14. Hofbauer-Kongress, Aufriss #1



Kleiner Mann, was nun?

Ein tollpatschiger Milchmann zieht aus, um die Welt den Genuss frischer Milch aus traditioneller Familienproduktion zu lehren. Denn bedrängt von der Konkurrenz, die immer nassforscher die eigene Milch ins fremde Revier spritzt, gilt es den bedrohten Verwandten zur Seite zu stehen, damit bald wieder das weiße Gold aus der richtigen Quelle die durstigen Kehlen der Kunden hinab rinnt. Eine Herausforderung, vor der andere in trüber Ratlosigkeit kapitulieren würden, wird von unserem rundlichen, unbekümmerten Milchverteiler voller Energie und Enthusiasmus angenommen. Ob jung oder alt, dick oder dünn, Mädchen oder Junge, Dame oder Herr – unser eifrig-stoischer Milchhandelsreisender macht keine Unterschiede, denn er ist stets im Dienst und zur Stelle, um jeden Willigen mit den erquickenden Ergüssen praller Kuheuter zu beliefern. Bei so viel Tatendrang fliegt unserem Helden freilich bald auch das ein oder andere reizende Exemplar des anderen Geschlechts in die Arme, wovon er sich in seinem höheren Auftrag indes nicht beirren lässt und stets gern verzichtet – sollen ruhig andere sich den leichten Vergnügungen hingeben, während er sich ganz seiner Milch verpflichtet fühlt.

Sein Gastgeber in der großen Stadt, ein Student mit literarischen Ambitionen, hängt wiederum ganz anderen Träumen nach, in denen sinnenfreudige Lüste durchaus eine taktangebende Rolle spielen. MILKMAN FRANKIE hingegen trägt seine Milch angesichts der florierenden Nachfrage bald am ganzen Körper in umgeschnallten Flaschen, um den Bestellungen überhaupt noch nachkommen zu können. Bei so viel Übereifer gerät unser nimmermüder Held jedoch auch bald in manch absurde Situation, die seinen provinziellen Erfahrungsschatz zu übersteigen droht und ihm kreative Lösungen abverlangt, so dass sich immer häufiger ein verzagter bis überforderter Gesichtsausdruck des gutmütigen Burschen bemächtigt. Doch wer so sehr von der Mission beseelt ist, das Labsal der Milch unter die Menschen zu bringen und daran ein großes Wohlgefallen zu finden, den wirft so schnell nichts aus der Bahn…

„Der Erfolg von CRAZED FRUIT ermöglichte Nakahira, sein Repertoire zu erweitern. Noch 1956 entstand diese umwerfende Slapstickkomödie, die ganz auf den gutartigen Charme des Hauptdarstellers Frankie Sakai zugeschnitten ist. Aber auch in filmischer Hinsicht gehört MILKMAN FRANKIE zu den schönsten Arbeiten des Regisseurs. So wird zum Beispiel eine Musicalnummer von einem Pfeil unterbrochen, der von einem benachbarten Westernfilmset in die Handlung hineingeschossen wird, und die erotomanen Tagträume Kintarôs erklimmen gelegentlich fast surrealistische Höhen.“ (Lukas Foerster)

Im Rahmen des 14. Hofbauer-Kongresses ergießt sich MILKMAN FRANKIE in einer neuen 35mm-Kopie in japanischer Originalfassung mit englischen Untertiteln voraussichtlich am Sa. 3.1. um 18 Uhr über die Leinwand im Uferpalast Fürth. Ortsansässige und Vorab-Anreisewillige seien außerdem darauf hingewiesen, dass es bereits am Vorabend des Kongresses (am Do. 1.1.) gleich drei sehr seltene Nakahira-Filme in gleicher Form in Franken zu sehen gibt: Um 17 Uhr verführt TEMPTATION im Uferpalast Fürth, ab 19:15 Uhr folgen im Filmhaus Nürnberg A SECRET RENDEZVOUS und später FLORA ON THE SAND.

Dieser Beitrag wurde am Samstag, November 29th, 2014 in den Kategorien Blog, Das Hofbauer-Kommando, Festivals veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

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