Japanischer Sexfilmregisseur verstorben

So oder so ähnlich könnten die vielen Nachrufe, über die ich seit Mittwoch stolpere, auch lauten. Im Bösen wie im Guten. Denn die Tatsache, dass Wakamatsu bis vor kurzem noch hauptsächlich als Sexfilmer verschrien war, ist eigentlich sehr schön. Genau das war er nämlich. Wie auch der überwiegende Teil der japanischen Filmemacher über fast zwei Jahrzehnte. Von Mitte der 60er bis in die 80er hinein dominierte in der japanischen Filmindustrie der sogenannte „pinke Film“ mit all seinen Abwandlungen und Verformungen. Die Regeln waren in diesen anfangs unabhängig produzierten, dann aber auch von den Studios im jährlich dreistelligen Ziffernbereich wie am Fließband entstehenden Filmen recht einfach: Solange etwa alle 10 Minuten eine Sexszene (oder was man früher dafür hielt) vorkam, war der Rest egal. Das Gleiche gilt im Grunde noch heute. Auch wenn der japanische Sexfilm mit dem Aufkommen des Videomarktes seine prominente Position allmählich verlor. Weiterlesen…

Filmvorschau #4

Ginga-tetsudo no yoru
Gisaburo Sugii  Japan  1985

Filmvorschau #3

Manos: The Hands of Fate
Harold P. Warren  USA  1966

Manos: The Hands of Fate (Clip #1) from Manos in HD on Vimeo.

100 Deutsche Lieblingsfilme #43: Die Katze (1988)

Es gibt ein deutsches Kino vor Die Katze und nach Die Katze. Die Filmgeschichte ist voller solcher Werke. Zäsuren, Unikate, Momente in denen der Film eine Neugeburt erfährt, indem jemand mit ihm etwas macht, was so noch nicht da gewesen ist. Dazu braucht es gar nicht viel. Was es aber auf jeden Fall braucht ist einen Regisseur, der weiß was er will und sich auch etwas traut. Das ist dann wie ein gewagtes akrobatisches Kunststück, dieser eine Augenblick, in dem das Publikum die Luft anhält und sich fragt ob es tatsächlich gelingt. Danach orientieren sich alle daran, müssen es zwangsläufig, oder versuchen es zumindest – eine Weile lang. Wenn es weiteren Personen glückt, normalisiert sich wieder alles, und der Alltag nimmt seinen Lauf. Vor dem Ereignis ist nach dem Ereignis, und Vieles was vorher wunderbar klang wird nachher selbstverständlich. Wem Die Katze während dem Ansehen ganz alltäglich erscheint, der hat etwas vergessen: Dass es keinen Fortschritt gibt, und die Illusion einer neuen Hürde die es nun zu bewältigen gilt, im Grunde immer noch und immer wieder die alte bleibt. In der Kunst ist nichts wiederholbar. Zeiten vergehen, Geschmäcker ändern sich, und das bemühte Etikett des „Zeitlosen“ ist ein Spiegelbild vergeblicher Hybris. Denn Kunstwerke sprechen ihre eigene Sprache. Dominik Grafs Die Katze ist so ein Film, ein Film bei dem man meint, es permanent raunen zu hören, ein Monument. Wenn zukünftige Generationen ihn betrachten werden, stehen sie vielleicht vor ihm, staunend wie Kubricks Affen vor dem Monolithen. Nur dass der Monolith in diesem Fall eigentlich Dominik Graf ist. Weiterlesen…

100 Deutsche Lieblingsfilme #42: Kennwort… Reiher (1964)

Ein Mann liegt auf einer Pritsche, entspannt, konzentriert, scheinbar in sich ruhend. Ein anderer spricht zu ihm. Der Andere bittet ihn, einen Brief zu überbringen, ihn mit sich zu tragen, und ihn abzuschicken. Es ist ihm dringend – es ist ihm wichtig. Die zwei Männer befinden sich in einem Gefangenenlager. Sie sind Kriegsgefangene. Einer von ihnen wird fliehen, der andere wird ihm seine Hoffnung mit auf den Weg geben. Und wir werden dem Mann und seinem Brief den Film über folgen.

Im Grunde ist es aber egal wer diese Männer sind, ist es egal wie sie heißen. Der Krieg anonymisiert die Menschen. Und Persönliches findet nur noch im Verborgenen statt. In der Öffentlichkeit herrscht die Identifizierung mit dem Kollektiv. Rudolf Jugerts Kennwort… Reiher ist ein Film, der den Krieg betrachtet, der ihn zu beschreiben versucht, in seiner Spezifik und in seiner Allgemeinheit. Den Krieg den wir erfunden haben. Die Methode, die Schule gemacht hat. Bei uns, in Europa, im 20. Jahrhundert. Einfach, direkt, klar, ohne die dichterischen Möglichkeiten des Kinos zu vernachlässigen, die scheinbar Nebensächliches ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu erheben imstande sind, aber auch ohne auf etwas zu bestehen, das der gewählten Wahrnehmung zuwiderlaufen würde. Er sucht nicht, sondern zeigt. Weiterlesen…

Filmvorschau #2

Boa sorte, meu amor
Daniel Aragão  Brasilien  2012

Filmvorschau #1

Call Her Savage
John Francis Dillon  USA  1932

Solange du lebst (1955)

Ein seltsamer Film. 1955 in Spanien und Deutschland gedreht, von der damals wohl in Wiesbaden angesiedelten Produktionsgesellschaft Eva-Film GmbH. Die Handlung des Films ist während des spanischen Bürgerkrieges (1936 – 1939) angesiedelt, doch wir schreiben bereits 1939. Marianne Koch spielt die Hauptrolle: Sie spielt Teresa, eine Franco-Anhängerin, vielleicht weil ihr Mann Franquist ist, doch den Kindern, den Müttern und den Vertriebenen hilft sie auf jeder Seite. Am Anfang gerät sie durch die Wirren des Krieges und ihre Opferbereitschaft in die Hände der Kommunisten, wo sie dennoch als Krankenpflegerin arbeiten darf, obwohl ihr Status (bzw. der ihres Mannes in der Armee) bekannt ist. Sie hat jedoch einen Grund dort zu bleiben: Einen abgestürzten Flieger der Wehrmacht hat sie entdeckt, durch einen Zufall, und scheinbar gegen ihren Willen verspricht sie ihm ihre Hilfe. Es ist zu diesem Zeitpunkt natürlich schon klar, zumindest für den Zuschauer: Hier entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Weiterlesen…

100 Jahre

Nachdem uns bereits mit dem letztes Jahr verstorbenen tschechischen Meister Otakar Vávra und dem Ende Mai von uns gegangenen Japaner Kaneto Shindô zwei begnadete Filmemacher im Alter von 100 Jahren verlassen haben, ist gestern leider auch Kurt Maetzig verstorben. 101 ist er geworden, ein Jahr älter als seine beiden Zeitgenossen, und es scheint, dass nach der großen Hundert auf jeden Filmschaffenden langsam aber sicher Gevatter Tod zu lauern beginnt. Zeitlebens umstritten und rückblickend leider allzu oft immer noch pauschal als Propagandafilmer der DDR abgetan, hat Maetzig neben seinen (inzwischen) auch in der Bundesrepublik anerkannten Werken wie Ehe im Schatten (1947), Der schweigende Stern (1960) oder Das Kaninchen bin ich (1965, siehe auch meine Besprechung in der Reihe 100 deutsche Lieblingsfilme), zahlreiche andere Werke geschaffen, die es Wert wären von einer neuen Generation wiederentdeckt zu werden. Nachdem er seine Regiekarriere 1976 mit dem Spielfilm Mann gegen Mann leider schon frühzeitig beendete, blieb er dennoch weiterhin filmpolitisch aktiv. Sein über die Regiearbeit weit hinausreichendes Engagement innerhalb der Filmkunst, war etwas, das ihn im Grunde seit seiner Kindheit begleiten und vermutlich stärker als seine gemeinhin fokussierten Spielfilmarbeiten prägen sollte. Hier sieht man ihn in einem kurzen Ausschnitt über die Auswirkungen der Sitzung des 11. Plenums der SED auf den Film in der DDR sinnieren: Weiterlesen…

100 Deutsche Lieblingsfilme # 39:
Etwas Besseres als den Tod (2011)

„Now you say you’re lonely“
„Now you say you’re sorry“
„Now you say you love me“

Ein Märchen, eine Parabel, ein Geschichte mit einer Moral, die versucht etwas auf den Punkt zu bringen. Nur, was ist die Moral, und was ist die Geschichte? In Christian Petzolds meisterlich traumwandlerischem Etwas besseres als den Tod, suchen die Hauptfiguren genau das. Nur, was ist es? Weiterlesen…