Viennale 2011: Empfehlungen, Vorfreude und Vermisstes





Nächste Woche beginnt die Viennale, ein guter Anlass also, schon einmal voraus zu blicken auf eines der reichhaltigsten und in schönster Weise eigensinnigsten europäischen Filmfestivals, das sich befreit von Wettbewerbszwängen eine außergewöhnlich stark an künstlerischen Gesichtspunkten orientierte Auswahl an Filmen leistet, die sich zu weiten Teilen aus den Aufstellungen der großen Wettbewerbsfestivals Rotterdam, Berlin, Cannes, Locarno und Venedig speist, zudem aber von eigenen Entdeckungen sowie der Pflege bevorzugter Filmemacher ergänzt wird. Ganz so ausführlich wie die diesjährige Filmfest-München-Vorschau soll das hier nicht werden und auch gar nicht so sehr auf einzelne Filme eingehen (dafür gibt es im Zweifelsfall genug Quellen, die zu recherchieren und kompilieren mir diesmal etwas zu ausufernd wäre), es ist eher ein -vergleichsweise- kurzer Vorab-Überblicksversuch in Listenform mit einigen sich daran anschließenden allgemeinen Worten. Und weil ich vor allem in Berlin und München eine ganze Handvoll der Viennale-Filme bereits gesehen habe, bietet es sich natürlich an, mit einigen von mir geschätzten, freilich aber mitunter nicht gerade jedermanns Geschmack treffenden Filmen anzufangen… (man verzeihe die etwas primitive, aber zeitsparende Sortierung der Filmtitel nach „Maschinen-Alphabet“ mit vorangestellten Artikeln)

Empfehlungen – 15 sehenswerte (teils exzellente) aktuelle Filme:

Aitá / Father (José Maria de Orbe)
Book chon bang hyang / The Day He Arrives (Hong Sang-Soo)
Eine Serie von Gedanken / A Series of Thoughts (Heinz Emigholz)
Führung (René Frölke)
Koi no tsumi / Guilty of Romance (Sion Sono)
Le Gamin au vélo / Der Junge auf dem Fahrrad (Jean-Pierre & Luc Dardenne)
Le Havre (Aki Kaurismäki)
Let Each One Go Where He May (Ben Russell)
Musan il-gy / The Journals of Musan (Park Jung-bum)
Os residentes / The Residents (Tiago Mata Machado)
Schlafkrankheit (Ulrich Köhler)
Slow Action (Ben Rivers)
Sonnensystem / Solar System (Thomas Heise)
The Big Eden (Peter Dörfler)
Unter Kontrolle (Volker Sattel)

Ganz besonders sei dabei Let Each One Go Where He May (Ben Russell) ans Herz gelegt, der von allen obigen Empfehlungen am dringlichsten nach einer Kinosichtung verlangt und vielleicht nach dem Festival in hiesigen Breitengraden nie wieder als 16mm-Kopie (die zumindest letztes Jahr noch wirklich wunderschön aussah) zu sehen sein wird. Auch wenn es verwunderlich ist, dass er jetzt nach zweijähriger Festivaltour plötzlich doch noch in Wien auftaucht und Russells jüngster, ergänzender Kurzfilm River Rites leider fehlt, ist es natürlich eine tolle Sache für alle, die ihn noch nicht kennen und sich für diese Art Kino interessieren. Über die oben Genannten hinaus kann man zumindest wegen der Filmausschnitte und ein paar Anekdoten auch auf Corman’s World: Exploits of a Hollywood Rebel (Alex Stapleton) einen Blick werfen, wenn sich nichts anderes anbietet, und den meines Erachtens zwar leicht überschätzten, aber dennoch sehenswerten Jodaeiye Nader az Simin / Nader und Simin – Eine Trennung (Asghar Farhadi) habe ich raus gelassen, weil er in Deutschland längst und Österreich auch kurz nach dem Festival seinen regulären Kinostart hat. Auffällig noch, dass von Guilty of Romance nur die Exportfassung läuft, die gegenüber der Cannes/München-Langfassung um rund eine halbe Stunde kürzer ist, was bei diesem lustvoll überbordenden Werk erst einmal skeptisch stimmt.
Apropos verspätetet Auftauchendes: Eine etwas befremdliche Erscheinung im Programm ist der selbst beim Fantasy Filmfest bereits letztes Jahr gelaufene und generell meist eher verrissene La casa muda / The Silent House (Gustavo Hernández), auch über Filme wie Habemus Papam (Nanni Moretti), Hesher (Spencer Susser), The Future (Miranda July), Margin Call (JC Chandor), die Miniserie Mildred Pierce (Todd Haynes), Submarine (Richard Ayoade) oder Melancholia (Lars von Trier), von denen die meisten ohnehin bald anlaufen (in Deutschland tun sie es teilweise bereits), bin ich persönlich nicht gerade begeistert, auch wenn als Mischkalkulation ihre Platzierung offensichtliche Gründe und Legitimationen hat. In der Summe gleicht sich sowas dann zumindest in Wien ohnehin schnell wieder aus, wenn man sich ansieht, was darüber hinaus eben alles angeboten wird. Nachfolgend nur eine kleine subjektive Auswahl:

Vorfreude – 25 Filme, auf die ich besonders gespannt bin:

3 Kreuze für einen Bestseller (Klaus Lemke)
Abrir puertas y ventanas / Back to Stay (Milagros Mumenthaler)
Alpis / Alps (Yorgos Lanthimos)
American Falls (Phil Solomon)
Bir zamanlar Anadolu’da / Once Upon a Time in Anatolia (Nuri Bilge Ceylan)
Color perro que huye / Color Runaway Dog (Andrés Duque)
Crazy Horse (Frederick Wiseman)
Cut (Amir Naderi)
Duo mingjin / Life Without Principle (Johnnie To)
É na terra não é na lua / It’s the Earth Not the Moon (Gonçalo Tocha)
Els noms de Crist / The Names of Christ (Albert Serra)
In film nist / This Is Not a Film (Jafar Panahi, Mojtaba Mirtahmasb)
L’Apollonide (Souvenirs de la maison close) / House of Tolerance (Bertrand Bonello)
La Folie Almayer / Almayer’s Folly (Chantal Akerman)
La vida útil / A Useful Life (Federico Veiroj)
Les Chants de Mandrin / Smugglers‘ Songs (Rabah Ameur-Zaïmeche)
L’estate di Giacomo / Summer of Giacomo (Alessandro Comodin)
Miss Bala (Gerardo Naranjo)
Nana (Valérie Massadian)
Siglo ng Pagluluwal / Century of Birthing (Lav Diaz)
Tao jie / A Simple Life (Ann Hu)
The Color Wheel (Alex Ross Perry)
The Pettifogger (Lewis Klahr)
Totem (Jessica Krummacher)
Two Years at Sea (Ben Rivers)

Und das nur mal ein Auszug, der sich bewusst eher auf außergewöhnliches versprechende Filme konzentriert, die gleichzeitig nicht so schnell wieder im Kino zu sehen sein werden (Filme mit fixem Kinostart daher ausgeklammert). Zudem stammen sie überwiegend aus dem Spielfilm- und Dokumentarfilm-Angebot, daneben reizen im Kurzfilmsegment etwa Werke von Robert Fenz, Linda Christanell, Siegfried A. Fruhauf, Jean-Marie Straub, Martin Arnold oder Norbert Pfaffenbichler, sowie die Retrospektive und einzelne ältere Filme im regulären Programm wie Gingakei von Adachi Masao oder The Tomb of Ligeia von Roger Corman. Dazu schöne Special-Programs etwa zu Lee Anne Schmitt, zum Kahn-Leiner-Kollektiv, über „Leuchtende Filmkader“ der Friedl-Kubelka-Schule und nicht zuletzt als wichtiges und tolles Genre-Gegengewicht das Soi-Cheang-Tribute (sehr schade allerdings, dass sein jüngstes Werk Motorway offenbar nicht rechtzeitig fertig wurde, um das Tribute krönend zu ergänzen). Und darüber hinaus wird es sicher unter den weniger bekannten Titeln die ein oder andere Überraschung geben. Um trotz dieser Fülle allerdings den Selbstanspruch der Viennale als verdichtender Ort für einen Überblicksversuch über das aktuelle Kino- und Festivalgeschehen (was alles in allem ja meist doch ziemlich fabelhaft gelingt, auch wenn größere Lücken und ein unterschiedliche Auffassungen im Detail natürlich unvermeidlich sind angesichts der nicht einmal näherungsweise zu überschauenden jährlichen weltweiten Filmproduktion) etwas zu kontrastieren, hier auch noch eine Liste mit Filmen, auf die ich vergeblich im Viennale-Programm gehofft hatte, weil man sie vor allem im Kino so schnell wohl nicht zu sehen bekommt…

Vermisstes – 25 Filme, die ich gerne im Programm gesehen hätte:

4:44 Last Day on Earth (Abel Ferrara)
Bellflower (Evan Glodell)
Beyond the Black Rainbow (Panos Cosmatos)
Buenas noches, España (Raya Martin)
Chatrak / Mushrooms (Vimukthi Jayasundra)
Damsels in Distress (Whit Stillman)
Die Herde des Herrn (Romuald Karmakar)
Himizu (Sion Sono)
Hors Satan (Bruno Dumont)
Imagens de uma cidade perdida (Jon Jost)
Into the Abyss (Werner Herzog)
Killer Joe (William Friedkin)
Kiseki / I Wish (Hirokazu Kore-eda)
Kotoko (Shinya Tsukamoto)
Mishen / Target (Alexander Zeldovich)
O Abismo prateado / The Silver Cliff (Karim Aïnouz)
River Rites (Ben Russell)
Seeking the Monkey King (Ken Jacobs)
Sibérie (Joana Preiss)
The Invader (Nicholas Provost)
The Return (Nathaniel Dorsky)
Tokyo Koen / Tokyo Park (Shinji Aoyama)
Un amour de jeunesse / Goodbye First Love (Mia Hansen-Løve)
Un été brulant / A Burning Hot Summer (Philippe Garrel)
Verano (José Luis Torres Leiva)

Auch das natürlich nur ein kleiner Auszug, der zwangsläufig eher an eigenen Erwartungen sowie Berichten anderer orientiert ist, und von daher allzu abseitiges ohnehin noch gar nicht berücksichtigt. Voraussichtlich bald regulär zu sehende Filme sind auch hier ausgeklammert. Ein wenig verwundert bin ich mit Blick auf diese Liste schon über das Fehlen einiger Viennale-more-or-less-Regulars wie Ferrara, Martin, Karmakar, Kore-eda, Jacobs oder Garrel. Ebenfalls wahnsinnig gerne gesehen hätte ich Serbuan maut / The Raid (Gareth Huw Evans) und O Barão / The Baron (Edgar Pêra), stellte aber nun beim Erstellen dieses Beitrages fest, dass sie offenbar erst kürzlich Ende September bereits beim Wiener Slash-Filmfestival liefen und damit wohl von vornherein nicht in Frage kamen. Die zuletzt noch verbliebene Hoffnung auf The Raid als Viennale-Überraschungsfilm (als solcher lief er beim Slash-Festival) dürfte damit auch dahin sein. Spaßeshalber wage ich unabhängig davon mal eine wild guess auf den Überraschungsfilm, den ich diesmal wohl besuchen werde, und tippe auf Dark Horse von Todd Solondz, vielleicht einfach nur, weil der Titel irgendwie genau dazu passen würde. Einer der oben genannte „Vermissten“ wäre mir zwar lieber, aber reichlich unwahrscheinlich. Hauptsache, es ist kein ohnehin kurz darauf anlaufender Semi-Blockbuster oder gar etwas bereits Gesehenes.

Vielleicht noch kurz zu ein paar kleineren Negativpunkten, wozu vor allem der aus meiner Sicht sehr unglücklich zerrissene Timetable zählt, aber da kann man es natürlich sowieso nie allen recht machen. Dennoch halte ich zumindest die Platzierung des sechsstündigen Lav-Diaz-Mammutblocks ganz am Ende des Festivals aus verschiedenen Gründen für ziemlich unglücklich. Wirklich enttäuschend ist allerdings hinsichtlich der sich über den ganzen Monat erstreckenden Chantal-Akerman-Retrospektive (bei der fast alle Filme zur Viennale-Zeit zumindest als Wiederholung zu sehen sind), dass die ohnehin geradezu erschreckend einfallslose Carte Blanche für Chantal Akerman obendrein terminlich sehr unglücklich programmiert wurde: mit Le bonheur (Agnès Varda) und La région centrale (Michael Snow) laufen ausgerechnet zwei der wenigen zumindest im Kino selten zu sehenden Filme gar nicht zur Festivalzeit, sondern ohne Wiederholung bereits vorab, während unnötigerweise andererseits ein erst vor ein paar Jahren regulär im Kino gelaufener Film wie Last Days (Gus van Sant) zur Festivalzeit gezeigt wird sowie einige ohnehin regelmäßig in Programmkinos zu sehende Filme wie Angst essen Seele auf (Rainer Werner Fassbinder) oder Mamma Roma (Pier Paolo Pasolini) sogar wiederholt laufen. Das muss einem nun natürlich nicht die Laune verderben, aber es ist schlichtweg beim besten Willen schwer nachvollziehbar.
Interessant ansonsten, dass diesmal doch eine Reihe bemerkswerter Berlinale-Filme nicht dabei sind. Das Fehlen von Béla Tarrs The Turin Horse hat dabei sicher nicht nur bei mir für einiges Erstaunen gesorgt, aber auch Filme wie Vampire, The Terrorists, Heaven’s Story, Viva Riva!, Eighty Letters, Sleepless Nights Stories (um nur mal bei denen zu bleiben, die ich gesehen habe) hätte ich zumindest zum Teil erwartet. Mir soll’s insofern recht sein, als dass dadurch mehr Platz für noch unbekanntes bleibt und sich damit der Berlinale-Abstecher auch unter diesem Gesichtspunkt mehr als üblich gelohnt hat, während sich die Viennale-Auswahl diesmal offenbar stattdessen deutlich stärker auf den insgesamt sehr gut weggekommenen Locarno-Jahrgang konzentriert hat. Egal aus welcher Perspektive man es sieht: Alles kann man sowieso nicht haben, aber soweit es sich vorab sagen lässt, gibt es im reichhaltig und vielfältig anmutenden Angebot viele Gelegenheiten für neugierige Streifzüge durchs Programm und daher mehr als genug berechtigten Anlass zur Vorfreude!

Dieser Beitrag wurde am Freitag, Oktober 14th, 2011 in den Kategorien Aktuelles Kino, Ältere Texte, Andreas, Blog, Blogautoren, Festivals, Hinweise veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

18 Antworten zu “Viennale 2011: Empfehlungen, Vorfreude und Vermisstes”

  1. Lukas on Oktober 14th, 2011 at 13:25

    oh, von „3 kreuze für einen bestseller“ wusste ich gar nichts… der scheint ja noch vor dem berlin-film entstanden zu sein.
    mehr als alles andere wundere ich mich eigentlich über die abwesenheit von „nachtschichten“ von ivette löcker, ein film einer österreichischen regisseurin über berlin und für mich das beste, was ich an deutschsprachigem kino 2011 gesehen habe. soweit ich sehe hat der bislang weder in österreich, noch in deutschland einen starttermin.

  2. Spidy on Oktober 14th, 2011 at 20:48

    Da bin ich mal gespannt, was du zu Alps, A simple Life, Life without principle und Once upon the time in anatolia berichten wirst.

  3. Paul on Oktober 14th, 2011 at 21:18

    Ach, dieses Planen, Bangen, Seufzen, Ächzen und Vorfreuen ist eine der schönsten Zeiten im Jahr. 😉

    Ich übernehme gerne auch von hier Anregungen (z.B. The Residents und Color perro..) und vor allem die Info mit dem Sono, das wär mir sonst gar nicht aufgefallen, aber so lass ich ihn erstmal, danke!

    Bei Russell war ich zunächst am Hin- und Her Überlegen, ob ich ihn mir anstatt Naked Lunch anschauen soll, bis ich Stunden später keinen mehr am Plan hatte, so gehts oft. 😀

    Langsam aber sicher sind meine Planungen abgeschlossen, werden 16-17 Filme, soviele wie noch nie, obwohl ich an 3 Tagen gar nicht da bin und ja auch arbeiten muß.

    Anschauen werd ich mir „New Blood“, „Goodbye“, Color perro.., La Guerre est declarée, „Life without principle“, „Love Battlefield“, Symbiopsychotaxiplasm, Gingakei, India Matri Bhumi, Work in Progress Ulrich Seidl, Les Chants de Mandrin, Cut, Os residentes, American Falls, Anatolia und Totem.

    Bzw. ganz andere Sachen, wenn am zweiten Tag(!) schon wieder manches ausverkauft ist 🙂

    Ärgern muß ich mich wie immer über ein paar, die ich auf keinen Fall sehen kann, gerade die Experimentalfraktion a la Ben Rivers und Lewis Klahr hätte mich sehr interessiert, aber no chance. 🙁 Aber was solls, sonst wäre es eh schmerzhaft viel geworden..

    Wünsche uns allen schonmal viel Spaß bei all dem schönen Wahnsinn!

  4. Andreas on Oktober 15th, 2011 at 02:57

    @Lukas
    Ja, die ersten scheinen den Lemke-Film wohl schon Ende letzten Jahres gesehen zu haben (er tauchte glaube ich auf einer Liste im SGE-Umfeld auf), die offizielle deutsche Premiere ist aber wohl erst Ende Oktober bei den Hofer Filmtagen.
    „Nachtschichten“ klingt in der Tat super, aber der lief offenbar bereits bei der Diagonale (hast du ihn dort gesehen?) und kam von daher wohl nicht in Frage, jedenfalls ist wohl davon auszugehen, dass die Viennale bei den aktuellen Filmen ausschließlich österreichische Premieren zeigt. Überhaupt wird die Stärke der österreichischen Filme im Programm diesmal durch das Label „Home Run“ besonders betont, mir sagt das meiste davon aber erstmal nicht viel. Einige davon sind auch noch nirgends gelaufene Weltpremieren, aber vielleicht hat ja trotzdem jemand Empfehlungen oder Vermutungen/Hinweise zu den 13 als „Home Run“ firmierenden Programmen:

    Tlatelolco (Lotte Schreiber, A/Mexiko 2011)
    Filme von Sasha Pirker (Link)
    Ibiza Occident (Günter Schwaiger, A/E 2011)
    Low Definition Control (Malfunctions #0) (Michael Palm, A 2011)
    Kurzfilmprogramm 2: On And Off (Link)
    American Passages (Ruth Beckermann, A/USA 2011)
    Der Prozess (Gerald Igor Hauzenberger, A 2011)
    Der letzte Jude von Drohobytsch (Paul Rosdy, A/Ukraine 2011)
    Stillleben (Sebastian Meise, A 2011)
    Way Of Passion (Joerg Burger, A/I 2011)
    Boxeo Constitución (Jakob Weingartner, A/Argentinien 2011)
    Stoff der Heimat (Othmar Schmiderer, A 2011)
    Das Weiterleben der Ruth Klüger (Renata Schmidtkunz, A 2011)

    @Spidy
    Da bin ich selbst auch schon gespannt, und nach Möglichkeit werde ich auch „Drive“, „Take Shelter“, „Faust“, eventuell auch „Good Bye“, „The Artist“ und „Martha Marcy May Marlene“ sehen (bei Cronenberg und Lars von Trier weiche ich auf den regulären Start aus, wird sonst ja eh alles viel zu viel), wollte oben aber erstmal einige Sachen betonen, die sonst nicht so im Fokus stehen und bei denen die Wahrscheinlichkeit viel höher ist, dass sie nicht regulär laufen werden. Auch ein bisschen schade, dass „Shame“ nicht läuft, aber der kriegt mittelfristig zumindest einen Kinostart, nehme ich mal an.

    @Paul
    Es rutscht einem doch immer wieder was durch, wie mir deine Erwähnung von Lewis Klahr wieder zeigt, der mich auch sehr interessiert. Und mir ist plötzlich aufgefallen, dass ich bei den Empfehlungen „Unter Kontrolle“ und „Führung“ ganz vergessen hatte. Hab die drei Listen daher mal jeweils um einen Film aufgerundet (und „Nader und Simin“ wegen Kinostart auf die Ersatzbank verschoben), und die Empfehlungen mit den Viennale-Programmtexten verlinkt, dass sie nicht ganz so nackt dastehen. Auch abseits der Großen ist damit natürlich trotzdem längst nicht alles erfasst (ist sowieso kaum möglich) und sehr subjektiv bleibt’s und soll’s auch sein. Auch bei mir stellt sich natürlich die Frage, wie man das alles im Zeitplan unterkriegen und sehen soll. Da wird noch einiges Tüfteln und Aussieben anstehen (einen groben Plan habe ich auch schon, bin aber noch nicht sicher, wie lange ich genau bleiben kann, will und werde) und es werden auch einige Kompromisse dabei rauskommen, obwohl ich von den Vorfreude-Kandidaten schon möglichst viele unterbringen will. Aber alles geht halt einfach nicht, und einige fiese Überschneidungen haben mir bereits ziemliches Kopfzerbrechen bereitet.

    Bei den Empfehlungen muss ich zumindest bei „The Residents“ (ebenso zum Teil bei „Eine Serie von Gedanken“) fairerweise warnen, dass das schon ein sehr spezieller Kandidat ist. Als fernes anarchistisches Echo des brasilianischen Improvisations- und Avantgardekinos der Belair-Zeiten von Sganzerla/Bressane, mit formbewusster formaler Neugier großartig gefilmt, hat er mich sehr begeistert, aber auf der Berlinale sind in allen Vorstellungen bis zu 80% der Besucher vorzeitig gegangen. Insofern also eine Empfehlung „auf eigene Gefahr“ 😉 Einen IMDb-Eintrag gibt’s scheinbar gar nicht, daher vielleicht ein paar Links zum Trailer, sowie zu vernichtenden, ratlosen, zwiegespaltenen und begeisterten Kritiken/Berichten. Anhand dessen vielleicht am besten selbst abwägen…

    Von „Color perro…“ verspreche ich mir ein ähnlich aufregendes Experiment, könnte aber auch gründlich daneben gehen. Nunja: no risk, no fun & gain. 🙂 Den „Symbiopsychotaxiplasm“ würde ich auch gern sehen, der überschneidet sich bei mir aber doof mit irgendwas anderem. Bei Seidl warte ich wohl auf den fertigen Film bzw. die offenbar drei Filme, auch wenn diese Art des Einblicks in den Entstehungsprozess sicher nicht uninteressant werden dürfte. Von Soi Cheang will ich hingegen auch möglichst den ein oder anderen Film unterbringen, zumal deren Kinetik und Energie eigentlich nach der großen Leinwand verlangt. Und bei Sono gehen die Meinungen, inwiefern die Kürzung dem Film schadet oder eher nützt, wohl etwas auseinander, weil die Langfassung eben manchen offenbar zu sehr auseinander fiel. Weiß aber zu wenig darüber, was nun genau fehlt (vielleicht gibt’s schon irgendwo einen ungefähren Vergleich?), um’s genauer einschätzen zu können, aber eigentlich möchte ich tatsächlich nicht viele Szenen des Films missen (vor allem nicht die hingebungsvoll ausgebreiteten Sleaze-Exzesse…).

    Achja, apropos Empfehlungen sehr lesenswert: die Viennale-Galerie mit Texten von Christoph Huber in der Presse.

  5. Spidy on Oktober 16th, 2011 at 00:51

    @Andreas: Shame wird voraussichtlich am 1. März 2012 bei uns in die Kinos kommen.
    Take shelter lief ja auch beim Hamburger Filmfest. Ich bin immer mehr erstaunt wie The Artist im „Oscar-Buzz“ immer mehr zum Favoriten wird wie gesagt kein schlechter Film, eine sehr schöne Hommage an die Stummfilme. Martha Marcy May Marlene kenne ich auch, da bin ich auch mal gespannt was du sagen wirst und auch zum Venedig Hauptgewinner Faust. Bei Drive wurde der deutsche Starttermin von Ende DEzember auf Ende Januar verschonen.

  6. Andreas on Oktober 16th, 2011 at 01:21

    Ja, dass die meisten dieser genannten Filme zwar ins Kino kommen, aber eben erst nächstes Jahr, ist trotz allem letztlich irgendwo natürlich schon ein Anreiz, sie soweit möglich doch irgendwie in Wien zu sehen. Die Verlegung des „Drive“-Starttermins hat mich dahingehend auch etwas genervt, weil ich auf den schon ziemlich gespannt bin und auch nicht auf dubiose geleakte Workprints zurück greifen will. Und „Take Shelter“ will ich auch langsam sehen, nachdem er ja eigentlich schon auf der Berlinale laufen sollte, dort aber aus nicht weiter kommunizierten Gründen wieder aus dem Programm genommen wurde, obwohl er schon in Sundance lief. Bei „Shame“ kann (und muss) ich hingegen warten, es könnte aber sogar auch sein, dass der als Überraschungsfilm läuft, die dort meist zu erwartende Kombination „(halbwegs) starbesetzt“ & „englischsprachig“ erfüllt er jedenfalls.

  7. Spidy on Oktober 16th, 2011 at 01:31

    Zumindest ist momentan Herr Fassbender wegen seine Leistung in Shame (und ja auch wegen der Nacktszenen) in aller Munde, würde mich riesig freuen, wenn die Oscar-Jury sich in diesem Jahr einen Ruck geben und einen Darsteller in einem NC-17 Rating zu nominieren und dann auch den Preis geben, aber dawird nie passieren.
    Bei Take Shelter kann ich mir nur vorstellen, warum der Film aus dem Programm der Berlinale genommen wurde, dass eventuell nach der erfolgreichen Uraufführung in Sundance Cannes sein Interesse gezeigt hat und seinen wir ehrlich, selbst in der kleinsten und unbekanntesten Nebenreihe würde jeder sein Film lieber in Cannes aufgeführt sehen als bei jedem anderen Filmfestival.

  8. Andreas on Oktober 16th, 2011 at 01:42

    Das mit „Take Shelter“ hatten wir beim anderen Beitrag ja schon mal. Kann man natürlich nur spekulieren, aber nachdem es für Cannes so oder so höchstens eine Europa- und keine Weltpremiere gewesen wäre/war, und dazu eben auch nur in einer Nebenreihe, würde es mich schon wundern. Andererseits wäre er in Berlin eben auch nur im Forum (das auch dabei ist, seinen Ruf zu verspielen) gelaufen, von daher könntest du recht haben.
    Oscar und NC-17 (noch hat „Shame“ aber gar kein Rating, oder?), das wird wohl wirklich nicht hinhauen. Und wegen „The Artist“ liegt es wohl einfach daran, dass da Harvey Weinstein am Hebel sitzt und es versteht, seine Einkäufe entsprechend zu pushen. Das wurde ja schon in Cannes vermutet.

  9. Spidy on Oktober 16th, 2011 at 01:56

    In den USA gibt es kein weg daran vorbei das der Film kein NC-17 Rating bekommt, alles andere würde mich wundern, Könnte durchaus aus auch bei uns in Deutschland eine Freigabe von 18 Jahren bekommen, denn ich steig‘ ja nicht immer dahinter, warum und weshalb die FSK ihre Freigaben erteilt :-)))), da kann man die Amis besser einschätzen 😉
    Und die ganze Branche geht davon aus, dass Shame nur mit einem NC-17 Rating ins Kino kommt.
    Und da ja auch Steve McQueen gesagt hat, dass er keine „cuts“ durchführen wird.

  10. Andreas on Oktober 16th, 2011 at 02:24

    Kann ich natürlich schlecht beurteilen, ohne den Film gesehen zu haben. Aber nachdem die MPAA auf Nacktheit und Sexszenen sehr empfindlich reagiert, bedarf es da ja nicht allzu viel, das stimmt natürlich. Die FSK ist zumindest dahingehend dann ja zum Glück etwas entspannter (siehe FSK-16-Freigaben von Filmen wie „9 Songs“ oder „Intimacy“).

  11. Paul on Oktober 16th, 2011 at 12:10

    Krass, „Color Perro“ war gleich ausverkauft. 🙁

    Andreas, beim Seidl-Event denke ich einerseits ähnlich wie du, dass ich lieber das fertige Werk sehe, aber Seidl finde ich so großartig, dass ich sehr gern hingehe. Bzw. hingegangen wäre, weil war auch gleich weg. 😉

    Genau solche kontroverse Reaktionen hervorrufenden und radikalen Werke wie „Os residentes“ will ich bei der Viennale auch sehen, selbst wenn sie mir im Endeffekt vielleicht nicht großartig gefallen. Etwas vorsichtig bin ich mittlerweile eher bei (kontemplativen??) Filmen wie „Let each one go where he may“ oder „Aitá“. Auch den neuen Serra werde ich mir sparen, obwohl es sicher reizvoll wäre. Aber sein Stil und das über 3 Stunden, das muß ich mir nicht um jeden Preis antun. 🙂

    Auch zu Lav Diaz trau ich mich nicht hin, weil ich so lange einfach nicht sitzen kann. Würde der zweigeteilt gezeigt, oder wenigstens 2 mal, wäre ich dabei, aber so muß ich wieder etwas grummelnd passen..

    Dafür geht sich anstatt Seidl jetzt hoffentlich doch noch Hong Sang Soo aus.

    Jetzt aber auf zum Kartenkauf!

  12. Spidy on Oktober 16th, 2011 at 14:06

    Bei uns wird nicht die Nacktheit/der Sex für eine eventuelle Freigabe ab 18 ausschlaggebend sein, sondern dann vielmehr wie man den „süchtigen“ gezeigt bekommt,

  13. Andreas on Oktober 19th, 2011 at 22:32

    @Paul
    Ist eigentlich auch seltsam, dass „Color perro“ einerseits so einen euphorischen Text verpasst bekommt, dann aber nur einmal und dazu im recht kleinen Stadtkino läuft. Wahrscheinlich ist er entsprechend speziell, und die Hälfte der Leute, die sich jetzt auf die Karten gestürzt haben, rennt dann vorzeitig raus… 😉

    Aber prinzipiell hat man ja mit den Restkarten/Wartenummern meistens auch gute Chancen, so jedenfalls meine Erfahrung. Den „Os residentes“ wollte ich dir auch nicht ausreden, steht ja nicht umsonst bei meinen Empfehlungen, fand nur trotzdem eine Warnung angebracht, aber umso besser, wenn er dich gerade deswegen interessiert, geht mir selbst so, dass mich derart kontroverse Reaktionen erst richtig neugierg machen 🙂
    Mit „kontemplativen“ Filmen ist es in der Tat so eine Sache, da haben sich mittlerweile im negativen Sinne Konventionen eines „Festivalkinos“ heraus gebildet, bei denen man sich offenbar darauf verlässt, dass Bedeutung schon automatisch kommt, wenn die Einstellungen nur lang genug sind. Im Berlinale-Forum z.B. häufiger unangenehm zu beobachten. Von daher kann ich deine Vorsicht verstehen. Finde aber, dass die beiden genannten dann doch in eine andere, bewusstere Richtung gehen, auch wenn sie durchaus auch langsam sind – „Let Each One…“ besteht ja nur aus 13 jeweils rund 10-minütigen Einstellungen, aber hat immer wieder unglaubliche Momente, bei der die Dauer, mit der die Kamera in einer Szene z.B. minutenlang einer busfahrenden Frau quasi ins Gesicht starrt, eine unglaubliche konfrontative Kraft entwickelt, die nebenbei auch noch einen meta-ethnografischen Diskurs aufmacht (hat mich an Chris Markers „Sans Soleil“ erinnert, einen meiner absoluten Lieblingsfilme). Und „Aitá“ ist einfach so reich und evokativ, und auch eher „architektonisch“ gefilmt & montiert und weniger „typisch“ kontemplativ, dass ich ihn jederzeit verteidigen würde. Bei dem Serra bin ich aber ehrlich gesagt auch etwas skeptisch und weiß noch nicht, ob ich ihn mir wirklich ansehe. Hong wiederum ist nochmal eine ganz andere Baustelle, und sein jüngster momentan wohl fast mein Favorit von ihm. Christoph sah das bekanntlich ein wenig anders 😀

    @Spidy
    Ja, da ist die FSK natürlich in der Tat manchmal sehr empfindlich, wenn’s um „moralisch fragwürdige“ Haltungen von Filmen geht. Einer der ersten Filme, dem nach der Gesetzesnovelle die FSK-Freigabe verweigert wurde, war schließlich das „Punisher“-Remake, und das nicht wegen expliziter Gewalt, sondern mit der Begründung der Selbstjustizverherrlichung.

  14. Paul on Oktober 31st, 2011 at 19:00

    von mir gibts auch noch längere Antwort, aber muß ganz schnell, bevor es gleich weitergeht zu den „Bewohnern“ schreiben: Einer dieser (ganz wenigen!) Filme, bei denen ich Rausgehende sogar irgendwie verstehen kann. 😉

    Inhaltlich gab er mir quasi nichts, auch wenn er formal spannend war. Immerhin gab es auch ein bisschen Ironie, sonst wär mir das zu blöd gewesen. Wirklich gefallen hat er mir nicht, aber es war mal wieder eine Erfahrung. 🙂

    Bester Film bis jetzt war etwas überraschend „Terri“, da können nur noch Solomon und Ceylan was ändern. Der beste „eskalierende Traum“ meiner Viennale war aber ganz klar die erste halbe Stunde von „Gingakei“, ganz fantastisch, der Rest des Films dann leider nicht mehr..

    alles weitere folgt (hier und bei mir)..viel Spaß noch auf der Zielgeraden

  15. Andreas on November 10th, 2011 at 22:37

    Immerhin kann ich jetzt sagen „ich hab dich gewarnt“ ;), aber scheint ja dann zumindest kein totaler Reinfall gewesen zu sein. Mich würde ja interessieren, wieviele ungefähr vorher raus sind, erfahrungsgemäß kann das zwischen verschiedenen Städten/Festivals völlig unterschiedlich sein. Letztes Jahr hat sich z.B. beim portugiesischen „The Sword and the Rose“ in Wien das Kino rasant mindestens zur Hälfte geleert (was mir in dem Fall doch etwas schleierhaft war), während Christoph berichtete, dass in München fast niemand vorzeitig ging.

    Hab ansonsten auch vor, auf jeden Fall noch ein paar Nachbetrachtungen und ein Fazit zu posten. Aber wie üblich regiert unmittelbar nach Festivals erstmal eine ziemliche diesbezügliche Lustlosigkeit bei mir (bzw. ist eine abstrakte, theoretische Lust schon da, aber es fehlt an der Energie, davon was in die Praxis hinüber zu retten), irgendwas wird sich hoffentlich dennoch machen lassen. Wegen zwischenzeitlich angeschlagenem gesundheitlichem Zustand hab ich ein paar Mal die Spätfilme ausgelassen, wobei dann auch „Terri“ zum Opfer fiel, den ich aber demnächst zuhause nachhole, nachdem der bereits erschienen ist. „Gingakei“ war übrigens auch für mich eine Art „eskalierender Traum“, jedenfalls war ich bei keinem Film derart müde und hinüber, was dann im Zusammenspiel mit dem Film eine seltsame, faszinierende Wirkung entfaltete. Der ständig irre schreiende Mönch ist mir noch etwas nachgegangen. So völlig überzeugt hat mich der Film trotz seiner Qualitäten insgesamt aber auch nicht.

    Wie ich anhand deiner ofdb-Wertungen feststellte, scheinen wir insgesamt dann doch ein paar Filme deutlich anders wahrgenommen zu haben. Mehr dann im Zuges deines oder meines Rückblicks.

  16. Paul on November 12th, 2011 at 01:06

    Lustiger- oder eher nerdigerweise habe ich bei dieser Viennale angefangen, die Leute zu zählen, die während der Filme rausgehen (wobei man bei Kinos mit Balkon oder so riesigen wie dem Gartenbau, in dem nicht mal ich ganz hinten sitze nicht immer alles mitbekommt). Genau die letzten 5 Filme, die ich gesehen habe, waren solche „Walkout“-Kandidaten, was mich generell immer freut und für spannende Filme spricht. Nur leider konnten mich die Residentes und auch „Cut“ nicht ganz überzeugen. Bei den Residentes hab ich übrigens 14 Leute rausgehen sehen. Am extremsten war es bei der Kombi aus Martin Arnold und Phil Solomons „American Falls“. Wie da die Leute in Strömen geflüchtet sind, war irre; waren viele vielleicht nur wegen dem Österreicher Arnold gekommen und vielleicht auch nur wegen dem Gesehen werden, keine Ahnung (nein, von mir gibt es kein „Rotwein“-Gebashe 😉 ).

    Das mit der Report-Lustlosigkeit im Anschluss kann ich gut nachvollziehen; auch wenn ich mittlerweile konsequent mein Filmtagebuch mache, hänge ich auch immer hinterher und muß mich oft zwingen, mehr als nur 1-2 Sätze zu schreiben, egal wie großartig das Filmgefühl war…

    Der Mönch war eine Katastrophe, für mich hat der den Film eher kaputt gemacht, auch wenn diese ewige Szene mit ihm sicher irgendwelche buddhistischen Qualitäten besitzt…ich fands eher kindisch auf Dauer.

    Das mit den Wertungen finde ich auch interessant, weil das ja nur bedeuten kann, dass du a) „Cut“ für sehr gelungen hältst (was ich schon nachvollziehen könnte), oder vielleicht sogar b) „Anatolia“ (was ich vielleicht weniger nachvollziehen könnte, war mir einen Tick zu viel absurdes Theater und der viel bessere Schlußteil hatte was von der rumänischen Welle). Oder dass du c) die paar guten Filme, die ich gesehen hab, weniger gut fandest, na ich bin gespannt. 🙂

  17. Paul on November 12th, 2011 at 01:11

    Achja, angeschlagen war ich in den ersten Tagen auch ordentlich, musste deswegen auch „Life without principle“ auslassen… 🙁 Der Rest liess sich zum Glück irgendwie ausrotzen, äh halten, aber es war auch wegen der bei mir fehlenden Burnerfilme nicht die schönste Viennale so far..

  18. Andreas on November 17th, 2011 at 03:30

    Rausgehende Leute zählen ist schon durchaus ziemlich lustig und nerdig, aber macht ja nichts, das sind wir auf die eine oder andere Weise sowieso alle 😉 Ich krieg das eher nur ungefähr mit, zumal ich je nach Saal eher den mittleren bis halb-vorderen Bereich bevorzuge, und versuche mich davon auch nicht allzu sehr ablenken zu lassen (manchmal nervt’s schon sehr, vor allem wenn die Leute dann noch umständlich rumtrampeln, quasseln oder die Türen Lärm verursachen). Solche extremen Abwanderungen wie bei THE TERRORISTS und THE RESIDENTS in Berlin gibt es in Wien nach meiner Beobachtung aber ohnehin seltener, was natürlich auch mit der ganz anderen Struktur des Festivals zu tun hat, wobei die Tendenz zum Rausgehen aber auch dort scheinbar zumindest leicht zugenommen hat. Bei Lav Diaz sind ungefähr die Hälfte der Anwesenden raus (bei Länge und Film nicht wirklich verwunderlich), bei COLOR PERRO… auch etwas mehr als üblich (da war der Saal übrigens auch höchstens Dreiviertel-voll, Restkarten also kein Problem, manchmal sind die Kontingente da wohl etwas seltsam verteilt), ansonsten hielt es sich meistens noch im Rahmen.

    Während der Sichtung hat mich der Mönch übrigens auch eher genervt, was sich durch die eigentümliche Nachwirkung des Films ein bisschen relativiert hat, wobei ich insgesamt die Qualitäten des Films aber auch eher woanders sehe. Mit den Wertungsvermutungen liegst du eigentlich schon ziemlich gut, und ich war auch insgesamt sehr zufrieden mit der Viennale und hatte doch eine Handvoll herausragender (und einzelne überragende) Filme dabei, natürlich auch durch die schiere Sichtungsmenge bedingt. Und gerade der ständige Wechsel zwischen alten und neuen Filmen war diesmal bei mir besonders ergiebig und erfreulich (das mit LIFE WITHOUT PRINCIPLE ist natürlich schade, zwar keiner meiner absoluten Favoriten, aber auf teils unerwartete Weise schon sehr stark).

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