An dieser Stelle der Versuch einer Sammlung von Links zu filmbezogenen Internet-Portalen und Blogs, die zeitnah über die Berlinale berichten. Ergänzungen, Korrekturen und Hinweise sind ausdrücklich erwünscht und werden dankend angenommen.
Hier eine erste spontane und freilich ebenso subjektive wie unvollständige Sammlung von Links zu Seiten, bei denen erfahrungsgemäß mit zeitnahen Berlinale-Berichten/Besprechungen oder Weiterverlinkungen zu rechnen ist (vorerst überwiegend deutsche Seiten, weil mir bei den internationalen Seiten ein bisschen die Übersicht fehlt, welche davon von der bzw. über die Berlinale berichten – auch und gerade hier werden Hinweise dankend entgegen genommen):
http://www.film-zeit.de//
http://www.kino-zeit.de/
http://filmstarts.de/
http://artechock.de/film/index.htm
http://www.critic.de/specials.html
http://www.perlentaucher.de/teaserliste/10_kino_tv.html
http://filmtagebuch.blogger.de/
http://somedirtylaundry.blogspot.com/
http://www.lichtschatten.tk/
http://www.cargo-film.de/
http://newfilmkritik.de/
http://parallelfilm.blogspot.com/
http://www.f-lm.de/
http://www.simulationsraum.de/blog/
http://psycho-rajko.blogspot.com/
http://berlinaleblog.laohu.de/
http://www.taz.de/1/archiv/dossiers/dossier-berlinale-2009/
http://www.tagesspiegel.de/kultur/kino/berlinale/
http://www.sueddeutsche.de/kultur/375/457037/uebersicht/
http://blog.zeit.de/berlinale-blog/
http://berlinale-blog.slashcam.de/
http://blog.epd-film.de/
http://www.festivalblog.com/
http://www.berlinaleblog.com/
http://www.movielounge.de/
http://www.variety.com/index.asp?layout=festivals
http://www.theauteurs.com/notebook/posts
http://daily.greencine.com/
http://www.ifc.com/film/thedaily/
Aus einer anderen Perspektive:
http://www.jungejournalisten.berlinale.de/
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Noch mal genauer zum Berlinale-Programm, das seit letzten Dienstag nun vollständig veröffentlicht ist. Eine große Enttäuschung ist die Hommage an Maurice Jarre, bestehend lediglich aus zwei (David-Lean-70mm-)Filmen, die zudem ohnehin in der Retrospektive gezeigt werden. Da hätte ich mir dann doch entschieden mehr erhofft, ein paar seiner Arbeiten mit Georges Franju wären bspw. im Kino sicher toll gewesen. So gestaltet sich das aber, gerade im Vergleich zur letztjährigen Hommage an Francesco Rosi, die rund ein Dutzend Filme umfasste, als eine ziemlich dürftige Angelegenheit. Vielleicht ist der Grund dafür auch ein wenig in der enormen Kostenintensität der 70mm-Retrospektive zu suchen, dort wiederum kann man sich jedoch über die Terminierung der Filme auch nur kopfschüttelnd wundern – dass die meisten Filme dieser Retrospektive lediglich ein einziges Mal gezeigt werden, und sich dabei teilweise sogar ersatzlos zeitlich überschneiden (!), ist eigentlich in jeder denkbaren Hinsicht unverständlich und ärgerlich. Nichtsdestotrotz freue ich mich besonders auf einige äußerst seltene Archivkopien, die dort zu sehen sein werden. Mittlerweile gibt es online auch die Kopien-Nachweise der Retrospektive. Demzufolge ist jedoch von BEN-HUR, obwohl es sicherlich einer der ultimativen 70mm-Filme ist, eher abzuraten, weil nur eine zwar farblich wohl noch gut erhaltene, aber im Bildformat von 2,76:1 auf 2,21:1 beschnittene ‚flat‘-Kopie gezeigt wird. Auch LAWRENCE OF ARABIA ist problematisch, weil Kopienmaterial, Farben und Licht jener neuen Kopie leider eher missglückt sind, wie ich vergangenes Jahr beim 70mm-Festival in Karlsruhe feststellen durfte. Hier sollte man sich also nicht zu viele Hoffnungen machen, auch wenn das natürlich Meckern auf hohem Niveau ist und eine 70mm-Kopie immer noch eine 70mm-Kopie ist und als solche wahrlich nicht alle Tage zu sehen. Ganz allgemein ist für einen möglichst originalgetreuen Eindruck vom Todd-AO-Verfahren dennoch ein Blick auf ältere Archiv- oder Erstaufführungs-Kopien eher zu empfehlen (von denen glücklicherweise ja auch einige bei der Berlinale gezeigt werden), denn das dort meistens unvermeidliche (im Falle der Berlinale-Kopien aber wohl ohnehin nur leichte) Farbfading ist problemlos verschmerzbar, wenn man dafür bessere Schärfe und vor allem unerreichten 6-Kanal-Magnetton bekommt, mit dessen Klangwucht der DTS-Ton der neuen Kopien nicht annähernd mithalten kann. Aber genug des kleinen Exkurses, und stattdessen noch ein Blick auf die anderen älteren Filme auf der Berlinale: im recht umfangreichen Panorama-Special ist bei genauerem Hinsehen für mich letztlich doch nur TAPAGE NOCTURNE, der rare zweite Filme von Catherine Breillat, Pflichtprogramm, im Forum-Special sind dagegen alle drei Filme essentiell, nämlich der restaurierte ARAYA und die beiden Filme von John Cook. Auch hier im Gegensatz zu letztem Jahr ein schmäleres Angebot, spontan fallen mir direkt sechs ältere Forum-Specials von 2008 ein (drei Mal Wakamatsu, MY BROTHER’S WEDDING, W.R. – MYSTERIEN DES ORGANISMUS, THE EXILES). Aus persönlicher Sicht ist es nun wahrlich nicht gerade der beste Deal, angesichts einer schlagartigen Verdoppelung der Akkreditierungsgebühr nun gleichzeitig plötzlich nur noch die Hälfte solcher Filme und Restaurationen zu sehen zu bekommen. Nun ja. Ausgesprochen interessant ist hingegen das Filmprogramm von Forum expanded, einiges davon habe ich mir als persönliche Pflichtveranstaltungen markiert, vor allem die Vorführung von WHEN IT WAS BLUE von Jennifer Reeves in 16mm-Doppelprojektion mit Live-Musik dürfte eine Gelegenheit sein, die man so schnell nicht noch mal bekommt. Aber auch ALL FALL DOWN von Philip Hoffman, LUNCH BREAK von Sharon Lockhart und die Filme von Ludwig Schönherr (dabei vor allem das Programm #1 mit ZOOM und DAS UNBEKANNTE HAMBURG) versprechen einiges, ebenso Wilhelm Heins MATERIALFILM PERFORMANCE, der aber leider nur ein Mal zu ungünstiger Zeit gezeigt wird. Auch Heinz Emigholz‘ SENSE OF ARCHITECTURE würde ich gerne sehen, der läuft aber an allen drei Aufführungen zeitgleich mit besonders seltenen Filmen/Kopien der 70mm-Retrospektive, was ihn dann schon aus rein pragmatischen Gründen ausscheiden lässt (zumal er im Gegensatz zu Emigholz‘ früheren Arbeiten in HD ist, sich in seiner materiellen Erscheinung also über kurz oder lang sogar im Heimkino reproduzieren lässt, was bei 70mm eben genau nicht der Fall ist). Das Hauptprogramm des Forums ist ansonsten wie meistens eine durchaus zwiespältige Angelegenheit, zumal man von den südkoreanischen Filmen und den US-Independents bereits eher ernüchterndes liest. Werde mich dort wohl eher auf die deutschen, japanischen und lateinamerikanischen Filme konzentrieren, auf letztere vermutlich auch verstärkt in Panorama und Generation, wobei es mir in beiden Kategorien noch immer an wirklicher Übersicht mangelt. Der Wettbewerb verheißt bei näherem Hinsehen wie befürchtet nicht wirklich Gutes – während es letztes Jahr mit Hong Sang-soo und Johnnie To wenigstens etwas aus dem Rahmen fallende Namen (mit zwei sehr schönen Filmen überdies) gab, gibt es bei der 2009er Auswahl momentan eigentlich keinen einzigen Film, den ich dort zwingend sehen müsste. Ein paar Glückstreffer oder Geheimtipps (letztes Jahr gab’s dort immerhin LAKE TAHOE zu sehen) dürften sich trotz allem dort verbergen, es ist nur noch nicht recht abzuschätzen, welche das sein könnten. GIGANTE könnte sich als solcher entpuppen, aber auch ein totaler Reinfall sein. Ansonsten behalte ich mal ABOUT ELLY, LITTLE SOLDIER und MILK OF SORROW im Fokus, und Moodysson, Tavernier und Costa-Gavras, aber allesamt eher als Lückenfüller, wenn sie sich im persönlichen Zeitplan gerade anbieten. Die meisten anderen Wettbewerbs-Filme starten ansonsten ohnehin in absehbarer Zeit regulär im Kino, und den Angelopoulos hole ich vielleicht nach der Berlinale noch in München nach. Ansonsten nehme ich im Berlinale Special sehr gerne PINK von Rudolf Thome mit, sofern er sich einbauen lässt (was bei De Oliveira und Olmi wohl leider eher nicht klappt).
Das also vorerst mal zu meinen Festival-Planungen. Manches wird darüber hinaus sicherlich auch von Spontan-Entscheidungen, von zu füllenden Lücken im Zeitplan oder von kurzfristig aufgeschnappten Empfehlungen oder Warnungen abhängen.
In Form von Listen und Aufzählungen geäußerte Betrachtungen zum persönlichen Kinojahr 2008, das für mich weniger im laufenden Kinobetrieb, sondern überwiegend irgendwo zwischen Festivals und Retrospektiven stattfand…
Um trotz akuten Zeitmangels ein bisschen zur Blog-Belebung beizutragen, poste ich einen vor einiger Zeit für entsprechende Foren-Threads erstellten Jahresrückblick, der neben einem Blick auf die persönlichen Lieblingsfilme des aktuellen 2008er-Jahrgangs auch herausragende Kinoerlebnisse mit älteren Filmen (ob auf Festivals, bei Retrospektiven oder in Repertoire-orientierten Programmkinos) mit einbezieht, zumal ich im vergangen Jahr, wie bereits 2007, trotz einer dank Festivals sehr hohen Zahl an gesehenen aktuellen Filmen letztlich trotzdem mehr alte als neue Filme im Kino gesehen habe. Und überhaupt verdammt oft im Kino war, was neben dem cinephilen privaten Umfeld und einem ziemlich grandiosen regionalen Kinoangebot auch mit einer gestiegenen Zahl an Filmfestivalbesuchen zusammen hängt (StummFilmMusikTage Erlangen, Berlinale, Filmfestival Türkei-Deutschland, Fantasy Filmfest Nights, Filmfest München, Fantasy Filmfest, 70mm-Festival Karlsruhe, Asiafilmfest München). Schade in diesem Zusammenhang vor allem auch, dass viele der dort gesehenen Filme bislang noch keinen regulären deutschen Kinostart hatten und bei einigen auch keiner mehr zu erwarten ist. Die oft verspäteten, nicht selten auch ganz ausbleibenden Aufführungen vieler auf Festivals und in anderen Ländern durchaus auf Anerkennung oder Begeisterung stoßender Filme bleiben nach wie vor ein großes Ärgernis des regulären deutschen Kinostartplans. Um diesen Umstand aber letztlich doch Rechnung zu tragen, belasse ich es nicht nur bei meiner ‚eigentlichen‘, aus dem deutschen Kinoalltag heraus teils exotisch anmutenden Jahresliste, sondern füge noch eine zweite (quasi ‚gefilterte‘) Jahresliste hinzu, die lediglich aus Filmen mit regulärem deutschen Kinostart besteht. Und zur besseren Einordnung noch kurz ein bisschen Statistik für Interessierte: ich habe insgesamt 112 neue Filme gesehen (sowohl Festivalpremieren als auch Kinostarts), davon: 105 im Kino, 107 in OV/OmU (wobei ich in den Listen dennoch überwiegend die deutschen Titel der Filme verwendet habe). Aber nun die Listen selbst…
Jahresliste 2008 – Favoriten des aktuellen Jahrgangs (Festivalentdeckungen & Kinostarts):
1. In the City of Sylvia (José Luis Guerín)
2. The Sky, the Earth and the Rain (José Luis Torres Leiva)
3. Lake Tahoe (Fernando Eimbcke)
4. Soul of a Demon (Chang Tso-chi)
5. Paranoid Park (Gus Van Sant)
6. La Rabia (Albertina Carri)
7. No Country for Old Men (Joel & Ethan Coen)
8. RR (James Benning)
9. United Red Army (Kôji Wakamatsu)
10. Silent Light (Carlos Reygadas)
11. Wolke 9 (Andreas Dresen)
12. So finster die Nacht (Tomas Alfredson)
13. The Happening (M. Night Shyamalan)
14. Flight of the Red Balloon (Hou Hsiao-hsien)
15. Couscous mit Fisch (Abdellatif Kechiche)
16. Night and Day (Hong Sang-soo)
17. Das Gelübde (Dominik Graf)
18. Timecrimes (Nacho Vigalondo)
19. Loos ornamental (Heinz Emigholz)
20. Control (Anton Corbijn)
Pleasures (not guilty):
Sparrow (Johnnie To)
Honeydripper (John Sayles)
36 Steps (Adrián García Bogliano)
Burn After Reading (Joel & Ethan Coen)
Chanson der Liebe (Christophe Honoré)
Vicky Cristina Barcelona (Woody Allen)
Honorable Mentions:
Los Bastardos (Amat Escalante), Time to Die (Dorota Kedzierzawska), Just Anybody (Jacques Doillon), Das jüngste Gewitter (Roy Andersson), There Will Be Blood (Paul Thomas Anderson), Martyrs (Pascal Laugier), Wall-E (Andrew Stanton), Tokyo Sonata (Kiyoshi Kurosawa), Waltz With Bashir (Ari Folman), Glue (Alexis Dos Santos), Pas Douce (Jeanne Waltz), Schmetterling und Taucherglocke (Julian Schnabel), Gomorrha (Matteo Garrone), The Muzzled Horse of an Engineer in Search of Mechanical Saddles (Khavn De La Cruz), Weiße Lilien (Christian Frosch), Jesus Christus Erlöser (Peter Geyer), We Own the Night (James Gray), Orz Boyz (Yang Ya-Che), Before the Devil Knows You’re Dead (Sidney Lumet), Mad Detective (Johnnie To, Wai Ka-Fai), Into the Wild (Sean Penn).
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Alternative Jahresliste 2008 – Favoriten unter den Filmen mit regulärem Kinostart (in einem Fall lediglich reguläre DVD- und TV-Erstveröffentlichung):
1. PARANOID PARK (Gus Van Sant)
2. NO COUNTRY FOR OLD MEN (Joel & Ethan Coen)
3. RR (James Benning)
4. WOLKE 9 (Andreas Dresen)
5. SO FINSTER DIE NACHT (Tomas Alfredson)
6. THE HAPPENING (M. Night Shyamalan)
7. COUSCOUS MIT FISCH (Abdellatif Kechiche)
8. DAS GELÜBDE (Dominik Graf)
9. CONTROL (Anton Corbijn)
10. SPARROW (Johnnie To)
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Ein Rückblick zu meinen Kinohöhepunkten abseits des aktuellen Jahrgangs:
Das letztlich konkurrenzlos beste Kinoerlebnis des Jahres war SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD von Sergio Leone. Obwohl ich den Film vor Jahren bereits zwei Mal im Kino sehen konnte, war es atemberaubend, Leones Meisterwerk endlich mal wieder auf der (diesmal zudem wirklich sehr) großen Leinwand zu sehen, wo er so sehr hingehört wie kaum ein zweiter Film, und bei jenem Saal-Leinwand-Verhältnis, das fast schon IMAX-Dimensionen hatte, entfaltete Leones Film eine geradezu beängstigende Wirkung, wunderschön und todtraurig zugleich. Es ist immer noch und immer wieder der ganz große persönliche Lieblingsfilm, und es war ein Kinobesuch, von dem ich noch drei Tage später regelrecht benebelt war. Aber auch sonst gab es bereits vor diesem völlig unerwarteten Herbst-Höhepunkt weitere denkwürdige Leone-Kinoerlebnisse übers Jahr verteilt, zunächst im Frühjahr endlich eine Kinosichtung von ES WAR EINMAL IN AMERIKA (was trotz ärgerlicherweise gesundheitlich angeschlagenem Zustand sehr toll war) und im Sommer dann noch FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR.
Weitere besondere Kinoerlebnisse als dicht gebündelter Fließtext:
CRASH, früher nicht sonderlich gemocht, habe ich nach Jahren zufällig zum Berlinale-Abschluss abseits des Festivals wieder gesehen und bin vollkommen elektrisiert worden, sogar so sehr, dass er direkt zu meinem Cronenberg-Liebling aufgestiegen ist. Einen enormen Aufstieg legte auch Argentos INFERNO hin, den ich innerhalb weniger Tage dann gleich zwei Mal im Kino gesehen habe, genau wie den wundervollen SASORI: DEN OF THE BEAST – in Sachen Nippon Classics habe ich darüber hinaus LADY SNOWBLOOD sehr genossen und bin von TOKYO DRIFTER in einem 500-Plätze-Saal auf Scope-Leinwand erschlagen worden. Ebenfalls auf Riesen-Leinwand in einem ehemaligen IMAX-Saal machte auch Roegs WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN mächtig Eindruck. Das Wiedersehen mit Altmans MCCABE & MRS. MILLER erwischte mich zunächst nur beim unbeschreiblichen Anfang und Ende voll, weil zwischendrin die bis zur Unverständlichkeit scheppernde Tonspur nicht nur beim Dialogverständnis für ziemliche Beeinträchtigung sorgte, doch der Film entfaltete dann in den folgenden Monaten eine dermaßen intensive Nachwirkung, dass er zu einem absoluten Lieblingsfilm gereift ist. Das geschah endlich auch mit Kubricks BARRY LYNDON, mit dem ich früher meine Probleme hatte, der mich nun aber völlig hingerissen hat. Dichte Endzeitatmosphäre verströmte nach längerer Zeit mal wieder THE TERMINATOR, während AGUIRRE von makelloser Kopie einen ungleich stärkeren Sog als beim ersten Kinobesuch bei der Herzog-Retro beim Filmfest München 2007 entwickelte. Eines der schönsten Double Features des Jahres (mit zwei Mal Jack Cardiff, einmal Kamera, einmal Regie) gab es bei einem spontanen Tagestrip mit Freunden nach München: zunächst eine wundervolle Technicolor-Kopie von BLACK NARCISSUS, die sich aber zeitlich etwas mit dem nachfolgenden KATANGA überschnitt. Weil allgemein große Lust auf Letzteren vorherrschte, entstand die nerdige Idee, dessen Vorführer beinahe bestechungsartig zum Verzögern des Vorstellungsbeginns zu überreden, um später dann schnell vom einen zum anderen Kino zu hetzen, was sich allerdings selten so ausgezahlt hat wie hier. Zwei sagenhafte Filme, und von keinem der beiden hätte ich auch nur eine Minute verpassen wollen. Ein anderes sehr stimmungsvolles, wenn auch nicht selbst zusammen gestelltes Double Feature bot sich beim Fantasy Filmfest mit THE CITY OF THE DEAD und TASTE THE BLOOD OF DRACULA, von denen man wohl kaum geglaubt hätte, sie mal in einem Multiplex-Saal zu sehen zu bekommen. Man kann nur hoffen, dass es beim FFF auch zukünftig, wenn schon keine Retro, dann wenigstens solche kleinen Klassiker-Specials geben wird. Eine regelrecht hypnotisierende Wirkung übte LOLA von Jacques Demy auf mich aus (DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG schlugen kaum minder ein, da kam es aber nicht so unerwartet), und eigentlich lässt sich das auch von Wakamatsus äußerst dichtem GO, GO SECOND TIME VIRGIN sagen. Riesen-Bild und großes Orchester sorgten in ihrer Verbindung bei Murnaus Großtat TABU für manch beinahe rauschartigen Moment. Eine denkwürdige Aufführung erlebte Wenders‘ SILVER CITY REVISITED (der, wenn man sich auf ihn einließ, einen ganz eigenen Rhythmus und Sog entwickelte) als Abschluss eines Kurzfilmabends: ich hatte es zuvor noch nie erlebt, dass das eigentlich immer disziplinierte und geduldige Publikum des Münchner Filmmuseums nicht nur lauthals Verärgerung kund tat, sondern in stetigem Strom letztlich innerhalb kürzester Zeit die Hälfte der knapp Hundert Zuschauer den Saal verlassen hat… Eine Nachmittagsvorstellung von KING KONG – FRANKENSTEINS SOHN bot hingegen nicht nur schönstes Monsterkino, sondern auch einen Hauch von Zeitreise, und es kam ein bisschen das Gefühl auf, einer der heute längst ausgestorbenen 70er/80er-Jahre-Nachmittagsjugendvorstellungen (wo man seinerzeit offenbar auch bevorzugt japanisches Monsterkino angeboten bekam) beizuwohnen. Zeitreise in die Sixties bot auch GIRL ON A MOTORCYCLE, den ich 2008 sogar gleich zwei Mal in zwei verschiedenen Städten sah, wobei nach der nicht ganz optimalen ersten Sichtung die zweite Leinwandbegegnung an einem regnerischen Sommerabend eine besondere, entrückte Stimmung entfaltete. Die speziellen Farben, die Materialität und Texturenbeschaffenheit von gut erhaltenen Sixties-Filmkopien und den Anblick von Catherine Deneuve bzw. Michèle Mercier habe ich hingegen selten so genossen wie in BELLE DE JOUR und HEISSE NÄCHTE. Tatsächlich in besonderer Weise von ihrem Format lebten wiederum die 70mm-Aufführungen von THE LAST VALLEY und GRAND PRIX sowie eine rare 3-D-Vorführung von INFERNO – VERHÄNGNISVOLLE SPUREN. In seiner Aufführungskonzeption außergewöhnlich war auch das mit verspätetem deutschem Start noch ins Kino gelangte GRINDHOUSE-Doppelprogramm (ein zweiter Durchgang wurde beim Rodriguez-Teil jedoch schon fast zur Geduldsprobe, während ich von Tarantinos Film beim vierten Mal und auch von den Fake-Trailern gar nicht genug bekommen kann), während es tatsächlichen Trash eher bei anderen Gelegenheiten gab, etwa bei der monatlich fortgesetzten Kino-Aufführung der LIEBESGRÜSSE AUS DER LEDERHOSE-Reihe (auch hier: Zeitreise, gewissermaßen), wobei derlei einen guten Kontrast zu experimentellen Filmen wie Framptons ZORN’S LEMMA oder, wenn man so will, auch zu Godards ONE PLUS ONE (allein wegen der nachfolgenden Reaktion eines Freundes denkwürdig) bildete. Beste Möglichkeiten in einzelne Filmografien einzutauchen boten schließlich diverse Retrospektiven, ob nun Antonioni (DIE ROTE WÜSTE war, was sowohl Film als auch Kopie angeht, eine Offenbarung, und BERUF: REPORTER oder LA NOTTE im Kino auch ganz besondere Erlebnisse), Wong (AS TEARS GO BY und CHUNGKING EXPRESS bereiteten am meisten Wiedersehensfreude, während es mir im dritten Anlauf dann doch endlich noch gelang, mich vom großartigen DAYS OF BEING WILD völlig einnehmen zu lassen), Bunuel (DER WÜRGEENGEL und SUSANA), Käutner (GROSSE FREIHEIT NR. 7 ragte besonders heraus), Peckinpah (ich kam nicht umhin, die Chance zu nutzen, 12 seiner 14 Kinofilme endlich im Kino zu sehen, wobei STRAW DOGS besonders intensiv, JUNIOR BONNER aber umso erstaunlicher und THE BALLAD OF CABLE HOGUE schlichtweg magisch war), Bresson (der Kino-Höhepunkt war MOUCHETTE), Fassbinder (HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN und ANGST ESSEN SEELE AUF stachen durch die Leinwandwirkung ihrer Farbgestaltung besonders hervor) und schließlich Angelopoulos (seine Mammutwerke DIE WANDERSCHAUSPIELER und DER GROSSE ALEXANDER waren im Gegensatz zu den teils durchwachsenen Spätwerken sehr eindrucksvoll). Bemerkenswert viele erfreuliche Überraschungen bot außerdem das deutsche Kino der 60er und 70er Jahre, wobei ATLANTIS – EIN SOMMERMÄRCHEN bezauberte, DIE TOTE VON BEVERLY HILLS verblüffte und ENGELCHEN ODER DIE JUNGFRAU VON BAMBERG vollkommen hinreißend war, während MATHIAS KNEISSL und ICH LIEBE DICH, ICH TÖTE DICH endgültig den schlagenden Beweis lieferten, dass es in den vielen unbekannten Winkeln der deutschen Filmgeschichte unglaublich viel Erstaunliches zu entdecken gibt. Richardsons MADEMOISELLE hat mich ziemlich unerwartet allein schon wegen seiner atemberaubenden visuellen Gestaltung völlig vom Hocker gehauen, Borowczyks LA BÊTE legte auch noch mal zu und DIE FABELHAFTEN BAKER BOYS war im Kino nicht nur aufgrund des außergewöhnlich langen und interessanten Publikumsgesprächs mit dem anwesenden Michael Ballhaus ein tolles Erlebnis, während mir neben GET CARTER, TOD IN VENEDIG und OUT OF THE PAST jetzt gerade noch DIE HANDSCHRIFT VON SARAGOSSA und DER ZAUBERER VON OZ in den Sinn kommen (und unterstreichen, dass ein erheblicher Teil der Kinoerlebnisse mit älteren Filmen aus Wiederbegegnungen bzw. meist erstmaligen Leinwandsichtungen von bereits bekannten Filmen bestand, die dabei nicht selten vom zusätzlichen Entfaltungsspielraum der Kinopräsentation profitierten), bevor ich lieber aufhöre, weil sich hier der cinephile Wahnsinn und eine Selbstbeschränkung vermissen lassende Aufzählungswut irgendwie schon wieder viel zu sehr Bahn gebrochen haben…
Nachfolgend eine etwas umfassendere Vorschau auf zwei kommende, überregional bedeutende deutsche Filmfestivals: die im Februar stattfindende Berlinale und die an drei März-Wochenenden durch sieben deutsche Städten tourenden Fantasy Filmfest Nights.
Zu letzterem Festival sind auf der Homepage von den insgesamt acht (an zwei Abenden gezeigten) Filmen bereits die ersten vier bekannt gegeben worden (wobei die bisherigen Titel überwiegend den Anschein von eher konventioneller Thriller/Horror-Kost machen und mich einzig THE GOOD, THE BAD, THE WEIRD wirklich anspricht, den ich mir, obwohl ich bei den letztjährigen Nights von SUKIYAKI WESTERN DJANGO ziemlich enttäuscht wurde, wohl nicht entgehen lassen werde, denn letztlich gilt halt dann im Zweifelsfall doch, dass ich alles, was irgendwie nach Western aussieht, nach Möglichkeit gerne im Kino sehe, weil man dazu im Allgemeinen mittlerweile sowieso nur noch viel zu selten Gelegenheit hat), die überraschend hinzugefügte Kartenpreisangabe für 3-D bei einigen der Städte lässt darüber hinaus eine Aufführung von MY BLOODY VALENTINE 3D als indirekt bestätigt erscheinen, was allein wegen des Formats durchaus eine spannende Sache wäre (ich bin vor allem neugierig, wie Real D im Vergleich zur Doppelprojektion alter 3D-Filme wirkt). Immer unwahrscheinlicher wird dagegen wohl leider, dass EMBODIMENT OF EVIL (ein neuer Coffin-Joe-Film!) und BLACK DYNAMITE (der Trailer verspricht eine stilechte Blaxploitation-Hommage) im Programm auftauchen, auf die ich gehofft hatte und die ich mir in vieler Hinsicht auf den FFF-Nights gut hätte vorstellen können. Aber vielleicht gibt es unter den noch nicht bekannten Titeln ja noch Überraschungen. Für aktuelle Informationen zu den Nights ist die inoffizielle Fan-Seite f3a, das von einem Festival-Mitarbeiter betreute FFF-Unterforum der Plattform Cinefacts sowie der News-Bereich der Horrorpage Blairwitch zu empfehlen. (Nachtrag: während des Schreibens dieser Zeilen ist auf der FFF-Homepage mit LONG WEEKEND bereits ein fünfter Film offiziell angekündigt worden. Rechnet man die sehr wahrscheinliche 3D-Vermutung noch dazu, fehlen nur noch zwei Filme.)
Die Berlinale wiederum wird ihren genauen Spielplan mit den Aufführungszeiten sämtlicher Filme am kommenden Dienstag (27.1.) vorstellen, allerdings sind die Filme der einzelnen Kategorien in den vergangenen Wochen bereits nahezu komplett bekannt gegeben worden. Der Wettbewerb bietet ein paar interessante Namen, ist in seiner Gesamtheit unter filmischen Gesichtspunkten aber erfahrungsgemäß eher durchwachsen (gelegentlich lässt sich zwar Großes dort finden, aber weil bei der Auswahl vermutlich häufig eher Prestige und Themen zählen, ist gepflegtes Mittelmaß oder weitaus schlimmeres allzu häufig die Folge) und ist aus meiner persönlichen Sicht dann doch eher Lückenfüller als Zentralanlaufstelle, schon allein durch den Umstand, dass vergleichsweise viele der dort gezeigten Filme im Verlauf des Jahres auch einen regulären deutschen Kinostart erhalten werden. Das ist wiederum bei den Filmen des Forums deutlich seltener der Fall (und wenn, dann meistens nur mit einer langsam durchs Land tourenden Kopie im Verleih der Freunde der Deutschen Kinemathek), wobei im diesjährigen Programm besonders der südkoreanische Schwerpunkt und die US-Indies (Stichwort: Mumblecore; zu einigen Titeln des Forum-Programms findet sich übrigens eine sehenswerte und neugierig machende Zusammenstellung von Trailern und Interviews auf dem Blog von Thomas Groh) aufmerksam machen und ungewöhnlich viele deutsche Filmemacher vertreten sind (Schmid, Ottinger, Farocki, Heise, Schipper), während einige Projekte von „Forum expanded“ eine spannende Beschäftigung mit filmischer Materialität und den filmischen Grenzbereichen in Richtung Installation und Videokunst versprechen. Etwas schade einzig, dass die Forum-Specials in Sachen ältere Filme und Hommagen (letztes Jahr sehr toll: Kôji Wakamatsu) dieses Jahr offenbar vergleichsweise dünn aufgestellt sind. Liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass dieses Jahr das Panorama zum dreißigjährigen Jubiläum der Kategorie umso stärker mit zahlreichen Specials wirbt. Noch nicht genauer beschäftigt habe ich mich bislang mit dem Programm von Generation, wo die Orientierung aufgrund des manchmal (gerade in den Beschreibungen) etwas irreführenden Zuschnitts aufs junge Zielpublikum nicht immer einfach fällt. Eine feste Bank in diesem Jahr und zweifelsohne persönliche Pflichtveranstaltung Nummer Eins ist indes die 70mm-Retrospektive, die obendrein den Vorteil bietet, dass sich hier schon aufgrund des Formats praktisch jede Vorführung lohnen dürfte (dass man sich indes über Kinoausstattungen, Vorführprämissen und Kopienqualitäten gerade bei diesem Thema ausgiebig streiten kann, beweisen die seitenlangen und leider auch häufig etwas unübersichtlichen Diskussionen und Auseinandersetzungen im entsprechenden Bereich des Filmvorführer-Forums). Die ausgewählten Filme der Hommage an Maurice Jarre sind bislang noch nicht bekannt gegeben worden, neben den großen Leinwandepen von David Lean befinden sich hoffentlich auch einige selten gezeigte Raritäten darunter. Die Sonderreihe „Winter adé – Filmische Vorboten der Wende“ werde ich, obwohl sie einige rare Entdeckungen verspricht, vermutlich weitgehend auslassen und auf das in Aussicht gestellte Nachspiel in kommunalen Kinos hoffen. Im Berlinale Special sind neben einigen aus meiner Sicht verzichtbaren Premieren von ohnehin bereits im regulären Startplan terminierten Großprojekten auch einige interessante neue Spätwerke alter Kino-Heroen wie Rudolf Thome, Manoel De Oliveira oder Ermanno Olmi vertreten. Fehlt bei der Kategorien-Rundschau im Wesentlichen nur noch „Perspektive Deutsches Kino“ und die „Berlinale Shorts“, die aber aus diversen Gründen wohl beide auch 2009 eher außerhalb meines Radars laufen werden. Es scheint, so ist wohl bereits deutlich geworden, dieses Jahr ohnehin eher ein Über- als ein Unterangebot an reizvollen bis unerlässlichen Filmen zu geben (jedenfalls unter der Voraussetzung, dass man ältere Filme und Aufführungsbesonderheiten miteinbezieht).
Noch ein Festival-Hinweis von zwangsläufig nur regionaler Bedeutung: die alljährlichen StummFilmMusikTage Erlangen zeigen kommenden Samstag (24.1.) in einem vorübergehend eigens dafür ausgestatteten Theatersaal drei Stummfilme mit erfahrungsgemäß meist aufwendiger Musikbegleitung (alle zwei Jahre sind es sogar deutlich mehr Filme über vier Tage verteilt, dieser Fall tritt aber erst 2010 wieder ein).