein anderer mit seinem wilden Ungestüm umkrempelte und nahezu im Alleingang die japanische „Neue Welle“ in Gang gesetzt zu haben scheint. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, Nakahira hätte nach dieser imposanten Großtat den Regisseursberuf an den Nagel gehängt und sich in den frühzeitigen Ruhestand verabschiedet. Doch was kam wirklich danach? Eine kleine (unvermeidlich ebenso unvollständige wie kursorische) Spurensuche anlässlich der bevorstehenden Retrospektive bei der diesjährigen Ausgabe der NIPPON CONNECTION in Frankfurt… Weiterlesen…
WHAT IS DIGITAL CINEMA?
We can finally answer the question „what is digital cinema?“ Digital cinema is a particular case of animation which uses live action footage as one of its many elements. […]
Manual construction and animation of images gave birth to cinema and slipped into the margins…only to re-appear as the foundation of digital cinema. The history of the moving image thus makes a full circle.
Born from animation, cinema pushed animation to its boundary, only to become one particular case of animation in the end.
Lev Manovich, 1995
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Has cinema not just become another type of gaming in today’s gaming culture? And, to echo Manovich’s statement, was cinema after all not „born“ within the context of optical toys and arcade games?
Wanda Strauven, 2011
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Bevor der Sommer richtig los legt und nicht zuletzt die Fußball-WM einmal mehr die Kinosäle leer fegt (anschließend werden sie Ende Juli beim 13. Hofbauer-Kongress hoffentlich wieder gut gefüllt – mehr Infos dazu bald hier und auf Facebook), gibt es diese und nächste Woche noch zwei unbedingt empfehlenswerte Cine-Veranstaltungen: Die UNDERDOX-Halbzeit im Münchner Filmmuseum widmet sich von Mittwoch 21.5. bis Samstag 24.5. an vier Abenden dem kanadischen Avantgarde-Filmemacher Michael Snow, der auch persönlich anwesend sein wird. Zu sehen sind sechs zentrale Arbeiten seines Schaffens, die (mit Ausnahme der Videoarbeit *Corpus Callosum) allesamt in den ursprünglichen 16mm-Filmkopien präsentiert werden. Eine seltene Gelegenheit, das Werk von Snow im Kino zu erleben, das in seiner radikalen Durchmessung von Bildern und Räumen wohl wie kaum ein anderes erst dort wirklich erfahrbar ist. Eine Woche später präsentiert die Retrospektive der NIPPON CONNECTION im Frankfurter Filmmuseum von Freitag 30.5. bis Sonntag 1.6. kompakt in drei Tagen unter dem Titel The Wild Child Of The Sixties eine Auswahl aus dem Werk des hierzulande fast gänzlich unbekannten japanischen Regisseurs Kō Nakahira. Zu sehen sind neun Werke aus den 1950er und 60er Jahren, allesamt in 35mm und in OmeU – höchstwahrscheinlich in neu gezogenen Kopien aus Japan, einem der wenigen verbliebenen Länder, wo der leider längst verzerrend von den Marketing-Abteilungen okkupierte Begriff „Restaurierung“ noch beim Wort genommen wird und man sich nicht zu schade ist, die Filme auch wirklich im ursprünglichen Format und Medium wiederherzustellen (während dieser Tage aus Cannes von der hochgradig überflüssigen Classics-Sektion, die dort längst eine ernstzunehmende Retrospektive ersetzt hat, die triste Meldung zu vernehmen ist: „For the first time no 35mm print will be screened at Cannes Classics with regret for some or with celebration for others“).
Aus den Veranstaltungsankündigungen: Weiterlesen…