Directed by Robert Hampton #3: Das Schwert des roten Giganten (1960)




“Another cheesy meatball”

Pretty average spectacle of the crank ‚em out kind that showed up every weekend when I was about six or seven.

Mickey Hargitay musta been busy greasin‘ up his biceps or frolicking around with Jayne and Reeves wanted good money so they opted for Roland Carey who despite a decent chest is very colorless and blah.

The plot is as thin as pizza but serves well for the usual blend of fight, flounder and flex.

To it’s credit there is some good fantasy music, a hilarious one eyed gorilla, a wacky witch and the requisite harem dance.

If you got some pals that are good with the MST3K style of back talk you’ll have plenty of fodder here. Fans of South Park will hardly resist a remark or two about Big Gay Al’s Big Gay Boat Ride.

If your a fan, check it out otherwise forget it unless you want something to clear the kids out of the room.

In den Äußerungen dieses bemerkenswert prägnanten IMDB-Kommentars erschöpft sich leider auch schon, was sich auf den ersten Blick über Riccardo Fredas Variante der Sage von Jason und den Argonauten sagen lässt. Zum Zeitpunkt von I GIGANTI DELLA TESSAGLIA hatte Freda bereits eine (vielleicht zu) erkleckliche Anzahl von Sandalenfilmen gedreht und obwohl der vorliegende Film ohne jegliches ernstzunehmende Interesse an der griechischen Mythologie in deren Gefilden wildert, ist er natürlich ein echter Peplum.







Ohne sich lange mit der Vorgeschichte der Fahrt der Argonauten nach Kolchis aufzuhalten, schüttelt man gleich zu Beginn lästige Ausschweifungen mithilfe eines Erzählers ab um sich dann sofort auf das Modell-Schiff im weiten Studio-Ozean zu den fünfzig Muskelmännern zu begeben, die natürlich gerade unspektakulär, aber lautstark mit einem Sturm kämpfen. Diese Einleitung ist repräsentativ für den weiteren Verlauf des Films, der sich von Sensation zu Sensation hangelt ohne dabei einen dynamischen Fluss zu erreichen, der nicht selten entscheidet über die Qualität eines Trivialfilms als Trivialfilm. Und natürlich ist I GIGANTI DELLA TESSAGLIA hochkonzentriertes Trivialkino ohne Zwischentöne, sieht man von der unvermeidlichen und meist, auch im Fall von Fredas Film, nicht selten unfreiwillig komischen Homoerotik ab, die auf einem Schiff voller saftiger Testosteronschränke zwangsläufig hochkochen muss und wenig überraschenderweise bestimmend ist für die väterlichen Gespräche zwischen Orpheus (Massimo Girotti, der die einzige halbwegs würdevolle Darbietung des Films liefert) und dem liebeskranken Euristeo.







Alles ist bunt und farbenprächtig, die Männer sind männlicher als männlich und die Frauen so unheimlich weiblich, dass sie durchgängig von Schminke, Perücken und Lippenstift derart entstellt scheinen, dass sie sich als synthetische, asexuelle Drag Queens perfekt in das geschlechtlich unausgeglichene Getümmel eingliedern, ganz besonders dann, wenn sie den blöde starrenden Fleischbergen hinterher schmachten. Eigentlich, so denkt sich der junge Cineast von heute, der diese Filme seit Fernseh-Sonntagnachmittagen in der frühen Kindheit gemieden hat wie die Pest, ist das ja alles ganz schön abartig. Und bizarr, wenn man bedenkt, dass nicht wenige der Regisseure, die zur Hochzeit des Sandalenfilms regelmäßig die Bodybuilder springen ließen, später auch die oft so verspielten und auch surrealen Eurospy-Filme, Italowestern, Gialli, Erotik-, Polizei- und Horrorfilme drehten. Dass einer der führenden Peplum-Regisseure, Domenico Paolella, später Nunsploitationfilme und Polizieschi drehte und in den Drehbuch-Credits von BODY PUZZLE (1992) auftaucht. Dass Sergio Leones erste eigene Regiearbeit IL COLOSSO DI RODI (1961) war.







Oder eben Freda, dessen Stimme, so wie man sie aus seiner Post-Peplum-Phase kennt, in I GIGANTI DELLA TESSAGLIA kaum hörbar ist. Es sind aber auch die übermächtigen Grundsätze des Metiers, die filmischen Erfindungsreichtum eigentlich ausschließen und streng eine solche Vielzahl an Stationen, Bildern, Klängen und Stereotypen vorschreibt, dass dazwischen nur noch wenig Freiraum für Eigeninitiative des Regisseurs (oder des Drehbuchautors, Kameramanns, Komponisten) bleibt.* In einigen Momenten des Films drifteten meine Gedanken auf seltsamen, aber kongenialen Wegen zu Roland Emmerichs weit jüngerer Steinzeitsause 10.000 BC. Die “industrie” im Begriff “Filmindustrie” war jedenfalls Anfang der 60iger in Italien noch ähnlich eisern wie in den USA und weit von der chaotischen Aufsplitterung entfernt, die Ende der 60iger Jahre einsetzte und soviele unerwartete Blüten trieb.







Wie I GIGANTI DELLA TESSAGLIA von Knall zu Knall hechelt, wie sich die glänzenden, kraftstrotzenden Männerkörper zu den martialischen Chören von Carlo Rustichelli gegen Stürme, Hexen, einen sehr drolligen Zyklopen (sic!), gegen Sirenen (sic!) und gegen die Verführungskünste der Wachspuppen-Frauen (SIC!) kämpfen, das ist so teutonisch, dass man nur mit fasziniertem Entsetzen starren kann. Es erstaunt nicht, dass die gehobene italienische Filmkritik seinerzeit diesen Filmen ähnlich feindselig gegenüberstand wie ihre deutschen Kollegen ihren Heimat- und Schlagerfilmen. Und es ist ganz natürlich, dass manche behaupteten, in den Sandalenfilmen würde die faschistische Ästhetik propagandistischer Monumentalfilme wie Carmine Gallones SCIPIONE L’AFRICANO (1937) am Leben erhalten.







Dergleichen kann man von I GIGANTI DELLA TESSAGLIA nicht behaupten – die ungefilterte Blödsinnigkeit, die die wohlfeilen, aber tragisch uninspirierten, schmucklos bunten Bilder transportieren, würde jede Vision übermenschlicher Glorie aushöhlen. Eigentlich erstaunlich, scheint der Film doch vergleichsweise aufwändig produziert zu sein und mit dem zugrunde liegenden Stoff wie gemacht für einen, sagen wir mal, “überdurchschnittlich intelligenten” Peplum. Allerdings wurde die Argonauten-Mär noch weit öfter als Stoff für derartige Schinken missbraucht. Es wäre interessant zu erfahren, ob darunter ein halbwegs erfolgreicher Versuch war.
Bis die Produzenten in der Verzweiflung über die Schwemme der Konkurrenz begannen, die Sandalenfilme mit zunehmend bizarreren Einfällen und Extravaganzen anzureichern, sollte es allerdings noch ein klein wenig dauern. Freda durfte jedenfalls, ebenso wie sein Protege Mario Bava mit ERCOLE AL CENTRO DELLA TERRA (Vampire gegen Herakles, 1961), zwei Jahre später noch einen fantastischeren Peplum mit Horroreinschlag inszenieren, MACISTE ALL’INFERNO (Maciste, der Rächer der Verdammten, 1962). Vielleicht hat sein spezifischer Romantizismus wenigstens in der Pappmaché-Hölle dieses Films, den ich sehr gerne sehen würde, ein wenig Raum gefunden. I GIGANTI DELLA TESSAGLIA wirkt jedenfalls so, als könnte er auch von irgendeinem beliebigen anderen Regisseur stammen – blanke Routine, deren Trashfaktor ihre manierliche Professionalität im Wege steht.







I GIGANTI DELLA TESSAGLIA (GLI ARGONAUTI) – Italian/Frankreich 1960 – 88 Minuten
Regie: Riccardo Freda – Produktion: Virgilio De Blasi – Drehbuch: Ennio De Concini, Riccardo Freda, Giuseppe Masini, Mario Rossetti – Kamera: Raffaele Masciocchi, Václav Vích – Schnitt: Otello Colangeli – Musik: Carlo Rustichelli
Darsteller: Roland Carey (Jason), Massimo Girotti (Orpheus), Ziva Rodann (Creusa), Luciano Marin (Euristeo), Alberto Farnese (Adrasto), Nadia Sanders (Gaia), Cathia Caro (Aglaia), Alfredo Varelli (Argo)

>>> Directed by Robert Hampton #1: Der Tod zählt keine Dollar (1967)
>>> Directed by Robert Hampton #2: The Spectre (1963)
>>> Directed by Robert Hampton #4: Hadschi Murad – Unter der Knute des Zaren (1959)
Directed by Robert Hampton #5: Geheimauftrag CIA – Istanbul 777 (1965)


* Nachtrag 20.10.2016: Von der durchgestrichenen Passage (eigentlich aber: von dem ganzen, reichlich dummen Text) möchte ich mich heute, sechs Jahre und zahlreiche Pepla und Freda-Filme später, ausdrücklich distanzieren, doch sie aus Gründen der, nennen wir es mal “Dokumentation” auch nicht entfernen.

Dieser Beitrag wurde am Montag, September 20th, 2010 in den Kategorien Ältere Texte, Blog, Blogautoren, Christoph, Filmbesprechungen, Filmschaffende veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

3 Antworten zu “Directed by Robert Hampton #3: Das Schwert des roten Giganten (1960)”

  1. Lukas on September 29th, 2010 at 10:10

    Fredas Peplums kenne ich nicht, aber ERCOLE AL CENTRO DELLA TERRA ist einer der schönsten Bavafilme – wenn nicht tatsächlich der allerschönste. Meine Vorurteile gegen das Genre bin ich seit diesem Meisterwerk des romantischen Kinos los.

  2. Christoph on September 29th, 2010 at 17:19

    Auf den bin ich inzwischen auch unglaublich scharf, natürlich nicht zuletzt, weil es sich dabei um einen bizarren Genrevertreter handelt. Mehr allerdings noch auf den erwähnten MACISTE ALL’INFERNO, in dem es Maciste nach Schottland (!) verschlägt und der wohl in eine sehr ähnliche Richtung gehen soll. Fredas Peplums sind leider unheimlich schwer in anständigen / verständlichen Fassungen aufzutreiben. I GIGANTI DELLA TESSAGLIA hat mich zwar eben nicht begeistert, aber ich bin mir sicher, dass es unter seinen anderen Sandalen- und Kostümfilmen noch einiges zu entdecken gäbe. Vor allem IL MAGNIFICO AVVENTURIERO und LE SETTE SPADE DEL VENDICATORE stehen weit oben auf meiner Wunschliste. Zum ersten Mal finde ich es nachteilig, dass an diesen Filmen heute sowenig Interesse besteht – sonst wären vielleicht einige auf DVD erhältlich. Aber man hat eben dieses Vorurteil und was gerade noch bleibt, ist eine Handvoll nostalgischer Fans. Als obsessiver Fan des italienischen Genrefilms der späten 60iger bis 80iger Jahre ist es für mich jedenfalls extrem faszinierend, mich zeitlich einmal etwas weiter zurück zu begeben. Und da du schon den vorzüglichen Term „romantisches Kino“ verwendet hast, könnte ich mir vorstellen, dass du an Freda ebenfalls Gefallen finden könntest. AGI MURAD IL DIAVOLO BIANCO, für den auch schon ein Text bereit liegt, würde ich persönlich ebenfalls ohne weiteres als Meisterwerk des romantischen Kinos beschreiben.

  3. Sano on Oktober 15th, 2010 at 11:59

    Ich habe, nachdem ich in meiner Kindheit bereits dem sonntäglichen Sandalenvergnügen gefrönt hatte, mein Interesse für den Sandalenfilm mit der restaurierten Fassung von Pietro Franciscis LE FATICHE DE ERCOLE auf Arte wiederentdeckt (ofdb sagt 12.11.2001, könnte aber auch ne Wiederholung gewesen sein). Da ich damals Synchronisationsfeindlicher als heute eingestellt war, habe ich aber in den Folgejahren nicht viel mehr Sandalenfilme gesehen (höchstens ein Dutzend), und beginne erst jetzt wieder so langsam mit der weiteren Sichtung. Daher empfand und empfinde ich die momentane Situation der geringen Verfügbarkeit dieser Filme in untertitelten Fassungen als äußerst grausam. Habe mich inzwischen zwar damit abgefunden, und kaufe mir sogar DVDs mit lediglich deutscher Tonspur (und das mache ich eigentlich grundsätzlich nie!), aber eine akzeptable Situation ist das nicht.

    Zumindest den von mir seit 2001 ersehnten ERCOLE AL CENTRO DELLA TERRA gibt es aber inzwischen in adäquater Form auf DVD. 😀

    EDIT: Beim Stöbern durchs deutsche DVD-Sortiment habe ich mir eine Reihe von Koch Media als ergänzung zur Italo-Western Edition zusammenfantasiert. 25 schön aufgemachte Sandalenabenteur in überarbeiteter Bild- und Tonqualität mit optionalen Untertiteln und ein bisschen Bonusmaterial. Das wäre traumhaft!
    Überhaupt habe ich mir nicht nur wegen der Sandalenfilme bereits mehrmals überlegt eventuell wieder einen Fersehanschluss anzuschaffen. Allein die deutschen Schlager- und Heimatfilme die (hoffentlich noch immer) regelmäßig im deutschen Fernsehen laufen, wären das Wert. Mal sehen…

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