Alpenglühn 2011: Ein Dialog zum Deutschen Erotikkino



Die wahre Geschichte des deutschen Erotikfilms wurde noch nicht geschrieben. Dies thematisierte Ulrich Mannes schon 2007 in der elften Ausgabe seines wunderbaren Glamour-Filmmagazins SigiGötz-Entertainment, auf das wir gar nicht genug hinweisen können. Als „eher verdrießliche Angelegenheit“ bezeichnete er dort die banal-bierseligen Ergüsse in Stefan Rechmeiers seinerzeit hoffnungsvoll erwartetem Lexikon des deutschen Erotikfilms. Weiterlesen “Alpenglühn 2011: Ein Dialog zum Deutschen Erotikkino” »

Brandheiß und exklusiv:
Erste Infos zu Hollywoods neuem Megaprojekt!



Für wissbegierige Jungregisseure wie mich ist es immer ein Grund zur Freude, wenn sich Hollywoods magischer Mantel der Geheimhaltung für kurze Zeit hebt. Noch besser, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und einen Blick darunter erhaschen kann, um den ganz großen Großfilmmachern einmal direkt auf die Finger zu linsen. Tatsächlich war mir Fortuna vergangene Woche holder denn je. Mein Kurzfilm „Einmal Glück zum mitnehmen, bitte“ lief auf einem kleinen Independent-Filmfestival in New York, USA. Und als wäre es für mich als Deutschen nicht ohnehin schon die größte Ehre gewesen, mein Werk im Land des Blockbusters zu präsentieren, erwartete mich obendrein noch ein überraschendes Treffen mit keinem Geringeren als Christopher Nolan (!!!). Und Ihr könnt mir glauben, in dieser kurzen Zeit habe ich mehr über das Schreiben von Drehbüchern und Drehen von Filmen gelernt, als in meinen letzten vier Semestern an der HFF zusammen. Weiterlesen “Brandheiß und exklusiv: <br>Erste Infos zu Hollywoods neuem Megaprojekt!” »

10 Greatest Films of All Time according to the Hofbauer-Kommando



Letzte Woche wurden sämtliche Kritiker-Einzellisten der alle zehn Jahre stattfindenden großen Sight-&-Sound-Umfrage nach den „besten Filmen aller Zeiten“ veröffentlicht. Die Liste des Hofbauer-Kommandos war nicht dabei. Sie sei „unacceptable“, „off-putting“ und „far from the scope our readers are expecting“, so war zu vernehmen. Zudem sei sie „inappropriate and not suited to the demands of a reputable poll such as this one“, enthalte lediglich „dubious and obscure trash titles that may raise the interest of Cinema Sewer readers, but certainly not ours“ und zudem „completely disregarding any criteria for assessing masterful cinematic achievements“. Das wollten wir nicht einfach hinnehmen, auch in Anbetracht des Wahlergebnisses. Weiterlesen “10 Greatest Films of All Time according to the Hofbauer-Kommando” »

100 Jahre

Nachdem uns bereits mit dem letztes Jahr verstorbenen tschechischen Meister Otakar Vávra und dem Ende Mai von uns gegangenen Japaner Kaneto Shindô zwei begnadete Filmemacher im Alter von 100 Jahren verlassen haben, ist gestern leider auch Kurt Maetzig verstorben. 101 ist er geworden, ein Jahr älter als seine beiden Zeitgenossen, und es scheint, dass nach der großen Hundert auf jeden Filmschaffenden langsam aber sicher Gevatter Tod zu lauern beginnt. Zeitlebens umstritten und rückblickend leider allzu oft immer noch pauschal als Propagandafilmer der DDR abgetan, hat Maetzig neben seinen (inzwischen) auch in der Bundesrepublik anerkannten Werken wie Ehe im Schatten (1947), Der schweigende Stern (1960) oder Das Kaninchen bin ich (1965, siehe auch meine Besprechung in der Reihe 100 deutsche Lieblingsfilme), zahlreiche andere Werke geschaffen, die es Wert wären von einer neuen Generation wiederentdeckt zu werden. Nachdem er seine Regiekarriere 1976 mit dem Spielfilm Mann gegen Mann leider schon frühzeitig beendete, blieb er dennoch weiterhin filmpolitisch aktiv. Sein über die Regiearbeit weit hinausreichendes Engagement innerhalb der Filmkunst, war etwas, das ihn im Grunde seit seiner Kindheit begleiten und vermutlich stärker als seine gemeinhin fokussierten Spielfilmarbeiten prägen sollte. Hier sieht man ihn in einem kurzen Ausschnitt über die Auswirkungen der Sitzung des 11. Plenums der SED auf den Film in der DDR sinnieren: Weiterlesen “100 Jahre” »

Jess Francos heiße Pläne für 2012

Während dieser Tage im Berliner Babylon-Kino eine umfangreiche Hommage an Jess Franco in seiner persönlichen Anwesenheit aufs Schäbigste verhunzt wird (Augenzeugenberichten zufolge sogar noch schlimmer als befürchtet: In seinem Beisein wurde EUGENIE aka DIE JUNGFRAU UND DIE PEITSCHE nicht nur als trüb-matschiger DVD-Beam auf eine dafür viel zu große Leinwand geworfen, sondern anfangs auch noch 20 Minuten lang im falschen, verzerrt-gestauchten Bildformat gezeigt!), gibt zumindest der Maestro selbst Anlass zur Vorfreude. Im Juli haben offenbar die Dreharbeiten zu gleich zwei neuen Franco-Filmen stattgefunden, wie diese bereits etwa einen Monat alte Meldung mitteilt (hier und hier weitere Links dazu). Darüber hinaus hat Franco den schon 2007 entstandenen LA CRIPTA DE LAS MUJERES MALDITAS, dessen kolportierte 150-Minuten-Fassung bislang offenbar nur bei der großen Franco-Retrospektive 2008 in der Cinémathèque française zu sehen war, noch einmal komplett neu geschnitten, umgearbeitet, mit neuem Soundtrack versehen und auf zwei Filme aufgeteilt, für die nun eine Festival-Premiere im Herbst vorgesehen ist. Zu dieser neuen Fassung mit dem englischen Titel CRYPT OF THE CONDEMNED ist seit Ende Juli bereits ein wunderschöner, sehr vielversprechender Trailer online, zu dem man nur die Worte des Trashfilmaddict zitieren kann: Watch and share it before the prudes flag it and it gets taken off youtube! (Nachtrag: Genau das ist dann auch bald passiert, aber zum Glück gibt es ja noch Vimeo!)

Aus aktuellem Anlass

und der immer noch weiterschwingenden Euphorie des Erlebnisses des 6. außerordentlichen Hofbauer-Kongresses, der von Freitag dem 20. bis Montag dem 23. Juli in Nürnberg stattfand, der Hinweis auf einen der Höhepunkte des Wochenendes und meinen sowie Simon Frauendorfers eindeutigen Favoriten der vielschichtigen Filmauswahl: Top Model von Joe D’Amato aus dem Jahre 1987. Dies war zwar erst mein dritter Film von D’Amato den ich bisher begutachten durfte, aber ich befinde mich nun endgültig im Bann des Meisters. Nach dem hypnotischen Antropophagus (1980) und dem nicht minder sogkräftigen und düsteren Pomeriggio caldo (1987) war ich bereits vor der Sichtung voller Vorfreude auf eine weitere Begegnung mit dem reichhaltigen Oevre des unverständlicherweise nach wie vor vielgeschmähten Italieners, doch was ich zu sehen bekam übertraf in gewisser Weise alle meine Erwartungen und Top Model überrollte mich mit der Kraft einer Dampfwalze. Weiterlesen “Aus aktuellem Anlass” »

The Last Large Format Picture Show?



Kürzlich rollte der neue Trailer durchs Netz, spannender ist aber fast die Nachricht, dass es von Paul Thomas Andersons THE MASTER tatsächlich auch 70mm-Kopien geben wird, eine erste Kopie wurde vorletzte Woche offenbar bereits in Los Angeles in einem internen Screening gezeigt. Selbstverständlich ist das keineswegs, Ron Frickes letztes Jahr veröffentlichter 70mm-Dokumentar-Essayfilm SAMSARA wurde bislang offenbar nur maximal als 4k-Projektion gezeigt, eine 70mm-Filmkopie ist aus Kostengründen leider nicht in Aussicht. In Sachen Kino-Spielfilm ist THE MASTER dann wohl auch tatsächlich das erste komplett auf 65mm gedrehte Werk seit Ron Howards FAR AND AWAY (1992) und Kenneth Branaghs HAMLET (1996), die dem mittlerweile fast beerdigt geglaubten Format seinerzeit keine entscheidenden Impulse geben konnten. Die gingen noch eher von Christopher Nolans letzten Filmen aus, die zumindest partiell im horizontalen IMAX-65mm-Format gedreht wurden, das gegenüber klassischem 65mm noch einmal ein deutlich größeres Negativbild besitzt, allerdings auch immer seltener adäquat gezeigt werden kann, nachdem es kaum noch echte 70mm-IMAX-Kinos gibt (hierzulande nach der Umrüstung des Berliner IMAX tatsächlich kein einziges mehr, das Spielfilme zeigen würde – London dürfte die nächstgelegene Möglichkeit sein und wird wohl auch demnächst bei THE DARK KNIGHT RISES wieder als Pilgerstätte für IMAX- und 70mm-Enthusiasten fungieren). Dem gleichen Problem steht natürlich auch THE MASTER gegenüber, weil auch die herkömmliche 70mm-Projektion nur noch in einer Handvoll Kinos vorhanden und betriebsbereit ist und zugleich der Digitalisierungsdruck immer größer wird. Insofern durchaus möglich, dass es der letzte (wenn auch nur in wenigen ausgewählten Spielstätten) auf 70mm gezeigte aktuelle Film überhaupt sein wird, mehr oder weniger im letzten möglichen Moment der derzeitigen filmtechnischen Umbruchphase. Glücklicherweise wird der Film auch tatsächlich im analogen Negativschnitt gefertigt, wofür eigens Simone Appleby vom französischen Kopierwerk, das vor einigen Jahren auch die PLAYTIME-70mm-Raustauration durchführte, in die USA eingeflogen wurde (siehe auch hier). Auch wenn mir bei Andersons THERE WILL BE BLOOD der Wille zum „ganz Großen“ bei allen Qualitäten nicht immer ganz mundete, braucht es wohl tatsächlich solche wahnwitzige Ambition und ihre positiven Seiten, um ein Projekt wie THE MASTER in dieser Weise überhaupt noch möglich zu machen. Das ringt jedenfalls einigen Respekt ab. Erfreulicherweise hat das 70mm-Festival in Karlsruhe bereits angekündigt, dass es 2012 zwar zu knapp wird, aber man aller Voraussicht nach spätestens bei der 2013er Ausgabe des Festivals THE MASTER dort auf 70mm zu sehen bekommen wird.

Zitat der Woche

Meine Schwiegereltern haben in der Türkei ein Berghaus mit zwei Satellitenschüsseln und 1490 empfangbaren Programmen. Unfassbar viel Schrott. Wir waren mal dort, als gerade Champions League war. Irgendein Spiel in London, ich glaube was mit Arsenal. Rechtzeitig vor dem Spiel, also lange vorher, habe ich angefangen, die Kanäle abzusuchen. Alle. Viel syrisches Fernsehen. Aber auf einmal sah ich den Spielertunnel. Ohne Werbeunterbrechung. Ich dachte immer, gleich schalten sie ab. Taten sie aber nicht. Auch in der Halbzeit sah man fast die ganze Zeit einfach Bilder aus dem Stadion. Schwenks, Torhüter beim Aufwärmen, alles ohne Kommentar. Ein ununterbrochener Stream auf einem aserbaidschanischen Sender. Bilder, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Die fehlen mir seitdem, wenn ich in Deutschland Fußball schaue.

Christian Petzold im Interview in der letzte Woche erschienenen 14. Ausgabe (Juni 2012) des Film-/Medien-/Kultur-Magazins CARGO.

Als ich vor einigen Tagen das EM-Gruppenspiel Portugal-Niederlande sah, das hierzulande aufgrund der Berichterstattungspräferenz für das parallel stattfindende Spiel Dänemark-Deutschland auf den ARD-Spartenkanal EinsFestival abgeschoben war, hatte ich ein wenig Hoffnung, dort vielleicht ein Stück weit mehr dieser Fernsehbilder aus dem Schattenreich ungefilterter Streams zu sehen. Immerhin gab es dort nur den Kommentator, nicht das übliche Brimborium aus Report-, Interview- und Talk-Einspielern. Zu Beginn der Halbzeitpause deutete sich für einen kurzen Moment an, dass vielleicht tatsächlich einfach unkommentierte Stadionbilder zu sehen sein werden. Länger als ein paar Sekunden schien man das aber nicht für zumutbar zu halten, es wurde kurzerhand eine Nachrichtensendung zwischengeschaltet. Bis in die letzten (jedenfalls hiesigen) Ritzen der medialen Sportevent-Verwertung wird einem signalisiert, dass der neugierige Müßiggang des nicht von vornherein gesteuerten Blicks nicht erwünscht ist.

RIP Helmut Dziuba



Bereits am Donnerstag, den 19.4.2012, verstarb Helmut Dziuba in Berlin. Vorletzte Woche geisterte die Meldung durch ein paar wenige Blätter, wirklich Notiz zu nehmen schienen davon aber nur wenige. Es mag auch daran liegen, dass Dziuba mit seinen Filmen über jugendliche Figuren letztlich ein wenig ins Kinder- und Jugendfilmghetto abgeschoben war. Genau das hat ihm zu DDR-Zeiten ermöglicht, unverblümte Zustandsbeschreibungen in seine Filme zu schmuggeln, weil in diesem Bereich nicht ganz so genau wie sonst hingeschaut wurde. „Sind ja nur Kinderfilme.“ Und so bleibt etwa von Dziubas DER UNTERGANG DER EMMA nicht der etwas aufgesetzte ideologische Appell einer Figur in der Schlussszene in Erinnerung, sondern das atmosphärische Gespür für ein gegenwärtiges Lebensgefühl, das den Hintergrund bildet einer Geschichte, in der beinahe nur Kinder und ausrangierte Alte noch etwas zu bewegen im Stande scheinen: Die Eltern, die Erwachsenen, haben hingegen die Trostlosigkeit ihrer Lebensstagnation längst dem Alkohol überantwortet. Knapp am liebsten von den bislang leider nur drei gesehenen Dziuba-Filmen ist mir vermutlich ALS UNKU EDES FREUNDIN WAR, an den ich kürzlich bei einer Sichtung von Tony Gatlifs SWING häufiger denken musste. Die Freundschaft eines Jungen im Berlin der 20er Jahre mit einem Sinti-Mädchen vom argwöhnisch beäugten Wanderzirkus gerinnt in den intensivsten Momenten zu einer schmerzhaft verdichteten Melancholie über die drohende Flüchtigkeit einer vorurteilsfreien Annäherung. Trotz oder gerade wegen der zeitlichen Verlagerung mag man das Zerrinnen einer angedeuteten Utopie dabei auch als Allegorie auf die gesellschaftliche Entwicklung zur Filmentstehungszeit deuten, vor allem geht es aber um die Lebenswelten der Figuren.

Helmut Dziuba, von dem wir vorher nichts gehört hatten, begegnete Sano und mir erst im Februar 2010 durch die Berlinale-Aufführung von SABINE KLEIST, 7 JAHRE, dessen Umgang mit den Kinderdarstellern ebenso wie mit den Kinderfiguren uns beeindruckte, auch weil seine respektvoll-aufgeschlossene Haltung wenig gemeinsam hatte mit dem von oben herab instruierenden Tonfall, mit dem Kinderfilme sonst bisweilen ihre Figuren und ihre Zielgruppe adressieren. Dieser und vielleicht auch weitere Dziuba-Filme werden voraussichtlich auch noch Eingang in unsere Besprechungsreihe „100 Deutsche Lieblingsfilme“ finden.
Im darauffolgenden Herbst war der ausgesprochen angenehme Dziuba außerdem bei einer kleinen Werkschau in Nürnberg zu Gast, wo wir während der SABINE KLEIST-Aufführung die Gelegenheit nutzten, um ein Gespräch mit ihm zu führen, wobei er unter anderem von den meist vergeblichen Schwierigkeiten berichtete, nach der Wende noch einmal einen Film zu drehen. Eine Veröffentlichung dieses Interviews steht noch aus (was auch für einige andere gilt, es harrt da noch manches der Weiterverarbeitung).

In Ermangelung eines größeren eigenen Beitrages sei zum Tod von Helmut Dziuba ansonsten auf diesen und diesen Nachruf verwiesen.

(Bilderquellen: berlinale.de & cinema.de)

Zitat der Woche & Festival-Hinweis

„Als ich erfuhr, dass mein Lab mit sofortiger Wirkung geschlossen werden sollte, ergriff mich eine Panik. Ich setzte alles in Bewegung, damit mein loyaler Betreuer in dieser Firma meine Sachen noch entwickeln konnte, bevor es zu spät war. Dann kam der Artikel im Guardian, die Sache bekam eine Dynamik, es wurde eine Petition daraus. FILM kam aus diesem Aufruhr heraus. Ich arbeite immer weitgehend unbewusst, weiß nie, wohin ich geraten werde. Jetzt (Ende Januar 2012) versuche ich gerade, ein Event in der Turbine Hall zu organisieren, bei dem wichtige Firmen zusammenkommen sollen, die sich auf die Rettung des Mediums Film verpflichten sollen. […]
[Zur Unterscheidung zwischen einer analogen und einer digitalen Projektion:] Das wird zunehmend schwieriger, aber das ist nicht der Punkt. Ich glaube, dass ich den Unterschied erkenne, weil ich stärker gelangweilt und weniger gefesselt bin. Neulich ging ich mit meinem Sohn in die Vorführung eines Pippi-Langstrumpf-Films. Es war eine schöne, schon ein wenig mitgenommene Kopie. Das war so „nourishing“.
Die Filmindustrie setzt alles daran, uns glauben zu lassen, dass digital besser als Film ist. Die Verteilung der Pixel ist inzwischen sehr hoch, aber am Ende geht es um einen körperlichen Effekt. Der Körper reagiert darauf, und es ist ein Faktum, dass ich stärker gelangweilt bin. Liegt es am unsichtbaren Schwarzbild zwischen den Bildern, das verloren geht? Ich kann nur sagen, dass ich in einem alten Pippi-Langstrumpf-Film lebendiger bin. […]
Das Digitale wird in sein Eigenes kommen, solange es aber Film imitiert, ist das für beide Seiten nicht gut. Sobald das Digitale seine eigene Sprache gefunden hat, wird sich das alles vielleicht ändern. Derzeit aber sieht es so aus, als würde das eine das andere vollständig ersetzen – dagegen wehre ich mich. […]
Ich glaube, ich muss noch einmal einen Artikel schreiben. Bald werde ich den Leuten auf die Nerven gehen. Niemand schrieb darüber, dass Kodak immer noch das beste Profiprodukt dieses Typs herstellt. Kodak muss wirklich sehen, dass es seine Branchensparte sichert. Jetzt stoppen sie aber sogar Negativmaterial. Dabei ist das ihre große Stärke! Jemand muss diese Firma kaufen. Ich bin zu einer Predigerin geworden, das ist nicht gut, das ist eine erbärmliche Position, in die ich da geraten bin.“

Tacita Dean in einem von Bert Rebhandl geführten Interview in der vor einigen Wochen erschienenen Ausgabe 13 (März 2012) des Film-/Medien-/Kultur-Magazins CARGO, erhältlich hier im Abonnement oder hier als Einzelexemplar.

Eine gute Gelegenheit, frühzeitig auf das 8. Todd-AO 70mm-Festival in Karlsruhe hinzuweisen, dessen Termin (5.-7.10.2012) und ein erster Film bereits feststehen – insgesamt ist voraussichtlich mit etwa zehn Langfilmen und einem Kurzfilmprogramm zu rechnen. Und nachdem das Festival in früheren Jahrgängen bereits den Großteil der klassischen 70mm-Hollywoodepen zeigte, tritt es beim Ausweichen auf randständigere und weniger bekannte Produktionen in eine spannende Phase ein, der letztes Jahr bereits Entdeckungen wie THE BAT WHISPERS oder DANCE CRAZE (und KELLY’S HEROES an der Blow-Up-Front) zu verdanken waren, und die mittlerweile auch für mindestens einen sowjetischen 70mm-Film pro Festivalausgabe sorgt. Originalsprachenfreunde wird zudem freuen, dass der größte Teil der Filme im Originalton zu sehen sein wird (auf oben verlinkter Seite ist von zwei Ausnahmen die Rede). Überhaupt ist die Schauburg Karlsruhe ein gutes Beispiel für Format-Koexistenz: Während dort mittlerweile nahezu alle aktuellen Filme digital projiziert werden, worüber man in dieser Dominanz sicherlich streiten kann, gibt es jedoch auch regelmäßig Klassiker-Reihen mit 35mm-Aufführungen und jährlich im Oktober das in dieser Form deutschlandweit einmalige 70mm-Festival.

(Wer ehrenwert verrückt, reiselustig und mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet ist, für den ist nächste Woche von 27.4. bis 30.4. das Widescreen Weekend in Bradford the place to be – möglicherweise die für lange Zeit einzige Gelegenheit, zum 60-jährigen Jubiläum des Formats gleich drei 3-Streifen-Cinerama-Filme im Originalformat zu sehen. In Deutschland wird man auf diese Chance wohl auch langfristig vergeblich warten und kann nur neidvoll zu den Briten blicken.)