Catch-33 des Jahrgangs 2013



Blind Detective

Im Prinzip das gleiche Spiel wie letztes Jahr, sprich: In Anlehnung an Movies & Sports eine nicht nach Präferenz, sondern nur alphabetisch sortierte Vorab-Liste meinerseits, bevor zum Jahreswechsel dann traditionell die gesammelten ET-Jahreslisten zumeist als Top Ten mit Ranking kommen. Bin wegen Wohnungssuche, Umzugsvorbereitungen und nervtötendem Sichtungslistenchaos diesmal allerdings leider merklich später dran, die Distanz zur eigentlichen Jahresliste schmilzt. Dafür hat bereits diese Liste ihrerseits abschließenden Charakter, weil ich urlaubsbedingt höchstwahrscheinlich keine aktuellen Filme mehr sehe in diesem Jahr. Vielleicht auch deshalb diesmal eine Catch-33 statt Catch-22, es fühlt sich richtiger an und bekommt in dieser Breite schlichtweg besser zu fassen, welche Filme für mich den aktuellen Kino- und Festivaljahrgang ausmachten. Und wenn bei einer Catch-33 schon so viele dreier im Spiel sind, ist es nur folgerichtig, dreimal ein bisschen zu schummeln, indem drei besonders produktive Regisseure ihren Einzelplatz gleich mit zwei Filmen belegen. Und ohne diverse hervorhebende Bonus- und Sondernennungen geht’s sowieso nicht, weil Zahlen Schall und Rauch sind, und Begrenzungen dazu auffordern, sie spielerisch zu umgehen. Oder anders gesagt, gilt einmal mehr: Je mehr man sieht, umso mehr tolle Sachen sind meistens dabei, desto schwerer fällt es also, auszusieben und nur wenige Plätze zu füllen, wenn sich doch eigentlich mehr Filme auf bereichernde Weise in der eigenen Selektion des Jahrgangs hervor getan haben. Irgendwie schon schade genug, Grays THE IMMIGRANT, Jias A TOUCH OF SIN, Linklaters BEFORE MIDNIGHT, Panahis CLOSED CURTAIN und Wisemans AT BERKELEY nicht unterbracht zu haben, weil vielleicht doch heimliche große Filme des Jahrgangs oder zumindest aufschimmerndes Potenzial dazu. Aber dann doch mal mehr, mal weniger knapp am flüchtigen Zeitpunkt der Listenerstellung intuitiv keine persönlichen Favoriten, eher Respekt- als Lieblingsfilme, so fließend die Übergänge oft auch sind. Andere mitunter gefeierte Werke namhafter Auteurs fehlen nicht selten durchaus bewusst und aus anderen Gründen, während ich – auch klar – wieder andere wie Lanzmanns THE LAST OF THE UNJUST schlichtweg nicht gesehen habe. Und dann wäre da noch THE ACT OF KILLING, in dem sich wie in einigen der gerade Genannten ungemein starke mit problematischen Passagen mischen, der aber, wenn einer der Protagonisten seine bestialischen Vergewaltigungsphantasien an 14-Jährigen Dorfmädchen ausbreitet und mit einem „For her, it will be hell on earth. But for me, it will be heaven on earth.“ schließt, das in seiner brutal-basalen Klarheit vielleicht markerschütterndste Zitat des Jahres bereit hält und verstörend beiläufig vor den Latz knallt.
Und wer’s listentechnisch strenger mag, bekommt dann ja ohnehin noch die komprimierte Top Ten.

Spectacular Now

Catch-33:

Augustas (Francisco César Filho)
Bad Film (Sion Sono)
Blind Detective & Drug War (Johnnie To)
Blue Is the Warmest Color (Abdellatif Kechiche)
Cheap Thrills (E.L. Katz)
Computer Chess (Andrew Bujalski)
Éden & The Harmonica’s Howl (Bruno Safadi)
Good Luck, Sweetheart (Daniel Aragão)
I Used to Be Darker (Matthew Porterfield)
Jealousy (Philippe Garrel)
Jîn (Reha Erdem)

Das merkwürdige Kätzchen (Ramon Zürcher)
Man of Steel (Zack Snyder)
The Missing Picture (Rithy Panh)
Mouton (Marianne Pistone, Gilles Deroo)
Norte, the End of History (Lav Diaz)
Only God Forgives (Nicolas Winding Refn)
Our Sunhi (Hong Sang-soo)
Pain & Gain (Michael Bay)
Paradies: Liebe & Hoffnung (Ulrich Seidl)
Sentimental Education (Júlio Bressane)
The Spectacular Now (James Ponsoldt)

Spring Breakers (Harmony Korine)
Story of my Death (Albert Serra)
Stranger by the Lake (Alain Guiraudie)
Stray Dogs (Tsai Ming-liang)
‚Til Madness Do Us Part (Wang Bing)
To the Wonder (Terrence Malick)
Viola (Matías Piñeiro)
What Now? Remind Me (Joaquim Pinto)
Wolf Children: Ame and Yuki (Mamoru Hosoda)
You’re Next (Adam Wingard)
Zero Dark Thirty (Kathryn Bigelow)

+ 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse (Helge Schneider)
(Am brachial erzwungenen Endpunkt einer fast 120-jährigen Epoche fällt auf den letzten Metern eines krepierenden Mediums wenigstens noch ein vielgestaltig würdiger Abschiedsfilm von der analogen Kinoprojektion im deutschen Aktualitätenbetrieb ab – alles in allem waren inklusive Festivalsichtungen unter den wenigen verbliebenen die schönsten Film-auf-Film-Vorführungen allerdings „Éden“ und „Mouton“, beide wie der Schneider wunderbar körnig-vibrierende S16mm-zu-35mm-Blow-Ups)

+ Halbschatten (Nicolas Wackerbarth)
(Erforschung einer digitalen Sinnlichkeit)

+ Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen (Jan Bonny)
+ Tatort: Aus der Tiefe der Zeit (Dominik Graf)
(TV-Joker)

+ Al Pereira vs. the Alligator Ladies (Jess Franco)
+ Grigris (Mahamat-Saleh Haroun)
+ Joys of Cádiz (Gonzalo García Pelayo)
+ Passion (Brian De Palma)
+ Tonnerre (Guillaume Brac)
(Delikates Spezialitäten-Quintett konzentrierter HK-Relevanz)

+ shorter sensations (verdammt große Kurze/Mittellange):
The Chimney (Laila Pakalniņa)
Mountain in Shadow (Lois Patiño)
Ein neues Produkt (Harun Farocki)
Noah (Patrick Cederberg, Walter Woodman)
Redemption (Miguel Gomes)
A Thousand Suns (Mati Diop)
Der Unfertige (Jan Soldat)

Mouton

Good Luck

Zum Ausgleich am Rande eine Flop-10 der unerquicklichen Trübsal:

Feuchtgebiete (David Wnendt)
Gloria (Sebastián Lelio)
The Great Beauty (Paolo Sorrentino)
Heli (Amat Escalante)
Illusions & Mirrors (Shirin Neshat)
Layla Fourie (Pia Marais)
Stoker (Park Chan-wook)
Suspension of Disbelief (Mike Figgis)
To the Wolf (Christina Koutsospyrou, Aran Hughes)
Upstream Color (Shane Carruth)

Cheap Thrills

Dieser Beitrag wurde am Freitag, Dezember 20th, 2013 in den Kategorien Aktuelles Kino, Ältere Texte, Andreas, Blog, Listen veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

6 Antworten zu “Catch-33 des Jahrgangs 2013”

  1. Schwanenmeister on Dezember 20th, 2013 at 10:56

    Ich musste ja schon beim Titelbild von „Blind Detective“ schmunzeln, gerade weil ich den Film kenne. Catch-33 bzw. 36 war dann der nächste Schmunzler. Sehr eigensinnige Auswahl, was potenzielle Hollywood-Blockbuster angeht. Ich hole aktuell hauptsächlich genau diese nach, aber zu Zack Snyder habe ich es noch nicht geschafft – und werde es wohl auch nicht mehr schaffen. Eine meiner größten Triebfeder dahingehend war Richard Corliss‘ Top Ten. Anstandshalber frage ich dann auch, wo verdammt noch mal „Fast and Furious 6“ abgeblieben ist. „The Spectacular Now“ war mir gerade erst gestern wieder auf der Top Ten von Edgar Wright begegnet. Ursprünglich hatte ich den seit Sundance auf dem Plan, aber bislang konnte ich mich nicht motivieren, ihn nachzuholen. Das wird nach deiner Bild-Hommage dann jetzt vielleicht doch noch klappen. Ich mag besonders die Auswahl deiner S-Filme und bin wahnsinnig enttäuscht, wie abgeschlagen „Tonnerre“ in einer Unterkategorie versauert. Und du hast – wie eigentlich immer – eine sehr unterhaltsame Flop-Liste hinbekommen. Chapeau!

  2. Paul on Dezember 20th, 2013 at 23:49

    Schöne Liste mit ein paar Überschneidungen, vielem, was ich natürlich noch im Zuge des heurigen Jahres nachholen oder dann im nächsten Jahr sehen möchte, und vor allem zwei schmerzhaften Erinnerungen an Verpasstes bei der Viennale (Tsai und Wang Bing, bei dem ich mich von der Lauflänge nicht hätte abschrecken lassen hätte sollen 🙁 ).

    Auf la grande bellezza bin ich schon gespannt (vor ein paar Tagen habe ich zum ersten Mal La dolce vita gesehen, und fand den schon wenig erquicklich).

    Kurios finde ich, dass du ausgerechnet „Glaube“, den meiner Ansicht nach besten (und einzig wirklich überzeugenden) Teil der Trilogie ausklammerst, how come? 🙂 (Ich war ja im Vorfeld sehr skeptisch, dann aber doch immer mehr begeistert..)

  3. Sano Cestnik on Dezember 21st, 2013 at 14:21

    Mal wieder eine sehr schöne Liste meines liebsten Festivalgängers und immer noch und immer wieder der Person, die meinem eigenen Filmgeschmack am nächsten kommt. 😀

    Das ist natürlich einerseits seltsam befriedigend, andererseits aber immer wieder irritierend – aber ich verspreche dir mal wieder, mich beim nächsten, gemeinsamen, größeren Festival einfach an deinen Rockzipfel zu hängen, weil ich selbst keine bessere Spürnase für meine Vorlieben besitze. Natürlich habe ich mal wieder so wenig Neues gesehen dieses Jahr, dass es sicher dennoch ein paar Favoriten von dir gäbe, mit denen ich nichts anfangen könnte, käme ich denn dazu, sie mir anzusehen.

    Lange Rede, kürzerer Sinn: Habe 5 von deinen gelisteten Filmen gesehen und nur bei ONLY GOD FORGIVES schlug mein Herz nicht im Sekundentakt höher. Dennoch ein rundum gelungener Film, der mich nach dem Höhenflug von DRIVE (mit dem du ja nun wieder leichte Probleme hattest) vielleicht nicht so zu begeistern vermochte, wie es vielleicht der Fall gewesen wäre, wenn ich davor lediglich den verquasten VALHALLA RISING gesehen hätte. Aber Refn macht schon alles richtig, und der Hauptdarsteller von ONLY GOD FORGIVES, Vithaya Pansringarm, ist schlicht zum Niederknien.

    Ansonsten: BAD FILM ist natürlich ein Jahrhundertfilm, und bei den Perlen MAN OF STEEL, PASSION und PAIN & GAIN gibt es auch nichts zu meckern – da haben wir ja schon zur Genüge von geschwärmt.

    Nichts Neues auch, dass du beinahe alle Filme, die ich noch gerne sehen würde, oder von denen ich mir was erhoffe, ebenfalls aufgelistet hast (allen voran THE IMMIGRANT von James Gray und BOA SORTE, MEU AMOR von Daniel Aragão – wo hast du den denn gesehen?). Dario Argentos DRACULA 3D scheint ja hierzulande leider wirklich nirgendwo zu laufen…

    Bis auf die 4 genannten habe ich unter den kümmerlichen ca. 40 gesichteten, neueren Filmen aber leider auch nichts großartigeres gesehen, dass ich dir jetzt ans Herz legen könnte. Muss ja sowieso mal wieder eine WAHNSINNIGE Ausbeute gewesen sein, wenn du potentielle Kracher wie den Gray, oder die neuen Filme von German, Wiseman, Jia und Panahi nicht einmal in die Ausufernde Top 52 aufnehmen konntest.

    Für deine Flop 10 hätte ich aber noch einen Kandidaten, der deinen dortigen Favoriten Konkurrenz machen könnte: PAULETTE mit der dieses Jahr ja leider verstorbenen Cine-Göttin Bernadette Lafont in der Hauptrolle. Falls du dich die Tage bis zu Silvester noch einmal so richtig quälen möchtest, um danach mit neuem Elan und umso erfrischter kinofremden Tätigkeiten nachgehen zu können. Den grauseligen neuen Richard Curtis-Film ABOUT TIME kann ich dir an dieser Stelle aber leider nicht mehr zumuten, da ja heute der Winter beginnt, und du dir den letzten schönen Herbsttag somit sicher nicht wieder ins Gedächtnis rufen möchtest.

    In diesem Sinne: bekömmliche HK-Feiertage!

  4. Andreas on Dezember 22nd, 2013 at 23:30

    @Schwanenmeister
    Zustimmendes und abwinkendes Schmunzeln beim blinden Detektiv? „Fast & Furious 6“ hätte ich tatsächlich sehr gerne gesehen, Trailer machte von Anfang an viel Lust, aber leider ergab sich dann irgendwie keine Nachholgelegenheit mehr, nachdem ich ihn im Kino verpasst hatte. Ähnliches gilt für „Rush“. Was „The Spectacular Now“ angeht, kann ich dich nur bekräftigen, müsste eigentlich genau dein Ding sein. Neben dem Kechiche der schönste Coming-of-Age-Film des Jahres. Und auch wenn es der Beschränkungslogik der Catch-Liste widersprechen mag bzw. sie unterläuft, sind die Sonderkategorien nicht hierarchisch untergeordnet zu verstehen, wie spätestens deutlich werden wird, wenn Titel daraus in der Top Ten auftauchen werden. War nur einfach froh um jeden Titel, um den ich auf diese Weise die 33er-Auswahl entlasten konnte. 😉 So kommt unserem „Tonnerre“-Erlebnis die Ehre zu, in eine Reihe mit exklusiven HK-Gemeinschaftserlebnissen, die teils zu den schönsten Kinosichtungen des Jahres zählen, gestellt zu werden: „Joys of Cadiz“ mit Christian als geheimes Wien-Highlight, „Grigris“ mit Christian und Marian in München, „Al Pereira“ mit Christoph und Marian sowie Hauptdarsteller und Produzent in Nürnberg, und „Passion“ mit Marian in München. Nicht die schlechteste Gesellschaft. Nebenbei bemerkt stellte ich beim letzten Blick auf die 2012er SGE-Top-Ten-Listen wieder fest, dass mir die HK-Liste beinahe besser als meine eigene gefällt (Doppelungen waren da bewusst umgangen, im Falle der besonderen Herausforderung des Korine-Films mit dem kleinen Trick, das für die HK-Liste die zwei Wochen nach hinten verschobene SGE-Deadline galt, für die eigene das tatsächliche Jahresende…).

    @Paul
    Der Wang Bing war in der Tat eines der eindrücklichsten Viennale-Erlebnisse, und obwohl über eine Stunde länger als „Three Sisters“ im Vorjahr, deutlich dichter und runder als jener. „La dolce vita“ mochte ich eigentlich ziemlich gern, der Sorrentino ging mir in seinem aufdringlichen und ausgestellten Gestus dagegen arg auf die Nerven. Und „Glaube“ fand ich tatsächlich den deutlich schwächsten Teil der Paradies-Trilogie, bei dem m.E. auch am deutlichsten war, dass er ursprünglich nur als Strang innerhalb eines Langfilms konzipiert war und als eigener Film nicht recht trägt. Während die anderen beide Teile sich auf soziale Mikrokosmen einlassen, schien mir hier alles zu sehr darauf aus, eine Aussage, einen Punkt zu machen. Den aber z.B. ein „Secret Sunshine“ bereits viel überzeugender und ambivalenter gemacht hat, was die Hauptfigur angeht (am ehesten mochte ich noch einige der Nebenfiguren in „Glaube“). Aber ET/HK-Christian ist auch auf deiner Seite, ebenso Christoph Huber, was bei letzterem insofern interessant ist, als dass seine Kritikpunkte an Hausners „Lourdes“ vor einigen Jahren denen ähneln, die ich an „Glaube“ habe.

    @Sano
    Angesichts des „Paulette“-Plakats wundert es mich aber fast, dass der Film deine ziemlich besten Schlockgelüste nicht befriedigen konnte. 😉 Vermutlich hält er sich dafür aber dann wohl doch viel zu sehr in Zaum.

    Schätze auch, dass du durchaus nicht mit allen meiner gelisteten Favoriten ähnlich viel anfangen könntest. So sehr wir uns immer wieder bei bestimmten Filmen, Momenten oder Ansätzen auch einig sind, gibt es doch gelegentlich auch starke Differenzen oder schlichtweg (mehr oder weniger) deutlich abweichende Gewichtungen. Letzteres zeigt sich in kleinerer Ausprägung auch darin, dass ich, wenn wir Sion Sonos Unikum mal ausklammern, von deinen anderen vier erwähnten Filmen gerade der Refn wiederum klar mein Favorit ist, der ziemlich sicher auch in die Top Ten kommen wird. Wäre natürlich spannend zu sehen, wie es aussehen würde, wenn es noch mehr Sichtungsüberschneidungen gegeben hätte. Und ja, die Ausbeute war schon verdammt gut, schaue ja doch trotz allem ziemlich selektiv und erspare mir viel potenziellen Schlock, wenn nicht in Einzelfällen mal die Neugier (oder bestimmte Anlässe/Gründe) doch größer ist. Und die genannten, die knapp nicht rein kamen, sind immer noch im oberen Drittel der Sichtungen, insofern… Interessant wäre wiederum, wie es dir mit den jüngsten Filmen von Doillon, Denis, Dumont, Jarmusch oder Yamada (letzterer mit walkout-Vorbehalt) gegangen wäre, die jeweils euphorische Bewunderer gefunden haben, für mich aber weit hinter ihren Möglichkeiten blieben. Von Payne, Ozon, Escalante, Sorrentino, Marais oder Park ganz zu schweigen…

    Den Aragão habe ich beim Filmfest München gesehen (wenn auch leider nur als DCP, im Gegensatz zu Locarno, wo man ihn offenbar noch als Filmkopie bewundern konnte), deren lateinamerikanische Auswahl nach wie vor immer wieder für Entdeckungen gut ist. Gerade aus Brasilien waren da die letzten Jahre regelmäßig feine Entdeckungen dabei, mitunter völlig unverhofft aus dem Nichts wie „Augustas“, von dem ich weder zuvor noch danach nochmal irgendwo überhaupt irgendwas gehört habe. Und die beste Nachricht zum Aragão: Es gibt im ersten Drittel gleich mehrere Szenen wie jene aus dem Teaser, auch wenn die schon ein besonderes Highlight ist und so oder so auf der großen Leinwand nochmal besonders toll. Überhaupt auch eine faszinerende Protagonistin (Christian fühlte sich an Katerina Golubeva erinnert) in einer melancholisch versackenden amour fou, die einige interessante Haken schlägt…

    Ansonsten schon mal schöne Feiertage allerseits und schneebedeckte Grüße aus den österreichischen Bergen… 😉

  5. Gerngucker on Dezember 28th, 2013 at 21:48

    Trotz meiner relativ umfangreichen Festivalausbeute in diesem Jahr kenne ich nur 9 deiner Catch 33. Ein deutliches Zeichen, um wieviel aktiver du an den cineastischen Fronten das ganze Jahr über bist.
    Der neue Kechiche gefällt mir auch sehr, allerdings finde ich „Couscous mit Fisch“ noch stärker, der damals das unglaubliche Kunststück vollbracht hatte, mich letztlich derart in den Film zu involvieren und packen, nachdem ich nach dem ersten Drittel ja beinah schon mal ganz entnervt den Film vorzeitig verlassen hätte. So einen Sympathiebonus vergesse ich einem Film nicht.
    Am schwersten tue ich mich mit „To the Wonder“, der in Kameraführung, Bildern, fließenden Bewegungen contra brüchigen Schnitten auch in meinen Augen sehr beachtlich konzipiert und handwerklich umgesetzt ist, aber letztlich suhlt sich Malick mit jedem Film für mich immer tiefer in seinen angestammten Sumpf. „Tree of Life“ hab ich noch deutlich mehr respektiert als nun „To the Wonder“. Malicks Handschrift wird immer ausgefeilter und eng gesteckter und entfernt sich aber seit dem tollen „The Thin Red Line“ immer etwas weiter von mir, natürlich ohne dass ich ihm seine tollen Inszenierungen abstreitig machen kann. Bin trotzdem gespannt auf seine gleich drei neuen Projekte. Malick ist vom Zaungast des Kinos regelrecht zum Vielfilmer mutiert.
    Gemocht im Gegensatz zu Dir dafür „La Grande Bellezza“ (sehr) und „Gloria“, mit Abstrichen auch „Stoker“ und „Layla Fourie“.
    Mein Jahresrückblick ist mittlerweile an bekannter Stelle auch online.

  6. Schwanenmeister on Dezember 30th, 2013 at 13:40

    Ich schmunzle geheimnisvoll, sage dann aber, dass der „Blind Detective“ nicht zu den Lieblingsfilmen meines Jahrgangs gehört hat, obwohl er mich anfangs ziemlich positiv an die goofy RomCom-Elemente in frühen Jackie Chan-Komödien erinnerte. Dann bin ich mal gespannt, wo „Tonnerre“ in der Endabrechnung aufschlägt.

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