Später Vogel sammelt Wurmkadaver: Berlinale 2011





Allzu viel Neues und Weltbewegendes beabsichtigt dieser in Anbetracht des Anlasses fürwahr reichlich spät kommende Beitrag zur Berlinale 2011 nun nach einem halben Jahr gar nicht mehr zu liefern, eher ist es lediglich eine komplettistische Ergänzung und nach meinem Awards-und-Listen-Beitrag zum Filmfest München zudem der Versuch, eine neue Tradition zu etablieren, auf deren Basis sich zukünftig dann womöglich in dieser Form ein sonst hier zumeist scheiternder Festivalrückblick umsetzen lässt.

Ursprünglich hatte ich im Februar nach dem Festival überlegt, in Erwiderung auf Sanos „Warum ich dieses Jahr nicht mehr zur Berlinale gegangen bin“-Beitrag einen „Warum ich dieses Jahr trotzdem wieder zur Berlinale gegangen bin“-Beitrag zu verfassen, der aber gerade keine Verteidigung der Berlinale geworden wäre, sondern nur die persönliche Motivation, trotz allen unbefriedigenden Aspekten weiterhin im Februar zum Filmesehen nach Berlin zu fahren, zu erklären versucht hätte. Allzu ergiebig wäre das aber wohl nicht geworden, denn dass man auf einem großen Festival trotz unerfreulichen Tendenzen schon aufgrund des Umfangs auch immer trotzdem noch das ein oder andere entdecken kann, ist schließlich nicht gerade eine neue Erkenntnis, auch wenn sie vielleicht manchmal etwas untergeht und sich natürlich nicht immer umstandslos anwenden lässt. Denn was ansonsten die Berlinale angeht, hatte ich mich zwar kürzlich auch an dieser Stelle im Vergleich zum Filmfest München bereits geäußert, möchte aber jetzt bei der Gelegenheit noch schnell einen dort nicht explizit ausformulierten wichtigen Aspekt der „Gemischtwarenladen“-Thematik nennen, der eigentlich gerade als Zuschauer und hinsichtlich der eigenen Programmauswahl ganz wesentlich ist: bei einem Nachspielfestival wie München hatten die meisten Filme bereits woanders Premiere, und dementsprechend hat man bei entsprechendem Interesse und der nötigen Zeit & Muße zumindest die Chance, sich genauer darüber informieren und selektieren zu können. Bei einem weitgehenden Premierenfestival wie der Berlinale wiederum ist man viel stärker und wehrloser dem kuratorischen Angebot ausgeliefert, weil die meisten Filme eben vorher nicht woanders schon Premiere hatten und man dementsprechend jenseits bekannter Namen weitaus weniger Möglichkeiten zur eigenen Orientierung hat. Und genau das macht das mangelnde Profil selbst innerhalb vieler Nebenreihen der Berlinale dort in viel stärkerer Weise problematisch. Umso wertvoller sind dann natürlich Vorab- und Live-Berichterstattungen von verlässlichen Stimmen, weshalb man den Perlentauchern & anderen für ihre Arbeit, ihre kurzfristigen Hinweise und vor allem Warnungen gar nicht dankbar genug sein kann. Was dann mit etwas Glück dafür sorgen kann, dass die zumindest teilweise daran orientierte eigene Auswahl zwar im Schnitt vielleicht weniger repräsentativ für das Festival als Gesamtes, aber dafür immerhin zufriedenstellender ausfällt.

Größere allgemeine Anmerkungen spare ich mir ansonsten an dieser Stelle, denn was es zur letzten Berlinale im Großen und Ganzen zu sagen gibt, wurde vorab hier und hinterher hier schon sehr treffend und auch in der nötigen Deutlichkeit von Ekkehard Knörer auf den Punkt gebracht, und dabei auch gleichzeitig recht anschaulich das Feld des im günstigsten Fall zu Erhoffenden und im schlimmsten Fall zu Befürchtenden vermessen. Meine tatsächliche diesjährige Festivalerfahrung finde ich aber dann letztlich doch sehr gut in den Anmerkungen der erst kürzlich veröffentlichen Golden-Donkey-Vergabe der Ferroni Brigade wieder (deren relaxter Umgang mit der vermeintlichen Aktualität des Anlasses natürlich auch motiviert, sich selbst mit so viel Verspätung überhaupt noch aufzuraffen), wenn auch interessanterweise mindestens zur Hälfte anhand unterschiedlicher Filme. Aber ich teile die grundsätzliche Feststellung, dass bei allem zu Recht Kritisierten, und bei aller nervenzerrenden Vorsicht, mit der man sich bisweilen durch das wie ein Minenfeld anmutende Programm manövrieren muss, dann insgesamt diesmal doch merklich ein paar lohnenswerte Entdeckungen mehr als zuletzt dabei waren. Was neben zunehmender Erfahrung im Umgang mit den Eigenheiten des Festivals freilich auch damit zu tun hatte, dass ich mich in den letzten beiden Jahren zur Hälfte in alte Filme geflüchtet habe (obwohl die damaligen Retrospektiven, erst 70mm und dann 60-Jahre-Jubiläum, beide hinsichtlich Rahmen und Konzeption fragwürdig und in manchen Details ärgerlich waren, war es andererseits im Einzelnen dann immerhin doch eine gute Gelegenheit für ein paar tolle Kinoerlebnisse mit teils schon lange aufgeschobenen Filmen), während ich dieses Jahr dann doch vorwiegend neue Filme gesehen habe, und mir vor allem zwei starke letzte Tage dann ein recht erfreuliches Fazit bescherten. Und klar, trotzdem manches verpasst, und anderes mittlerweile beim regulären Kinostart nachgeholt (und hier nicht berücksichtigt). Und den Wettbewerb natürlich abgesehen von gezielten Ausnahmen mal wieder größtenteils gemieden und überhaupt so manche mutmaßliche Qual dank warnender Stimmen zum Glück erspart. Soviel vorab, jetzt zu den Awards und der Liste…

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Der Materialfetischisten-Award für besondere Verdienste hinsichtlich Erhalt, Umgang und Einsatz von klassischem Filmmaterial geht an:

REBOUNCE
BROWNIAN MOVEMENT
THE TURIN HORSE

Das schwarz-weiße 35mm-Material von THE TURIN HORSE lieferte in seiner schroffen Kargheit und spröden Poesie die perfekte visuelle Entsprechung des unentwegten unwirtlichen Windrauschens auf der Tonspur, während die Super16-Scope-Bilder von BROWNIAN MOVEMENT in ihrer körnigen und farblichen Vitalität die ausladende Enge der präzisen räumlich-bildlichen Kompositionen bereicherten. Ganz besonders hervor zu heben ist aber REBOUNCE (FRIT FALD), vielleicht weil er im Gesamten weit weniger beeindruckend als die anderen beiden ausfiel (wenngleich als recht ungezwungenes und flüssig inszeniertes Teenager-Selbstfindungs-Stück gar nicht übel ist), aber in der visuellen Gestaltung schlichtweg eine Wucht war. Ganz von ungefähr kam das nicht, bereits der Vorgängerfilm THE BLESSING der Regisseurin blieb mir vor zwei Jahren beim Filmfest München als zwar dramaturgisch und psychologisch nicht sonderlich überzeugend in Erinnerung, faszinierte aber zugleich ungemein durch seine artifiziellen Super16-Scope-Bilder, die mir wie eine bizarre Mischung aus Dogma 95 und Mario Bava erschienen. REBOUNCE ist insgesamt und dahingehend noch spannender, seine Normal-Super16-Bilder haben in ihrer Farb- und Lichtgestaltung eine atmende, vibrierende Qualität. Es ist nicht zuletzt ein Eldorado für lens-flare-Fetischisten, die hier fast ständig mit bemerkenswerten kristallinen Prismen verschiedener Gestalt beschenkt werden. Neben dem beinahe experimentellen Umgang mit Licht und Beleuchtung ist auch die Palette der Farbgestaltung reichhaltig, die von kräftigen, natürlichen Farben bis hin zu verschiedenen Akzentuierungen mit Sättigung, Beleuchtung und Graduierung eine breite Palette umfasst.
Der Materialfetischiten-Award, das sei allgemein angemerkt, versteht sich als dringende Empfehlung für den geneigten Connaisseur, bei sich bietender Gelegenheit die prämierten Filme unbedingt im Kino und von Film projiziert zu sehen, da sich die der Auszeichnung zugrunde liegenden Qualitäten erst auf diese Weise adäquat bzw. überhaupt nachvollziehen lassen (es werden daher in dieser Kategorie zudem auch nur Filme prämiert, die nicht nur auf Film gedreht, sondern auch werktreu von Film projeziert wurden, sonst wären LOST LAND und JESS + MOSS hier sichere Preisträger). Der „Nichteingeweihte“ mag augenrollend schmunzeln, zumal dieser Award, das ist nicht zu bestreiten und berechtigt ihn gleichzeitig eher noch stärker, natürlich angesichts der allgemeinen Entwicklungen immer mehr ein buchstäblicher Kampf gegen Windmühlen ist.

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Der Pixelforscher-Award für bemerkenswerte Verdienste im Umgang mit den Möglichkeiten des digitalen Filmemachens geht an:

CET HOMME
SCHLAFKRANKHEIT

Wobei sich hier eine Auswahl unter einigen diesbezüglich durchaus erfreulichen, aber keinem klar herausragenden Werk nicht ganz einfach gestaltete. Neben den beiden Genannten fand ich auch die eigentümlich verwaschene digitale Textur von THE RESIDENTS bemerkenswert (die hier, wie häufiger bei einem bestimmten Typus von meist eher low-grade-Digitalfilmen, durch den Transfer auf 35mm durchaus einen ganz eigenen Reiz gewinnt), und CAVE OF FORGOTTEN DREAMS ist mir von den gesehenen neuen Digital-3D-Filmen neben THE HOLE und CORALINE bislang der liebste, auch wegen seines unbekümmerten und eigensinnigen Umgangs mit 3D (und nicht nur damit).
Leider eher als digital fail zu erwähnen wäre TWENTY CIGARETTES. Dahingehend möchte ich eigentlich weder dogmatisch klingen noch anhand nur zweier Beispiele mir pauschale Rückschlüsse anmaßen, aber nach SHIRIN ist das nun für meinen Geschmack der zweite auffällige Fall eines „Portraitfilms“, bei dem eine jeweils auch technisch nur bedingt überzeugende, tendenziell kalte, leblose, sterile digitale Optik dann doch in recht herbem und unergiebigen Kontrast zur in den Gesichtern gesuchten Lebendigkeit steht. Es wäre vermutlich Blödsinn (und bestimmt auch schon von anderen Filmen widerlegt) zu sagen, dass Gesichterstudien nur auf Film funktionieren, aber das waren in den letzten Jahren zwei der zum Glück recht wenigen Fälle, wo ich mir statt Video echte Filmbilder – körnig, pulsierend, lebendig, rau – wirklich herbei gesehnt habe wie selten; es wäre m.E. beiden Filmen extrem zugute gekommen. Viel spannender wäre es wohl geworden, wenn Benning diese Idee noch vor seiner Abkehr von 16mm realisiert hätte, auch wenn das natürlich nun auch durchaus nicht der einzige Punkt ist, mit dem ich bei diesem Werk Probleme habe. Daher bin ich vermutlich auch abgesehen davon immer noch viel zu wohlwollend mit beiden Filmen, weil ich jeweils ihre Prämisse und auch einige ihrer konkreten Ansätze so unfassbar großartig finde, dass mich das doch so halbwegs über die Zwiespältigkeit (und im Grunde Enttäuschung) in der Umsetzung als Ganzes und eben auch in der Wahl der Mittel hinweg tröstet, und eben womöglich unverhältnismäßig stark hinweg tröstet. Aber das wird langsam eine recht absonderliche Abschweifung…

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Auch der Jury-Preis des Hofbauer-Kommandos für besondere Verdienste um den Erhalt von (durchaus sehr unterschiedlichen Formen im breitgefächerten Verständnis von) Sleaze wird erneut vergeben:

Der Goldene Sleaze-Bär im Wettstreit der Dokumentarfilme geht an:

THE BIG EDEN

Für u.a. einen duften Typ in Berlin, der nun auch im Alter noch immer als unbeirrbarer Playboy durch nicht nur den Boulevard-Blätterwald rauscht. Und natürlich für einen Dokumentarfilm, der das Faszinosum seines Lebenswandels durchaus zu fassen kriegt.

Der Goldene Sleaze-Bär im Wettstreit der Spielfilme geht an:

VIVA RIVA!

Für u.a. dufte Gangster-Typen im Kongo, die einen auf dicke Hose, in der es ständig juckt, machen – und dabei von immer wieder belobigend hervor zu hebenden, saftig-derben deutschen Untertiteln spritzig unterstützt werden. Gleichzeitig natürlich auch für einen Film, der auch als süffiger und teils ruppiger Genrefilm prächtig unterhält.

Vereinzelt fand das Hofbauer-Kommando auch in weiteren Filmen – wenn auch nicht in vergleichbarer Verdichtung – ungeheure Gefühle, muss jedoch gleichzeitig Versäumnisse hinsichtlich der eigentlich verpflichtenden Begutachtung weiterer Sleaze-relevanter Erzeugnisse wie DEVIL’S DOUBLE oder GANDU einräumen. Zum Ausgleich werden besondere Verdienste bei ersprießlichen älteren Filmen gewürdigt:

Der Ehren-Sleaze-Bär für diverse spritzige Anzüglichkeiten im Gesamtwerk geht an:

Minoru Shibuya

Die Sleaze-Veteranen-Belobigung für zwei nicht direkt zum offiziellen Programm zählende, zur Berlinalezeit in Berlin gesehene Filme geht an:

COMIN’ AT YA! 3D
DAS GEHEIMNIS DER TODESINSEL

Weil Ferdinando Baldi selbst noch bei vergleichsweise harmloser 3D-Unterhaltung in manchen Details immer wieder den perversen Lüstling kaum unterdrücken kann, und weil die TODESINSEL eine herrliche Entdeckung mit der Handschrift Ernst Ritter von Theumers war, der möglicherweise auch hinter der offenbar unaufgelösten Regisseurs-Identität/Pseudonym „Mel Welles“ steckt.

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Sichtungsliste (diesmal, da einfach vom Katalog übernommen, ausnahmsweise mit internationalem & originalem Titel sowie Land und Produktionsjahr)

Neue Filme:

Anmerkung: Eigentlich wäre ein Sonderpreis für THE TERRORISTS und THE RESIDENTS quasi als „true spirit of the has-been-Forum“ angebracht, denn solche politisch relevanten und/oder ästhetisch aufregenden Filme sind es eigentlich, die man im Forum zumindest einst hätte erwarten dürfen (während es nunmehr von Festival-Konfektionsware und Halbgarem durchsetzt ist). Heute sind sie dagegen die Ausnahme, wurden beide nur mit drei statt den sonst üblichen vier bis fünf Aufführungen angesetzt, und von den Zuschauern reihenweise vorzeitig verlassen – das sagt schon sehr viel darüber aus, was man mittlerweile im Forum erwarten darf und mit welcher Haltung die Leute offenbar in solche Filme gehen.

10 Favoriten, die für manches entschädigten:

Poo kor karn rai / The Terrorists (Thunska Pansittivorakul – Thailand, D 2011)
Os residentes / The Residents (Tiago Mata Machado – Brasilien 2010)
Vampire (Shunji Iwai – USA, Kanada 2011)
Brownian Movement (Nanouk Leopold – Niederlande, Deutschland, Belgien 2010)
The Host and the Cloud (Pierre Huyghe – Frankreich 2010)
Cave of Forgotten Dreams 3D (Werner Herzog – USA, Frankreich 2010)
A torinói ló / The Turin Horse (Béla Tarr – Ungarn, F, D, Schweiz, USA 2010)
Sleepless Nights Stories (Jonas Mekas – USA 2011)
Viva Riva! (Djo Tunda Wa Munga – D.R. Kongo, Frankreich, Belgien 2010)
Schlafkrankheit (Ulrich Köhler – Deutschland, Frankreich, Niederlande 2011)

Bemerkenswert:

Territoire perdu / Lost Land (Pierre-Yves Vandeweerd – F, Belgien 2011)
Cet Homme (Markus Ruff – Deutschland 2010)
Heaven’s Story (Zeze Takahisa – Japan 2010)
Eine Serie von Gedanken (Heinz Emigholz – Deutschland 2011)
The Big Eden (Peter Dörfler – Deutschland 2011)
Twenty Cigarettes (James Benning – USA 2011)

Gelungen:

Frit fald / Rebounce (Heidi Maria Faisst – Dänemark 2011)
Day Is Done (Thomas Imbach – Schweiz 2011)
Hi-So (Aditya Assarat – Thailand 2010)
Amnistia / Amnesty (Bujar Alimani – Albanien, Griechenland, Frankreich 2011)

Okay:

Swans (Hugo Vieira da Silva – Deutschland, Portugal 2011)
Jess + Moss (Clay Jeter – USA 2011)
Dirty Eyes (Lawrence Weiner – USA 2010)

Mäßig:

Der Preis (Elke Hauck – Deutschland 2011)
De Engel van Doel / An Angel in Doel (Tom Fassaert – Niederlande, Belgien 2011)

Schwach:

Man chu / Late Autumn (Kim Tae-Yong – Republik Korea, HK, China, USA 2010)
Majki / Mothers (Milcho Manchevski – Mazedonien, Frankreich, Bulgarien 2010)
Kampf der Königinnen (Nicolas Steiner – Deutschland, Schweiz 2011)
Halaw / Ways of the Sea (Sheron Dayoc – Philippinen 2010)
Medianeras (Gustavo Taretto – Argentinien, Deutschland, Spanien 2011)

Mies:

The Forgiveness of Blood (Joshua Marston – USA, Albanien, Dänemark, I 2010)
Fjellet / The Mountain (Ole Giæver – Norwegen 2011)

Ältere Filme:

Shibuya-Special (sehr vage nach Wertschätzung geordnet):

Gendaijin / Modern People (Shibuya Minoru – Japan 1952)
Seigiha / Righteousness (Shibuya Minoru – Japan 1957)
Daikon to ninjin / The Radish and the Carrot (Shibuya Minoru – Japan 1964)
Yopparai tengoku / Drunkard’s Paradise (Shibuya Minoru – Japan 1962)
Akujo no kisetsu / The Days of Evil Women (Shibuya Minoru – Japan 1958)
Mozu / The Shrikes (Shibuya Minoru – Japan 1961)
Kojin kojitsu / A Good Man, a Good Day (Shibuya Minoru – Japan 1961)
Honjitsu kyushin / Doctor’s Day Off (Shibuya Minoru – Japan 1952)

Sonstige ältere Entdeckungen:

Himmel und Erde (Michael Pilz – Österreich 1979-1982)
Talaye sorkh / Crimson Gold (Jafar Panahi – Iran 2003)

Auch gesehen:

Die Flucht (Roland Gräf – DDR 1976/77)

Ernüchterung:

Hets / Frenzy / Die Hörige (Alf Sjöberg – Schweden 1944)

Der 3D-Spaßfilm schlechthin, weil er sich endlich mal zum auskostenden Gimmickexzess bekennt (während bei nicht wenigen anderen 3D-Filmen eine Tendenz zum Gimmick leider nur als Alibi fungiert und damit letztlich weder Fisch noch Fleisch ist, nämlich weder wirklich architektonisches 3D, noch völlig reueloses Spektakel):

Comin‘ at Ya! / Alles fliegt dir um die Ohren! (Ferdinando Baldi – I/E/USA 1981/2010)

Entdeckungen in Berliner Kinos abseits des Festivals (den Freunden des Schrägen Films sei Dank):

La isla de la muerte / Das Geheimnis der Todesinsel (Mel Welles, Ernst Ritter von Theumer – Spanien/BRD 1967)
Vampyres – Daughters of Darkness (José Ramón Larraz – GB 1975)

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, August 17th, 2011 in den Kategorien Aktuelles Kino, Ältere Texte, Andreas, Blog, Blogautoren, Festivals, Listen veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

5 Antworten zu “Später Vogel sammelt Wurmkadaver: Berlinale 2011”

  1. Sano Cestnik on August 27th, 2011 at 18:41

    Habe deinen Nachschlag mit Interesse gelesen, und deine Berlinale-Ausbeute scheint tatsächlich übermäßig gut zu sein: 10 Lieblingsfilme stehen 2 Rohrkrepierern gegenüber, und dann trotz Gegenwartsbetonung dennoch ordentlich Retro-Sachen geschaut. 🙂

    Am schönsten liest sich dabei für mich (mal wieder? – wäre zu überprüfen) der Materialfetischistenpreis-Beitrag analoger und digitaler Couleur. Da bin ich ja fast schon wieder verärgert darüber, dass ich Köhlers SCHLAFKRANKHEIT zwar doch noch endlich im Kino, aber digital nachholen werde.

    Was war denn beim Sjöberg so ernüchternd?. Hat bei HETS eigentlich Bergman (eine meiner jüngeren Entdeckungen 😉 ) das Drehbuch geschrieben, oder sind das falsche Erinnerungsverwebungen bei mir…

    Und die beiden Sleazebären müsste man sich ja glatt patentieren lassen. Hoffentlich findet ihr auch in Zukunft so fesche Recken!

    Danke übrigens für den Ferroni-Link, den ich mit Genuss und einigen herzhaften Lachern gelesen habe (sowei mit Verwunderung über Glickenhaus‘ zweite Karriere, von der ich bisher nichts ahnte), und gleich mal zu unserer „Leseecke“ hinzugefügt habe.

  2. Settembrini on August 28th, 2011 at 20:26

    Du erinnerst Dich schon ganz richtig, Sano, HETS ist eine Drehbucharbeit von Bergman. Der mir nebenbei bemerkt erheblich besser als Andi gefallen hat, den Schluß habe ich zwar als nicht so richtig überzeugend in Erinnerung, aber ansonsten hatte der schon was, gerade der fiese Lehrer „Caligula“ ist eine recht interesante Figur. Fand ich zumindest…

  3. Sano Cestnik on September 3rd, 2011 at 06:41

    Mit Bergman werde ich – vor allem wohl dank eines großartigen Vortrags von Thomas Koebner, dem ich jüngst beiwohnen durfte – glaube ich, langsam warm. Und Alf Sjöberg interessiert mich schon seit eh und je. Daher bin ich auch sehr gespannt, was der Alte und der Junge zusammen so verbrochen haben. Bisher hätte ich um HETS ja wegen Bergman eher einen Bogen gemacht, und Andis negative Bewertung/Einordnung hätte ihm dann wohl an dieser Stelle auf unabsehbare Zeit den Todesstoß versetzt… Aber wie gesagt taste ich mich zur Zeit langsam an ein persönliches Verständnis für den großen Schweden heran.Zuletzt PERSONA gesehen, und für großartig befunden. 🙂 Vor allem die mich früher doch sehr abstoßende Frauenfeindlichkeit in seinen Filmen lässt sie inzwischen eher (noch) reizvoller erscheinen, nachdem ich Bergmans Frauenproblem einfach als persönliche Macke akzeptiert habe, und dieser Aspekt ja vor allem einen guten Schuß Exploitation in seine Filme hineinträgt (was auch grundsätzlich nicht schaden kann, um sie für mich auf ein höheres Diskursniveau zu hieven).

    Jetzt muss ich vermutlich nur noch Verständnis für Bergmans Ringen mit der christlichen Gottesvorstellung entwickeln, und der Weg zum Bergman-Groupie wird sich mir offenbaren. 😉

  4. Christoph on September 3rd, 2011 at 07:06

    Hoffentlich nicht. Du würdest sonst einen *der* ET-Mythen schlechthin zerstören, vom Bergman, der „die Frauen nicht verstanden“ hat!
    Dass ich dir da einmal zustimmen würde, hätte ich bis zu SCHREIE UND FLÜSTERN auch nie gedacht.
    Aber jetzt folgst du doch noch dem Ruf des durchstoßenden Verständnisses auf die andere Seite des Hades, wo Frauen erst im Leid und in der Sexualneurose zu sich kommen!

  5. Sano Cestnik on September 6th, 2011 at 13:01

    Der ET-Mythos kann ja trotzdem bestehen bleiben: Habe dazu schließlich meine Meinung nicht geändert. 😉 Das ist jetzt aber nur der natürliche umgekehrte Weg der Dinge: Nachdem Bergman von einem deiner verehrten Lieblingsregisseure zu einer Hassfigur mutiert ist, wandelt er sich bei mir gerade von einem verachteten Filmemacher zum persönlichen Favoriten. 🙂

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