Filmvorschau #14

Wong gok ka moon
Kar-wai Wong Hongkong 1988

Filmvorschau #13

Chung Hing sam lam
Kar-wai Wong Hongkong 1994

Filmvorschau #12

Bestialità
Virgilio Mattei Italien 1976

100 Deutsche Lieblingsfilme #46: Haut für Haut (1961)

“I’m innocent
But the weight of the world is on my shoulders
I’m innocent
But the battles started are far from over“  (The Offspring)

Am Anfang: Ein Zug fährt durch eine karge Landschaft, auf ihm bewaffnete Soldaten, sie sind kampfbereit, auf dem Weg, vielleicht an die Front. Der Zug fährt in einen Tunnel, und in der nächsten Szene sind die Soldaten bereits besiegt, bezwungen, tot oder gefangengenommen. Die Kamera fängt scheinbar ikonische Momente ein, die Bilder wirken monumental, erinnern an Kompositionen aus der klassischen Historienmalerei.

Große Ereignisse glänzen jedoch durch ihre Abwesenheit. Wie zu Beginn, werden wir auch bis zum Ende nur das Davor oder Danach erleben, die Auswirkungen von Ereignissen, oder besser gesagt von den Ereignissen die allgemein als wichtig erachtet werden. Der Film ist voller Begegnungen, aber statt Gruppen, begegnen sich Individuen, nachdem der Starre Verbund von Schwarz und Weiß, von „Ihnen“ und „Uns“, sofort nach dem obigen Prolog zu zerfallen beginnt. Beschrieben wird ein Zerfallsprozess, ein Weg der Desillusionierung, das Abfallen aller erlernten Vorstellungen und Ideale, und der Verlust jeglichen Halts; auf Begegnungen folgen immer auch Abschiede und das Epos wird zum Kammerspiel. Konsequent daher das Ende, dass man so oder so interpretieren kann, positiv wie negativ. Für mich war es voller Hoffnungen, ein Anfang, endlich ein Neubeginn, nachdem alle Konventionen über Bord geworfen werden, obwohl sie auf der Oberfläche scheinbar gewahrt worden sind. Weiterlesen…

Filmvorschau #11

Unruhige Töchter
Hansjörg Amon BRD/Schweiz 1967

Auch für mich war dieser Film wie eine Erfüllung…
Ein Dialog zu I lunghi capelli della morte (1964)

SANO: Was mich bei der Sichtung von I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE zunächst am meisten erstaunt hat, war die Tatsache, dass ich bereits nach den ersten Klängen der Vorspannmusik vom Film eingenommen war, und ich bereits nach wenigen Bildern und Einstellungen wusste, dass das ein Lieblingsfilm von mir werden würde. Normalerweise dauert sowas ja ein bisschen, irgendwann im Laufe des Films merkt man wie gut er ist, wie sehr er einem wirklich gefällt. Hier war für mich am Anfang schon alles klar, alles gelaufen, egal was da noch kommen mochte.

CHRISTOPH: Ja, schon wenn die breite Frakturschrift im Vorspanntitel im schwarzweiß flackernden Fackellicht Schatten auf eine grobsteinerne Gewölbewand wirft, zu Carlo Rustichellis düsterem Melodram auf der Tonspur – das mich übrigens trotz seines charakteristisch europäischen Stils oft an klassische amerikanische Musiken wie zum Beispiel von Max Steiner erinnert hat – dann wählt der Film vom ersten Bild an sofort Bilder und Klänge von solcher Prägnanz und assoziativen Stärke, dass man sich dem kaum entziehen kann. Man befindet sich mit einem Schlag in der Kunst- bzw. Märchenwelt des Films, akzeptiert sie augenblicklich.

S: Das dies so intensiv wahrgenommen werden kann, liegt meiner Meinung nach daran, dass es für mich hier nicht um die Handlung, ihre Motivation, oder die Charakterisierung der Figuren geht. Was zählt, ist einzig und allein die Atmosphäre des Films. Und das wird von Anfang an deutlich gemacht.

C: Bezeichnend ist in dieser Hinsicht ja schon die Exposition. Nach einer Schrifttafel* die nichts weiter besagt als das im 15. Jahrhundert Grausamkeit und Aberglaube dunkle Schatten auf die Menschheit werfen, werden wir sofort mitten ins Geschehen geworfen und befinden uns ohne vorherige Einführung oder Erklärung mitten in dem Tumult um die Verbrennung der als Hexe veruteilten Mutter von Barbara Steeles Charakter. Mehr Information brauchen wir nicht, bekommen wir nicht: Finsteres Mittelalter, Aberglaube – das muss reichen. Darin unterscheidet sich der Film auch von Mario Bavas getragenerem, dramaturgisch klassischerem DIE STUNDE, WENN DRACULA KOMMT, an dessen Erfolg sich Margheritis Film sicherlich hängen sollte, von dem er sich aber, abgesehen von einigen Plot-Elementen und Barbara Steele, in jeder Hinsicht unterscheidet. Weiterlesen…

Filmvorschau #10

Harlis
Robert van Ackeren BRD 1972

Smut is good and healthy!

Ein schönes Zitat der Woche aus dem Kurzkommentar eines IMDb-Users zu THE FABULOUS BASTARD FROM CHICAGO (hierzulande ORGIE DER GESETZLOSEN, 1969): “Highly enjoyable, from an age when smut was good and healthy.”

Das hätte dem Katholischen Filmdienst der Nachkriegsdekaden (dessen Agenda-getriebene, freudlos-kunstfeindliche Fadenscheinigkeit Uwe Nettelbeck bereits 1966 anschaulich auseinander genommen hat) gar nicht geschmeckt. Als gegen den Strich gelesene Empfehlungsschreiben sind dessen berüchtigte, regelmäßig von hochgespielter moralischer Entrüstung durchsetzte Ein-Satz-Fazit-Abkanzelungen unliebsamer Werke immer wieder für einen Schmunzler und unglaubliche Fundstücke gut. Die Zeilen etwa zu FRANKENSTEINS TOCHTER (1958) argumentieren geradewegs mit einem juristischen Verstoß gegen den Zuschaueranspruch, wenn man sie beim Wort nimmt: „Ein Nachfahre des Gruselarztes verletzt mit Experimenten an einem lebenden und einem ermordeten Mädchen das Unterhaltungsrecht des Kinopublikums und den guten Geschmack.“

Den guten Geschmack zu verletzen und gesunden Schmutz zurück auf die Leinwand zu bringen, das ist hingegen das Ziel von „B-Film Basterds“, einem Retro-Festival für abseitige, gewagte, naive, wilde, schmierige, blutige, fröhliche, sonderbare und aus dem Rahmen fallende B-Movie- und Bahnhofskino-Freuden. Von 10. bis 12. Mai 2013 wird es im KommKino Nürnberg in Kooperation mit badmovies.de stattfinden und ganze zehn teils rare Werke aus den 50er bis 80er Jahren komplett in 35mm-DF-Projektion präsentieren. Viele Titel sind hier oder hier bereits bekannt gegeben worden, und als besonderer Höhepunkt wird auch der legendäre Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega aus Gelsenkirchen vorbei schauen und drei besonders seltene Schätze aus seiner normalerweise unzugänglichen Schatzkammer präsentieren – ganz seinem ebenso verheißungs- wie schmerzvollen Leitspruch „Was Sie bei uns verpassen, ist für Sie unwiederbringlich verloren“ entsprechend. Und abseits dieses kleinen, geballten Festivals gibt’s drum herum an jenem Wochenende zeitlich passend auch noch einige Filmperlen des japanischen Pulp-Extravaganza-Meisters Seijun Suzuki in (teils neuen) 35mm-OmeU-Filmkopien im Nachbarkino zu sehen. Wenn das nichts ist…