Streets of Fire (1984)



Neulich den Soundtrack zu Walter Hills Streets of Fire als deutsche LP in einem Ein-Euro-Shop entdeckt, und zwei Tage später den Film in OmU von einer slowenisch-kroatischen DVD geguckt, die ich schon länger zu Hause herumliegen hatte. Nach 4 mehr oder weniger erfolglosen Versuchen innerhalb der letzten 10 Jahre, war es höchste Zeit Walter Hill endlich für mich zu entdecken. Ich muss gestehen, es hat geklappt. Auf dem Backcover der LP finden sich nachfolgende, in meinem Geburtsjahr von Walter Hill verfasste Zeilen zu seinem Film, und ich habe ihnen, außer ein paar Screenshots der gesichteten DVD, nichts hinzuzufügen.


STREETS OF FIRE, is, by design, comic book in orientation, mock-epic in structure, movie-heroic in acting style, operatic in visual style and cowboy-cliche in dialogue. In short: a rock ’n‘ roll fable where the Leader of the Pack steals the Queen of the Hop and Soldier Boy comes home to do something about it.

Since I much prefer films that make people remember things they’ve forgotten to those that try to discover something new, in STREETS OF FIRE, I tried to make what I would have thought was a perfect movie when I was in my teens – I put in all the things I thought were great then and which I still have great affection for, custom cars, kissing in the rain, neon, trains in the night, high-speed pursuit, rumbles, rock stars, motorcycles, jokes in tough situations, leather jackets and questions of honor.

On STREETS OF FIRE, most of the good times I had were in working with the songs that make up this album. My grateful thanks to Jimmy Iovine for producing the record and to The Blasters, Ry Cooder, Jim Dickinson, Duane Eddy, Dan Hartman, The Fixx, Leiber and Stoller, Stevie Nicks, Tom Petty, Bob Seger, Jim Steinman, Kenny vance and Link Wray for the words and music in the movie. I’d also like to thank Larry Gross for his insights into the writing of album liner notes – he also served as co-conspirator for adventure novels and films, „A quite different sort or order rules them, one based not on reason but on association and suggestion – the ancient light of magic.“

Walter Hill
May, 1984




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9 Antworten zu “Streets of Fire (1984)”

  1. Mr. Vincent Vega on September 3rd, 2011 at 01:34

    Der Film ist, wie die meisten Arbeiten von Walter Hill, relativ schlecht.

  2. Sano Cestnik on September 3rd, 2011 at 05:38

    Welche sind denn (vergleichsweise) gut?

  3. Mr. Vincent Vega on September 3rd, 2011 at 13:47

    SOUTHERN COMFORT ist schon wirklich sehr, sehr gut. Der bessere DELIVERANCE. 😀

  4. Der Außenseiter on September 3rd, 2011 at 14:10

    Im Grunde sind alle Filme Hills empfehlenswert. In der Tradition John Fords ist er einer der letzten Chronisten amerikanischen Kinos und amerikanischer Geschichte. Ob nun die Great Depression in EIN STAHLAHRTER MANN, der Neo Noir avant la lettre DRIVER, die urbane Archaik in amerikanischen Großstädten in DIE WARRIORS, die bewegte Daguerreotypie LONG RIDERS etc., etc.

    Bemerkenswert ist, dass STRASSEN IN FLAMMEN tatsächlich der erste Noir ist, der wirklich mit dem Lichte der Großstadt gearbeitet hat. Ein neuer, belichtungsempfindlicher Negativfilm ermöglichte das Arbeiten ausschließlich mit Umgebungslicht. Habe ihn erst wieder vor zwei Tagen gesehen und war wieder mal sprachlos, wie Hill die inszenatorischen Skills von heute – Durchbrechung des Vorspanns, Nichterklärung der Fanatsiewelt, dem Comic entlehnte Bildrisse als Montage, Vertonung des Schnitts usw. – schon 20 Jahre früher selbstverständlichst eingesetzt hat. Eigentlich ein postmodernes Meisterwerk.

  5. Sano Cestnik on September 3rd, 2011 at 16:20

    @Rajko

    Steht zu Hause. Wird geguckt. 🙂 DELIVERANCE hat mir bei der letzten Sichtung leider nicht so getaugt. Könnte aber auch an der (wie ich finde) miesen deutschen Kinosynchro liegen. Ich habe ja allgemein Probleme mit Synchronisationen (außer sie sind stark verfremdet).

    @Außenseiter

    Ich beginne ihn gerade für mich zu entdecken. Und der Soundtrack und Film zu STREETS OF FIRE waren sozusagen der lange überfällige Startschuss. Deshalb musste ich auch das Posting unbedingt machen. Ich habe inzwischen auch die beeindruckenden 48 HRS. sowie THE LONG RIDERS gesehen. LONG RIDERS als Daguerreotypie – hat was. Magst du dazu mehr schreiben? Habe den Film in ausgezeichneter Qualität auf Blu-Ray gesehen, und die Photographie und Lichtsetzung hat mir neben STREETS OF FIRE von allen mir bekannten Filmen Hills am meisten imponiert. Überhaupt diese Klarheit und Einfachheit. Diese Reduktion. Ich beginne langsam besser zu verstehen. Mit Raoul Walsh werde ich endlich auch wärmer (PURSUED hat mich in der Nachbetrachtung und dank einer schönen viuellen Analyse als Beigabe auf der deutschen DVD ebenfalls sehr begeistert), und dank Christophs Worten und Zeilen (siehe sein STB) zu Zinnemans ACT OF VIOLENCE ist mir die eigentliche Qualität des Films noch einmal viel deutlicher vor Augen getreten. Vieles passiert so rasch und einfach, dass man Gefahr läuft es zu verpassen. Und Zinnemann ist ein Regisseur der wahrlich wenig auf Spektakel setzt. Deshalb hat es bei mir wohl zu einer Wertschätzung von 12 UHR MITTAGS auch mehrere Sichtungen gebraucht, und es bei Hill erst mit dem stilistisch wie du meiner Meinung nach richtig beobachtest fast schon visionärem und völlig eklektischen STREETS OF FIRE so richtig geklappt. Definitiv ein postmodernes Meisterwerk, und ein weiterer Grund, warum ich die filmische Postmoderne der 70er und 80er so liebe, und mit der Post-, Post-Zeit der 90er und 2000er wenig anfangen kann. Es ist eben alles noch frisch und reflektiert. Und bei jüngeren Vertretern habe ich das Gefühl, dass das Zitat und Pastiche oft nur noch eine Masche ist. Weil man entweder hilflos vor der Filmgeschichte steht, oder sie eben erst in den 70ern beginnt. Dahingehend finde ich die Aussage von Walter Hill – „Since I much prefer films that make people remember things they’ve forgotten to those that try to discover something new“ – so bezeichnend: er wirkt heute trotz Retro-Liebhaberei völlig antiquiert und (für die Meisten wohl) unverständlich .

  6. Simon Frauendorfer on September 3rd, 2011 at 20:42

    Vielleicht resultiert meine Abneigung gegenüber diesem Film gerade aus meiner Abneigung gegenüber der Post-Post-Filmerei von heute. Auf dem falschen Fuß erwischt, sagt man wohl dazu. Ich war auch sicherlich enttäuscht, dass ein Regisseur wie Walter Hill, den ich seit meiner frühen Jugend schätze, von der mir vertrauten „Geradlinigkeit“ – eine genaue Definition spare ich mir an dieser Stelle – abrückte, um mich mit einem eklektizistischen Feuerwerk zu erschlagen. Diese auch von dir geschätzte „Reduktion“ sehe ich bei STREETS OF FIRE im Gegensatz zu den anderen Vertretern des Oeuvres leider nicht. Da wird zwar sicherlich reflektiert aus einem breiten Fundus an Einflüssen geschöpft, aber dieses reine Vertrauen in die Figuren und in die Geschichte, die Filme wie 48 HRS. und SOUTHERN COMFORT zu solch eindrücklichen und – hier ist das Wort angepasst – aus heutiger Sicht antiquierten Erlebnissen macht, geht meines Erachtens verloren.

    Und es tut mir auch leid, wenn ich mich jetzt des Vokabulars einer normativen Filmkritik bedienen muss: Michael Paré ist in STREETS OF FIRE echt mies , ein ganz schlechter Darsteller, der nicht im Entferntesten in die Nähe der Bezeichnung „cool“ kommt.

    Der Soundtrack ist wiederum ganz groß. Irgendwie kitzelt es mich aber auch, dem Film eine erneute Chance zu geben, denn du scheinst ja bei der ersten Sichtung Sachen bemerkt zu haben, die mir verborgen blieben. Oder erklärt sich alles aus der Tatsache, dass du erst sehr spät auf Walter Hill aufmerksam wurdest und ich an Walter Hill-Filme mit einer völlig anderen Geisteshaltung herantrete? 🙂

  7. Sano Cestnik on September 6th, 2011 at 13:26

    @ Simon

    Ja, da haben wir vermutlich unterschiedliche Ausgangsperspektiven. Wie gesagt schätze ich das Postmoderne Kino der 80er über alles, wobei ich das Gefühl habe, dass es sich um etwas von der 90er Kino-Postmoderne Verschiedenes handelt (um von heute gar nicht erst zu reden).

    Paré ist in der Tat überaus hölzern, was für mich aber zum Film sehr passt (er spielt ja eine Art prototypische Ur-John Wayne Figur die es in dieser Form nie gab). Der Film ist in dieser Hinsicht enorm künstlich, und eben wie es sich für das Klischee eines Märchens gehört – von der Geschichte her – auf eine sehr kindliche Art gestaltet. Aber es ist alles dennoch immer noch vergleichsweise gradlinig, ökonomisch und klar. Eine Art Walter Hill-Version des ZAUBERER VON OZ, wenn man so will. Du hast nach dem Titel und deinen bisherigen Hill-Erfahrungen wohl eher einen übliche(re)n „harten“ und „realistischen“ Hill erwartet, wohingehend ich eher mit einem auch in seinem Werkkontext singulären Film des Regisseurs geliebäugelt habe, der vielleicht auf eklektizistischeren Spuren eines DRIVER oder LAST MAN STANDING wandelt.

    Ein Vertrauen in Geschichte und Figuren in deinem Sinne gibt es wie gesagt meiner Meinung nach deshalb nicht, weil die Geschichte völlig konstruiert und aufgesetzt daherkommt, und es schon von vornherein klar ist wie sie ausgeht. Das wie ersetzt also völlig das was. Der Inhalt ist für mich nur noch Reflexion auf seine Einflüsse/Ursprünge. Daher noch einmal von mir die Betonung von Hills Aussage „Since I much prefer films that make people remember things they’ve forgotten „, sowie die ersten beiden Texteinblendungen nach dem Titel dass es sich um eine Fabel/ein Märchen handelt, und der darauf folgende Standardsatz „Es war einmal…“ in der englischen Entsprechung.

    Ich glaube tatsächlich du hast den Film in den falschen Hals gekriegt. Alle Gründe die du jedoch (auch im Gespräch) angeführt hast, warum dir der Film nicht gefallen hat, sind für mich wiederum Argumente dafür warum STREETS OF FIRE momentan weit über allen anderen mir bekannten Hill-Filmen schwebt. 😉

  8. Leander Ripchinsky on September 9th, 2011 at 18:21

    Beim Thema sehr gute Walter-Hill-Filme (vor allem solche, die leider nicht „Walter-Hill-Kult“ geworden sind, wenn es so etwas gibt; wie z. B. The Warriors, der allerdings fragwürdig gealtert ist, wie eben auch Streets of Fire) sollten das Debüt Hard Times und der letzte Western, Broken Trail, auf keinen Fall unerwähnt bleiben finde ich. Hard Times ist mehr Arbeiter-Milieu-Studie als Boxerdrama, gleichzeitig aber auch ein wunderbarer New-Orleans/ Südstaaten-Film und, soweit ich weiß, mit denen in Southern Comfort, der einzige Auftritt von Cajuns in Walter Hill- Filmen, eine Bevölkerungsgruppe, die man viel zu selten in Filmen im Allgemeinen zu sehen bekommt. Das postmoderne Spiel ist da auch sehr zurückgenommen, wobei man da ja auch von Post-Klassik sprechen kann, das ist dann Argumentationssache.
    Und Broken Trail ist ein wirklich guter Western, fernab von all der düsteren Spätwestern-Romantik, ohne dass er leugnen würde, dass man heute keine klassischen Western mehr machen kann. Deadwood hat er ja auch diesen seinen „Western-Stempel“ aufgedrückt, wirklich sehr ähnlich dem Look von Wild Bill.

  9. Sano Cestnik on September 10th, 2011 at 21:42

    @Leander

    Danke für die weiteren Hinweise. Der Begriff Post-Klassik gefällt mir in Bezug auf Walter Hill sehr gut. Muss ich mir mehr Gedanken zu machen. Es tummeln sich den Kommentaren nach zu schließen aber erfreulicherweise (zahlreiche?) Walter Hill-Fans im Internet, und widerlegen meine Annahme, dass der Mann und sein Werk heutzutage eher älteren Semestern was sagen, und inzwischen tendenziell eher dem Vergessen anheimzufallen drohen. Auf Cajun-Romantik/Exotismus stehe ich generell sehr, und musste mir vor ein paar Jahren nach einer Sichtung von Jim McBrides THE BIG EASY gleich den Soundtrack zulegen. Zuletzt habe ich diesen spezifischen amerikanischen Süden in Joe D’Amatos wunderbar atmophärischem POMERIGGIO CALDO genossen. Ansonsten habe ich neben SOUTHERN COMFORT zur Zeit noch 4 weitere Hills zu Hause, und freue mich dann auch schon auf die hoffentlich bald darauf folgende Lektüre von Ivo Ritzers Monografie. Wer weiß, ob dann nicht wieder ein Walter Hill-Text auf unserer Seite landet. 🙂

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