und der immer noch weiterschwingenden Euphorie des Erlebnisses des 6. außerordentlichen Hofbauer-Kongresses, der von Freitag dem 20. bis Montag dem 23. Juli in Nürnberg stattfand, der Hinweis auf einen der Höhepunkte des Wochenendes und meinen sowie Simon Frauendorfers eindeutigen Favoriten der vielschichtigen Filmauswahl: Top Model von Joe D’Amato aus dem Jahre 1987. Dies war zwar erst mein dritter Film von D’Amato den ich bisher begutachten durfte, aber ich befinde mich nun endgültig im Bann des Meisters. Nach dem hypnotischen Antropophagus (1980) und dem nicht minder sogkräftigen und düsteren Pomeriggio caldo (1987) war ich bereits vor der Sichtung voller Vorfreude auf eine weitere Begegnung mit dem reichhaltigen Oevre des unverständlicherweise nach wie vor vielgeschmähten Italieners, doch was ich zu sehen bekam übertraf in gewisser Weise alle meine Erwartungen und Top Model überrollte mich mit der Kraft einer Dampfwalze. Weiterlesen…
Ein Film mit einem reißerisch anmutenden Titel, inszeniert vom Regisseur der Schulmädchenreport-Reihe. Ein ausgewogener, ein ausbalancierter Film. Eine Fingerübung auf hohem Niveau. Eine vorhersehbare und im konventionellem Rahmen gehaltene Moralpredigt. Ein Film der sich immer wieder auf sich selbst besinnt und permanent aus allem speist was in ihm zuvor erschienen ist. Eine Schlange die sich in den Schwanz beißt, ein sich selbst verschlingendes Ungetüm. Egal was man über Ernst Hofbauer und seine mannigfaltigen Ansätze sozialkritisches Kino in Deutschland inszenieren zu wollen denkt, eines ist meiner Meinung nach unbestreitbar: Hofbauer weiß wie man Filme inszeniert. Maria – Nur die Nacht war Zeuge zeigt Hofbauer im Vollbesitz seiner inszenatorischen Fähigkeiten und mich würde nicht wundern, hätte Hofbauer gesagt: „Ich hatte bereits alle Einstellungen, alle Details, vor dem Dreh im Kopf“. Doch was Hofbauer hier von den frenetischen Exzessen seiner jüngeren Werke trennt ist nicht Lustlosigkeit sondern Abgeklärtheit. Hier ist kein Regisseur am Werk der noch irgendjemandem irgendetwas beweisen müsste – auch nicht sich selbst. Weiterlesen…
Fritz Wepper spielt einen fleißigen Studenten und einen braven Sohn. Nebenbei verkauft er aber noch Drogen und betreibt einen Prostitutionsring. Als er sich verliebt, will er aussteigen – doch so einfach geht das nicht. Um ihn davon abzubringen, entschließen sich seine Freunde, die auch gleichzeitig seine Arbeitskollegen sind, Lotti, seine frisch Erwählte, in ihrem Etablissement ebenfalls an ältere Herren zu verhökern. Das erweist sich als nicht weiter kompliziert, denn die leichten Mädchen der Jungs sind fast allesamt ihre Mitschülerinnen. Und da sie ihr die Freuden von Drogen und Nebenverdienst nicht vorenthalten wollen, der „Nonne“, wie sie Lotti nennen, jedoch nicht recht über den Weg trauen, wird sie einfach unter falschen Vorzeichen zum Ort der Vollstreckung gelockt. Es kommt wie es kommen muss, sie ist so naiv, wie die anderen abgebrüht: LSD-Rausch, und der unerkannte Beischlaf mit dem Vater Weppers. Als Sohnemann vorbeischaut und die beiden zur Rede stellt, kommt es zur Aussprache zwischen Vater und Sohn einerseits und zum Selbstmord der Freundin andererseits. Weiterlesen…
Wie der Titel es bereits andeutet, handelt es sich bei diesem Band um einen jener Versuche, der Filmgeschichte eines Landes durch eine zusammenfassende Darstellung näher zu kommen. In diesem Fall geht es darum, die britische Filmgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart in ihrer chronologischen Entwicklung nachzuzeichnen, wobei der Fokus einerseits auf der Produktionsseite, und hierbei vorrangig auf Studiostrukturen liegt, andererseits aber gleichzeitig der Versuch unternommen wird Filmgeschichte anhand von einzelnen Filmen und ihren Regisseuren, sowie innerhalb von Genrezusammenhängen, nachzuvollziehen. Das Buch besteht aus 20 Kapiteln (mit zusätzlichen Unterkapiteln) die jeweils nach thematischen Blöcken sortiert sind, ohne dadurch jedoch die Grundstruktur des zeitlichen Fortlaufs in größerem Maße zu unterbrechen. Die Kapitel befassen sich dabei schwerpunktmäßig entweder mit Produktionszusammenhängen, wirtschaftlichen Entwicklungen oder einzelnen Filmschaffenden, wobei der Autor sich recht erfolgreich bemüht diese drei Narrationen immer wieder ineinander zu weben und sie nicht zu sehr als gesonderte Einheiten abzuhandeln. Am Ende folgen auf knapp 30 Seiten noch ausführliche bibliographische Angaben zum britischen Kino, sowie ein vollständiges Personen- und Titelregister. Weiterlesen…
Pferde reiten über die Leinwand, Galopp, ein Mann allein, in der nächsten Einstellung die Verfolger, er wird gejagt, er ist auf der Flucht. Weshalb? Wovor? Wohin? Als ich ins Kino komme, läuft der Film bereits. Die Kopie ist wunderbar, 16mm, wenn ich es nicht wüsste, würde ich auf 35 tippen. Alles erscheint klar, man sieht den aufgewirbelten Staub in der Luft, die Gesichter der Männer, grimmig und entschlossen auf der einen Seite, gehetzt auf der anderen. Meine erste Begegnung mit Frank Borzage. Ich komme zu spät. Alles was folgen wird, muss ich mir nun erschließen. Jemand ist tot. Vermutlich erschossen. Soviel scheint ersichtlich. Der Verfolgte wird wohl des Mordes bezichtigt. Ob er schuldig ist? Ich werde es auch am Ende nicht wissen. Doch das ist mir bereits egal. Die Frage der Schuld, zumindest im klassischen Sinn, den ein Western mit dieser Exposition auwerfen könnte, bedeutet mir nichts. Ich erkenne schon während der Verfolgungsjagd, dass der potentielle Mörder mein Mitleid verdient, dass ich hoffe, dass er nicht geschnappt wird. Ein Verdienst von Borzages Inszenierung.
Überhaupt erweist sich der ganze Film als ein Showcase für Borzages Regiekunst. Obwohl ich vermute, dass es eines seiner ersten Werke sein müsste, ist hier nichts Versuch, nichts Experiment, ist kein Suchen nach einer Form zu spüren. Zu Hause lese ich dann: Er hat schon 1913 Regie geführt und bis 1917 bereits über 20 Filme inszeniert. Das erklärt einiges. In diesem Film sitzt nämlich alles perfekt, er zeigt kinematographische Vollendung, einen bezwingenden Stil, einen Willen der auf die Realisierung des Erdachten aus ist. Die Handlung scheint mir nach Ansicht des Film bereits vor dem Dreh im Kopf Borzages Gestalt angenommen zu haben, auch die Perspektiven und Einstellungen, alles bereits erwogen oder zumindest erahnt, die Möglichkeiten die sich einem vor Ort bieten könnten. Until They Get Me ist nicht im Studio gedreht. Die meisten Aufnahmen spielen bei Tageslicht in den Weiten der wechselnden Landschaften. Eine Choreographie der Wege, der Entfernungen, der Stationen, denen wir in diesem frühen Roadmovie in repetitiven Einstellungsfolgen immer wieder begegnen werden, und auf die die Komposition der Geschichte fixiert ist. Weiterlesen…
Ich öffne den Mund – das Meer voll Freude schwillt Und holt meine Worte – in seine dunklen Tiefen Und gibt sie weiter – an die kleinen Robben In den Nächten, da sich quälen – der Menschen Qualen.
Ich schneide mir die Adern durch – die Träume färben sich rot Und werden zu Äxten – in der Kinder eigenem Reich Und zu Laken den Mädchen – die wach blieben Heimlich zu lauschen – der Liebe Geflüster.
Dank eines Beitrags auf dem Blog von Revolver, habe ich mir soeben eine Rede Charlie Kaufmans angehört, in der er sich als Philosoph outet, die mich mich deshalb sehr berührt hat, und die ich auf Eskalierende Träume gerne weiterempfehlen würde. Denn seine Ansichten über Sinn und Zweck des Drehbuchschreibens, die auch Ansichten über Sinn und Zweck des Schreibens an sich sind, des Vorgangs dieser spezifischen Art der Kommunikation mit sich selbst und der Welt, sind grundsätzlich auch meine Ansichten. Wie alle bisherigen Überlegungen Kaufmans die mir aus seinen Drehbüchern und deren Verfilmungen bekannt sind, dreht sich auch hier alles um die Frage der Selbsterkenntnis. Das Drehbuchschreiben ist laut Kaufman, wie jede Art der kreativen Leistung, ein Prozess auf dem Weg dazu. Warum das für andere Leute relevant sein sollte? Weil Kunst Kommunikation ist, und man laut Kaufman sowieso nichts anderes anzubieten hat als sich selbst. Den Zweifel und die Angst als Grundlage und Ausgangspunkt von Kaufmans Überlegungen könnte man zum Wertvollen des persönlichen Ausdrucks transformiert vielleicht mit den Worten von Kierkegaard benennen: Das wahre ethische Individuum ruht mit Sicherheit in sich selbst, weil es keine Pflichten hat, sondern nur eine Pflicht, und weil die Pflicht sich ihm nicht von außen aufdrängt als bloßes Gebot, sondern von innen als der Ausdruck seines innersten Wesens. Das Wort Pflicht zeigt in diesem Kontext wie wichtig und auch schwierig es sein kann, ehrlich zu sein, aber auch wie lohnend es dafür immer wieder ist jemandem zuzuhören, der das versucht. Falls das zu pathetitsch oder monolithisch klingt, kann man die Essenz von Kaufmans Rede aber sicher auch mit Krishnamurti paraphrasieren: Die Suche an sich ist Hingabe, sie selbst ist die Inspiration. In diesem Sinne: http://guru.bafta.org/charlie-kaufman-screenwriters-lecture-video
Alle Filme sind alphabetisch nach Originaltitel geordnet.
Von Filmmaterial projiziert gesehene Filme sind kursiv markiert.
Filme die ich mehrfach gesehen habe sind je nach Häufigkeit mit „x2“, „x3“, „x4“, usw. gekennzeichnet.
48 (Susana Sousa Dias / Portugal / 2009) 1000 Gramm (Tom Bewilogua / Deutschland / 2010) x2 À bout portant „Point Blank“ (Fred Cavayé / Frankreich / 2010) Ähm – Ein Film eine Suche eine Stadt (?? / Deutschland / 2011) Ah, Liberty! (Ben Rivers / GB / 2008) Allons-y! Alonzo! (Camille Moulin-Dupré / Frankreich, Belgien, Schweiz / 2009) American Translation (Pascal Arnold, Jean-Marc Barr / Frankreich / 2011) Ajeossi „The Man from Nowhere“ (Jeong-beom Lee / Südkorea / 2010) Attack the Block (Joe Cornish / GB / 2011) Augen Blicke (?? / Deutschland / 2011) Báng-kah „Monga“ (Doze Niu / Taiwan / 2010) Bas-fonds „Gregs“ (Isild Le Besco / Frankreich / 2009) Bettgeschichten (?? / Deutschland / 2011) Bloodrop (Aleksei Popogrebsky / Russland / 2011) Buried „Buried – Lebend begraben“ (Rodrigo Cortés / Spanien, USA, Frankreich / 2009) Cassandras Warnung [gekürzte Fassung] (Dominik Graf / Deutschland / 2011) x2 Children of God „Kinder Gottes“ (Kareem Mortimer / Bahamas / 2009) Cité concrète (?? / Deutschland/ 2011) Congo in Four Acts (Dieudo Hamadi, Kiripi Katembo Siku, Divita Wa Lusala, Patrick Ken Kalala / Demokratische Republik Kongo, Südafrika / 2010) Contre toi „In Your Hands“ (Lola Doillon / Frankreich, Deutschland / 2010) Creating Lilliput (?? / Deutschland / 2011) Das Dorf (Justus von Dohnányi / Deutschland / 2011) Das Lied in mir (Florian Micoud Cossen / Deutschland, Argentinien / 2010) Das rote Zimmer (Rudolf Thome / Deutschland / 2010) Denn sie wissen nicht, was sie tun (Hans Steinbichler / Deutschland / 2011) Der Mond (Klaus Schneider / Deutschland / 2010) Der Walkman Effekt (?? / Deutschland / 2011) Die Besen (Klaus Schneider / Deutschland / 2010) Die Besen [erste Version] (Klaus Schneider / Deutschland / 2010) Die Ecken (?? / Deutschland / 2011) Doktor Wodarz (Alexander Winter / Deutschland / 2010) Ein kleiner Film für Michael (Romuald Karmakar / Deutschland / 2011) Eine ganz heiße Nummer [falsches Bildformat] (Markus Goller / Deutschland / 2011) El Mocito „The Young Butler“ (Marcela Said, Jean de Certeau / Chile / 2010) El premio „The Prize“ (Paula Markovitch / Mexiko, Frankreich, Deutschland, Polen / 2010) F (Johannes Roberts / GB / 2010) Führung (René Frölke / Deutschland / 2010) Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2 „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2“ [deutsche Synchro / 3D] (David Yates / GB, USA / 2011) Hobo with a Shotgun (Jason Eisener / Kanada / 2011) Hwanghae „The Yellow Sea“ [140 min. Fassung] (Hong-jin Na / Südkorea / 2010) I Know Where I’m Going (Ben Rivers / GB / 2009) In Time [deutsche Synchro] (Andrew Niccol / USA / 2011) Jaffa, the Orange’s Clockwork (Eyal Sivan / Israel, Deutschland, Belgien, Frankreich / 2009) Joachim Karl Günther (?? / Deutschland / 2011) Jûsan-nin no shikaku „13 Assassins“ (Takashi Miike / Japan, GB / 2010) Kurtlar Vadisi Filistin „Tal der Wölfe – Palästina“ (Zübeyr Sasmaz / Türkei / 2011) Le poil de la bête „Die Nacht der Wölfe“ (Philippe Gagnon / Kanada / 2010) Los colores de la montaña „The Colors of the Mountain“ (Carlos César Arbeláez / Kolumbien, Panama / 2010) M is for Markus (Ali Abbasi / Dänemark / 2011) Machtentfaltung (Klaus Schneider / Deutschland / 2009) Marxism Today (Prologue) (Phil Collins / Deutschland / 2010) Molf-e Gand (Mahmoud Rahmani / Iran / 2009) Mord in der ersten Liga (Nils Willbrandt / Deutschland / 2011) Nûdo no yoru: Ai wa oshiminaku ubau „A Night in Nude: Salvation“ (Takashi Ishii / Japan / 2010) Onna no kappa „Underwater Love“ (Shinji Imaoka / Japan, Deutschland / 2011) Oral History (Volko Kamensky / Deutschland / 2009) Osmdesát dopisu „Eighty Letters“ (Václav Kadrnka / Tschechische Republik / 2011) Perfect Sense (David Mackenzie / GB, Deutschland, Schweden, Dänemark / 2010) Petropolis [falsches Bildformat] (Peter Mettler / Kanada / 2009) Pink Saris (Kim Longinotto / GB / 2010) Portraits deutscher Alkoholiker (Carolin Schmitz / Deutschland / 2009) Rango [deutsche Synchro / falsches Bildformat] (Gore Verbinski / USA / 2011) Read Your City (?? / Deutschland / 2011) Schlafkrankheit (Ulrich Köhler / Deutschland, Frankreich, Niederlande / 2011) Slow Action (Ben Rivers / GB / 2010) Slow Torture Puke Chamber (Lucifer Valentine / Kanada / 2010) SommerElemente (?? / Deutschland / 2011) Stalags „Pornografie & Holocaust“ (Ari Libsker / Israel / 2008) Stand van de Sterren „Position Among the Stars“ (Leonard Retel Helmrich / Niederlande, Indonesien / 2010) Super 8 [deutsche Synchro] (J.J. Abrams / USA / 2011) Tag & Nacht (?? / Deutschland / 2011) Teufelsnacht (Wolfgang Böhm, Florian Puchert / Deutschland / 2011) The Dead (Howard J. Ford, Jonathan Ford / GB / 2010) The Tree of Life (Terrence Malick / USA / 2010) Tsumetai nettaigyo „Cold Fish“ (Sion Sono / Japan / 2010) x2 Tyrannosaur (Paddy Considine / GB / 2010) Unter dir die Stadt (Christoph Hochhäusler / Deutschland, Frankreich / 2010) Vapor Trail (Clark) (John Gianvito / USA / 2010) Vlees „Meat“ (Victor Nieuwenhuijs, Maartje Seyferth / Niederlande/ 2010) Warum mag jeder Würstchen? (Stefan Vogt / Deutschland / 2010) Whores‘ Glory (Michael Glawogger / Österreich, Deutschland / 2011) Witze (Klaus Schneider / Deutschland / 2010) Xin shao lin si „Shaolin“ (Benny Chan / Hongkong, China / 2010)