14. Hofbauer-Kongress, Aufriss #6

Schleppzug

Schon lange hegte das Hofbauer-Kommando den Wunsch, bei seinen unermüdlichen Bohrungen nach dem öligen Gold des filmgewordenen Begehrens auch einmal in die Gefilde des frühen deutschen Tonfilms vorzustoßen, der – was wir in Zukunft noch öfter zu demonstrieren gedenken – stets über eine „ganz eigene Grundschmierigkeit“ (Sano) verfügt, die nur mühsam vom Mieder zeitgemäßer Anständigkeit zusammengepresst wurde und sich beim unterschwelligsten Anlass zur Frivolität aus ihrem letztlich doch nur lax geschnürten Korsett herauszublähen drohte. Ja, das deutsche Kino war vor und während des zweiten Weltkriegs äußerlich von so aggressivem sexuellen Selbstbewusstsin und innerlich so tiefenschmierig wie danach ganze zwei Jahrzehnte lang nicht mehr. Zahlreiche spritzige Komödien um die Irrungen und Wirrungen der Liebe und das natürlich aufgrund lüstern schmunzelnder Ungeduld der Männchen und aufstachelnd scheinheiliger Hinhaltemanöver der Weibchen schwierige Miteinander der Geschlechter legen anschaulich Zeugnis dieses überaus delektablen Umstands ab. Am anderen Ende des ungeheuren Gefühlsspektrums florierte bereits gar ersprießlich das HK-kernrelevante und der zwischen Scham und Schaulust zerrissenen deutschen Seele intim nahestehende Genre des Sittenfilms in all seinen unterschiedlich seriösen und unseriösen Ausformungen. Weiterlesen…

14. Hofbauer-Kongress, Aufriss #5

Das Hofbauer-Kommando bereist die Welt

„Glamour, Glitter und Diamanten“ verspricht uns diesmal ausgerechnet der triste Überraschungsfilm und liefert damit einen willkommenen Kontrast zu den Heuschobern und Heidegräsern, zu denen uns der singende Roy Black im letzten tristen Überraschungsfilm entführte. Diesmal geht es hinaus in die weite Welt und zugleich doch wieder zurück zu den Wurzeln des TrÜF, wie wir ihn liebevoll-abkürzend zu nennen pflegen. Wir rechnen wie bei den ersten TrÜFfeln mit kräftigen Prisen von Kargheit, Tristesse und eigentümlicher Poesie, so sehr uns auch Glanz versprochen wird in diesem Film, der alles erzählen, alles zeigen möchte – von den Begierden und Sensationen, die sich im geheimnisvollen Dunkel des urbanen Treibens zur Geisterstunde vollziehen.

Statt in die heimatliche Heide nimmt er uns mit auf eine aufregende Reise rund um den Globus, zu Neon-leuchtenden Weltmetropolen und exotischen Vergnügungsstätten, wo verstohlene Kenner und schweigend-genießende Gentlemen ebenso verkehren wie schmuckfunkelnde Playgirls und trittbrettfahrende Bordsteinschwalben. Hinein nach Paris, Las Vegas, Haiti, Acapulco, New York, Tokyo, London und bis ins Zillertal! Auf dieser Weltkarte eifrigen Devisenhandels entfaltet sich eine filmische Arena, in der sich kosmopolitisches Weltenbummlertum und der heitere Humor regionaler Mundarten begegnen! Oder wie das Leben so spielt, wenn der Mann von Welt auf die Frau von der Hintertreppe trifft… Weiterlesen…

14. Hofbauer-Kongress, Aufriss #4

Den „Ernst Lubitsch des deutschen Sexfilms“ nannte Christoph vor vier Jahren enthusiasmiert Eberhard Schröder im Anschluss an eine interne Sichtung seines ersten Kinofilms MADAME UND IHRE NICHTE (1969). Es war ein glühender Sommernachmittag, der die Luft im KommKino-Saal bis zur Schnittfestigkeit erhitzt hatte, die Filmkopie war ausgetrocknet und ausgetrübt, doch die verschwitzte Ver- und Bewunderung groß. Nach Legionen stählerner Alpenlustspiele und mottenzerfressener Kopulationsklamotten, die das Hofbauer-Kommando in seiner jungen Geschichte bereits tapfer zu Forschungszwecken durchlitten hatte, breitete sie sich urplötzlich vor unseren von zarter Liebe verklärten Augen aus: die erwachsene, leichtfüßige und sophisticatete deutsche Erotikkomödie, an deren Existenz wir bereits gezweifelt hatten – der Film, der, zusammen mit den Langfilmen des großen Marran Gosov, bereits Ende der 60er Jahre demonstriert hatte, wie man es vielleicht richtig machen könnte und dessen Beispiel leider niemand folgen wollte – zu verlockend niedrig lagen die Hürden, in allzu naher Sichtweite das nächstmögliche Ziel, die allzu oft – wenngleich nicht immer! – Geist und Körper schändende Humortortur des vorgeblich erotischen, doch faktisch zumeist lustfeindlichen teutonischen Heimat-Schwanks, dessen weiterführende Tiefenerkundung wir bis auf einige Ausnahmen gerne einer neu gegründeten Vereinigung namens STUC, dem „stählernen Filmclub“ überlassen. Weiterlesen…

14. Hofbauer-Kongress, Aufriss #2

Des Mannes Niedertracht war im HK-Kosmos schon immer besonders bestürzend, wenn er sich an der Seite einer scheidungs- und/oder vereinigungsunwilligen Gemahlin auf dem kalten Lattenrost des Ehebettes wiederfand, bestrebt, sich um jeden Preis aus dem ehelichen Verzicht heraus- und in erbschaftliche Annehmlichkeiten hineinzuwinden. Im vorliegenden, frühen Sündenfall des kanadischen Kinos, zu deutsch IM FIEBER DER LUST (Rudi Dorn, 1967) hat sich ein blaubärtiger Intrigant für eine aufsehenerregende, alternative Methode des Ehefrauen-Dumpings entschieden: Auftragsmord durch Hypnose! Weiterlesen…

14. Hofbauer-Kongress, Aufriss #1

Kleiner Mann, was nun?

Ein tollpatschiger Milchmann zieht aus, um die Welt den Genuss frischer Milch aus traditioneller Familienproduktion zu lehren. Denn bedrängt von der Konkurrenz, die immer nassforscher die eigene Milch ins fremde Revier spritzt, gilt es den bedrohten Verwandten zur Seite zu stehen, damit bald wieder das weiße Gold aus der richtigen Quelle die durstigen Kehlen der Kunden hinab rinnt. Eine Herausforderung, vor der andere in trüber Ratlosigkeit kapitulieren würden, wird von unserem rundlichen, unbekümmerten Milchverteiler voller Energie und Enthusiasmus angenommen. Ob jung oder alt, dick oder dünn, Mädchen oder Junge, Dame oder Herr – unser eifrig-stoischer Milchhandelsreisender macht keine Unterschiede, denn er ist stets im Dienst und zur Stelle, um jeden Willigen mit den erquickenden Ergüssen praller Kuheuter zu beliefern. Bei so viel Tatendrang fliegt unserem Helden freilich bald auch das ein oder andere reizende Exemplar des anderen Geschlechts in die Arme, wovon er sich in seinem höheren Auftrag indes nicht beirren lässt und stets gern verzichtet – sollen ruhig andere sich den leichten Vergnügungen hingeben, während er sich ganz seiner Milch verpflichtet fühlt. Weiterlesen…

14. Hofbauer-Kongress tagt Anfang Januar 2015!

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Der 1. Sondergipfel in Frankfurt ging erst vor wenigen Tagen zu Ende, da kündigt sich bereits das nächste Stelldichein zur wonnevollen Begutachtung von allerlei filmischem Schmier, Trunst, Nuditäten, Poesie und Schlumor an: Gleich am ersten Wochenende des neuen Jahres findet vom Abend des 2. Januar bis in die Morgenstunden des 6. Januar diesmal wieder in der gewohnten fränkischen Heimat der 14. außerordentliche Filmkongress des Hofbauer-Kommandos statt! Doch auch an den rastlosen Kommandanten geht die zuletzt etwas hohe Veranstaltungsdichte nicht spurlos vorbei, weshalb bereits darauf hingewiesen wird, dass nach dem 14. Kongress eine längere schöpferische Pause ansteht. Mit anderen Worten: Einen weiteren Kongress wird es 2015 voraussichtlich nicht geben, oder zumindest frühestens in der Wintersaison gegen Ende des Jahres. Ein Grund mehr, sich die kommende Januar-Ausgabe in Nürnberg nicht entgehen zu lassen!

In Frankfurt werden die Nächte heiß!

Sondergipfel

Wird der Hofbauer-Kongress zum Exportschlager? Nach 13 außerordentlichen Filmkongressen in Nürnberg freuen wir uns sehr über die Einladung des Filmkollektivs Frankfurt – und werden beim 1. auswärtigen Sondergipfel im November an drei Abenden und Nächten sowohl einige der zentralen Kongress-Entdeckungen der Vergangenheit als auch neue Ausgrabungen präsentieren. Weitere Informationen demnächst!

13. Hofbauer-Kongress: Übersicht

Während das Hofbauer-Kommando bereits aufgeteilt in Bologna und in München weilt, hier noch schnell zwischen Tür und Angel eine Übersicht des Programms und der Ankündigungstexte zum 13. Hofbauer-Kongress (außer am Samstag finden die Vorstellungen im Filmhaus/Kommkino Nürnberg statt, am Wochenende gibt es außerdem weitere nächtliche Überraschungsfilme): Weiterlesen…

13. Hofbauer-Kongress, Aufriss #13

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Glückszahl oder Unglückszahl – das ist immer wieder die Frage bei der Dreizehn. Beim 11. Kongress schien es Glück zu bringen, Katja Bienert ausgerechnet an einem Freitag, den 13. einzuladen, wo einer ihrer schönsten Filme endlich auf das richtige Publikum traf, nachdem er zuvor bei anderer Gelegenheit eher verschmäht worden war. Der 13. Kongress wiederum schien in der Vorbereitung eher vom Pech verfolgt. Erst entpuppte sich bei einer bereits eingeplanten und zunächst fast ungespielt aussehenden Kopie der letzte Akt als irreparabel verschimmelt und musste entsorgt werden, dann fielen kurz vor Programmfinalisierung plötzlich zwei weitere eigentlich schon zusagte Filme nach ärgerlicher Hinhaltetaktik der Produktionsfirma in letzter Minute aus und mussten ersetzt werden. Darunter ironischerweise auch jener Film, dessen Plakatmotiv die Grundlage für das Ankündigungsmotiv des 13. Kongresses bildete – zwar hätten wir auf eine Reduktionskopie ausweichen können, verzichteten aber nicht zuletzt aufgrund in diesem Fall zu befürchtender Tonprobleme darauf und entschieden uns, lieber offensiv damit umzugehen: Dann fehlt gerade der Titelmotivfilm eben einfach! Was soll’s, der Kongress wird nichtsdestotrotz umso fulminanter!

Denn an reizvollen Alternativen in der Programmgestaltung mangelt es uns natürlich nicht, und so war nach kurzer Rücksprache mit einem verlässlichen Archiv schnell attraktiver Ersatz gefunden. Weiterlesen…

13. Hofbauer-Kongress, Aufriss #12


Einen Film, der „die Tür zu den verbotenen Leidenschaften und verborgenen Wünschen öffnet“, werde man sehen, das versprach dem frisch sensualisierten deutschen Kinopublikum des Jahres 1968 die Verleihwerbung der „Neue Fortuna Film Holger Nocke“.
Wie Kenner des Werks von Erotik-Pionier Joseph W. Sarno (1921 – 2010) bestätigen werden, eine nicht einmal unpassende, sondern beinahe kongeniale Tagline. Ungeheure Gefühle, erzwungenermaßen heimlich hinter Hosenställen und Miederwaren köchelnd, die sich irgendwann unweigerlich und gegen alle gesellschaftlich bedingten Hemmungen und Bedenken ihren Weg an die erogene Oberfläche stoßen, waren stets Sarnos großes Thema, dem er meist erstaunlich ehrlich unter Verzicht auf Kolportage und albernen Schnickschnack mit empathisch genießendem und stilbewusstem Kameraauge nachfühlte. Um nur einige der zahlreichen psychosexuellen Verhaltensforschungsarbeiten zu nennen, die Sarno in jenen Tagen fertigte: SIN IN THE SUBURBS (1964), NACKT FÜR EINE NACHT (1965), GRÜNE WITWEN – BILLIG ZU HABEN (1966), PORNOSPIELE MIT STOCK UND PEITSCHE (1967), VERDAMMT ZUR LUST (1967), MY BODY HUNGERS (1967), INGA – ICH HABE LUST (1967), KATJA – ALLE BRAUCHEN LIEBE (1968), MICH WILL JEDER (1968), ALL THE SINS OF SODOM (1968), DIE LIEBESORGEL (1968), PASSION IN HOT HOLLOWS (1969) oder natürlich auch der ewig gehandelte und dann doch nie gezeigte Kongress-Wunschfilm REITET DAS ROSAROTE PFERDCHEN (1967), den wir jedoch ganz bestimmt irgendwann auch noch vor euren liebesbedürftigen Augen ausbreiten werden. Weiterlesen…