CRAZED FRUIT und dann? Auf den Spuren von Kô Nakahira…

CRAZED FRUIT, 1956

 

Die Geschichte Nakahiras, geboren am 3. Januar 1926 in Tokio, ist vor allem die Geschichte EINES Films: CRAZED FRUIT (Kurutta kajitsu) von 1956. Zumindest ist dies der Eindruck, den man gewinnen könnte, wenn man sich intuitiv auf die Suche nach dem Namen Nakahira in unterschiedlichen filmhistorischen Darstellungen macht, immer wieder auf diesen Film verwiesen wird, der als epochaler Meilenstein gilt, als einer der wichtigsten Filme der 1950er Jahre, der das japanische Nachkriegskino wie kaum ein anderer mit seinem wilden Ungestüm umkrempelte und nahezu im Alleingang die japanische „Neue Welle“ in Gang gesetzt zu haben scheint. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, Nakahira hätte nach dieser imposanten Großtat den Regisseursberuf an den Nagel gehängt und sich in den frühzeitigen Ruhestand verabschiedet. Doch was kam wirklich danach? Eine kleine (unvermeidlich ebenso unvollständige wie kursorische) Spurensuche anlässlich der bevorstehenden Retrospektive bei der diesjährigen Ausgabe der NIPPON CONNECTION in Frankfurt… Weiterlesen…

Zitat(e) der Woche

WHAT IS DIGITAL CINEMA?

We can finally answer the question „what is digital cinema?“ Digital cinema is a particular case of animation which uses live action footage as one of its many elements. […]

Manual construction and animation of images gave birth to cinema and slipped into the margins…only to re-appear as the foundation of digital cinema. The history of the moving image thus makes a full circle.

Born from animation, cinema pushed animation to its boundary, only to become one particular case of animation in the end.

Lev Manovich, 1995

Has cinema not just become another type of gaming in today’s gaming culture? And, to echo Manovich’s statement, was cinema after all not „born“ within the context of optical toys and arcade games?

Wanda Strauven, 2011

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Hinweise: Michael Snow (München) & Kô Nakahira (Frankfurt)

Bevor der Sommer richtig los legt und nicht zuletzt die Fußball-WM einmal mehr die Kinosäle leer fegt (anschließend werden sie Ende Juli beim 13. Hofbauer-Kongress hoffentlich wieder gut gefüllt – mehr Infos dazu bald hier und auf Facebook), gibt es diese und nächste Woche noch zwei unbedingt empfehlenswerte Cine-Veranstaltungen: Die UNDERDOX-Halbzeit im Münchner Filmmuseum widmet sich von Mittwoch 21.5. bis Samstag 24.5. an vier Abenden dem kanadischen Avantgarde-Filmemacher Michael Snow, der auch persönlich anwesend sein wird. Zu sehen sind sechs zentrale Arbeiten seines Schaffens, die (mit Ausnahme der Videoarbeit *Corpus Callosum) allesamt in den ursprünglichen 16mm-Filmkopien präsentiert werden. Eine seltene Gelegenheit, das Werk von Snow im Kino zu erleben, das in seiner radikalen Durchmessung von Bildern und Räumen wohl wie kaum ein anderes erst dort wirklich erfahrbar ist. Eine Woche später präsentiert die Retrospektive der NIPPON CONNECTION im Frankfurter Filmmuseum von Freitag 30.5. bis Sonntag 1.6. kompakt in drei Tagen unter dem Titel The Wild Child Of The Sixties eine Auswahl aus dem Werk des hierzulande fast gänzlich unbekannten japanischen Regisseurs Kō Nakahira. Zu sehen sind neun Werke aus den 1950er und 60er Jahren, allesamt in 35mm und in OmeU – höchstwahrscheinlich in neu gezogenen Kopien aus Japan, einem der wenigen verbliebenen Länder, wo der leider längst verzerrend von den Marketing-Abteilungen okkupierte Begriff „Restaurierung“ noch beim Wort genommen wird und man sich nicht zu schade ist, die Filme auch wirklich im ursprünglichen Format und Medium wiederherzustellen (während dieser Tage aus Cannes von der hochgradig überflüssigen Classics-Sektion, die dort längst eine ernstzunehmende Retrospektive ersetzt hat, die triste Meldung zu vernehmen ist: „For the first time no 35mm print will be screened at Cannes Classics with regret for some or with celebration for others“).

Aus den Veranstaltungsankündigungen: Weiterlesen…

Die Filmkritik meint es gut mit dem Kino

 

Eigentlich sollte das nur eine Einleitung werden. Aber einen Artikel zu schreiben über ein Magazin, in dem man schreibt, und das in dem Magazin zu tun, über das man schreibt, das ist gerade genau das Richtige. Es soll hier auch ein wenig um Filmkritik insgesamt gehen, genauer gesagt um den aktuellen Stand der Filmkritik – in Deutschland und anderswo. Um über diese nachzudenken, haben wir uns als Vorstand des deutschen Kritikerverbands bei den Kurzfilmtagen von Oberhausen zusammengesetzt und beschlossen, ein ärgerliches Papier zu schreiben. Ärgerlich ist unser Papier deshalb für einige Menschen, weil es große Teile der deutschen Kinolandschaft über einen Kamm schert. Viele Filme, die dort gezeigt werden, tut es als profan ab, auch als unambitioniert, auf Gefälligkeit ausgerichtet. Das trifft nicht immer zu. Wir schrieben, das Kino arrangiert sich mit dem Markt und die Kritik mit dem Kino. Das wiederum trifft oft zu. Neben diversen Nörgeleien haben wir darin eine Woche der Filmkritik in Berlin ausgerufen. Eine solche Woche besteht bei den großen europäischen Festivals seit geraumer Zeit. Die Sinnhaftigkeit eines Programms, das Dialog, Kritik und Unabhängigkeit ins Zentrum setzt, ist nicht abzustreiten. Das Konzept, das wir dort umsetzen, hoffen wir auch wieder vermehrt in Kinos anzutreffen. Das steht aber alles auch nochmal weiter unten.

Eskalierende Träume, das ist neben Little White Lies der schönste Titel für eine regelmäßige Filmpublikation, der mir bisher begegnet ist. Ein Titel, der inspiriert ist von Menschen, deren Wissen und Feinfühligkeit für das Kino, selbst nach Maßstäben der Filmkritik, in der Tat eskaliert sind – anders lässt sich die Vielfalt nicht mehr beschreiben. Man schaut manchmal 80 Filme im Monat. Kollege Thomas Groh spricht vom essenziellsten Fachblog für deutsche Nischen-Filmgeschichte, auch das möchte man nicht anzweifeln, wenn man sich hier umsieht. Und das sollte man unbedingt, wenn man sich für das Kino interessiert. Insbesondere aber ist Eskalierende Träume ein Beispiel für unabhängiges Schreiben, das sich einer Marktlogik eben nicht unterwirft. In der Tat ist es manchmal äußert schwierig, viele der hier besprochenen Filme überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Also zeigten sie einige der Macher dieses Magazins irgendwann einfach selber – und zwar nicht einmal jedem. Um davon zu erfahren, war Interesse nötig, und wer es hatte, bemerkte dann auch, was auf Anweisung des Hofbauer-Kommandos regelmäßig in Nürnberg vor sich ging. Von einer ursprünglich privaten Veranstaltung im kleinen Kreis haben sich die Hofbauer-Kongresse unter Cinephilen zu einem geflügelten Wort entwickelt und sind nun weiteren Kreisen zugänglich. Kürzlich organisierten zwei der Eskalierenden Träumer auch erstmals das Terza Visione Filmfestival und somit eine weitere Veranstaltung, die explizit auf unterrepräsentiertes Kino ausgerichtet ist. Weiterlesen…

¡Marker Sí!

LA BATAILLE DES DIX MILLIONS

 

Nach unserer schamlosen „PR-Aktion“ für die diesjährige Ausgabe der Filminstitution goEast hier nun – der ausgleichenden Gerechtigkeit wegen – ein kurzer Hinweis auf die aktuelle, (nur im Umfang) vergleichsweise bescheidene „Filmkunstintervention“ des berüchtigten Frankfurter Filmkollektivs, die diesmal (nach den höchstehrenwerten Huldigungen an den Untergrund-Veteranen Wilhelm Hein und den Filmpoeten Karpo Godina) einem nicht wirklich unbekannten oder missachteten, nichtsdestotrotz kaum gesehenen Filmemacher gewidmet ist: dem letztes Jahr nun vollends aus dieser Welt entschwundenen Christian François Bouche-Villeneuve, besser bekannt unter seinem Pseudonym Chris Marker. Weiterlesen…

Filmvorschau #30

Fieras sin jaula
Juan Logar  Spanien/Italien  1971