STB Robert 2016 I

„If my films are messy, it is probably due to the fact that I don’t like to perfect a cinema. The audience must not admire the technical aspects of my filmmaking, like they would a computer or the law of physics.“ (Imamura Shôhei)


Wertung: Ich kann nichts mit Zahlen zur Bewertung anfangen. Deshalb gibt es hier ein System der euphorischen Aufnahme des Films. In Zahlen übersetzt wäre es wohl ungefähr: fantastisch 10,0 – 9,4 / großartig 9,3 – 8,2 / gut 8,1 – 6,8 / ok 6,7 – 5,0 / mir zur Sichtung nichts sagend 4,9 – 3,5 / uff 3,4 – 1,0 / ätzend 0,9 – 0. Diese Skala ist mit der Qual verbunden, Filme in eine lineare Skala zu quetschen. Deshalb hat die Wertung eine Y-Struktur für freieres Atmen. Ab ca. 7.9 kann ein Film eine Wertung der Verstörung erhalten: radioaktiv 10,0 – 9,0 / verstrahlt 8,9 – 7,5. Wertungen in Klammern verweisen auf das ein oder andere Nickerchen beim Schauen.

Legende: Ist im Grunde selbst erklärend. Wenn hinter der eckigen Klammer eine Zahl steht, dann gibt sie die Anzahl der Sichtungen wieder. Je höher die Zahl, desto mehr ist sie geschätzt. Da ich mit Fernsehen und Kino aufgewachsen bin, wo nur gekennzeichnet wird, wenn ein Film nicht in deutscher Sprache kommt, tue ich das schändlicherweise auch. (OmU=Originalfassung mit Untertiteln, OmeU=Originalfassung mit englischen Untertiteln, OF=Originalfassung, EF= englischsynchronisierte Fassung, OZmeU=Originalzwischentitel mit englischen Untertitel)


Das Sehtagebuch von 2012 findet sich hier.
Den ersten Teil des Sehtagebuchs von 2013 findet ihr hier, der zweite hier.
2014 vor Juli steht hier, danach hier.
Die kühle erste Hälfte von 2015 hier, die andere hier.

 

to be continued… und zwar hier

Hustle

Juni
Donnerstag 30.06.

X-Men: The Last Stand / X-Men: Der letzte Widerstand
(Brett Ratner, USA/CA/UK 2006) [blu-ray]

gut

Mit dem neuen Regisseur weht gleich ein ganz anderer Wind. Waren die Mutanten im Großen und Ganzen bisher schützenswert, brennt jetzt die Frage, ob Menschen mit übernatürlichen Kräften und Allmacht vll nicht doch unerfreulich sind. Das Drehbuch von X-MEN: THE LAST STAND ist voller Zweifel, pendelt zwischen Polen wie Menschlichkeit, Vertrauen, Angst und noch mehr Angst … und hat schlussendlich keine Antworten parat. Es wimmelt aber von Charakteren, die sich sicher sind, wie zu handeln ist, um potentielle erschreckende Zukünfte abzuwenden, dabei aber das Chaos der Gegenwart nur vergrößern. Das Ergebnis ist dann wie eine aktuelle politische Debatte, denn so frisch ist der Wind Ratners dann doch nicht. X-MEN: THE LAST STAND fängt die Ängste seiner Protagonisten aseptisch ein und macht aus ihnen bedeutungsschwangere Materialschlachten. Alles Plaste.

Black Cat / Das Geheimnis der schwarzen Katze
(Serge Rodnunsky, USA 2004) [DVD]

uff

Edgar Allan Poe trifft David Lynch in einem Softporno ohne Sex. Eine Ermittlerin interviewt einen mordverdächtigen Ehemann und während ihrer Ermittlungen findet sie sich beständig am Platz des Ehemanns in dessen Beziehung wieder. Was ist der Traum und was die Realität, die Grenzen zwischen ihr als Polizistin und ihr als Teil einer Liebesbeziehung verschwimmen mehr und mehr, da in radikaler Freiheit zwischen diesen gewechselt wird. Fiebrig kreist BLACK CAT um seine Figuren, um drei, vier Momente, in immer neuen Konstellationen. Mal erhängt der Mann als Ausdrucks seines Wahnsinns/seiner Unzufriedenheit in der Beziehung die Katze seiner Frau, mal ist es die Ermittlerin, die dies tut. Mal lebt die Katze, mal ist sie lebendig. Mal lebt die Ehefrau, mal ist sie tot. Es kreist und kreist bis uns die Zentrifugalkraft in den Sessel drückt und ein Vakuum um uns geschaffen hat, dass uns erstickt. Drückende Leere … und Matsch. Bilder und Schauspielkunst wie aus einem billig runtergerockten Softporno, wobei sich manisch auf die Geschehnisse versteift wird. Eine Welt außerhalb des Ganzen? Undenkbar. Die immer wieder kehrenden Einstellungen einer fauchenden Katze. Das fiebrige Geschehen. Nichts ist greifbar, alles verschwimmt zu einem Traum, der sich anfühlt, als ob solch einer uns nur halbvergiftet in einem schimmligen Keller liegend befallen kann. BLACK CAT ist ein Laudanumrausch, der bei nüchternem Bewusstsein vor uns abläuft. Der Stahl auf einer glühenden Stirn.

Mittwoch 29.06.

Piedone lo sbirro / Sie nannten ihn Plattfuß
(Steno, I/F 1973) [DVD] 6

gut +

Das Neapel von SIE NANNTEN IHN PLATTFUSS gleicht ein bisschen Ankh-Morpork. Das wilde moralische Durcheinander der Poliziotteschi findet hier nämlich seine Auflösung, da nicht nach einer Beendung des Verbrechens gestrebt, sondern dieses in ertragbare Bahnen gelenkt wird. Schwarzmarkt, Diebe, alles ganz normale Typen, welche von Plattfuß vor seinen überambitionierten Kollegen geschützt werden und denen so ihr Aushalt gerettet wird. Mit ein paar Schellen werden die, welche über die Stränge schlagen, bedient und wenn es all zu übel wird, dann arbeiten Plattfuß und die ganz unbedenkliche Camorra Hand in Hand. Nur Sesselpupper scheinen hier noch daran zu glauben, dass es hilft Kriminalität zu kriminalisieren. In einem Genre, welches oft von Wutbürgerpolizisten handelt, gibt es in diesem Vertreter wahrlich viel Verständnis für die Unterwelt. Selbst der Amokschütze vom Anfang, ein Afroamerikanische GI, der von einem Hochhaus wild in die Menge schießt, war halt nur mal durchgedreht … scheinbar unter dem Stress zusammengebrochen. Alles kein Grund ihn zu verdammen, so dass er völlig rehabilitiert bald ein guter Kumpel Plattfuß‘ wird. SIE NANNTEN IHN PLATTFUSS, die träumende Werbung für mehr Menschlichkeit mit Schellen.

X2 / X-Men 2
(Bryan Singer, CA/USA 2003) [blu-ray]

ok

Eine Mutter fragt ihren mutierten Sohn in X2, ob er nicht schon mal probiert hat, kein Mutant mehr zu sein. Ein Witz der nochmal unterstreicht, dass die Mutanten in X-MEN die Bürde aller Außenseiter dieser Welt tragen und X2 malt im Speziellen ein Bild des Terrors, welches diese vom rechten Flügel der Gesellschaft zu erwarten haben. Identitätssuche und liberales Mahnen in einem blassen Bombast, der ernst und sittsam erzählt, ohne sich irgendetwas zu wagen.

Dienstag 28.06.

…più forte ragazzi! / Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle
(Giuseppe Colizzi, I 1972) [DVD] 267

fantastisch

Ein Film, der einen zu einem besseren Menschen macht. Ich bin mir sicher.

Uno sceriffo extraterrestre… poco extra e molto terrestre / Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen
(Michele Lupo, I 1979) [blu-ray] 4

gut

Montag 27.06.

Toba no mesu neko: Sha kiba no shobu / Murder Unincorporated
(Noguchi Haruyasu, J 1965) [blu-ray, OmeU]

großartig

GIRL CAT GAMBLERS: ABANDONED FANGS OF TRIUMPH heißt der japanische Titel wohl übersetzt. Weder Girls noch Gamblers spielen aber eine große Rolle. Dafür gibt es jede Menge Spaß. Der Film beginnt mit der Ansage, dass falls jemand während des Films nicht lacht, erschossen wird. Die folgenden Szenen machen einem dann erstmal Angst ums eigene Leben, aber dann legt MURDER UNINCORPORATED los und zelebriert den ganz großen Quatsch. Stellen Sie sich Jerry Lewis, Dean Martin, Ilja Richter, Rudi Carrell und Toto in einem Film vor und Sie können erahnen welches Maß an Nonsens hier erreicht wird.

Les choses de la vie / Die Dinge des Lebens
(Claude Sautet, F/I/CH 1969) [DVD, OmU]

großartig +

In meiner frühen Jugend, als ich im Grunde nur Actionfilme und Komödien schaute, blieb ich eines Abends bei BEGEGNUNGEN mit Richard Gere und Sharon Stone hängen. Wahrscheinlich hat mich der Autounfall angelockt, warum ich aber dran blieb, obwohl es für mich immer öder wurde, weil nichts passierte, kann ich heute nur noch mutmaßen. Vll war es die erste bewusste Begegnung mit den Gefühlen des Erwachsenseins, mit dem Schmerz, denen wir anderen zufügen ohne es zu wollen, mit den unauflöslichen Widersprüchen, der eigenen Wünsche. Mitgelitten habe ich jedenfalls so sehr, dass ich das Original von Sautet bis heute vor mir herschob, voll Interesse und Angst. Nun durch HUSTLE habe ich mich herangetraut. Um ein sich überschlagendes Auto, indem Michel Piccoli sitzt, drehen sich die Erinnerungen an dessen gescheiterte Ehe und seine neue Liebe, bei der es auch nicht mehr so rosig läuft. Assoziativ werden wir durch den Nachhall seiner letzten Monate geschmissen, in denen seine Bedürfnisse kollidierten. Sein Wunsch nach einem glücken Leben im Hort seiner Familie, seiner Freunde, seiner Heimat und im Gegensatz dazu seine Entscheidung für die Liebe zu Romy Schneider, die ihm keine solche Identität bieten kann, nur die Liebe. Immer mehr zerfällt alles, je mehr sich auch das Auto über die Landschaft verteilt. Zurück bleiben eben die Dinge des Lebens, fragile Momente auf einer Wiese und der Leinwand verteilt. Auch hier passiert nicht viel, aber mit Mitte 30 spüre ich keine Öde mehr. Vll sollte ich auch mal das Remake wiedersehen. Auch so ein Ding meines Lebens.

Sonntag 26.06.

Anne of the Indies / Die Piratenkönigin
(Jacques Tourneur, USA 1951) [blu-ray, OF]

großartig

ANNE OF THE INDIES handelt von Piraten, Spionen, Kämpfen, Manövern und allem, was ein Piratenfilm haben sollte. Aber vor dem Hintergrund des swashbucklers werden vor allem Geschlechterrollen ausgefochten. Anne ist nämlich ganz Mann. Von Black Beard trainiert und mehr oder weniger aufgezogen, wurde sie zu einem der gefürchtetsten Piratenkapitäne. Doch die Liebe, nebenbei gesagt zu einem Mann, der mit allem, was er sagt und macht, zu verstehen gibt, dass er nur klassische Frauen lieben kann, macht sie zu einer Frau. Sie probiert nun feine Damenkleider an und bricht mit Black Beard, nur um betrogen zu werden. Jacques Tourneur erzählt uns nicht, wie der deutsche Titel vermuten lassen kann, von einer Piratenkönigin, sondern von einer Frau, die irgendwann im Film zu einer Missgeburt wird … sich zumindest so fühlt. Zur Frau, die sich auch als solche fühlt, aber durch ihren Durst nach Rache und durch ihre Position wieder ein Mann sein will. Verloren zwischen den Stühlen bleibt ihr nur alles, was dieses Dilemma verursachte den Tod zu bringen.

Hustle / Straßen der Nacht
(Robert Aldrich, USA 1975) [DVD, OmeU]

fantastisch

Schon allein dass HUSTLE ganz nonchalant einen Charles Aznavour Chanson in einem Hollywoodfilm eine tragende Rolle spielen lässt, macht Robert Aldrichs Noir liebenswert. Er ist dabei eine hard boiled-Kriminalgeschichte über den Mord an einer Ertrunkenen, die in zwielichtigen Kreisen verkehrte und deren Ermordung weite Kreise ziehen wird, ein Liebesdrama von der Sensibilität eines Claude Sautet Films, wo kleine Pinselstriche turmhohe Beziehungs- und Lebensentwurfsgeflechte zeichnen, und zudem ist es als frühe Skizze für Paul Schraders HARDCORE lesbar. Doch vor alldem gleicht HUSTLE eben einem Chanson. Tiefe Trauer weht von der ersten Sekunde durch die Bilder, durch die Blicke, durch die Dialoge. Burt Reynolds und Catherine Deneuve träumen von einer Zukunft in Rom, aber sie glauben schon nicht mehr daran. Zu weit liegen ihre Leben auseinander, ihrs als Edelprostituierte und seins als harter Machocop. Das Schauspiel von Reynolds, der wie immer mit ironischem Grinsen, Meter zwischen sich und seine Figur bringt, tut dabei ihr übriges, denn seine Figur Lt. Phil Gaines glaubt an nichts mehr und lebt nur noch dahin, weil er niemanden seine Niederlage eingestehen möchte. Er macht seinen Job mehr als Alibi und muss zu der Untersuchung des Mordes fast geprügelt werden … und als alles den Bach runter geht und immer schlimmer wird, dann hat er schon immer Recht gehabt, dass sich die Anstrengung nicht lohnt … nicht in dieser Welt. Und so weht HUSTLE mehr durch die Luft, wie eine Geschichte über eine melancholische Melodie gesungen. Tränen dabei und danach.

Freitag 24.06.

Underground
(Emir Kusturica, Y/D/F/H 1995) [DVD]

ok

Ich habe von Donnerstag bis Sonnabend die 6-teilige Serie mit 5 Stunden Laufzeit gesehen. Am Morgen des Samstags waren es Folge 4 und 5. Als ich nachmittags dann einen Film sehen wollte, fühlte ich nur Abscheu und wollte mit dem Medium erstmal nichts mehr zu tun haben. Ich mag Kusturicas Kino nicht besonders und im ersten Reflex wollte ich hier schreiben, dass UNDERGROUND mir die Lust auf bewegte Bilder versaut hat. Was aber auch nur leere Polemik gewesen wäre. Die ersten drei Folgen mochte ich, vll war es nur zu viel seiner Aufdringlichkeit zum Morgen. Denn UNDERGROUND ist nicht nur eine groteske Parabel zur jugoslawischen Geschichte, in der Verbrecher, die vom Bombenhagel des 2. Weltkriegs aufgegeilt wurden, große Nummern im kommunistischen Staatsapparat wurden und ihr Volk mit Ideologie, Informations- wie Gütermangel klein hielten, sondern auch die beständige Wiederholung der immer gleichen Abgestandenheit. Grob und hektisch, ohne Verve und Pietät jagt UNDERGROUND durch seine Kellerwelt, einen eben noch heruntergekommeneren real existierenden Sozialismus, in der Menschen im Glauben gelassen werden, dass der 2. Weltkrieg nicht geendet habe und die Nazi kurz vor erlangem der Weltherrschaft sind. Durch sein Jugoslawien, wo alle Menschen zur Aktion drängen, tanzen, schießen, arbeiten, träumen, hoffen, immer getrieben von Balkanmusik. Keine Pause in einem beständigen, zähen Fluss. Getrieben von der Aufschneiderei seiner Hauptfiguren, die nie innehalten und reflektieren. Immer voll ins Gesicht, immer strapaziös an den Nerven zehrend. Und vll ist das nichts für Sonnabendmorgen.

Montag 20.06.

John Wick
(Chad Stahelski, David Leitch, USA 2014) [blu-ray]

großartig

Was mir an der ersten Staffel von LOST (der besten, der einzig gelungenen der sechs) am meisten gefallen hat, das waren die Schwierigkeiten der Menschen mit ihren Problemen fertig zu werden. Jede Folge war wie ein Hollywooddrama, das sich auf einem im Cast konzentrierte und ihr am Ende seine persönlichen Dämonen austrieb. Zum Beispiel gab es relativ früh einen Folge in der Sayid, ein ehemaliger irakischer Folterknecht, lernte, dass foltern schlecht ist und es am Ende des Tages seiner geistigen Verfassung mehr schadet, als das es ihm hilft. Wie in alle Folgen handelte es sich um ein kathartisches Meisterwerk, das einem die Lektion emotional einbrannte. Sayid war geheilt, keine Frage. Aber LOST war nun mal eine Serie und brauchte deshalb Figuren mit individuellen sowie wiederkehrenden Problemen, die ihre Identität und die der Serie ausmachten. Sprich Sayid wurde seine Probleme nicht los, weil er eben Sayid bleiben musste und nicht jemand ohne Problematik sein konnte. Ergo schob er im nächsten Stressmoment, wo es um das schnelle Erlangen von Informationen ging, jemanden Bambus unter die Fingernägel. In einer der kommenden Folgen muss er dann wieder seine Lektion lernen, Foltern ist schlecht, nur um in der nächsten Folge gleich wieder seine ganze Kunst anzuwenden. Immer wieder wurden alle tragenden Figuren von ihrer persönlichen Last befreit, nur um ihre Bürde am nächsten Tag gleich wieder auf sich zu finden. Niemand verändert sich, egal wie große die Hoffnung in den einzelnen Folgen war, egal wie sie das schon längst Verstandene immer wieder dazu lernen. (Vll kennt das der ein oder andere auch von sich.) Was uns jedenfalls zu JOHN WICK bringt. John Wick ist ein Auftragskiller, dessen Spitzname der Schwarze Mann war. Einst. Aus einem russischen Kinderlied, gruselig wie es nur Kinderlieder sein können, schien er entsprungen. Aber er hatte sich verliebt und seine Karriere an den Nagel gehängt. Nur klaut der Sohn eines russischen Gangsterbosses Wicks Auto und tötet dessen Hund, das Geschenk seiner kurz zuvor gestorbenen Frau, was wieder den Schwarzen Mann in ihm hervorholt. Wie Sayid, dem Foltern zur zweiten Haut geworden war, kann er seine nicht ablegen und kennt nur eine Antwort. Mehr erzählt JOHN WICK im Grunde auch nicht. John Wick will be John Wick … was heißt er tötet sich elegant und state of the art, eine Augenweide, durch Unmengen von Gangstern und Killern, die irgendwo in einer Parallelwelt leben, wo Auftragsmorden ein ganz normaler Beruf ist und es niemanden groß überrascht, dass just Getötete herumliegen … was Stahelski und Leitch zu einem trockenen Running Gag aufbauen und damit die Gewohnheit, in der sich John Wick wiederverfängt, zu einem heimeligen Ort zum Verweilen machen.

Sonntag 19.06.

Daikanbu – burai / The Outlaw Sword
(Ozawa Keiichi, J 1968) [blu-ray, OmeU]

gut +

Der zweite Teil der OUTLAW GANGSTER VIP-Reihe gleicht dem ersten durchaus. Heißt: wieder geht es um den von Schweinen, reinen Herzen und Leidenden umgebenen guten Yakuza mit den breiten Schultern, die alles in einer korrupten Welt zu tragen vermögen. Ozawa schildert seinen ersten Betrag der Serie aber mit Hang zu optischem/erzählerischem Wahnwitz, der in der besten Szene, dem Endkampf kumuliert, als die Schlägerei zwischen Watari und den Schergen des ihn verratenden Yakuzaclans mit einem Volleyballmatch parallel montiert wird. Immer wieder schmeißen sich zwischen den hingerotzen Schlägen und Stichen der Gangster Mädchen in heroischen Zeitlupen in den Dreck, um einen Ball noch zu erwischen. Welch Schelmerei.

Sonnabend 18.06.

Die Glatzkopfbande
(Richard Groschopp, DDR 1963) [DVD]

großartig

Auf einem Bau werden mit wenigen Pinselstrichen die Sympathien der Zuschauer einem älteren Herrn und einem jungen Mädchen zugeschanzt, nur um sie nach wenigen Einstellungen gleich über die Klinge gehen zu lassen und unter einem einstürzenden Rohbau zu begraben. Die gute alte DDR-Onkeligkeit, die in den kurzen Momenten vor dem Unglück den Raum einnimmt, bittet wie so oft vehement darum, es sich in ihr gemütlich zu machen. Der unmittelbare Schock des unerwarteten Todes lassen DIE GLATZKOPFBANDE mit einem Schlag in die Magengrube beginnen. Einer, ohne den die folgenden Kleinjungenstreiche der Halbstarken Glatzkopfbande, die für den Unfall durch ihre Pfuscharbeit Verantwortlichen, erschreckend banal wären. Die Bande, eine Baukolonne aus Magdeburg, verweilt nämlich den Hauptteil des Films auf Usedom im Urlaub und zertritt Sandburgen, dreht die Ventile aus Autoreifen und schneidet sich die Haare ab, um wie Yul Brunner zu wirken. Kleine Rowdies, die der Film voll Energie, Autonomie, Sex und Verantwortungslosigkeit zeichnet. Sie machen nichts wirklich Aufregendes, streiten, maulen und geben an, aber es liegt etwas THE WILD ONE in der Luft. Ein kleinwenig Rock ’n‘ Roll, der reicht um im Usedomer Mief schnell in Massenschlägereien, Tumulten und krankenhausreifen Menschen endet … nicht weil die kleinen Rebellen es förmlich darauf anlegen würden, sondern weil es unter der Oberfläche einer Ferienidylle und ruhigen Urlaubern brodelt. Es ist überraschend wie schnell alles eskaliert. Ohne den Beginn und die eklatante Schuld der Bande würde hier nur eines zu sehen sein, nämlich wie leicht der Status Quo der oft besungenen Gemeinschaft einer kollegialen DDR ausgehebelt ist. Selbst in der eigenen Fiktion, die doch den Schuldigen (zumindest oberflächlich) ganz wo anders präsentieren möchte. Vor moralischer Laxheit soll gewarnt werden, davor eben nicht ebenso nett und onkelig wie fast alle anderen Menschen im Film zu sein. Ohne Einfluss des Klassenfeindes ist das hier, kurz nach dem Bau der Mauer selbstredend nicht möglich. Der Anführer der Gang, King, ein ehemaliger Fremdenlegionär und im Westen Gesuchter, verführt im Zusammenspiel mit der dekadenten Kultur des Westens die unbedarfte Jugend des Ostens, die ihre Liebsten und Omis schmerzlich enttäuschen werden. Manchmal mutet es wie ein umgedrehter Körperfresserfilm an, in dem die Individualität und schlicht nicht Nettsein einem zu einem Monster macht. DIE GLATZKOPFBANDE changiert so zwischen einem wilden Reißer über Halbstarke und einem beschaulichen Film über weitherzige Bürger, die sich in die Ecke gedrängt fühlen, weil Recht und Ordnung a, Strand nicht ganz korrekt sind. Spießig, rechthaberisch und labil ist diese Nettigkeit aber ebenso raumgreifend und einen in den Arm nehmen wollend. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan explodierender gutmütigen Onkels von nebenan.

Hellboy
(Guillermo del Toro, USA 2004) [blu-ray] 2

ok

Den – sagen wir – Ray Harryhausen Aspekt in der liebevollen Erschaffung fantasievoller Wesen mag ich sehr. Aber sonst kann ich immer noch nicht viel mit dem ansonsten, wie ich finde, aseptischen und hölzern entworfenen und umgesetzten Filmen von Guillermo del Toro anfangen. HELLBOY wäre aber sicherlich der bessere vierte Teil der Indiana Jones Reihe gewesen. Vll platzt bei CRIMSON PEAK der Knoten.

Hannibal
(Ridley Scott, USA/UK 2001) [blu-ray, OmeU]

verstrahlt

Ridley Scotts Film ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern ein keimfreies Highendprodukt. Eines, das mit sich kaum etwas anzufangen weiß, außer ausgedehnt und redeselig auf den Moment hinzuarbeiten, wenn Hannibal Lecter endlich einen Menschen vor der Kamera zubereitet. Und dieser Moment wird genüsslich zurückgehalten. Immer mehr, immer steriler erzählt Scott, als ob die ARD Unmengen Geld für einen Fernsehfilm bekommen würde … was den Gewaltspitzen, die den Regisseur mitunter in die Nähe des Titels des größten Gorebauern der Mainstreamfilmerei rückt, und den unsinnigen, genialen Einfällen der Vorlage – Menschen essende Schweine, von Lecter dazu gebrachte Menschen, sich wie Francis Bacon Gemälde zu entstellen – einen nur absurderen Anstrich verpasst.

Freitag 17.06.

The Silence of the Lambs / Das Schweigen der Lämmer
(Jonathan Demme, USA 1990) [DVD] 2

großartig +

Eine von ihren männlichen Gegenübern stets nicht ernst genommene FBI-Agentin in Ausbildung jagt einen psychopathischen Serienmörder, der sich in der Welt konstant fehl am Platz fühlt und sich deshalb aus der Haut seiner Opfer eine eigene, neue, weibliche Oberfläche näht. Unterstützung erhält sie dabei von einem psychopathischen Übermenschen wie Kannibalen, der ihr möglicherweise nur hilft um dem vulgären Umfeld, in dem sich beide bewegen, eins auszuwischen … und der vll nochmal ein, zwei Menschen verspeisen möchte. Wie kann das nicht super sein … wo doch auch Demme sich nicht sicher und sauber erzählt. THE SILENCE OF THE LAMBS gibt sich den Fetischen, den Alpträumen und den Mythen seiner Figuren völlig hin, erzählt von unwirklichen, nassen Kellerverliesen für Unmenschen, von der Geilheit der Machtausübung, von nicht blinzelnden Starrern, die einem aus 10 Metern gegen den Wind in der Buchse riechen können und dies endlos lieben. So ist es wahrlich einfach, sich über ihn lustig zu machen (hab‘ ich zugegebenermaßen nach der Erstsichtung leider getan), aber das wäre auch ein bisschen so, wie die Lebendigkeit desselben zu verlachen.

Men in Black
(Barry Sonnenfeld, USA 1997) [blu-ray] 3

nichtssagend

MEN IN BLACK, schon 16mal gesehen und nicht einmal gelacht. Ein bisschen ist es wie mit der frühen Britney Spears. Als ich das Musikvideo von … BABY ONE MORE TIME 1998 das erste Mal sah, war ich mir sicher, dass es dieser durchkalkulierte, gesichtslose Kram schnell wieder verschwinden würde. Was folgte war eine Weltkarriere. MEN IN BLACK war schon ein Erfolg, als ich ihn erstmals sah, was diesen ausmacht, ist mir bis heute nicht ganz klar. Ganz nett irgendwie, mit ein paar schönen Ideen, aber vor allem eben ein designtes Produkt, dass trotz eines Vincent D’Onofrio, dem zunehmend die Haut von den Knochen hängt, auf mich vor allem aalglatt wirkt. Kantenloser Kaugummi, dieses MEN IN BLACK wie die Singles des ersten Albums von Britney.

Sonntag 12.06.

The Outlaw / Geächtet
(Howard Hughes, USA 1943) [DVD, OF]

gut

Den ganzen Film kam ich mir fehl am Platz vor. Ein paar Tage später wurde mir klar, dass ich einen klassischen Western erwartet hatte und keinen Vorläufer eines Andy Warhol/Paul Morrissey-Films mit Cartoontrombonen um Pointen zu unterstreichen und einer Jane Russell, deren einzige Anbindung zum Film ist, dass scheinbar ihre Brüste da sein sollten.

Sonnabend 11.06.

Burai yori daikanbu / Outlaw Gangster VIP
(Masuda Toshio, J 1968) [blu-ray, OmeU]

ok +

OUTLAW GANGSTER VIP lässt sich zu Beginn viel Zeit, um klar zu machen, dass Ishihara Yûjirô Wiedergänger Watari Tetsuya ein ganzer Kerl ist. Jemand der Damen beschützt, immer ehrenvoll seine Pflicht tut und jedes Leid, jeden Widerspruch ohne zu murren erträgt, weil er die bitteren Höhen der Männlichkeit gewohnt ist. Im Vergleich zu den durchaus gesetzt schnarchigen Takakura Ken Yakuzafilmen, welche Mitte der 60er die Kinos füllten, geht OUTLAW GANGSTER VIP sicherlich schon einen Schritt Richtung BATTLES WITHOUT HONOR AND HUMANITY, da zwischen ehrlosen Bossen und jugendlichen Schlägern kaum Platz mehr für die wenigen, dem Ganzen eher müde gegenüberstehenden alten Ritter bleibt. Doch bei aller sich überschlagenden Amoralität bleibt doch die alte Marschroute wie eingebrannt bestehen, ein edler Mann muss zwischen ninjo (ca. Mitgefühl) und giri (ca. Pflicht) leiden, damit bewiesen wird, dass er ein ganzer Mann ist, während alle anderen, denen eines von beiden noch was wert ist, dazwischen zerrieben werden. Im Herzen ist OUTLAW GANGSTER VIP, trotz allen moralischen wie optischen Ansätzen zur wilden Reißerei, schließlich handelt es sich um einen Nikkatsu-Film und nicht um das anständige Tōei beispielsweise, aber ebenso scharchig wie die ritterlichen Konkurrenten.

Ramrod / Die Farm der Gehetzten
(André De Toth, USA 1947) [blu-ray, OF]

großartig

Mit der drückenden Eröffnung, in der auf die Abfahrt einer Postkutsche gewartet wird, ist schnell klar, dass dies kein gutes Ende nimmt. Sie spricht behände von der allgegenwärtigen Angst vor den ortsansässigen, skrupellosen Großgrundbesitzern und legt nahe, dass nur Idealismus, Gerechtigkeitssinn und Stolz beziehungsweise Sturheit, Hass und grenzenloser Trotz sich diesen entgegenstellen wird. Mit Joel McCrea und Veronika Lake sind diese Komponenten schnell gefunden und werden um Don DeFore, jemanden der schlicht Ärger sucht, ergänzt. Doch während Joel McCrea einen entbehrungsreichen, lebensmüden Kampf, wie ihn DIE GLORREICHEN SIEBEN bzw. die SIEBEN SAMURAI einige Jahre später in den Kinos kämpfen werden, zu bestreiten gedenkt, leuchtet in den Augen von Veronika Lake etwas anderes. Verzogen und von der Welt um sich, wahrscheinlich zurecht, angeekelt, will sie nur Vernichtung und Demütigung. Und so findet sich McCrea bald zerrissen in einem Sturm, der ihn da platziert, wo sich Schimanski während des Kalten Krieges wähnte: zwischen zwei Arschbacken, die Scheiße abbekommend.

Man of Tai Chi
(Keanu Reeves, USA/CHN/HK 2013) [DVD]

ok

Wäre MAN OF TAI CHI ein Haus, dann wäre es ein Stahl-Glas-Bau mit klaren Linien, angefüllt mit chrom metallic Interieur. Kalt, zweckdienlich, mit wenig Sinn für Geschwungenes. Wäre MAN OF TAI CHI ein Disney-Film, dann wäre er KUNG FU PANDA 2, zeigt er doch den Weg eines Kämpfers zu innerem Frieden. Da er aber kein Disney-Film ist, ist Protagonist Tiger Chen kein knuddeliger Panda, dem das Gutsein fest eingeschrieben ist, sondern ein wütender junger Mann, der bei Wettkämpfen Blut leckt und sein inneres Feuer durch Adrenalinräusche beim Vermöbeln anderer Kämpfer zu löschen sucht. Wäre Tiger Chen eine Comicfigur, würden ihm ein Teufelchen und ein Engelchen auf der Schulter sitzen. So hat er einen alten Meister, der ihm von Ruhe und Kontrolle predigt, und Donaka Mark (Keanu Reeves), den Betreiber regelloser, illegaler Kämpfe bis zum Tod, der, ganz teuflischer Verführer, die Gewaltgeilheit aus seinen Kämpfern bis zum Maximum herauskitzeln möchte. Mark, der seine Augen und Kameras überall hat, manipuliert und korrumpiert an seinem neusten Spielzeug, Chen, und hofft diesen bald zu einem tollwütigen Hunden abgerichtet zu haben … und Keanu Reeves genießt es sich als Dämon inszenieren zu dürfen.

Freitag 10.06.

One of the Missing
(Tony Scott, UK 1969) [blu-ray, OmeU]

gut

Ein Soldat des us-amerikanischen Bürgerkriegs liegt bewegungsunfähig unter Mauerschutt und sein Gewehr, geladen und abschussbereit, steckt auf ihn gerichtet direkt vor seinem Gesicht fest. Als Studie über Todesangst und ernten müssen, was man sät, schwebt Tony Scotts erster Kurzfilm dahin, ganz Atmosphäre und Kunst, die nach ihrem Handwerk sucht.

Highlander
(Russell Mulcahy, UK 1986) [blu-ray]161

großartig +

HIGHLANDER ist einer der wichtigsten Filme meines Lebens. Ich hatte es völlig vergessen, bis ich vor ein zwei Jahren den Auftakt sah und plötzlich die alte Liebe wie aus dem Nichts wieder mein Herz und meinen Kopf durchspülte. Und auch jetzt, als ich den Film mit meinen Söhnen sah, kam alles wieder hoch. Wie er über einem Glas Wein über den Jahrgang sinniert, über den ersten Flug der Gebrüder Montgolfier, die Anerkennung der Unabhängigkeit Englands … mit einer Sehnsucht und einer Überwältigung darüber wie weit die Welt (seit seiner Geburt) gekommen ist, die mir bis heute erklärt, was an Geschichte so spannend ist. Wie ich wegen Queens PRINCES OF THE UNIVERSE mir ihr Album A KIND OF MAGIC schenken lies … was mich mit meiner langjährigen Lieblingsband bekannt machte und der Startschuss dafür war, dass ich mich ernsthaft begann mit Musik auseinander zu setzen. Besagtes Album habe ich auch seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, die Lieder aber, die ich zu einer Zeit erstmals hörte, als ich über keine Englischkenntnisse verfügte, kann ich trotzdem bis heute auswendig mitsingen. Und so ist es auch mit Russell Mulcahys Film, den ich Schnitt für Schnitt, Einstellung für Einstellung, Zitat für Zitat fast auswendig kenne – mal davon abgesehen, dass ich ihn nun tatsächlich erstmals ungeschnitten sah. Irgendwann hatte ich ihn damals so oft gesehen, dass ich körperlichen Ekel spürte, wenn ich ihm begegnete. Den Tag, an dem es endgültig vorbei war, habe ich noch deutlich vor Augen, als ich ihn mal wieder in den Videorekorder schob und statt Freude nur Abscheu und Überdruss fand. Nach jetzt wohl knapp 20 Jahren hat sich dies gelegt. Abstand sieht aber auch etwas anders aus. Ich sehe nun Sean Connerys Perücke überdeutlich, ich sehe die Pappmaché und finde die zweite Hälfte fahrig mit Hang zu drögen Entscheidungen, die ihren unglücklichen Höhepunkt am Ende findet, wo ein brutal-kitschiger Weltverstehmonolog einsetzt, welcher sich rührselig eine ultimativ heile Welt zurechtlegt … aber alles egal, denn die Art von Zauberei von HIGHLANDER wirkt bei mir wieder. Schon die Eröffnung im Madison Square Garden bei einem wrestling match ist wunder-, wunder-, wunderschön. Die schönste Filmeröffnung jemals. Die geckenhaften Wrestler, die wohl das Gegenbild zum im dunklen wartenden MacLeod (Christopher Lambert) sein sollen, zu seiner Ernsthaftigkeit und seinem ewigwährendem Kampf, von den sich einer mit hemmungsloser Geil- und Selbstverliebtheit auszieht – woraufhin zu einer lasziv sich die Lippen leckenden Frau geschnitten wird – sie bereiten schon auf die hemmungslose Sinnlichkeit dieses nach reiner Liebe suchenden Film vor, dessen naive jugendliche Reinheit von einem Strom von Körperflüssigkeiten, Geifer und Dreck getragen wird, dessen mythische Magie einer Vergangenheit voller Entdeckungen, Wunder und Gentlemen auch voller kleinen Idiotien, Selbstbetrug und den ganz normalen Trieben steckt. HIGLANDER gibt sich dem allem hin, der keuschen Jungsphantsie wie der Faszination für feuchte Garagen, schmierigen Typen und einer Welt voller schmutziger Ecken. Der ein Märchen erzählt, von dessen Wahr- wie Schönheit er wie ein Kind überzeugt ist und einen damit anstecken kann.

Montag 06.06.

Deot: Chi-myeong-jeog-in Yu-hok / Trap
(Bong Man-dae, ROK 2014) [DVD, OmU]

nichtssagend

TRAP beginnt mit einer stöhnenden Frau und einem leckenden Mann. Keine großen Umwege werden genommen. Doch bevor irgendwer penetriert wird, rennt die Frau aus dem Raum und die Beziehung der beiden ist beendet. Und damit ist TRAP im Grunde schon vor uns ausgebreitet. Hauptfigur Jeong-min hat keine Ahnung was in Frauen vorgeht und vor allem, wie er Erfolg mit ihnen haben kann – was Beziehungen wie Sexhaben angeht. Der idealistische Autor wird wenig später ins Nirgendwo gehen, um in der Abgeschiedenheit an Drehbüchern zu arbeiten. Dort wird er auf die eskalierte Version der Eröffnungsszene stoßen… auf eine ihn zerquetschende Amour fou, die aber irgendwie auch nichts mehr hinzufügt.

Sonntag 05.06.

Akai hatoba / Red Pier
(Masuda Toshio, J 1958) [blu-ray, OmeU]

großartig

Ishihara Yûjirô als unbesiegbarer, männlicher Übermann, der sein Leben als Gangster satt hat. Den alles langweilt, weil er ja eben unbesiegbar ist und er keine Herausforderung mehr kennt. Natürlich als Mann von Ehre, Schrot und Korn kann er aber nicht aufhören mit dem Gangster-sein … bis er sich verliebt… in die Schwester eines Opfers seines Clans. Dazu sind Verräter hinter ihm her, welche die Schnauze voll haben, immer nur die zweite Geige zu spielen. Ein Polizist, gütig wie ein Onkel, verfolgt Ishihara und alles ist genauso schön gemütlich, wie es nach überlebter Coolness riecht und seiner selbst überdrüssig ist. PÉPÉ LE MOKO stand für AKAI HATOBA Pate und Jean Gabins Lakonie ist zu spüren. Masuda und sein Kameramann Shinsaku Himeda zoomen und schwenken derweilen, dass es eine Freude ist.

The Muppets / Die Muppets
(James Bobin, USA 2011) [TV]

gut

Sonnabend 04.06.

Bezeten – Het gat in de muur / Besessen – Das Loch in der Wand
(Pim de la Parra, NL/BRD 1969) [DVD]

gut

Ein reduzierter, an FENSTER ZUM HOF angelehnter Plot trifft auf Spannerobessionen, die BLUE VELVET durchaus etwas vorwegnehmen. Hauptfigur Nils hängt an einem Loch in der Wand und beobachtet Frauen ausknockende Sexszenen in der Wohnung nebenan. Er schleicht in die Wohnung und findet seltsame Substanzen (bezeichnenderweise nicht LSD, Heroin oder ähnliche handelsübliche Drogen, sondern welche, die uns von einem Wissenschaftler mit ihren chemischen Bezeichnungen erläutert werden, so das danach nur eins klar ist: illegal) sowie ohnmächtige Frauen, entweder im Bett liegende, vom Duschkopf in der Wanne hängende oder in der volle Wanne gefesselte. Von der Irrationalität am anderen Ende des Lochs kann Nils seinen Blick nicht abwenden, nicht einmal wenn seine Freundin anwesend ist. BESESSEN widmet sich der Faszination eines eskalierenden Voyeurismus und suhlt sich steif in unsagbaren Momenten. Zunehmend wird aber der Plot vorgeschoben. Der Krimi, ein schnöder Erklärungsstifter aus Gangstereinerlei, der wahrlich wenig Spannendes zu bieten hat, übernimmt das Geschehen. Nils ist sich bald sicher, dass der Nachbar Dreck am Stecken hat. Verschwundene Damen und getötete G.I.s lassen die gefesselten Damen, Drogen und Revolver nebenan bald in einem anderen Licht erscheinen. Immer spröder werdend wird zwar nie abschließend geklärt, was nebenan tatsächlich los ist und das Irrationale bleibt bestehen, andererseits versteift sich eben auch alles.

Éducation anglaise / Verbotene Zärtlichkeiten
(Jean-Claude Roy, F 1983) [DVD, OmU]

ok

Fetischmädcheninternate, wo der Rohrstock selbstredend nur auf den nackten Arsch verabreicht wird, wo die strenge Fassade freilich nur die verkrampfte Kontrolle über eine heiße Glut in den Herzen darstellt, die in perversen Bestrafungen doch hervorbricht. Also das perfekte Umfeld für Mädchen, ihre Körper und ihre Zärtlichkeit zu entdecken. Durch die Altherrenphantasiebrille von ÉDUCATION ANGLAISE ist das vor allem ein Jux, der asthmatisch lachend ins vor den Mund gehaltene Taschentuch hustet. Sollten Menschen sich doch nahekommen, wird schnell weggeschnitten, auf dass der Spaß um Männer, die Frauen begrabschen, und auf dass das verklemmte Scherzen um Sex und seine Spielarten weitergehen kann.

Freitag 03.06.

Loving Memory
(Tony Scott, UK 1971) [blu-ray, OmeU]

großartig

Trocken präsentiert uns LOVING MEMORY eine umgreifende Demenz in klaren, aufgeräumten Bildern von Spinnweben, Staub und einem mit Tand überfüllten Raum. Nebenan spricht Sven von der destruktiven Macht der Erinnerung und von der Seligkeit des Vergessens und könnte damit Rosamund Greenwoods Figur einer vom Leben gezeichneten Frau meinen. Der traumatische Tod ihres Bruders überlässt sie nicht dieser Seligkeit des Vergessens, sie hängt in einer Vergangenheit fest, die sie verfolgt. Ihre Erinnerungen stellen ihren Verstand voll wie sie einen Raum in der ersten Etage ihres Hauses im Walde mit verstaubten Andenken bis zum Bersten anfüllt. Neustes Objekt ist ein in einem Unfall totgefahrener Radfahrer (David Pugh), den sie als ihren verstorbenen Bruder wiedererkennt. Seligkeit findet sie durch ihn, indem sie ihre Augen davor verschließt, dass er nicht ihr Bruder ist und dass er, der Mann im Sessel, dem sie von ihren vermeintlich gemeinsamen Erinnerungen erzählt und dem sie die Kleidung des Bruders anzieht, tot ist. Gewaltsam zwingt sie der Gegenwart die Vergangenheit auf. Mit Ruhe und wunderschönen Bildern zeigt Scott ihren Realitätsverlust. Er gibt ihrem Handeln etwas Sanftes, zärtlich Entrücktes und lässt ihren nach und nach mit härteren Bandagen geführten Kampf gegen das Vergessen und ihrem anderen, noch lebenden Bruder, der den Radfahrer begraben möchte, genauso erschreckend wie verständlich wirken. LOVING MEMORY ist voller Abgründe, aber auch voller Mitgefühl und stiller Trauer, aber vor allem voll lakonischem schwarzen Humor, wenn er immer wieder den Toten zeigt, der wehrlos seiner Identität beraubt wird und der immer wieder in die Kamera schaut, reglos dasitzend, die Macht über seinen Körper verloren, so dass in seinem leeren Blick ein stiller Hilferuf ob des ganzen Zirkus zu erkennen sein mag.

Donnerstag 02.06.

Always on Sunday
(Ken Russell, UK 1965) [blu-ray, OmeU]

großartig +

Henri Rousseaus Gemälde sehen wie Kinderbuchillustrationen aus. Irgendwie. Zu Lebzeiten verkaufte er, wie Vincent van Gogh, kaum ein Bild. Doch wo bei seinem niederländischen Zeitgenossen selbst in den leuchtendsten Sonnenbildern noch Trauer und Zweifel zu lauern scheinen, da sind bei Rousseau noch die Beschwörungen des Elends des Krieges unendlich unbekümmert. Ein klein wenig wie (die zugegegen etwas eleganteren) Versionen von den Zorrobildern, welche ich fortwährend im Kindergarten malte, voller Blut, Leichen und seltsamen Landschaften, aber naiv, traumhaft entrückt, ohne Sinn für die Gräuel bzw das (Alp-)Traumhafte darin. Die Träume von wahnsinnig aussehenden Tigern, die aus einem düsteren Dschungeln schauen und vielleicht unter dem Einfluss eines Klarinette(?) spielenden Schatten stehen und die von einer nackten Frau auf einer Couch im Urwald eingeladen werden (so würde ich die Geste interpretieren, vll steht sie auch unter einem Einfluss), oder der von einer dunkelhäutige, nackte Frau, vll aber auch ein Schatten aus dem Unterbewussten, die mit ihrer Flöte Schlangen anlockt, diese Träume sehen in ihren simplen Farbflächen und groben Vereinfachungen recht unbedarft aus … als ob der Künstler einen in völligem Unverständnis anschauen würde, wenn wir ihm von Sex, Lust und Schmerz erzählen würden. Leicht zu verlachen ist dies, etwas lächerlich auch, was ALWAYS ON SUNDAY gerne unterstreicht. Stets den Schalk im Nacken ist Ken Russells Film zwar nie so unschuldig, wie die Werke seines Gegenstandes, doch pathetische Heldenverehrung wird so ausgespart. Denn das ist das Tollste an Rousseau und ALWAYS ON SUNDAY, nicht das der Maler verlacht wurde – das zeigt Ken Russell durchaus bitter und tieftraurig, anders als in ISODORA – sondern, dass er kein Schloss aus verbissenem Ernst braucht und dass er unbedarft von Unbedarftheit singt. Schlichte Freude, durchaus komplex. Ken Russell zeigt uns einen Sonntagsmaler, der beschließt mit seiner Berufung ernst zu machen, ohne ernst sein zu können. Immer wieder ist es schön, wenn Rousseau lakonisch Mottenkugeln in seine Koffer mit abgelegten Kleidern streut, sobald er einen neuen Lebensabschnitt beginnt. Und so ist ALWAYS ON SUNDAY vll doch das Portrait des seinerzeit führenden realistischen Malers.

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Mai
Montag 30.05.

Nomads
(John McTiernan, USA 1985) [DVD]

fantastisch

Die Gemütlichkeit von Eiswüsten ist ein wunderbares Biotop für Realitätsverlust, Phantasien und Geister. Wie ein Schraubstock müssen die Witterungsverhältnisse auf den menschlichen Geist einwirken… bis dieser nur noch wie Butter ist. Inuit sind deshalb gegenüber Fremden misstrauisch, weil sie nicht sicher sein können, ob sie es nicht in Wirklichkeit mit einem Phantasma zu tun haben, welches sie in die Irre leitet… so wird zumindest in NOMADS berichtet. L.A. in den 80er Jahren scheint für McTiernans Drehbuch einer Eiswüste nicht unähnlich zu sein, denn hier treiben sich ebensolche Phantome in Form von niemals schlafenden, sich nur durch Sadismus speisenden Punks und Grufties herum. Schimären und Echos blutiger Taten und dem im Blutrausch verlorenen Verstand. Das Genre des Ghul-Films – dadurch gekennzeichnet, dass Gangs, Punks und anderer Abschaum aus den Straßenritzen und den Schatten der gutbürgerlichen Gesellschaft kommen und dieser als Schreckgespenst das Ende zu bereiten drohen – wird von McTiernan überhöht zu einem mystischen Delirium. Zu einer 80er Jahre-Ted-Nugent-Metal-getragenen Idiosynkrasie mit einem Style, der das optische Äquivalent zu Eiern in Spandexhosen und Schweiß in verranzten Hochglanzwerbespots darstellt. Ärztin Eileen Flax (Lesley-Anne Down) wird in NOMADS von Visionen verfolgt und verliert sich in den in sie eingedrungenen Erinnerungen des Anthropologen Jean-Charles Pommier (Pierce Brosnan), der sie kurz vor seinem tollwütigen Tod verwundete. Das Herzstück von NOMADS ist dabei eine Reminisenz an THE MAN OF THE CROWD von Edgar Allen Poe, als Pommier von einem brutalem Mord in seinem neuen Haus erfährt. Hier wollte er sich zum Wohl seiner Frau nach Jahren des Reisens niederlassen, doch statt seßhaft zu werden, verfolgt er Tag und Nacht die Punks und Antisozialen in einem bedrohlich cruisenden Bus … einfach weil ihm ein Gefühl eingibt, dass etwas Tieferes, Dunkleres hinter diesen und seiner Entdeckung steckt. So beobachtet er sie zwar bei einem Mord, aber vor allem beim Nichtstun, wie es nur Punks dermaßen bedrohlich machen können. Und als er mit seiner Kamera entdeckt wird, endet alles in einem spontanen Fotoshooting mit einer der gruftigen Damen, die nicht verärgert ob des Spanners reagiert, sondern potent vor ihm tanzt. Lieber lovecraftsche Schrecken als ein Leben im Bürgertum. Lieber einer Intiution folgen und die Realität aufgeben, als in einer sittsamen Existenz zu stranden … das scheint Hoffnung und Schrecken zugleich zu sein. Denn auch die von Pommier mit der schrecklichen Ausstiegssehnsucht infizierte Eileen verliert, hin und hergeworfen zwischen ihrer Realität und den Erinnerungen einer obsessiven Jagd nach Sinn in den Straßen von L.A., zusehends das Gefühl dafür, was real ist und was nicht. Dem Zuschauer wird diese Sicherheit ebenso – wie in einer Eiswüste – genüßlich ausgetrieben bis die Sinne nur noch da sind, um diesen Rausch aufzunehmen. Von NOMADS geht ein herber Blumenduft aus. Tanz der Sinne zum Untergang des Verstands. Auch Sie kann es treffen, freuen sie sich.

Sonntag 29.05.

Beat Girl / Heiss auf nackten Steinen
(Edmond T. Gréville, UK 1959) [blu-ray, OmeU]

großartig +

Nichole (Noëlle Adam) bekommt von ihrem Vater jeden Wunsch erfüllt, nur Zuwendung bekommt sie nicht, da der Architekt nur an seine reine Stadt der Zukunft ohne Unordnung und Chaos denkt. So zieht sie los, sucht Adrenalin und kokettiert gierend damit in gesellschaftliche Abgründe vorzudringen, um es ihm heimzuzahlen. Beatniks, Teddy Boys, BEAT GIRL zeigt viel Verständnis für eine rebellierende Jugend ohne Agenda und macht aus Jim Stark und Johnny Strabler ein verwöhntes Gör, dass einfach nur etwas durch Leben gammelt und schon glaubt am Rande der Gesellschaft angekommen zu sein. Von seinem Anliegen her ist BEAT GIRL ein süßer sozialer Kommentar, sich doch mehr um die armen Kinder, sprich Jugendlichen zu kümmern … aber auch Dokument eines Aufatmens. Denn er ist voller naiver Freude, wenn der verklemmte Mief der 50er auch nur kurz verlassen wird. Wenn Menschen im Cafe sitzen und Dinge auch mal egal finden oder abends sich trauen etwas Party zu machen. Vieles was später Hippies und Gammler auszeichnen wird, lässt sich hier schon finden. Nur das es ganz Rock ’n‘ Roll auch Gefahr geben muss, also Nichole und ihren Gier nach Wahnsinn und Tod … immer wieder gern mit chicken-Spielen verbunden … mit Autos oder eben mal dem Kopf auf den Bahngleisen (psychedelisch trickgetechnikt übrigens) oder ihre zunehmende Nähe zu Striplokalen. Gefahr die voller Lust an der Ekstase, voll Spaß gezeigt wird… natürlich nur um vor ihr zu warnen.

Duel in the Sun / Duell in der Sonne
(King Vidor, USA 1946) [DVD, OF]

fantastisch

Eine Frau, Pearl Chavez (Jennifer Jones), zwischen zwei Männern, zwischen einer reinen, sexlosen Liebe voll Güte und einer reißerischen Hassliebe voll Ekstase, Hysterie und Unaufrichtigkeit. Eine Frau zwischen zwei Polen, endlich dem Willen gut zu sein nachgeben oder weiter die Wilde voll Selbsthass bleiben. Eingewoben ist ihr zerrissener Kampf mit ihren Trieben und ihrer Identität – so wird sie als Kind eines sympathischen, gutmütigen, europastämmigen Eifersuchtsmörders und einer leidenschaftlichen, indianischen Ehebrecherin eingeführt – in eine Familiensaga mit Rassedünkeln, Vater-Sohn-Konflikten, Erbrangeleien, leidenschaftliche Kämpfe um gesellschaftliche Umbrüche und Liebe zwischen Cousins und Cousinen. Alles sieht nach Western aus, wird doch beständig Cowboyhut und Revolvergürtel getragen, aber DUEL IN THE SUN ist ein sich überschlagender Vorläufer von DALLAS. Ein glühendes Melodram, wo bezeichnenderweise auch die Prediger schnell mit dem Colt rumfuchteln, wo sittsame Liebe von einer verstörenden Blässe ist und das immer, wenn der Zuschauer denken könnte, dass die Geschichte nun endlich in die gewohnten moralischen Bahnen von Hollywood einmündet, nochmal mehr eskaliert. Pearl Chavez versucht beständig ihre Leidenschaft einzudämmen, aber immer schlimmer werden die Flutwellen, wenn die Dämme dann wieder brechen. Enden tut alles in der Wüste, worauf uns der Eröffnungsmonolog schon vorbereitet, … wie sehr die Menschen dort, von der Sonne und ihren Leidenschaften weichgekocht, einem schweißtreibenden Wahnsinn aus Liebe und Hass anheimgefallen sind, dass spottet dann aber doch jeder Vorstellung.

Sonnabend 28.05.

Kagenaki koe / Voice Without a Shadow
(Suzuki Seijun, J 1958) [blu-ray, OmeU]

gut

Die erste halbe Stunde ist Hitchcock auf Speed. Zufällige Zeugenschaft bei einem Mord. Mörder, die sich im Umfeld des Zeugen heimisch machen. Ehemänner, die in missbrauchenden Majong-Spielen mit Geschäftspartnern ihre seelische Gesundheit und die ihrer Frau aufs Spiel setzten, nur um einen Job zu haben, egal wie ausnutzend und zwielichtig dieser ist. Erschöpfung, geistige Überspanntheit und Überforderung, Suzuki reibt ordentlich Nerven auf und reißt einen wie ein Wilder durch das bedrückende Geschehen. Wie hoch sollte sich das noch schaukeln? Kaum gefragt und schon kam die Ebbe. Der Mörder ist plötzlich selbst tot und ein Krimi der pedantischen Sorte beginnt. Die Polizei ermittelt. Menschen beschwören Alibis, beschwören ihre Unschuld und beschwören ihren Glauben an die Unschuld des Unschuldigen. Möglichkeiten des Tathergangs werden abgewogen, Zeiten verglichen, Motive erwogen. Die Stunde nach der adrenalinschwitzenden Exposition war Agatha Christie im Fakten- und Unschuldsbeteuerungskoma.

Freitag 27.05.

Gitā o Motta Wataridori / The Rambling Guitarist
(Saitô Buichi, J 1959) [blu-ray, OmeU]

gut

Kobayashi Akira als der Wanderer mit dem zarten Schlag und Shishido Jô als rachedurstiger, skrupelloser Killer, der nur fair and square handelt. Ein naives Gangsterabenteuer, wo Schutzgelderpressung, Gewalt, Mord sowie Liebes- und Familiendramen die Sensationsgier der Zuschauer befriedigen sollen, wo aber auch stets locker geblieben wird. Ein bisschen wie WINNETOU in einem japanischen Hafen.

Der Nachtmahr
(Akiz, D 2015) [DCP]

großartig +

Hätte sich Achim Bornhak (Akiz) um die Namensrechte bemüht, hätte er eine der besten Fortsetzungen der Filmgeschichte geschaffen. E.T. 2 – TEENAGE ANGST. Die Prämissen über den Haufen werfend, kann E.T.s Ausserirdischkeit, gar seine Existenz angezweifelt werden, doch wurde seine Realität nur beschnitten, um ihn der Hauptdarstellerin … uns einzuverleiben. Das Ungeheuer aus dem Schatten unserer Mangelhaftigkeit stellt sich bei näherer Betrachtung nämlich als unförmige Knuddeligkeit heraus, so lautet die frohe Kunde aus dem Strobogewitter von DER NACHTMAHR … diesem Punkrockselbsthilfefilm.

Mittwoch 25.05.

El abrazo de la serpiente / Der Schamane und die Schlange
(Ciro Guerra, COL/VEN/ARG 2015) [DCP, OmU]

großartig +

Meine Großeltern hatten früher in ihrem Wohnzimmer ein kleines Topfpflanzenarrangement, wo per Pumpe beständig Wasser über Stein und Moos in diesem floss. Quasi ein beruhigender Garten in Bonzaiformat. Sie haben es nur selten angemacht, vll weil das stete Plätschern die Blase zu oft auf dumme Ideen brachte. (Sicherlich ist diese Vermutung Mumpitz, da ich auch nie nachgefragt habe.) Ich mochte es und schaltete die Pumpe oft an. Der massive Klangteppich aus Vogelgezwitscher und eben Flussrauschen von EL ABRAZO DE LA SERPIENTE hat mich an dieses erinnert. Allein die Geräusche nahmen mich aus der Alltagshektik raus. EL ABRAZO DE LA SERPIENTE schauen ist ein wenig wie an einem heißen Tag in einem kühlen Fluss liegen und die Seele baumeln lassen. Danach, beim Heimweg durch die Stadt, kam ich mir wie in Trance vor… als ob ich in Zeitlupe war. Doch wenn EL ABRAZO DE LA SERPIENTE dem Ambientgewächsarrangement bei meinen Großeltern entsprach, dann lief dort aber kein Wasser durch, sondern Gift und Fäulnis. Wie die anderen großen Flussherauffahrfilme handelt er von Obsessionen und deliranten Situation menschlicher Barbarei, von Krebsgeschwüren an den Rändern der Zivilisation … und von einer amüsierten bis wütenden Ohnmacht im Angesicht einer selten greifbaren, perversen/pervertierten Übermacht.

Dienstag 24.05.

Isadora Duncan, the Biggest Dancer in the World
(Ken Russell, UK 1966) [blu-ray, OmeU]

ok

Ken Russell fährt ganz groß auf. Ein Bankett voll überladener Obstteller, Salate, Beilagenschüsseln, Fleischkreationen, Platten mit veganem Ersatz, Soßenfässer und Galeonen von riesigen Spannferkeln. Irrwitzige Szene, alberne Szenen, schmerzhafte Szenen, melancholische Szenen, langweilige Szenen, aufregende Szenen, Vulgarität und Anmut, die eine Stunde von ISADORA DUNCAN ist prall gefüllt … nur Mitgefühl fehlt. Sewell Stokes Script und zu allererst dessen Offkommentar präsentiert uns eine Witzfigur. Wissen die Bilder mitunter doch etwas Liebevolles über Isadora Duncan zu berichten, kommen aus der präsentierten Geschichte ihres Lebens und vom Erzähler meist nur Hohn und Spott. Auf der einen Seite ist ISADORA DUNCAN wunderschön, auf der anderen tut es schlicht weh zuzusehen.

Sonntag 22.05.

Such mich nicht
(Tilman Zens, D 2004) [DVD]

ok

Ballade einer traurigen Auftragsmörderin, welche auch Lieber in den Armen von MISERY als weiter in einen emotional distanzierten Ausbeuter von einem Chef verliebt zu sein hätte sein können, aber lieber nur a wengerl Tragik für den gemütlichen Sonntagabend durch die Luft schweben lässt. SUCH MICH NICHT hat aber ein paar schöne, kurze Montagen mit Nahaufnahmimpressionen von alltäglichen Vorbereitungsroutinen.

Sonnabend 21.05.

Abduction / Atemlos – Gefährliche Wahrheit
(John Singleton, USA 2011) [blu-ray]

nichtssagend

Finnlay O. (10) sagte mitten in ATEMLOS, dass es einer der spannendsten Filme sei, die er je gesehen hat. Er ist ja noch jung … oder vll liegt es an mir, der sich von Alfred Molinas Figur hat ablenken lassen, der einzigen seltsamen Figur weit und breit. Von Körpersprache, Frisur und Kleidung ist der hochrangige CIA-Agent so angelegt, dass er Misstrauen hervorruft. Ordentlich mit Hang zur Verkrampfung, verklemmt und kontrollfreakig, so dass seine legere, vertrauenssäuselnde Sprache nur einen Schluss zuließ, dass er verschlagen sein musste. Eine kleine Nebenfigur, welche die Atmosphäre der Unsicherheit vergrößern sollte und neben dem Hauptkonflikt, guter Junge gegen böse Agenten, einen weiteren potentiellen Konflikt vorbereitete, guter Junge gegen korrupten Agenten, der nur gut tut. Immer mehr verdichten sich die Anzeichen, dass er ein falsches Spiel treibt … und als es endlich sicher ist, als vor seinem Vorgesetzten herauskommt, dass er Informationen verkauft hat, da sagt der verkrampft-onkelige Molina halt: Jo mei, erwischt. Pech gehabt. Er und alles wofür er im Plot bisher stand: verpufft. Ein Lob der Gemütsruhe vll.

Freitag 20.05.

The VVitch: A New-England Folktale / The Witch
(Robert Eggers, USA/UK/CA/BR 2015) [DCP]

großartig

Die Grundsituation von THE VVITCH ist die eines Versuchsaufbaus zur soziologischen Untersuchung der Entstehung von Hexenjagden. Eine Familie wird ins Nirgendwo am Rande neuenglischer Pilgertums verpflanzt, wo sie ein gottgefälliges Leben sucht. Finden tut sie aber Paranoia. Grenzenlose Paranoia. Die Ernte verfault, ein Baby verschwindet, sexuelle Gefühle erwachen, wo es nur Eltern und Geschwister gibt, Notlügen werden erzählt, Geschwister geärgert, beständig wird an Ansprüchen gescheitert … der asketische Protestantismus, der die karge, feindliche und vor allem leere Welt um den Hof mit Sinn füllen soll, ist in seinen Ansprüchen an Perfektion und Reinheit der fruchtbare Nährboden für Heuchelei und führt fast logisch unter dem enormen Druck zu immer wilderen Anschuldigungen. THE VVITCH führt die Dynamik sehr deutlich vor, doch der Film selbst ist auch ein gleisendes Dokument einer Paranoia. Denn zu keinem Zeitpunkt findet die entstehende Hexenjagd in diesen soziologisch, rationellen Erklärungen einen beruhigenden Grund. Der Wald um den Hof ist präromantisch. Er ist nicht Teil einer zu genießenden Natur, sondern schlicht unheimlich. Gerade in Phasen, die sich vornehmlich auf dem Hof abspielen, fehlt seine bedrückende optische Macht. Fast beruhigend ist es ohne ihn. Wenn er aber da ist, drückt seine Wand aus Stämmen und Laub auf einen nieder. In ihm ist es wie in einem dreidimensionalen, dichten Spinnennetz, dann bestehen die Bilder fast nur noch aus Ast- und Stammlabyrinthen. Hier ist alles möglich. Vielleicht sind die nackten, schwammigen Hexen, die sich dort in Düsternis durch Schlamm, Blut und Körpersäfte wälzen, echt. Vielleicht sind sie nicht nur Ausdruck der entgrenzten Phantasie psychologisch erklärbarer Situationen. Vielleicht ist der Ziegenbock wirklich Satan, vielleicht der Wald wirklich ein Vorhof der Hölle. Ein fester Untergrund ist in THE VVITCH nicht zu finden, nur grauselig handelnde Menschen, die einen so schon verängstigen können, aber so viel mehr Grauen ist hier möglich. Nur eines scheint sicher, Gott hat diese Welt verlassen und es gibt nur einen Ausweg ins Glück.

Donnerstag 19.05.

La nave delle donne maledette / Das Schiff der verlorenen Frauen
(Raffaello Matarazzo, I 1953) [DVD] 2

fantastisch

Eine der schönste der vielen Ideen von LA NAVE DELLE DONNE MALEDETTE ist wohl, dass die Kamera fast durchgängig den Schiffsgang nachstellt. Die Bilder schwanken und schwanken. Schwitzende Körper zeigen sie in einem Netz aus Gier, Korruption und Ungerechtigkeit. Und es schwankt auch unablässig, wenn die Kolportagegeschichte aus dem 18. Jahrhundert auf dem Meer immer mehr eskaliert. Nicht dass sie sich in der erste halben Stunde, bevor das Schiff betreten wird, lange aufhalten würde. Unmittelbar, kaum nehmen wir an der Handlung teil, ist die kurz aufgebaute trügerische Ruhe auch schon zerstört. Wir müssen zusehen wie ein unschuldiges Opferlamm sich zum Wohl und für den Reichtum ihrer ruchlosen Familie eines Verbrechens bekennt … selbstredend unter falschen Versprechungen dazu gebracht. Als die Richter das Strafmaß, 15 Jahre Strafarbeit in den Kolonien, verlesen, hängt hinter diesen ein riesiges, karges Kreuz. Sinnbildlich malmt es alles nieder. Schuld und Ungerechtigkeit drücken auf die Herzen, was auf dem schwankenden, ewig schwankenden Schiff Richtung Kolonien einem den Boden unter den Füßen weich werden lässt. Das Fieber befällt die Leute. Sadistisch werden sie, verzweifelt… und geil. LA NAVE DELLE DONNE MALEDETTE schwankt und schwankt bis es im Fiebertraum endet und sich, wenn die geschundenen Frauen auf einem Gefangenentransport mit Wein und Schenkeln die Macht an sich reißen, einem geilen Rausch hingibt. Es endet in einer taumelnden Orgie der Verzweiflung, die nur die Unschuldigen überstehen werden. Beim Aufstehen nach Matarazzos Irrsinnswerk sollte jedenfalls auf weiche Knie geachtet werden.

Mittwoch 18.05.

X-Men
(Bryan Singer, USA 2000) [blu-ray] 2

gut

Irgendwann meinte einmal einer der Ermittler in 21 JUMP STREET, ich meine es war Johnny Depp, in einer Selbstmord und die Generation X behandelnden Folge, dass es das Leichteste der Welt sei, Teenager in eine depressive Stimmung zu versetzen. Selbst im frühen Teenageralter als ich das sah, habe ich da wohl mit der Hoffnung abgeschlossen lebend die 20 zu erreichen oder vll war ich ja auch lediglich gespannt, was die nächsten Jahre so Freudiges bringen werden, jedenfalls ist es haften geblieben. Denke ich an die Jugend, ist diese eine schwammige Erinnerung eine der ersten Assoziationen. X-MEN ist genau in diesem Sinne ein Film für Teenager, für ihren Platz Suchende, für Außenseiter, für Deprimierte… in einem Film der sie in den Arm nimmt und ihnen von der Schule des Charles Xavier (Patrick Stewart) erzählt, wo jeder seinen Platz hat. Und von Magneto (Ian McKellen), dem während seiner Suche Verbitterten, der sich an allen rächen möchte. Dazwischen Unzerstörbare (Wolverine/Hugh Jackman) und völlig Verwirrte (Rogue/Anna Paquin). Teenage Angst als simpel, bunt sowie schattig überhöhte politische Parabel. Ein Film tatsächlich wie ein Comic für den Schulbus.

Dienstag 17.05.

Chichi ariki / Es war einmal ein Vater
(Ozu Yasujirô, J 1942) [DVD, OmU] 3

großartig +

Emotionale Vergletscherung im Gewand alkoholisierter Würde und beiläufiger Versicherungen, dass alles ok ist, obwohl natürlich alle Herzen hinter der Fassade gebrochen sind. …aber wenigstens hatten wir eine Woche… In den (anscheinend) abgeklärten Sichtungen fiel mir bisher nicht auf, wie brutal traurig CHICHI ARIKI tatsächlich ist. Ozu geschaut, geweint.

Montag 16.05.

Kong zhong xiao jie / Air Hostess
(Yi Wen, HK 1959) [DVD, OmeU]

verstrahlt

Ein Werbeprospekt für die Modernität der hongkonger Heimat. Frauen werden zu Flugbegleiterinnen ausgebildet und lernen ein selbstbewusstes Leben weg von der Geborgenheit des heimischen Herds zu führen. Die verständnisvolle Pädagogik gegenüber diesen schlichten Wesen stellt schon für sich genommen ein tristes Furiosum dar, aber dann ist da noch die obligatorische Liebesgeschichte. Im Zentrum von AIR HOSTESS steht Lin Keping (Grace Chang), die ihrem goldenen Käfig kindlich stur verlassen möchte und sich von der ersten Szene an in genau den Mann verliebt, der sie mit der Peitsche verachtender Blicke niedermacht. Wenn er nicht wundersamerweise ab und zu liebevoll mit ihr umgeht, stellt er sie bloß, ignoriert oder beschimpft sie… weil sie Fehler macht, ihn anspricht oder es wagt mit anderen Männern zu reden. Sie wird ihm kurz vor Schluss die Meinung geigen, aber auch danach ist er ihr herablassender Lehrmeister und der Zuschauer muss verfolgen, wie Lin Keping sich auf dem besten Weg in das postulierte Glück häuslicher Gewalt befindet. Von der Unschuld einer schönen Welt will AIR HOSTESS erzählen und trägt doch (s)einen realen Horror stolz auf der Brust.

Sergeant York
(Howard Hawks, USA 1941) [DVD, OF]

ok +

Howard Hawks‘ Vorläufer von FORREST GUMP… aufrichtig und tumb wandelt sich Alvin York (Gary Cooper) vom Säufer über eine protestantische Arbeitsmaschine zum Kriegshelden. Steif erklärt uns SERGEANT YORK, dass manche Kriege nicht zu umgehen sind, darin aber auch keine Glorie zu finden ist, und dass harte Arbeit und Gutmütigkeit einem am Ende zum Glück führen. Hawks wirft gegen die Steifheit der Botschaft die Unterhaltungsmaschine an. Warme Charaktere voller Fehler, neblige, unwegsame Landschaften, die mit der Erleuchtung, wie könnte es anders sein, erleuchtet werden, und eine onkelige Grundalbernheit, die gerne auch kurz vor dem ersten Toten im Krieg in einen Cartoon umschlägt und eine Soldaten wie Porky Pig in die Kamera sagen lässt: A guy could get killed around here.

Sonntag 15.05.

Seng fat dak ging / The Big Heat
(Kam Yeung-Wah, Johnnie To, HK 1988) [DVD, OmeU]

radioaktiv

Den Pfingstsonntag mit einem gepflegten Nervenzusammenbruch angefangen. THE BIG HEAT beginnt mit einer Hand, welche durchbohrt wird… womit ganz gut auf das Folgende eingestimmt ist. Rache, Chauvinismus, Männerfreundschaften, tränenreiche Verzweiflung und grenzenlose Gewaltbereitschaft von allen Seiten sind die Zutaten im Kochtopf, der mächtig unter Feuer gesetzt wird. Polizist Wong (Lee Waise), der durch Durchblutungsprobleme seine rechte Hand nicht mehr unter voller Kontrolle hat, fühlt sich anscheinend nicht mehr als richtiger Mann. Als er erfährt, dass ein Expartner ermordet wurde, sinnt er nach Rache und legt sich mit einem Verbrechersyndikat an, welches mit Russen (die Rückgabe an China ist in THE BIG HEAT schon zu spüren, der baldige Untergang des Kommunismus noch nicht) düstere Ziele verfolgt. Die Skrupellosigkeit der Gegenseite, Korruption, die gebundenen Hände des Ordnungshüter, Wongs fehlende Kontrolle über seine Hand, THE BIG HEAT fühlt sich in seiner Darstellung von Hilflosigkeit und Überagieren durchaus nach einem Poliziottesco an… nur eben nach einem, der ungefähr so viel Melodramatik und Gefühlsspektren hat, wie zehn Bette Davis Filme… geht es doch neben dem genannten noch um Liebe, Glück, Freundschaft, Verlust, Verrat, Wegdrängen von Ängsten und Spaaaß. Keine Zeit zum Denken wird einem gelassen, keine Zeit zum Durchatmen, keine sympathische Figuren, denen sich an den Rockzipfel gehängt werden könnte. Die Gefühle der Beteiligten drehen durch und die sinnlich, schräge, mit Tränen, Schweiß und reichlich Blut triefende Bebilderung dieses … sagen wir moralisch komplexen Melodramas sind die Kanüle, welche Liter auf Liter Adrenalin und sonst was in uns pumpt, bis die Gefühle nur noch aus einem rausbersten wollen. Oder mit anderen Worten: endlich wieder mal der gebührlich überdreht-menschelnde Wahnsinn, wie er scheinbar nur aus Hongkong kommen kann.

La donna del lago
(Luigi Bazzoni, Franco Rossellini, I 1965) [blu-ray, OmU]

großartig +

In den 50ern sollen Gruppen von Surrealisten durch die Pariser Kinos geschlichen sein und die Filme verlassen haben, sobald sie etwas verstanden. Immer nur Bruchstücke. Wahrscheinlich weil diese dann wie die von ihnen so geliebten Träume nachwirkten. LA DONNA DEL LAGO ist vorstellbar als Resonanz von Eindrücken, die jemand so von CARNIVAL OF SOULS gesammelt hat. Bernard (Peter Baldwin) beendet seine Beziehung und fährt in ein Hotel am See, um das dortige Zimmermädchen zu verführen. Leider hat diese Selbstmord begangen. Vll war es auch Mord. Wie es nun einmal ist, wenn wir uns jemanden amourös annähern und unsere Leere mit diesem wahrscheinlich erfolgreichen Abenteuer anfüllen wollen, die Realität jedoch nicht mit unserer Phantasie von Liebe und Sex übereinstimmen will, es zerfällt die Welt in Düsternis, Intrigen und fremden, sich windenden Körpern. Jeder hat schmutzige Geheimnisse, jeder weiß irgendwas, jeder hat mehr Sex als wir selbst. Doch der Krimi von LA DONNA DEL LAGO ist bis in die Knochen durchweicht. Bernard torkelt durch die wankende Szenerien wie die Musik leiert – wohl nur so, weil unrettbar auf die blu-ray gepresst, aber vll doch der wunderbare Einfall von Bazzoni, Komponist Renzo Rossellini oder sonst wem – eben wie bei CARNIVAL alles Torkeln und Leiern war. Das Bild einer Verunsicherung, das vor den Augen des Zuschauers zerfließt. Vor LA DONNA DEL LAGO kam ich mir vor, wie Bernard, der immer wieder durch verweinte/beregnete Fensterscheiben schaut, dieser traurige James Stewart mit dem symbolischen Penisbruch, und überall Mysterien sieht, nur um dann vll doch wieder nur aufgewacht zu sein.

Sonnabend 14.05.

Ich kauf‘ mir lieber einen Tirolerhut
(Hans Billian, BRD 1965) [DVD]

verstrahlt +

Eine der gruseligsten Erfahrungen meines Lebens war, als ich Statist in der volkstümlichen Schlagersendung KEIN SCHÖNER LAND war. Die Sängerin kam auf mich zu, sang dessen fröhlich in meine Richtung und hielt, bei mir angekommen, meine Schulter… während die Kamera direkt in mein Gesicht gehalten wurde. Pflichtbewusst lächelte ich und wippte im Takt mit, aber ich befand mich im totalem Entsetzen. Dreimal wurde dies wiederholt und ich starb jedes Mal. Würde sich ICH KAUF‘ MIR LIEBER EINEN TIROLERHUT materialisieren, dann würde er einen auch ungefragt unterhaken und mit einem schunkeln… und ich würde wieder sterben. Gute Laune. Reine, ungetrübte gute Laune. Wem nur verengt dies nicht das Herz. In einem kalauernden Dreieck aus der fröhlichen Übergriffigkeit notgeiler älterer Herren, aus der stets bewaffneten, rassistischen, altväterlichen Engstirnigkeit der weiblichen Mitglieder eines Trachtenvereins und aus urbaner, kapitalistischer Trübheit stetem Pflichtbewusstseins gefangen, wollen einige Menschen hier einfach nur Spaß haben. Freie Liebe, die Seele baumeln lassen und genießen… wenn nur diese drei Punkte nicht wären, die ihnen das Leben schwer machen und die in der unbeschwerten guten Laune von ICH KAUF‘ MIR LIEBER EINEN TIROLERHUT keine Hindernisse des Spaaaßes sind, sondern diesen noch befeuern. Zum Glück materialisierte sich Hans Billians Feuerwerk der atomaren Freuden nicht und so konnte ich schauen und nur den Zeh vorsichtig in diesen kochenden See halten. Zuschauen und akklimatisieren für die Freuden des Horrors der guten Laune.

Enter the Dragon / Der Mann mit der Todeskralle
(Robert Clouse, HK/USA 1973) [blu-ray] 2

ok +

Am Anfang gondeln wir im Hafen von Hongkong durch eine Exposition, die auch mal Rückblenden in Rückblenden benutzt um uns die Grundsympathie von Schlägern und skrupellosen Lebemännern zu verkaufen. Was selbstredend gelingt. Am Ende kämpft Bruce Lee gegen einen Todesbekrallten und einer Armee von Spiegeln. Ultrakunst. Dazwischen Verzicht und Zwangsprostitution, irgendwelche Kämpfe und James Bondigkeiten. Müdes Fugwerk.

Freitag 13.05.

Siu Lam juk kau / Shaolin Soccer
(Stephen Chow, HK 2001) [DVD, OmeU] 2

großartig +

Zu unterschiedlichen Zeitpunkten kamen zwei Kinder in den Raum, schauten kurz auf den Fernseher und fragten: Was ist denn das für’n Scheiß? Wenn sich brennende Fußbälle in Pfosten flexen, jede Erwartung an eine abgerundete Erzählung weggegrätscht wird und maßlose Albernheit Gott ist, dann ist es natürlich richtig riesiger Scheiß. Der Beste. Beide haben übrigens trotz Sprachbarriere, die deutsche DVD hat so viel Quatsch nicht ertragen und hat diesen maßvoll rausgekürzt, den Film bis zum Schluss mitgeschaut. ♥

Premium Rush
(David Koepp, USA 2012) [blu-ray] 2

großartig

Radfahren bis einem Adrenalin aus Ohren, Mund und Nase läuft. Nur fehlt die Glorie, dass sich jemand mal nach solchen Ritten die Seele aus dem Leib kotzt.

Donnerstag 12.05.

47 Ronin
(Carl Rinsch, USA 2013) [DVD]

nichtssagend

Die Blockbusterversion der Geschichte der Samurai die gegen den Bushidō verstoßen, um nach dem Bushidō nicht entehrt zu sein, wurde mit Hexen, Drachen, Dämonen und anderen bunten Sachen angereichert. Dies spricht vor allem dafür, dass die 47 RONIN mehr Achterbahn sein muss. Doch die Kämpfe gegen Dämonen, Drachen, Orks und europäische Seefahrer bleiben seltsam fahl und schwammig … Drehbuch und Regie reden schlicht behände aneinander vorbei. Rinsch will scheinbar ein Drama inszenieren und legt sein Hauptaugenmerk auf das Schicksal des Gaijin Keanu Reeves und wie dieser den Respekt seiner Umgebung erlangt. Reeves ist dabei nicht nur der obligatorische Weiße als Hauptfigur, sondern auch derjenige, der kindlich unbeholfene Ronin durch ihren Rachepfad führen und ihnen ihre Welt erklären wird – eine coke light Version der japanischen Kultur. Das Drehbuch hingegen möchte eine Abenteuergeschichte voll Mystik und Action zum Besten geben. Dramaturgisch liegen sich die beiden Doppelhaushälften quer im Magen (entweder hat 47 RONIN eine riesige Exposition und einen runtergespulten Hauptteil oder eben eine Stunde Schluss nachdem Reeves kurzangebunden die (ihm naturgegebene) Führung übernommen hat, je nach Perspektive) und berauben sich aller Kraft. Die Erzählung der Rache bleibt schal, weil sie uninteressiert weginszeniert wird, das Drama ist nicht vorhanden, weil es nur als Beiwerk für das Spektakel gedacht war. Die 47 RONIN sind so genauso wenig misslungen, wie sie gelungen wären, so wenig schön, wie sie hässlich sind. Sie sind schlicht da und wollen es sich mit niemand verscherzen. Ein netter Spaziergang ohne Geld über einen kleinen Jahrmarkt.

Sonntag 08.05.

Dou san / God of Gamblers
(Wong Jing, HK 1989) [DVD, OmeU]

großartig

Die Karte beim Poker, die umgedreht wird. Der Würfelbecher, der angehoben wird. Die Roulettekugel, die ins Nummernfach fällt. Als Glücksspiel und das Medium Film sich gefunden haben, muss es Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. So herrlich passen sie zusammen. Bücher sollten über ihr Zusammenspiel gefüllt werden, so sehr legen sie ihre Mechanismen gegeneinander frei. Nur so viel: Im Glücksspiel wird klar, wer ein Held ist und wer nicht. Glück und Können gehen bei einem solchen Hand in Hand. Wer nicht beides hat, hat schon verloren… diese harte Linie zwischen Held und Verlierer wurde vielleicht nirgends so deutlich spürbar wie bei CINCINNATI KID. Reziprok ist der Held jedoch nichts anderes als die Phantasie einer massiven Spielsucht. Trainieren und nur etwas Glück und ich bin unschlagbar. GOD OF GAMBLERS trägt seinen Namen deshalb nicht umsonst. Chow Yun-Fat ist der Gott der Spieler, die komplett illusionäre Personifizierung des filmischen Heldenglückspiels. Er kann mit einem Würfelbecher so virtuos umgehen, dass er mit sechs Würfeln sogar eine kleinere Zahl als 6 würfeln kann. (Das Duell gegen Tommy Gottschalk und Mike Krüger wäre wohl episch.) Er ist jedem Falschspieler mehrere Schritte voraus. Und natürlich ist sein Glück übernatürlich, göttlich. Selbst nach Gedächtnisverlust fliegen ihm die Karten nur so zu, dass er auch die Gewinnerkarte plötzlich in der Hand hat, obwohl sie jemand anders gerade erst vor sich aufdeckte. Selbst James Bond wirkt gegen ihn menschlich. Aber weil Übermenschen langweilig sind und dies ein Film von Wong Jing (♥) ist, handelt GOD OF GAMBLERS nicht vom Sieg eines Superhelden, nach diversen Hindernissen (dem angesprochenen Gedächtnisverlust nach einem Unfall), sondern jagt wie ein Taifun durch alle Gefühlslagen. Chow Yun-Fat kommt geistig nunmehr auf dem Niveau eines Kindes, in einer rosa Wolke aus Naivität gefangen bei Andy Lau unter, einem notorischen Verlierer. Lau wird dabei zu dessen Vater, der in seine Rolle hineinwachsen muss. 3 MÄNNER UND EIN BABY in komplett überdreht wächst vor uns herauf. Enttäuschung, Verrat, Einsamkeit, Verlassenwerden und ein Fass voll Liebe in einem Meer aus Albernheiten… und natürlich Glücksspiel und die Sicherheit, dass wir alles in unserer Hand haben, wir brauchen nur Training und etwas Glück.

The Angry Birds Movie / Angry Birds: Der Film
(Clay Kaytis, Fergal Reilly, USA/FIN 2016) [3D DCP]

uff

Pegida – der Film. Ein paar Fremde kommen an und nur der ausgegrenzte Wutbürger, der in allen seiner Mitmenschen nur hirnverbrannte Gutmenschen sieht, erkennt, dass diese Fremdlinge böses im Schilde führen. Und das ist noch die witzigste Lesart dieser Jukebox, die jedes Gefühl mit Montagen zu totgenudelten Radiosongs aus den 70ern und 80ern generieren möchte.

Sonnabend 07.05.

Fast Times at Ridgemont High / Ich glaub‘ ich steh‘ im Wald
(Amy Heckerling, USA 1982) [blu-ray, OmeU]

großartig +

Hansel & Gretel: Witch Hunters / Hänsel und Gretel: Hexenjäger
(Tommy Wirkola, USA/D 2013) [blu-ray]

uff

Der erste Splatterfilm mit den Kinder geschaut. Ich habe bei ihrer Mutter um Vergebung gefleht, dass ich nicht gewusst hätte, wie blutig das wird, aber die beiden selbst haben nur abgewunken. Wäre doch nichts weiter dabei… wenn es Köpfe und Körper zerreißt und alles in Blut gebadet wird. Die beiden im Film, also Hänsel und Gretel waren auch zudem noch verrohter als es die Zuschauer an dem Abend waren. Hänsel verdrängt jede seine traumainduzierte Gefühlsregung mit Gewalt und seine Schwester hatte zwar durchaus mehr Gründe zum Zuschlagen, aber mit sich im Reinen war sie auch nur bedingt. Vielleicht sah deshalb diese Welt aus, wie sie war. Wo alles Böse schon am Aussehen erkannt werden konnte und alles Gute rein und schön war. Und HANSEL & GRETEL ähnelt darin seinen Protagonisten sehr. Alles gefühlige, alles Schräge, alles Ungeschniegelte wird weggedrängt, auf dass alles schön runtergeht.

Freitag 06.05.

Schloß Hubertus
(Harald Reinl, BRD 1973) [DVD]

großartig

Harald Reinl vermisste Anfang der 70er wahrscheinlich seine Winnetou-Regie-Tätigkeit ein klein wenig. Deshalb nimmt er die Ganghofergemütlichkeit, behält viel bei, macht es nur frivoler, emotionaler, bitterer, aber vor allem gestaltet er einen Ort der Weiten, wo das Gewehr stets im Anschlag ist.

White Heat / Sprung in den Tod
(Raoul Walsh, USA 1949) [blu-ray, OmeU] 2

großartig

Warner und Cagney nach einigen Jahren Trennung wieder vereint und Warner Bros. hat nichts Besseres zu tun, als mit ihrem Star das zu machen, was sie immer taten. Aber wenn er abermals den tough guy geben sollte, dann wollte Cagney wenigstens ein völliger Psychopath sein. Gewünscht, bekommen und James Cagney geht völlig darin auf. Er tritt Frauen von den Stühlen, auf denen sie stehen. Droht süffisant grinsend oder mit eiskalter Ruhe. Er schreit aus seinem tiefsten Inneren, während er völlig in eine animalische Wut abgleitet. Und er hängt am Rockzipfel seiner Mama. Raoul Walsh inszeniert von einigen Ausnahmen knochentrocken und bietet schlicht seinem Hauptdarsteller die Bühne, die dieser genüsslich nutzt.

Taza, Son of Cochise / Taza, der Sohn des Cochise
(Douglas Sirk, USA 1954) [blu-ray, OF]

nichtssagend

Hollywood ließ und lässt sich in der Regel das ordentliche Aussehen seiner Filme was kosten. Wenn es aber um die Darstellung von Asiaten oder eben amerikanischen Ureinwohnern geht, dann reichte oft sogar Kindergeburtstag … oder dass sich einige Kaukasier nach diversen Stunden im Solarium noch etwas Bräunungscreme auftrugen. In TAZA kommt noch ein Sprachduktus hinzu, der mit möglichst tiefer Stimme jedes Wort einzeln herauspresst. Durchaus nervig das, aber wenn’s der Wahrheitsfindung dient… TAZA, SON OF COCHISE könnte dabei freilich als Bearbeitung des Stoffes von WINNETOU II durchgehen. Apachenhäuptling Taza (Rock Hudson) opfert seine Liebe dem Frieden. Zudem muss er seine Würde mehrmals runterschlucken, beispielsweise wenn er genötigt wird Militärkleidung anzulegen und somit Repräsentant seiner Unterdrücker werden muss, damit er die Jurisdiktion über seinen Stamm nicht verliert. Viel Bitteres hält TAZA für seine Hauptfigur bereit, doch Messias, der er ist und wie es wohl nur Apachenhäuptlinge sein können, perlen die Nackenschläge an ihm ab, sodass er jedes Mal das Richtige tut. Und als Held gegen eine solche Übermacht – an Waffen, Technik und Deutungshoheit – gilt es heilig zu sein, so macht TAZA klar. Wer nur geduldet ist, darf sich schlicht nicht weniger erlauben. Der nimmer endende Heiligenschein ist wahrlich das Bitterste von allem.

Gods of Egypt
(Alex Proyas, USA/AUS 2016) [3D DCP]

großartig

War THE DARK KNIGHT vor 8 Jahren der passende Film zum Amtsabtritt von George W. Bush, dem schwarzen Ritter, der den Hass und die Häme der Menschheit auf sich zog, um diese trotz ihrer Ignoranz um die wahren Sachverhalte zu retten, dann ist GODS OF EGYPT wohl der passende Film für den Wahlkampf Trump vs Clinton/Sanders. Auf der einen Seite ein von Gier besessener, megalomaner, egomaner Todesgott (Gerard Butler als Set), dem der Weltuntergang egal ist, wenn er nur jeden, der ihn nicht genug liebt, damit etwas heimzahlen kann. Auf der anderen die Hoffnung, dass da draußen ein Herrschaftsanwärter wartet (Nikolaj Coster-Waldau als Horus, Gott des Himmels), der irgendwann doch noch realisiert, dass ein König ein Diener seines Volkes sein sollte. GODS OF EGYPT, von einem CGI angetrieben, mit welchem die Macher ihre Phantasie voranpeitschten ließen, um eine sagenhafte Welt zu erwecken, wird wohl nicht den Durchschlag an den Kinokassen des dunklen Ritters haben… zu schön präsentiert es zu bittere Hoffnungen. Was schade ist.

Donnerstag 05.05.

Schloß Hubertus
(Hans Deppe, D 1934) [DVD]

gut

DER LEOPARD mit blendendem Adlermist. Ein cholerischer, seine Kinder vernachlässigender, alles bürgerliche ablehnender Graf denkt nur an die Jagd und seinen Stand. Eine Welt wird um ihm untergehen und SCHLOSS HUBERTUS malt ein milde lächelndes Bild des Fortschritts. Zwar leiden die Kinder und die Beteiligten unter Graf Egge, aber es ist ihr Film, der sanft von ihrer Liebe und ihrem Glück ohne Dünkel erzählt … und von der Verlorenheit des Wüterichs.

Schloß Hubertus
(Helmut Weiss, BRD 1954) [DVD]

nichtssagend

Hier gibt es nichts zu sehen. Bitte gehen Sie weiter. Rücksichtsvollerweise wird nichts Packendes geboten. Gemütlich wie ein Abend in einer Sitzecke mit Kamin. Selbst der cholerische Graf Egge ist wie der nette Opa von nebenan, der nur ab und zu etwas ausfällig wird.

Mittwoch 04.05.

Comizi d’amore / Das Gastmahl der Liebe
(Pier Paolo Pasolini, I 1964) [35mm, OmU]

verstrahlt

Sehr schön ist auch wie Pasolini mit jeder Umfrage immer mehr die Gemütsruhe verliert. Er will hören, ohne irgendwohin zu führen. Und weil er nicht die offenen Antworten bekommt, die er gerne in die Öffentlichkeit hinausgebrüllt hätte, wird er pampig. Auch, wohl selbstredend, ein Film über Pasolini und nicht nur über Italien und seine Bewohner, wie er es gerne hätte.

Dienstag 03.05.

The Public Enemy / Der öffentliche Feind
(William A. Wellman, USA 1931) [blu-ray, OemU] 2

großartig

James Cagney darf sichtlich noch nicht James Cagney sein. Ab und zu ist er der Tänzer, der expressive Schauspieler voller rauschender Gesichtsbewegungen, der Wahnsinnige und Manische, aber er soll Average Joe auf Abwegen sein und so zügelt er sich, leider … wie vor allen Dingen das Ende beweist, wenn PUBLIC ENEMY sich dem Irrsinn hingibt. Wenn Cagney durch den Regen seiner Rache entgegenzieht und als blutige Mumie in einen Flur kippt. Wenn sich der Film endgültig der Familie Powers zuwendet … denn der Konflikt zwischen Tom Powers (Cagney), dem skrupellosen Kleinkriminellen, seinem Bruder Mike, der sich krampfhaft und verbittert auf der Seite von Recht und Ordnung hält, und seiner Mutter, die ihren Tom so sehr liebt, egal was er tut, ist das lebendigste an THE PUBLIC ENEMY. Wird sonst nur das Protokoll einer Entwicklung in die Untiefen des Gangstertums gezeichnet, bauen sich hier in kürzesten Momenten durch die Blicke unter- und die Verhältnisse zueinander zum Explodieren verdammte Spannungen auf. Plötzlich ist THE PUBLIC ENEMY keine Propaganda mehr, sondern steht vor den rauchenden Kratern einer widersprüchlichen Gesellschaft … immer am Rand zum umschlagen in etwas Verzweifeltes.

Sonntag 01.05.

L’assassin habite… au 21 / Der Mörder wohnt in Nr. 21
(Henri-Georges Clouzot, F 1942) [blu-ray, OemU]

gut

Laura
(Otto Preminger, USA 1944) [blu-ray, OmeU]

gut +

Vll ist es wie zu Hause. Mich interessiert nicht, welches der Kinder wieder vergessen hat zu spülen oder die Bananenreste auf den Teppich geworfen hat, ich möchte nur freundlich darum bitten, dass solche Scherze aufhören. Und so sitze ich vor Hard-boiled-Whodunnits … oder what’shappends immer irgendwie wie ein Uhu. Meist werde ich erst mit der zweiten Sitzung mit ihnen warm, wenn ich nicht mehr wissen muss, wer was gemacht hat. Vll liegt es auch daran, dass mir hard-boiled-Menschen irgendwie fremd sind. Jedenfalls schade, dass mir da immer noch irgendwie der Zugang fehlt.

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April
Sonnabend 30.04.

Jeremiah Johnson
(Sydney Pollack, USA 1972) [blu-ray, OmU]

gut +

Eine Ballade herber Zivilisationsfluchtsromantik. Alles toll, schwere Aufgaben werden gemeistert, melancholische Lieder gesungen, der Schmerz durch die extra zum Sterben eingeführten Frauen und Kinder wird überstanden, Jeremiah Johnson lebt mit allen Hindernissen und Schönheiten des einsamen Wolf-Mannseins. Verträumt schwelgt JEREMIAH JOHNSON von einer Welt, wie sie sein sollte.

Kumo no hitomi / Eyes of the Spider
(Kurosawa Kiyoshi, J 1998) [DVD, OmeU]

gut

Der Zwilling zu SERPANT’S PATH. Zwei Filme, zwei Wochen Dreharbeiten, ein Hauptdarsteller, ein Thema. Wieder sucht ein Vater den Mörder seiner Tochter. Wieder macht alles keinen Sinn. Eintönigkeit und absurde low-level-Yakuza-Tätigkeiten als Ausdruck traumatisierter Leere, EYES OF THE SPIDER inszeniert den tollen Zusammenbruch. Leere.

The Boston Strangler / Der Frauenmörder von Boston
(Richard Fleischer, USA 1968) [DVD, OmeU]

fantastisch

Am Ende wird die sozialdemokratische Botschaft von THE BOSTON STRANGLER mit einer Texttafel formuliert. Wenn die erste Hälfte, eine DRAGNET-artige Suche nach einem Serienkiller, ein ums andere Mal durch queere Milieus zieht, wenn Spanner, Belästiger, und sonst welche, die einem engen Normbegriff nicht entsprechen, aufgegriffen werden, dann strahlt der Wille für Verständnis zu werben aus jedem Bild und jedem Satz. Sind halt auch nur Menschen, die leider aus Unverständnis Schikanen erleiden. Wissen auch die Polizeibeamten. Manchmal endet diese verständnisvolle Inszenierung von Verständnis in sehr viel mütterlicher Fürsorge, das Herz hat THE BOSTON STRANGLER auf jeden Fall am rechten Platz und gibt sich in seinem Hilfsbedürfnis einem völlig naiven Wahnwitz hin. Sei es Hellseherei oder der Drang in Handtaschen zu wichsen, kein menschlicher Abgrund, kein gesellschaftliches Tabu, nichts scheint zu abwegig, zu düster oder zu burlesk um es nicht ernst zu nehmen und es in kleine, intensive Melodramen zu packen… und obgleich seines grimmigen Themas (brutale Frauenmorde) macht und hat THE BOSTON STRANGLER viel Spaß an seiner eigenen Unverschämtheit. Und dabei wimmelt es unentwegt. Unzählige Charaktere werden aufgeboten. Die Bilder bleiben auf Distanz um sie mit Details und Figuren vollzustellen. Notorisch wird der halbe Film in Split Screens aufgelöst. Erst die zweite Hälfte bringt mit seiner Hinwendung zu Serienmörder Tony Curtis Nähe. Nähe zu einem zerrissenen Menschen, der seine Triebe ausgelagert hat und die dort ungezügelt aufflammen. Würgen, Fesseln, Schlagen, Dinge in Frauen reinstoßen, alles zwanghaft, alles voll Schweiß und beängstigender, übergreifender Geilheit. Kurze Bilder der Lust blitzen auf, vor uns und in Curtis, aber der Schnitt drängt sie gleich wieder weg. Und gerade da nicht draufgehalten und nicht alles gezeigt wird, werden sie umso mehr die Phantasie beherrschen. THE BOSTON STRANGLER unternimmt alles um den Kopf eines Menschen spürbar zu machen, der unserem vll nicht so fremd ist. Am Ende wird alles weiß werden, einerseits durch eine Auflösung, einem Zerfließen, aber auch als Platz, der nun für uns auszufüllen ist… mit etwas Verständnis für alles was in uns steckt… in bunten Farben. Zeit die Crayons auszupacken.

Mission: Impossible – Rogue Nation
(Christopher McQuarrie, USA/CHN 2015) [blu-ray] 2

großartig

Das perfekte Double Feature mit dem Würger aus Boston. Denn wieder kämpft das IMS nach seiner Zerschlagung gegen einen Gegner aus dem Schatten. Hier nun gegen das Anti-IMF. Machtmissbrauch und -wilkür, Gier und Sadismus, alles was der gelackte, übernatürliche Geheimdienst um den gelackten, übernatürlich( jung)en Tom Cruise nicht macht, niemals nie nicht macht, hier hat es sein zu Hause. Ein bisschen erinnert es an DIRTY HARRY II, wo der Selbstjustizler Callahan gegen andere Vigilanten kämpft, um zu zeigen, dass er einer von den Guten ist. Hier wird also alles Böse, was so ein undemokratisches Ding wie der IMF machen könnte, einem anderen zugewiesen und dann gegen ihn gekämpft. ROGUE NATION ist eine wunderbarer Selbstrechtfertigungsthriller, der von Christopher McQuarrie zu einer schönen, gespiegelten Hetzjagd zweier Doubles gemacht wird. Und allein die Szene im Wiener Opernhaus, ein Schmaus. Die Rauminszenierung, die Ebenen, die Lockerheit, die Frau, die ihr Gewehr wie einen Phallus zwischen den Beinen hält und durchlädt…

Freitag 29.04.

Hebi no michi / Serpent’s Path
(Kurosawa Kiyoshi, J 1998) [DVD, OmeU]

großartig

Mit dem letzten Satz fragt eine der Hauptfiguren die andere, ob dieser die diffusen respektive komplizierten Gleichungen, die mit Kreide auf den Boden gemalt wurden, verstehen würde. Er wird nicht antworten, den offensichtlich hat er keine Ahnung, was die Frage nicht ganz unschuldig macht. Fast scheint es Kurosawa selbst zu sein, der den Zuschauer fragt, ob er die rätselhaften Vorgänge seines Films und sein Anliegen verstanden hat. SERPENT’S PATH bekommt so recht aufdringlich eine Aufgabe zugesprochen: Lass die Zuschauer doch mal über das Thema Rache und dessen Unsinnigkeit sinnieren. Aber es ist eine, wenn auch oft nervige, so doch schöne Eigenschaft des japanischen Kinos, sehr schmerzbefreit einem ein Anliegen ins Gesicht pfeffern zu können… es sei nur auf die Schlange in Imamuras finalen Beitrag zu 11’09“01 verwiesen, welche wie in einem Werbespot für Nissin-Nudeln uns die Botschaft am Ende einer symbolisch aufgeladenen Fabel entgegenruft. Dumme Fragen darüber, was der Film eigentlich sollte, werden so unkompliziert erstickt. SERPENT’S PATH handelt nun von einem Vater auf der Suche nach dem Mörder seiner Tochter. Karg foltert wie tötet er sich durch die Reihen unterer Yakuzaränge, die sich alle gegenseitig belasten, um selbst mit heiler Haut davon zu kommen. Am Ende ist das Video seiner Tochter, welches er jedem gefesselten Verdächtigen zeigte, selbst redend mit dem darüber gelesenen Obduktionsbericht, ein leeres Dokument des Schmerzes. Mit dem Klammern an dieses werden mehr Wunden offengehalten, als dass sie heilen könnten. Voll Unklarheiten, zeitlicher, inhaltlicher wie charakterlicher, inszeniert Kurosawa diese Suche, voller Bilder, die mit einer alptraumhaften Schieflagen angereichet sind (besonders die Klingen schwingende Yakuzabraut mit den metallischen Beinschienen), auf das SERPENT’S PATH an einem nagt… bis zur finalen Frage.

Wild
(Nicolette Krebitz, D 2016) [DCP]

großartig +

Beobachtung einer Flucht aus der Zivilisation… so könnte WILD mit Untertitel heißen… wobei er zum Glück nicht so brackig mit Untertitel heißt, auch wenn es sich anbieten würde, denn einiges Wildes wird nach Ende des Films zu verarbeiten sein, wild wird die Erzählung aber zu keinem Zeitpunkt. Lange Einstellungen, sparsame Filmmusik und der fehlende Wille für Erklärungen beherrschen das Bild. Doch die Ruhe in der Inszenierung ist das Gegenteil von Abgeklärtheit, eher entspricht es einem zarten Vorantasten ins Unbekannte, Schockstarre eines Rehs im Scheinwerferlicht oder schlicht dem entgeisterten Blick, wenn einem eine durchaus schöne, halbnackte Person auf einem Treppengeländer sich mit diesem selbstbefriedigend entgegengerutscht kommt. Fast kann die auf die Stirn tropfende Körperflüssigkeit gefühlt werden, die da vermeintlich ihre Spur auf dem Geländer hinterlässt, während nach oben gestarrt wird. Ein Moment, voll Phantasie. Ein Pornomoment, wo Träume wahr werden und wo wohl die Wenigsten unter uns wissen, was sie nun tun sollen, da der sich drehende Kopf einem, was Handlungsanweisungen betrifft, im Stich lässt. WILD handelt von einer Frau, die genau in einer solchen Atmosphäre lebt. Jobs, Partys, Freunde, Verwandte, nirgends schafft sie es aus sich heraus. Nur ein Wolf interessiert sie, den sie wie eine Blume pflücken wird, d.h. seinem Habitat entreißen und bei sich einsperren. Ihr Wille wild zu werden spiegelt sich in ihrem Vorhaben, wie ihre sexuell aufgeladene Beziehung zu ihrem eigenwilligen, arroganten Chef. Die sie aus ihrem Leben reißende Trauerarbeit durch das Koma ihres Opas, wie durch den WG-Auszug ihrer Schwester, aber auch Zivilisationsmüdigkeit sind in ihrer amourösen und (ent-)zivilisatorischen Verwicklung mit dem Wolf enthalten. Sex mit Tieren wird es geben, Exkremente, Gewalt und Treppengeländer, Angst und Unsicherheit. Dabei ist WILD vor allem sinnlich, wie es dem deutschen Kino schon so lange nicht mehr zuzutrauen war. Aber die Dinge ändern sich scheinbar: WILD, DER SAMURAI, DER NACHTMAHR…

Mittwoch 27.04.

Firewalker / Feuerwalze
(J. Lee Thompson, USA 1986) [blu-ray] 82

fantastisch

Eine zarte, melancholische Ode an die Freundschaft. Die Oberfläche bietet zwar Abenteuer auf der Suche nach Azteken-Maya-Schätzen, durchaus zweifelhaften Ulk – auf der einen Seite beömmel ich mich immer noch, wenn Großer Adler den drei Protagonisten ein Zaubermittel aus dem Medizinmanndiscount, nämlich gepresste Krümelkacke, überreicht, dass ist scheinbar mein Niveau, und auf der anderen gibt es Unmengen dumme Sprüche, welche Hautfarben und ethnische Zugehörigkeiten zum Ziel haben, beständig mit dem Anschein des Harmlosen – Hexerei-Mambo-Jambo und eine Welt, die (fast) nur aus Scheitern, Chaos und Heruntergekommenen besteht, aber aus allen Fugen quillt sie, die Feier der Liebe zwischen Max (Chuck Norris) und Leo (Louis Gossett Jr.)… und Patricia. Nie aufdringlich, stets etwas verschämt, aber immer aus vollem Herzen. Und FEUERWALZE gibt zumindest mir das Gefühl, dass ich ein Teil von ihnen bin. Dieser Film ist wohl inzwischen ein Teil von mir, ich liebe sie und seine Protagonisten und rationell ist dem wohl nicht mehr beizukommen.

Sonntag 24.04.

How to Marry a Millionaire / Wie angelt man sich einen Millionär
(Jean Negulesco, USA 1953) [blu-ray, OmeU] 2

gut +

Sonnabend 23.04.

Yankee
(Tinto Brass, I/E 1966) [DVD, OmU]

großartig

Es ist der Gegensatz zwischen ruhig dahinfließender Geschichte, in der nicht ständig etwas geschehen muss, bei der Tinto Brass vor allem auf die Atmosphäre setzt, und den schnellen Schnitten, welche einem einen unruhigen Blick aufzwingen, was aus YANKEE einen fiebrigen Pop Art-Traum macht. Am Ende kam Ben Z. ins Zimmer und wollte beim abschließenden Duell wissen, wer den der Böse sei. Dass YANKEE ein Film ist, der nur mit garstigen Menschen voller Neurosen und Psychosen ist, wollte ihn nicht befriedigen. Und so war der Yankee (Philippe Leroy), ein sadistischer Übermensch, der gerne mit den Insekten spielt, die ein anderer wohl seine Mitmenschen nennen würde, und der seine Kraft aus einem knallharten Verzicht zieht, der Gute für ihn, während der unsichere Psychopath El Grande Concho (Adolfo Celi mit schniekem Schnauzer), ein brutaler War Lord, der alles unterjochen muss, um sich wertig zu fühlen, der Böse war.

The Duel at Silver Creek / Schüsse in New Mexico
(Don Siegel, USA 1952) [DVD]

verstrahlt

Der Marshall – und schnellste Colt westlich, östlich, südlich und nördlich des Pecos‘ – Lightning Tyrone (Stephen McNally) wird zu Beginn in die rechte Schulter geschossen und kann darauf zwar noch schnell ziehen, aber sein Zeigefinger nicht mehr beugen. Gleich darauf lernt er das Luder Opal Lacy (Faith Domergue) kennen und verfängt sich in ihrem Spinnennetz. Und erst als er sie durchschaut, geht es auch wieder mit dem Schießen. Kastrationsangst geht um in Silver Creek, bzw die Angst nicht mehr Andrücken zu können (was für ein toller Subtext), und im Gegensatz zum entmännlichten Lightning Tyrone wird in diesem kleinen Spiegelkabinett* das im vollem Saft stehende Silver Kid (Audie Murphy) alle Intrigen durchschauen. THE DUEL AT SILVER CREEK ist sehr spröde. Einer wie viele. Don Siegels berühmtes bon mot (Most of my pictures, I’m sorry to say, are about nothing. Because I’m a whore. I work for money. It’s the American way.) scheint sich direkt auf ein solches Werk zu beziehen. Und doch ist sie faszinierend, die Leere zwischen all der Insistenz auf Western- und Kriminalhandlungsklischees. Der fehlende Wille Gedanken zu wälzen und ambitionierte Haken zu schlagen lässt Dinge unumwunden und ohne Frische passieren. Und so tröpfelt dieses DUEL, dieses Nichts dahin und wirkt so porös, dass eine Berührung reichen könnte, um es sich auflösen zu lassen. Eine Westernmumie, die jedoch Bösewichte wie Johnny Sombrero hat, der sich vor allem durch seinen großen Sombrero auszeichnet. Es ist eben alles so deutlich, wie ein kleiner, ziehender Schmerz.
* das Spiegelbild von Opal Lacy ist die gütige, hilfsbereite und ehrliche Dusty (Susan Cabot), die wie ihr gesetzteres (dusty!) Ebenbild aussieht.

Sonntag 17.04.

Cleopatra
(Cecil B. DeMille, USA 1934) [blu-ray, OmeU]

großartig

Der Hays-Code wird nach einigen Jahren als wenig beachteter Leitlinie ab 1934 langsam tatsächlich durchgesetzt. Cecil B. DeMille ist das egal … oder er reagiert mit wahnwitziger Kultiviertheit. Wenn zum Beispiel eine leichtbekleidet daliegende Kleopatra durch eine Harfe gefilmt wird und es aussieht als ob die Hand des Spielers ebendieser Harfe immer wieder über den Körper in Distanz streichelt. Die zweiteilige Seifenoper über eine liebende und sich für alles und jeden opfernde Staatsfrau ist dabei durchaus hölzern, aber die beiden tragisch-zerfetzenden Lieben in all der optischen Dekadenz … wirklich ein Film, der nur während eines Milchbades in all seiner Pracht zu goutieren ist.

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The Jungle Book / Das Dschungelbuch
(Jon Favreau, USA 2016) [3D DCP]

ok

DAS DSCHUNGELBUCH 2016 möchte mehr Kipling sein, düsterer als die gemütlich säuselnde Version von 1967. Aber genauso gerne wäre es auch so wie du und probiert’s mal mit Gemütlichkeit. Sicherlich, Kaa wird wohl nie mehr in einer Adaption einer der besten Freunde von Mowgli werden, Balu bleibt auf ewig der Gemütlichkeitsbär statt einem leidenschaftlichen Lehrmeister der Gesetze des Dschungels uswusf, die Bilder, welche Disneys Megaerfolgsversion in das kollektive Gedächtnis gebrannt hat, sind wohl nicht mehr loszuwerden, aber die totale Unterwerfung unter die Dramaturgie des Vorgängers, ist durchaus entnervend. Es gibt eine finale Szene, wo Shir Khan Mowgli Schachmatt setzt, wo er der große Politiker aus dem Buch ist, wo er einen tiefen Keil zwischen Mowgli und die Tierwelt treibt, aber im selben Moment wird dies gleich wieder weggeschmissen. Einfach wieder Gut (Tiere und Mowgli) gegen Böse (Shir Khan), schmusiger Zusammenhalt, statt die epische Tragik zu nutzten, die beständig aufgebaut wird. Statt Identitätskrise findet Mowgli sich, statt zerrissenes Wesen zwischen Mensch und Tier wird er Disneys Mogli, statt Raubbauer an der Natur wird er hilfreicher Erfinder … alle Widersprüche werden unter den Tisch gekehrt. Sichtlich will THE JUNGLE BOOK immer wieder losrennen, aber ebenso beständig nimmt es wieder asthmatisch Platz. Teilweise hat dies durchaus seinen Reiz. Wenn beispielsweise König Louie, hier ein riesiger Horroraffe, zu Mowgli aus einem Schatten in einer Ruine spricht. Im Hintergrund beginnt dabei der Hit Ich wär so gern wie du schon fröhlich zu swingen, während uns die Bilder zeigen wollen scheinen, wie Mowgli auf Colonel Kurtz trifft. Da werden die Widersprüche ausnahmsweise auf die Palme getrieben. Aber sonst ist alles zu sehr wie Kaas Auftritt. Auf den ersten Blick scheint es einen bis in die Alpträume verfolgen wollen, war dann aber doch nur da um schön auszusehen. Da ich jedoch die beiden Bücher seit ich 12 war ca. 5-Mal gelesen habe und diese mir viel bedeuten, bin ich vielleicht auch einfach nur zu pingelig, weil er so viel besser hätte sein können.
*****
Kaum dies geschrieben, sehe ich, dass Andy Serkis tatsächlich gerade eine Verfilmung dreht, die sich ans Buch hält. Soviel zu nie mehr loswerden.

Sonnabend 16.04.

The Lady Eve / Die Falschspielerin
(Preston Sturges, USA 1941) [DVD, OmeU]

großartig

Der große Spaß an THE LADY EVE besteht darin, dass die fleischgewordene, völlig jungfräuliche Pietät in Form von Henry Fonda von einer wüsten, romantischen, fleischlichen Barbara Stanwyck gepiesackt zu werden, mal wissentlich, mal unwissentlich. Das Schöne an THE LADY EVE ist aber wie herzlich und verliebt diese Unschuld bei allem Rowdytum angeblickt wird.

Westworld
(Michael Crichton, USA 1973) [blu-ray, teilw. OmU]

ok

Bieder sind sie ja schon, die Träume, die der Vergnügungspark Delos und Michael Crichton in WESTWORLD verkaufen. Statt in den Puff zu gehen, kann dort in Cowboy-Klamotten in den Puff gegangen werden. Aber das Versprechen von Delos ist wohl auch ein anderes. Denn dort braucht es kein schlechtes Gewissen. Die Besucher können Cowboy, Ritter oder Römer spielen und sich verhalten wie sie wollen. Keine echte Frau würde durch den Akt der Prostitution entwertet werden und keine echter Mensch wird über den Haufen geschossen. Alles nur Roboter um einen. Das Abreagieren der eigenen Befindlichkeiten hält jedoch nicht lange vor und schon beim dritten Duell wird die trübe Allmacht den Besuchern von Westworld langweilig. Bezeichnenderweise schlägt der Traum in diesem Moment zum Alptraum um und die Roboter schlagen zurück. Doch der Alptraum ist ebenso zahnlos wie der Traum davor. Jugendfreie Träume von Menschen, die von der Leine gelassen wurden, und jugendfreie Alpträume davon, wie sie dafür büßen müssen, mehr bekommen wir nicht. Einen Gentlemenswitz für die Unschuldigen, für die ein Film wie eben WESTWORLD gewagt ist. Hach, wie schön und erschreckend die Vorstellung so unschuldig zu sein.

Flaming Star / Flammender Stern
(Don Siegel, USA 1960) [TV]

gut +

Freitag 15.04.

Vera Cruz
(Robert Aldrich, USA 1954) [blu-ray, OmeU] 2

großartig

Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht.

Burt Lancaster trägt seine Haifischzähne auch im Gesicht. Wenn er grinst und/oder zähnefletschend droht besteht sein Gesicht nur noch aus diesem Revolvergebiss. Und zu allem Überfluss weißt er sogar beständig darauf hin, dass er niemand ist, dem vertraut werden kann. Die Ermordung seines Lehrmeisters in Hinterhältigkeit ist ein Running Gag, der VERA CRUZ durchzieht. Und doch ist er nicht der Hai aus der MORITAT, sondern die Synthese des eröffnenden Gegensatzes. Denn trotz der überdeutlichen Rücksichtslosigkeit seines Charakters ist er ein Sympath. Ein kindlicher Aufschneider, der den großen Auftritt liebt und von den Plänen der Erwachsenen überfordert zwischen den Seiten hin und her hechelt … auf der Suche nach dem größtmöglichen Gewinn und der Möglichkeit richtig toll dazustehen. Wenn er dann immer wieder jemanden die Treue verspricht, dann ist das der blanke Hohn… und doch … wer will ihm nicht glauben, nicht hoffen, dass er zumindest diesmal sein Gegenüber ein klein bisschen so sehr mag, wie sich selber. Gary Cooper als desillusionierter Südstaatler ist da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Wie ein Opi sieht Cooper zudem Zeitpunkt schon aus. Verbraucht und ledern. Und genau wie der gute Oppi, der den draufgängerischen Jungspund unter die Fittiche nehmen wird. Die kleinen Gesten, die irritierten Gesichtsausdrücke im Umgang mit all den etwas weniger gut Erzogenen, sie geben ihm etwas Verständnisvolles und Gutmütiges. Aber er ist es nun, der fast genauso hinterhältig ist. Irgendwo in den Irren der mexikanischen Revolution machen sie gemeinsame Sache. Und sie sind wie Topf und Deckel. Jeder braucht den anderen. So stehen sie auch immer wieder in Nahen und Halbnahen nebeneinander … von der Welt vor den Kopf gestoßen oder die Welt vor den Kopf stoßend. Ein Gemeinschaft der Herzen, der verrotteten Herzen in einer verrotteten Welt voll Betrug, Gier und Eigensinn. VERA CRUZ sieht aber, von etwas Dreck im Gesicht und den speckigen Klamotten abgesehen, nie so aus. Epische und eindrückliche Kameraschwenks, Zooms und Kameraeinstellungen, wie beispielsweise der 360° Schwenk, wenn um die versammelte Gruppe hunderte Revolutionäre aufstehen, sich jeweils erhebend, wenn sie sich auf einer Linie mit Lancasters starrenden Hinterkopf (Korn) und der Kamera (Kimme) befinden, künden von einem großen Epos goldener Seelen. Sich der Widersprüchlichkeit seiner Charaktere anpassend, erzählt VERA CRUZ davon wie die großen Geschichten vll immer nur von miesen, kleinen Wichten erzählen … und das diese, auch wenn sie ihre Ideale entdecken, schöner sind als jeder sonnige Junge.

Mission: Impossible – Ghost Protocol / Mission: Impossible – Phantom Protokoll
(Brad Bird, USA 2011) [blu-ray] 2

gut

Ein Film ohne Bösewicht. Ethan Hunt und sein Team müssen, nachdem sie für die teilweise Zerstörung des Kremls verantwortlich gemacht werden, was die USA an den Rand zu einem Atomkrieg mit Russland bringt, untertauchen. Ohne Netz und doppelten Boden von offizieller Seite sind sie auf sich gestellt, nur diesmal hat dies einen Namen: das Phantom Protokoll. Doch die einzigen Phantome weit und breit sind die Gegenspieler. Ihre Motive werden kurz abgehandelt – sie sind irre – und sie tauchen nur auf, um dem Huntschen Team Paroli zu bieten und diesem immer einen Schritt voraus zu sein. Geisterhaft bleiben sie, aber sie sind keine Produkte einer Paranoia. Ihre Drohung der atomaren Zerstörung vor einem US-Russlandkonflikt lässt sie wie wiederkehrende Schatten aus den 80er Jahren wirken. Selbst als Schrecken sind sie nicht greifbar und damit wie ein laues Lüftchen abseits ihrer einzigen Funktion, nämlich eine Herausforderung zu sein. Sie sind der Bock, über den es zu springen gilt, um sich zu versichern, dass man wertig ist. Und hier der Spoiler: Ethan Hunt und die seinen sind es. Immer. M:I GHOST PROTOCOL zeigt uns wie schöne, sympathische, makellose Menschen Erfolg haben. Alle Verfolgungsjagden, Schlägereien, das Baumeln aus der 120. Etage, das Computerhacken, es zeigt stets nur wie sie es drauf haben. Und selbst wenn mal etwas nicht funktioniert, dann war dies Teil des Plans. Niemand versagt hier. Eine sonnige Phantasie von einem Leben ohne Versagen, was sie durchaus sehr traurig macht. Was M:I GHOST PROTOCOL aber hat, dass ist seine nimmermüde Kinetik. Eben das Baumeln aus dem 120. Stockwerk oder das Jagen von Geistern in roten Sandstürmen, das Öffnen einer Waggontür eines fahrenden Zuges per Retina-Scan, per pedes, oder der Ausbruch durch einen tschechischen Gefängnisaufruhr. Die Verdrängung der Verdrängung ist sehr schön geraten.

Mittwoch 13.04.

Escape from L.A. / Flucht aus L.A.
(John Carpenter, USA 1996) [DVD]

nichtssagend

Ein Western, der kein Stück nach Western aussieht. Zumindest hört es sich diesmal aber nach einem an, wenn Carpenter selbst die Musik spielt. Bei den ganzen Mitt-90er-Crossover-Schergen ist das natürlich ein anderes Lied. Und wie 15 Jahre früher nimmt er die lokalen Eigenheiten einer Stadt aufs Korn, indem er sie durch das Brennglas der Postapokalypse potenziert. Aber die 90er waren wahrlich kein Platz für Untergangsstimmung in den USA. Kalte Kriege gewonnen, wirtschaftlicher Aufschwung, ein lockerer Präsident. Deshalb ist das L.A. des zukünftigen 2013 weniger ein Nachklapp zu den Rodney King Riots, sondern oft Event. Surfen, Basketball spielen, Paragliding, alles im Extrem, alles für die großen Schauwerte. ESCAPE IN L.A. ist so sehr bunt geworden, doch das Apokalyptische, die Welt der heruntergekommenen Metropole, die verkommenen Politiker und Dissidenten, alles bleibt Folie, die mit coolen Schaustellertricks angereichert werden. Das ist dann überspannt, grell und ohne innere Mitte, also auch sehr sympathisch in seinem Ringen, aber leider haben wir uns beim ersten Treffen nicht so verstanden.

Dienstag 12.04.

The Three Investigators and the Secret of Terror Castle / Die drei ??? – Das verfluchte Schloss
(Florian Baxmeyer, D/RSA 2009) [DVD]

nichtssagend

Sonntag 10.04.

Day of the Outlaw / Tag der Gesetzlosen
(André De Toth, USA 1959) [blu-ray, OmeU]

großartig +

Statt Weite und dem Versprechen von Freiheit, statt dem Glutofen des Zivilisierungsprozesses, herrscht karge, gebrochene Enge und an die Knochen gehende Kälte. Statt Gewalt als Lösung, opfert sich das von der Zeit überholte. Statt vulkanisches Ausbrechen der Konflikte, Verschleppung und drückende Spannung. Karge Elegie einer Lawinenverschüttung. Nur dass die Lawine nicht aus Schnee ist. Es sind Gesetzlose, die eine abgelegene Siedlerstadt als Geisel nehmen und zu einem klaustrophobischen Ort machen, wo Irrsinn, Mord und Vergewaltigung an einer kurzen, porösen Leine zurückgehalten werden.

Edge of Tomorrow
(Doug Liman, USA/CDN 2014) [blu-ray]

großartig

Unwichtige Meinungen nebenher: Wenn Bill Paxton nur für diese Rolle auf Erden oder eben in Hollywood war, dann hat es sich gelohnt. Was an seinem Spiel oder seiner Rolle so toll ist, weiß ich jetzt auch nicht.

Sonnabend 09.04.

Island of Lost Souls / Die Insel der verlorenen Seelen
(Erle C. Kenton, USA 1932) [blu-ray, OmeU]

großartig +

Vll wurde ISLANDS OF LOST SOULS tatsächlich nur gedreht, damit der Sex zwischen Menschen und Monstern einmal als sinnliche Möglichkeit auf den Tisch gebracht werden sollte. Ein schöner Gedanke. Der Schiffbrüchige Edward Parker (Richard Arlen) fühlt sich jedenfalls in einer zentralen Szene zur Panther Woman hingezogen, welche wie ein Mensch aussieht, aber die Frucht eines Experiments des Dr. Morreau (Charles Laughton als wunderbar distinguiertes wie fast sympathisches Ekel) ist. Als in der Annäherung also, kurz vor dem Vollzug, das Animalische in ihr durchbricht, wird ihm klar, wer oder was sie ist. Erschreckt vor ihr weicht er zurück. Genauso gut kann es zudem die Furcht sein, dass das Animalische bei ihm durchbricht, welches ihn verschreckt. Denn wer oder was ist sie? Wer oder was sind wir? In der verwinkelten Spurensuche nach der Conditio humana in ISLAND OF LOST SOULS ist die letzte Grenze zwischen Tier und Mensch der Sex. Ob es nun der zwischen Mensch und … Wesen ist oder eben die Macht der ungeheuren Gefühle in einem. Auf der anderen Seite ist das, was Dr. Morreau am meisten von seinen Wesen scheidet, die Nutzung von Gewalt. Hier der Sadismus durch Peitschenhiebe und die pervers-erzieherische Drohung mit dem House of Pain als Agenten der Zivilisation und dort Affekte und Rausch, die gleich unter der dünnen Haut der (aufgezwungenen) Zivilisation warten. Nebel umziehen das in einem Vulkan liegende, expressive Gewächshaus Morreaus. Die Zucht des Wesen Mensch liegt hinter Schwaden verborgen, genau wie die Frage, wer mehr Ursache des Grauen ist, die Dinge draußen oder die Unsicherheit, die Morreaus Experimente und Kentons Bilder im Menschen hervorrufen. Irgendwo aus der kurzen Zeit nach Ausbrechen der Horrorfilmwelle und vor dem Verzicht durch den Hays-Code kommt jedenfalls ISLAND OF LOST SOULS, voller wahrlich verlorener Seelen, der sich ganz simpel und trocken gibt und unter dessen dünner diegetischer Schicht eine irre prä-foucaultsche Studie lauert.

My Darling Clementine / Faustrecht der Prärie
(John Ford, USA 1946) [blu-ray, OmU]

großartig

Der Mythos von Wyatt Earp und Doc Holliday und damit der Mythos des Wilden Westen als Alkohol getränkte Zusammenführung von kühlem Kopf und Sensibilität. Vor den abstrakten Runterkochungen des Ranown-Zyklus oder den irgendwann folgenden Dekonstruktionen musste es einen solchen Film geben. Einen Film der in Whiskey getränkter Sentimentalität singt. Singt von gezeichneten Helden (Victor Mature als Holliday), welche die Narben in ihren tiefen Seelen zu ertränken suchen, und von den ruhigen Gerechten (Henry Fonda als Wyatt Earp), die selbst im Durst nach Rache nicht unrecht oder kopflos handeln. MY DARLING CLEMENTINE nimmt es sich dabei mit der Einführung heraus, zu behaupten, dass es um die Rache der Earps an den Clantons geht, aber bis kurz vor Ende ist kaum etwas davon zu spüren. Ford führt vor allem die zwei ungleichen Freunde zusammen und schwärmt in leuchtenden Bildern von tragischen Helden, welche, jeder auf seine Weise, Ordnung ins mythische Chaos der wilden USA bringen.

God Told Me To
(Larry Cohen, USA 1975) [blu-ray, OmeU]

großartig +

Jesus ist wiedergekehrt und möchte, dass du tötest… und dass du ihn vll auch fickst. In dokumentarischer Direktheit erzählt GOD TOLD ME TO von der Suche eines Polizisten nach den Gründen für eine Mordwelle, bei der Menschen sich von Gott motiviert sehen, ihre Mitmenschen zu töten. Diese prischt zwar atemlos voran, aber bleibt dabei ganz sachlich. Und so kann es die ganze Zeit geahnt werden, aber in welchen Wahnsinn wir ganz unbedarft schauend hineingezogen werden, wird einem wohl erst ganz klar, wenn der Kopf schon am aussetzen ist. Willkommen im Reich von Howard Phillips Lovecraft. Und so schaut der dezidiert katholische, aber schon etwas zerrissene Polizist Peter J. Nicholas hinter die Fassade seines Glaubens und hinter seine eigene und findet nur Monster, ewig alte, alles, was sicher schien, niederreißende Monster. Hinter allem Beruhigenden steckt hier das Grauen. Erkenne dich selbst, wenn du dich traust.

Freitag 08.04.

River of No Return / Fluß ohne Wiederkehr
(Otto Preminger, USA 1954) [blu-ray, OmU] 2

großartig

Am Ende dieses Flusses ohne Wiederkehr steht die Ehe. Zwangsläufig, denn: Eindringlich warnt RIVER OF NO RETURN mäandernd vor dem Leben allein. Männer müssen sonst sinnbildlich mit ihrem Puma kämpfen, also ihrem Drang sich der Frauen körperlich zu bemächtigen. Kleine Jungen werden zu Mördern. Gier und Verzweiflung ob höherer Ziele macht aus einem nicht zum Verzicht (der Ehe) bereiten Menschen einen Gauner und Widerling. Frauen leben sowieso ansonsten in Sodom und Gomorrah. Dass die Indianer, diese Menschen loswerden wollen, dafür hat RIVER OF NO RETURN jedenfalls erstaunlich viel Verständnis. Irgendwo zwischen Gastgebern, die die Schnauze voll haben, und einer biblische Kraft wie der Sintflut changierend fallen sie über die Siedler her. Was aus Matt Calder (Robert Mitchum) eine Art Noah macht, der sich und die Seinen vor dieser Macht retten muss, um gereinigt daraus wieder hervorzukommen und in das Schwarze Loch des Glücks (die Ehe, das Happy End) einzufahren. Und so ist es wie immer, die Geschichte, die es zu erzählen gilt, ist nicht die Geschichte des Glücks. RIVER OF NO RETURN erzähl von einer epischen Reise mit begnadeten Bildern und auch wenn alles bigger than life ist, scheint doch klar, dass das Leben nicht im Ende steckt, sondern viel mehr da, wo Marilyn Monroe auf der Bühne steht und von der Sehnsucht singt.

The A-Team / Das A-Team – Der Film
(Joe Carnahan, USA 2010) [blu-ray]

ok

B.A. Baracus wird mehr oder weniger auf sein Klichee reduziert und trinkt dann nichtmal ein Glas Milch. Sachen gibts. Aber DAS A-TEAM, der Film, ist so vollgestopft mit Figuren, Twists und Action, dass die Dynamik des A-Teams, dem Team, leiden muss. B.A. und Murdock bleiben meist am Rand und machen halt, was sie scheinbar immer gemacht haben. Hannibal und Face sind die zentralen Figuren, die um die Vormacht kämpfen. Plan oder Intuition im Kampf gegen Verrat und einen übermächtigen Geheimdienstsapparat, der sich jeder Gerichtsbarkeit entzogen zu haben scheint. Fröhlich Adrenalin pumpend (Zeit zum verweilen gibt es nicht), jagen aber alle vier durch gewitzte Situationen und spaßige Anekdoten und suchen ihren Ort eines persönlichen Glücks und individueller Selbstbestimmung und befindet sich so auf der Flucht vor den Vertretern des Staates, Menschen ohne Ehre und Skrupel. Also klassisch ausartikuliertes Biedermeierkino, so comichaft überzogen, das es trotz der gesetzen (biederen?) Farben einen Regenbogen versprühen möchte. Nur, bei all dem respektablen, fröhlichen Sein, wo ist die Liebe?

Montag 04.04.

Meng long guo jiang / Die Todeskralle schlägt wieder zu
(Bruce Lee, HK 1972) [blu-ray]

großartig

Der schönste, der emotionalste Moment ist, wenn Chuck Norris sich Bruce Lee todessehnsüchtig in die Arme wirft und Letzterer fast weint, weil er von der Existenz eines solchen Kämpfers überwältigt ist. Es ist der Moment, in dem auch der fröhliche Ton des Beginns von WAY OF THE DRAGON schlussendlich zerbricht. Bruce Lee spielt Tang Long, der als eine Art Monsieur Hulot mit erhöhtem Harndrang in einem ihm fremden Rom und in einer etwas psychedelischer eingerichteten Version von ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL ankommt. Locker prügelt er sich durch die Reihen von Schlägern, die ein Gangersterboss/Großkapitalist losschickt, um an ein chinesisches Restaurant zu kommen. Unbesiegbar wie er ist, wird er nicht von second thoughts belästigt. Und so entgeht ihm auch wie es immer düsterer um ihn und in THE WAY OF THE DRAGON wird. Bis sich, wie gesagt, im Kollosseum alles ändert, etwas in Tang Long zerbricht und der gedankenlose Frohsinn als Scherbenhaufen zurückleibt.

Sonntag 03.04.

Wild River / Wilder Strom
(Elia Kazan, USA 1960) [blu-ray, OmeU]

fantastisch

Im Wesentlichen handelt WILD RIVER von einem Regierungsbeamten, der irgendwo in Alabama zur Zeit des New Deals einer alten Frau ihr Land abkaufen soll und eine Affäre mit der Enkelin der Dame beginnt. Elia Kazan lässt aber keinen Zweifel daran, dass das Wesentliche ihn einen feuchten Kehricht interessiert. Wo bleibt da der Reichtum? Wie eines erzählen, wenn noch viel mehr erzählt werden kann? Die Reise eines Agenten der Rationalität ins Reich der Mythen. Die Bitterkeit des Erwachsenwerdens. Ein Hinterwäldlerhorrorfilm mit sozialem Touch. Ein herzzerreißendes Melodram mit einer überbordenden Symbolik, dessen Ideenreichtum Sigmund Freud vor Freude die Tränen in die Augen getrieben hätte, während er sich vor Lachen an seiner Zigarre verschluckt. (Wenn Ella Garth (Jo Van Fleet) beispielsweise sich ihr verstaubtes Bett mit verwelktem Laub darauf anblickt, während nebenan mit Chuck Glover (Montgomery Clift) die neue Flamme wartet, dann sehen wir wohl auch ihren eigenen Blick auf ihren verstaubten Schlüpfer, uswusf.) Und sicherlich vieles mehr. Ein Film, wie ein über die Ufer getretener Fluss.

Ride Lonesome / Auf eigene Faust
(Budd Boetticher, USA 1959) [DVD, OF] 2

fantastisch

RIDE LONESOME – der Tod mit anderen Mitteln vorweggenommen.

Zootopia / Zoomania
(Byron Howard, Rich Moore, USA 2016) [3D DCP]

gut +

Das Anliegen von ZOOTOPIA ist recht einfach. Es möchte den jungen Zuschauern (und den nicht mehr ganz so jungen bestimmt auch) klar machen, dass Rassismus gar nicht gut ist und dieser keinem etwas bringt. Dass Angst und Traumata nicht zwangsläufig die besten Ratgeber sind. Und dass der Rebell am besten im Rahmen der Gesetze/der Moral bleiben sollte, weil er sonst selbst Teil des Übels wird. Teilweise ganz anständige Anliegen, wenn es auch sehr viel Glauben an die innere Wandelbarkeit des Systems mitbringt, da ZOOTOPIA alles über Mitgefühl und Menschlichkeit versteht. Den ganzen pädagogischen Kladderadatsch beiseitegelassen, ist Zootopia jedoch ein gar niedlicher Film noir mit ziemlichen noiren Spitzen. Neben den süßen optischen Witzen, die überall lauern, gibt es regnerische Nächte in wenig besiedelten Dschungelstraßen, wo korrupte Polizisten und irre Schläger lauern, blitzumzuckte Irrenanstalten und die Mafia. Und bei aller Artigkeit, kann das wahrlich nicht schlecht sein.

Sonnabend 02.04.

Gigi
(Vincente Minnelli, USA 1958) [blu-ray, OmeU]

großartig

Comanche Station / Einer gibt nicht auf
(Budd Boetticher, USA 1960) [DVD, OF]

großartig +

Ranown, das reitende Skelett. Und beim letzten Teil des Zyklus ist nunmehr alles Fleisch von den Knochen abgenagt. Staubige Felslandschaften, wenig saftige Prärien und Wälder bilden die Kulisse für karge Bilder, die nicht mehr machen als nötig. Und der Plot steht auch nur noch als der knochige Aufbau vor uns, der er auch in den Filmen davor schon war. Rache und die Aussicht auf Geld bringt diverse Menschen in der immer selben Konstellation zusammen. Da gibt es das Böse draußen, hier die Comanchen, das stocksteife Gute, Randolph Scott, und dazwischen Menschen deren moralischer Kompass nicht so genau geeicht ist. Einerseits die beiden Jünglinge, fast sehen sie wie Brüder aus, die nachts über die Welt reden und darüber diskutieren, welchen Weg sie im Leben einschlagen sollen, wie Kinder nachdem die Eltern das Licht ausgemacht haben … und die im Grunde die Position des Zuschauers einnehmen. Andererseits ist da ihr erfahrener, desillusionierter Boss, Claude Akins als Ben Lane. Jemand, der nur an seinen Vorteil denkt … und der tatsächlich Charisma hat … und der zwangsläufig mit Randolph Scott aneinander geraten muss. Ach, und selbstredend gibt es die zu rettende Frau. Es ist alles wie immer. Und doch strahlt aus COMANCHE STATION eine fast physische Eindrücklichkeit. Vielleicht ist es gerade das knochige, diese no-nonsense-Attitüde, was aus ihnen Statuen machen … die aber immer noch flexibel bleiben. Im Fall von COMANCHE STATION sind es die Dialoge, die mit dem unausweichlichen spielen. Das Duell zwischen Scott und Lane wird nämlich in seiner ganzen Intensität nicht am Ende kommen, sondern wird über den ganzen Film mit dem mündlichen Florett ausgefochten. Denn Boetticher weiß, jeder Knochen braucht sein Mark.

Silver Lode / Stadt der Verdammten
(Allan Dwan, USA 1954) [DVD, OF]

fantastisch

HIGH NOON mit einer giftigen moralischen Dynamik. Ganz gemächlich beginnend eskaliert es zusehends und zieht die Schraube des Entsetzens immer fester … bis das Leben mit Mitmenschen nur noch als Qual erscheint. SILVER LODE erzählt nämlich keine Heldengeschichte, sondern ist kaum weniger als der Abgesang auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Eine Hexenjagd mit Colts, der oft das geringe Budget anzusehen ist, was Allan Dwan aber nicht abhält optisch mit den Muskeln zu spielen. Entweder bei der fast schon dekadenten Plansequenz durch ganz Silver Lode, wenn ein Mann vor allen fliehen muss, bei den frommen Bildern frommer Menschen, die ihren Mitmenschen ein Wolf sind, solange sie kein Zeichen von Gott bekommen, oder die Potenzierung der Endeinstellung von THE GREAT TRAIN ROBBERY, wenn ein ganzes Dorf Richtung Kamera schießt. Am Ende sollte vll am besten WALDEN griffbereit sein, um sich wieder klar zu machen, dass ein soziales Leben doch seine Vorzüge hat.

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März
Donnerstag 31.03.

Blazing Saddles / Der wilde wilde Westen
(Mel Brooks, USA 1974) [blu-ray, OmeU]

großartig

Dienstag 29.03.

‚A‘ gai wak 2 / Projekt B
(Jackie Chan, HK 1987) [blu-ray]

großartig

Montag 28.03.

Waldrausch
(Horst Hächler, BRD 1977) [DVD]

ok +

Der Waldrausch interessierte 1977 bei der Produktion von WALDRAUSCH wohl niemanden. Die Struktur entsprach in den vorherigen Verfilmungen in etwa dem Ablauf, dass sich diverse Konflikte anstauten und zu einem rauschenden Hass führten, symbolisch durch den Waldrausch verbildlicht, einem die Luft stickig machenden Pollenflug, was sich alles mit einem Hochwasser und einem knapp abgewendeten Staudammbruch löste. Alle Motive von Animositäten und Eifersucht, die vorher die Konflikte bildeten, laufen hier unter Horst Hächlers Federführung nur nebenher und werden wie der Waldrausch kaum beachtet. Artig werden sie abgehandelt, aber Sinn ergibt ihr Vorhanden sein nicht. Ihren Höhepunkt und ihre Auflösung erreichen diese auch erst, wenn der Film mit dem Überstehen des Hochwassers seine Intensität schon längst verloren hat. Keine Frage, dieser WALDRAUSCH handelt von etwas ganz anderem, nämlich der Verquickung von Kapitalismus und Rassismus. Zu Beginn kommen Kapitalisten, welche fröhlich vor der Kamera erzählen, wie sie ein Dorf ausnehmen werden. Sie holen Gastarbeiter aus Italien, die billig arbeiten. Betrügen beim Landkauf, bei den Löhnen, bei der Verpflegung. Die ansässigen Arbeiter wehren sich aber nicht gegen ihre Ausbeuter, sondern gehen den noch mehr ausgebeuteten Italienern an den Hals. Hier rauscht der Hass in einem fort. Am Ende sind die Gastarbeiter weg und die Kapitalisten tauchen wieder auf… Sie erzählen abermals froh vor der Kamera, wie schön reich sie ohne Störung mit ihren Methoden geworden sind. Ende. Völlig steif, völlig bräsig, irgendwo zwischen Tendenzstück und orientierungslosem Herumirren… selbstredend mit dem guten deutschen Stahlhumor. Durchaus gewitzt und faszinierend, aber sicherlich keine Rausch.

Kung Fu Panda 3
(Alessandro Carloni, Jennifer Yuh, USA/CHN 2016) [3D DCP]

ok +

Batman v Superman: Dawn of Justice
(Zack Snyder, USA 2016) [3D DCP, OF]

ok

Bestand MAN OF STEEL schon zu großen Teilen aus charismatischen Vätern, welche immer wieder Wegweiser aufstellten, damit der junge Superman nicht zu einem psychotischen Schläger wird, so versteht auch BATMAN V SUPERMAN seine drei Pro- bzw. Antagonisten als Produkte ihrer Eltern. Snyder macht wohl durchaus Kino für die Jungen und Junggebliebenen. Superman jedenfalls muss im Kampf mit seinen Unsicherheiten abermals seinen Vater aufsuchen. Lex Luthor hat einen Gottkomplex bekommen, weil er von seinem Vater ständig geschlagen wurde und nun gegen die ultimative Autorität kämpfen muss. Und Batman, so macht der Anfang justamente klar, leidet an dem Verlust seiner Eltern, und möchte gegen Superman vorgehen, da dieser in seiner Anwesenheit in der finalen, Metropolis in Schutt und Asche legenden Schlacht von MAN OF STEEL einem Mädchen die Eltern raubt. Der Elternmörder muss sterben… vll auch weil er so viele tolle Eltern hat… vll ist das alles auch nur ein großer Schwanzvergleich. Wer kann das sagen? Den epochalen Aufbau des Beginns lässt BvS mit Mitte des Films schlicht liegen. Wie beim Dominoday wird erst aufgebaut und dann angestoßen. Der sich ergebende Krawall der sich aneinanderreihenden Schlägereien drückt alles restliche beiseite… mit Ausnahme der Aussicht darauf, dass die Morgenröte der Justice League aufgezogen ist. Aber schön das es ihn gibt, diesen seltsamen Film, der (noch) so anders ist als die Marvel-Filme. Denn hier gibt es ein Pferd im Nebel, Blumen direkt vor der Kamera, sich über die Handlung legend, und eben einen einzigen comic-relief-Moment im ernsten Stahl, der einen lachen lassen kann, als habe der Joker uns angesteckt.

Sonnabend 26.03.

Das Schweigen im Walde
(Alfred Vohrer, BRD 1976) [DVD]

uff

Die dritte Verfilmung von DAS SCHWEIGEN IM WALDE bringt den totalen Schiffbruch. Vieles ist da, was von den Vorgängern bekannt ist, aber die Geschehnisse stehen völlig verloren herum. Irgendwo hingefallen in einen stickigen Raum aus noch mehr Erklärungen noch kleinster Zusammenhänge. Zurück bleibt ein Abstraktum, welches den Heimatfilm als völlig Gestriges begreift, wo dieses Ding, Leben auf dem Lande, im Wald, auf den Bergen, für den Smog gewohnten Zuschauer auf Suche nach Nostalgie als völlig idiosynkratisch zusammengesetztes Klischee präsentiert wird. Ein Hauch des Todes…

Waldrausch
(Paul Ostermayr, D 1939) [DVD]

radioaktiv

Der Waldrauscher, ein seltsamer Heiliger, warnt vor ihm, dem Waldrausch. Ernst nimmt ihn niemand, gibt es doch Vernunft und Wissenschaft um massiv blühende Wälder, deren Pollen sich wie ein Nebel über den Wald legen und somit Atemwege verkleben und die Menschen krank und verrückt werden lassen, ins Reich der Mythen zu verweisen. Doch der Waldrausch wird kommen, ist dieser doch keine Macht der Biologie, sondern etwas streng Romantisches. Denn die Depression einer Herzogin ist es, die sich auf Wald und Bewohner legt. Lebensmüde und todessehnsüchtig lebt sie in den leeren Hallen ihres Schlosses. Nur die unmögliche Liebe zu einem Ingenieur, einem Spielkameraden aus ihrer Kindheit, aus einer Zeit der Unschuld, lässt sie sich ans Leben klammern. Er ist es auch, der ihr die romantischen Klavierstücke vorspielt, welche sich wie die Pollen über die Bilder legen und vom Tod schwelgen. Dunkle, erratische Bilder dominieren, die Melancholie würgt die Lebensgeister. Liebe ist der schönere Tod, die Qual des lebenden Todes der hässliche. Außerhalb dieser Dyade gibt es nur Arbeit. Lebensausfüllende Arbeit und Vernunft. Und so weht der Wind, steigt das Wasser und der Hass, angefacht von der Romantik. Und nur nüchterne Kämpfer mit Sinn im Leben können den Kampf dagegen gewinnen. Die Herzogin wird sich im von ihr entfachten Waldrausch auflösen, d.i. zum Höhepunkt einfach aus dem Film verschwinden. Und uns bleibt nur die Wahl, folgen wir ihr oder der faden Ideologie der Arbeit und bringen wenigstens mal den Müll runter. Nach WALDRAUSCH wäre alles andere aber auch Selbstmord, wäre sich dem süßen Leid des WALDRAUSCHs hinzugeben.

Waldrausch
(Paul May, A 1962) [DVD]

uff +

Paul (Oster)May(r) exorziert die Geister, die er rief. Nur der giftgelbe Pollen an manchen Fenster erinnert an den reißenden Wahnwitz des Vorgängers. Statt den überbordenden Gefühlen erzählt er nun von Stahl und Technik, von Eifersucht und Vernunft. Ein kalter Film für den Fortschritt.

Freitag 25.03.

Das Schweigen im Walde
(Hans Deppe, D 1937) [DVD]

fantastisch

Zwei Frauen vom Land müssen sich jeweils zwischen den Avancen zweier Männer – einem aus der Stadt, einer ein Förster – entscheiden, während einem der Herren, dem Fürst von Ettingen, noch eine Schauspielerin auf den Fersen ist, welche die Trennung von ihm nicht akzeptiert. Zweieinhalb Dreiecksgeschichten, welche am Ende Stadt und Land vereinen, in dem ein Förster und der Fürst aus der Stadt eine Frau aus den Flammen des Irrsinns retten werden. Zweieinhalb Dreiecksgeschichten über städtische Dekadenz, wäldliche Ruhe und heimatliches Ungestüm. Beschauliche Geschichten, die Hans Deppe, das Erzählbiest, aber nie zur Ruhe kommen lässt. Die Parallelmontage zwischen einem ersten Kuss und dem ankommenden Keil zwischen das Paar in Form der Schauspielerin… der im schwitzigen Wahnsinn gelegte Waldbrand… der Spanner, der aus expressiven Horrorperspektiven gezeigt wird… wild geschnittene Tänze… Frauen, die in gleißendem Licht auf einem Esel durch den Wald reiten und Rettung versprechen… ein Film, der alle Möglichkeiten seines jungen Mediums probiert, der jeden Einfall nutzt, um das Drama beständig hochzuhalten, um sie miteinander zu verweben und sich so zu einem Karussell der Leidenschaften aufgebaut… wobei der Ulk, Harmonie versprechenderweise nie zu kurz kommt. Am schönsten sind aber vll die ständigen Ellipsen, wodurch einem wirklich nur das aller Nötigste erzählt wird. DAS SCHWEIGEN IM WALDE gibt so zumindest mir das Gefühl als Zuschauer ernst genommen worden zu sein.

Das Schweigen im Walde
(Helmut Weiss, BRD 1955) [DVD]

verstrahlt +

Regie, Kamera, Drehbuch, Schnitt, alle räumen IM WALDE auf. Eine atemberaubende Arbeit wurde hineingesteckt um die Dramen der vorangegangenen Verfilmung abzumildern, zu verstecken und dem Zuschauer möglichst viel Harmonie zu bieten. Die verwobene Struktur wird völlig gekappt. Die aufrüttelnden Ereignisse werden ins erste und ins dritte Drittel geschoben, damit in der Mitte eine sonnig, strahlende Wiese des Glücks entsteht. Tieraufnahmen inklusive. Die Kamera ist stets auf Distanz, lässt die Figuren, von einigen Nahaufnahmen bei Dialogen abgesehen, fast immer in Totalen und Halbtotalen. Nur keine Aufdringlichkeit… die Theaterbühne des Glücks könnte dieses Vorgehen genannt werden. Der Schnitt gibt sich kaum zu erkennen. Erklärung folgt auf Erklärung. Die Ellipsen des Vorgängers werden geradezu neurotisch gefüllt und auch bei den Motivationen der Figuren lassen die Dialoge nunmehr kaum Raum für Unklarheit. Goldige Tristkinder werden eingefügt und Rudolf Lenz, der große Entdramatisierer, der netteste Gastgeber des Bundesdeutschen Films lädt uns als Hauptdarsteller ein ohne Arg zu sein. Am Ende steht wieder der Wald in Flammen, diesmal in einer überraschend leidenschaftlichen, rotleuchtenden Farbdramaturgie in von Irrsinn gezeichneten Gesichtern, und doch finden sich die beunruhigendsten Aufnahmen im Herz der Harmonie. Wenn Fürst von Ettingen (Lenz) bei seiner Malerin, Lo Petri (Sonja Sutter) im Wald genau in der Mitte von DAS SCHWEIGEN IM WALDE einkehrt, dann kann einem das Herz enger werden. Einmal ist da Lenz, der in der Bescheidenheit der Waldhütte sein Glück findet, der aber mit seinem erleuchtetem Grinsen wie ein Frauenmörder aussieht… wo war nur der Michael Powell, der mit Lenz etwas wie bei PEEPING TOM gemacht hätte? … Und vor allem gibt es den Moment, wo Lo in einen angrenzenden Raum geht, um ihren kleinen Bruder (der auch ihr geheimer Sohn sein könnte) ins Bett zu bringen und hinter sich die Tür schließt. Langsam geht sie wieder auf. Ganz langsam… in einer bedrohlichen Bewegung, die alle Dämonen spürbar macht, welche hier so fürsorglich unter den Teppich gekehrt wurden.

Donnerstag 24.03.

Bright Lights, Big City / Die grellen Lichter der Großstadt
(James Bridges, USA/J 1988) [DVD, OmeU]

großartig

Michael J. Fox kokst sich die Birne weg. Allemal hat das Gründe, die in einer Szene kulminieren. Der unfassbarsten Szene. Jamie Conway (Fox) träumt, dass er mit einem Baby redet… durch die durchsichtige Bauchdecke und Gebärmutter einer komatösen Mutter. Alles andere darum, die Partys, das Koks, die Frettchen, die sich im Verlieren befindenden Jobs, die peinlichen Momente auf der Suche nach Erklärungen, das Koks, der Tanz mit dem Teufel der Oberfläche (Kiefer Sutherland als Mephisto zu Foxens verzweifelten Faust), das fehlgeschlagene Erwachsenwerden, die Verdrängung, das Koks in der Nase von Strahlemann Michael J. Fox – vll ist er gerade durch sein Sonnyboyimage prädestiniert zu leiden, weil es beim ihm nochmal extra weh tut – das alles kulminiert in diesem einen Moment, diesem seltsamen Moment.

La morte non conta i dollari / Der Tod zählt keine Dollar
(Riccardo Freda, I 1967) [DVD, OmU]

großartig

Wahrscheinlich hat es nur Riccardo Freda geschafft, dass Menschen in einem Western in Hütten sitzen und aussehen als warten sie in einem Schloss auf ein Phantom. LA MORTE NON CONTA I DOLLARI hat auch den passenden schwarzvermumten, mysteriösen Mörder, der nachts durch die Anwesen schleicht und Rache nimmt. Ein Gothic Horror-Film hat sich in diesen Wilden Westen geschlichen, der weniger wie ein Italo-Western aussieht, sondern wie die frühen Corman-Western. Abgerundet wird diese krude, wunderbare Mischung mit diversen sich absurden überschlagenden Schlägereien, die sich scheinbar ad hoc ins Geschehen verliefen.

Mittwoch 23.03.

Mannequin
(Michael Gottlieb, USA 1987) [DVD, OmU]

großartig

Dienstag 22.03.

Ludwig / Ludwig II
(Luchino Visconti, I/F/BRD 1972) [DVD]

großartig +

Zwei Momente der Hoffnung gönnt Visconti seinem Ludwig (Helmut Berger). Erst die Liebe zu Sissi (Romy Schneider) und den Glauben an Wagner und dann den Pathos der Arbeit für sein Volk. Während die Liebe und der Glaube lange brennen, auch wenn sie umso bitterer enttäuscht werden, so wird die zweite schon im Keim erstickt. Wenige Minuten nur dauert es vom Aufbruch zur wirklichen Übernahme der Regierungsgeschäfte, bis der Kontakt zu seiner Mutter wieder alles in Ekel und Erstickung verwandelt. Und so hat Visconti ungefähr 3 Stunden Zeit um diesen Märchenkönig leiden zu lassen, dessen romantische Ideale an der Realität scheitern müssen. Beklemmend siecht Ludwig in seinem Goldenen Käfig dahin. Erstickt im Pomp. In DIE SÜNDE DES ABBÉ MOURET gibt es zum Schluss den Selbstmord einer Frau, die sich in einem mit Blumen überfüllten Raum einschließt und an den Pollen erstickt. Ähnlich langwierig und schwelgerisch zieht es sich bei LUDWIG hin. Zwischenzeitlich hält der Film, wie so oft bei Visconti einfach an und der lebende Tod der Schönheit und der Krankheit werden ausgebreitet… hier noch vehementer als sonst. Romy Schneider läuft minutenlang verloren durch Säle und Grotten, Schauspieler rezitieren ohne Ende die großen Verse. Das Fest einer Auslöschung.

Ella ja kaverit 2 – Paterock / Ella und der Superstar
(Marko Mäkilaakso, FIN 2013) [DVD]

uff

Montag 21.03.

McCabe & Mrs. Miller
(Robert Altman, USA 1971) [DVD, OmeU] 4

fantastisch

Money and pain… Money and pain.

Sonntag 20.03.

Arrebato / Rapture
(Iván Zulueta, E 1979) [DVD, OmU]

fantastisch

Heroin, Film und Vampirismus sind in ARREBATO die Dreifaltigkeit der Lust. Eine Lust, die dem Leben entgegensteht. Partys und Sex, die Räusche des Seins werden zwar auch gefeiert, aber ihr strahlendes Licht wirkt unter dem Einfluss dieser gierigen Dreifaltigkeit abgestanden und verbraucht. Zwei durchaus unterschiedliche, sich spiegelnde Filmemacher versinken in Drogen und Film, wie sich zwei Zähne in einem Hals versinken – obsessiv. ARREBATO ist das doppelte Protokoll des Niedergangs, ein fauliger, überreizter Bericht wie diese beiden in Zimmern versinken und in den Weiten von auf Wänden projizierten Bildern sich verlieren, wie sie sich auflösen. Alptraum und Traum zugleich, gemütlich wie Kaffee und Kuchen bei Oma und wie ein feuchter Keller voller Prostituierten. ARREBATO ist eben ein Film über die Lust am Zuschauen im Endstadium.

12 Meter ohne Kopf
(Sven Taddicken, D 2009) [blu-ray]

ok +

Durchaus schön war, dass die Action mit der dicken Hose immer wieder versandet. Wenn Klaus Störtebeker (Ronald Zehrfeld) und Gödeke Michels (Matthias Schweighöfer) mal wieder orientierungs-, plan- und mutlos über die See schippern und weinen. Ausgiebig.

Sonnabend 19.03.

City of Ember / City of Ember – Flucht aus der Dunkelheit
(Gil Kenan, USA 2008) [blu-ray]

ok

Freitag 18.03.

Sierra Leone
(Uwe Schrader, BRD 1987) [DVD]

großartig

Uwe Schraders Filme sind schon alleine wegen den Personen in ihnen sehenswert. Nicht wegen der zarten Zeichnung ihrer Verlorenheit, ihres versoffenen Stolzes, ihrer menschlichen Gehässigkeit oder ihrer zaghaften Zärtlichkeit, wenn diese auch toll sind, sondern weil die Schauspieler nicht wie solche aus anderen Filmen aussehen. Ihre Halbglatzen tragen sie voller Würde. Erfrischend ist es nach all den nach Schönheit oder Seltsamkeit gecasteten Gesichtern. Einfach die Säufer und von der bürgerlichen Gesellschaft Übergangenen von nebenan.

Mission: Impossible III
(J.J. Abrams, USA/D/CHN 2006) [DVD]

ok

Diese Zeilen schreibe ich ca. 2 Monate nachdem ich M:I III sah und ich weiß nichts mehr. Ein, zwei düstere Erinnerungen an Bilder und Figuren, mehr nicht. War bestimmt ganz nett ihn gesehen zu haben, auch wenn mein Kopf an der Teflonbeschichtung des Films abrutscht.

Donnerstag 17.03.

Speed
(Jan de Bont, USA 1994) [DVD]

gut +

Mittwoch 16.03.

Playgirl
(Will Tremper, BRD 1966) [DVD]

gut

PLAYGIRL hat ein Problem. Nämlich seine Hauptdarstellerin Eva Renzi. Nicht dass sie keine tolle Darstellerin wäre, passt sie sogar wie die Faust aufs Auge für die Rolle der Alexandra Borowski, die wohl schwerlich von ihr getrennt werden kann. Vielmehr ist es die Enervierung, welche sie hinter der Kamera hinterlassen hat. Wer ein kurzes Protokoll der Vorgänge zwischen Will Tremper und Eva Renzi und eine ausführliche Meinung zu PLAYGIRL haben möchte, findet beides hier. Es ergibt jedenfalls Sinn, dass Tremper irgendwann keine Lust mehr auf PLAYGIRL und eben Renzi hatte, da diese verspielte, leichte Komödie, die einem zu Beginn den Kopf verdrehen kann, irgendwann seltsam mühsam in den Seilen hängt.

The Taking of Pelham 1 2 3 / Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3
(Tony Scott, USA 2009) [blu-ray]

fantastisch

Mehrmals malt Scott mit Farbfiltern, verregneten Fenstern und dem Gesicht von John Travolta impressionistische Gemälde einer schweren Depression. Es sind aber auch hochemotionale Bilder, hinter denen Ryder, der von Travolta gespielte Schnellbahnentführer und Geiselnehmer, gemeinsam mit seinen Motiven andeutungsreich versteckt wird. Genauso wie hinter seinen moralinen wie verbitterten Ansprachen, die er dem Bahnpersonal und der Polizei gegenüber hält. Je näher Ryder jedoch seinem Ziel, Geld oder ist es doch sein eigener Tod, kommt, desto klarer werden die Bilder. Erlösung scheint mit dieser optischen Aufgeräumtheit einherzugehen. Auf der anderen Seite: Denzel Washington als gestrauchelter Bahnbeamter Walter Garber. Zufällig zum Unterhändler geworden, sitzt er im Zentrum eines schonungslosen Thrilleruhrwerks, das mit kurzen Ultimaten, drakonisch durchgeführten Strafen bei nichterfüllten Forderungen und effektiver Handlungsunfähigkeit, stets bleibt er von den Entscheidungen Ryders, seiner Vorgesetzten und der Polizei abhängig, auf ihn niederdrückt. Die Kamera kreist um ihn, der Schnitt wirft uns hin und her, zwischen seinen Hilfe suchenden Blicken, seiner wenig hilfreichen Umwelt und dem Schlachtfeld gewordenen U-Bahnschacht. Walter Garber betreffend zeigt uns THE TAKING OF PALHAM 1 2 3 Bilder einer mentalen Schnappatmung… denn mitnichten handelt Scotts Film von einem Heist, sondern von einem STAR WARSartigen, wenn auch deutlich schwermütigeren, Kampf um verletzte Seelen. Für Walter heißt das: Soll er weiter für eine indifferente, heuchlerische Welt kämpfen oder Ryders Darth Vader, der in ihm seinen Luke Skywalker zu erkennen glaubt, der mal mit seinem Freund Walter verständig plaudert und diesen lehrmeistert, nur um ihn dann, ohne mit der Wimper zu zucken, in einen öffentlichen Seelenstriptease zu zwingen, … soll er nun diesem Herrn der Depression auf seinen Weg einer narzisstischen Verdammnis der Welt folgen? Der Verdruss und die Verzweiflung des Walter Garber, latent vorher schon am Ausbrechen, wird nun also gefüttert und durch die Mittel eines Thrillers verdichtet. Erst als er all das abhängt und mit einer Pistole in der Hand im U-Bahnschacht endet, fällt all das von ihm ab. THE TAKING OF PALHAM 1 2 3 ist ein tieftrauriger Film, ein wunderschöner Film, ein Film voll Todessehnsucht. Ein Film, der von Menschen am Ende erzählt und ihnen dort zumindest den Hoffnungsschimmer eines Auswegs gewährt, egal wie ambivalent dieser auch jeweils sein mag. Zumindest etwas Hoffnung und Sonnenstrahlen nach einem Ritt durch einen Heistthriller, der vom Gefühl des Ausgebranntseins nur so glüht. Dass UNSTOPPABLE Tony Scotts letzter Film wurde und nicht THE TAKING OF PALHAM 1 2 3, der doch sehr beredet von der Sehnsucht vom Griff zum Rasiermesser erzählt, ist so irgendwie … hoffnungsvoll.

Dienstag 15.03.

Le pont du Nord / An der Nordbrücke
(Jacques Rivette, F 1981) [blu-ray, OmeU]

großartig

Ein mythisches Gänsespiel (eine Vorgängerversion von Schlangen und Leitern) im durchschnittlichen Paris (Baustellen, Parkbänke, Cafés…), hinter dessen Fassade sich durch das Legen des Spielplans über die Stadtkarte bedrohliche Geheimnisse andeuten… mit Geheimorganisationen voller Personen die Max heißen, Geheimdokumenten und Kram. Toller Quatsch, der lieber hanebüchenen Verweisparanoien entwirft, inklusive alberner Karatekämpfe, kuriosen Dialogen, mythischem Krimskrams und vereinzelt eingeworfenen Motiven für die Ewigkeit (in Spinnenweben eingeschlafene beispielsweise), als irgendwie Sinn oder einen gängigen, verständlichen Film zu ergeben.

Montag 14.03.

Zipi y Zape y el club de la canica / Das Geheimnis der Murmel-Gang
(Oskar Santos, E 2013) [DVD]

nichtssagend

Sonnabend 12.03.

Super 8
(J.J. Abrams, USA 2011) [blu-ray] 2

ok

E.T. als Traumatabewältigung. Der Außerirdische stellt sich in SUPER 8 aber, sobald er den Schatten verlässt, nicht als knuddeliger Sack heraus, sondern als Monster, dass ganz irdisch aus dem Schweigen nach dem Tod einer Mutter erwächst … sagt Captain Subtext. Deshalb verschwindet auch love interest Elle Fanning aus der Geschichte (vom Monster entführt), sobald der hauptdarstellende Junge (Joel Courtney) von der Verwicklung ihres Vaters bei Mutters Tod erfahrt, und spielt keine Rolle nach ihrer Rettung mehr, da damit einhergehenden die zugrundeliegenden Konflikte gelöst wurden. Junge und Vater sind wieder vereint, wozu braucht es da Weiber… so SUPER 8, laut Captain Subtext eben.

Freitag 11.03.

Tagebuch eines Frauenmörders
(Helmut Käutner, BRD 1969) [DVD]

verstrahlt

Nach SATANSBRATEN von Fassbinder vll das Schmierentheatrischte, was ich jemals sah. Eine an die Nieren gehende Satire über gediegene Fernsehunterhaltung mit düsteren Themen. Monumentaler Kruppstrahl aus heiterer Hüfte geschossen, der seinen Zuschauer mit einem gespenstischem Lachen in Zerbröselungsgefahr bringt.

Gespensterjäger
(Tobi Baumann, D/A/IRL 2015) [blu-ray]

nichtssagend

Mittwoch 09.03.

Geständnis einer Sechzehnjährigen
(Georg Tressler, A 1961) [DVD]

großartig

Les 12 travaux d’Astérix / Asterix erobert Rom
(René Goscinny et al, F 1976) [DVD] 61

fantastisch

Ein krankes Kind zu Hause ist zum Glück ein super Grund mal wieder den einzigen Asterix-Film zu schauen, der mit der Superduperkeit der Comics schritthält. Ich wasche meine Wäsche auch nur noch mit Olympia, dem Waschmittel der Götter. So sehr hat ASTERIX ERBOBERT ROM mein Leben beeinflusst.

Dienstag 08.03.

The Secret Life of Walter Mitty / Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
(Ben Stiller, USA/UK/CA/AUS 2013) [blu-ray, OmeU] 3

fantastisch

Dinosaur Island / Im Land der Dinosaurier
(Matt Drummond, AUS 2014) [DVD]

nichtssagend

Sonntag 06.03.

Zur Sache, Schätzchen
(May Spils, BRD 1968) [blu-ray] 3

großartig +

Auf dem Krabbeltisch vor 4€ gekauft. Nach der Sichtung fühlte ich mich schmutzig, weil Veröffentlichungen solcher Filme unterstützt werden müssen, aber solche Veröffentlichungen, wo Bilder beschnitten werden, eklig sind. Wenn dann die blu-ray zu NICHT FUMMELN, LIEBLING kommt, wird dann aber bestimmt alles besser.

Sonnabend 05.03.

Walkabout / Der Traum vom Leben
(Nicolas Roeg, UK/AUS 1971) [blu-ray, OmeU]

großartig

Freitag 04.03.

Akibeya / Empty Rooms
(Satô Toshiki, J 2001) [DVD, OmeU]

großartig +

The Hobbit: The Battle of the Five Armies / Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere
(Peter Jackson, NZ/USA 2014) [DVD]

nichtssagend

Donnerstag 03.03.

Lung hing foo dai / Der rechte Arm der Götter
(Jackie Chan, Eric Tsang, HK 1986) [DVD] 9

großartig +

Mittwoch 02.03.

No il caso è felicemente risolto / Betrachten wir die Angelegenheit als abgeschlossen
(Vittorio Salerno, I 1973) [blu-ray, OmU]

großartig +

Zu Beginn ist alles Idylle. Wochenende. Schönes Wetter. Fußball, Angeln und eine malerische Seelandschaft. Und dann erschlägt ein Mann eine, wie sich herausstellen wird, Prostituierte im Schilf mit einer Eisenstange. Der einsame Angler Fabio Santamaria (Enzo Cerusico), der dies beobachtete, endet so in einer hitchcockschen Situation: der Unschuldige befindet sich bald im Visier der Polizei. Nur: Fabio Santamaria besteht nicht aus dem Material eines Helden, der am Ende die zerstörte Idylle eigenhändig wieder hergestellt haben wird. Denn die Eisenstange zertrümmert neben dem Körper der Frau auch die doch nur fragile Sicherheit des Lebens unseres Protagonisten. Ewig hadert er mit sich. Er weiß weder aus noch ein und hat Angst vor dem Täter, der Polizei, den Nachbarn und macht in seinen zerfahrenen Kurzschlusshandlung im Grunde nur das Falsche. Hitchcock versicherte uns, dass es möglich ist in solchen Situationen genau das Richtige zu tun. BETRACHTEN WIR DIE ANGELEGENHEIT ALS ABGESCHLOSSEN ist ein brutaler Angsttraum für unbescholtene Bürger, wo jemand alles Falsch macht. Salernos Film zeigt einen Mann, der wie in der Ehe auch im Ernstfall alle Probleme nur aussitzen möchte und sich nur zu lauwarmen Aktionismus aufraffen kann. In Fabio Santamarias Unsicherheit spiegelt sich eine unsichere Gesellschaft, einer Gesellschaft voll Korruption, halbärschiges Beamtentum, Gewalt und ungelöster Verbrechen … und perfider Weise ändert sich alles grundlegend zum noch Schlimmeren als unser Verdächtigter auf einen Priester hört.

Dienstag 01.03.

La corta notte delle bambole di vetro / Malastrana
(Aldo Lado, I/BRD/Y 1971) [blu-ray, OmU]

fantastisch

Der Generationenkonflikt als mythisch überhöhte Verschwörung alter Menschen, die den Jungen in seltsamen, dunklen Ritualen die Lebensgeister ausziehen um selbst nur umso länger zu leben? Der fiebrige Alptraum eines totscheinenden Journalisten? Oder doch etwas ganz anderes? Prags Viertel Malá Strana bietet den passenden morbiden Hintergrund einer alten, verwinkelten und niederdrückender Geschichte. Und dann sitzt plötzlich auch noch der junge Jürgen Drews auf einer Brücke und singt. Spätestens hier wird die Frage sehr dringlich, ist die Realität so düster und verloren oder sind das nur die entrückten Phantasien eines Sterbenden?

Sweetfront

Februar
Sonnabend 27.02.

Mort d’un pourri / Der Fall Serrano
(Georges Lautner, F 1977) [blu-ray, OmeU]

großartig

Freitag 26.02.

The Hobbit: The Desolation of Smaug / Der Hobbit – Smaugs Einöde
(Peter Jackson, USA/NZ 2013) [DVD] 2

uff

Donnerstag 25.02.

Tsumetai nettaigyo / Cold Fish
(Sono Shion, J 2010) [blu-ray, OmeU]

großartig

Mittwoch 24.02.

The Hobbit: An Unexpected Journey / Der Hobbit – Eine unerwartete Reise
(Peter Jackson, USA/NZ 2013) [DVD] 2

nichtssagend

Sonntag 21.02.

The Wolf Man / Der Wolfsmensch
(George Waggner, USA 1941) [blu-ray, OmU]

großartig

Sonnabend 20.02.

Nasser Asphalt
(Frank Wisbar, BRD 1958) [DVD]

großartig

The H8ful Eight
(Quentin Tarantino, USA 2015) [DCP]

verstrahlt

Freitag 19.02.

RoboCop
(José Padilha, USA 2014) [blu-ray]

gut

Donnerstag 18.02.

The African Queen / African Queen
(John Huston, USA/UK 1951) [blu-ray, OmeU]

großartig

Fünf Freunde 3
(Mike Marzuk, D 2014) [blu-ray]

nichtssagend

Mittwoch 17.02.

Shaft
(Gordon Parks, USA 1971) [blu-ray, OmeU] 2

großartig

The Secret Life of Walter Mitty / Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
(Ben Stiller, USA/UK/CA/AUS 2013) [blu-ray] 2

fantastisch

Dienstag 16.02.

Beverly Hills Cop III
(John Landis, USA 1994) [DVD] 5

ok

Montag 15.02.

Beverly Hills Cop II
(Tony Scott, USA 1987) [DVD] 7

großartig

Sonntag 14.02.

Moulin Rouge
(John Huston, UK 1952) [DVD, OmeU]

großartig +

Sonnabend 13.02.

Rico, Oskar und das Herzgebreche
(Wolfgang Groos, D 2015) [blu-ray]

gut

Freitag 12.02.

Sweet Sweetback’s Baadasssss Song
(Melvin Van Peebles, USA 1971) [DVD, OmeU]

großartig +

Furious Seven / Fast & Furious 7
(James Wan, USA 2015) [blu-ray]

ok

Mittwoch 10.02.

Beverly Hills Cop / Beverly Hills Cop – Ich lös‘ den Fall auf jeden Fall
(Martin Brest, USA 1984) [DVD] 7

großartig

Sonntag 07.02.

All the Right Noises
(Gerry O’Hara, UK 1971) [blu-ray, OemU]

großartig

Sonnabend 06.02.

Furious 6 / Fast & Furious 6
(Justin Lin, USA 2013) [blu-ray]

gut +

Freitag 05.02.

Fast Five / Fast & Furious Five
(Justin Lin, USA 2011) [blu-ray] 2

großartig

Donnerstag 04.02.

Fast & Furious / Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile.
(Justin Lin, USA 2009) [blu-ray]

ok

Mittwoch 03.02.

The Fast and the Furious: Tokyo Drift
(Justin Lin, USA 2006) [blu-ray]

nichtssagend

Dienstag 02.02.

2 Fast 2 Furious
(John Singleton, USA 2003) [blu-ray]

nichtssagend

Montag 01.02.

The Mask / Die Maske
(Chuck Russell, USA 1994) [blu-ray] 6

gut

Requiem

Januar
Sonntag 31.01.

Return of the Jedi / Die Rückkehr der Jedi-Ritter
(Richard Marquand, USA 1983) [DVD] 11

ok

Sonnabend 30.01.

Porgi l’altra guancia / Zwei Missionare
(Franco Rossi, I/F 1974) [DVD] 14

großartig +

Remo Williams: The Adventure Begins / Remo – Unbewaffnet und gefährlich
(Guy Hamilton, USA 1985) [DVD] 2

gut

Freitag 29.01.

The Fast and the Furious
(Rob Cohen, USA/D 2001) [blu-ray]

gut

Donnerstag 28.01.

Need for Speed
(Scott Waugh, USA/UK/F/PHL 2014) [blu-ray]

uff

Sonntag 24.01.

César et Rosalie / Cesar und Rosalie
(Claude Sautet, F/I/BRD 1972) [blu-ray, OmeU] 3

fantastisch +

Seishun zankoku monogatari / Grausame Geschichten der Jugend
(Ôshima Nagisa, J 1960) [blu-ray, OmeU] 2

großartig

Freitag 22.01.

Hercules
(Brett Ratner, USA 2014) [blu-ray]

uff

Requiem for a Village
(David Gladwell, UK 1976) [blu-ray, OmeU]

fantastisch

Donnerstag 21.01.

Rush / Rush – Alles für den Sieg
(Ron Howard, USA/UK/D 2013) [blu-ray]

großartig

Mittwoch 20.01.

Shurayukihime / Lady Snowblood
(Fujita Toshiya, J 1973) [blu-ray, OmeU] 4

großartig

Sonntag 17.01.

Mad Max: Fury Road
(George Miller, AUS/USA 2015) [blu-ray, OmeU] 2

großartig +

The Empire Strikes Back / Das Imperium schlägt zurück
(Irvin Kershner, USA 1980) [DVD] 11

großartig

Schüler-Report
(Eberhard Schröder, BRD 1971) [DVD] 2

verstrahlt

Sonnabend 16.01.

On Her Majesty’s Secret Service / Im Geheimdienst ihrer Majestät
(Peter Hunt, UK 1969) [DVD, OmeU] 3

großartig +

Omohide poro poro / Tränen der Erinnerung
(Takahata Isao, J 1991) [DVD]

gut

Freitag 15.01.

King Kong
(Peter Jackson, NZ/USA/D 2005) [blu-ray]

ok

Una ondata di piacere
(Ruggero Deodato, I 1975) [DVD, OmeU]

großartig

Donnerstag 14.01.

Rambo / John Rambo
(Sylvester Stallone, USA/D 2008) [blu-ray, OmeU]

fantastisch

Mittwoch 13.01.

Anaconda
(Luis Llosa, USA 1997) [blu-ray, OmeU]

großartig

Dienstag 12.01.

Shao Lin da peng da shi / Die Rückkehr zu den 36 Kammern der Shaolin
(Liu Chia-Liang, HK 1980) [blu-ray] 2

gut

Montag 11.01.

Big Trouble in Little China
(John Carpenter, USA 1986) [blu-ray] 2

großartig

Sonntag 10.01.

You Only Live Twice / Man lebt nur zweimal
(Lewis Gilbert, UK 1967) [DVD, OmeU] 3

großartig

Freitag 08.01.

Die spanische Fliege
(Carl Boese, BRD 1955) [35mm]

großartig +

Voglia di guardare / Skandalöse Emanuelle – Die Lust am Zuschauen
(Joe D’Amato, I 1986) [35mm]

großartig +

Das Spukschloß im Salzkammergut
(Hans Billian, Rolf Olsen, BRD 1966) [35mm]

verstrahlt

Papaya dei Caraibi / Papaya – Die Liebesgöttin der Kannibalen
(Joe D’Amato, I 1978) [35mm]

großartig +

Monika und die Sechzehnjährigen
(Charly Steinberger, BRD 1975) [DVD]

verstrahlt +

Donnerstag 07.01.

Expose Me, Lovely / Love in Action
(Armand Weston, USA 1976) [35mm]

ok

Bevor der Strip stirbt
(Günter Weiss-Thiele, BRD 1966) [35mm]

tba.

Paris erotika / Sex mal Sex
(José Bénazéraf, F 1963) [35mm]

verstrahlt

Dienstag 05.01.

Gureitofuru deddo / Greatful Dead
(Uchida Eiji, J 2013) [blu-ray, OmeU]

gut

Montag 04.01.

After Earth
(M. Night Shyamalan, USA 2013) [blu-ray]

(nichtssagend)

Sonntag 03.01.

That Sinking Feeling
(Bill Forsyth, GB 1979) [blu-ray, OmeU]

großartig +

The Peanuts Movie / Die Peanuts – Der Film
(Steve Martino, USA 2015) [3D DCP]

ok +

Nishi Ginza ekimae / Nishi Ginza Station
(Imamura Shôhei, J 1958) [blu-ray; OmeU]

gut +

Sonnabend 02.01.

La chinoise / Die Chinesin
(Jean-Luc Godard, F 1967) [DVD, OmU] 5

verstrahlt

Star Wars / Krieg der Sterne
(George Lucas, USA 1977) [DVD] 11

gut +

Fuk sau che chi sei / Revenge: A Love Story
(Wong Ching-Po, HK 2010) [DVD, OmeU] 2

ok

Freitag 01.01.

Madamu Sado: Mesu jigoku / Madame de Sade
(Kawasaki Yoshihiro, J 1986) [DVD, OmeU]

verstrahlt +

Ratatouille
(Brad Bird, Jan Pinkava, USA 2007) [TV]

gut

L’eclisse
(Michelangelo Antonioni, I 1962) [blu-ray, OmU] 3

fantastisch

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2 Antworten zu “STB Robert 2016 I”

  1. Robert on Juni 6th, 2016 at 18:45

    ben ist ccccooooolll juhuhahahich bin ben und robert ist auch ccccccccooooooooooooooollllllllll hahaha emelschi aber er hat auch freunde

  2. Robert on Juni 9th, 2016 at 09:10

    Huch.

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