STB Robert 2014 II
„If my films are messy, it is probably due to the fact that I don’t like too perfect a cinema. The audience must not admire the technical aspects of my filmmaking, like they would a computer or the law of physics.“ (Imamura Shôhei)
Wertung: Ich kann nichts mit Zahlen zur Bewertung anfangen. Deshalb gibt es hier ein System der euphorischen Aufnahme des Films. In Zahlen übersetzt wäre es wohl ungefähr: fantastisch 10,0 – 9,4 / großartig 9,3 – 8,2 / gut 8,1 – 6,8 / ok 6,7 – 5,0 / mir zur Sichtung nichts sagend 4,9 – 3,5 / uff 3,4 – 1,0 / ätzend 0,9 – 0. Diese Skala ist mit der Qual verbunden, Filme in eine lineare Skala zu quetschen. Deshalb hat die Wertung eine Y-Struktur für freieres Atmen. Ab ca. 7.9 kann ein Film eine Wertung der Verstörung erhalten: radioaktiv 10,0 – 9,0 / verstrahlt 8,9 – 7,5. Wertungen in Klammern verweisen auf das ein oder andere Nickerchen beim Schauen.
Legende: Ist im Grunde selbst erklärend. Wenn hinter der eckigen Klammer eine Zahl steht, dann gibt sie die Anzahl der Sichtungen wieder. Je höher die Zahl, desto mehr ist sie geschätzt. Da ich mit Fernsehen und Kino aufgewachsen bin, wo nur gekennzeichnet wird, wenn ein Film nicht in deutscher Sprache kommt, tue ich das schändlicherweise auch. (OmU=Originalfassung mit Untertiteln, OmeU=Originalfassung mit englischen Untertiteln, OF=Originalfassung, EF= englischsynchronisierte Fassung, OZmeU=Originalzwischentitel mit englischen Untertitel)
Das Sehtagebuch von 2012 findet sich hier.
Den ersten Teil des Sehtagebuchs von 2013 findet ihr hier, der zweite hier.
2014 vor Juli steht hier.
Dezember
Mittwoch 31.12.
ok +
Eine Episodensatire, die zwischen den satirischen Episoden das satirische Toleranzlevel der verunsicherten Verantwortungsträger im jungen Kommunismus auslotet. Das war nicht hoch, deshalb ist THE DEVIL NEVER SLEEPS nur auf der Metaebene böse. Und außerdem fließt der Alkohol viel zu hemmungsvoll.
ok +
Bis heute bleibt mir schleierhaft, was sein größter Trick ist. 🙁
Dienstag 30.12.
gut –
Sophia Loren wird mit ihrem Kind durch ein Martyrium geschickt, damit ein Mann geläutert werden kann. Die schöne erste Hälfte um Wasser, Triebe, Neid und Schmuggel wird so mit Zement an den Füßen in den Fluß geschmissen. Auch wenn das Schilf, das nicht durchdringbare Schilf, wunderschön ist…
gut –
Erster Film, den ich mit der bei moviepilot gewonnenen 5.1 Anlage geschaut habe. Das Sofa bebte und von hinten kamen Geräusche. Gimmicks, yuchhei. Macht nen Film aber auch nicht besser.
fantastisch
In einen Flur wehende Blätter, bonbonfarbene Autos, Bilder von Männern, die sich an einen phallischen Bohrturm klammern und diesen nonchalant präsentieren. Innere Leere sah vll nie so schön aus… und führte selten zu solchen Stürmen. Ein Film, der wie die allgegenwärtigen Türme sich in einen bohrt und alles aus einem raus pumpt.
Montag 29.12.
uff
Wie bei Guru Dutts PYAASA gibt sich der Hauptdarsteller in selbstgerechten Wogen dem Alkohol hin, was ihn in DEVDAS zum tragischen Held macht. Bei Dutt filmisch wenigstens ein glühender Epos mit mehr Johnny Walker.
Sonntag 28.12.
großartig
OSSESSIONE ohne Schweiß und Dreck, dafür mit fauligem Pomp.
großartig
Von Euphorie, Bestimmung und verlorenen Kompassen.
großartig
Die 1955 von Dolivet veröffentlichte Version von MR. ARKADIN, die von Godard zu seinem Film des Jahres gewählt wurde. Dessen frühen Filmen ist die Liebe zu diesem überspannten Manierismus, der sich nicht um die Geschichte kümmert, deutlich anzusehen. Überhaupt ist die filmsiche Moderne eine Übersetzung all der selbstverliebten Bilderräusche eines Orson Welles in werke, die sich dann doch für den Inhalt es gezeigten interessieren.
Sonnabend 27.12.
ok
großartig +
Der Name und das Titellied sind wie Erinnerungen, die entgegen der Handlung, der Atmosphäre, der Figuren, der emotionalen Verflechtungen, der Bilder, allem, wirklich allem darauf bestehen, dass die Frau nur das Ding an der Seite des Mannes ist. Fast kläglich, wie die Finger einer jammervollen Figur, die langsam von der Reling rutschen, stehen sie für einen Status Quo, dem Joan Crawford die Hosen schon längst ausgezogen hat.
Freitag 26.12.
großartig –
Altbekannt, sicherlich. Eine Frau, die zwischen zwei Männer steht. Einem, den sie liebt und der sie verachtet, edelmütig wie gutherzig, wennauch mitunter etwas voreilig in seinen Urteilen, und einem, der sie schweinisch Ausnutz, einem Geldleiher, der, wenn er nach Hause kommt, die bloße Brust seiner Frau vorfindet, die frühste solche, die ich in einem japanischen Film nonchalan präsentiert bekam, der diese also vorfindet und gelangweilt zudeckt, der sich deshalb unter Lügen besagte Dame als Maitresse hält. Elegisch rollt der durch die Ausgangssituation den Berg hochgetragene Fels wieder herunter und zermalmt die Figuren und ihre Hoffnungen und Wünsche, ihre Würde feinsinnig, wie es auch eben altbekannt ist. Schatten und Leerstellen, wunderbar arrangiert. All die Wucht in ein Korsett gepresst, das schön und atemraubend ist, dass aber auch in den kleinen Momenten einen fröhlichen Tanz tanzt, der immer seinen bitteren Beigeschmack hat. Ein luguber alter Besen, der trotzdem oder gerade deshalb gut fegt.
großartig +
Ich habe immer noch keine Ahnung, was da eigentlich passiert. Denn so offensichtlich sich die Geschichte wie der Beton der Straße durch die Landschaft schlängelt, so führen die umotiviert gewählten Abzweigungen und Sackgassen in die Sümpfe der Empfindungen und Erinnerungen (die ich gern hätte).
Donnerstag 25.12.
großartig –
Einzig bitter ist, dass es mal wieder um einen dummen, selbstgerechten Jungen geht, der mit Kampf und Heldenmut zeigen will, dass er ein ganzer Mann ist, aber nur beweist, dass er dumm und selbstgerecht ist. Das war bestimmt schon zur Erscheinung öde und abgelutscht. Und dabei hätte sich gerade hier ein Film über das Mädchen angeboten, aber das ist wahrscheinlich in einer düsteren, mittelalterlichen Fantasywelt eher abwegig, was natürlich im Hause Disney niemals passieren darf. Vll wird dort auch noch gehofft/gedacht, dass dumme, selbstgerechte Jungen aus ihren Filmen Lehren ziehen?
großartig
Bevor Antonioni Rätselfilme machte, filmte unser Tennisspieler der Herzen ein neorealistisches Melodrama über die perfide Ungleichzeitigkeit der Dinge.
Mittwoch 24.12.
fantastisch –
Naruses Filme haben sich im Vergleich zu seinem Schaffen in den 30ern in den 50er Jahren beruhigt. Sanft und unmerklich taucht er in die Unzulänglichkeiten seiner Figuren ab, hält alles aus ohne etwas aufzulösen und kostet unaufgeregt von den schwarzen Früchten dieser zerreißenden Spannung. Doch OLDER BROTHER, YOUNGER SISTER schlägt einem nach eben einem solchen ruhigen Beginn unvermittelt ins Gesicht. Die Anspannung bleibt nicht erhalten, sondern prescht über einen hinweg. Fäuste und Tische fliegen, Anschuldigungen werden in Gesichter geschrieen, das Zwischenmenschliche explodiert… und die Anspannung vergeht nicht, sondern erschlaft ist kein Kampf, kein Aushalten mehr möglich. Kurzzeitig ist sie in Schweiß und Tränen ertränkt. Und so endet alles in einer ähnlcihen (der selben?) trügerischen Ruhe, wie sie zum Beginn herrschte.
Dienstag 23.12.
ätzend
Es fällt einem zwar nicht der Himmel auf den Kopf, aber einem Stahlträger gleicht es schon.
gut
Die klassische Geschichte eines Samuraiduells, das aus der Feder von Kurosawa Akira kein Heldenepos wird, sondern ausgedehnt zitternde Popanze in Schockstarre vorführt, die schlicht und einfach weder ihr Gesicht verlieren, aber auch nicht sterben wollen.
Montag 22.12.
fantastisch
Gotischer Nachkriegshorrorheimatfilm über eine verlorene Generation. Moor und Vergewaltiger. Ein düsterer Reigen von Traumata. Nebel ziehen durch die Bilder einer tiefen, verlorenen Nacht. Sexuelle Gewalt wird die Hauptdarstellerin traumatisieren. Der Vater, der ihr grundsätzlich immer die Schuld gibt, weil sie eine Frau ist und sich den männlichen Wünschen der Gesellschaft unterzuordnen hat, wird sie brechen. Und eine Welt, in der jedes Anzeichen von Unbehagen mit flauer Fröhlichkeit quittiert wird, einer Fröhlichkeit, die keine Düsternis kennt und etwas von Scheuklappen hat, die mit zittriger Hand aufgesetzt werden, eine solche Welt treibt sie soweit, dass ihr Leben ihr nichts mehr Wert scheint. In diesem Deutschland stimmt gar nichts mehr. Das Grauen in den Mitbürgern.
Sonntag 21.12.
fantastisch –
Die Fallhöhe zwischen kernigem Spaß, wo Frauen an das harte Männerleben herangeführt werden, während die Herren fliehen, und herzzerreißenden Schicksalsschlägen drückt einem immer wieder einen Kloß in den Hals. Und Wellman kennt keine Gnade und kein Pardon, fröhlich jagt er einen in die Abgründe, tanzt er durch einen kräftezehrenden Treck und marschiert pfeifend aus den Knochenmühlen. Er spielt unbekümmert mit Geschlechterrollen, Dramaturgie und dem Epischen, das er auf Menschengröße herunterkocht, nur um es wieder mit Flicken, wackelig und schräg aufzubauen. Der Riesenspaß einer riesigen Seele.
großartig –
Eine fahle, verführerische Schönheit, künstlich gezeugte Tochter einer Prostituierten und eines Mörders, wird in der Nacht durch Ruinen und Gewächshäuser wandeln, Männern den Kopf verdrehen und düsterromantische Motive einer self fulfilling prohecy werden mit dem klaren Menschenverstand kämpfen. Dass Karlheinz Böhm als Held der Geschichte, als Identifikationsfigur, ständig seinen Vorstellungen von (weiblicher wie rassischer) Reinheit folgt, treibt ihn immer wieder in die Hände von Entscheidungen, die einem das Herz eng machen und einem kleinen Mann in die Hände spielen, der die Menschen hasst. Stroheim als wahnsinniger Wissenschaftler ist 90% seiner Aufnahmen alleine im Bild, wie in diesen gefangen, in einem anderen Raum als die Gegenschüße. Aber ein jeder ist in ALRAUNE eingekerkert… in Lüsten und Vorstellungen, die nicht hinterfragt werden, sondern in dessen Abgründe sich gestürzt wird.
Sonnabend 20.12.
fantastisch –
Die Flammen des Verzichts in fahlem grau-in-grau. Eine sich doppelt und dreifach abdeckende Oberfläche, deren Sprünge und Risse doch erahnen lassen, was unter ihr alles brodelt – Leben wie ein verfaulter Fisch im Magen.
gut
Kinder und immer wieder Hunde…
ok +
Ich würde ihn gerne lieben, weil er wirklich unsagbar schön anzusehen ist. Barocke, pompöse, überladene Ausstattungen tragen eine Erzählung von Marionetten, vernichtenden Liebschaften und Seelen kaufenden Teufeln, welche die Ballettszene aus den RED SHOES auf einen ganzen Film übersetzt und sich dabei total gehen lässt, sich verliert und zergeht vor Lust… aber bis jetzt habe ich absolut keinen Zugang zu dieser Form von Singsang der Opera comique gefunden, die TALES OF HOFFMANN für mich zur Qual machte. Es ist traurig…
Freitag 19.12.
großartig +
Eine Studie für MEIN NACHBAR TOTORO. Oma fährt auf einen Trip, während ihre bei ihr lebende Enkelin im Haus im Wald alleine zurück bleibt. Die Grundsituation ist ganz wie bei den Gebrüdern Grimm und den deutschen Sagen. Ungeheuer, Sex, Tod und Irrationalität warten förmlich hinter den Kulissen um loszuspringen. Allein im Wald, allein im Schlafzimmer, ist möglich, das Schlimmste muss ausgemalt werden. Nur wird hier wie in TOTORO dem Grauen nicht das Angesichts einer deutschen Gruselgestalt gegeben, die den Horror fassbar wie überwindbar macht, schon gar nicht wird so inflationär mit Blut und Leben umgegangen. Papa Panda kommt mit seinem kleinen Sohn, Handstände werden gemacht. Ein antideutsches Märchen, das gerade durch seine Unbedarftheit angesichts dieser Grundsituation schon wieder schlimmes vermuten lässt.
großartig –
Das Grauen wird einer melancholischen Regenpartie und einer Rettungsaktion ausgetauscht. August Mackes Expressionismus in Anime übersetzt mit Zirkus und einem Abenteuer, dass sich wie einen sonnigen Tag mit Schauern in einem Pariser Café mit einem entspannten Gaugin zu verplemmpern muss sich ähnlich anfühlen.
ok +
Ted D. McCords kleinen Kamerabewegungen, die aus Flächen Räume machen, und seine Licht-Schatten-Setzung erzählen mehr (von Herzblut) als das stelzende Drehbuch. THE DAMNED DON’T CRY weiß, was es tut, aber nicht warum und fühlt sich deshalb so lebendig wie ein Scheibe Knäckebrot im Angesichts eines Feldes Getreide in der Sonne an.
Mittwoch 17.12.
großartig
Spike Jonze, der davor ja eher der Mann war, der irre Drehbücher möglichst bieder erzählten konnte und höchstens mal mit Perücken etwas vom Wahnsinn der Geschichte in die Bilder übersetzte, schafft es tatsächlich einen schönen Film zu machen. Die wackelnde Kamera, die Dunkelheit und vor allem das grelle Licht erzählen von einem kleinen, vom Familienleben und der eigenen Sturheit gebeutelten Jungen, der abhaut und in einer Fantasiewelt aus feucht-kargen Wäldern und unwirtlichen Wüsten voll knuddeliger Monster, die alle ähnliche borderlinig auf den unruhigen Meeren ihrer direkt unter der Oberfläche gelagerten Gefühle segeln, landet. Wie mit sich klarkommen, wenn sich alles um einen dreht und unberechenbar ist? …frag ich mich auch immer noch tief drinne.
nichtssagend
Ein Propagandastinker, der nachvollziehbar aber ohne Esprit zeigt wie unerquicklich es vor der Machtergreifung des Kommunismus war und seine Hauptfigur wie ein Ding behandelt. Der Kapitalismus und die (post-)koloniale Korruption als Papiertiger.
Montag 15.12.
verstrahlt
Ein Gruselfilm für die Kleinen, was heißt, dass der dämonische Hallowuff-Hund vll nicht so gruselig ist wie jeder x-beliebige knurrende Kampfhund, dafür aber CANDYMANN quasi in niedlich verwandelt wird, was für so manches Entsetzen sorgt. Wenn es solche Filme (sprechende Hundewelpen vs. knuffiger Psychoterror), von deren Existenz sich schwerlich ein Begriff gemacht werden kann, nicht gäbe, sie müssten erfunden werden.
Sonntag 14.12.
großartig +
Kühl darniederhängende Kuhhälften und andere Tierkadaver, die selbst das wenige Licht im Raum noch mehr mit Schatten füllen, nackte Beine im nassen Reisfeld, Männer, die Frauen sagen, was sie zu tun haben, Frauen die manches einsehen, aber trotzdem Tanzen gehen, wackelnde Brüste und zerrissene Kleidung, De Santis solidarisiert sich mit den Reisarbeiterinnen, aber macht keinen Film für den Kopf, der über sie handelt, sondern einen fiktiven, fies-triefenden Tanz aus dem Herz, aus der Seele, aus der Mitte seiner ambivalenten, verkommenen, ganz normalen Figuren… von und für sie.
gut
IDIOTEN nach Rosselini. Franziskus und seine Jünger hüpfen wie überschwängliche Kinder über die Wiesen und lernen freudig zu leiden, zu geben und zu verzichten. Wo von Trier Finger in Wunden steckt, da herrscht hier verstrahlte Körperlosigkeit. Eine Fabel, bei der bezeichnender Weise, die Episode mit der Prostituierten es nicht in den schlussendlichen Film schaffte.
Freitag 12.12.
gut
Eine ganz normale Fortsetzung. Eine noch bessere frohe Kunde. Die Botschaft aus dem erste Teil aber auchnochmal wiederholt. Mehr Manipulation. Mehr Herz. Mehr Domestikation. Mehr Schlacht. Und deshalb nicht mehr so gut, weil sich alles gegenseitig egalisiert. Aber für die nächste Zeit in meinem Herzen, weil eine Teenie-Wikingerin einen muskelbepackten Wikinger mit den Augen mehr oder weniger ableckt und daraufhin ein Bild folgt, wo (in Seitlupe?) der Oberarm wackelt. Lecker.
gut –
Erzählt uns amüsant von den Vorzügen und kleinen Getriebefehlern des neuen Kommunismus in der Slowakai.
Donnerstag 11.12.
großartig
Der König des deliranten Melodrams brachte uns CATENE, der in Deutschland nicht KETTEN hieß, wie er hätte heißen müssen, wenn der Titel übersetzt worden wäre, sondern mit der viel treffenderen Poesie der Hysterie als SÜHNE OHNE SÜNDE in die Kinos kam. Eine Frau wird fast zum Ehebruch gezwungen. Mann und Kinder hassen sie für ihre Untreue, die sich bei den kleinsten Anzeichen als gegeben manifestiert. Menschen werden sterben, Irrtümer begangen und Opfer gebracht. An allen Ende schwubbern Schweiß und erhöhte Körpertemperatur. In der Erinnerung mag mir das Bild an den Rändern zerlaufend vorkommen… und wackelnd.
Mittwoch 10.12.
gut
Montag 08.12.
großartig
„Ha, da war ein Schnitt!“
Sonntag 07.12.
ok +
Ein slowakischer Befreiungsfilm, der bemüht den aufopferungsvollen Kampf gegen die Nazis ehren will. Hätte Waltz als Landa mal ein Haarnetz auf, wäre ich mir sicher, dass Taratino dies hier sah.
großartig –
Orson Welles‘ mal wieder inszenatorisch verspielte Großtat könnte so so toll sein, wenn Welles nicht so arg selbsttrunken aus dem Off mit seinem „irischer“ Akzent alles trüblicherweise zutexten würde. Aber vll wird mir bei der Zweit-, Drittsichtung klar werden, dass das auch nur das i-Tüpfelchen auf dem Kuchen der verspielten Künstlichkeit ist. Wer weiß.
Sonnabend 06.12.
gut
Der ansonsten so tolle Antonio Pietrangeli jagt mit seinem Off-Kommentar (lediglich geschrieben damit auch Nichtsizilianer etwas verstehen können) fast den Pflock ins Herz von Viscontis tendenziöser Fresken-und Skulpturlandschaft. Statt Verbrüderung gibt es lyrisch-körperlos von oben herab „schaut dort“.
großartig –
Verkitschte Hollywoodgefühlsmanipulation mit der frohen Kunde, dass wir uns dem Fremden öffenen sollten, wie sie besser kaum sein kann. Leider endet das alles schlussendlich mit der fröhlichen Domestikation dieses Fremden. Der brutale Lacher des Zynismus im Angesicht der Perversion einer erfreulichen Botschaft als Ausstellung von Harmlosigkeit und fröhliches Nichtsböseswollen ist wirklich hart.
Freitag 05.12.
großartig
Sprechende Köpfe ohne Körper, so beängstigend wie hilflos sobald er in die Hände unkontrollierbarer, irrationaler Kindlichkeit fällt, Götter, die die Unendlichkeit trinken wollen oder mit Hexen in den Tod tanzen, gegessene Widder, die wieder lebendig werden, Giganten, Blitze, Donner, unverständige Eltern und eine wenig einladende Welt, kurz VALHALLA hat alles, was ein guter Kinderfilm braucht, wenn er sich für immer ins Gedächtnis brennen und liebgehabt werden will.
Donnerstag 04.12.
großartig
Ryû Chishû spielt mit Chaplin Frisur und Bart einen von THE FELLOWS WHO ATE THE ELEPHANT, Yoshimura Kôzaburôs herzallerliebsten Groteske, die Japans jüngste Vergangenheit zu einer trocken-absurden Varietéschau umformuliert oder doch ganz harmlos ist, weil tatsächlich nur vier unbedarft großspurige Wissenschaftler verdorbenes Elefantenfleisch essen und es nicht darum ging, dasss sie sich an ihren illusions of grandeur übernahmen. Eine föhliche Sause.
Mittwoch 03.12.
gut –
Die Lösung der Probleme der Welt durch das Verprügeln der Bösen fühlte sich mit DER SUPERCOP zunehmend neurotischer und in einer Welt der Stallones und Schwarzeneggers auf niedliche Weise hinterwäldlerisch an. Ganz zu schweigen, dass nur die ausgelatschten Wege noch mehr totgetreten werden, ohne das irgendwelche Ambitionen zu spüren wären, irgendwas in dem Film unterzubringen. Trotzdem irgendwie ein bunter Spaß, der in sich ruht und nichts mehr sein will, außer etwas Klamauk. Buddhagleich sitzt er da und lächelt leicht debil.
Dienstag 02.12.
großartig +
Fairbanks spielt wie ein Dreikäsehoch, der in der Mitte der Seinigen steht und unterhält: alles etwas zu viel, aber goldig… und gleicht damit eins zu eins seinem Vater, der dies auch schon vor 20 Jahren so tat… in einem Märchen für Herz und Seele. Und auch wenn es nichts von Ray Harryhausen zu sehen gibt, ist und bleibt dies mein liebster Sindbad, eben weil Fairbanks das Wohnzimmer in ein Kino verwandelt und die naiven, kindlichen Versprechungen von Abenteuer, Aufregung und Exotik für etwas mehr als eine Stunde zur Realität macht.
Montag 01.12.
ok –
November
Sonntag 30.11.
großartig –
Quietschvergnügent, knallbunt und auch ein bißchen nass – die süßen Verwesunganzeichen der einst so mächtigen Screwball-Komödie.
Sonnabend 29.11.
ok
Raymond Chandler versucht sich mit den Dialogen zum Großwesir der hard-boiled-Zitierbarkeit aufzuwerfen. Der Rest seines Drehbuchs ist aber so brav wie die Inszenierung dieses netten kleinen Beitrags zur Schwarzen Serie.
ok
gut +
Freitag 28.11.
großartig
Nach diverse Lanzenbrechungen für den Feind und vor dem kommenden phantasischen, übersprudelten Schattenwelten schicken Pressburger und Powell ramontische Großtaten ins Kino. Herzzerreißender Schmalz mit einem witty witty Gestaltungswille angehäuft. Das verschlingende Meer, die zerfallenen Häuser und die von leblsoen Plänen für ein angenehmes Leben überwucherten Menschen.
Mittwoch 26.11.
ok –
Frei und ohne intellektuelle Vorbehalte wird hier Zeit wie ein Stück Knette behandelt, dass unbeaufsichtigt in einem Kindergarten liegt. Es wird darin gereist und wieder ist alles unbegründet anders. Ein freier Wind weht durch die tristen wie morschen Gemäuer von Pokébällen und putzig lovecraftigen Godzillaversatzstücken.
großartig –
Zwischen Kriegsende und kommenden Hungersnöten gruselt es im britischen Kino. Von sympathischen kleinen Geschichten des Übernatürlichen und übers Golfen bis hin zu Glastüren, hinter denen eine Meute lachender Wahnsinniger auf einen wartet… oder Bauchrednerpuppen, denen kein Leben eingehaucht wird, sondern die genau umgedreht in einen hineingreifen. Die Weiterführung der Realität mit anderen Mitteln.
Dienstag 25.11.
fantastisch
Farbig ebenso delirant wie OPFERGANG. Ansonsten das komplette Gegenteil. Ein Film wie seine Menschen, die sich im Leben schwerlich zurechtfinden, aber keine Torheit auslassen, um es endlich zu schaffen…um etwas von ihrem Leben zu haben. Euphorisch werfen sie sich in die Wellen und lakonisch nehmen sie ihre Niederlagen hin.
Sonntag 23.11.
gut –
Dass HETS, also Qual, im Deutschen auch noch DIE HÖRIGE heißt, ist bezeichnend. So wird Bertha nicht nur zwischen einem Geige spielenden Saubermannschüler, der zwischen den anständigen Bahnen des bürgerlichen Lebens und seinen Trieben und Gefühlen irrlichtert, und einem sadistischen Lehrer, der gleich Nosferatu mit Schattenhand an den Wänden alles Gewalttätige aufsaugt, welches das System Schule bisher bereithielt, sondern auch vom dt. Titel zerrieben. Der Ansatz eines Horrorfilms über die Schule geht dabei aber leider auch im bemühtem Seelendramen über die Krämpfe männlicher Lust unter, die zusehr von altbekannten Allgemeinplätzen erworben sind.
großartig
radioaktiv +
Ersatz für einen Text, der nur aus Fragezeichen besteht:
Ein fiebriges Delirium. Totes Bürgertum in dunklen Häusern, sich mit Nietzsche zudeckend. Spießige Lebenslust eines teutschen Abenteurers. Engelhafte Mädchen, blond und in Weiß, die keinen Makel haben. Die nicht leben, sondern schweben… für ihre Männer. Nymphen, die sich wie ein wunderschöner, im Schritt packender Alptraum aus dem Wasser erheben. Hyperhyperplüschige Teppiche. Karneval, der noch campiger, lüsterner und delirierender ist als bei von Sternberg. Pferde und Reiten, immer mehr als nur Pferde und Reiten. Immer Sex und Leben. Leben als Fieber. Bogenschießen, Körper, Todessehnsucht. Musik, die gerne Wagner-Oper wäre. Alles niederfetzend mit ehrhabenen Chorälen. Nonchalanter, selbstverständlich vorgetragener Sexismus an der Oberfläche. Noch schlimmerer tief drinnen. Aber auch sich selbst auflösend… verwesend. Seiner selbst überdrüssig… aber auch nicht ohne könnend. Tod! Tod! Tod! Himmel hilf… Aber wie bewerten???????
Sonnabend 22.11.
großartig –
Karg, hier gibt es nichts zu lachen. Nach Jahrzehnten der Probleme der (mehr oder weniger bzw. zwischenzeitlich) Reichen, Schönen und deren Monster baumelt hier ein siffiger Kleberollenfliegernfänger über staubigen Bilder schwitzender Leute. Und Viscontis dekadentes Zeitmangement ist schon hier zu spüren. Fast hält er zwischenzeitlich an und spürt der Verzweiflung, aus der sich die Protagonisten nicht lösen können, minutiös nach.
großartig –
großartig
Ganz entspannt baut Tourneur eine Welt auf, in der das Grauen lauert bzw. nur eingebildet wird. Voodoo und Zombies, Übernatur oder Aberglaube reißen die Menschen in abgründig schöne Bilder. Vll lag es nur an dem Film davor, aber die unheilige Assoziation, die er in mir hervorrief war: wie eine Mischung aus Steven Spielberg und Jess Franco.
Freitag 21.11.
nichtssagend
Kinderfilme sind Hundefilme. Katzen, eigenwillig, sadistisch und rätselhaft, bilden kein Material für die Kleinen. Wenn sie in Filmen sprechen dürfen, dann kommt dann eher sowas wie FELIDAE. So wird auch hier die Königin der Haustiere zur Nebenfigur, die einem treudoofen Bulldogge hinterherläuft. Klar, geradaus, immer für dich da.
großartig
Solange die Mutter lebt ist NOW, VOYAGER voller düstersten Andeutungen, dass Bette Davis am Ende ein Motel eröffnen und alle vorbeikommenden Männer, die sie erregen, in der Dusche abmetzeln wird. Zu sehr möchte sie sich von der Geisel konservativer Lebensfeindlichkeit ihrer von der Mutter nach unten delegierten Lustfeindlichekit befreien, zu sehr leidet sie unter dem Jahrelangen Joch des verbotenen Lebens, zu sehr hat es Wurzeln geschlagen. Doch weder eine subjektiv-sexualisierte Frau, noch eine gestörte Triebtäterin wird aus ihr, sondern eine Mutter. Die Düsternis wird tränenreiche Entspannung.
Mittwoch 19.11.
großartig
Mit einem Füllhorn bewaffnet springt Welles, klein, nackt, dick mit Kleeblatt im Schritt, über eine Filmrolle und wirft grinsend lustvoll wie selbstbesoffen bedeutungschwanger Stilmittel um sich. Plansequenzen, kunstvoll platzierte Schatten, überbordende Mise en Scène, welche die Bilder vor Stuck strotzen lässt, bis hin zu kargen Frontalaufnahmen – Welles lässt seine Ambersons in einem mit Nippes zugestellten Haus, in dem selbst die Tapete überladen ist, an ihrer geld- wie machttrunkenen Ehre ersticken. THE MAGNIFICENT AMBERSONS wird in seiner Hand ein düsteres, künstliches Märchen über die Freude an einem verdienten Fall eines überheblichen Geschlechts, auf den sich (fast) alle Kleinstadtbewohner freuen, der aber niemanden glücklich macht. Sein Gestaltungswille kippt mitunter in die Richtung Selbstparodie eines William Shattners, der mit THE TRANSFORMED MAN fast ebenso selbstverliebt (und großartig) den eigenen Tiefsinn feierte, aber das macht THE MAGNIFICENT AMBERSONS nur noch bestaunenswerter. Sein Wanken und Taumeln zwischen packendem Wahnsinn und verspieltem Genie ist eben ein Füllhorn der Lust, wie jenes in der Hand Welles’… und zum Abschluss gibt es das wohl liebloseste, gegen den Willen des Regisseurs angepappte Happy-End der Filmgeschichte, vll auch wieder der passende trübe Abschluss nach dieser Wildwasserfahrt, die sich in der erhaltenen Form anfühlt, als ob sie sich selbst auseinanderriss.
Dienstag 18.11.
gut
Hätte JAMES AND THE GIANT PEACH nur bessere Musik, nicht solchen Randy Newman Schmonz, was wäre das für ein Hit.
Sonntag 16.11.
großartig –
Chambara ohne Chambara. Mizoguchi auf der Höhe seiner Inszenierungskunst zeigt mit seinen Schwenks und Plansequenzen Formen im Raum und damit die darin gefangenen Menschen. Aber wie die Bibel führt er die Jünger vor, um den Heiland zu preisen.
Sonnabend 15.11.
gut
In der Mojave-Wüste, wenn das grelle hellweiß mit den hellgrauen Schatten faulige, unbehagliche Zähne bekommt, ist GREAT LIE ein fesselndes Vergnügen. Ansonsten eben nur hellgrau. (Und auch hier wird schnell mal der Armee beigetreten, um mit militärischem Heldentum etwas protzen zu können…)
gut –
Freitag 14.11.
gut
Die Walkie-Talkie-Version mit dem viel zu knuffigem und zu früh gezeigten E.T., welche wahrscheinlich in meiner Phantasie, denn mehr sind die Erinnerungen und Wegdenkungen des Digitalen nicht, der Originalen-Version deutlich nachsteht. Aber seltsamerweise hat er mir ja überhaupt gefallen. Irgendwie ist er doch naiver und verträumter, als ich ihn zuletzt erlebte.
Donnerstag 13.11.
gut
Nach FOLLOW THE FLEET (Marine gegen Liebeskummer) tanzt Astaire, die gottgleich steppende Warze am Arsch der Coolness, wiedermal im Namen des Feriencamps Armee. Und das beliebteste Soldaten-Pin-Up dieser Zeit tanzt fröhlich neben ihm. Verharmlosung zum Soldatenfang oder eine geträumte Parallelwelt, auf welche die Ernüchterung schon zwangsläufig wartete, sobald die Lichter angingen, die saubere Version zu den rauschhaft swingenden Matrosen, die wenig später auf ihre Ausschiffung warten sollten.
Mittwoch 12.11.
uff
Trostlos inszeniert (vor allem die Kämpfe) rast THE LAST AIRBENDER durch seine Geschichte und damit an seinen Figuren und an jeglichem Esprit vorbei. Diese stehen nur da und gucken verdattert hinterher.
großartig –
Während auf dem langen Weg nach Hause schon der Krieg herrscht, miefen sich Paul Hörbiger und Hans Moser in einem Wiener Kaffeehaus denkbar schön an. Mosers Zerfließen ist dabei, neben Hörbigers Gefälligkeit gestellt, eine Feier für das Randständige. Er ist ein Schlemil in einer glatten Welt, der keine großen Pläne hat, keine große Liebe, sondern Leben in den starren Plot bläst.
Dienstag 11.11.
großartig +
Ein Film über Fernweh: pazifische(?) Gesänge und Trommeln, die von Rausch und Erinnerungsverlust künden, melancholische Schiffsabenteuer über Tod und Teufel… und in kalten Gassen britischer Häfen wollen Dämonen einen in die Schatten verschleppen. Selbst Heimweh ist hier die Suche nach dem Fremden.
Sonntag 09.11.
fantastisch –
Tanja beobachtet Tiere auf der Teufelsinsel. Weil sie alleine ist, hat sie keine Klamotten an. Tiere, Sonne und nackter Spaß. Die Seele baumeln lassen. Ein existentialistisches Meisterwerk.
großartig
Er ist nur eine Nebenfigur, aber die Präsenz des traurigen Sadisten (wie Oliver Nöding ihn taufte) sorgte wahrscheinlich nicht nur für den etwas vom Original abweichenden deutschen Titel, sondern steht wie kaum etwas anderes für die Filme von Joe Sarno (die ich bisher sah). Räumlich eingeengt und repetitiv wiederkehrende Einstellungen halten die Figuren oft gefangen und diese versuchen entweder daraus auszubrechen (selten; die Hauptfiguren?) oder darin ihren Trieben nachzuhängen/mit diesen klar zu kommen. Der besagte Sadist steht die meiste Zeit in seinem 5m2-Zimmer, immer in der gleichen Einstellung, und heult den Mond an. Sprich, er giert und möchte unbedingt der Hauptfigur wehtun. Das er nicht kann, rührt ihn zu Tränen. Es ist kaum zu glauben, wie sehr Sarno inszinatorisch mit dieser Trauer zu sympathisieren scheint. Die Hauptfigur, Wendy, kann sich unterdessen zumindest vor ihm retten, hat es aber nicht mit minder bestialischen Menschen zu tun. Diese sind vll nicht so an offener Brutalität interessiert wie der traurige Sadist, aber sie spielen auch mit ihr, wie die Katze mit der Maus. Freie Liebe wird propagiert, aber Freiheit im Sinne von Locke. Wölfe und ihre Beute. Und die wiederkehrenden Bilder sind wie Träume, die einen nicht loslassen, welche Wendy einsperren wie jeden in dieser Gesellschaft… also entweder die Gefangenschaft genießen oder rebellieren.
verstrahlt+
Trübe Trauer torkelt träumend trough triste Tiefen toter Triumphe.
uff
Jede Erinnerung habe ich erfolgreich verdrängt.
Sonnabend 08.11.
großartig
Die Klammer des Ganzen: Ein Paar wandert durch die Dünen. Nichts bindet sie… außer dass sie sich scheinbar aneinander gewöhnt haben. Der Ort: eine Strandbar im Nirgendwo. Ein aus der Welt gefallener Platz. Der Strand bleibt immer leer, auch wenn die Bar mal wie von Zauberhand mit Kunden gefüllt ist. Sand und Gras umgeben ihn. Weite und Leere. Schreie würde wohl niemand hören. Ein Ort der Unendlichkeit, wo nur der Horizont an das Konzept eines Endes gewahrt. Die Dialoge: sind dementsprechend. Sie greifen nach dem Absoluten. Reiben sich an mammutösen Ansprüchen auf. Die Protagonisten urteilen darin vor allem über das Handeln der Anderen… manchmal auch über das eigene. Aber sie reden mit ihren Konzepten von philosophischer Leere an allem vorbei und füllen nur die Leere in und um sich. Die Bilder: ziehen elegisch in schwarz-weiß über den Sand und mit den Menschen… und durch eine Holzhütte, in die sich der Sand schleicht, in der mürber Verfall und Verlorenheit in trockener Hitze herrscht. Die Sonne brennt. Das Salz in der Luft ist förmlich zu schmecken. Die Protagonisten: suchen. Sie sind vor allem ihrer selbst überdrüssig, lassen es aber an den anderen aus. Der Film: ein brennender Tag am Strand bei 40° Fieber, wenn der körnige Wind über den überempfindlichen Leib streicht.
fantastisch
Ein Film der Blicke und des Unausgesprochenen. Eine Einführung hatte ich vorbereitet, aber ein Bahnstreik lies mich zu spät kommen. Wenn ich die Notizen wiederfinde, muss ich mal einen Text schreiben.
(???)
Christoph Huber sprach noch und ich schlief schon ein. Ein zwei Bilder habe ich, glaube ich, wahrgenommen.
verstrahlt +
Dazu habe ich Christoph einen Text versprochen, deshalb verschieß ich an dieser Stelle nicht mein Pulver. Aber lass es für mein schlechtes Gewissen hier stehen, auf das ich bald schreibe.
(verstrahlt)
Ein Porno, der keiner sein darf. Der Sex entfernt, die Füllmomente bleiben stehen. Unbefriedigung dr Film. Wär ich doch nur nicht nach dem Verzichter eingeschlafen…
Freitag 07.11.
großartig +
Ein Film über einen Schiri, dem die ordnende Hand fehlt. Dieser, Juka genannt, betrügt seine Frau. Seine Geliebte ist aufregend, hat sie doch Mao-, Fidel- und Nixon-Poster an der Wand. Seine Frau fängt daraufhin eine Affäre mit einem Gynäkologen an. Eine einfache Geschichte, die aber keine sein wird. Sie löst sich zunehmend in Impressionen auf. Impressionen von Überdruss, Alltag, sonnenstrahlenden Momenten ruhigem Glücks, saunierenden, halbbeglatzten Mitbürgern, die keinen deftigen Kommentar scheuen… Impressionen vom Geschäft des Hundebedeckens, brutalen Zahnarztbesuchen, die sich aus einem anderen Jahrhundert in die 60er verirrt haben müssen, elusiven Sexszenen, in denen die Kamera schnell geschnitten durch den Raum schlendert und über Körper, Möbel und Luft kreist und dabei alles kubistisch zerreißt und den Augenblick warm umschließt… Sexszenen voll Spaß oder Scheue, bittere Kommentare der Reue… Momente und Momente und Momente, in denen sich alles verliert. Nicht mehr die Geschichte eines Ehebruchs wird vorgetragen, sondern die Aufgabe von Ordnung und Zwang, in denen die vier Leute mal mit dem einen, mal mit dem anderen ihre Zeit verbringen und es kein Problem damit gibt, nur die Probleme und das Glück miteinander. Eine Utopie eines Lebens ohne ordnende Hand, eine Utopie des Fließens.
großartig
Ein toller Titel, der Recht behalten sollte. Tausende Affären, Verstrickungen und fröhliche Zerstreuungen werden überschwänglich losgelassen. Eingebettet in unermüdliche Schlagerfröhlichkeit. Locker aus dem Arm geschüttelte Plansequenzen hier, stählerne Späße dort. Durch nichts zusammengehalten, sodass selbst der solitär hereintrübende Dachdeckerblues, der keine Verbindung zu irgendwas hat, zum heimlichen Highlight des Films werden kann.
uff
Die personifizierte Ödnis eines schon tausendmal gesehenen und nur leicht abgewandelten SternTV-Berichts trübt hier durch die Rotlichtbezirke und lässt jeden – vom taufrischen Knaben bis zur tatrigen Omi – ausgetrocknet in Kinosessel und heimatlicher Couch zurück. Ein Film wie eine vampirische Implusion. Die Lebenssäfte versiegend. Nicht weil er schlimm wär oder Sexszenen aus Spielfilmen als Reportagematerial ausgibt, sondern weil er berechnend naiv ewig das Selbe wiederkäut.
Mittwoch 05.11.
fantastisch –
„I love dirt!“ Cat Fights, Gossip und Camp Galore. Glänzenden Bilder, in denen alles funkelt. Maschinengewehrsalven aus kecken Mündern. Kennen Sie das Gefühl, wenn sich die Augen weiten und Sie denken: „Was ist DAS?!“ THE WOMEN ist sowas.
Dienstag 04.11.
(großartig)
Wurde zum besten Film des Jahres bei Kinema Junpo gewählt. Der VHS-Rip läßt eine Schönheit erahnen, versteckt sie aber hinter zerstörten Kontrasten und Unmengen unlesbarer UT, die eh nur jeden dritten Satz übersetzen.
Sonntag 02.11.
großartig –
ok
Nach einer Geschichte von Samuel Fuller entstanden bekommt ADVENTURE IN SAHARA von Franz Planer so schöne Bilder aus Licht und Schatten verpasst, dass erst spät auffällt, wie abrupt die Geschichte in sich zusammensackt und leblos zuende gespult wird.
nichtssagend
Nochmal Fremdenlegion, diesmal die klamottige Version… aus der Altkleidersammlung.
Sonnabend 01.11.
uff
Leni Riefenstahl erfindet die moderne Sportübertragung. So spannend eine Zusammenfassung eines Sportereignisses sein kann. Mehr von dem geilen Strand-Muskelfetisch-Porno zu Beginn, sogar mehr von dem Nacktefrauenhippievideo danach wären schön gewesen.
uff
Wie gewünscht fängt der 2. Teil mit einem Schwulenporno an. Gefolgt von besseren Aufnahmen einer Klassenfahrt und Geräteturnen als verlängerter Arm des Beginns. Danach wieder kalter Kaffee in Form von Sportschau aus dem 3. Reich. Kein Hitler.
Oktober
Freitag 31.10.
großartig
DAS PHANTOM DER OPER mit DER GLÖCKNER VON NOTRE-DAME-Ende im Bürgerkriegschina, naiv overgeacted in neblig-schrägem Ambiente, wo alle gut sind… bis auf die Konterrevolutionäre, die düstere Schicksale durch das Land jagen lassen.
großartig +
In Wellmans „Traum wird zum Alptraum“ bzw „Seelendrama eines Hausmanns“ ist die Farbe, in Hollywood noch ganz frisch, schon vergilbt. Bis sie dann irrational aus einem impressionistischen Meeresbild blendet, Erlösung verheißend. Vor allem scheinen aber Alkoholismus und Hollywood in der Selbstanalyse der Zeit (auch WHAT PRICE HOLLYWOOD?) anscheinend Hand in Hand zu gehen.
Donnerstag 30.10.
großartig
Der erste eigene Stoff Miyazakis zeigt ihn schon in seinen Elementen aufgehen. Der Steampunk dreht sichh albern und knuddepisch durch den Wind.
Dienstag 28.10.
großartig –
Montag 27.10.
fantastisch –
Nach Jahren sehen sich Mutter und Sohn wieder und grinsen ein erstarrtes Grinsen, dass mehr aus ihrem Verantwortungsbewusstsein wächst, als aus Freude. Hönigkuchenpferde der Verzweiflung. Und der poetische Häckselschnitt lässt dieses Grinsen durch alle die schräg angeordneten Bilder von Sehnsucht und Beklemmung wehen.
Sonntag 26.10.
großartig +
Todessehnsüchtiges Märchen aus dem Land der Moore…voll erstarrtem Kitsch, fetischierten Gesichtern und unheilvollen nächtlichen Begegnungen die Tod, Liebe und Heimat aufs unheilvollste verknüpfen…vll auch aufs Schönste in seiner Zeit.
Sonnabend 25.10.
gut –
Willkommen zur Peter Lorre-Show, die Karl Freund in Anlehnung an den Expressionismus seiner Heimat bebildert. Doch auch diese Hände von Orlac wollen nur mitunter zugreifen. Ich will mehr Peter Lorre mit Sonnenbrille und Halsgestell des Wahnsinns.
uff
Als der Erzähler aus dem Off loslegte und die Bilder der DVD wie eben der VHS-Rip, die sie war, schwurbelte, regte sich bei mir Glück versprechende D’Amato-Videoknüppel-Assoziationen. Doch der Schlund der Trölle (tristen Hölle) eines schönen Films für die Kleinen öffnete sich immer weiter, die sich viel zu selten delirant aus seinen Sackgassen per War-nur-ein-Traum-Reißleine befreite.
großartig
Clark Gable ist Spieler und ein hervorragender Verlierer. Ihm zerrinnt alles zwischen seinen sorglosen Händen und genau das ist sein trunkenstes Vergnügen. In einer rauen Welt fühlt er sich noch am besten, wenn er sich aus einer Schlägerei um das von ihm gespendete Freibier erhebt und lächelnd seinem verspielten Geld adieu sagt. Denn nun kann er wieder loslegen, eines neues Abenteuer, weg mit dem Anker, der Ruhe und der Sicherheit. So geht er los und sucht Gold in den Weiten Alaskas und findet eine tragische Liebe. THE CALL OF THE WILD ist ein Film über das Loslassen, über den Schmerz den dies bereiten kann, aber vor allem über die Möglichkeiten, die es einem bietet nicht zu klammern… dargebracht von einem strahlend herben Mann, der zugleich von seinem Lachen, seinem Dreitagebart und seiner Pomade charakteressiertt wird und nach jedem Abenteuer notorisch für nichts kämpft, auf das er frei bleibe.
Freitag 24.10.
großartig +
Naruses erstem Tonfilm (nach einer Vorlage von Kawabata) indem sich die Schicksale dreier Schwestern ineinanderschlingen. Wie sich auch Vergangenheit und Gegenwart in THREE SISTERS quer im Magen liegen.
großartig –
Eine der besten Versionen von Tom Sawyers Abenteuern, wo gibt. Host mi.
Donnerstag 23.10.
großartig
Beschwingter als 42ND STREET, bunter (so bunt wie schwarzweiß sein kann) und die Bilder von Tanz und Gesang entrückter. Souveräner. Es ist wie der Waynesche Unterschied zwischen STAR TREK und THE NEXT GENERATION.
großartig –
Naruses letzter Stummfilm zu dessen Stoff er mit falschen Versprechen überredet wurde. Einem Drehbuch, dass niemand inszenieren wollte, macht er zu einem fast typischen Naruse. Eine Frau sucht das Glück.
Mittwoch 22.10.
großartig +
Miyazakis erster abendfüllender Film ist Teil der Lupin, der III-Filme, überdrehter Heistabenteuer, die ihm genug Spielraum boten, um sich auszutoben. Und so schaffte er gleich zu Beginn seiner Karriere im Pilotensessel einen der größten Abenteuerfilme überhaupt.
großartig
Wieder sind es Licht und Tiefenschärfe, die wie bei THE MASSEURS AND A WOMAN (Kamera hier aber Sasaki Taro nicht Saito Masao) vor allem verzaubern, bei dieser Geschichte zweier Mädchen die ganz unterschiedliche Wege im Leben gehen. Die eine findet ihr Glück, während die andere sich zunehmend von enttäuschter Liebe und Neid zerfressen selbst zerstört. Und so schwankt der Film zwischen den schönen Bildern eines idyllischen wie unsicheren Glücks und denen in den Pistolen und Raserei alles in Brand zu stecken drohen.
Dienstag 21.10.
großartig
Der amerikanischste aller japanischen Regisseure drehte 1933 einen naiv fröhlichen Noir, dessen Düsternis ganz Ozu im Alltag liegt, dessen Schatten weniger die der Seele sind, sondern der Panik vor der Eintönigkeit und den Folgen einer Flucht. Die Uhren und die langsam sich bewegenden Schatten an der Wand können einem aber auch Angst vor der Welt der Erwachsenen machen, vor einem geregelten Leben mit Job. Und so ist noch der schlimmste Gangster hier wie ein Kind, dass nur spielt und sich ausprobiert, immer bereit in den Hort der guten Gesellschaft zurückzukehren… wie wenn sie den großen Zeh ins Wasser halten, um zu gucken, ob das Gewässer nicht zu kalt ist… und dabei immer bereit den Fuß zurückzuziehen. DRAGNET GIRL ist so ein Film voller naivem Glauben an seine schüchternen Menschen und daran, dass es nichts existenziell Schlechtes gibt. Nur spielende Kinder, die gerne wie von Hawks oder LeRoy abgebildet und nicht erwachsen werden wollen.
Montag 20.10.
großartig –
Drei in einem Kino lebende Mäuse werden durch die ihnen präsentierten Actionfilme korrumpiert und verlieren jeden Bezug zur Realität. Sie geben sich nicht mehr mit den Peanuts der Kinobesucher zufrieden, sondern wollen die Schätze der nahegelegenen Käsehandlung plündern. Katzen, Füßen und Türen werden sich ihrem Genie und ihrer Agilität in den Weg stellen, jedoch Dassins und Bogarts Erben haben immer einen Plan in der Tasche.
Sonnabend 18.10.
gut –
Ein Heldenfilm über einen traurigen Strahlemann, der sogar den Tag rettet, wenn es heißt sein Übermaß an Selbstgerechtigkeit zu schlucken. Hans Albers, total aufgedreht wie ein im Käfig eingesperrter Tiger kurz vor der Zuckerüberdosis, wirft mit Plänen, Worten und Pferdediebstählen um sich. Bis ein Abenteuer in bricht und er auch sein letztes Luftschloss, das der Liebe, (von ihm) zerstört vorfindet. Danach ist derselbe Tiger, nur mit Kater und als beleidigte Leberwurst… und Karl Hartl lässt während dieser Entwicklung F.P.1 ANTWORTET NICHT gemächlich schlendernden und dahinpfeifenden und selbst die sensationellsten Sensationen lassen ihn nicht in Hast kommen.
uff –
Wenn Bruno Sukrow sich ein halbes Jahr hinsetzen würde und nur Pixarfilme schauen, um einen Kassenschlager zu produzieren, dann sehe das wahrscheinlich so aus … und wenn vielleicht während der Produktion jemand immer wieder mit einem Hammer auf dessen Kopf schlägt.
großartig +
Der gutmütige Großvater von A CHORUS LINE mit weniger Bühnensozialdarwinismus, dafür mit fröhlichem Tohuwabohu. Aber alles egal sobald Busby Berkeley am Ende das Zepter ergreift und freudig tanzend sowie glitternd ins lakonische Ende leitet.
Freitag 17.10.
großartig +
Die Unterschiede zu MILLIE sind (mal abgesehen von der Geschichte, wo es hier um den Aufstieg und Fall in Hollywood geht) nur marginal… aber doch beträchtlich. Etwas optischer, gewitzter, düsterer … mit weniger gutbürgerlicher Langeweile. Aber vor allem viel trunkenener, seinen Sarkasmus in Lakonie und lebensmüden Rausch einpackend. Zumindest bis der folgende Kater immer düsterer um sich greifen.
großartig
… und ewig fährt die Kamera auf Gesichter zu… im (größtenteils wie eben hier noch) stummen Benshi-Land.
Donnerstag 16.10.
großartig
Assoziative Bildermonoliten, die eine Geschichte bilden … oder auch nicht.
großartig –
Eine Schatzkiste liebenswerter Figuren.
nichtssagend
Sitcomblaupause, die ganz PreCode-Freizügigkeitsmöglichkeiten vollgestopft ist mit sprachwitzigen Anzüglichkeiten oder beispielsweise Damen, die zusammen im Negligé im Bett sitzen, ohne das da gemand auf böse Gedanken kommen müsste. MILLIE rettet sich aber in ganz puritanische Glücksvorstellungen und ist davon abgesehen der Horror eines frühen Tonfilmsbilderbogens schön ausgeleuchteter Bühnen und Figuren… einige Kamerafahrten einen daran ab und zu erinnernd, dass wir kein Hörspiel verfolgen.
Mittwoch 15.10.
fantastisch –
An der Oberfläche ist es einfach ein Film über einen Mann, der eine Frau zum Ebenbild der Frau machen möchte, die er unwissentlich vor sich hat. Kurz PHOENIX ähnelt VERTIGO, wenn auch Ronald Zehrfeld Geld (das Erbe seiner totgeglaubten Frau) und keine Erektion bekommen möchte. Vor Letzterer fürchtet er sich, weil mit dieser Liebe und Schuld verbunden sind… tiefe Schuld, spielt PHOENIX doch kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg in einem Land, dass seine Augen vor der Vergangenheit und der Schuld verschließt. Aber viel mehr geht es um Selbsterkenntnis… für Nina Hoss, die erkennt, wie ihr Mann sie sah, die diese einmalige Chance erhält und all die darin enthaltene Bitterkeit zu schmecken bekommt. Mehr noch aber für Zehrfelds Figur, der am Ende einer ruhigen, schwehlenden Geschichte voll lyrischer Menschzeichnungen einen Moment erreicht, wo er erkennen muss, dass alles zu spät war, dass alles zu früh endet, dass er alles falsch eingeschätzt hat, vor allem sich, seine Menschenkenntnis und seine Fähigkeiten, dass er nichts ändern kann, dass das Leben einfach weiterzieht, ohne auf ihn oder irgendjemadnen zu warten… in einem kurzen, flüchtigen Augenblick, der einfriehrt und dessen Gefühl zumindest mich noch auf dem Weg nach Hause bis ins Bett und über die kommenden Tage begleitete.
Dienstag 14.10.
großartig
Dämonisch, kaum Menschen gleichende Wikinger, bissige Wölfe mit rot leuchtenden Augen, ein Todesgott, der in einer düsteren Höhle haust, ein von panischer Furcht und Wut gezeichneter Erziehungsberechtigter Mönch. THE SECRET OF KELLS tut alles um eine ordentlich Atmosphäre der Angst zu schaffen, gerade da Hauptfigur und Zielpublikum Kinder sind. Aber vor allem wird ein Loblied auf Bücher und Phantasie gesungen, dass irgendwo durch die düsteren Schatten tanzt. Und der mosaikartige Zeichenstil ist dabei ähnlich eigenwillig wie die ins Nichts laufende Dramaturgie, die keine große Erlösungsschlacht, keine Befreiung, keinen Endpunkt liefert, sondern einfach ausläuft und eben endet, nachdem in aller Stille doch noch der kleiner, unbedeutender Sieg erkennbar wird.
Montag 13.10.
ok –
Schön sieht sie aus, diese untergegangene byzantnische Phantasiewelt. Wirklich sehr schön. Aber gerade gegen Ende so lieblos erzählt. Alles was die Geschichte zusammenhält in wenigen esoterischen Sätzen vom Tisch gerotzt, wodruch DIE CHRONIKEN VON ERDSEE vor allem Handlung, Handlung, Handlung bleiben.
Sonntag 12.10.
ok +
Am Morgen nach Walshs wunderbaren 70mm-Kompositionen (auf blu-ray erahnbar) und wild wuchernden Geschichten kam die dröge Dusche in Form einer ganz ansehnlichen Demontage des Militärs. Sicherlich will ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT das Richtige, aber es verbeißt sich zu sehr auf Botschaft und Vorlage und dümpelt mit mildem Schrecken dahin.
großartig +
Kuschliger Irrsinn, der sich kaum ans Buch hält, aber in Sachen düsterer Romantik um Blumen, Unschuld und Gräber Shelley dank perverser Zerstörungen jeder Unschuld und überdrehtem dt. Expressionismus abhängt. Und wie im Buch ist die Opfer/Monster-Dialektik schrecklich ambivalent. Armes Monster, böser Fritz!?
Sonnabend 11.10.
fantastisch –
Schüfftans Licht gibt einem das Gefühl eines heißen Sonntag morgens, wenn wir aufwachen und 9Uhr früh nach Hause gehen. Der Kopf brummt, die Luft ist dicht, der Wind frisch, wir schämen uns über zurückkehrende Erinnerungen. Alles ist wunderbar.
großartig –
großartig +
Freitag 10.10.
großartig –
Kolportage Sause aus einer Welt, in der (fast) alle Männer Schweine sind und die Frauen auch nicht besser. Und das hauptdarstellende Opferlamm bindet sich immer an das größte Ferkel, um ihrer großen Liebe, auch ein Schwein, eins auszuwischen… weil sie die Sicht auf sich als Objekt übernommen hat. Tieftraurig ist ihre Fahrt in immer düstere Abgründe zu immer schmierigeren Unsympathen. Wir warnen vor der Großstadt.
großartig +
Ungeheure Gefühle, wie sie wohl nur die Vorzeige-Impotenten des letzten Jahrhunderts so voller Furcht darstellen konnten.
Donnerstag 09.10.
großartig –
Mittwoch 08.10.
großartig –
Dienstag 07.10.
gut
Die etwas jüngeren Zuschauer hatten fast mehr Probleme als Bolt selbst zu verarbeiten, dass der Superhund mit Laserblick, eben nur ein ganz normaler, schauspielender Hund ist. Sie wollten Superheldenaction und keine Geschichte, die ihnen was näherbringen möchte.
Montag 06.10.
gut
Harte Schale, weicher Kern – der Film. Spröde erzählt STARRED UP von muskelbepackten Typen, deren Toleranzlevel für Schwächezeigen bei minus einhundert liegt, aber enthüllt hinter den bebilderten Blut, Schweiß und Tollwut ein wohlfühliges Vater-Sohn-Drama.
großartig
Durch einen Flüchtigkeitsfehler TAGEBUCH… vor UNTER DER LATERNE von 1928 geschaut. Um wieder zurück ins Feeling von 1928 zu kommen, wurde dieses düster-bunte Spektakel über den Tanz mit dem Tod (von mittlerer Länge) eingeschoben.
Sonntag 05.10.
großartig
Der Vater von Louise Brooks verführt jede Wirtschafterin und setzt sie anschließend vor die Tür. Der Anstand gebietet es. Dessen Gesellschafter, ein Apotheker vergewaltigt die junge Louise und entehrt sie damit. Sie muss daraufhin in eine Erziehungsanstalt, wo das sadistische Personal sich mit fester Hand an den Insassen befriedigt. Ihre Orgasmen bei der Züchtigung stehen ihnen ins Gesicht geschrieben. Nach der Flucht wird Louise Prostituierte… wer nimmt sie auch sonst noch? Das Karussell einer bestenfalls verlorenen Gesellschaft dreht sich hier ungehindert… aber das Schlimmste, das Heftigste war ein Satz: Die Familie hat entschieden!
uff
FENSTER ZUM HOF vs. BLUE VELVET vs. DER MIETER. Muskala wirft sich ins Zeug seinen Vorbildern gerecht zu werden, ohne sich zu sehr an ihnen anzulehnen. Richtig viel Mühe gibt er sich, die aber alles so steril macht.
Sonnabend 04.10.
großartig +
Der männlich-romantische Traum eines Lebens am Himmel in alten Flugzeugen und am Strand. Verfolgt und geliebt. Mürrisch und schüchtern. Ein einsamer Wol… ähm… ein einsames Schwein in einer italiensichen Wunschwelt der 20er Jahre.
verstrahlt +
Wie bei Ballhaus später kreisen hier die Kameras um die Personen. Der Hintergrund wird zu einer Liebkosung des übermannenden Schwindels. Und im Zentrum der bipolare Kampf in der Finanzwelt zwischen Saccard, dem französisch-katholischem Schwein, das alle Register zieht um an Geld zu kommen und wenn die Zeit es zulässt auch mal ganz Gentleman über Frauen in dunklen Nächten herfällt, und Gundermann, dem deutsch-jüdischen Verzichter, der für Sauberkeit und Austrocknung kämpft. Die Implikationen über Nationalität und Herkunft werfen dabei einen düsteren Schatten an die Wand, besonders da Saccard, das brutale, hinterhältige Schreckgespenst alle Sympathien des Films erhält.
Freitag 03.10.
gut –
Die intensive puritanische Schreckensphantasie des Beginns wird schnell zu einer netten Aneinandereihung von puritanischen Glücksmomenten, die wenigstens Abenteuer eines betruckenen Ferkels ihr eigen nennen können. Am Ende Sturm.
ok +
Ein nett dümpelndes Turban und Säbel Abenteuer aus 1001 Nacht.
fantastisch +
Ein im Hals erstickter Schrei aus Großaufnahmen eines Gesichts, dass nicht versteht, was um es geschieht, und wild geschnittenen Kamerafahrten über alte Männer, die alles tun würden, um das zu erhalten, woran sie glauben. Ein kubistisches Lebensgefühl.
Donnerstag 02.10.
großartig +
Als Kind hab ich im Grunde immer nur darauf gewartet, dass Kevin Joe Pesci endlich in die Eier schießt, aber nun erkannt, was für ein tolles Märchen über Kindheit und Angst HOME ALONE bietet.
großartig –
Der Titel lügt sprechend, denn Greta Gabro verführt die Männer nicht. Diese verfolgen sie und erklären sie dann zur Täterin. Das Ergebnis sind Schmier und ein Mann, der seine Lust mit einem Staudamm zu kontrollieren gedenkt… gerade Letzteres macht Verzicht in THE TEMPTRESS zu einem monumentalem Epos matschigen Ausmaßes. Die Garbo, deren Körper im Mittelpunkt des Filmes steht, erscheint aber irgendwie ständig an den Rand des Geschehens gepresst und erträgt alles mit ihrer göttlichen Opferbereitschaft, die sie aus Gründen irgendwie hiernach zu einem Superstar machen wird. Aber das Ende hält dafür nur einen Kübel Erniedriegung bereit… was für ein brutaler Film.
Mittwoch 01.10.
großartig
Die ersten Minuten tanzen dahin wie bei der frühen Nouvelle Vague, wie LOLA. Aber schnell übernehmen Renoirs theatralischen Gesten das Geschehen. Verdreht, abgehackt und verkrümmt handeln die Person… wie von einem sich ihre Seele zunehmend bemächtigenden Korsett eingeengt. Nana, die Kurtisane auf den Weg zu ihrem eigenen Untergang, wird selbstgerecht diverse Gecken und bourgeoise Gimpel in den Abgrund stürzen, wodurch Fleisch und Liebe in NANA von Krankheit und Verfall befallen werden. Ein Film voll morbider Lust. Ist ja schließlich eine Verfilmung eines Buches von Emile Zola.
September
Dienstag 30.09.
großartig –
Montag 29.09.
großartig
Im Jahr 1917 arbeiten alle gemeinsam an dem Utopia USA. Handwerker, Barmänner, Bauarbeiter und selbst die Taugenichtse reicher Eltern. Doch dann schickt die USA ihre glücklichen Kinder in den Krieg. Es folgt eine frivole Landpartie um Wein, Weib und Duschen. Die schnuckliche Französin wird umschwärmt, Weinkeller geplündert und sich mit der MP geschlagen. Und als Krieg gar nicht so schlimm scheint, da folgt Schweigen. Die Bomben fallen gespenstig in die eigenen Reihen. Kein bombig aufregendes sound design. Nur Menschen die wie aus dem Nichts krepieren und Gliedmassen verlieren.
Sonntag 28.09.
uff
Rudolf Klein-Rogge macht den Vulkaniergruß. Ansonsten ein schöner Durchhaltefilm für kurz vor Kriegsniederlagen. Bis zum Schluß kämpfen die Deutschen zusammen für ihre Ehre, was Goebbels jubelndes Klatschen im Rücken spürbar macht.
gut –
Expressives Schauspiel, enge Räume, schiefe Kanten, Seelenpein. Ein Film des Expressionismus.
gut +
Der Film, der mir gezeigt hat, dass Menschen nicht aus ihren Fehlern lernen. Und der Film, den ich als Kind immer wieder hintereinander geschaut habe, nur weil ich den finalen shoot-out mit Wylie Burp sehen wollte.
uff –
1925, im Jahr eins nach DER LETZTE MANN entfesselt auch Dreyer seine Kamera ein klein wenig und nach all den Filmen der Statik fuhr mir jede Bewegung der Kamera durch den Körper. Ansonsten hätte ich diesen trüben, trüben Lehrfilm über gutes menschliches Zusammenleben und Nettsein auch nicht durchgestanden.
Sonnabend 27.09.
gut +
Der Film, der mir alles über das Thema Auswanderung in die USA im 19./Anfang des 20. Jahrhunderts beigebracht hat. Über Träume und ihre Haken. Zudem bestimmt besser als GANGS OF NEW YORK.
Freitag 26.09.
gut
Alles was dieser Kurzfilm von Poe übernimmt ist überflüssig. Aber dafür die psychedelischen Wände und die Inquisitionsurteilssprechung…
nichtssagend
Siegfried darf alles tun und lassen, was in seiner Macht steht. Und er ist ein treuer Diener. So kämpft, betrügt und vergewaltigt Siegfried für seinen König und ist so der Held. Selbst wenn er auf Geheiß von Gunther dessen neues Weib zur Unterwerfungszwecken im ehelichen Bett heimsucht und sie bricht. Die folgende Rache Brunhilds in diesem bunten Ornament friedlicher Idylle ist dann auch die Schandtat des Films, das Drama, die himmelschreiende Ungerechtigkeit. Arme Brunhild.
Donnerstag 25.09.
gut –
Franz Josef Gottlieb ist während der Dreharbeiten seines Amtes enthoben worden. Danach scheint es nur noch zusammengeflickt worden zu sein. So spannend der hingerotzte, auf die Imagination des Zuschauers vertrauende Schnitt auch ist und so sehr die Epik von DUCHS WILDE KURDISTAN durch die zunehmend ranzigeren Bilder (auch dank einer Heimkinoauswertung, die auf einer VHS-Kopie bestehen zu scheint) auch geerdet wird, so fahrig werden auch alle interessanten Momente zerpflückt und beliebig vorangetrieben.
Mittwoch 24.09.
gut
Dienstag 23.09.
gut
Franz Josef Gottlieb lässt die Kamera zwanghaft um die Figuren in der Wüste kreisen. Er zeigt damit vor allem, dass er die Eleganz eines Orang-Utans hat, wenn er zusammen mit Komponist Raimund Rosenberger LAWRENCE VON ARABIEN einen flippigen Anstrich zu geben gedenkt. Zunehmend zerfällt ihm dabei die Geschichte, aber die sich ewig drehende Kamera lässt eben doch alles nach epischem Abenteuer aussehen … während Sir David Lindsay, Archibald Douglas Jonathan Timothy George Kenneth Clarence Cloudwell of Galway Philmore Parcival Brian Winston Oliver Howard Christopher Marmeduke Mc Phib, ihr Koffer und die in die orientalische Musik eindringenden psychedelischen Popklänge einen bespaßen.
Sonntag 21.09.
ok
Schattig-expressionistische Bilder stellen geifernde Hexen- und Teufelsphantasien aus dem Mittelalter nach. Mit anthropologischer Überlegenheit wird etwas über die Menschen damals gelacht, über ihre Phantasie gestaunt (auch kann der Zuschauer über Christensens Detailliebe staunen) und alles für den modernen Zuschauer erklärt. Dabei wird der schwarze Peter aber wiederum den Frauen zugeschoben. Die Erklärung sucht stets bei ihnen und nicht mal auf der anderen Seite. Sie haben halt an ihre Kräfte geglaubt. Schulterzucken und weiter. Selten wird auch nur einmal auf die Ankläger eingegangen … zumindest bis auf den letzten Moment, doch das kommt auch schon zu spät nach all dem abgelaschten Verständnis.
*****
Mit 16 saß ich in einem Open air Kino und hatte mich für HÄXAN und gegen NOSFERATU entschieden. Es war ein heißer Sommertag und ich saß in T-Shirt und kurzen Hosen in Erwartung des teuflischen Treibens, als es erst dunkel wurde und dann tröpfelte. Wenige Sekunden vor oder nach Filmbeginn fing es an massiv zu schütten und ich saß da und wollte mir keinen Schirm leihen. Film lief und Schirmträger behindern nur die Sicht, diese Teufel. Außerdem hoffte ich auf einen kurzen Schauer. Doch es kam sintflutartig hernieder. Nach ca. 10-15 Minuten ging ich mir einen Schirm leihen und stand am Rand. Nass, der Wind nun um mich pfeifend, klapperte mein Gebiss wie bei einem Skelett in einem billigen Horrorfilmwitz. Als mein Körper sich in halb erfrorenem Zittern verkrampfte, ging ich nach Hause und legte mich in eine Wanne heißen Wassers und dachte, dass ich den wohl nie wieder sehen werde. Doch inzwischen gibt es ja Internetz, weshalb ich HÄXAN endlich sehen konnte. Ein Film für den es sich lohnt das Leben zu riskieren? Nein. Aber an die wohlig warme Wanne denke ich bis heute sehr gerne zurück.
großartig
Ein Glockengießer erzählt, dass es eine lachhafte Legende gibt, wonach kaiserliche Truppen einen Schatz nach der Belagerung durch das Osmanische Reich in der Gegend versteckt haben sollen. Nach der Erzählung schaut Geselle Svetelenz das erste Mal im Film in einer langen Einstellung in die Luft. Wie im Comic bildet sich förmlich eine Gedankenblase neben seinem Kopf. Mehrere Male werden wir ihm beim Denken zugucken können, immer gruseliger wird es, wenn einem klar wird, welche garstigen Gedanken da kurz vorm entstehen sind. Es hat etwas von dem gebannten Blick auf ein wippendes Auto auf der Klippe über einen. Wird es auf einen kippen? Jedenfalls wird er fortan den Schatz einfach im Haus suchen, dass nach der Belagerung wieder aufgebaut wurde. Für ihn steht es einfach fest, dass er hier sein muss, weil seine (Gedanken-)Welt scheinbar mit den Wänden endet. Dumpf und modrig ist das Haus, mehr wie das Innere eines Körpers oder innerhalb einer Baumwurzel gebaut. Die Decken und Pfeiler sehen aus wie Knochen oder Wurzelstränge. Eng Gänge, abgerundete Wände, die keine Ecken bilden wollen. Die Luft muss sein wie unter einer seit Jahren nicht gelüfteten Decke eines paralysierten Menschen. Ein fahrender Goldschmied, der die letzte Glocke veredeln soll, findet den Schatz tatsächlich, nachdem ihm die Tochter des Glockengießers um den Gefallen bat … für die Liebe. Doch hier ist der Film schon weit über die Grenzen der Realität hinaus. Die Luft, welche die Liebenden im Freien atmen, und die zunehmend mulmige Atmosphäre im Haus (immer wieder muss sich erinnert werden, dass das ein Haus ist, dieser Pfuhl von einem Maulwurfsbau) sind aus Träumen und Märchen entsprungen, die Pabst wie die Glocke in den erdigen Grund gießt.
Sonnabend 20.09.
großartig –
Der Film der Douglas Fairbanks zum Star machte. Aber auch der Film in dem Douglas Fairbanks sich erst erarbeiten muss auch auf der Leinwand der jugendliche Strolch im zunehmend alten Körper zu sein, der ihn zu der Attraktion macht, die er war.
großartig –
Immer wieder die Enttäuschung, dass DER SCHUT nicht mit dem Kampf zwischen Kara und Schut auf einer Seilbahn über einem Abgrund endet, an den ich immer sofort denke, wenn es darum geht, warum DER SCHUT die beste aller Karl-May-Verfilmungen ist. Dazu noch die Erkenntnis, dass Kara Ben Nemsi kein Old Shatterhand ist, sondern dünnhäutig Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah beschimpft, sobald etwas nicht nach seinem Willen geht, und nachts den Damen sein Lächeln wie ein Gockel schenkt. Kein Held in weißer Rüstung, mehr wie Lex Barker in real. Und deshalb moralisch viel gebrochener.
nichtssagend
Patriotischer Quark, welcher der Hauptfigur, welche nach wenigen Minuten Latinloverlotterleben an den Rand der Handlung zum Mauerblümchen gedrückt wird, erst wieder ein Strahlen ins Gesicht zaubert, sobald es dem Ruf des Vaterlandes sich im Krieg zu opfern folgen kann. Ach ja, vier dank Tricktechnik wirklich über den Himmel reitende apokalyptische Reiter und ein Prophet (ist es Jesus selbst?) sind der Meinung, dass Krieg schlecht ist. Bei den Reitern wird sich alle Mühe gegeben, dass sie mit Dürer mithalten können, aber sonst alles Herzblut der ausgebreiteten Erzählung widmet, die stocksteif den Sinn des Lebens durch Vaterlandsdienst erklärt. Kurz, öde ist die ausgeblutete Kriegswarnerei, die sich selbst nicht geheuer ist. Die preußisch-deutschen Feindbilder sind da noch am schönsten … zusammen mit Rudolph Valentino, der ca. 2 Minuten des Films seinen Ruf als unbändige Latinloverleinwandpräsenz gerecht werden kann.
Freitag 19.09.
großartig –
Hamlet war eine Frau. Ein Mädchen das Travestie spielen muss, damit die Eltern zufrieden sind und ihre Herrschaft weitergeben können. So leidet Hamlet hier nicht nur an dem Vatermord, sondern spielt auch so vorzüglich verrückt, weil sie ver-rückt ist. Immer deutlich in einer Rolle … als Mann. Asta Nielsen spielt sie gleichzeitig expressiv … mit ihren Augen, Gesten und Bewegungen, aber auch zurückhaltend, kaum die Lippen bewegend, ein Strich in der Landschaft. (Die Musik der arte-Ausstrahlung anno 2007 von Michael Riessler ist zum niederknien gut. Mehr Atmosphäre als musikalische Anfeuerung … von den bisherigen Stummfilmuntermalungen, die ich erlebte, nur von dem eraserheadischen Brummen der Lüftung im Gemäuer während SCHATTEN überboten.
Donnerstag 18.09.
großartig +
Richard Lesters Popartversion von wirklichem Realismus. Die Straße als Jauchegrube. Der Zahnarzt als Schlächter. Ratten zum Imbiss. Schläger und Betrüger steht edlen Helden. Ein uninteressierter König, der auf Staatsgeschäfte wie ein Kind reagiert, das von seinem Spielzeug zum Zähneputzen geholt wird. Bunte Gesellschaftsspiele am Hof, verlauste in den Straßen, die aber alle gemeinsam haben, dass sie brutalst möglich den Leuten zeigen, wieviel Spaß es macht, sich über das Leid der Menschen, die sich gesellschaftlich unter einem befinden, zu belustigen. Dazu werden Dumas und herzliche Albernheiten gereicht.
Montag 15.09.
großartig
Der Film kann leider nicht mit der Genialität der Serie mithalten, aber trotzdem fühlte ich mich bestätigt. Nie konnte ich glauben, dass Spongebob von Kindern richtig gewürdigt werden kann, weil ich meinte mich erinnern zu können, dass ich überhaupt nicht kapiert hätte, was hier passiert. Und Ben Z. fragte mich während des Films einmal, warum ich ständig lachen würde … und er mag den Film.
Sonntag 14.09.
großartig +
Nach dem Tod Louis XV rast Lubitsch durch 20 Jahre Geschichte und macht daraus den Gipfel des Schicksals einer einzigen Person … surreal verbunden durch Zwischentitel wie „Einige Tage später“. Die Geschichte eines Landes und der Welt ordnet er einer Figur unter, die erleben muss, dass das Leben schön sein kann, aber auch schrecklich. Das ist sicherlich keine großartige Erkenntnis, aber wie Lubitsch sie präsentiert ist unfassbar unbekümmert. Er zeigt die Straßenköter, die von den Straßen und die aus den Palästen, wie sie um ein junges, gutaussehendes Mädel scharwenzeln und wie sie sich gegenseitig ankläffen. Luftig und leicht schmiert er dabei durch die Anzüglichkeiten und hat scheinbar noch nie etwas von Prüderie gehört, die ihn irgendwie den Spaß verderben könnte. Und manisch und getrieben wetzt er die Bilder, wenn es darum geht die Abgründe einer überlebten Gesellschaft zu zeigen. Und Jeanne, die spätere Madame Dubarry? Die erkennt gar nicht, was um sie geschieht … wie alle um sie herum. sie steht geradezu symbolisch für eine Menschheit, die von der eigenen Kontrolle phantasiert, aber immer der Geschichte und der Misgunst der Menschen ausgeliefert bleibt.
großartig +
Eine 6-Ecksbeziehungs- und Gesellschaftskomödie, welche die Erotik und den Humor von Hammelbraten zur Veredelung seiner spritzigen Unbekümmertheit nutzt.
Sonnabend 13.09.
großartig –
Mary Pickford ist (zumindest 1917) gruselig. Ein Kinderkörper mit einem viel zu großen Erwachsenenkopf. Und so wie sie inszeniert wird wirft FREAKS seine Schatten voraus. Deshalb konnte Maurice Tourneur auch gar nicht umhin, die tragische Tränengeschichte eines kleinen Mädchens, dass vereinsamt im goldenen Käfig aufwachst, ab der Hälfte in ein düsteres drogeninduziertes Delirium zu verwandeln. Dort wandert sie durch eine Phantasiewelt, die alte Techniken eines Méliès mit der Vision der Zukunft (Der Zauberer von Oz) verbindet.
großartig +
Brei und Matsch. Wer eine feste, stringente oder einfach nur fesselnde Geschichte erwartet wird von Sammo Hung gnadenlos mit Albernheiten besudelt, die sich aneinanderreihen, als habe die Vorstellung der Figuren zu Beginn nie aufgehört. Hongkonggold.
gut
Der helle Gegenpart zu THE WIND. Auch hier weht er, aber er drückt die Kälte und den Schnee durch die Wandritzen. Eifersucht und Niederträchtigkeit zerstören hier aber eine glückliche Beziehung zwischen einem armen missverstanden Arbeiter, der um seine Familie zu retten zum Dieb wurde, und einer reichen Bäuerin. Sie verschwinden in die Einöde eines verzivilisierten Island, aber sind selbst dort nicht sicher. Sjöströms tolle Inszenierung der Natur und der Bilder greift aber immer wieder ins Leere bzw. weiß das melodramatische Einmaleins der Geschichte nicht zu verdichten, dass BERG-EJVIND OCH HANS HUSTRU wie PANZERKREUZER POTEMKIN ein netter Propagandafilm ist.
Donnerstag 11.09.
ok
Ein Experiment des Grauens. Kein Film für 6- und 9-jährige … und auch nicht mehr wirklich für mich.
Mittwoch 10.09.
gut +
Vanilla Ice‘ „Ninja Rap“ statt Rocksteady und Beebop. Zumindest musikalisch die richtige Entscheidung.
großartig
In der Kniekehle des Teufels/dem Schanier der Hölle wartet das ewig brennende Feuer, welches den verkommenen Westerner reinigt und den lüsternen Prediger zersetzt. Mit vor Gier glühenden Augen wird hier von Erlösung gepredigt, während sich aber kaum an den Freveltaten sattgesehen werden kann. Die Lust steckt in jedem Bild des Predigers, der es nur auf Frauen abgesehen hat, der nach seinem Fall besoffen seine Kirche anzündet, in der er zu gern von seinen weiblichen Schäfchen angehimmelt werden wollte. Oder in den Bildern der Stadt, die in Feuer aufgeht, große Teile von HELL’S HINGES in ein dämonisches Rot taucht und diesen Ort zur Hölle/Reinigungsfeuer auf Erden macht. Bei solchen Bildern fühlt sich der Verlauf der Handlung mit seinen himmlisch leuchtenden Zwischentiteln durchaus wie Hohn an.
Dienstag 09.09.
großartig
Am Ende sieht Irma Vep wie bei eine Mischung aus dem Arm- und Beinlosem und die verhühnerte Venus aus FREAKS aus. Davor rauschende Partys, atemraubende Stunts und Bomben.
Montag 08.09.
gut –
Statt goldenen Melodien gibt es hier Cartoons im Realfilm, psychedelische Bettreisen und Nazis, die nicht mal mehr sehr böse sein müssen, um als böse wahrenommen zu werden.
großartig
Ihrer opportunistischen Linie treu bleibend hat sich Irma Vep inzwischen dem nächsten an den Hals geworfen, diesmal ein Chemiker des Todes, dem neuen Grand Vampire. Zusammen sind sie nach den herben Verlusten in ihren Führungskreisen fast cartoonhaft auf den Tod von Philippe und Mazamette fixiert. Ein Haus, indem es vor Augen und Gift lauert, ist die Folge … bis die Verfolgungsjagden beginnen.
Sonntag 07.09.
großartig +
Irma flieht auf dem Weg ins Gefangenenlager in Nordafrika. Die Vampire lassen dafür wieder Wunder geschehen und schießen mit Kofferhaubitzen um sich. Irma tanzt zu ihrer Rückkehr wie eine Brigitte Helm in METROPOLIS und lässt die düsteren Männer rasen. Währenddessen erschießt ein Kind fast Satanas, der es daraufhin brutalst würgt. Abenteuerkino ohne Zügel.
Freitag 05.09.
gut
ok
Ein Klavier wird mit etwas Wand nach vorne gezogen und eine Kanone fährt aus dem Loch in den Salon. Der Nachthimmel von Paris wird bald von dieser elektrischen Haubitze durchfurcht werden. Ein Mann hat einen Nagel an der Hand, mit dem er alle für Minuten paralysieren kann, die er damit verwundet. In zwei Szenen wird nochmal klar, was LES VAMPIRES letztendlich ist, nämlich eine Ansammlung von (Alp-)Traummotiven über eine unsichere Welt. Der Rest um den neueb Grand Vampire Satanas, weil der Erste es nicht wirklich war, und dessen Abkanzelung von Moréno ist letzendlich das, was Feuillade durch seine Inszenierung immer zu verhidnern wußte, eine nette Räuberpistole.
Donnerstag 04.09.
nichtssagend
Was als gut abgehangener Slasher beginnt und mit einem stimmungsvollen MG-Gemetzel endet, ist größtenteils eine Hinterwälderstinker, welcher einen ähnlichen Vater-Sohn-Konflikt wie in HOOK mit einem kompletten Desinteresse für Seelndramen erzählt und sich stattdessen auf Skurrilitäten verlässt. Skurrilitäten um Michael Caine, der in ein seit Jahrhunderten vergessenes Piratennest landet, wo alle seltsam reden und seltsam aussehen … was der ganze, schnell überlebte Witz ist, auf den sich THE ISLAND verlässt.
Mittwoch 03.09.
gut +
Morénos diabolisch-hypnotisierende Augen lassen Irma Vep – im engen Ganzkörperanzug – die Seiten wechsel.
Dienstag 02.09.
großartig –
radioaktiv
Ich kann mich nicht erinnern jemals soviel teutonische(n) Verderbtheit und Schmier gesehen zu haben, der zeigt, wie „edle Männer“ ihr herrenrassisches Recht auf Vergewaltigung zu Romantik und Leidenschaft verklären. Wie sie ihren inneren Tumult nach aussen tragen und auf dem Rücken anderer austragen und wie dies in ihren Augen ein tragisches Melodrama eines ungerechten, persönlichen Schicksals ist. Wie sie in Frauen Hexen sehen und in ihrer angsterfüllten Unterwerfung Liebe. Wie sie steinerne Penisse, Denkmale ihrer verkrampften Ganzkörpererektionen, ins Moor bauen. THE WICKER MAN unter umgedrehten Machtvorzeichen … mit teutonischen Bildern von Habichten, Heston und gieriger Lust. Ich bin konsterniert, entsetzt und erschreckenderweise total angemacht von der moralischen Wirre und dem allem. The Horror…
*****
BTW, meine Eltern haben mich DIE NORMANNEN KOMMEN, als ich ihn als Kind sehen wollte, nicht gucken lassen, weil ich ins Bett musste. Sie haben gesagt, dass Filme ständig im Fernsehen wiederholt werden und ich ihn einfach beim nächsten Mal sehen kann. Jetzt, mehr als 20 Jahre später, habe ich ihn zufällig gesehen und an den Mooraufnahmen zu Beginn erkannt, die noch in meinem Kopf rumspukten. Wieder ein Grund weniger um nachtragend zu sein.
August
Sonntag 31.08.
großartig
Das scheinbare Spinnennetz der Vampire wird immer weniger verfolgt oder dargestellt. Die einfachen Identifikationsfiguren werden einfach weiterverfolgt, weshalb das Geschehen zunehmend eindimensional wird. Reporter Philipe und sein comic-relief-sidekick Mazamette gegen den Grand Vampire und seine sinnliche Handlagerin Irma Vep gegen Moréno. LES VAMPIRES wird so eine nette Räuberpistole mit sich betrügenden Parteien. Ab dieser Folge ist aber endlich die Zeit von Mazamette gekommen. Von einer sympathischen Nebenfigur wird er zum zentralen Sympathieträger, den der gesichtslose Philipe mehr als nötig hat. Ständig blickt er in die Kamera und versichert sich bei den Zuschauern, ob diese auch sehen, was er sieht, ob er das richtige tut oder er zeigt mit seinem Blick seinen Stolz auf sein Können. Wenn er mit seinem Dackelblick schaut, dann wissen wir, auf welcher Seite wir sein wollen.
Sonnabend 30.08.
gut
Auch ein schöner Film über menschliche Wahrnehmung, wenn Merida am Ende erzählt, dass es wichtig ist, das eigene Schicksal in die eigenen zwei Hände zu nehmen, nachdem sie dem ganzen Film lang blauen Lichtern im Wald hinterher lief, sich vom Schicksal leiten ließ und keine eigene Entscheidung traf.
großartig
Konkurrenz taucht auf. Moréno durchkreuzt einen Coup der Vampire, indem er in die Rolle eines von ihnen getöten Bankiers schlüpft und das Geld stiehlt, welches die Vampire klauen wollten. Dumm nur, dass er zufällig in einem Apartement wohnt, dass ihn der Grand Vampire vermietet hat und dessen Safe zwei Wände hat. Die Verwirrung ist immer weniger von den Vampiren gesteuert, sondern Zufall. Die Entmystifizierung setzt so ungewollt ein.
Donnerstag 28.08.
großartig +
Motorradverfolgungsjagden, Fahrradverfolgungsjagden, Kämpfe gegen Roboter, Kämpfe zwischen Roboter, Kämpfe zwischen Menschen, Albernheiten und Raubzüge. Momente auf Momente, die bestenfalls für sich Sinn ergeben, aber kein Ganzes bilden. Ein Tanz der Sinne.
Mittwoch 27.08.
gut
LA SORTIE DES USINES LUMIÈRE (Arbeiter verlassen die Lumière-Werke) 5
NEUVILLE-SUR-SAÔNE: DÉBARQUEMENT DU CONGRÈS DES PHOTOGRAPHES À LYON 2
REPAS DE BÉBÉ (Baby’s Dinner) 2
UNE PARTIE DE CARTES (Playing Cards) 2
L’ARROSEUR ARROSÉ (Der begossene Gärtner) 2
L’ARRIVÉE D’UN TRAIN À LA CIOTAT (Ankunft eines Zuges in La Ciotat) 8
DÉMOLITION D’UN MUR (Demolition of a Wall) 2
großartig
großartig –
gut +
Anders als bei L’ARRIVÉE D’UN TRAIN À LA CIOTAT wär es bei THE GREAT TRAIN ROBBERY so schade, wenn es nur eine gern erzählte Geschichte ohne wahren Hintergrund wäre, dass in den Sälen 1903 zurückgeschossen wurde.
großartig –
Reporter Philipe reist aufs Land um das Verschwinden des eines enthaupten Hauptes nachzugehen und landet in seiner Unterkunft bei Dr. Nox mitten im Herz der Umtriebe der Verbrecherbande Die Vampire. LES VAMPIRES ist von Beginn an ein anderes Kaliber als Feuillades erster FANTÔMAS. Das Knall-auf-Fall-Ende nach der gemächlichen Erzählung, die Paranoia induzierten doppelten Wände und alptraumhafte Persönlichkeitsauflösung sowie die Darsteller, die Feuillade ständig in die Kamera schauen lässt und den Zuschauer aktiv mit einbinden.
großartig +
Hinter den Masken von vom Grand Inquisitor lauert ein hochgestellter Richter und der Grand Vampire treibt sich als Fürst, diesmal nicht Arzt, im Ballet rum. Aber eigentlich ist es andersherum, die da oben, die alles im Griff haben und nach außen so seriös scheinen, sind Verbrecher, Vampire. Diese Vampire haben die Gesellschaft in ihrer Hand und pressen sie aus. In einem kurzen Katz-und-Maus-Spiel steckt ein Alptraum von Ausweglosigkeit, von Ausgeliefertsein. Eingebettet in Witzen in modrigen Verliesen und einer Balletszene, in welcher eine Frau auf dem Weg zum nahen Gifttod auf der Bühne, ein hautengens Vampirfledermauskostüme trägt … die Schwingen über große Teile der Leinwand ausbreitet, unklar ob es die Macht der Vampire ist, die uns zu umgreifen mag, oder der ihres Körpers.
großartig
Und wenn die Vampire nicht hinter ihren Masken zwischen den oberen Zehntausend oder an den Schalthebeln der Macht sitzen, dann sind sie in The Howling Cat. Einem Nachtclub am Rande der Gesellschaft, da wo es hemungslos zugeht, wo Sex, Geld und Dreck regieren, da wo der Spaß wartet … und wo Irma Vep auftritt. Eine Frau, die durch ihren rasenden Blick von dem ersten Bild an zur Legend des noch jungen Mediums Film wird. Ansonsten verfolgen diabolischen Gangster Philipe und seine Mutter. Sie haben (nicht wie heute) noch Angst vor der Demaskierung. Sie schleichen ins Haus, sind direkt an uns dran und lauern überall.
Dienstag 26.08.
großartig –
Montag 25.08.
großartig –
Nach der Scheidung von ihrem aristokratisch-herablassenden sowie fremdgehenden Mann steht der Fürstin ein Jammertal bevor. In diesen moralisch korrekten Zeiten entstehen von ihr nach der Scheidung Bilder, wie sie sich in der Öffentlichkeit mit Männern sehen lässt. So verliert sie nicht nur ihr Sorgerecht, sondern wird auch noch in die Hände eines verlotterten Schauspielers getrieben, der um seine Spielschulden zu zahlen, sie ans Theater verkauft, auf das sie sich zum Vergnügen des Pöbels auf einer gemeinen Bühne als Schauspielerin prostituiere. Nino Oxilia und sein Kameramann Giorgio Ricci nutzen alle ihnen zur Verfügung stehen Mittel, um dieses zurückhaltende Selbstportrait einer allumfassenden Prüderie in reißerischen Wassern strömen zu lassen.
Sonntag 24.08.
großartig
Einbildungskraft, Aufwachsen auf dem Land und die alkohlgeschwängerte Tristesse von Nachkriegsrotlichtvierteln in einem assoziativen Gemenge.
Sonnabend 23.08.
ok
Hab mit mir gerungen, ob ich Ben Z. und Finnlay O. überhaupt den 3. Teil zeigen soll, wegen zarten Gemütern und so, aber die haben schon am Donnerstag angefangen zu spekulieren, welcher der Guten denn sterben wird, weil das beim letzten Teil bestimmt passiert. Diese Jugend…
gut +
Die Geschichte der „verliebten Apothekerstöchter“ ist eine Nichtigkeit. In einem Mädchenpensionat erfahren die frühreifen Schülerinnen einen besonderen Sexualunterricht. Einen voller praktischer Beispiele wie das geübte Reiben an den Nippeln, an der Klitoris und das Begutachten eines Penis‘. Die Lehrerin macht vor und die Mädchen nach. Dazwischen gibt es noch die Saga einer unbefriedigten Frau und ihrem muskelbepackten Mann, der sich, nach dem er ausgiebig seinen Körper bewundert hat, sich lieber zu Bett legt, als sich um seine Gattin zu kümmern. Geradezu zwangsneurotisch lässt Regisseur Erwin C. Dietrich das ewig Gleiche in derselben Reihenfolge wiederkehren. Unterricht – unschuldige nächtliche Ausschweifungen – betrübte bzw. sich anderweitig umsehende Ehefrau. Kaum Abweichungen gibt es. Elegische Fröhlichkeit ist die Folge. Nicht Bedeutsames passiert. Hier und da ein paar Schamlippen, etwas Softsex und nirgendwo ein Wille etwas Relevantes zu erzählen. Nur Quatsch, der luftig leicht über einen hinweg zieht und von der Utopie einer Gesellschaft träumt, welche einem die Entdeckung der Sexualität ohne vorgelebte Verklemmtheit ermöglicht.
Freitag 22.08.
uff
Symbological horseshit und ein paar bedeutungsschwangere Taschenspielertricks. Aber LA JALOUSIE ist auch erst beim 5. Anlauf, als ich es tatsächlich mal über Seite 5 hinaus schaffte, zu einem meiner Lieblingsbücher geworden. Hoffnung sieht aber trotzdem anders aus.
Donnerstag 21.08.
gut –
Brauner lässt extra einen alten Hollywoodhasen kommen und bekommt vll einen der optisch nichtssagendsten Winnetou-Filme. Besonders nachdem Sam Hawkens seinen Stunt durchführt und über die Schulter, nur durch einen Spiegel schauend, eine Platzpatrone auf ein Ei zerdrückendes Kind schießt und dieses tot umfällt – eine atemraubende Szene, die einen wirklich verfolgen kann – nach diesem also verfällt OLD SHATTERHAND in gesichtlose Verfolgungen und Fortstürmungen.
Mittwoch 20.08.
großartig
In einer Zeit, als Logik niemanden interessierte, setzten sich Anthony Michael Hall und Ilan Mitchell-Smith BHs auf den Kopf, fütterten ihren Computer mit Daten über ihren Vorstellungen einer Traumfrau – wobei der abgelichtete Glaube an die Technik dieser noch neuen Sache PC fast grenzenlos ist – und spielten Frankenstein. Das magisch hereinplatzende Gewitter erweckt diese Traumfrau zum Leben und lässt zwei verklemmte Sympathen mit ihren Verkrampfungen angesicht einer Frau allein, die zwar ihre Dienerin ist, aber ihnen auch an sexueller Eigenständigkeit und um das Wissen, was sie will und wie sie es bekommt, meilenweit überlegen. WEIRD SCIENCE lässt das Nachtleben und Partys über sie hereinbrechen und hat einen Spaß mit ihnen und der großen weiten Welt der Dinge, die sich gerne ausgemalt werden, wenn jemand unberührt und alleine im Zimmer sitzt und darüber nachdenkt, was nicht alles passieren könnte.
Dienstag 19.08.
großartig +
Ein kurzer Film für mehr Brüchig- und Siffigkeit in den Städten.
nichtssagend +
Winnetou spricht nicht wie Winnetou, handelt nicht wie Winnetou und ist wie ein eingepresster Fremdkörper in dem Versuch einen Italo-Western-Winnetou-Film zu drehen, der zumindest mit dem komplett überzogenen gestelzten englischen comic-relief-Narren punktet, der an die Betrunkenen aus den Asterix-Comics erinnert. Vohrer inszeniert fast grandios, aber er hat nichts zum inszenieren. Alleine Old Firehand/Rod Cameron, der aussieht wie ein greiser, mutierter Hamster voller Gutmütigkeit, machte mich mit jedem Bild, in dem er zu sehen war, immer trauriger.
Sonntag 17.08.
verstrahlt –
Fong Sai-Yuk wurde seit seiner Kindheit von seiner Mutter in Shaolin-Kung-Fu ausgebildet. Sein Körper nimmt jeden Schmerz hin und er ist allen in seinem Umfeld überlegen. Folglich hat er nicht nur ein Problem mit Autorität, weshalb er noch in der späten Jugend noch in der Grundschule sitzt, sondern er ist schlicht dumm. Da in diesem Film Erziehung immer mit körperlicher Züchtigung verbunden ist, kommt ihm niemand bei. wie ein Kind glaubt er an seine paranoiden Kurzschlüsse, bringt damit sich und sein Umfeld in die Bredouille und hält sich dabei noch für den Größten. Der wilde Wust einer Geschichte in die DIE ERBEN DER 36 KAMMERN DER SHAOLIN versucht aber keine Moral über ihn zu ergießen. Fong Sai-Yuk macht alles falsch, treibt so den Film an und wird damit belohnt, dass er nichts dazulernen muss.
gut
Vohrer kämpft mit bunten Schangelhöhlen und optischer Finesse gegen die Übersättigung an.
Donnerstag 14.08.
großartig
Ein kurzer Film über die Möglichkeit eines Treffens.
verstrahlt
Die nach dem Exorzismus aus dem ersten Teil traumatisierte Regan lebt unter der Hand von John Boorman in einer verschlungenen Welt aus Spiegel und glatten metallischen Oberflächen im obersten Apartment eines Hochhauses. Sie ist dahin geflohen, wo alles überschaubar, weit weg von unten, von Erde, Schlamm und Körperlichkeit, wo die Luft dünn ist … zum Preis des Schwindelgefühls der Höhe. Dieser Schwindel ist der des Kopfes, verursacht durch die Abschnürung ihres mentalen Korsetts. Ihre Therapie sitzt sie in einem Raum ab, der durch Glaswände zu Zellen abgetrennt ist. Ein riesiger, bevölkerter Kopf, in dem mittels abstruser/modernster Technologie sich hinab in Regan Gedächtnis/Psyche gewagt wird … zusammen mit Richard Burton, als zweifelnder Priester kurz vorm Glaubensverlust. Daraufhin brechen Heuschrecken los, archaische afrikanische Berg- wie Glaubenswelten werden vorbeifliegen. Aus Regan Geist bricht ein wilder Wirbelsturm vor, den Boorman nie in den Griff bekommt. Alles zerbirst atemberaubend zwischen seinen Händen, weil es zu viel ist, was er will … weil es nur so aus ihm sprudelt.
Mittwoch 13.08.
gut +
Knallharte Treckergeschichte über einen Besiedlungszug, der von Harald Leipnitz‘ Ölprinz, Bösewicht von erhabener Verschlagenheit, torpediert, vom Falschspieler mit dem goldenem Herz Mario Girotti unterwandert und von comic relief Opernkomponist Heinz Erhardt beschwingt gehalten wird.
Dienstag 12.08.
großartig +
Die Bibliothèque nationale de France als düsteres Verlies, in dem Bücher in staubige Keller gezwängt werden. Wie ein Krebs frisst sich sich in den Boden und in die Luft … nichts vergessen wollend, alles behalten, nichts sterben lassen. Für immer katalogisiert in dunklen Ecken abgestellt. Und auf diesem krankhaften Archivierungsgeschwulst sitzt ein Ameisenhaufen. Leute, die hineingreifen und tatsächlich einige Bücher und Gedanken wieder ans Tageslicht holen, sich ihren Köpfe damit durchpusten und noch mehr schaffen. Blüten, die kurzzeitig sprießen werden … und vll wieder in der Bibliothèque nationale de France verenden.
großartig –
Im Mittelpunkt wie immer ein paar Weiße … zwischen den Fronten zwischen Banditen und Indianern, die zwar Opfer sind, aber durch ihren Hass (und ihre Alkoholsucht) zum Problem für die Weißen werden. Die unschuldigen Weißen. Winnetou, der immer wieder sagt, dass er an das Gute und Schlechten in allen Menschen glaubt, sieht weiterhin nicht, dass er damit seiner Vernichtung in die Hand spielt. Er ist edel (durch einen Deutschen zivilisiert) und damit ein Freund der unschuldigen Weißen. In der Masse kann es einem ganz schön auf den Keks gehen, die Wiederkehr der ewig gleichen Lügen von Edelsinn und Gutmütigkeit. Aber dann sind da auch das Tal mit den Schlangen, dass mir nicht aus dem Kopf gehen will. Seit Jahrzehnten.
Montag 11.08.
gut
Kurzdokumentation über die Tristesse in englischen Bars und alkoholgeschwängertes Warten auf die schönen Tage.
gut
Glamour auf der Bühne und das Umziehen, die Vertragsverhandlungen und das Leben in der Umkleide. Die Romantik der Erotik auf der einen Seite und die triste Romantik des Malochens auf der anderen … zumindest durch Davis‘ Kamera. Ebenfalls eine kurze Doku.
gut
Ich habe als Kind nie Filme mit Old Surehand sehen wollen, weil der wie ein Tattergreis aussah. Vor allem da er den in Stein gemeißelten Lex Barker ersetzte. Dabei ist Stewart Granger tatsächlich der flippigste aller Winnetou Mitstreiter.
Sonnabend 09.08.
nichtssagend –
Die leicht gammligen Überreste der Commedia All’italiana, in denen Bud Spencer als ehemaliger Boxer verbraten wird, der seinen Nachfolger trainiert und am Ende mit seinen Fäusten für Gerechtigkeit sorgt.
verstrahlt
Erwin C. Dietrich lässt „Die Stewardessen“ mit einer Texttafel beginnen, die besagt, dass dies hier nur Phantasie ist und kein Report. Er lässt vier Stewardessen, erotische Silhouetten von Lebewesen, in diverse Situationen kommen, wo sie sich schnell nackt machen und sich vergnügen. Aber mit was bekommen sie es zu tun? Ein böser Antrieb, ein Drang nach Wahrheit lässt eine unfassbare Parade von Männern los. Männer in deren Köpfen die phantastisch-erotischen Begegnungen wünschgeträumt nisten, welche in „Die Stewardessen“ ablaufen. Aber sonst haben diese Herren nichts mit Erotik zu schaffen. Lustgreise, lächerliche Machos, abgewrackte wie eingebildete Revoluzzer und großbürgerliche Wohlstandshippies. Womit die Stewardessen sich herumschlagen müssen, soll entweder eine Strafe für ihre Sexualität sein, ist Ausgeburt des Selbsthass der Macher oder ein garstiger Abgesang auf die Köpfe, denen solche Phantasien entspringen. Alles ist möglich, das Gehirn muss kapitulieren. Der Spaß bleibt.
fantastisch –
So Zeug über Filmschauen, Melodramen, Erinnerung und ich weiß nicht was.
Freitag 08.08.
gut
Sich ausziehende Frauen und brutale, wie sinnlose Haartransplantationen. Säufer und wie sie ausgenommen werden. Ein London-Mondo, der die triste Realität zeigt, das grau in grau, welches hinter der glizendern Fassade des Swinging London wartet.
uff
TV-Optik, kurz vor Hörspiel, und hausbackene Twists, Twists, Twists.
Mittwoch 06.08.
gut
Winnetou und Jungoffizier Mario Girotti lieben die selbe Frau. Doch bei Winnetou gibt es kein Melodram, der strahlende Held verzichtet anstandslos … für die Menschen, das Glück, die Zukunft. Und wir, die Geschichte der USA kennend, wissen, alles umsonst. Schade.
Montag 04.08.
ätzend
… und das Schlimmste ist, dass THE WEDDING PACT, so low brow (kein Geld, Star oder Talent) wie es vom Ansatz her ist, nicht sich gehen lässt und macht, was nur gemacht werden kann, wenn niemand das große Geld und die Massen im Kinosaal erwartet, sondern sich an das Format RomCom und den Status Quo von Anstand und Gefälligkeit anbiedert … wie ein Anti-Roger-Corman-Film. Kein Herz. Kein Mut.
Sonnabend 02.08.
fantastisch
Wenn Gene Kelly oder Fred Astaire die Hauptrolle in einem Film spielen, dann geht es um Menschen wie Götter. Übermenschen die tanzendes Schritts jedes Problem aus lockerster Hüfte verschwinden lassen. In HEISSER SOMMER wird sich, der ideologischen Linie seines Produktionslandes folgend, nicht solchen Sehnsüchten von individueller Perfektion hingegeben. In der idyllischen Hüpfeburg eines realsozialistischen Utopia von Kameradschaft und bodenständigem Glamour ohne Glamour suchen zwei Gruppen, 11 Mädchen und 10 Jungs, schöne Sommerferien und privates Glück. Dabei singen sie zwar göttliche Melodien des Glücks, Euphoriebomben des Überschwangs, aber sie tanzen und handeln dazu wie Millionen andere Zuschauer von Gene Kelly und Fred Astaire. Sprich sie sind Menschen, die gerne wie die Stars und Sternchen in den Filmen wären, aber sehen aus wie aus der Nacht der tanzenden Besenstiele entsprungen. Sie sind peinlich und gerade deshalb liebenswert. Weil sie wie wir sind. Außer Tritt mit unseren Träumen, aber voll Gefühl und Liebe zu ihnen. Im Glauben an sie lebend und liebend. Und am Ende bekommt der FDJ-Paragraphenreiter als Einziger keine Frau ab, obwohl noch Hauptpreis Chris Doerk winkt. Göttlich.
ok +
Gut und professionell, das können weiterhin vor allem die Frauen. Aber wer will schon gute und professionelle Nachrichten. Deshalb erfindet Ron Burgundy das moderne Nachrichtenwesen … und wird dabei meist in aufgewärmte Witze gepackt. Nur die Flöte bleibt diesmal trocken.
Freitag 01.08.
großartig
Das geschlechterkämpfende Äquivalent zu H.G. Wells ZEITMASCHINE mit Schlaghosen. Nur das Will Ferrell seine plastische Vision nicht in die Zukunft verlegt, sondern in eine stereotype, geträumte 70er-Jahre-Welt. Nach Jahrhunderten des Patriarchats sind Männer in der Komfortzone des Herrschens zu knuddeligen und eingebildeten Deppen geworden, die jede Herablassung am anderen Geschlecht durch ihre süße Hilflosigkeit wettmachen und durch Easy-Listening-Flötenkünste oder andere süße Nichtigkeiten sich in Verführer verwandeln können. Dazu geben sie sich wahnwitzigen Kämpfen mit ihren Artgenossen hin. So süß und hilflos wie kleine Kinder. Wer will so jemanden denn böses tun? Kurz eine Welt einfältiger Teddybären, welche durch die Emanzipation zwar ins Wanken gerät, aber gerade hier ihre Stützen offenlegt.
Juli
Mittwoch 30.07.
(fantastisch)
Dienstag 29.07.
großartig
Lustige Geräusche in der Synchro beim Kämpfen. Trockene Witze entweder ignoriert oder gleich rausgenommen. Ebenso wie die lästige Botschaft bei Shredders Tod, welchen er durch seinen Hass und seine Gewaltbereitschaft selbst herbeiführt, die in der deutschen Kinoversion rausgeschnitten fehlt. Zudem jede popkulturelle Referenz entfernt … bis auf Critters. Die beiden Version kurz hintereinander zu sehen, da komme ich mir leicht für dumm verkauft vor.
Sonntag 27.07.
fantastisch –
Ein Rausch der Töne, Farben und idiosynkratischen Darstellungen von Musik und Menschen. Anthropologische Bibliotheksabteilungen könnten hierüber gefüllt werden und die Bibliotheksleiter würden vor Glück flaschenweise Sekt über sich ergießen lassen.
fantastisch –
Der ungewandte Kampf gegen den verklemmten Krampf der 50er Jahre. Einige Freundinnen treffen sich in einem Strandhaus, wo sie ihren Urlaub zusammen verbringen wollen. La dolce vita wollen sie genießen. Meer, Party und auch etwas Erotik sollen es sein. Doch spätestens an letzterem verzweifeln sie, unfähig sich ausleben zu können. Die Welt um sie bricht in den 60ern auf und sie folgen dem Glamour der neuen Freiheit. Sich selbst kann entdeckt werden. Eine der Frauen erforscht beispielsweise zaghaft ihre Homosexualität … und ist damit diejenige mit der herausragensten Entdeckung. Für die meisten ist dieses Wunderland, in dem das Leben wirklich genossen werden kann ein unerreichbares Utopia. Die immergleichen schwarz-weißen Aufnahmen ihrer immergleichen Kartenspiele, zwanghaft wiederkehrend, die schüchternen ihrer sexuellen Erkundungen, die oft mit erstarrten von emotionalem Aufruhr verbunden, die ungelenken der Selbstzerstörung, sie alle sprechen von der Unsicherheit, von dem Suchen nach Halt, von dem Krampf angesichts dessen, dass sie nie gelernt haben sich hinzugeben. Karg wäre dieser unbeholfene Tanz, wenn die Musik nicht wäre. Die treibenden Märsche, die Jazz-Schlagzeuge, die fast durchgängig alles untermalen, antreiben und von den gierigen Bedürfnissen sprechen, von den sprudelnden Emotionen, die irgendwo unter der Oberfläche lauern. Und da wo Unsicherheit ist, da ist natürlich auch Garstigkeit nicht weit. In DAS STRANDHAUS sitzt sie wie eine Spinne im Netz. Eine der Freundinnen, stichelt und intrigiert. Sie zerstört Liebschaften und bricht die Leute um sich. Und nur zu gerne wird sie dabei von allen anderen unterstützt, andere zu drangsalieren oder gleich sich selbst … entweder schaffen sie sich Sicherheit durch das Treten nach unten oder sie geben sich eben ihrer Unsicherheit hin. Und so wankt DAS STRANDHAUS dahin, obwohl so ruhig und schlicht aussehend, bis das garstige Ende schließlich schmerzlich klar macht, wie komplex alles hinter der ausgestellten Naivität ist.
verstrahlt +
Roy Black rief den totalen Verzicht aus, wortwörtlich, und ein Kinosaal folgte ihm schlendernd und beschwingt bei seiner gemütlichen Wanderung durch eine knuddelige Heide.
fantastisch –
großartig
Sonnabend 26.07.
verstrahlt
Ein Lehrer gibt den Kolonialherrn der sexuellen Aufklärung. Ruhig und erhaben weiß er um die Verwirrung seines Gegenübers und handelt dementsprechend mit der ruhigen Hand. Und DAS RECHT AUF LIEBE erzählt die Geschichte wie sie ihm gefällt … ohne Schmutz und überstehende Probleme. Alles schön sauber.
großartig +
Eine Frau kommt in eine Hafenstadt und verdreht den Männern in zwei Fischfangfamilien den Männern die Köpfe. Oder besser, es ist eine Familie, durch vergangene Bande verknüpft, in einem stickigen Haus lebend. Die Enge der Provinz in diesen dunklen, engen Wänden eingefangen. Wo Opas und Muttis, Brüder und Schwestern, jeder alles mitbekommt … und urteilt. Ewig urteilt. Und in diesen drückenden Mief bringt der Träumer und chronischer Realitätsausschmücker Guillaume, ein begossener Pudel, der jeden erhaltenen Schlag nur noch schulterzuckend mit trauriger Resignation über die Missgünstigkeit der Leute abtut … dieser bringt also Belinda Lee an diesen Ort. Keine femme fatal, keine Intrigantin, nur eine sich nach Rettung, Strohhalmen und einem erträglichem Leben klammernde Frau mit Reizen. Sie schwankt zwischen Guillaume und seinem Brüder, tüchtig, selbstsicher, despotisch, einem Mann … und sie bringt damit alles zum Schwanken. Immer mehr regnet es, immer fragiler werden die Banden und immer drückender die Urteile … und immer höher wogen die Gefühle. Romantik bis es weh tut. So schön.
großartig –
Gefühlvoll ging es in dieser Nacht weiter. Nur zarter. Flüchtiger. Peinlicher. Unausgegorener. Emotional brutaler. Ein jugendlicher Film.
Schlaftrunken
UNDERGROUND (Regie und Jahr unbekannt)
HEDONISTIC COMMUNICATION (Regie und Jahr unbekannt)
EVEREADY HARTON IN BURIED TREASURE (Regie: Unbekannt, USA 1928)
***
Fast vollständig verschlafen. Dröhnende und schwurbelnde Musik drang zu mir vor. Mehr nicht.
nichtssagend
Lieblos aufbereitete Körper, deren Fleischeslust für wenig erbauliche Kalauer herhalten müssen. Franz Josef Gottlieb does not approve.
Freitag 25.07.
Bewertung s.u.
SIGI GÖTZ COLLECTOR’S ITEM (Ulrich Mannes, D 1998) [16mm] großartig
DIE SGE-MAKING-OF-TRILOGIE (Ulrich Mannes, D 2008 – 2012) [DVD] gut +
ZEUGEN DES JAHRHUNDERTS (Ulrich Mannes, Rainer Knepperges, D 2003 – 2008) [DVD] großartig
ERICH LUSMANN (Rainer Knepperges, D 2008) [DVD] großartig +
SERGE RIPPENANKER (Rainer Knepperges, D 2008) [DVD] großartig +
DIE ÜBERGABE (Ulrich Mannes, D 2001) [DVD] gut
DAS MÄDCHEN MIT DER ELEKTROMAGNETISCHEN AUSSTRAHLUNG – EIN TRAILER (Ulrich Mannes, D 2006) [DVD] gut
DAS NASSE GRAB DER GRENZBANDITEN (Christian Mrasek, Rainer Knepperges, D 1997) [DVD] gut
großartig +
Aus dem Konvent direkt in eine kochende Erotikexotik – eine Frau geht ihren Weg … und schaut dabei mit kullernden Augen der Unschuld. Schwitzende Bildern, schwitzende Figuren, alles zugeschnürt vom Versuch anständig beim Filmemachen zu bleiben, wodurch VANESSA halbdement durch das Glück taumelt.
(großartig)
Die Schlafstunden beim Kongress gingen weiter. Einen StÜF wohl aber nicht verpasst, sondern in den wachen Minuten überraschend beschwingten Quatsch gesehen. Franz Josef Gottlieb hätte es nicht besser machen können. Hihi.
(radioaktiv)
Ich habe düstere Erinnerungen an flache Bilder, aus denen jedes Leben verschwunden ist. An Krankheit, Gewalt und Perversion. An Leute am Abgrund ihrer Seele. Weine! Weine! Bestie Mensch! Oder lache irre. Ja, lache.
ohne Bewertung
SEXUALERZIEHUNG IM 10. SCHULJAHR: DER WEIBLICHE ZYKLUS (???)
KONTAKTE NACH FÜNF [Assembly Line] (Morton Heilig, USA 1962)
TYPISCH WEIBER! (Walter Harrich, Claus Strigel, Bertram Verhaag, BRD 1981) Erholungslandschaft spanische Mittelmeerküste (Herbert Apelt, BRD 1983)
***
Frequenzielles rein- und rausschwingen aus Träumen in wache Momente von erschreckenden Visionen über das düstere Herz einer Gesellschaft am Rande des Postindustrialismus. Eine Erfahrung.
Donnerstag 24.07.
(großartig)
Die boomende deutsche Wirtschaft hat Schuld. Bauarbeiter setzen sich vor Fertigstellung eines St. Tropeten Luxushotels nach Deutschland ab – Gastarbeiter verdienen einfach zu gut – weshalb deutsche Familien, Benimmschulmädchengruppen, Jungunternehmer, Aufschneider und jugendliche Rebellinnen, die auf Tischen tanzen, auf dass ihre Familien wieder zusammenfindet, ihren wohlverdienten Urlaub in Zelten zwischen Baustelle und Meer zubringen müssen. Liebestollereien, Schlager, Slapstick und freche Tristkindstreiche finden sich wie Sand am Meer. I … Like … The Beatles.
großartig +
So eine Frau zu lieben ist wie ein Supermarkt. Man bekommt alles, aber am Ende steht man dann an der Kasse. So ungefähr wird dem zerknirschten Emilio geraten, der sich selbstzerstörerisch an eine amour fou klammert. Der Film beginnt gnadenlos mit Sehnsucht. Emilio kommt nach Hause in sein Appartement, wo nur seine Schwester auf ihn wartet. Eine muffige, nach Inzest stinkende Nobelbude, in der seine Schwester seine Mutter geworden ist … wenn nicht mehr. Ein unbestimmte Atmosphäre eines Kerkers geht von Wänden, Möbeln und Schatten aus. Die Bilder driften aber immer wieder an einen unverbindlichen Quickie ab. Mit Verlangen tönen die Streicher. Dargestellt wie eine mythologische Begegnung zweier Menschen, deren Lust in der Luft liegt und beide anzieht, bewegen beide sich in einem langsamen Tanz aufeinander zu. Lange zieht es sich hin … und es sollte nie enden. Hier ist GUILA am schönsten. Wer bei klarem Verstand ist, wird Emilios Handeln danach nicht verstehen können und immer wieder mit der Kasse argumentieren. Das er Guilia nach dem Treffen hinterher läuft, mag nach diesen Bildern kaum verwundern. Doch wie er es macht … Würdelos und herablassend hängt er sich an sie. Will geliebt werden, grenzenlos. Das Problem ist Guilia, deren Gefühl nie klar werden, die aber erobert werden möchte. Sie schmeißt es ihm ins Gesicht, nachdem sie sich mit einem anderen vor seinen Augen halbnackt Spielchen hingegeben hat, wie es Liebe sein kann, wenn er sowas sich ansehen kann. Und so wollen beide Bestätigung, er will mit seinen Dackelaugen Liebe erpressen und sie möchte es mit ihren schmierigen Verhalten. Wären nicht die Bilder des Verlangens gewesen, nichts würde Sinn machen, so wie die Spiegelung, die Schwester wirft sich einem Hallodri an den Hals, in ihrer manischen Exaltiertheit nur angesichts Emilios Ängste Sinn machen.
verstrahlt +
Lieber Rhythmen als Logarithmen. Ältere, abgeklärte Lehrer waren der Schwarm der (un)sittsamen Mädchen … so erzählt uns WEGEN VERFÜHRUNG MINDERJÄHRIGER. Denn tatsächlich sind die Minderjährigen hier die Verführer. Ein Mädchen fällt wie eine Kralle über die Sittsamkeit des Musiklehrers her und bringt ihn so unwillentlich vors Gericht, weil der Schritt der anderen Mädchen vor Eifersucht überquillt und weil der Exfreund des Mädchens den Lehrer anzeigt. WEGEN VERFÜHRUNG MINDERJÄHRIGER scheint einem zeigen zu wollen, wie die Jugend vor Energie und Lust überschäumend fast zwangsläufig einer Verderbtheit anheimfällt. Es gibt zwar auch das Unschuldige in der Jugend, aber das besteht nur in den Gefühlen zu den Eltern. Der Exfreund beispielsweise ist aber kaum zu halten. Er skandiert den gesamten Film lang, dass das Mädchen sein Eigentum sei, sie ihm weggenommen wurde uswusf., ohne dass irgendjemand auch nur einmal Einspruch erheben würde, dass niemand jemandes Eigentum ist. Wie ein Mantra bellt er es in die Luft wie ein tollwütiger Hund … jede Rationalität abblitzen lassend. Er lässt seiner Phantasie hemmungslos freien Lauf. Wirft mit schmutzigen Anschuldigen um sich, windet sich, geifert und will für seinen Schmerz bestrafen. Wenn seine Taten aber endlich dazu geführt haben, dass seine Phantasie wahr wird, dann rennt er weg … sein Spielzeug (die Phantasie um das Mädchen) fallen lassend. Ein Film über Angst … dass wenn selbst abgeklärte Musiklehrer dieser jugendlichen Vernichtungskraft (die Jungs durch Gewalt, die Mädchen durch Tratsch und ihre Körper) anheimfallen, wer dann noch sicher ist … der sich mit Bildern und Dramatik eines gesellschaftskritischen Realismus zu kontrollieren sucht und sich der Wahrheit dieses Melodramas versichert.
((uff))
Fast alles verschlafen. Aber die Kalauerdichte in meinen wachen Minuten war unbeschreiblich. Ein wohliges Entsetzen versprach dies.
Montag 21.07.
großartig –
Pussyface kämpft im Initiationsritus gegen riesige, laufende Penisse und muss diese restlos töten, weil sie sonst alles zerstören. Dazwischen die Menschen. Sigmund Freud würde an seiner riesigen, dicken Zigarre ziehen und mutmaßen, dass da etwas Sexuelles im Busch ist.
Sonntag 20.07.
radioaktiv –
Der Förster vom Silberwald flieht vor der Missgunst der kleingeistigen Waldbewohner nach Afrika, wo ihn die Malaria fast zerstört. Eine Passionsgeschichte wie ein klarer Bach … von Rudolf Lenz‘ Schweiß gesalzen.
radioaktiv +
Achten Sie auf ihren Kiefer, denn wahrlich ich sage Ihnen, er wird ob all der heiteren, herzerwärmenden Unschuld gen Boden plumpsen. Meine Augen trockneten durch mein ungläubiges Starren aus. Keine Wörter können beschreiben, was hier geschieht. It has to be seen to be believed.
(uff)
Der größte Stinker folgte Hand auf Fuß auf das Festival des miefigen Films. Kosugi Shô und Jean-Claude van Damme prügeln sich (in you give blu-ray a bad name-Wachsoptik) durch den Kalten Krieg … wobei es sicherlich nicht von Übel gewesen wäre, wenn hier mehr geprügelt worden und weniger Füllhandlung vorhanden gewesen wäre.
Sonnabend 19.07.
uff
Auch wenn es Christoph und Sano nicht schmeckt, mir war Moser als fleischgewordener BRINGING UP BABY-Streß nichts. Kaum auszuhalten, besonders wenn Theo Lingen die erheiternste Figur im Film ist. Der härteste Film des Festivals des miefigen Films.
großartig +
Eifersucht im Silberwald, die sich an den Tieren in Form eines Wilderers abreagiert. Dazu noch ein dekadentes Stadtpaar, welches die Gefühlswallungen und- verirrungen anpeitscht. Ein wahres Labyrinth der Emotionen gegen deren Wände die Jäger, Großbauern, Försterlieseln, Mägde und Städter anrennen. Dazwischen natürlich Tiere, Wald und der kleine Heinzl. Ein komplexes Metameisterwerk über Nachkriegsdeutschland, welches auch Unsere heitere Kernschmelze im Untertitel hätte heißen können.
fantastisch
Ein pumpender, animalischer Film, in dem Aerobics and Slimnastics unverschämt offensichtlich als Stand-Ins für die Sexszenen dienen. Wenn an einem Punkt John Travolta völlig erschöpft seine Trainerin ängstlich anschaut, weil er nicht mehr kann und sie ihn antreibt, antreibt, antreibt, dann ist es Wonne pur. Hollywood war nie geiler. Das Ganze in einem strammem, wenn auch wenig geschliefernem … dafür atmendem Plot in Knie weich machenden Bildern. Ein Film für Kopf, Herz, Bauch, Schritt und die Waden.
(großartig)
Viel verschlafen, aber es schien mir ein wunderbarer Reigen von Unschuld und Spaß zu sein. Wenn die Mädchen halt vom kessen Jazzer Harald Juhnke träumen, dann kommt nichts in trockene Tücher.
(verstrahlt)
In einer guten Welt stammt dieser Film aus der Feder Bertolt Brechts, der seinen Hass auf Pauker-Filme in dieser ätzenden Satire ergießt und den Machern überzogen ungelenkt und unspritzig (d.i. knüppelhart) vorführt wie ungelenkt und unspritzig (d.i. knüppelhart) er die Kalauerparaden in dieser Art von Schlagerkomödie findet. In unserer Welt hat Christoph wohl Recht getan, weil er einen sich unverschämt genießenden Sano des Öfteren verzweifelt mit dem Kissen schlug und mich damit immer mal wieder aufweckte.
Freitag 18.07.
großartig
Während Christoph in meiner Küche kochte, setzte sich Sano hin und schaute Turtles … und ich hörte das erste Mal ihre originalen Stimmen und war überrascht, was für einen dicken (auch nicht sehr, tatsächlich, wenn die Gewöhnung einsetzt) italiensichen Akzent sie haben. Ich hörte, dass die ganzen Klingeln und Töne bei den Schlägen Erfindungen der deutschen Synchro sind. Selbst die Musik war anders. Alles in allem ist der Originalton weniger quietschvergnügt. Dafür ein Film, der toll erzählt ist. Mit kleinen, wenig effekthascherischen Plansequenzen und einem Mittelteil, in dem einfach einmal nichts passiert. Die Action ist weg und die Turtles sind gestrandet … wie dekandent das aus heutiger sicht schon wirkt.
verstrahlt
Wenn die älteren Menschen hier von ihrer alten Heimat sprechen und die Musik von melancholischen Mitleidsstreichern angehoben wird, wenn Tausende in Trachten durch das Dorf ziehen, dann wurde mir Heidenangst. Das Sudetenland schien nicht mehr sicher. Aber vor allem überschlägt sich der unbedarfte Frohsinn bei diesem Geschlechtsverwechslungsspaß, dieser Liebesgeschichte die zwei Stadtmenschen in ein idyllisches Dorf führt, in das sie sich gleich verlieben, in die eigensinnigen Landmädchen wie in Diener Cherubin, die natürlich ein und die selbe sind. … Aber vor allem Cherubin, was für ein Name, der sich schon nach Romantik, weißen Porzellanengeln und tiefen Schlaf anhört. Er steht sinnbildlich für diesen Film.
(radioaktiv –)
Ich habe viel verschlafen und weiß nicht mehr worum es ging. SOS Kinderdörfer sehe ich vor dem geistigen Auge, eine sich aufopfernde Dame mit 10 Kindern, Rudolf Lenz als Plattenproduzent, der sie liebt, eine Restaurantszene, wo tolles passiert sein muss, ein verschwundener Junge und einen Familienkonflikt. Nur Bruchstücke sind geblieben. Was sich aber eingebrannt hat, dass waren die Bilder von Kindern vieler Rassen, die durch die Heide (?) wandern oder im Auto fahren und Lieder singen. Doch die Lippen bewegen sich nicht einmal ansatzweise synchron mit dem Gesang. Als ob jemand ihnen Worte und Stimmen aufzwingt, als ob etwas überdeckt werden soll. Sicherlich nur mieser Gesang und fehlende Deutschkenntnisse, aber in einem solchen Film ist dieses beklemmedne Gefühl von Zensur und Unterdrückung nicht nur passend, sondern gibt dem Horror ein beunruhigendes Gesicht. Ein fröhlicher Film.
verstrahlt +
Die Müdigkeit war verflogen und Büld machte unbeschreibliches. Adrenalin pumpte durch meine Adern. Aus welcher Welt kam dieser Film?
Sonntag 13.07.
verstrahlt
Einerseits handelt FIELD OF DREAMS von Midlife-Crisis und dem Bedauern eines Sohnes, sich nicht mit seinem Vater vor dessen Tod ausgesprochen zu haben. Andererseits geht es um Kevin Costner, der Stimmen im Kornfeld hört, die ihm sagen, dass tote Baseballspieler kommen werden, wenn er auf diesem ein Baseballfeld baut. Es geht darum, dass dies wirklich passiert und jeder, der diesen Stimmen nicht hemmungslos folgt und der die toten Baseballspieler nicht sieht, dass der ein biederer Bürokrat ist, der das Träumen verlernt hat und ein Arsch. FIELD OF DREAMS ist großes Hollywood-Kino und hemmungsloser (hemmungslos keuscher) Film gegen die Realität … so hemmungslos, dass es einem im ersten Moment erscheinen kann, dass er die unterdrückten Massen mit Opium in ihrem erfahrenen Unrecht glücklich werden lässt, ihnen kurz Mohn ins Auge bläst und den Bänkern das Feld überlässt, die vll nicht träumen können, aber wenigstens nicht Obdachlos werden, solange die Träumer dermassen wie Kevin Costner ihr wirtschaftliches Überleben in den Sand setzen. Aber FIELDS OF DREAMS ist das alles, ein Film über Hollywood, über das Leben, der subversiv wie reaktionär ist, aber einem in seiner grenzlosen Gutartigkeit an der Oberfläche schon unglaublich anstrahlt.
Freitag 11.07.
großartig
Stereotype Afroraben, miese Mitelefantendamen und eine acidgeschwängerte Traumsequenz. DUMBO ist nicht immer einfach zu lieben und in seiner Dramturgie wirklich abgestanden, aber er hat eben sympathische Afroraben und einen süßen Elefanten mit riesigen Schlappohren, der träumt, wie es sich Timothy Leary nicht besser ausmalen kann. Ich habe dabei DUMBO erstmalig gesehen und kannte vorher nur das Bilderbuch, welches aus Bildstills bestand. Ich erkannte sie regelmäßig wieder … mit diesem Kribbeln, dass entsteht, wenn etwas sehr Vertrautes nach langer, langer Zeit wieder vor uns steht … aber der Traum hat, so scheint ’s, in dem meiner Wahrnehmung kaum Platz eingenommen … falls er im Buch war. Kindliche Ausblendung, Dramaturgen oder Sittenwächter, egal, das Schönste habe ich so neu entdecken können.
Donnerstag 10.07.
gut
Mittoch 09.07.
ok –
Verzichtsode in völliger Erstarrung. Eine Frau geht mit Männern ins Bett um die Geschäfte ihrer Firma anzukurbeln. Ehrerbietig und gefühllos tut sie ihren Job, wie die verantwortlichen Filmemacher … bis am Ende alles leuchtet. Sandwichsex wird dabei zur lustvollen Geste eines verwickelten Verzichts. Mit dieser Traumerfüllung überfordert sie die Männer und vertreibt sie aus ihrem Leben. Glücklich von Sex befreit verschwindet sie daraufhin mit ihrer Tochter in einen sonnigen Tag, während sich die Männer verkatert, verwirrt und unglücklich von der U-Bahn zurück in die Welt ihrer keuschen Romantik kutschieren lassen, wo sie alles verstehen.
Montag 07.07.
großartig
Eine Parade von potentiellen Einspielern für eine Schauspieloscar beendet diese ansonsten so stille Kitschoperette.
(großartig)
Sonntag 06.07.
radioaktiv –
Rape & Revenge, wie es in der CAT III kaum einen schöneren gibt. Shakespears goldene Feder wird in schranzig-triefendes Neon übersetzt, dass gerne von grimmigen Abartigkeiten in leichtherzige Kampftrainingmonatgen eines Rollstuhlfahrers wechselt und Spaß wirklich nur den geifernden, hemmungslos asozialen Subjekten zugesteht. Himmelschreiende Quacksalberdiagnosen über eine undefinierbare Geschlechtskrankheit, von der nur klar wird, dass sie wirklich fies ist, inklusive.
Sonnabend 05.07.
fantastisch –
Aus dem Kino gekommen. Geweint.
nichtssagend
Teilnahmslos erzählt ein Schüler des fiktiven Wissenschaftlers und Messias‘ einer Krankheit, Antoine Rough, von dieser neuen Krankheit, von Devolution, von Entwicklung, von neuen Sexualitäten und seinem Leben, während er durch kalte Bilder wandelt. An einem Moment sagt er so, was ich den Bildern, Geschehnissen und Motiven gegenüber fühle: Their purposes are as yet opaque to me. CRIMES OF THE FUTURE erzählt aus einer beachtlichen Distanz heraus. Der Ton stammt nicht aus den Bildern, sondern kommentiert diese. Der Hauptdarsteller konferiert beständig, ruhig und emotionslos über Dinge, die auch für ihn abstrakt, ohne Konsequenz für sein Leben zu bleiben scheinen. Degeneration, Perversion, Lust und Wahnsinn werden wie außerweltliche Erfahrungen porträtiert, die mich nirgendwo erreichen.
uff
Cheeta! What you drink? … Schnaps?! Anders ist diese Trübnis in schön gleichmäßig ausgeleuchteten Bildern mitunter vll auch nicht zu ertragen.
großartig
Betrugsabenteuer turns Größenwahnsinnsdrama turns tearjerker.
Freitag 04.07.
uff
Ich habe jedem, der nicht schnell genug wegkam, erzählt, dass dieser Film gut sein muss. Weil das Bild im Katalog von Il cinema ritrovato dies beschwor und mich umnebelte. Dieses Bild war nach 5 Minuten des Films abgearbeitet und es blieb die schreckliche Vermutung, dass HEISSER SOMMER für Leute, die ihn nicht mögen, so aussehen muss … wie ADVENTURES OF A SONG für mich aussah. Nach dem Film jedenfalls haben wir das Kino verlassen, wo Lukas F. schon im noch kühlem Schatten wartete und es war vll der erste und einzige Moment, wo wir vollkommen einer Meinung waren. Zum Glück war es vorbei.
ok
Jenny J.’s Einwurf, dass I VAMPIRI mit Maciste in der Hauptrolle, anstatt des nichtssagenden Reporters, ein toller Film wäre, konnte sich auch I VAMPIRI-Verächter Christoph nicht entziehen.
großartig +
Dreckige Männer reiten durch eine dreckige Wüste um dreckige Dinge mit einem Oppa mit Dreckkruste und dessen Tochter, relativ sauber, zu machen … wie Gold klauen.
gut –
Mitunter sieht es aus, wie der erste Tonfilm eines Stummfilmregisseurs. Besonders wenn Bösewichte diabolisch erstarrt in die Kamera starren … oder die Helden erschreckt. Und dann ist da noch der Zirkus, dessen Aufführung den Film lange übernehmen wird.
gut
Ouvertüre mit ca. 70-köpfigen Chor. War ein sehr intensives Erlebnis, so gekonnt angeschrieen zu werden. Es war auch intensiv, wenn die letzte halbe Stunde mein Genick jedesmal knackte, wenn ich meinen Kopf bewegte. Opernsessel in Bologna sind kein Ponyhof. Leider trübte sich CABIRIA auch arg aus. Zudem ein Hoch auf denjenigen, der auf die Idee kam, nicht immer vorher in Zwischentiteln zu erklären, was daraufhin zu sehen sein wird, sondern dieses mit geschriebenen Dialogen zu vermitteln. Bei CABIRIA war diese noch nicht angekommen. Dafür ein muskulöser Klops, der durch beachtliche Götzentempel klettert. Das reicht ja auch.
Donnerstag 03.07.
gut +
Jakub betritt, von krobgekörnten Bildern festgehalten, eine polnische Universität. Darin skandieren nationalistische Studenten gegen Juden. Der zweite Weltkrieg steht kurz bevor, Steine fliegen wehement, brennendes oder zerrissenes Papier tänzelnd. Ein Mann stirbt und Jakub, Ziel der Steine, landet wegen Mord im Knast. SAMSON lässt seinen Hauptdarsteller nach einem träumerischen Beginn vor allem in Zellen sitzen, durch eine von Nazis besetzten Stadt nach einen Weg ins Ghetto suchen, weil er zu seinesgleichen möchte und sich überall erkannt fühlt, und in einem Schauckelstuhl im Keller wartend. Der Traum bzw. das Trauma des Beginns wird bitter. Je weniger SAMSON nach Traum aussieht, desto mehr verliert Jakub den Kontakt zur Realität. Er hält aus, seine Schuld, die er fühlt, die, die an ihn herangetragen wird, seine Identität, eine Welt, die ihn nicht haben möchte oder nur im Keller versteckt bei sich behalten kann, einen Salon mit seiner Abendgesellschaft, die den Roten Tod vor den Toren trotzt. An welche Realität soll er sich auch halten?
großartig
Die schwammige Poesie eines nekrophilen Wissenschaftlers, den der Zahn tropft, wenn er sich nur über eine Leiche beugt, und der seine Frauen in einen todesähnlichen Zustand bringen muss, damit ihm so richtig einer abgeht. Untote Frauen ziehen durch herrschaftliche Villas und verschreckte durch ein Ambiente, welches das prunkvolle, innenarchitektonische Äquivalent eines seit Wochen vor sich hinfaulenden Fruchtkorbs ist. Dazu Milchgläser und andere Anspielungen auf die titelgebende Regiereferenz. Fertig ist ein Cocktail, der langsam dahin schlendert, seine Ingredienzien seelenruhig wie ratlos auslotet und seltsame Blüten davon trägt.
großartig +
I’m down and out / My life is in the gutter singen hier fast alle. Die Bergarbeiter, die für einen Hungerlohn ihr Leben riskieren, die Barhostesse und ihre Chefin, die auf den selben Bergmann stehen, die Männer, auf die wirklich niemand steht, die Kinder, die vernachlässigt werden von den Erwachsenen, die nur ihre Probleme sehen. Und so sehr die Leiden von den Allgemeinplätzen dieser Welt stammen, so aufregend wie beiläufig sind sie erzählt. Wie in diesem kurzen Song, der immer wieder begonnen wird.
Einzelwertung s.u.
A LADY AND HER MAID (Bert Angeles, USA 1913) ok +
THE LOAN SHARK KING (Van Dyke Brooke, USA 1914) nichtssagend
THE SHOP GIRL DETECTIVE (USA 1914) nichtssagend
verstrahlt
Das perfekte Gegenstück zu THE THIRTSY ONE, Guru Dutts Beitrag von vor drei Tagen. War dort die Innenansicht einen Alkoholikers zu sehen und wie er in leuchtenden Farben leidet, weil alle außer ihm schlecht sind, so bietet KAAGAZ KE PHOOL die Außenansicht. Ein Filmregisseur, der vor seinen Problemen in den Alk flieht, seinen Stolz nie zu schlucken weiß und so in diesem biederen Film ohne Höhepunkte und Esprite dumpf sein eigenes Grab schaufelt. Bitter geht Guru Dutt mit der von ihm selbst gespielten Hauptfigur zu Gericht. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, dass er es merkt.
gut +
Taumelnde Albernheiten. Aber wie soll auch sonst von den kleinen Unglücken dieser bis ins Bizarre naiv-glücklichen Ehe erzählt werden.
Mittwoch 02.07.
großartig
Wie einen Tag um 09:30 Uhr besser beginnen, als mit einem gnadenlosen Kostümmeldodram über Mord, inzestuösen Missbrauch und Inquisition, der einem das Frühstück noch flauer im Magen liegen lässt als eh schon. In den bis dahin gezeigten Filmen in Bologna war Freda ein Schlingel voll Schabernack, hier gibt es nichts zu lachen. Außer das eisige voll Unglauben, wenn wieder alles so brutal sich wendet und endet, jeden Ansatz von Happy End links liegen lassend, als ob es nicht zu sehen wäre, den Erwartungen eine pessimistische Vision der Realität trocken ins Gesicht klatschend.
ok +
Muskulös und glatt wie ein Babypopo reitet Kirk Morris als Maciste wie aus dem Nichts in ein schottisches Dorf in der frühen Neuzeit ein. Er und sein Lendenschurz finden den Hexen verbrennenden Lynchmob nicht gut und er macht sich auf in den Hades um die ursächliche Hexe zu besiegen. Dabei ringt er mit Tieren, Steinen und Verblendungen und, ob perückter Löwen oder Säulen aus anderen Filmen, er ringt alles nieder. Doch was wie eine bunte Collage wild zusammengeschustert erscheinen muss, ist irgendwie trostlos, da der Film wie Kirk Morris – der nur seine Muskeln ist, die viel zu wenig begeifert werden – ratlos dreinschaut, stempt und ohne Lüste weitermacht, egal was passiert.
großartig
Egal was Frauen tun, es scheint sexy zu sein. Und je entsexualisierter eine patriarchalische Gesellschaft ist, desto niedriger scheint die Latte zu liegen. Hier rennen jedenfalls die Freunde eines Frischvermählten dessen Tür ein, weil sie seine Frau des nachts erzählen hören wollen. Vll hat das auch gar nichts mit Sex zu tun, sondern es sind Liebhaber einer poetischen Situation. Vll schließt sich das ja auch rein gar nicht aus. Sex und Poesie. Hier passiert jedenfalls sexuelisierte Poesie dieser schönen Nichtigkeit – Reden im Schlaf – nur kurz und sonst herrschen zärtliche Albernheit und alberne Verstrickungen, die sich dem Erfolg der Freunde in den Weg stellen.
großartig –
Egal war Männer tun, es scheint nicht sexy zu sein. Und je patriarchalischer die Gesellschaft ist, umso härter muss der Mann sein. Redet er im Schlaf, dann steht die Scheidung schon auf der Türschwelle, auch wenn der Auslöser ein anderer ist. Eine Frau, die bis mittags schläft, scheint in Japan damals unfassbar asozial gewesen zu sein. Ich jedenfalls konnte meinen Augen nicht trauen, wie in THE GROOM TALKS IN HIS SLEEP alles eskaliert. Und da niemand redet oder auch nur zugeben will, was lapidar wie durch den Titel offensichtlich ist, reden Ehepaar und Schwiegereltern ohne Unterlass aufeinander ein und haben nur Scheidung im Sinn oder ja nicht die einfache Wahrheit aussprechen, weil es peinlich sein könnte … oder sie zu akzeptieren. Dass soll lustig sein, aber ich halte sowas nicht aus. Wenn Kinder oder andere am Rad drehen, scheine ich immer „Gaanz ruhig.“ zu sagen. Wurde mir jedenfalls zugetragen. Ich kann mit solchen Stress nicht umgehen, ob in Realität oder im Film. Also Atem geholt und dem Hypnosehochstapler, der durch den Zaun spannert, zugeschaut und den Film doch genießen.
großartig –
75 mit Super 8 in Schwarz und Weiß vom Fernseher aufgenommene Hitlerdarsteller aus Filmen. Gruselig, nicht nur weil verfremdede Drones aus ihrem Mund kommen, sondern weil es so viele sind. Fast will es einem scheinen: Hitler, der Düsterste unter den Popstars unserer Zeit.
ok +
Die letzten Tage im Führerbunker. Im Herz des Films steht eine Szene in der U-Bahn, als ein fanatischer ziviler Nazi Leute denunzieren möchte, die irgendwas Unnationales sagten. Der Aufgebrachte schreit und alle sitzen nur da, verhöhnen ihn zusehends und geben ihm ordentlich Kontra. Eine Szene, die vll nur zeigt, wie der deutsche Michel seine Fahne wieder in den Wind hängt und schon übt alles abzustreiten. Aber so wie sie inszeniert ist, mit dem Blick von unten auf den fanatischen Irren und den Blicken nach unten auf die ruhig dasitzenden Normalbürger, da bleibt der bittere Beigeschmack, dass dies nur zeigt wie einzelne Schuld hatten und es nicht möglich war, sich vorher zu wehren. Dass die Deutschen eigentlich wie Oskar Werner zwar in Naziuniform rumliefen, aber an den Wahnsinn nie glaubten und reingepresst wurden. Und er ist eigentlich das Grundübel, Oskar Werner, der wie immer spielt als ob ein existenzieller Schmerz seinen Arsch hochfährt. Er soll die Sympathien auf sich ziehen, eine Identifikationsfigur sein und etwas Schuld von den Schultern nehmen, er kämpft darum, wo dies alles nicht … jedenfalls nicht so plakativ … sein kann. Was schade ist, weil DER LETZTE AKT tolle Momente hat. Der wunderschöne Tanz, der das Ende Nazideutschlands und des Films einleitet. Eine Frau in der Kneipe des Bunkers, Trunken vor Verzweiflung, sinnlich am Rande des Untergangs, wenn DER LETZTE AKT plötzlich nicht mehr nach einem biederen Protokoll aussieht … inmitten von besoffenen Menschen, die nichts mehr zu hoffen haben. Und eigentlich immer wenn Hitler anwesend ist oder er eben seinen Stab alleine lässt, welcher dann offen berät wie sie ihn wieder zum Funktionieren kriegen, weil sie einen Schuldigen brauchen. Tolle Sätze über die Bewunderung Hitlers von Kindern in Uniform fallen aus dem Mund Görings oder Goebbels, die einen mehr an 100 JAHRE ADOLF HITLER erinnern als an DER UTNERGANG. Aber der Rest ist fade, sehr fad.
großartig –
Tollste Musik des Festivals in einem tollen Melodram mit tollen Bildern, sagenhaft … bis irgendwann scheinbar ein chinesischer Staatszensor WUTAI JIEMEI in die Hand genommen hat und die sich aufbauende Rivalität zweier Schauspielerinnen, die durch Freundschaft und Durchstehen von Leid aneinander gebunden waren, dazu nutzt zu zeigen, wohin Dekadenz führt und wohin der Aufrechte Kampf für die Arbeiterklasse. Unsagbar schade.
Dienstag 01.07.
ok –
Feuillade zieht Fantômas gleich mit den ersten Einstellungen den Zahn. Nichts bleibt von den ersten Zeilen des Romans, nichts von Pierre Souvestres und Marcel Allains wild wuchernder Paranoia.
Fantômas!
Was haben sie gesagt?
Ich sagte… Fantômas.
Was heißt das?
Nichts… und alles!
Aber was ist es?
Niemand… aber doch jemand!
Und was macht dieser jemand?
Er macht Angst!!!
Mit diesen Worten beginnt eine nicht enden wollende Jagd, die einen besessenen Pariser Inspektor und die Welt zunehmend in den Wahnsinn treibt und die jede Sicherheit hinsichtlich Identität zerstören wird, da Fantômas niemand, aber doch jemand ist. Jemand oder etwas, der vor allem nie außerhalb seiner perfekten Verkleidung existiert. Der hinter jedem stecken kann, mit dem wir zu tun bekommen. Ein Gespenst in unserem Kopf. Und was macht Feuillade? Er besetzt nicht nur einen eigenständigen Schauspieler als Fantômas – einem jemand, der nie er selbst sein kann – sondern klärt gleich mit den ersten Bildern alle Verkleidungen auf. Keine Unsicherheit darf aufkommen im noch jungen Medium Film. Deshalb ist es sicherlich halbseiden von FANTÔMAS – À L’OMBRE DE LA GUILLOTINE bitter enttäuscht zu sein. Aber dieser Schock muss erstmal überwunden werden, dass es wieder kein Film über Fantômas ist, auch wenn er so heißt. Vll die folgenden Teile, vll wenn ich mich mit dem Gedanken abgefunden habe, dann kann ich hiermit etwas anfangen.
großartig +
Teilweise wird der Geist von St. Pauli ganz ruttmannige eingefangen. Werbung, Straßen, Impressionen umgeben aber eine kleine Geschichte um Träume, Lebensentwürfe und Pragmatik eines Prostituierten und eines von der Polizei gesuchten Diebes. Deftige Reden und Bilder vermischt Hochbaum mit zärtlich-kalauernden Holzhammerandeutungen – Schnitt von den sich umschlingenden Hauptdarstellern auf einen Spielzeugbären, der auf eine Puppe fällt oder das Bild mit der Aufschrift „Sich regen bringt Segen“ mit einer nackten Dame darüber auf die Frage, welcher Arbeit die Dame nachgeht. Und so erzählt er, obwohl seine Figuren stumm bleiben oder nicht zu sehen sind, wie er von der erdrückenden Miefigkeit, die in der Luft liegt, erzählt, indem er alles mit neunmalklugen Redewendungen zukleistert.
Einzelwertung s.u.
CELLES QUI S’EN FONT (Germaine Dulac, F 1930) gut +
PARIS (1922) gut+
IN A JAPANESE GARDEN (Karl Freund, GB/D 1928) gut
FOUR INDIAN LOVE LYRICS (James FitzPatrick, USA/GB 1926)
TANZBÜHNE LABAN (D 1928) (gut)
GOD DEFEND THE RIGHT (Harry Parkinson, GB 1914) (verstrahlt)
ON WITH THE DANCE (F/GB 1927) großartig –
(gut)
IL CINEMA RITROVATO zeigt italienische Kurzfilme aus Omnibusfilmen, aber nicht in den Filmen sondern als so eine Art fadenscheiniges Best-of. Hier ist es eine Episode aus ACCADDE AL COMMISSARIATO. Und was, wenn es etwas zum Lachen geben soll? Ein Mann im Rock und alles ist gut. Noch dazu wenn Alberto Sordi, der diesen berockten Alberto Tadini spielt, den Mund nicht halten kann und mit seinen Händen einen Tanz aus Hektik und Eleganz aufführt.
verstrahlt
Eine Anleitung zur sexuellen Belästigung nannte Jenny J. die Zugfahrt eines Soldaten aus dem Omnibusfilm L’AMORE DIFFICILE. Neben ihm im Abteil sitzt eine Frau in Seide, Spitze und so Zeug, komplett in schwarz. Seine Ellenbogen, seine Knie, sein Kopf, seine Hände … sein ganzer Körper sucht den Kontakt. Und zwar so heimlich wie möglich, denn sie sind umzingelt von Kindern, Müttern und Herren. Immer neue Winkel nutzt er. Immer wieder nimmt er einen neuen Anlauf. Sie ist nur da, wie eine Puppe an der vorgeführt wird, wie es anzustellen ist, und sagt kein Wort, verzieht keine Miene. Schwül treibt der Zug dahin.
fantastisch –
Als Kind störte mich immer, dass die Guten zu fünft auf einen asthmatischen Bösewicht losgehen müssen und gerade so gewinnen. Wo war die Glorie? Wo die Helden die trotz Schicksalsschlägen und Unterzahl gewinnen? Aber das ist auch das Tolle an DIE HERBERGE ZUM DRACHENTOR, dass sie nämlich demütig vom Kampf gegen die Bürokratie erzählt, ist doch der Bösewicht ein korrupter Minister, … mit atemberaubenden Kämpfen, mit fliegenden Pfeilen und Suppenschüsseln und mit jeder Menge Eunuchenwitzen.
großartig
Ein Film, wie wenn nicht Roger Taylor, Oberprolldrummer von Queen, I’M IN LOVE WITH MY CAR geschrieben hätte, sondern ein depressiver Inder voller Liebe für Verlierer, ranzige Ecken und unklare Botschaften … der keine Musik machen kann, sondern Filme.
fantastisch –
BLIND HUSBANDS und FOOLISH WIVES durch einen ätzenden Kakao gezogen. Wo sich von Stroheim in den erst genannten Filmen noch als Hochstablerekelpacket der Herzen inszeniert, der jede Frau um seine Uniform wickelt, da lässt er hier einen degenerierten Adel aufspielen, der Shakespeares Richard III wie ein von der Muse geküsstes Hippiekind erscheinen lässt, dass am liebsten über unzählige Blumenfelder tanzt. Sadismus, Snobismus und eigens entworfene, überladen-düstere Privatpuffräume, in denen zwei gefesselte Leute eines jeden Geschlechts halbnackt und mit Leder verbundenen Augen mit der Laute musizieren, auf das der Prinz Erfolg mit seiner Geliebten habe. Irrsinn, dein Name ist Stroheim.
Danke für den Link zu ONE TOUCH OF VENUS.
Einer meiner Lieblingsfilme als Kleinkind, den ich bis heute vergeblich zu identifizieren suchte. Muss den jetzt mal wieder sehen. 🙂
Und PHOENIX war wirklich schön. Wie Nina Hoss den armen Zehrfeld den ganzen Film über unwissentlich und -willentlich fertig macht, und ihm am Ende mit ihrer Wiedergeburt den finalen Todesstoß versetzt – wundervoll. Und mein liebster Satz im Film: „Ich bin keine Jüdin.“ Müsste mehr solcher Filme geben, auch wenn ich hoffe, dass Petzold mit seinem nächsten Projekt wieder in die deutsche Gegenwart zurückkehrt.