STB Robert 2015 II
„If my films are messy, it is probably due to the fact that I don’t like too perfect a cinema. The audience must not admire the technical aspects of my filmmaking, like they would a computer or the law of physics.“ (Imamura Shôhei)
Wertung: Ich kann nichts mit Zahlen zur Bewertung anfangen. Deshalb gibt es hier ein System der euphorischen Aufnahme des Films. In Zahlen übersetzt wäre es wohl ungefähr: fantastisch 10,0 – 9,4 / großartig 9,3 – 8,2 / gut 8,1 – 6,8 / ok 6,7 – 5,0 / mir zur Sichtung nichts sagend 4,9 – 3,5 / uff 3,4 – 1,0 / ätzend 0,9 – 0. Diese Skala ist mit der Qual verbunden, Filme in eine lineare Skala zu quetschen. Deshalb hat die Wertung eine Y-Struktur für freieres Atmen. Ab ca. 7.9 kann ein Film eine Wertung der Verstörung erhalten: radioaktiv 10,0 – 9,0 / verstrahlt 8,9 – 7,5. Wertungen in Klammern verweisen auf das ein oder andere Nickerchen beim Schauen.
Legende: Ist im Grunde selbst erklärend. Wenn hinter der eckigen Klammer eine Zahl steht, dann gibt sie die Anzahl der Sichtungen wieder. Je höher die Zahl, desto mehr ist sie geschätzt. Da ich mit Fernsehen und Kino aufgewachsen bin, wo nur gekennzeichnet wird, wenn ein Film nicht in deutscher Sprache kommt, tue ich das schändlicherweise auch. (OmU=Originalfassung mit Untertiteln, OmeU=Originalfassung mit englischen Untertiteln, OF=Originalfassung, EF= englischsynchronisierte Fassung, OZmeU=Originalzwischentitel mit englischen Untertitel)
Das Sehtagebuch von 2012 findet sich hier.
Den ersten Teil des Sehtagebuchs von 2013 findet ihr hier, der zweite hier.
2014 vor Juli steht hier, danach hier.
Die kühle erste Hälfte von 2015 hier
to be continued… und zwar hier
Dezember
Donnerstag 31.12.
großartig +
Sean Connery ist endgültig in seiner Rolle aufgegangen. An jedem Blick zu einer Frau ist es zu erkennen, wie er nur noch sein Vergnügen sieht. THUNDERBALL hinterlässt auf dem Fernseher ein Schleimspur aus Exotik, Abenteuer und Lust von ganz tief drinnen, dass es nur so eine Freude ist.
großartig
gut
Mittwoch 30.12.
großartig
nichtssagend
Zwischen den Zeilen von Peter Biskinds EASY RIDERS, RAGING BULLS steht ja auch, dass das, was die Fans an EPISODE ONE störte, genau das war, was STAR WARS für George Lucas schon immer war, eben ein keuscher, überbunter Vergnügungspark für Kinder. Die Mittel, die nunmehr zur Verfügung standen, und Lucas Wille zu noch mehr Spaß machten aus dem Beginn der zweiten Trilogie eine quietschvergnügte Groteske auf seine eigenen Filme. Durch die kürzliche Lektüre Biskinds hatte ich das erste Mal seit langem wieder Lust diesen Kram zu sehen. Aber bei aller (schizophrener) Verachtung für seine eigene Welt hat George Lucas doch jede Menge Liebe in diese gesteckt. Er hatte besonders mit den ersten beiden Filmen ein offenes Universum geschaffen, durch das die Atmosphäre von Verfall wehte. Ein Universum voller Einflüsse, voller Anknüpfungspunkten zu Ritter-, Samurai- und Piratenfilmen, zu all den Punkten im All, die nicht angesprochen wurden. Überall schien es weiter zu gehen. Und Abrams kerkert seinen Film fast vollständig ein. THE FORCE AWAKENS dreht sich nunmehr nur noch um STAR WARS. Er versucht die Geschichte weiterzuspinnen und gleichzeitig ist es der erste KRIEG DER STERNE nochmal. Es ist der Spiegel dieses ersten Films, selbst da wo er sich von ihm abzuheben versucht. THE FORCE AWAKENS ist ein Kind von Inzucht. Frisches Blut gibt es fast kaum noch und je länger er dauert, desto mehr verschwinden auch diese Ansätze noch. Aber vielleicht lese ich irgendwann ein Buch und mir wird klar, dass all das eine wunderbare Groteske ist.
Dienstag 29.12.
nichtssagend
ok
Masanneks Film ist im Einheitsbreibrachland der (deutschen) Kinderfilmunterhaltung eine schräge Ausnahme. Ein schräger Film, der seiner eigener Logik folgt, von Geheimgesellschaften und Wettrennen erzählt, wie der Kindergartenkamerad, der letztens noch die Maulwurfwesen in seinem Fahrradkeller besucht hat. Gleichzeitig wird für diese Phantasie auch wieder optimal geglättet, dass da auch kein Trash rauskommt, dass V8 auch ordentlich cool rüberkommt. Aber vll bin ich auch einfach nur zu alt, für diese Form von cool.
großartig +
Montag 28.12.
großartig +
Ach, wenn ich nur Japanisch könnte und diese Lieder mitsingen, diese alkoholisierten Trübheiten. Ôshima setzt der Trübnis jedenfalls einen Glorienschein auf, welchen er dem Schönen matschig ins Gesicht wirft. Mit ordentlich Krampf und Verstand abgeschmeckt, dass wiedermal nicht klar ist, was das alles nun eigentlich soll.
uff
verstrahlt +
Eine Frau sehnt sich im Gefühl der ehelichen Unbefriedigung nach Lust und wenn es mit Gewalt sein muss. So wird sie vergewaltigt, sucht nach mehr solchen Erlebnissen und kann den ehelichen Segen erst wiederherstellen, als sie von ihrem Mann auch vergewaltigt wird… zum Ausgleich, zur Wiederherstellung der Reinheit? LA SIGNORA DELLA NOTTE kommt latürnich mit leuchtenden Farben und viel spritzenden Säften. Ein Sittenbild einer sich in unangenehmen Haltungen selbst fesselnden Gesellschaft. Ein Rausch der Ausweglosigkeit.
Sonntag 27.12.
gut
radioaktiv
Familienkomödie und alles was darin möglich ist. Ein irrsinniges Schlumorkarussell, das nur aus Besenstielen in Ärschen zu bestehen scheint und das sich doch völlig ungehemmt gehen lässt. Der stählerner Spaß am Kalauer versucht nicht zu kaschieren, sondern feiert vor allem den Spaß an sexueller Übergriffigkeit (recht offensichtliche Cumshots, die gegen den Willen der Damen geschehen; Frauen, die ob der ausbleibenden Vergewaltigung ungläubig nach Vollzug schreien; und und und) und die (angenommene) Albernheit unsicherer Geschlechterrollen. Eine Kalauerfestialität aus der Mitte der Gesellschaft, welches einem Angst und Bange machen kann. Welch ein Vergnügen.
großartig
gut +
Im ersten Teil wird er gezwungen zum Krieg zu werden. Unter Druck nimmt der Krieg Besitz von Rambo. Wie eine zweite Haut passt er. Im zweiten ist es die enttäuschte Liebe zu seinem Land und der Tod einer geliebten Frau, die ihn zu Kriegsmaschine werden lassen. Abwerfen möchte er ihn trotzdem so schnell wie möglich. Jetzt endlich im Dritten sieht er ein, durch Col. Samuel Trautman darauf hingewiesen, dass er schon immer dieser Kriegsmensch war und den Drang, dieses Kriegssein abzulegen, erst loswird, wenn er sich ihm hingibt. So wird er im dritten Teil ohne Probleme zum Krieg und tötet sich fröhlich in einer juxigen Buddykomödie durch Afghanistan. Vll der düsterste der 4 Teile, weil voller guter Laune.
Sonnabend 26.12.
fantastisch –
Ein prägender Film. Denn die Vorstellung von knallharten Recht-und-Ordnung-Faschocops, die in Wirklichkeit durchgedrehte Lunatics sind, ist schon schlimm genug und wohl selten so garstig verfilmt worden wie hier, aber im Grunde bin ich Paranoiker und die Vorstellung, dass Menschen nicht sind, was sie scheinen, macht mich so fertig, dass ich nach WHO FRAMED ROGER RABBIT als Kind oft lange nicht mit meinen Mitmenschen klar kam.
Freitag 25.12.
fantastisch –
großartig
Donnerstag 24.12.
fantastisch –
Beschauliches zum Weihnachtsfest. Etwas Matsch, Blut und brutale, nicht enden wollende Engstirnigkeit in Menschenherzen… Was braucht es mehr zum Feiertag der Liebe auf Erden?
Mittwoch 23.12.
fantastisch
Die beruhigende Lakonie beim Morden. Ja mei, muss halt wieder jemand getötet werden. Warum sich auch aufregen? Weil es immer mehr stinkt? Weil Menschen vermisst werden? Konsequenzen? Alles so weit weg? Es gibt immer ein Morgen. Und wie kann eine Welt sein, in der ein Mann tötet, ohne das es mehr auf ihm lasten würde, als die Sonne die drückt? Karg ist sie, aber in ihren Spitzen voll Farbe, voll surrealem Ambiente, voll strahlendem Licht, voll menschlicher Wärme und Zuneigung, die gerade umso mehr leuchten, je vager sie sind. Einer der romantischsten Filme des 20. Jahrhunderts.
Dienstag 22.12.
nichtssagend
Montag 21.12.
großartig –
Durch das Sehtagebuch, welches ich hier seit geraumer Zeit führe, habe ich erfahren, dass ich TORINO VIOLENTA schon mal sah. Dass er mir sogar gefallen hatte. Während des tatsächlichen Sehens hatte ich keinen Schimmer. Zu verloren in den Gassen der Großstadt und der Moral.
Sonntag 20.12.
radioaktiv –
Raimund Harmstorf und Dagmar Lassander reden so künstlich wie in den nervenaufreibendsten Fassbinderfilmen. Das Ende von Kommunikation und Authentizität strömt aus ihren Mündern. Sie geben nur noch hysterische Rollen, an die sie sich klammern. Die Tochter ist von der Rolle und sucht Sinn im Christentum. Sie sucht, gegen den Willen ihrer Eltern, Passion und Erlösung. Und Eckart Schmidt gibt es ihr. Wind wird rauschen, Erde wird beben, Nebel wird ziehen und Farben werden donnern. Ein romantisches Märchen macht dieses Wunder wahr. Mit einer schier undenkbaren Inbrunst gibt DAS WUNDER sich seinem Religionskitsch hin und den einzigen Zweifel an der Ernsthaftigkeit des zu Sehenden entsteht gerade daraus, dass Schmidt einem keine Doppeldeutigkeit bietet, dass er keine Ironie einbaut, dass das Irre mit vollem Ernst durchgezogen wird.
gut
großartig
Sonnabend 19.12.
großartig –
Der Alltag ist, wenn der speckige Vater vor den Gesichtern seiner Familie auf dem Tisch seine Zehennägel schneidet, während der Zuschauer die Schweißflecke im Feinripphemd förmlich riechen kann.
gut+
Prokrastination und seine Folgen. Jeder kennt es, bis zum letzten Moment gewartet und dann nur noch Ärger mit tollwütigen Rentieren, schmierigen Nachbarn und trüben Leidensgenossen. Doch wie übel es wirklich ist, zeigt JINGLE ALL THE WAY.
Freitag 18.12.
fantastisch –
Mittwoch 16.12.
gut +
uff
Der Remix von L’EDEN ET APRÈS. Wie die Titel sich fast alle Buchstaben teilen und diese nur unterschiedlich anordnen, so teilen sich die Filme auch die Bilder, die Protagonisten, die Orte, die Dialoge, die in geänderter Abfolge ablaufen, aber nicht vollständig zur Denkung zu bringen sind. Geholfen hat es nichts. Die Klammer ein Witz über Krimis und die Gewohnheit alles aufzulösen, der Innenteil so muffig wie gehabt.
Dienstag 15.12.
gut +
Die schwungvolle Popartwarnung vor Geschlechtskrankheiten.
Montag 14.12.
nichtssagend
Den zentralen Moment vor Beginn der Handlung spart HALLOWEEN V aus, als nämlich alle Protagonisten sich zusammenfanden und 5 Fässer Espresso leerten.
Sonntag 13.12.
großartig +
MAU MAU oder das Lob der Halbglatze. Ein Stripclub schließt, eine Ära endet. Menschen vom Leben heruntergewirtschaftet wurden wohl nie mehr so siffig und so voller Liebe zu ihnen gezeigt. Für Schrader war danach in der (deutschen) Filmlandschaft kein Platz. Und darin ist das große Problem moderner Filmkunst zu erkennen, denn selbst der Schmutz sieht heutzutage wie Hochglanz aus.
großartig –
großartig
Sonnabend 12.12.
ok +
Freitag 11.12.
großartig –
Donnerstag 10.12.
gut
Wo haben sich die Gründe für eine Indizierung nur versteckt?
Mittwoch 09.12.
großartig
Wird Micheal Myers in den folgenden Filmen immer mehr eine Schreckensfigur, ein wandelndes Wesen, ist er hier noch nicht so von fester Konsistenz. HALLOWEEN ist vielmehr eine Studie über Angst. Über die Angst im Dunkeln die Schrecken zu erahnen, wie als Kind, wenn unterm Bett, im Treppenhaus, im Schrank, hinter einem, überall das Grauen warten kann. Und Michael Myers taucht überall da auf, wo er hin phantasiert wird, ohne wirklich irgendwo zu sein, außer in unserem Kopf.
Sonntag 06.12.
großartig –
radioaktiv –
Ohne Untertitel, die es ja auch nicht gibt, ist FEMALE NINJA MAGIC: 100 TRAMPLED FLOWERS erst richtig zu genießen. Kein Sinn der einen vor dem sich abspielenden schützt. Keine Erklärungen für Masken die nach einem Gesichtsabdruck gebildet werden, der aus Sperma gefertigt wurde, welches nach der Ejakulation aus der Frau tropft…
Sonnabend 05.12.
gut +
uff
fantastisch –
Ein Western in einem Ghetto in L.A. Dystopie in der Gegenwart.
Freitag 04.12.
gut
gut +
Mittwoch 02.12.
uff
großartig
Dienstag 01.12.
großartig
Sabrina Z. erster Film im Kino und ihre einzige Erinnerung war ein Broilerregen, nachdem ein Haus in die Luft fliegt. Ich hatte ihn vor langer Zeit zweimal im Fernsehen gesehen und meine einzige Erinnerung war eine nackte Frau, welche von Roy Scheider und seinem überenthusiatischen Neulingpartner bespannt wird. Valide Erinnerungen für das Erlebnis BLUE THUNDER.
November
Montag 30.11.
ok –
Sonntag 29.11.
verstrahlt
Für mehr Badeszenen in Esther Williams Filmen. Das, weshalb Esther Williams bekannt ist, weshalb es ihre Filme gibt, ist auch das, was fast den ganzen Film fehlt. Sehnsucht durch Verknappung.
Sonnabend 28.11.
großartig –
(großartig)
Freitag 27.11.
ok
Edward G. Robinson als Wong Low Get. Loretta Young als Sun Toya San. Dudley Digges als Nog Hong Fah. Leslie Fenton als Harry En Hai. Edmund Breese als Yu Chang. Tully Marshall als Long Sen Yat. J. Carrol Naish als Sun Yat Ming. Charles Middleton als Lip Hop Fat. E. Alyn Warren als Soo Lat, the Cobbler. Edward Peil Sr. als Bing Foo. THE HATCHET MAN, ein Film über Opferbereitschaft und Liebe in China Town und überall nur diese idiotischen Maskeraden. Brutal. Zum Glück war sonst fast alles öde, da ging der Blutdruck nicht so hoch.
Donnerstag 26.11.
gut +
Paul W.S. Anderson räumt ein für allemal mit dem Vorurteil auf, das wenigstens die Hauptdarsteller in einer einfachen Abenteuergeschichte sympathisch sein sollte. Leider macht er aber nicht seinen eigenen Film, der auch in Ansätzen in THE THREE MUSKETEERS steckt. Zu sehr verschwendet er seine Zeit damit Dumas‘ Schinken aufzuwärmen, wobei er sich seltsam unsicher und an Lester lehnend anfühlt. Wie Pflichtübungen. Lässt er aber los, wird er auch gleich übermütig und tänzelt tollkühn durch die Steampunk-Action.
Mittwoch 25.11.
verstrahlt
Laut Cozzi sollte er nur 40 neue Minuten für DIE SIEBENGLORREICHEN GLADIATOREN nachdrehen, um diesen zu retten. Golan und Globus gefielen jedoch die gedrehten Zusatzszenen, sodass sie einfach einen neuen Film bei Cozzi in Auftrag gaben, der für sie weiterhin kostengünstig war, weil sie Ferrigno über den Tisch zogen. So Cozzi im Interview. DIE NEUEN ABENTEUER DES HERKULES besteht folglich aus Füllmaterial und dem Füllmaterial des Füllmaterials und fühlt sich auch mehr gehäckselt an, als im Guss erstanden. Ohne Kern ist die Geschichte konzeptuell schlicht eine Annäherung… an nicht mehr vorhandene Szenen, an den Rest um sich, an etwas das vermittelt und erzählt werden soll… aufgemotzt durch Schauwerte wie blinkende Lichter im All. Luigi Cozzi hat, ohne es zu wollen, mit DIE NEUEN ABENTEUER DES HERKULES vielleicht die beste Verfilmung des 2. Teil von Goethes FAUST geschaffen.
Dienstag 24.11.
ok
Montag 23.11.
ok
Selbst Renoir baut es ein. Es ist ein Phänomen, was anthropologisch, soziologisch und gar psychologisch untersucht gehört. Denn unentdeckt bleibt sie weiterhin, die französische Weltkriegskomödie, wo niemand zur Belustigung des Zuschauers stottert.
Sonntag 22.11.
großartig
großartig
Auf 35mm war THE CHEAT vor fast zwei Jahren ein Rausch. Ich wußte nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Entweder war ich einfach zu müde oder es war nicht mehr so überraschend, dass es 1915 solche Filme gab, aber ich glaube es lag vor allem an der DVD, dass THE CHEAT nunmehr so unintensiver war. Das Feuer der Bilder war gepresst und stumpf.
Sonnabend 21.11.
(großartig +)
Aus Garstig- und Unschlüssigkeit (nach dem KLAPPERSCHLANGEN-Vorfall) … ach aus Gründen eben, habe ich mit Ben Z. und Finnlay O. als wir alleine zu Hause waren die FSK 16 VHS von CLIFFHANGER geschaut. Verhackstückeltes Irgendwas. Kein Wunder, dass mir dieser Harlin bei der ersten Sichtung, einer eben solchen Videoauswertung, nicht zusagen wollte. Da ist ja kaum was zu erkennen, allein wieso die meisten Figuren irgendwann nicht mehr auftauchen.
Freitag 20.11.
(nichtssagend)
ok
Luis Trenkers DER VERLORENE SOHN unter etwas anderen Vorzeichen. Findet Trenker bei der Heimkehr den Rausch atavistischer Alpinenfeierlichkeit, so findet Ondrej bei der Heimkehr seine Liebe in den Armen seines besten Freundes, Läuterung und Heimatstolz… denn der Rausch blieb dem Beginn vorbehalten, als wilde Großgrundbesitzer ihr dekadentes Leben genossen und einen Grund für die Flucht in die USA bildeten. Die mit der protestantische/kommunistischen Ideologie einhergehende Sachlichkeit, Erbauung statt Spaß, Moral statt Ambivalenz, macht aus VARÚJ…! ein tristes Lehrstück, das ohne große Ausfälle macht, was es eben machen will.
Donnerstag 19.11.
ok +
Mittwoch 18.11.
großartig –
Mir will nicht in den Kopf, warum Silvas Dopplungsmotiv als Bonds Schattenseite einfach gleich nochmal bemüht wird. Warum Spectre im Allgemeinen und Blofeld im Speziellen nach so liebevollem Aufbau einfach in einem Film abgespeist werden. Warum besonders Blofeld wieder kein Gespenst sein darf, sondern am Ende ganz aus Fleisch und Blut über eine Brück kriechen muss… für den schnelle Entwürdigung, wie sie jeder x-beliebige Gegner bekommt. Und warum Bond nochmal und noch mehr Bond werden muss, wo doch SKYFALL schon Craigs Bondwerdung war. SPECTRE ist in seinen unspannensten Momenten nur der laue Aufguss von seinem Vorgänger, SKYFALL 2.0 sozusagen, und eine lustlose Verschwendung von Potentialen. Doch abseits davon hat Mendes einen tollen Film über verlorene Zeit und den Tod gemacht und ein wunderbares Paranoiaabenteuer. Zudem hat SPECTRE die beste Titelsequenz seit Jahrzehnten. Auch nicht schlecht.
*****
Die verlorene Zeit spürte ich im Kino übrigens auch, weil ich mir wie ein alter Mann vorkam, der verlassen von der Welt nur noch von ihr genervt ist. Denn es verging im Kino den ganzen Film lang keine Minute in der nicht jemand redete… kaum noch um ein Flüstern bemüht war besonders die Reihe hinter mir. Und wenn es wenigstens etwas mit Gehalt oder Albernheit gewesen wäre, aber dieser Stumpfsinn sich die Bildinhalte wiederzugeben, offensichtliches auszusprechen und sich selbst für eine Erkenntnis zu loben, die jeder einzelne im Kino auch hatte. Es war zum Weinen. Als ob es schlimm wäre in den Film einzutauchen und es krampfhaft nötig wäre, sich zu versichern, dass wir nur vor einer Leinwand saßen. Das habe ich so auch noch nicht erlebt.
Montag 16.11.
gut
Sonnabend 15.11.
ok –
Aseptisches Beziehungskomödienmusical gediegenen Schritts. Nobler Mann (Rex Harrison) knetet Gossenmädchen (Audrey Hepburn) zur Lady und findet eine Tochter, während Gossenmädchen vom Rinnstein runterkommen will und einen Vater findet. Ein an Konventionen geschultes Auge muss mitunter bis beständig gerieben werden, weil alles wie ein Liebesfilm funktioniert und einer zu sein scheint. Aber Sex, Begehren und Liebe (die über die zu den eigenen Kindern hinausgeht) ist hier so präsent, wie die Gefühle zwischen Rex Harrison und seinem scheinbar mit ihm lebenden Hausfreund… oder anders gesagt, wie in Entenhausen gibt es nur Onkels und Nichten. Bürgerliche Pietät in einem verdorrten Film manifestiert, der nur ab und zu in surrealen Blumenarrangements bei den oberen Zehntausend oder bei den zurückhaltenden Hymnen auf den Schlendrian des Gossenvaters Leben erahnen lässt. Es ist ein bisschen wie drei Stunden vertrocknete Zitronen kauen.
großartig +
Mit Ben Z. (7 Jahre) und Finnlay O. (10 Jahre) geschaut. Die aufgespießten Köpfe im Vorder- und die sexuelle Gewalt im Hintergrund habe ich bisher wohl immer nur atmosphärisch aufgenommen, als solche aber nie einzeln abgespeichert. Jedenfalls sind sie nie präsent gewesen, wenn ich mich an das etwas ranzige Märchen ESCAPE FROM NEW YORK erinnerte. Naja, haben die Kleinen hoffentlich mal was Außerordentliches erlebt. Und falls dies irgendwann mal gelöscht wird, dann sind sie zynische Missetäter geworden und ich verstecke Beweise bzgl der Schuldfrage.
großartig –
Sonnabend 14.11.
gut +
großartig –
Den hat Pro7 eine zeitlang immer zu meinem Geburtstag im Fernsehen gezeigt, weshalb ich ihm auch persönlich verbunden bin. Was mir bisher aber entgangen war, ist, dass es sich auch um eine Studie über den love interest in (us-amerikanischen) Kampfsportfilmen handelt. Die Dame des Herzens wird weder eingeführt, noch spielt sie im Film eine Rolle. Sie taucht zum vor ihr erniedrigt werden als Motivation auf und verschwindet wieder, bis sie am Ende wieder am Rande des Geschehens erscheint. Runtergekocht, darauf als was sie verwendet wird, ohne heuchlerische Ausführungen. Und auch sonst: Ein Film wie Haut und Knochen und Montagesequenz.
(gut)
Freitag 13.11.
großartig +
fantastisch –
Menschen sind nichtmal die Hälfte des Tages so tiefsinnig, hochklassisch, getragen oder geistreich, wie die Filmkunst uns meist glauben machen will. DIE EINSTEIGER macht aus seiner tollen Grundidee nur Banales, Albernes, Muffig- wie Tristes. Die Geschichte über (temporäre) Realitätsflucht ist dabei mehr als düster, weil die Träume so trüb sind, wie die Träumenden. Eine Ode daran, wie klein und miefig jeder von uns mitunter ist, ohne deshalb weniger liebenswert zu sein,… und wie toll Filme sind. So toll, dass selbst die Supernasen dort hinein wollen und so einen Film schaffen, der im Scheitern mehr Metaebenen zum bersten bringt, als wenn das gezielt versucht würde. Oder wie es Thomas G. immer sagt: das deutsche VIDEODROME.
Donnerstag 12.11.
ok +
großartig +
Eine Psychothriller um eine von einem Stalker und Vergewaltiger verfolgte, eine Gerichtsdrama um die Perversion von Relativierung, ans Licht Reißen und jede Pore nach Dreck Absuchen und ein Horrorfilm um allzumenschliche Gewalt. Was die Fernsehunterhaltung ausklammert als wahnwitziger Brocken in Form von Fernsehunterhaltung. Irre.
Mittwoch 11.11.
großartig +
Nachdem fast alle Geister des James Bond mit den beiden Vorgängern exorziert wurden, drehte Mendes den mythisch überhöhten The Making of James Bond, die James Bond-Werdung des Daniel Craig… der sich von seiner Mutter lösen muss, der seinen bösen Zwilling bzw die Materialisierung seiner dunklen Potentiale und die seines Jobs besiegen muss und der nach und nach alle seine typischen Charakteristika annimmt. Die Werdung eines mythischen Zauberreichs. …das leider verdeckt, dass Bond in Wattenscheid geboren wurde, wie wir alle wissen.
Dienstag 10.11.
nichtssagend –
Warum das was ich bei THE BORN LOSERS schrieb nicht auf MISSION: IMPOSSIBLE II zutrifft, weiß ich nicht sicher. Wahrscheinlich weil die Bruchstellen fehlen, weil alles so am Schnürchen, so richtig inszeniert ist, dass der moralische, emotionale wie mythische Müll dahinter einem keinen Platz zum Reflektieren bietet, sondern einem direkt ins Herz jagt. Wegrennen heißt manchmal auch leben.
Sonntag 08.11.
großartig
Oft ist es schade, wenn keine Notizen vorhanden sind. Wie bei Träumen, wenn nur noch unbestimmte Einzelheiten übrig sind und nur noch das Gefühl nachhallt. THE BORN LOSERS ist so entgrenzt und dubios in seinen Ansprüchen und Wirklichkeiten, dass ich mir keinen Reim mehr darauf machen kann. Aber Regisseure, die dermaßen an die Kraft und die Magie des Kinos glauben, dass sie kein Brimborium an Schminke und Verkleidung auffahren, sondern den kaukasische Hauptdarsteller (Tom Laughlin selbst) nur ab und zu als Rothaut oder ähnliches beschimpfen lassen, um eine ethnische, wohl auch moralische Zugehörigkeit zu behaupten, sind eh dafür prädestiniert eine schräge Perspektive auf die Welt einzufangen, welche den unausgesprochenen, unreflektierten Kleister sichtbar machen, der unsere Welt zusammenhält… und Spaß macht das meist auch.
großartig
Frühe Filme von Johnnie To fühlen sich für mich immer völlig unwahrscheinlich an. Als ob er für den Karneval in seinen doch meist elegischen Filmen ab Ende der 90er gar keinen Wai Ka-Fai an seiner Seite benötigt hätte. Ganz im überdehten ADHS-Kino eines Tsui Hark und seines Choreographen Ching Siu-Tung aufgehend, sind Kämpfe, Albernheiten und die Romantik einem simplen mehr bringt mehr verpflichtet. Realität als ein Schimpfwort begreifend, zehrt THE HEROIC TRIO an den Nerven, reibt sie auf und macht den Zuschauer immer noch empfindlicher, nur um gleichzeitig immer mehr in die entstehenden offenen Wunden zu streuen. Film als dekadente, überreife Frucht, die süß schmeckt, wehmütig macht und einen innerlich durchrüttelt.
großartig +
Zumindest ich finde es schwer über die Filme von Dominik Graf zu schreiben oder zu reden, weil es nicht so sehr auf die Geschichten ankommt, nicht auf das was gesagt wird und eigentlich auch nicht darum, was gezeigt wird, sondern eben was nicht gezeigt wird, was sich hinter der Oberfläche befindet, was nur in kurzen, flüchtigen Momenten erscheint. Und wie soll darüber geredet werden?
fantastisch –
Sonnabend 07.11.
großartig +
Ein Film wie DER GNADENLOSE VOLLSTRECKER weist auf die Sonnenseite der Tatsache, dass viele, viele Filme glücklich enden (und wenn nicht, so dann doch wenigstens mit einem Hoffnungsschimmer oder einer Perspektive). Sonne, Hoffnung und Perspektive gibt es hier jedenfalls mit jeder Minute weniger. Hungernde Massen, korrupte Politiker, faschistische Helden, Gewalt, Kälte und Ausweglosigkeit; in diesem Umfeld strahlt der eine Moment von Zärtlichkeit und Rücksicht, eine Blume die vorsichtig im Dreck blüht, wie tausend Sonnen. Und weil Filme nunmal enden, wie sie meist enden, muss förmlich damit gerechnet werden, dass auch dieser es so tut, trotz alledem wo wir durchgejagt werden. Aber er tut es nicht. Trocken serviert er seine Zuschauer ab und lässt sie im Dunklen liegen.
fantastisch –
gut
RODAN oder der wilde Tanz der Sachlichkeit. Monster fressen Menschen, fliegen umher und stiften Chaos. Besonnen und sachlich diskutieren ihre Counterparts, besonnen und sachlich handelt Honda sein Spektakel ab. Klein, besonnen, schön.
großartig
Am Ende spricht Rambo das Problem einfach an. Er möchte von seinem Land geliebt werden, wie er es liebt. Und da das nicht sein kann, da es sein Land als liebende Entität nicht gibt, wird er sich immer ungeliebt und in Folge dessen missverstanden fühlen. Sich für seine Liebe aufopfernd wird das Gefühl ausgenutzt zu werden selbstreden hinzukommen, angesicht dessen dass sein Land ihm nur als undankbares Volk, autoritätseinfordernde Staatsgewalt oder eben wie in RAMBO II als opportune Politiker und Militärs gegenüber treten kann. Cosmatos zeigt nun wie Rambo in den Dschungel geht, männlich heroisch für sein Land gegen teuflische Feinde kämpft und, wie es kommen muss, wie er es schon von Anfang an zu erwarten scheint, verraten wird… aber eben auch wie er doch triumphieren wird, wie er seinem Land zeigt, was er nicht alles für es tut und wie schlecht er dafür behandelt wird. RAMBO II ist der Liebesbrief, der ins protofaschistische geglittene Liebesbeweis eines Gekränkten, der seinen Körper, seinen Schweiß und sein Blut in heiße, betörende Bilder steckt um es allen zu zeigen. Ein melancholischer, trauriger Film, dieser RAMBO II… über eine Liebe die nicht sein kann.
großartig
Freitag 06.11.
gut +
Knapp 8 Jahre nach THE LORDS OF FLATBUSH wechselt Perry King die Seiten. Vom Halbstarken wird er zum Lehrer. Doch 1982 ist eine andere Zeit. Eine Zeit voll Weltuntergang, No Future und einer auseinanderbrechenden Gesellschaft, zumindest in der reaktionären Sicht die CLASS OF 1984 zeigt, wohl aus Augen des verträumten Pädagogen, welcher aus seiner heilen Welt in die harsche Realität einer Unterschichtenschule gerät. Und so ist Andrew Norris (Perry King) wahrscheinlich bis zum Schluss davon überzeugt, dass er der Gute ist – in diesem Clash der Generationen ist er wahrscheinlich noch am ehesten mit einem Sympathieträger zu verwechseln, aber es ist ja auch seine Sicht – aber er ist der passende Wutbürger zu seinem Vorzeigepsychofaschisten Peter Stegman. CLASS OF 1984 ist die Perspektive von Null Toleranz. Im Kampf für das Gute, Schöne und Gerechte verliert Norris schnell jede Contenance und will nur Gerechtigkeit. DIE KLASSE VON 1984 schaukelt sich so Richtung hysterischem Ende… wobei dieser fauligen Version der Sesamstraße oder eben auch von DANGEROUS MINDS (oder Ähnlichem auf Vermittlung Bedachtem wie es später folgen sollte) etwas mehr Durchschlagskraft gut zu Gesicht gestanden hätte… mehr Szenen wie die, wo Norris ein Drogenpäckchen ohne Hemmungen mit der bloßen Hand aus einer Pissrinne holt, nur um die Bösen zu überführen.
großartig
Das abrundende Diptychon bzgl der zentralen Lustgewinne eines außerordentlichen Kongress des Hofbauer-Kommandos. Zwei Außerirdische, zwei Lebensentwürfe, zwei Handlungsweisen. Die erste Hälfte gehört dem Gejagten, der personifizierten oscenità. Ein Wesen, das zugreift, wenn es will, das immer will und immer aufs Neue. Besonders solange der Körperwandler in William Boyett steckt ist THE HIDDEN ein Fest der Abartigkeit. Hemmungsloser Schmutz, dem der Sabber bei schnellen Autos, Waffen und Frauen den Mundwinkel herunter läuft. Die zweite gehört dem Jäger, dem heiligen Verzichter, dem Jäger im Silberwald, der in der Entsagung und der Familie sein Heil findet. Kyle MacLachlan als naiver wie unmenschlicher Trübling vom andern Stern, den nichts Verdorbenes berührt hat, erlöst uns vom Schmutz und reinigt die verkommene Erde von ihrem Übel. Dieser Film lief zum falschen Zeitpunkt in Nürnberg.
Donnerstag 05.11.
ok
großartig +
Ein Patriarch nutzt seine Schwiegertochter aus, welche im Schoß ihrer angeheirateten dysfunktionalen Familie bleibt, obwohl ihr Mann tot ist. Sie sehnt sich nach dem Stallburschentypen auf dem Anwesen, dessen Ablehnung an ihr nagt, die sie aber auch dickköpfig ignoriert. Klassischer Stoff. Inzest, Sehnsucht, lebendiger Tod und Tagträume von Explosionen glatter Oberflächen. Doch der leichte Hauch von LADY CHATTERLEY, der in der Luft liegt, wird schnell Lügen gestraft. Kein D.H. Lawrence hat diesen Film gemacht, sondern Kurahara Koreyoshi. Keine erdig-realistische Geschichte von tragischer Sehnsucht und Klassenunterschieden, keine Befreiung versprechende Körperlichkeit. Stattdessen ist die Zuspitzung der Geschichte so comichaft überzogene Hysterie in sozialen Fesseln (auch wenn es andere als die englischen sind, weil niemand sich hier wirklich genötigt sieht, seine Affären und Sehnsüchte wirklich zu verstecken), wie das kontrastreiche Schwarz-Weiß zu einer vor Schönheit und Intensität brennende Version der Realität wird. Zudem ist Sex in THIRST FOR LOVE dubios und zerstörerisch… weil in diesem vergifteten Umfeld keiner mit ihm umzugehen vermag. Und Kurahara zeigt nebenbei (im letzten Film für Nikkatsu bevor sie ihn vor die Tür setzten), dass wenn er vom Gaspedal geht, Filme wie Kobayashi Maski macht… denen nur etwas mehr Fieber in den Augen steht.
Mittwoch 04.11.
gut +
Dienstag 03.11.
ok +
großartig
Wenn ich mich richtig entsinne, gilt ECSTASY OF THE ANGELS bei Gerd R. zu den Stinkern. Fast sicher bin ich mir, stammt doch das Drehbuch von Adachi Masao, was heißt, dass bei diesem Wakamatsu Schlaumeier schlaumeiern und die Sinne etwas kürzer treten müssen. Aber Adachis Dialogen kann ja auch nur mit einem Ohr zugehört werden, was die Augen etwas mehr öffnet.
Montag 02.11.
ok
Sonntag 01.11.
radioaktiv
Der Traum von Verführen und Verführtwerden, von geheimnisvollen Welten anrüchiger Begierden und schillernden Hintertürchen im Alltag, von Glück, Verzweiflung und Schmerz. Eine Robinsonade der Lust, welche unvermittelt in kurze Entführungs- und Täuschungsdramen umschlagen, aber schnell wieder der Luft zum Atem Platz machen. In INTIME AFFÄREN verbergen sich hinter Dessouverkauferinnen genusssüchtige von Welt, die den unwürfigen Träumer unterwerfen und genießen, Cafés sind Orte, wo für den Vergnügungswilligen immer ein Zimmer frei ist, und wo noch der tristeste Biedermann in den Augen der Frauen scheinbar ein Hengst ist. Doch der Clou an Bugnatellis Film ist, dass es nicht den Traum während des träumens zeigt, sondern den Traum, der übrigbleibt, wenn wir aufgewacht sind und mit muffigen Geschmack im Mund alles nochmal rekapitulieren. Wie plötzlich alles so seltsam aussieht, so abgestanden, so albern, so ohne Hochglanzschleier. War das schon die ganze Zeit so naiv? Einige harte Erkenntnisse bereithaltend, aber auch viel Spaaß.
Oktober
Sonnabend 31.10.
fantastisch
Einen Film von Naruse schauen, ist immer ein wenig wie sich auf ein Floß setzen und sich treiben lassen. Wir können dabei das Ufer anschauen, sprich einen Ausschnitt aus dem Leben der Protagonisten erleben, aber Anfang, Ende und die Moral der Geschichte bleiben offen. Die Fahrt von BANGIKU ist dabei sogar eine zum Genießen. Das Leben ist aus der Perspektive von Naruse zwar wie immer hart und unwirtlich, eine Welt voller Verlierer, doch in dieser Zusammenführung dreier Kurzgeschichten von Hayashi Fumiko wird es zur Utopie. Wenn wir eh verloren haben, dann können wir es auch genießen. Drei alternde Ex-Geishas schauen auf ihr Leben zurück und sehen ihre letzten Hoffnungen für Glück davonschwimmen (d.i. ihre Kinder bzw. die Wiederkehr des Traummanns). Eine rettet sich in Arbeit und Ambitionen, während die anderen beiden auf ihren Trümmern hocken, trinken, lachen und festhalten, dass sie wenigstens mit genügend Männern geschlafen haben.
gut
Nach dem Erfolg der ersten beiden Teile hatte George Miller nun mehr Zeit und mehr Geld zur Verfügung. Aus dem kargen Entwurf einer neuen Zukunft aus THE ROAD WARRIOR wird ein großes Gemälde postapokalyptischer Romantik. Die Entwicklung wird also weiter fortgesetzt, das Rohe wird sauberer und detaillierter, die Konturen bekommen Schattierungen und Farben, statt dumpfer Wirkung gibt es filigrane Schläge. …und irgendwann entwickelt sich der Abgesang einer Zivilisation in eine fröhliche Disneyachterbahnfahrt um verlorene Kinder, einen Messias und so weiter. Ein Monument der Hoffnung am Beginn der weltpolitischen Entspannung im Laufe der 80er Jahre und kein anderer begleitete besser die beginnende Arbeit des neuen Generalsekretärs der KPdSU Michail Sergejewitsch Gorbatschow.
Freitag 30.10.
großartig –
Um den Umstand, wie leicht ich zu begeistern bin, für den das Geschreibsel in diesem Sehtagebuch ja eigentlich Beweis genug sein sollte, noch zu verdeutlichen: je mehr mir die schrägen Kameraeinstellungen ins Auge fallen, desto besser gefällt mir M:I.
großartig
Ein afrikanischer Bürger (ein blackgefacter Afroamerikaner!!!???) fliegt in einer nahen Zukunft per Kapsel ins verwüstete Europa und bekommt von einer verwilderten, aus den Ruinen steigenden Frau den Charlston beigebracht. Sie tanzen gemeinsam, während ein Affe vom Balkon zuschauend mittanzt. So geht das.
Donnerstag 29.10.
ok
großartig +
Statt in der Asche der alten findet THE ROAD WARRIOR in einer neuen Gesellschaft statt. Es gibt Erklärungen über das Ende der alten Ordnung, die sich selbst gefressen hat, und so ist der Weg frei für eine neue. Keine rosige, sondern eine comichafte Italo-Western-Postapokalypse, wo die Ölkrise der 70er Jahre nochmal radikalisiert wird. Ghouls fahren durch die Wüste und töten für einen Benzinkanister, während die gesunde, xenophobe Normalgesellschaft nur für die großen Ziele über Leichen geht. Zwischendrin ein Wolfstristkind.
Mittwoch 28.10.
fantastisch –
Auf die Idee muss auch erst mal gekommen werden. Mit weiten Landschaften Klaustrophobie zu erzeugen. Hier hätte Wolfgang Petersen wunderschöne Inspirationen für die Darstellung eines einen einkreisenden Nichts gefunden. Etwas seltsam ist es, wie genüsslich Miller zelebriert, dass Maxens Frau bedroht wird, eine Figur, die sichtlich nur dafür da ist, um zu sterben, um aus Max einen Mad Max zu machen, wie er sie von Station von Station begleitet, wie er die Idylle immer näher an die Zerstörung bringt… wahrscheinlich mag er nicht den schnellen Vollzug zur kleinen Ekstase. Und vll jagt er deshalb nur so durch den Rest des Films, der einfach nur hingespritzt ist, der nichts erklärt, der Figuren nur für ikonische Momente nutzt und dann verschwinden lässt, der dieses Nichts, den Zusammenbruch menschlichen Zusammenlebens/der westlichen Zivilisation heißkalt fühlt bzw fühlen lässt und nicht erklärt.
Dienstag 27.10.
verstrahlt –
Montag 26.10.
großartig
Ein weiterhin visionärer Film. Nur der virtuelle Sex mit epileptischen Anfällen verursachenden Strobolichtgewittervideos lässt leider weiterhin auf sich warten. Eine Erfahrung, wo einem ordentlich große Frotteehandtücher gereicht werden und kein Taschentuch oder ähnliches. Ich bleibe gespannt.
großartig +
Sonntag 25.10.
verstrahlt +
Bevor die Menschenjagd beginnt, ist der halbe Film schon vorbei, weil THE SUCKERS doch ramontisch im Herzen ist und zwei Sexszenen kuschelig ihren Platz bietet. Schmusen und reiben, verträumte Bewegungen in mäandernder Redundanz… mit Graf Zaroffs sanfter Mumie als einem der Begatter, wo andere nur Models besetzt hätten. Ein Blubberbad der Entspannung, ganz ohne Erregung. Und dann gibt es noch eine Menschen verachtende Jagd auf Frauen und Männer mit zumindest in der Cadrage so gezeigten Messern als Penisersätzen. Da fiel zumindest mir die Zigarre in die Wanne.
gut +
Sonnabend 24.10.
großartig +
Das glühende Herz des Kapitalismus. Im Zentrum eines Sammelbeckens von inneinander verwebter Geschichten (voller loser Enden) in einem Kaufhaus während der Depressionzeit steht William Warren. Ein Monument von Schmierig- wie Rücksichtslosigkeit. Ein Biest, dass jedoch sein schwarzes Herz am richtigen Fleck trägt. Er behandelt seine Angestellten wie Sklaven und seine Vorgesetzten wie infatile Idioten, nur um das Geschäft immer weiter florieren zu lassen. Er beutet alles und jeden aus, feuert jeden, der nicht mit ihm an einem Strang zieht, schreit, beleidigt und predigt… und alles nur um niemanden feuern zu müssen. Und natürlich ist er ein charmanter Frauentröster, der so zwar nicht das hollywoodsche Familienglück finden kann und doch eine tragische Figur sein wird, aber eine tragische Figur der Herzen.
nichtssagend
Kurz runtergebrochen möchte JACK THE GIANT SLAYER die wirklich wahre Geschichte hinter JACK AND THE BEANSTALK erzählen. Wie es sich wirklich zugetragen hat, bevor der Volksmund in seiner Überlieferung das bekannte Märchen daraus machte. Gleichzeitig soll das altbekannte Märchen aber auch ordentlich gepimpt werden. Was heißt: große Schlachten zwischen Menschen und Riesen, Geheimorden, welche die Bohnen vor den Menschen verstecken, und anderes Episches, was in unserer Marvel-Comic-Superhelden-Kinolandschaft eben nicht fehlen darf. Und so wird aus einer ambivalenten Einzigartigkeit Blockbusterkino, in welchem edle Recken und solche, die es werden sollen, ausziehen um ein Mädchen zu retten, um den hinterhältigen Bösen zu erlegen und um gegen eine Übermacht zu triumphieren. Wenigstens erkennt JACK THE GIANT KILLER so die Kraft der Phantasie mündlicher Überlieferung an, welche so gesehen aus diesem gleichströmigen Event, der sich nichts Schräges oder Nennenswertes traut, eine überdauernde Geschichtegemacht haben muss.
großartig +
Freitag 23.10.
ok
fantastisch –
Ein schuppiger Fischmensch schwimmt durch ein Reich zwischen Aquariumschick und Dschungelbrackwasser und streckt die Hand nach einem ihm fremderscheinenden Menschenfrauenkörper aus. Jack Arnolds Film, etwas mehr eine polierte Urlaubsvideoversion von ANACONDA, statt DIE SCHÖNE UND DAS BIEST unter Wasser, handelt von der Angst vor dem Fremden, lebt von romantischen Bodennebeleffekten und straft Umweltverschmutzer bitterbös, aber im Herz ist CREATURE FROM THE BLACK LAGOON eine Studie über Neugierde. Die Unterwasseraufnahmen durchstreifen mit glühenden Augen die sonnendurchströmte Wasserwelt und folgen dabei rotbackig einem Wesen, dass sich nicht erklären kann, was da vor ihm im Wasser schwimmt, nämlich Julia Adams. Einem Wesen, das forsch denkt, dass anfassen doch wohl erlaubt sein wird, dass aber ebenso verschämt zögert. Je mehr sich aber die Handlung entspinnt, je mehr Angst und Wut bei der Bootsbesatzung und bei dem Wesen aus dem Amazonas hochkochen, desto weniger zögerlich und beobachtend packt die Dramaturgie zu, desto weniger ist sie ein Dokument des sich wunderns, sondern einer gewaltätigen wie schauernde Phantasie.
Donnerstag 22.10.
großartig
Die schönste Lavalampe des internationalen Science Fiction Films. Schwummrige Farben malen eine Version von KRIEG DER STERNE, die einer mit entspannenden Mitteln gefüllten Pfeife entsprungen ist.
Mittwoch 21.10.
großartig
Montag 19.10.
großartig +
Barbara Stanwyck lebt das Leben, welches sie möchte. Nämlich als Puffmutter und Graue Eminenz in San Francisco. Und das alles opfert sie für ihr Kind. Sensationell und empörend. Findet auch Wild Bill Wellman, der die Kamera vor oder nach Schnitten immer wieder über die Szenerie reißt (als ob der Blick der Zuschauer, rastlos von Schock zu Schock schnellt) und das Reißerische des reißerischen Stoffs noch unterstreicht.
Sonntag 18.10.
gut
großartig +
Sonnabend 17.10.
großartig –
Terence Fischer malt mit entspanntem Pinsel ein gotisches Märchen. Warm sind die Räume, deren Wände und Schränke mit allerlei Mumpitz behangen und zugestellt sind. Die kältesten Farben sind noch so stark, dass einem warm wird. Die Geschichte um Fleischeslust, Liebe, Besessenheit und Vampirismus wie der Kampf gegen dies alles schwummert dahin. Die Inszenierung lässt sich weder auf die Ekstase noch den Verzicht der Protagonisten ein. TANZ DER VAMPIRE ohne Manierismen. Ein altbekannter Film über die Faszination von Jungfrauen in Gefahr der Lust anheimzufallen… mit reich ausgestatteten Fantasien der Grauen, die auf sie warten. THE BRIDES OF DRACULA ist wie in Holz geschnitzt, weil die Maserung voll onkeligem Charakter ist.
großartig
Was einem vielleicht erst beim Schauen des zweiten Teils mit Kindern auffällt: David Zucker war bei Zucker, Abrahams, Zucker wohl für die Zoten zuständig. Denn diese nehmen nach Absprung der beiden anderen in diesem Teil drastisch zu … ebenso wie die Selbstzitate und das Recycling alter Ideen.
gut –
Freitag 16.10.
gut –
fantastisch –
großartig +
Ein reisender Geigenspieler kommt mal wieder vorbei und ein Fest steht an. Er hat eine Blaskapelle im Schlepptau. Schwestern werden Heiratsanträge gemacht. Ein Mann rennt vor der Verantwortung der Ehe weg, hin zu anderem Fleisch, nur um dann doch wieder zu seiner Liebe heimzukehren… und um wieder wegzurennen. Eine Frau läuft über ein Treibhaus. Glas birst. Pflanzen, Gärten und Wälder. Häuser, Brunnen und Gaststätten. Tanz, Kuddelmuddel und soziale Enge. Falls CELEBRATION IN THE BOTANICAL GARDEN eine rote Linie hatte, eine Dramaturgie verfolgt haben sollte oder sonstwie versucht hat eine Geschichte zu erzählen, dann ist das völlig an mir vorbei gegangen. Ein Haufen aus Affekten, aus Tristesse, aus Lebensspaß. Ein Mischmasch aus kommunistischer Moderne und dörflicher Weltvergessenheit. Ein Film, wie er nur in kommunistischen Welten entstehen konnte. Die Muffigkeit in den Kleidern und in der Lebenslust, die in einer biederen Welt, in einer engen Welt, alles abwirft, es sich herzlich egal sein lässt, vor allem alle großen Entwürfe und Dialektik, und einfach leicht alkoholisiert losschwankt. Eine kleine Feier für die Freude, für den Quatsch.
Donnerstag 15.10.
großartig +
Shinodas Verfilmung des Bunrakustücks von Monzaemon Chikamatsu ist ein Redeschwall. Jede der Figuren erklärt ohne Unterlass sich und seine Situation, seine Weltsicht und seine Handlungsmotivationen. Doch durch die Dichte dieses Stroms wird das gesprochene Wort zu einem Ornament im Hintergrund… während die klaustrophobischen Hintergründe nach vorne drängen. Enge Räume und Gassen, farb- oder blutbespritzte Wände, vor Grabsteinen wimmelnde Friedhöfe, Brücken, die von nichts als tiefem Schwarz umgeben werden. Die Figuren sind gefangen und werden wie im Bunraku von schwarzgekleideten Puppenspielern bewegt, die wie ein Nachtalp in der Ecke warten, bis die Figuren ihre Erklärungen beendet haben, um sie dann doch ohne ihren Willen zu bewegen. Gesellschaftliche Zwänge der Ehe und die (sexuelle) Besessenheit, ein Mann eingekeilt zwischen einer obsessiv geliebten Prostituierten (mit der er auf besagtem Friedhof in tiefer Dunkelheit schläft – Sex ist hier Tod) und seiner Ehefrau, beide gespielt von Shinodas Ehefrau Iwashita Shima. Ein düsterer Stein von einem Film, schwer und erschlagend, aber bei genauerem Blick auch voller kleiner wimmelnder Höhlen und Gänge.
großartig +
fantastisch –
Mittwoch 14.10.
ok +
Als der 10jährige Finnlay O. sich den im Kino unbedingt anschauen wollte und niemanden zum Mitkommen fand, habe ich einfach mal Jo mei gesagt und bin mit. Da wusste ich noch nicht, dass dort Jugendliche in einen süd-ost-asiatischen Stripclub gehen und die Damen der Klasse die mit Pingpongbällen gesehenen Dinge nachmachen werden. Auch ein Erlebnis. Leider weiß man mit 10 scheinbar schon genug von der Welt, dass ich das nicht noch erklären musste. Tja. Ansonsten ein netter Film, der alle Probleme geradezu zwanghaft und plumppädagogisch in eine heile Welt münden lassen muss, was der ansonsten trützigen (trüb-spritzigen) Sause den Zahn zieht. Ab und zu fängt FACK JU GÖHTE 2 an leicht zu glühen, besonders wenn Elyas M’Barek kurz davor steht als Roy Black der heutigen Generation völlig zu sich zu kommen, aber der präsentierte Verzicht ist zu zurückhaltend, nicht das Gesicht verlieren wollend und nicht weltvergessen genug.
großartig +
Dienstag 13.10.
uff
Es wär toll erklären zu können, warum MOMENTUM mir gar nicht zugesagt hat, aber leider ist nichts des aalglatten Films haften geblieben.
großartig
ok
Letztens habe ich einen Fragebogen auf einer einschlägigen Filmseite gesehen, wo es die Frage danach gab, welches der spannendste Film nach Aussage des Ausfüllenden sei. Das hätte ich nicht beantworten könne, da ich Spannung nicht handhaben kann. Und REGRESSION hat mir auch wieder gezeigt, warum nicht. Spannung macht mich ungeduldig und einen spannenden Film, der sich auf dies konzentriert, kann ich oft erst sehen, wenn ich ihn schon gesehen habe. Sprich, wenn etwas spannend ist, tendiere ich dazu nur darauf zu achten, was passiert und wo die Handlung hinführt. Bei etwas komplexen wie es Film ist, ist das fast nichts… und nur zu sehen was passiert, interessiert mich auch nicht. Bei einem Film wie REGRESSION, der ganz offensichtlich auf einen großen Twist hinarbeitet kommt noch hinzu, dass ich ein schrecklicher Schlaubi Schlumpf bin. Irgendwann ist das Treiben durchschaut (das Handwerk des Paranoikers) und der Film macht weiter in seiner spannenden Heimlichtuerei, während ich ungeduldig warte, dass die Auflösung meine These bestätigt. Leider kann ich dies nicht abstellen und so habe ich Amenábars Film über Sekten und Wahnvorstellungen eher nicht wahrgenommen. Aber ein Film, der mit einer Texttafel endet, die das Geschehene auch nur als Explikation eines Problems darstellt, das uns nähergebracht werden sollte, rückt sich irgendwie auch in die Nähe einer Folge „Galileo Mystery“. Aber vll beim nächsten Mal.
Montag 12.10.
fantastisch –
Matsch, Schlamm, Kot, Unrat, Dreck auf allen Ebenen. Im Bild, in der Dramaturgie, in der Figurenzeichnung und im Plot. Ein Film wie ein unsaubere Kamerafahrt durch ein Bild von Pieter Bruegel (der Ältere) oder Hieronymus Bosch. Das Fenster in eine fremde Welt, einen anderen Planeten oder unsere Vergangenheit, der nicht durch romantisierende Erklärungen aufwartet, sondern zeigt, was wir sehen können, nämlich nur Chaos und Matsch.
gut
THE MARTIAN ist erstmal nicht wirklich aufregend. Menschen arbeiten in der zweiten Hälfte zusammen um einen Menschen vom Mars zu holen und in der ersten zieht sich ein Mensch alleine mittels Wissenschaft aus dem Dreck… alleine auf dem Mars. Eine schöne Utopie voll Witz, die gar keine Aufregung braucht. Scott dreht routiniert gegen die Hysterie. Nur vll. etwas sehr routiniert.
uff
Wenn ich bei dem hemmungslos eingesetzten CGI eines Film erstmal nur immer an ein Videospiel denken muss, dass ich Mitte der Neunziger Jahre mit meinem ersten Computer bekam und damals bestimmt High End war (es wurde mit einem Menschlein auf einem Fliegenteppich in POV über eine Insel aus einem arabischen Märchen oder so geflogen), dann ist das im Grunde kein Problem. Sieht halt Scheiße aus. Wenn der Film aber nicht anders bietet und es mehr Spaß macht, sich die Erinnerungen an dieses Spiel mit jedem Monster, mit jedem Lavaausbruch auszumalen, dann ist das schon hart. Finde ich.
fantastisch –
Ein Date, das nie zustande kommt. Eine Beziehung, die nur ein Potential bleibt. Ein Film, der eine Leerstelle ist. Eingenommen wird diese von Betty (Debra Winger). Sie möchte Mike, ihren Tennislehrer, der zugleich ein Amateurdrogendealer ist, kennenlernen und so wenig wir von ihrem Leben erfahren, da ist es wohl der Versuch dieses zu füllen. Doch sie bekommt nur Rätsel von einem Leben voller Potentiale, die verpuffen, wie ihre Suche nach Haltepunkten verpufft. Flüchtig ziehen Anfänge, Möglichkeiten und Erkenntnisansätze dahin, ohne dass sich etwas konkretisieren würde. Nur der Nachhall bleibt.
Sonntag 11.10.
großartig –
Don’t you love musical comedy?, fragt Roy Scheider kurz vor seinem (Nerven-)Zusammenbruch und es scheint, dass er sie in diesem Moment nicht liebt. Dass er Blut, Schweiß und Tränen hineinsteckt und immer nur leichten Singsang und schmierige Tänze herausbekommen hat. Bob Fosse will mehr, exorziert seine Karriere und bleibt aber nur bei Tänzen und prätentiösen Momenten, die leicht und greifbar bleiben, aber ganz nach inne gehen sollen. Das scheint ihn zu ersticken und bringt auch ALL THAT JAZZ in eine Fiebrigkeit kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil er so glatt ist und das Reiben an ihm, ohne Widerstand, einem die Zehennägel hochrollt und einem nur noch Schreien lassen will.
uff
Vinnie „The Mean Machine“ versucht sich daran einen Bad Ass Jack Sparrow zu spielen, selbstverständlich ohne sich wirklich anzustrengen. Das Ergebnis gleicht etwas seiner Frisur, die er vermutlich vom letzten Fasching noch übrig hatte. Und er ist damit das einzig Eiland des Lebens in diesem Stahlwerk. Patrick Stewart müht sich als Nemo ab, wie sich das Drehbuch abmüht ganz viel geschehen zu lassen, aber der dröge Ernst erstickt diese Nichtigkeit. Ein Abenteuer-Film in dem fast niemand Spaß haben möchte oder wenigstens etwas wagt, also ein Abenteuer eingeht. Das geht doch nicht.
fantastisch +
Ganz anders als seine Figuren, die gleich zur Sache kommen und nicht um den heißen Brei reden, ist PERFECT indirekt. Seine Thema (die Ethik eines Journalisten) setzt er als Witz an den Anfang, kreist dann aber nur drumherum. Jamie Lee Curtis‘ Figur fragt John Travoltas ob sie ficken wollen, während PERFECT nur Aerobic als Sinnbild bietet. Das Animalische einer Beziehung, die nur auf Körperlichkeit basiert, wird nicht ausdiskutiert, sondern erlebt. Der Journalismus wird nicht in Thesen erstarrt, sondern bleibt lebendig. So schrill und wahnsinnig pumpend James Bridges‘ Film ist, so viel Irrsinn er mit Lockerheit einfach kombiniert, so tief ist es in ihm auch, es muss sich ihm nur geöffnet werden.
Sonnabend 10.10.
großartig
fantastisch –
Ein bisschen wie ein Film von Bertrand Blier, dem irgendwer etwas Gelassenheit eingeflößt hat, das Selbstvertrauen mal an keinem Thema rühren zu müssen. Einfach nur entrationalisierte, torkelnde Romantik, in der sich der fehlende Wille der Protagonisten sich zu entscheiden auf den Film überträgt und dann doch in einen sanften Hafen segelt. Toll war aber vor allem, dass ich endlich die Tauchszene im Rahmen des ganzen Films gesehen habe. Als ich vor ca. 20 Jahren in die neue Welt des Kabelfernsehens eindrang, da gab es diesen seltsamen deutsch-französischen Sender, der erst 20 Uhr oder 20:45 Uhr mit seinem Programm begann und in der Nacht auch schon wieder aufhörte. In der riesigen Zwischenzeit lief eine stetige Schleife mit Szenen aus Filmen und anderer Programmvorschau. Und das ist arte bis heute für mich, der Sender vor dem ich frühs vor der Schule und danach saß und immer wieder darauf wartete, dass ein Mann durch ein See tauchte bis Sonja Kirchberger als Panzer der Erotik angeschwommen kam und er ans Ufer Reißaus nahm. Schon von Beginn an stimmte etwas mit der Realität in diesem See nicht, ich konnte aber den Finger nicht darauf legen. Ich schaute und schaute… nur um den Film selber dann nicht zu sehen. Wahrscheinlich hatte ich das Gefühl, das nicht vor meinen Eltern rechtfertigen zu können. :] Aber die Szene ist wie der Film, ein sanftes, wunderschön gehauchtes Rätsel der Gefühle.
verstrahlt +
Immer wenn ich denke, das Tsui Hark nicht noch wahnwitziger und bar jeder Rationalität Filme am Rand des US-amerikanischen Mainstreams (DOUBLE TEAM) machen kann, dann kommt sowas um die Ecke. Schon als ich zu Beginn wieder realisierte das Rob Schneider mitspielt, ahnte ich Grausames. Aber vll ist er der Schauspieler, der Tsui Hark zur völligen Entgrenzung bis dahin fehlte. Was, ja was war das?
tba.
Immer mal wieder, gibt es diese Kritiken bzgl IRREVERSIBLE, wo erzählt wird, dass die zentrale Vergewaltigung in diesem kaum auszuhalten sei, dass sie einfängt, wie widerlich Vergewaltigungen für die Opfer sind uswusf. Aber es ist natürlich auch so, dass besagte Szene sehr schnell auf den herkömmlichen Pornoseiten und Downloadportalen erhältlich war, weil sie eben auch voller Sadismus und Geilheit ist, also auch die Lust des Vergewaltigers sehr kraftvoll wiedergibt. Bei I SPIT ON YOUR GRAVE ist es ähnlich, aber anders. Voller Lust und debil wie seine Hillbillies ist er allemal, aber die Vergewaltigungen sind irgendwie sehr unglamourös, nichtmal dreckig, einfach nur … unnötig. Es ist eher die Einbindung dieser Szenen, die sadistisch ist. Wie die Pausen zwischen den Übergriffen vermeintlich Ruhe gewähren und dann doch wieder nur ein Witz waren… Und die Rache fand ich dann sehr dämlich und selbstgerecht. Als ob wirklich eindeutig auf der Seite der Frau gestanden würde, als ob das irgendwas zur Sache tun, etwas ändern würde. Aber das er nicht schön und intelligent ist, ist ja auch wieder schön. Offener zur Schau getragener Abschaum, das passt.
Freitag 09.10.
ok
In einer Szene fährt ein Auto in eine Mülltonne auf der Jackie Chan steht. Nach einem Schnitt fällt aber nicht ebendieser sondern ein Stuntman in die Windschutzscheibe. Das war bei mir wie der Moment, wenn einem gesagt wird, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
großartig +
Als Popeye Doyle (Gene Hackman) in Marseille auf der Suche nach seinem Drogenbaron Alain Charnier (Fernando Rey) ankommt, durchsucht die hiesige Polizei gerade einen Schiffladung Fische nach Drogen. Sie schneiden sie auf und der Vorhof des Kommissariats läuft über vor Eingeweiden, Blut, totem und aufgeschlitzten Fisch. Schon dieser Beginn ist ein Erlebnis und bereitet darauf vor, was kommen wird. Nämlich dass Frankenheimer Friedkins Doyle nimmt und ihm seine eigene Optik verpasst. Statt der fieberhaften Besessenheit des Originals, gibt es expressive, aber unaufgeregte Szene heruntergekommenen Lebens. Ein Film für die Hinterhöfe… und wenn es dann doch mal das Licht des Tages sein soll, dann ist er eben übersäht mit totem, stinkendem Fisch.
Donnerstag 08.10.
gut –
Mittwoch 07.10.
gut –
Dienstag 06.10.
großartig
Der Horror beschleicht die Triade einer Einkindfamilie in Form von Sex aus der Hölle. Die Mutter hat genug vom langweiligen Eheleben und ihre masochistischen Tendenzen manifestieren sich im Bruder ihres Ehemanns, der aus der Hölle schleimig und verfault wiederkommt und sie zwingt fremde Männer in ihr Heim zu locken, um sie dort zu töten und auszusaugen. Der Vater wird dabei von den Gelüsten seiner Frau aufgefressen. HELLRAISER ist so eben auch die Manifestation des Alptraums eines trüben Ehemanns. Die Tochter hingegen landet nun in einer Welt, wo ihr reiner Vater zerstört wird und ihre Stiefmutter, wie kann die wirkliche Mutter auch Sex haben, sich mit Gebilden aus der Hölle vergnügt und Männer mit ihrer Lust tötet. Vielleicht ist es auch nur die Vorstellung, dass ihre Eltern etwas saftigen Sex haben, die sie in diese bizarre Welt voller Ketten, Haken, Wunden, Genüsse und Schmerzen reißt, wo Wesen mit Nägeln in ihren Köpfen, Vaginas in ihren Hälsen oder Gesichtern aus Zähnen regieren… die überraschenderweise aber sehr diplomatisch und einsichtig sind. Clive Barkers tiefenpsychologisches Ehe-, Eltern- und Coming-of-Age-Drama hat für jeden was im Sack.
ok +
Sehr gerne hätte ich ja diesen Film hier gesehen, aber leider fiel in den traumhaften Zufälligkeiten alles auseinander, was den ersten Teil für mich ausgemacht hatte. Z.B. die Auflösung, dass die Cenobiten nur getriebene Seelen sind, war fast so fade wie HIGHLANDER 2 und seinen Dimensionskram. Die labyrinthische Höllenwelt ebenso. Ich hoffe auf das Wiedersehen und dass sich mir dann etwas Eigenständiges erschließt.
Sonntag 04.10.
radioaktiv –
Roy Black kommt vom Himmel und rettet eine Jungfrau mit Kind vor der garstigen Dorfbevölkerung, die nur Sex und die mit ihr einhergehenden Missgunst (die im Zwangsverzicht begründet liegt, welcher nicht mit dem reinen Sinnen im totalen Verzicht des Heiland zu vergleichen ist) im Kopf haben. Ein erbauliches Sittenbild voll volltrunkenen Nebenfiguren. Deshalb seien sie vorsichtig, wenn sie reinliche Tendenzen haben, macht dieser Film impotent und frigide.
gut
Bis J.J. Abrams kam, war Star Trek gute Altherrenunterhaltung. Hysterie war den Filmen und Serien fremd, außer wenn für das Gute, Schöne und Gerechte sowie die Existenzberechtigung des Menschen argumentiert wurde. Dann war kaum etwas zu peinlich, um es nicht mit vollem Herzen durchzuziehen. Das war mitunter naiv bis es schmerzte… und unter all dem Schutt, dem Spektakel und dem ganzen Superheldengetue hält AGE OF ULTRON genau diese Fahne hoch. Hysterisch zerfransen sich Handlung und Charaktere, nur um ihre Gerechtigkeit, ihren moralischen Standpunkt zu finden und sich so zu beweisen, dass sie das Recht haben auf der Erde/im Universum zu existieren. Tatsächlich ist dabei vor allem albern, mit welcher existentiell schmerzenden Penetranz fiktive Dinge in einem fiktiven Universum ihre fiktive Existenz vor sich moralisch rechtfertigen müssen. Nur Q oder ein flapsig tanzender William Shattner haben gefehlt. Vll ist der Ansatz ja aber auch schon genial und ich bin noch nicht 2.0 genug dafür.
Sonnabend 03.10.
ok
großartig
Aufs Maul – der Film. Wenn die ständigen Kämpfe und Schießereien nicht so wuchtig inszeniert wären, hätte THE RAID etwas von einem Cartoonkind, das hyperaktiv um einen Erwachsenen springt, zuschlägt und beißt, dabei so schnell ist, dass es in einer Staubwolke verschwindet, aber ohne eine Reaktion hervorrufen zu können.
Freitag 02.10.
ok –
Ein Film wie sein Hauptmotiv, nämlich ein Walkman mit einer Kassette voller Soul- und Softrockhits der Siebziger. GUARDIANS OF THE GALAXY ist anschmiegsam, ohne Kante und eine Ansammlung von Motiven, Szenen und Charakterkonstellationen aus den erfolgreichsten Abenteuer-, Science Fiction- und Actionfilmen der 70er und 80er. Mitunter ganz schön, voller nostalgischer Erinnerungen, aber als Ganzes hinterlässt es mich zumindest fast überdrüssig.
Donnerstag 01.10.
fantastisch –
Hitchcock als Absprungstelle, Träume als Modus Operandi und absolut kein Wille anständig zu sein. Ein Lob der Horror- und Pornofilme, ein Fest für die Sinne … und den Kopf, ja auch den, wenn er denn Lust hat (mit dem Quatsch zu spielen).
September
Mittwoch 30.09.
großartig
Ein Kinderfilm, was auch immer das sein mag, der große Teile in einem verfallenen Landhaus am Waldrand spielt, wo schon das Aussehen die Phantasie so anregt, dass die Realität ausfranst und eine Traumatmosphäre bekommt, indem sich auch noch ein verzweifelter Mörder aus Depressionszeiten herumtreibt, und der nebenher noch den Kampf der Weißen Rose gegen die Rote Rose um den Großmumrich wiedergibt, also von zwei Kinderbanden im Tom Sawyer Modus erzählt, die um einen Stein kämpfen, kann nicht schlecht sein.
großartig +
Ein romantischer Film, der einen Mann seine große Liebe finden lässt, indem er die Geliebte nicht wie seine bisherige Frau über Jahrzehnte an die Wand kettet. Eine schwarze Romantik, wie sie nur auf verlassenen Massenstränden in verlassenen Tourihotels auf Gran Canaria oder ähnlichem möglich ist … von der Sonne ausgebleicht, dem Sonnenstich nahe, trunken von Körpern und mulmig wie der Gang auf fauligem Wackelpudding. Klöster und Zombiemönche, die Frauen quälen, weil sie es nicht besser wissen, inklusive. Beste Einstellung: wenn eines der vier urlaubmachenden Mädels in einer ausgedörrten Landschaft zwischen zwei Kakteenbüschen steht, einer steht im vollen Saft, der andere hängt lasch im Dreck, und sie Letzteren erstaunt anblickt.
Dienstag 29.09.
gut
Montag 28.09.
gut –
Sonntag 27.09.
großartig +
In Paul Schraders Ozu/Bresson/Dreyer-Buch ist DER GESCHMACK VON GRÜNEM TEE AUF REIS eines der großen Beispiele, was passiert wenn Ozu seinen transzendentalen Stil nicht nutzt/hinbekommt und so in melodramtischen Einheitswasser fährt. Nicht dieselbe Wahrhaftigkeit habe dies am Ende zur Folge, da die Figuren wie der Zuschauer nicht die Erkenntnis der Heiligkeit der Dinge erleben würde. Und es stimmt, DER GESCHMACK VON GRÜNEM TEE AUF REIS ist sehr profan. Die Wende in den Figuren zum Happy End ist flau. Ein fadenscheiniges Happy End wie bei Sirk, wo das Weiterleben schon seine ersten, vergilbenden Spuren am Horizont abzeichnet. Aber vor allem gibt es zwei Arten von Menschen in diesem Film, die einen saufen sich in ihre stille Introspektion und die anderen suchen ihr Glück in Lügen, Parties und Elitarismus. Verstehen und Gemeinsamkeit bleiben hier für immer eine Utopie.
großartig +
Der populistische Pathos des Beginns wird zur Liebeserklärung an das italienische Nachkriegskino. Wenn ich mich richtig an meine Puzzleversuche erinnere, weil die Kinoindustrie wie die Gesellschaft entehrt, gedemütigt und verzweifelt war. Weil eben niemand mehr mit Pomp und Glamour die Realität missachten konnte. Und während der erste Teil des dritten Teils der Geschichte(n) des Kinos dahinassoziierte, setzte ein schmalziger italienischer Popsong zu Ehren eben dieses Kinos ein und Godard wurde zum vor Liebe überschäumenden pickligen Fünfzehnjährigen, der seinen Gefühlen in naiven und leuchtenden Farben auf den Bildschirm malte.
gut +
verstrahlt +
Wo die Liebe hinfällt… oder eher fließt. Ein trauriger Vergewaltiger, der grantelnd mit seinem Liebesleben abgeschlossen hat, findet seine große Liebe und darf die Rückkehr seiner Errektion erleben, weil er nicht mehr nur pissende Frauen in abgeranzten Klos professionell fotografieren darf, sondern weil er unter einen solchen Strahl gezwungen wird und so die Würze in seinem Leben wiederfindet. Ein verstrahltes Herz für diese Fountain of Love von mir.
Sonnabend 26.09.
nichtssagend
großartig
Zwei Tage nach ADIEU AU LANGAGE sehr seltsam. 3D, dass einem nicht die Augen aus den Kopf schrauben möchte, sondern das nur einen Raum hinter der Leinwand erschafft. Selten verwendet Hitchcock den Raum vor dem Bild. Aber auch DIAL M FOR MURDER macht erst in 3D Sinn, weil all die Eleganz, die Hitchcock beim Kreisen um die Handlung in den Ring wirft, auf den Raum ausgelegt. Nicht auf ein Bild. Als ich nach dem Film die Wohnung meiner Eltern, welche im Urlaub weilten und einen 3D Fernseher ihr eigen nennen, verließ, schwebte mein Blick wie von Hitchcock gelehrt durch den Raum und suchte nach Indizien meiner Anwesenheit. Seine Inszenierung saß noch tief in mir.
Freitag 25.09.
nichtssagend
großartig +
Als LE MANS vorbei war, wäre das Zirpen von Grillen zu hören gewesen, wenn in meinem Raum Grillen anwesend gewesen wären. So hörte ich nur das Rauschen des medialen Equipments. Und doch war es das Geräusch inzwischen ungewohnter Stille. Seit fast zwei Stunden hatten durchweg die Motoren gebrummt, Reifen gequietscht und Werkzeuge bei Boxenstopps gerattert. Und plötzlich: Ruhe. Nicht mehr die rauschhafte Geschwindigkeit der Wagen im Rennen von LE MANS, die vorbei rasenden Landschaften, die Reporter mit ihren Fragen, sondern Steve McQueens Blick und seine Aura, die nachhallten. Denn auch wenn der Rummel um das Rennen, der tatsächliche Rummel nebenan, der die Zuschauer des 24-Stunden-Rennens bei Laune halten soll, etwas anders behaupten, LE MANS ist eine Verlierer-Ballade. Ein Märchen von Ehre und eine lakonische Geschichte von Einsamkeit. Der Gewinner? Recht schnell wird klar, dass der Sieg egal sein wird, auch wenn der Wettkampf bis zum Ende spannend bleibt. McQueen schlurft durch das Gelände und wird erst ein Mensch, wenn er fährt… wenn alles andere egal ist… wenn vll einfach nicht mehr genug Zeit ist, um sich über das Leben den Kopf zu zerbrechen. Er sagt es auch, dass er nur in einem Rennen lebendig ist. Dazwischen gibt es für ihn nur Warten und Gedanken an den Tod. Und so bleiben zumindest bei mir gar nicht die atemberaubenden Rennszenen in Erinnerung, sondern wie Steve McQueen in einem Diner sitzt und wartet. Wartet, dass das Leben wieder einen Sinn hat.
Donnerstag 24.09.
fantastisch –
Mittwoch 23.09.
gut
Dienstag 22.09.
fantastisch
Wo De Palma sonst die Realität in Wolken aus Weichzeichner Schiffbruch erleiden lässt, da hat er sie hier durch die Deutsche Filmförderung finanziert in ein Säurebad geschmissen und zugeschaut wie nur abgenagte Knochen übrig bleiben. Schon die Welt in der sich PASSION abspielt. Ikeakatalogwohnungen und funktionale Büros. Glas und Technik. Auffällig sind höchstens noch die offensichtlich per Computer eingefügten Hintergründe, vor allem in Fenstern und hinter Glasfassaden. Und überhaupt sieht PASSION wie die Handyvideoversion einer Realität aus. Klein und glatt, als ob alles Individuelle weggebrannt wurde. In ihr Menschen, wie in Naruse- oder Ozu-Filmen. Menschen, welche die Ruhe des sozialen Umfelds wahren wollen. Aber anders als bei besagten shomingeki werden hier die Krallen ausgefahren. Zum in aller Öffentlichkeit vollzogenem Dolchstoß wird gelächelt… auf beiden Seiten des Dolchs. Offen ausgetragene Konflikte und ausgesprochene Beschuldigungen, undenkbar. Dafür ein Meer aus Lügen. Opportune Lügen, hinterhältige Lügen, intrigante Lügen, Lügen gegenüber einem selbst. Und auch die Rechtfertigungen der Lügen sind schon wieder dreiste Lügen. Die Dialoge, hölzern und falsch ein Gefühl von unsichtbaren Pistolen an Köpfen transportierend, so sanft sie oft gesprochen werden, sind garstige Phrasen, die jede Wahrhaftigkeit weit umschiffen. Der Status Quo wird gewahrt und in den Grenzen dessen wird sich in die Gegner verbissen, bis das Blut einem die Sinne vernebelt. Und so eskaliert in einer Werbefirma ein Kampf um Beförderung, endet im Mord und verliert dabei auch auf der Plotebene jeden Kontakt zur Realität. Träume, Fehlinformationen, PASSION franst zunehmend aus und findet zu keinem sicheren Ende. Delirant tanzt De Palma durch biedere Fernsehkrimis, hysterische Psychothriller und elegante Nichtigkeit aus expressiven Schatten und Splitscreens. Er jagt ineinander, was nicht zusammenpasst. Nichts an PASSION stimmt. Alles wirkt künstlich und falsch. Jede Spur von Leben herunterschluckend, wie seine Protagonisten. Aber gerade dadurch schimmert die Fäule nur umso giftiger durch. Ein Film unserer Zeit… indem gerade keine Leidenschaften im Zentrum stehen, sondern der Wille die Oberfläche zugestallten, die andere von einem sehen und nicht belächeln sollen. PASSION lässt das Lächerliche herrschen, ganz vergnügt und ist so nicht nur eine Satire auf uns und unsere Gesellschaft, sondern auch auf anständiges Filmemachen, wie es sich die Deutsche Filmförderung wohl wünscht…
*****
Versuch hieraus etwas verständliches zu machen to be continued.
Montag 21.09.
radioaktiv –
SATURDAY NIGHT FEVER ohne Koks und Bee Gees, dafür mit Alm, Dirndl und Gaudi. Sich aus dem Delirium eines verwitterten wie verwüsteten Geistes erhebend. Barock, Jugendstil und menschlicher Anstand befinden sich am anderen Ende des Universums, wenn hier die Zote noch unbedacht, kernig und mit bloßer Hand aus der Jauchgrube gehoben wird. Ein verschuldetes Dorf, versuchte Banküberfälle und zwanghaft duftige Geilheit sind die Grundzutaten des Plots, den ich mir beim besten Willen nicht mehr zusammenreimen kann. Gute Laune bis einem das Blut gefriert.
Sonnabend 19.09.
fantastisch
Aus der Discokugel tropft das Blut. John Badham nimmt den Glanz der Bee Gees, deren Musik meist wie ihre Zähne bei einer Zahnpastawerbung blinken, und presst mittels der dreckigen Straßen in leblosen Vororten das Fieber aus ihnen heraus. SATURDAY NIGHT FEVER ist so gesehen von zwei Dingen bestimmt. Von dem in Resonanz schwingenden Groove der Wochenendnächte, der einem das Gefühl gibt ein König zu sein (ich kann mich nicht erinnern, wurde offen gekokst oder haben sich nur alle so benommen?), und von dem brutal nüchternen Alltag, der an Nerven, an Lebensträumen, nicht vorhandenen Selbstverständnissen sägt. Letzteres sorgt für eine allgegenwärtige Hackordnung. Xenophobie und Sexismus soweit das Auge reicht. Liebe wird mit Verachtung beantwortet und von oben herab verachtet werden mit Liebe, was zu einem polymorphen System führt, indem niemand seine Gefühle erwidert bekommt, sondern in dem die Scheiße auf ewig nach unten regnet. Aus einem Tanzfilm, der lockeres Gehoppel und etwas Anzüglichkeiten verspricht, so etwas morbides und gleichzeitig lebensnahes zu machen, das ist dann schon wunderbar anmaßend.
(großartig +)
Freitag 18.09.
großartig
Donnerstag 17.09.
uff
Die Figuren in „Werewolf Rising“ sind alle irgendwie gezeichnet. Trockene Alkoholiker oder geflohene Häftlinge. Vergewaltiger und eben mondsüchtige Wolfwesen. Die Schauspieler gehen völlig in den Momenten auf. So intensiv, dass es hölzern wird. Das Drehbuch folgt stringent diesen Personen und das Leben stirbt. Puppen im Kasperletheater erheben sich.
Mittwoch 16.09.
großartig –
großartig +
Krankheit und Zerfall. Müll und Essensreste. Drogen und geheime Parallelgesellschaften. Ein Student erbt und ist nicht nur seinen Vater, sondern auch alle Ziele im Leben los. Er legt sich in Michael Hanekes Venedig, ein romantisches Paradies verlorener Seelen, eine stadtgewordene Wasserleiche, und lässt sich treiben. Trinkt Kaffee, erhält Nachricht von Toten in mysteriösen Zirkeln und beobachtet Dinge. Edgar Allan Poes Opiumräusche liegen wie ein Nebel über der Stadt, wie Dreckhaufen in den Ecken. Der wankende Bericht einer Auflösung.
nichtssagend
Ein Ausflug in die deutschen Charts von 1994. Eine Bravo-Hits-Party mit irgendwelchen Lehren über die Phantasie und das Nicht-Böse-zu-Mitschülern-sein.
Dienstag 15.09.
gut
großartig +
Das Glück in einer Welt, die zu einem Irrenhaus geworden ist. Zerfallene Häuser, zerfallene Handlung, zerfallene Charaktere, Dreck und Zusammengworfenes. Pfauenfedern vor Gesichtern geschnallt. Ein Regenbogen des Glücks mit einer Träne zum Abschied.
Montag 14.09.
großartig
Meine Mission Impossible war, dass ich nach ca. ner Stunde dringend aufs Klo musste. Dass ich dachte, dass ich es bis zu Ende aller Wendungen halten könnte, der Druck jedoch in einem umgekehrt quadratischen Verhältnis zu den ablaufenden Wendungen lag. Heißt, langsam löste sich die Handlung auf, während der Druck vermaledeit schnell stieg. Als ich erkannte, dass ich einen Fehler gemacht hatte, lief einer der vielen vorletzten Kämpfe. Als ich wieder in den Saal kam, fiel der Endgegner. Es war gelaufen und gelaufen. Ansonsten Paranoia, die zu einer verschrumpelt kleinen Wirklichkeit zusammenfällt… in treibendem Tempo.
gut
uff
So Zeug wie der Krieg die Menschen verwildert und wie er in die Heimat mitgenommen wird. Wenn Frauen in Männerduschen schauen und lachen, ganz süffig, aber das tut nur eine einmal.
Sonntag 13.09.
großartig +
Die Luftigkeit von Jacques Demys LOLA weht durch eine matschige Baugrube in der eine Fabrik gebaut wird. Undefiniert wird gearbeitet und geliebt. Menschen tollen statt zu arbeiten. Ein Vorarbeiter ruft sie zur Räson. Vorarbeiter tollt mit der Tochter seiner Vermieter rum. Vermieter rufen Vorarbeiter zur Räson. Und das Mädchen tollt mit nem großspurigen Fahrer rum. Orchester spielen und die etwas zu nahen Bilder gucken meist nur aus der Ferne, wenn matschige Weiten zu sehen sind. Eine offene Parabel, die sich in seiner Welt verliert und das Parabelsein vergisst.
großartig +
Der William Blake wurde aus DEAD MAN ausgetrieben und durch nüchterne Poesie in Farbe ersetzt. Ein englischer Jungadeliger sucht seine Herzallerliebste in einem Wilden Westen, dessen phantastische Weite abgeschält wurde und durch dessen Tränen und Witze lakonisch Michael Fassbender führt. Am Ende fällt Salz in eine Wunde, ganz ohne Drama, einfach weil das noch fehlte.
Sonnabend 12.09.
nichtssagend
großartig –
Psychotisch pulsieren Augäpfel zwischen die Bilder von Morden und Bedrohungen. Die neunschwänzige Katze des Titels stellt die verschieden Spuren bei einem Raub- und Mordfall dar. Ihr Sein ist ein Kriminalplot. Ihr Schwingen, ihr Niederfahren auf unser Fleisch ist aber die Angst vor dem Unbemerkten und Übersehenen, welches per Paranoia zu einem Schatten wird, der gierig auf unseren Tod und unseren Schmerz lauert.
verstrahlt +
(♥)Vor dem Hintergrund des diesmal besonders absurd und schmierig geratenen, “wissenschaftlichen” Blabla über “grüne Witwen” (man lernt nie aus beim Sehen dieser Filme, sie sind linguistische Intensivkurse), die ihren schwer arbeitenden Ehemännern mit falben Postboten und häßlichen Bierkutschern untreu werden, reproduziert Hofbauer kaltlächelnd und mit skrupelloser Konsequenz die kleinbürgerlichen Ideale von Hans Mustermann und deren moralisches Futter, ohne es dabei – wie in vielen seiner übrigen Filme – schlussendlich zum sardonischen, sarkastischen, mindestens aber ironischen Bruch kommen zu lassen. […] Derart geschmacksunsichere und schwarze Pointen weisen den “neuen, heißen Sex-Report” als den STARSHIP TROOPERS unter Hofbauers frühen Hartwig-Produktionen aus[…](♥) – Christoph
Freitag 11.09.
nichtssagend
fantastisch +
Immer noch und hoffentlich immer wieder ein Wunder. Filmkunst nicht als Peitsche, sondern als sich ergießendes Weinfass voll alberner Späße, süßem wie bitterem Erwachen und kaltem Verzicht. Ein Film, der warmen Erinnerungen gleicht und diese zu unseren eigenen macht. Der aber auch nicht verklärt, sondern aus der Sicherheit, dies alles überstanden zu haben, das Schöne erkennt, statt die Hände vors Gesicht zu schlagen und alles unschöne zu verschweigen oder zu begradigen. Und das einfach so, als ob es das Einfachste der Welt wäre.
Donnerstag 10.09.
großartig
Traumata Bewältigung in, um und durch atmosphärischen Vendig Mambo Jambo. Eine Tochter ertrinkt mit Filmbeginn. Die Parallelmontage dieses Geschehens, die Zeitlupe ihrer verspäteten Rettung und die Inszenierung des Sees reden behände von der Bedrohlichkeit des Wassers. Wie es als brackig grüner Schlund scheinbar friedlich in der Landschaft liegt, als riesiger Abgrund, der in den Bildern klafft. Wie es beim Untergehen von Menschen und Dingen deren Farben schluckt und die Konturen auflöst. Wie es beim Auftauchen durch seine Oberflächenspannung erst durchdrungen werden muss, als ob es ein Verlassen verhindern möchte. Wasser, du unscheinbarer Dämon! scheint DON’T LOOK NOW zu fluchen. Und die Eltern (Donald Sutherland und Julie Christie) verdrängen ihren Verlust natürlich stilsicher bei einem Venedigurlaub. Wo auch anders als da, wo selbst die Häuser im Wasser stehen. Dort treffen sie auf eine blinde Oma mit dem zweiten Gesicht, aus deren Blick die Fantome der Vergangenheit und des Schmerzes entsteigen. Unerklärliches und Erklärliches geschieht, während die Handlung zäh dahinfließt, einen langsam umschließend mit der unwirklichen Freude der Verarbeitung, mit den sich bedrohlich aus dem Wasser erhebenden Gefühlen und dem bösen Erwachen, wenn das Verdrängte einem die Kehle durchschlitzt.
Mittwoch 09.09.
großartig
Der geneigte Kenner wird es erkannt haben. Wenn hier Filme stehen, die nicht im Originalton geschaut wurden, dann haben meist Kinder mitgeschaut. Und das tut mir dahingehend leid, weil die Synchro von THE HEAT fürchterlich ist, weil sie nie die maschinengewehrartig vorgebrachten Obszönitäten Herr wird. Wahrscheinlich ist das auch gar nicht möglich virtuos einer Sprache entlockte Kraftausdrücke in eine andere zu überführen… jedenfalls nicht wenn an den Wörtern und ihren Inhalten gehangen wird. Aber dies alles mit einem 10- und einem 7-jährigen gesehen zu haben, da fühlt sich der Besudelungsgrad noch mal intensiver an. Toll. (Trotzdem gibt es demnächst für diese etwas mehr Friede, Freude, Eierkuchen. Etwas Erholung brauch ich schon.)
Dienstag 08.09.
fantastisch –
Unser kleines Fernsehspiel mit Dominik Graf. Geschichte für den Zuschauer zum Anfassen und zum was lernen… ein kurzer Blick kann einem diese Schreckgespenster auf den Hals locken. Eine bildungsbürgerliche Geschichte um einen Dichter der Romantik, der die Visionen einer Nonne mit Stigmata aufschreibt. Viel erlesenes Volk steht drum herum… und die digitalen Bilder stehen ebenso nah an der Vorhölle nachmittäglichem Bildungsfernsehens. Aber in den Schlund geworfen, grinst einem ein feistes Lächeln entgegen. In der Dunkelheit der Bilder, im zwischenzeitlichen Dröhnen der Musik, in einer Geschichte, die nie offenbart, was sie will und ob sie auf Seite der Aufklärung oder der Wundergläubigkeit steht, in den Impressionen von Banken und ähnlichem, die aus dem Dialog im Off mit einer Geschichte verbunden werden, in den Expressionen von Gefühl und Wunden, in all diesem wartet ein romantisches Reich, welches uns nicht an die Hand nimmt und unseren Kopf stürmen will, sondern das sich anschmiegt, wie es auch wegstößt. Ein Reich, das alle Künste der Verführung kennt und das einem luftige Freiheit schenkt, wenn es uns gefangen nimmt.
Sonntag 06.09.
großartig +
Biestig. Menschen werden weggeschmissen wie benutzte Streichhölzer, während das Happy End einen schnell überfährt, damit einem vll nicht allzu klar wird, wie pervers THREE ON A MATCH tatsächlich ist.
großartig
Der Faden bei der Geschichte war bei mir schnell verloren. Was entweder daran lag, dass sich alle paar Minuten der Imperativ der Handlung verlagerte (Rebellion, Schatzsuche, Liebe, Verrat, es überschlägt sich, schließlich sind wir bei Tsui Hark) oder weil FLYING SWORDS OF DRAGON GATE das atemberaubendste 3D hat, welches ich je sah. Tsui Hark baut wunderschöne Räume, in denen einem immer etwas entgegen sticht und die einen in die Ferne ziehen. Durch die Kämpfer nicht fliegen und springen, sondern die Räume tanzen um die Kämpfer. Oder er verwandelt sie einfach in Meere aus zerhäckselten Dingen. Ein Fest für die Augen.
Sonnabend 05.09.
großartig +
Ich möchte ihn gerne wieder bedingungslos lieben, wie zu der Zeit als ihn das erste Mal sah. Das krankheitserregende Neongrün dieses Zoofachgeschäfts aus dem Nirgendwo der Vorhölle. Die Unsagbarkeit und Unerklärlichkeit der Begierden in den Ballettbesuchen von Prokofjews ROMEO UND JULIA. Die Frage danach, was denn die Anziehungskraft eines Schulmädchens ausmacht in einem Striplokal voller Spiegel und lieblos wie runtergeranzter Campeksotik… gestellt von einem verletzten, von seiner Selbstgerechtigkeit in einen Sumpf aus Schmier geschmießenen Ansagers. Zwischenmenschliche Beziehungen, die im schummrigen Zwielicht aussehen, als ob sie nicht ganz legal, aber doch irgendwie, irgendwo in jedem von uns stecken. EXOTICA strotzt nur so vor zweifelhafter Schönheit. Aber leider schließt Atom Egoyan alle Klammer. Alles Verschwommene wird geklärt. Kaum etwas bleibt vage bestehen. Es bleibt nichts mehr zu fragen. Am Ende sind noch die dunkelsten Ecken beleuchtet, dass es eine Schande ist.
Freitag 04.09.
gut +
James Whales Unsichtbarer wird wieder, wie so oft, verrückt, weil er irgendwelche psychotisierende Substanzen verwendet, um unsichtbar zu werden. Die Weltherrschaft will er an sich reißen und genau dadurch wird THE INVISIBLE MAN mit der Zeit immer dröger, weil er Großes vorhat, statt sich in Umkleiden und Duschen rumzutreiben. Des Anstands (der Filmindustrie) wegen wird er ein lachhafter Lümmel, der unter Größenwahnsinn leitet. Was schade ist, weil Whale zu Beginn ordentlich vom Leder fetzt. Wild schreit der unsichtbare Griffin von Vergwaltigung in die Fratzen englischer Dorfbewohner (die, nebenbei gesagt, erst durch Italo-Western und Fellini-Filme in Sachen schrulligkeit überboten wurden) und reißt sich seine Binden bedrohlich vor ihnen vom Leib, dass zumindest ich fast geneigt war zu glauben, zu hoffen, hier einen wirklich von der Leine gelassenen Unsichtbaren erleben zu dürfen.
*****
ps: neben mir betet gerade jemand, dass ich nie unsichtbar werde. :/
großartig –
Donnerstag 03.09.
ok +
großartig +
Geschichten werden ja meist aus dem klobigen Stein der Wirklichkeit herausgeschlagen. Hier etwas poliert, da etwas angepasst und viel weggeschlagen. PASSION legt einem nur einige Brocken auf den Tisch, aber bei genauem Blick sind auch diese bearbeitet. Sie zeigen nicht einfach nur Momente von Arbeit, Streik, Liebe und Filmmachen. Sie sind Puzzlestücke, nur dass viele Zusammensetzungen möglich sind. Ein bißchen ist es wie der greenawayigste aller Godard Filme… nur etwas spröder, weil Godard sich widerborstig einem selbstherrlichen Spiel verweigert. Stattdessen nur vielsagend nichtssagende Situationen, sich überlagernde Tonspuren und hier und da etwas frivoler Firlefanz.
August
Montag 31.08.
gut
Sonntag 30.08.
ok
Bibelfilme stehen fast immer am Scheideweg. Sie wollen vor der Sünde warnen und den seelenrettenden Verzicht propagieren, aber dafür geben sie eben der Verdorbenheit die große Bühne. Reichtum, Macht, Ehebruch oder leichtbekleidende, tanzende Königstöchter, die den Kopf von Propheten fordern, die Versuchung wird in leuchtenden Farben gezeichnet. Zudem gibt es noch ganz unschuldig präsentierte Muskelmänner in Sandalen, die auch gerne mal gezüchtigt werden. Der Teufel lauert in ihnen überall. Lee Philips‘ Fernsehfilm ist da keine Ausnahme. Die Geschichte des jüdischen Superhelden, der durch den Verrat einer heidnischen Frau und die Intrigen und Brutalität eines ebenso heidnischen Herrschers seine übermenschlichen Kräfte verliert, wird auch hier voller Sünde präsentiert und soll uns lehren, dass wir uns die Finger an ihr verbrennen werden. Klassisch trottet SAMSON & DELILAH dahin und bietet wohl am ehesten Material für Gläubige und Fetischisten und spielt in einer Welt in der die Sonne nie wirklich Strahlkraft erlangt, alles ein bisschen hässlich ist und in der genau dazu passend niemand wirklich sympathisch ist. Selbst Samson wird als hochmütiger Schläger gezeichnet, der seine brachialen Probleme selbst heraufruft.
großartig –
Wer kennt es nicht, dass einen der Job, das eigene Leben und der ganze Rest eher nerven? Aussteigen und weg. Alles andere scheinen nur billige Kompromisse. Poet (Jack Nicholson) darf diesen Traum für den Zuschauer erleben, als eine Gruppe Hells Angels an der Tankstelle hält, an welcher er sich von den Kunden Befehle geben muss. Ganz ohne Eigenschaften taucht er zu Beginn während ihrer Fahrt durch die Gegend auf und dient im Grunde nur als Projektionsfläche. Für die Träume sich einfach gehen zu lassen, Abenteuer zu erleben und auch für die Warnungen vor dem Leben auf der Überholspur dient sein entsetzter Blick, wenn er die Schattenseiten und die Konsequenzen zu sehen bekommt. HELLS ANGELS ON WHEELS ist dabei wie ein naiver Tagtraum voller Prügeleien, Sex und anderer atavistischer Vergnügen, der sich relativ eng an die kurz zuvor entstandene Vorlage Roger Cormans, THE WILD ANGELS, hält. Es gibt eine Rockerhochzeit in einer Kirche, die Festnahme und die Befreiung eines der Hells Angels und so weiter und sofort. Dabei ist er aber viel naiver, weniger durchdacht, weniger reißerisch, vor allem jedoch spontaner und lebendiger, wenn er sich den kleinen Freuden hingibt – wenn sich Nicholson und der Rockerchef sich ganz lässig küssen oder wenn ihn eine Frau auffordert doch nicht so verklemmt zu sein. Ein schüchternes Lächeln über all die harmlosen Provokationen steht Richard Rushs Film immer ins Gesicht geschrieben. Wenn einen das Geschichtsbuch oder die imdb nicht eines Besseren belehren würden, ich hätte geschworen, dass HELLS ANGELS ON WHEELS der erste Film seiner Sorte gewesen wäre. So frisch wirkt er, dass einem der Wind durchs Haar zu wehen scheint.
Sonnabend 29.08.
gut
Das hohe Lied der Liebe und der emotionalen Ehrlichkeit, ein Lob der Sauberkeit aus der Hand vom großen Agenten der Subversion der institutionalisierten Liebe, Douglas Sirk, und aus der Feder eines großen Wilden, Samuel Fuller. Die Schatten an den Wänden, es handelt sich schließlich um einen Film Noir, stammen dabei von den Konstellationen der Menschen und vom großem Zerschmetterer, dem Schicksal.
uff
fantastisch –
Venedigfilme sind ja neben Inselfilmen sowieso über jeden Zweifel erhaben. Und das Venedig ein Ort voller Schatten ist, muss auch nicht erwähnt werden. Paul Schrader und sein Kameramann Dante Spinotti pellen aber ihre Bilder aus dem Ei, so dass sie wie Statuen in der Sonne stehen. Kalt ist in ihnen alles Oberflächliche erkennbar und voll Wärme locken sie einen an. Und so klar wie die Bilder sind auch die Dialoge und die Beziehungen der Menschen. Das Paar, Rupert Everett und Natasha Richardson, die im Venedigurlaub den Status Quo ihrer Beziehung suchen, treffen auf ein Paar in einem Renaissance-Palast, Helen Mirren und Christopher Walken, welche wie Schatten mit ihrer Welt verbandelt und wie Vampire aus der Zeit gefallen scheinen… welche in einem vorprotestantischen Klima sexueller Undefiniertheit leben (homo- und heterosexuell gibt es für sie scheinbar nicht als abgegrenzte Entitäten) und sich die Welt eines sadistischen Patriarchats zurückwünschen. Die Kameras schweben beruhigend, die Szenerie irgendwie zudecken wollend… für die Gemütlichkeit oder zum Fesseln ist nicht ganz klar. Das venezianische Labyrinth und der Renaissance-Palast, in welchen fast alles geschieht sind von traumhafter Schönheit. Alles ist an der Oberfläche. Mitunter ist DER TROST VON FREMDEN etwas seltsam mit solitären Ausbrechern ins Unerklärliche, aber doch bleibt immer alles simpel. Und genau durch diese Klarheit kommt in DER TROST VON FREMDEN das Unbehagen, weil sie nichts bietet, wo sich festgeklammert werden kann, und weil sie wie ein Floß in einem unbestimmten, rauen Meer schwankt, ohne das klar wäre, wo die Anschlusspunkte zu sicherem Boden wären.
Freitag 28.08.
gut +
verstrahlt
Ramontisches Fettanzugwitzinferno.
Donnerstag 27.08.
großartig +
LOST IN TRANSLATION als sich verlierender Melonen- und Kohlkopfslasher. Vll hätten noch Kopfhörer im Kinosaal gereicht werden sollen… damals 2012 als der irgendwo nicht in meiner Nähe lief.
Mittwoch 26.08.
ok
Dienstag 25.08.
fantastisch –
Die Chronik einer Besessenheit. Ein stetiger Fluss aus Beschattungen und Verfolgungsjagden… gezeichnet durch unruhig geschwungene Kameras, die scheinbar dokumentatorisch am Dreck der Straße hängen bleiben wollen. Der Dreck sind dabei aber nicht die Drogenbarone, die Hummer essend in behaglichen Restaurants ihre Zeit zubringen, während die Polizisten draußen in der Kälte warten bis diese sich wieder bequemen durch die Straßen zu ihnen hinunter zu kommen. THE FRENCH CONNECTION ist ein einziger Stachel, der Popeye Doyle (Gene Hackman) im Fleisch steckt, weil jede Sekunde seinen blinden, tollwütigen Kampf dokumentiert. Er möchte nicht der Abschaum der Gesellschaft sein, aber wie für einen griechischen Held gibt es kein Entkommen.
Montag 24.08.
großartig
Sonntag 23.08.
großartig
Ultrakunst aus wilden Messerstechereien in Kinos und finalen Zweikämpfen vor, hinter oder durch mit Dämonen bemalten Wänden klammert einen langen Prozess ein. Zwischen den Entladungen liegt eben eine Zeit, in der die Augen davor verschlossen werden, dass die nächste Entladung zwangsläufig folgen wird. Es wird verhandelt, Sand in Augen gestreut und sich selbst für eine bessere Welt aufgeopfert. Die Welt von THE WOLVES gleicht einem Schiebepuzzle, welches mehrere Bilder als Lösung hat und an dem sich mehrere Parteien gleichzeitig abarbeiten… bis endlich Blut fließt, weil klar wird, dass es keine Lösung der Widersprüche gibt.
großartig
Die Enteignung des Stars von sich selbst als ätzende Entführungsgeschichte. Ein Angriff in einem Klo auf die Blase, weil ein Klatschreporter Beweise für Drogenmissbrauch sucht. Entführung durch Fans, welche nicht mehr nur die Bilder besitzen wollen, sondern gleich den ganzen Körper. Und der die Unterwerfung mittels Drogen und sexuelle Gewalt durch den Produzenten. Yôko Miki ist eine aufstrebende Sängerin und egal wohin sie sich wendet, sie findet nur Mauern.
Sonnabend 22.08.
gut +
Eine der traurigen Geschichten aus meiner Kindheit am Rande: nachdem ich den zweiten Teil des ausgekochten Schlitzohrs schon mehrmals gesehen hatte, war ich natürlich riesiger Bandit-Fan und wollte immer und immer wieder den ersten Teil sehen. Aber ich verpasste ihn auch immer wieder. Einestages kam er abends im Fernsehen und ich war bereit. Nichts sollte diesmal dazwischen kommen. Gespannt wie ein Flitzebogen war ich. Meine etwas jüngere Cousine war an diesem Abend zu Gast und irgendwas fiel vor. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr was, aber es muss eine (wahrscheinlich nichtige) Provokation meiner Cousine gegeben habe, auf Grund derer ich ihr irgendwas antat. Ich wurde ins Bett geschickt, der Videorekorder nicht aktiviert und ich tobte auf Grund der himmelschreienden Ungerechtigkeit. Die alleine Schuld dafür, dass ich mich ungebührlich benommen hatte, lag doch bei meiner Cousine. Danach wollte ich SMOKEY AND THE BANDIT nicht mehr sehen. Schon aus Trotz. Meinen Eltern trug ich diese Entscheidung tief in mir fast bis heute nach. Jetzt wo Kinder bei mir zu Hause sind, ist der Groll aber wie weg, weil ich nun weiß wie Kleinkinder mitunter sind … und so habe ich mir EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR mal mit diesen angesehen. Komisch wie sowas nichtiges mich so lange hängen blieb.
Freitag 21.08.
großartig +
Kontemporäre Kritiken müssen Bogdanovich ja gefeiert haben, weil er das Kino revolutionert habe (so jedenfalls wiedergegeben in Peter Biskinds Klatschalmanach zu Bettgeschichten und explodierenden Egos in New Hollywood, EASY RIDERS, RAGING BULLS), dabei ist es einfach nur ein John Ford Film, der nackte Tatsachen zeigt, Beziehungen von Jugendlichen zu mittelalten Damen ernst nimmt und eben etwas klassischen Hollywoodchic durch noch mehr Staub ersetzt.
gut +
John Woo spielt wieder mit Travoltas Image und lässt ihn das machen, was er viel zu selten machen durfte: nämlich irre (und) lüstern lächeln, kurz bevor eine Atombombe direkt auf ihn prallt.
großartig –
Donnerstag 20.08.
uff
Die ganzen Analysen des Chaoscinema, welche sich vornehmlich gegen Bay und vor allem die Transformerfilme richten, kann ich vor einem der besagten Filme sitzend irgendwie nicht ganz verstehen. Wenn es sinnlos Boom und Krawumm macht, bin ich wenigstens von der schrecklich öden Geschichte erlöst, in der die Transformers als Gimmick ohne Esprit und Folgen Forrest Gump-mäßig in die jüngere us-amerikanische Geschichte gepresst werden und Sam Witwicky (Shia LaBeouf) weiterhin Daniel Laruso jeden Unentspanntheitspreis locker aus der Hand reißt.
verstrahlt +
Rainer Brandts Synchros waren ja auch immer etwas wie werkimmanente Kritik. EXORCISME an sich handelt von einigen Menschen in Paris, die seichte S/M-Sexshows und comicartige Schwarze Messe veranstalten und goutieren. Simple Späße für den Connaisseur. Ein psychopatischer Priester (Jess Franco) nimmt das, was er sieht, aber ernster als die Beteiligten und fängt an sich durch diesen Kreis zu morden. Schon an sich eine Kritik an der Kritik (wobei jeder Franco Film durch seine bloße Existenz ja schon eine Kampfansage an Adornos Kunstverständnis ist) wandelt EXORCISME aber eher auf den Bahnen der Obsessionsbefriedigung. Die Kamera starrt also mit feuchtem Mundwinkel. Ein Film zum Genießen… und Brandt macht nichts als diese Atmosphäre aus sexueller Lust und Bedrohung mit aufzubauen. Zumindest bis die Polizei auftritt. Diese will nicht passen und steht außerhalb der Lust. Sie ist nur da um den Täter dingfest zu machen und kaum tritt sie auf, schnoddern die Polizisten los. Es ist als ob die Stimmen der Sprechenden wortgewitzt die Handlungen ihrer Körper hinterfragen. Was schade ist, denn dadurch wird ihr Fremdkörpersein noch unterstrichen, was der Atmosphäre schnell den Gar aus macht.
Mittwoch 19.08.
großartig +
Die Reichen und Besonderen machen Urlaub auf einer traumhaft schönen Insel irgendwo in einem fiktiven Bosporusstaat. Können Sie es genießen? Natürlich nicht. Gift, Verfall und die Angst, dass jemand der anderen auf sie hinabschaut hält alle daran ab einfach zu genießen. Die Mixtur ist einfach und nahe am Rezept von Klatschspalten. Agatha Christies spleenigen oberen Zehntausend sind so sympathisch wie sie verachtenswert sind. Verderbtheit und Edelmut scheinen ebenso wenig Gegensätze wie Verklemmtheit und Schmierigkeit. Und Guy Hamilton inszeniert locker leicht. Massage für die Augen. Wobei er ganz nonchalant die Schönheit der Lagunen und Zypressenhänge mit der Affektiertheit der sie Bevölkernden verbindet. Ein populistisches Spiel von geben und nehmen. Warum ich EVIL UNDER THE SUN aber wahrscheinlich aber immer sehen werde, liegt darin begründet, dass es im Grunde um Nichtstun an einem sonnigen Ort am Meer geht. Träumen ohne Schlafen.
nichtssagend
fantastisch +
Das Spiegelbild von TAXI DRIVER. Ferrara porträtiert die Vorstellungswelt des Abschaums und der Maden, die Travis Binkle so gerne vom Regen weggespült sähe. Und aus ihrer Sicht sieht er aus wie ein psychopathischer Serienkiller, der seine Selbstdisziplin und die Gewalt an seinem eigenen Körper, eben auch auf das Weichliche in der Gesellschaft richtet. FEAR CITY handelt dementsprechend von Zuhältern, Tänzerinnen und Polizisten, die sich durch ein heruntergekommenes, matschiges Neon-New York schlagen und welches durch den Serientäter immer enger, verlassener und klaustrophobischer wird. Ein mafiöser Sumpf voller Widersprüche, in dem jeder im Grunde nur nach einem Platz im Leben sucht oder diesen verteidigt. Ob es traumtisierte Boxer sind, die sich in introvertiert zurückgezogen haben. Frauen, die Sinn brauchen um von der Spritze zu lassen. Oder Polizisten, die sich wie energische Eltern der Menschen aufspielen. Sie alle suchen und finden kein klares Gut und Böse im Dreck. FEAR CITY romantisiert dabei sicherlich, kommt es doch aus der Mitte dieses unaufgeräumten, ambivalenten Milieus, aber im Gegensatz zu den getriebenen Egomanen in den Scorsese-Filmen gibt es hier keine Systeme und Lebenwelten, in den die Menschen wie Mäuse gefangen sind. Pulsierend, lebendig und wunderschön zieht FEAR CITY ohne Antworten dahin und ist dabei ein Fest für die Sinne.
Dienstag 18.08.
großartig –
Nico Grimaldi (Tomás Milián) ist so cool, dass ihm immer kalt ist. Selbst im Bett trägt er Strickmütze, Socken und mindestens 5 Pullover. Er hat die große Klappe, meckert die ganze Zeit und weiß alles besser. Er ist die absurde Version solcher Wutbullen wie Kommissar Betti (Maurizio Merli). SQUADRA ANTISCIPPO macht dazu ebenso viele Sperenzien, so dass der Film größtenteils daran Spaß hat Taschendiebstähle in hunderten, immer seltsameren Versionen darzustellen. Aber im Grunde will Bruno Corbucci mit dem ersten seiner unzähligen Grimaldi-Filme einen ernsten Poliziottesco liefern, der mit seinen überdrehten Figuren nur noch mehr das kochende Blut auf den Straßen einfängt.
großartig
ok –
Ein Vorteil von GLISSEMENTS PROGRESSIFS DU PLAISIR gegenüber EDEN UND DANACH ist, dass er viel mehr Faxen macht. Und auch wenn sie irgendwie aufgesetzt wirken, da sie nicht von Herzen sondern fatalerweise aus dem Kopf kommen, nimmt sich Robbe-Grillet seinen bierernsten Gestus damit. Es lässt die Möglichkeit erkennen, dass er sich über seinen gewichtige Abstraktion doch auch irgendwo lustigmacht. Eine Femme Fatal wird in GLISSEMENTS PROGRESSIFS DU PLAISIR eingekerkert, in einen total weißen Raum, und nach und nach nähern sich (meist männliche) Vertreter der Strafverfolgung, weil sie eine Frau/Geliebte an ein Bett fesselte und abstach. Die Gerichtsburschen von Kirche und Staat verlieren sich aber allesamt beim Anblick der seltenst bekleideten Frau und gehen dem Film verlustig, der sich unbestimmt und ungreifbar immer weiter im Kreis zu drehen scheint. Robbe-Grillets Film strahlt dabei wieder bedeutsame Langeweile aus, die sich jeder offenen Lust verbietet. Die Obsessionen quetschen sich aber auch hier unablässig aus den Bildern, auch wenn er viel dafür tut, dass diese keinen Spaß machen. Vll auch so eine Obsession. Das Schönste daran ist jedenfalls, dass Robbe-Grillet (oder wer auch immer) tatsächlich beinhart beim Casting darauf geachtet hat, dass die nackten Frauen möglichst Brustimplantate haben. Was zumindest für mich den Femme-Fatal-Charakter dieser nur umso verständlicher macht. Hand aufs Herz, eine der Gründe sich das überhaupt anzusehen, waren die seltsam prallen Brüste mit den seltsam hochplazierten Nippeln auf dem Cover. Es ist das alte Bild von dem Autounfall… vielleicht. Aber ich kann nicht aufhören solche Brüste anzusehen, welche so intensiv den Willen zur Perfektion oder wenigstens der Selbstverbesserung ausdrücken und dann so oft mit Verunstaltung enden. Ohne Häme kann ich mich damit identifizieren und bin aber auch angezogen von Vorstellungen, die das Platzen dieser Ballons beinhalten, oder mir krippelt es auf Grund der Narben. Kurz, Bilder dieser Brüste sind wie das Spiel am Schorf einer eigenen Wunde. Voll Lust und Grauen. Robbe-Grillets Film ist voller solcher Obsessionen und es ist der größte Teil der Faszination dieses Films wie er Offensiv seine Obsessionen präsentiert, aber eben sie nur in einem hochgradig intellektualisierten Kontext duldet.
Montag 17.08.
verstrahlt +
Wie ein Fisch im Wasser schwimmt der Sohn eines Großbauern durch seine Heimat. Und auch wenn er in der Kirche unschuldig orgelt, in diesem Teich fühlt er sich nur wohl, weil dieser bis ins letzte Mark schmierig ist. Kaum eine Szene Szene vergeht ohne anzügliche Andeutungen oder ohne neue Frau im Arm. Doch WILDE WASSER kippt, als dieser Sohn sich zu höherem berufen fühlt und die Fänge des modernen Großkapitals gerät. Das lotterige dolce vita in den Casions und der alpine sun tribe wird ihn auskauen und ausspucken, bis er erkennt, dass Arbeit, Treue, Sauberkeit, Verzicht eben den wahren Lohn des Lebens bereit hält. Doch die Warnungen sind vergeblich, denn Schündler kommt nur zu Beginn, im Schmier zu sich. Die Warnungen lassen sich nur mit dem Leben abfinden, genoßen werden kann nur im paradise lost des Anfangs.
ok
großartig
Wie in CITIZEN KANE blättert jemand die Biographie einer verstorbenen Person nach und nach auf. Matsuko hatte aber nicht den in Geld ertränkten Start ins Leben. Und Nakashima arbeit weniger mit Licht und Schatten wie Welles, sondern nutzt eine Spongebob-nahe Farbpalette. Was der Neffe von Matsuko nun nach und nach entdeckt ist eine Passionsgeschichte, einen Menschen der vom Schicksal beständig geschlagen wird und fast schon notorisch nur schmerzbereitende Männer in ihr Leben lässt. Aber die Liebe kommt immer wieder, immer voller Intensität. Melancholie zum Wohlfühlen… wobei der Schmerz der Geschichten von der kunterbunten Freude in den Bildern unterminiert wird. Wenn schon Schmerz, dann soviel spüren, dass einem schwindelig vor Glück wird.
Sonntag 16.08.
großartig +
Eine Vergewaltigung und ein eruptiver Gewaltausbrüche sind in A HEN IN THE WIND zu sehen. Das Nachkriegsjapan zieht nicht an Ozu vorbei und schlägt sich in einem Diptychon aus Verzweiflung und (unterdrückter) Frustration nieder. Im linken Flügel prostituiert sich eine Frau unwillig um Geld für den Kinderarzt zu bekommen und im rechten kehrt ihr Mann heim, der viel Rücksicht nehmen kann, dessen Frust sich aber über seiner nun unreinen Frau entlädt. Mit den Ozu-typischen Elipsen erzählt, aber doch scheint das Japan um ihn so zerstört und zerstörerisch zu sein, dass selbst die Gewalt im Werk eines zurückhaltenden Mannes ausbricht. Und weil dieses düstere Werk voller Schatten eben so gar nicht in das Œuvre des Meisters passen möchte, nimmt es in diesem eher ein Schmuddeldasein ein… zu Unrecht.
gut +
ok
Ein Roman Porno aus den 80ern, der im Milieu der Rhythmische Sportgymnastik spielt… eine kapitale Atombombe schien zu warten. Aber Drehbuch, Kamera, Schnitt und Regie Kôyû gehen fast die gesamte Stunde auf Autopilot. Ihre Horrorvision einer Firmenwelt, in der sexuelle Belästigung Status Quo ist, spult sich genauso lustlos ab, wie die Frauen sich das alles emotionslos gefallen lassen. Zu allem Überdruss wird Rhythmische Sportgymnastik auch noch klein geschrieben. Bis auf einen Boss, der nach seinem Outing seine Firma in Lack und Leder führt, gibt es weder Irritationen, noch Nonchalance oder Vision.
Sonnabend 15.08.
ok
großartig +
Einsam und unbesiegbar oder geschlagen ein von Wärme umgebener Niemand sein… oder sich mit dem Geschlagensein nicht abfindend in einer Schlangengrube leben, das ist hier die Frage. Norman Jewison, der unter Hal Ashbys Einfluss als Cutter Flügel bekommt, schafft es den Glorienschein des Rauchs und der blutunterlaufenen Augen der nie enden wollenden Pokernächte genauso lieblich wie die Gemütlichkeit der familiären Gemütlichkeit einzufangen. Beides sicherlich Lügen, aber ach, wer will angesichts dieses Märchens etwas von der kalten Wahrheit wissen.
Freitag 14.08.
großartig
großartig
Als Kind hatte ich immer riesen Schiss vor den blinden Schwestern und vor Medusa und so war ich etwas schockiert wie cool Ben Z. (7) sich KAMPF DER TITANEN anschaute. Als er danach noch mehr Licht und Begleitung als sonst in der Wohnung ersehnte, war ich beruhigt, dass diese doch noch nicht ganz ihren Zauber verloren hatten.
*****
ps: Den Verdacht, dass es eines meiner Hobbies sei, Kinder zum Spaß zu erschrecken, weiße ich von mir.
fantastisch –
Irgendwie will mir immer wieder schlafwandlerisch einfallen, wenn ich Rollin-Filme sehe. Es ist immer dieselbe, irreale Gangart. Immer wieder sind es dieselben Motive. Hier die Clowns, die Zwillinge, das Meer, die Verdammten, die in Grabnähe wohnenden Unheiligen. Alle Filme haben denselben Touch, der sie für mich schwer unterscheidbar macht. Aber doch sind sie alle so eigen und einzigartig. Die Schauspielkunst und die Tableaus zu Beginn lassen LES DÉMONIQUES sich anfühlen, als sei er 1914 entstanden, aber die Farben, die Freizügigkeit uswusf legen nahe, dass er, sollte dies stimmen, erst 1973 vollendet wurde. Bruchstellen sind aber nicht zu erkennen. Es ist magisch.
Donnerstag 13.08.
gut
Schmuddel-Brian mit einer baumwollweichen Therapiesitzung für durch Verlust traumatisierte. Zumindest wenn am Ende alles seinen Sinn findet. Davor strotzt MISSION TO MARS mit 2001-Anleihen, steht dazu aber im Verhältnis wie Strauss‘ An der schönen blauen Donau zu Dance the Night Away von Van Halen und liefert die Blaupause für GRAVITY.
ok +
fantastisch –
Die sonnige Phantasie jugendlicher Großbürger, die sich nach willigen wie sexy Hausangestellten sehnen, die sie aus ihrer trockenen Fetischübungen befreien… oder die von der Verführung der jungen Tante träumen. In EIN SOMMER AUF DEM LANDE steckt so viel Sehnsucht, so viel Sonne, so viel Jugend, dass sich Erinnerungen aus der Mitte der Jugend mein Rückgrat hochkrochen.
Mittwoch 12.08.
ok
gut
Augen, Lederhandschuh, Salz und Tod. Eine Geschichte um eine Haushälterin/Hexe hinter Schlüssellöchern, welche sich wie ein Geier in die Träume, die geistige Gesundheiten und die Lebensentwürfe eines Kindes krallt. AMER ist wie eines dieser eher grimmigen grimmschen Märchen, welches von Cattet und Forzani seines Plotes entschält wurde und in einen Mantel aus Stilmittelreferenzen an italienische Psychothriller der frühen 70er Jahre gesteckt wurde. Totale Intensität der Erfahrungen und Sinneseindrücke gibt dabei den Ton an. Für Banales ist in diesem Geist, dessen Bilder wir sehen, kein Platz mehr und so muss sich jeder Zusammenhang aus den Bildern erkämpft werden… falls das Lustwandeln durch dieses sinnliche Labyrinth mit einem Kampf verglichen werden kann.
Dienstag 11.08.
großartig –
Ein Film ohne Mitleid. Passenderweise von einer Klatschreporterin aus dem Off erzählend begleitet. Ein Mädchen wurde von us-amerikansichen GIs vergewaltigt und nichts weiter als Gerechtigkeit verlangen alle… die Eltern, die Behörden, das Militär, die Menschen der Stadt. Nach Blut gieren sie. Kirk Douglas als Verteidiger will es ihnen nicht geben und ein kühles Urteil. Unnachgiebig schaukelt sich Selbstgerechtigkeit und die Lust nach Gewalt hoch. Gottfried Reinhardt erzählt nüchtern von diesem Malstrom, von diesem seelenfressenden Zirkus, der unter den Worten der Reporterin immer wieder schmerzhaft zur biederen Reportage wird, aber vielleicht deshalb umso mehr weh tut.
nichtssagend
großartig
Wer dachte, dass ein Frank-Tashlin-Film nicht comichafter geht, der wird von einem seiner Verehrer eines besserem belehrt. Denn da wo Tashlin durch seinen Stil etwas kaschiert, um in den 50er Jahren der Borniertheit ein Schnippchen zu schlagen, da nimmt Waters das gleiche und malt mit noch bunteren Farben darüber. Ein Frank-Tashlin-Rock-n-Roll-Film mit fauligen Zähnen, knuffiger Bigotterie und viel Liebe zu zivilem Ungehorsam.
Montag 10.08.
uff
Hochprozentig, unerquicklich, ein Stahlbad. Viele Wahrheiten über das geistige Leben seines bulligen, einfaltspinseligen Protagonisten und die Macher bereithaltend… aber so viel triste Wahrheit kann ich nur mit letzter Kraft am Stück ertragen… vor allem aber unerträglich in seiner penetranten Benutzung des Wortes Schokolade. Solitäres Highlight ist die ewig lange Séance einer Hostess mit einem Fußballteam in einer Scheune. Indische Musik für Opiumzelte, eine Frau im Heu, darum benebelt schwingende Herren und zwei Schlangen unterlegt von absurden Fußballchören aus dem Off, die den Zuschauer mit etwas weniger emotionalen Zugang zu der Stimmung bei der Stange halten sollen. Unfassbar.
nichtssagend
Vorsicht Kalauer: Alles den Film Betreffende ist mir bereits entsprungen.
ok –
fantastisch –
Fast so gut wie das Original von Joe D’Amato – DIRTY LOVE. Der Crystal unter den blubberblasig-glitzernden wie ätzenden Showbizgeschichten. Ein Mädchen auf der Suche nach sich selbst, nach Anerkennung, nach dem richtigen Hüftschwung in einer oberflächlichen Welt aus Prunk und fauligem Odem hinter den Masken. Eine Geschichte wie viele, aber von Paul Verhoeven wird dieser Höllenschlund aus Sex, Glitter und Verlogenheit etwas Pulsierendes, Atmendes. Verführerisch wie eine Sirene.
Sonntag 09.08.
verstrahlt
Ein weiterer Teil in Erwin C. Dietrichs schier unendlicher Parade von unansehnlichen Männern, die er mit voller Lust auf die Damenwelt loslässt. Ob dahinter Sadismus liegt, Selbstironie oder ob er einfach nur seine Freunde besetzte, darüber rätsele ich immer noch. Verkauft unter dem Mantel junger, hipper Leichtigkeit, die sich von der Tonspur wie ein blutgieriger Geier auf die stumm gedrehten Bilder stürzt, wartet ein Monument aus Mief. Der Reportagestil des ersten Teils wurde aufgegeben, denn hier will niemand mehr warnen und aufklären. Ingrid Steeger flieht als freches Früchtchen aus einem Frauenstift und erzählt einem Autofahrer, der sie per Anhalter mitnimmt, mit was für anderen frechen Früchtchen sie zur Besserung weggesperrt war. Dieser schnalzt mit der Zunge, giert nach seiner Mitfahrerin und ist ein ebenso trauriger Anblick, wie die restlichen Männer, welche von den frechen Verführerinnen erklommen werden. Ein verstrahltes Zeitdokument, das Testament eines Lustgreises. Immer wieder die verzweifelt nach realerlebter Lust gierenden Phantasien von Bauern, Schülern, Förstern, die auf junge Luder treffen und ihr Glück gar nicht glauben können. Teilen wir vielleicht ihre kleinen Freude im Leben.
gut –
IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN? für Workaholics – mit Adam Sandler, Pupswitzen und David Hasselhoff. Bei aller Zuneigung für James Stewart, immer lieber dies.
uff
gut +
Sergio Corbucci lässt einen Mienenarbeiter gegen seine Ausbeutung und die seiner Genossen aufbegehren. Flankiert wird er von einem Engelchen und einem Teufelchen auf der Schulter. Auf der einen Seite ist es eine Frau, die ihm immer wieder die Ideale der Revolution ins Gedächtnis zurückruft, und auf der anderen der Mercenario, der polnische Söldner, der ihm immer wieder den Arsch rettet, der Maschinengewehr schießend immer wieder die Kohlen aus dem Feuer holt, der sich aber auch für jede Bewegung des kleinen Fingers bezahlen lässt. Diesem Trio stehen Großgrundbesitzer und Verbrecher (Jack Palance mit Lockenbracht, die an ihm gesehen werden muss) entgegen, wenn sie sich nicht gerade selbst ausbremsen. Ein buntes, sich verlierendes Karussell dreckiger Menschen auf moralisch fragwürdigen Suchen nach dem Glück.
Sonnabend 08.08.
großartig
Inzwischen ist es eher der Grusel, der sich in der Aufbauphase des Plots am Rand abspielt, Männer, die hinter Milchgasscheiben in Türen kleben, oder welche, die vor dem Nichts wegrennen, die bei mir für wohliges Unbehagen sorgen. Aber das Endbild, welches nach der ersten Sichtung eine Woche lang jede Dunkelheit als Leinwand nutze und mich terrorisierte, ist immer noch mein Alptraumbild Nummer 1. Ist das schon ein Spoiler?
Donnerstag 06.08.
großartig
Robert Rodriguez Ode an die Phantasie, welche er in kunterbuntes, alles umlagerndes CGI taucht. Das bewußtseinserweiternde Softeis unter den Kinderfilmen.
Mittwoch 05.08.
fantastisch –
De Palmas wunderschöne Sakralisierung des Zapruder-Films. Er hält sich nicht lange mit Verschwörungen auf und lässt eine graue Eminenz sich am Telefon kurzerhand die Hände rein waschen. Der Anschlag auf einen Gouverneur liegt in den Händen eines eskalierten Psychopathen (John Lithgow), der als Externalisierung alles Schlechte der Ränkeschmiede auf sich vereinen muss. Sowas habe niemand gewollt …und De Palma belässt es dabei, denn sein Remake/Reimagining von BLOW UP und THE CONVERSATION, der ein Remake/Reimagining von BLOW UP ist, lässt vor unseren Augen das Medium Film entstehen. Bild und Ton werden ein mehr als doppelbödigen Thriller über Bild und Ton, über Schreie, Unsicherheit, Thriller, Blut und Mord. Denn da wo seine Vorgänger ihren Protagonisten den Sinn der Realität und für ihre Sicherheit raubten, da raubt De Palma Travolta den Sinn am Leben.
Dienstag 04.08.
nichtssagend
Montag 03.08.
großartig +
Weniger assoziativ als DISPOSTA A TUTTO gestern, aber nicht weniger kitschig-romantisch mit seinen ewig fliegenden Blütenregen. Muskeln, Schweiß und brutal angerührte Mythen dazu und fertig ist der leicht als Actionfilm kodierte Erotikfilm.
Sonntag 02.08.
fantastisch –
Filme sind Träume. Sie zeigen die Welt, wie sie sein sollte, müsste oder wie die Vorstellungen sind, welche sie zu der machen, die sie ist. FEMALE träumt exzessiv und lustvoll von einer Firmenchefin, die ihre Mitarbeiter als Harem benutzt… und zeigt ein solcher Toyboy zu viele Gefühle wird er versetzt. Alison Drake (Ruth Chatterton) wirbelt fast den ganzen Film bildlich gesprochen mit ihrer Rute, dass es ein Fest ist, nur um am Ende, sobald sie selbst Gefühle zeigt, erleben zu müssen, wie die Männer erleichtert in einen Bob Dylan Refrain einsetzen (but she breaks just like a little girl), der diese vor einer solchen Frau schützt, die so nicht existieren darf. Dieses Ende ist ambivalent und traurig wie bei Naruse, aber der weibliche Exzess davor ein frecher Traum, ein Traum von einem Film.
großartig +
Die Sexszenen, die aus kitsichig-romantischen Bildcollagen bestehen, dürften so manchen vor dem Kopf gestoßen haben. Mir als kitschig-romantischen Träumer, der Sex auch am liebsten mit assoziativen Bildern von Rosen, Dunkelheit, Leibern und Frühlingsregen zelebriert sieht, tat sich der Himmel auf. Ansonsten weniger unterwürfige Frauen, als ein Mann, der mit Liebe, Zärtlichkeit und solchen Sachen nicht zurecht kommt und deshalb unterwirft, tritt und das Seelendrama voll aufdrehen lässt… weshalb DISPOSTA A TUTTO eher harsch als träumerisch ist. Aber etwas Kratzbürste steigert ja auch die Lust.
Sonnabend 01.08.
großartig
Der Beste von De Palmas klar auf den Mainstream zielenden Filmen… oder einfach sein straightester Film. Nur die in die Schusslinien fliegenden Matrosen im Bahnhof verweisen auf seine sonstigen (Alp-)Traumwelten, wo alles möglich scheint. Der Rest greift elegant inszeniert locker innenander. Und De Niro bekommt eine Oscarszene nach der anderen. Seit ca. 20 Jahren kenne ich THE UNTOUCHABLES, er war zeitweise mein Lieblingsfilm, teilweise hatte ich ihn mir gnadenlos übersehen, aber inzwischen ist es wie ein Stück Heimat.
ok
Laut Jenny J. eine Satire auf Superheldenfilme, auf sich selbst und wahrscheinlich auch auf Cages Dackelblick, nur hätten dies die Wenigsten mitbekommen. Tja… ja.
gut +
PORKY’S verbringt viel, sehr viel Zeit damit ekstatisch lachende Leute zu zeigen. Radikal wird der laughing track einer Sitcom ins Bild verlegt. Aber es ist auch eine perfekte Verschleierungstaktik um diese fiese, abstrakte Gesellschaftsaanalyse an die Massen als einen riesen Spaß zu verkaufen. Ein Film über die USA unter Eisenhower, über Wutbürger und Streichespieler, von den keiner auch nur einen Milimeter zurückstecken möchte. EIS AM STIEL ohne Melancholie, sondern mit einer Gesellschaft die sich mit den Zähnen an der Gurgel liegt… wo jeder aber nur Spaß macht.
Juli
Freitag 31.07.
gut –
großartig
THE FURY platzt aus allen Nähten wie Kirk Douglas‘ Antagonist. Paranoider Spionagethrill, undefinierte Geheimdienstorganisationen, Teenage Angst um die eigene Andersartigkeit, paranormale Kräfte. Und es hätte noch mehr sein können, aber De Palma und John Farris (Drehbuchautor und Autor der Buchvorlage) haben den kinky stuff weitestgehend entfernt. Aber auch so ein seltsames Amalgam, das dramaturgisch durchaus holpert, in der Mitte fast jeden Drive verliert, aber immer wieder mit dem puren Wahnsinn um die Ecke kommt. Verträumt traumatische Straßenschießereien, nasenblutende Mitschüler, Söhne, deren unter Drogen gesetzter Frust sich zu einer ordentlichen Psychose entwickelt, die geil wie potent die Wände rot färbt, und die ottonnormalen Nörgelnachbarn, denen ein halbnackter Kirk Douglas mit Pistole ins Haus springt.
Donnerstag 30.07.
gut
Ein Film von den Heads für die Heads in dem ein Festival von den Heads für die Heads veranstaltet wird. Ein paar Hippies kommen mit ein paar kleinen Notlügen an ein Haus mit Anwesen und wollen umgehend darauf ein Festival veranstalten. Um an Bands zu kommen nutzen sie ein paar Notlügen. WAYNE’S WORLD 2 ohne Moral. So wie die Protagonisten den Mief der richigen Festivals verachten, Streß wegen Eintritt, Ausbeutung und Regeln, so nimmt auch BREAD keine Arbeit auf sich irgendwie Streß zu machen. Etwas Witz hier und da, etwas nackte Haut, schlechte Perücken und alles laidback. Warum auch immer dieser Streß.
ok
Til Schweiger zeigt wieder, was für ein eindrucksvoller Schauspieler er ist, sobald er schweigt. Ein böser Blick, der soviel Oberfläche einnimmt, dass darunter auch nichts mehr anderes sein kann als no funny stuff. Hätte es LÉON – DER PROFI gegeben in der dieser kein Mitgefühl entwickelt hätte, Til Schweiger würde einen Oscar sein eigen nennen. Ansonsten versucht Fuqua John Woo mit MTV-Ästhetik zu kreuzen. Viel cool halt.
Mittwoch 29.07.
nichtssagend
Dienstag 28.07.
fantastisch –
Montag 27.07.
gut +
Aufgebaut wie eine Verwechslungskomödie, gibt es in KOCHIYAMA SOSHUN nichts… kaum etwas zu lachen. Eine Junge klaut und spielt bis seine Schwester sich verkaufen muss. Mit allen Mitteln will er sich als ganzer Mann beweisen, aber sein jugendliches Rowdietum bringt nur Schutt und Asche, sprich, lässt diverse Samurais, Yakuza und andere Zuhälter die Stadt nach ihm durchforsten. Die die helfen können und auch wollen, saufen meist lieber, bis es fast zu spät ist. Betrug, Gegenbetrug, Halbwahrheiten, knapp verpasste Entflechtungen aller Verwirrungen. MAVERICK mit Selbstmord, langsamen Verfall aller Hoffnung und Katanas.
Sonntag 26.07.
großartig –
Mit dem ersten Teil, Patty Hearsts Gehirnwäsche, stürmt Schrader die Bilder. Die Realitäten verlaufen, während Patty (Natasha Richardson) im Wandschrank mit verbundenen Augen liegt, während Cinque (Ving Rhames) mit donnernder Stimme predigt. Kindheitserinnerungen, lichtdurchschossene Wände, die zunehmenden sexuellen Übergriffe, die als Akt revolutionärerer Befreiung Pattys an diese verkauft werden… jede Sinneserfahrung, jede Erinnerung, jede Vorstellung fließen an ihr vorbei, zerfließen zu einem großen Brei. Schrader wird danach nie versuchen nachzuzeichen, was Patty Hearst, Enkelin eines der größten Medienmogule der USA, einer Hälfte von Citizen Kane, dazugebracht hat einer terroristsichen Minigruppe beizutreten. Wer kann nach diesen Minuten auch nur einen klaren Gedanken fassen. Zu Beginn sagt sie, dass sie praktisch veranlagt sei, dass sie keine Denkerin ist, und so gleitet der Rest des Filmes an ihr vorbei. Bieder wie ihr passives Verhalten treibt aber auch PATTY dahin. Selbstgerechtigkeit, Lächerlichkeit, die white guilt der Gruppe werden zunehmend offenbar, aber Patty bleibt passiv in ihrer Mitgliedschaft, läuft hinterher, bis Schrader sie sich selbst finden lässt. Nachdem PATTY lange die Kraft des Beginns verloren hat, lässt er seine Hauptfigur zeigen, wie sehr sie alles um sich herum aufgesaugt hat. Am Ende donnert es noch mal kurz.
nichtssagend
Sonnabend 25.07.
verstrahlt
Freitag 24.07.
gut
Sobald (potentielle Stief-)Väter auf Kinder treffen wird LIAR LIAR zur Tour de Force aus aufdringlicher, kutschiputschi Aufmerksamkeitsjagd. Was mit der Tour de Force durch Jim Carreys Schauspiel, welches alle 30 Minuten in Espresso gebaded scheint, LIAR LIAR zu einem nervenaufreibenden Spaß macht. Oasen des Friedens sind Momente, wenn in einem FSK 6 Film einen Mann aus vollem Hals schreit, dass er einer Frau das Hirn aus dem Kopf gevögelt hat. Hauptsache die Vorderzähne halten es aus.
fantastisch –
Ein Frau wird ermordert und die Ermittlungen öffnen die Gräber der Gesellschaft bzw. lüpfen nur die Vorhänge und lassen einen kurzen, mehr Ahnung als Wissen generierenden Blick in das Innenleben von Rand und Exekutive der Gesellschaft zu. Klassische, alte Krimikunst, nur das hier mehr Fleisch an der Sau ist als in einem deutschen Fernsehkrimi üblich. DAS UNSICHTBARE MÄDCHEN ist ein organisches Ganzes, das ohne Mühe die Microansicht menschlicher Schicksale mit Macrostruktursanalyse verbindet. Das lieber Fragen zu neuen Fragen führen lässt, als triste Antworten zu geben. Das an alle Sinne appeliert. Wo es vor allem nicht darum geht den/das Bösen zu fassen, sondern zu zeigen wie verfault es unter der Oberfläche riecht, wie festgefahren die Strukturen sind und wie der Einzelne darin involviert ist oder an seinem Ausschluss leidet. Denn am Ende ist alles vll nur ein politisches Ränkespiel, dass nichts am Status Quo von Mädchenhandel und pädophielen Strukturen ändern möchte, sondern in den es nur um den eigenen Vorteil geht.
Donnerstag 23.07.
fantastisch –
Zwei Frauen in vollem Clownskostüm fliehen in einem Auto vor der Staatsgewalt. Entkommen waschen sie in einem See ihre rot-weißen Masken ab. In Jump Cuts tropfen dicke Kleckser der Farbe ins Wasser. Sperma und Blut. Rollin hatte kaum Vorbereitungszeit, weshalb er das Skript in zwei Tagen geschrieben haben soll. Und irgendwo zwischen automatischem Schreiben und den in einem Monat geschriebenen Fantômasromanen von Souvestre und Allain tropft es hier aus Rollins Unterbewußtem. Es gibt kaum Dialoge, keinen Plot, nur eine Handlungsabfolge, die assoziativ aneinandergereiht ist, was sich mit dem Wunsch des Produzenten nach mehr Sex und Gewalt und den von ihm erzwungenen Peitsch- und Sexszenen zu einem porösen, spätromantischen Traum verwebt. Bilder von Männer ausnutzenden Lolitas zu kitschiger Musik. Die beiden Frauen zwischen Sex und Jungfräulichkeit gefangen. Treibende Schlagzeuge, Schmerz und Ekstase. Lebendig Begrabene. Vampirfürsten und Verblendete, die gerne Vampire wären. Die in der Sonne stehen und meinen, dass es schon ein bißchen weh tut. Und vor allem die malerisch-entrückten Minuten, wenn einer dieser Möchtegernvampire für alle, für die zwei Frauen, die Monster und Weltvergessenen Klavier spielt.
Mittwoch 22.07.
gut +
Jackie Chan Action zu Beginn und am Schluss. Dazwischen der zweite Teil der Lucky Star-Reihe, der dahin plätschert und sich sanft wie ausladend seinen Kalauern hingibt. Besonders effizient: wenn sie sich einer nach dem anderen an die Polizistin fesseln lassen, welche sie nach Tokyo begleitete.
Dienstag 21.07.
großartig
Ein Haufen Beatniks, die sich nur für Spiel, Spaß und Party zu interessieren scheinen. THE PARTY’S OVER ist kühle Ambivalenz zu dieser Gruppe. Ein Mensch wird Selbstmord begehen. Ein anderer wird erkennen, dass es mehr im Leben gibt als nur Arbeit. Und Oliver Reed, der soetwas wie ihr Anführer ist, steht immer am Rand. Er beobachtet, meist angeekelt, von sich und von ihnen. Worte spuckt er nur. Überdruss personifiziert. Seine Blickduelle mit Louise Sorel zünden die Leinwand an. Der Kater wartet.
Montag 20.07.
gut –
Sonntag 19.07.
gut +
Nach dem Film die Inhaltsangabe in KINO DER GEFÜHLE von Georg Seeßlen gelesen. Was da stand, war völlig verquer zu dem, was ich gerade gesehen hatte. Vll bezieht sich Seeßlen auf das Remake oder eine deutlich andere Schnittfassung, von deren Existenz ich nichts finden konnte. Aber vor allem wäre die beschriebene Version wahrscheinlich nach 1934 denkbar gewesen. Dass eine Revuetänzerin durch eine unglückliche Liebe und die ablehnende Familie ihres Geliebten in der Gosse, sprich Prostitution landet, wäre in Ordnung. Wenn die Frau also leidet. Dass aber eine Prostituierte nicht nur Liebe sondern auch Akzeptanz von einer reichen Familie erlebt, dass ging natürlich nicht. Schon irgendwie pervers.
ok +
großartig –
Das kleine, pubertierende Mädchen in mir fand den ganz großartig… auch wenn die Musik mir zu großen Teilen leider schmerzhaft aufzeichnete, dass ich nicht mehr Teil des Zielpublikums bin. Bunter, völlig inkonsequenter Spaß, der keine seiner Plotpoints ernsthaft verfolgt. Der erwachsene Hobbypsychologe hat sich zudem über all die Neurosen Gedanken gemacht, mit der eine Jugendliche enden muss, die sich nie ihren Problemen stellen lernt und stattdessen immer nur faulen Zauber vorschiebt. Und der trat ja auch nur in Erscheinung, weil der Vater in mir fast durchdrehte, bei all den selbstgerechten, immer bei anderen die Schuld suchenden Figuren. Aber es ging eben nicht um Erwachsene (was auch immer so jemand ist), sondern um Jugendliche, wieso sollten sie sich auch anders benehmen. Wie Sie sehen, ein sehr komplexer Film. Und wenn ein Bösewicht Kakmann heißt, dann ist das genau mein Niveau.
Sonnabend 18.07.
fantastisch
Wer schon immer mal wissen wollte, woher die Idee zu LÖWENZAHN stammt, der schaue CHAPEAU CLAQUE aus einer Perspektive, wo einem der Wille nach Fernsehpädagogik unter den Nägeln brennt. Aber die fröhliche Beichte eines Faulenzers ist dabei so viel reicher, als dass sie nur Wissen über unsere Umwelt bereithalten würde. Von seinem Leben in einem Häuschen voll Ramsch erzählt uns Hanno Giessen (Ulrich Schamoni) in seinen ständig wechselnden Bademänteln, uns und den Menschen in tausenden Jahren. Er, der Peter Lustig ohne Pädagogik, er, ein Beispiel an Gelassenheit und Witz, wundert sich über die Welt und versucht sie zu erklären. Aber am Ende des Tages hat er doch nur wieder aus seinem verwilderten Garten in den der Nachbarn geschaut, wo alles geordnet und gradlinig ist, und nichts verstanden. Er, der Schalk im Dschungel seines Gartens und im Sumpf seines Nippes/seiner Sammelobjekte. Aus seiner müßigen, genussvollen Perspektive gibt es auch nichts zu verstehen. Von der (ausgehenden?) bürgerlichen Gesellschaft ist er abgefallen und hält ihr einen Spiegel vor. Naiv rezitiert er ihre Weisheiten/Allgemeinplätze (Kurz vorm Ziel verreckt ist auch gestorben.) und lässt sie wie überraschend niedliche Laufräder für Mäuse erscheinen, während er wieder auf der Couch sinniert. Die Weisheit schwappt hier, wie aus einem übervollen Planschbecken… und manchmal kommt auch ein quietschendes Entchen mit. Insterburg und Co. schauen vorbei, Rolf Zacher bringt die ständig nackte Anna (Anna Henkel) unter und der Haussegen wird immer schiefer… oder es wird einem erst bewusst, wie schief er schon immer war. Aber nichts wird erzwungen, es plätschert dahin. Ein Film, der einem unendlich viel Platz zum Wandeln gibt. CHAPEAU CLAQUE sollte fester Bestandteil des Bundesweiten Lehrplans für die 10. Klasse sein… oder besser, es sollte vor ihm gewarnt werden, damit die Schüler ihn sich auch mal wirklich zu Herzen nehmen, statt zu Recht reflexartig mit Abscheu zu reagieren. Gott gibt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.
uff
Etwas wie BLADE RUNNER, wenn die Androiden aus einem extremetubeigen Knast fliehen würden… zudem ohne Atmosphäre, ohne Herzblut, ohne Witz, ohne Konsequenz, ohne Lockerheit, ohne alles… dafür eine Dystopie, die optisch für einen Ikeakatalog designt wurde.
fantastisch –
Und wieder lässt De Palma seine Figuren selig vom Glück träumen und immer wieder wachen sie abrupt in Alpträumen auf. Ein fürsorglicher Familienvater, dessen grenzobssesive Bemutterung seiner kleinen Tochter schon an sich gruselig wäre, stellt sich als gespaltene Persönlichkeit heraus, die auf verquere, asexuelle Weise auf Norman Bates Spuren wandeln und auf Kleinkinderraubzug gehen wird. Von der ersten Szene an eine garstige Tour de Farce, eine übersprudelnde schwarze Psychothrillerkomödie, in der John Lithgow alle Register exzessiven Schauspiels zieht. Zusammen mit De Palmas fröhlichem Gestaltungswille entsteht so eine vor Ideen übersprudelnde barocke Geisterachterbahn, die bürgerliche Träume spielerisch schändet. Schändet in dem er die Paranoia voll auskostet, die zu viel Glück in der Angst um die mögliche Irrealität des selben (Das kann doch nicht wahr sein? Irgendwas stimmt hier nicht!) nach sich zieht.
Freitag 17.07.
(gut)
Auf einem Dachboden stalkt eine unbewegliche, goldene Puppe, irgendwo zwischen Buddha und Gangsta, mit einem riesigen, jede Ecke im Areal erreichenden Schlauch, an dessem Ende eine Auge ist, eine Puppe, die ganz Hausfrau eine Männerwirtschaft versorgt und ständig Dinge sagt wie: Ich muss doch Essen machen, oder: Ich habe einen Kuchen gebacken, und die im Verlies sofort anfängt zu putzen, als besagter goldener Fürst der Finsternis sie schließlich entführt. Creepy Kinderfilme sind natürlich super, noch dazu wenn alle Figuren randständiger Abfall sind, wodurch die stählerne Grundtendenz von TOYS IN THE ATTIC abgefangen wird.
großartig
Weder Foltermühlen, noch gefangene Frauen bieten die Trauben des Todes. Atmosphärisch weht dafür der Staub der Straße. Zombies, Eiterbeulen, Pestizide, Resistance und das Fallen aus der Zivilisation. Handfeste Themen. Geradezu geradlinig und naturalistisch für einen Rollin-Film… ohne Motten und Spinnweben, aber immer noch, trotzdem, mit der schlafwandlerischen Poesie der Entrückung, des leichten Opiumschwips‘.
Donnerstag 16.07.
großartig –
Die Faschismusparabel wächst nicht organisch aus der Situation heraus. Ein neuer Schüler kommt in die Klasse, der die Labilen verführt und der gleichmal Hitler sein muss. Wenn er nicht wäre, wären nur (im Grunde) nette Menschen in DIE PERLMUTTERFARBE. So gründen sie nur durch ihn faschistische Bünde. Dieser ganze Überbau bleibt fremd, zweifelhaft und unnötig, wo Rosenmüller doch einen wunderschönen, ultrakunstverdächtigen Film über die Tücken der Wahrheit in der Kindheit hätte drehen können. Darüber wie sich ein Schüler immer mehr in die Bredouille bringt, weil er (noch) nicht zu seinen ganzen Unlänglichkeiten leben kann. Darüber wie brutal, rätselhaft und phantastisch eine noch zu entdeckende Welt sein kann. Und wie Scheiße es ist, immer wieder Mist zubauen, der einem bei einem klaren Kopf nie passiert wäre.
Mittwoch 15.07.
großartig
Der Remix der Details des vorangegangenen Films im Traum gegen Ende ist ganz wunderprächtig. Vor allem der shakende Barmixer, der mit seinen rasselnden Eiswürfeln dem ganzen einen starken Hauch von Karibik und Unwirklichkeit verleiht, macht das ganze auch zu einem Essay über Aufmerksamkeit und dem puzzeln der Dinge in der Erinnerung.
Dienstag 14.07.
uff
Elton John ist auf der Suche nach jungen Fans. Ratenfänger mässig wird seine Best-of hier mit redenden Gartenzwergen unterlegt. Singuläres Highlight sind die beiden Zwerge, die, um nicht von den Menschen entdeckt zu werden, die chinesische Schubkarre machen. Aber das ist auch an den Haaren herbeigezogen, weil es eigentlich kein Highlight gibt.
Montag 13.07.
fantastisch –
Bebende Bilder aus der Soul Desert. Intensiv, finster und locker darin, wie ich es noch vor weniger Zeit keinem deutschen Film zugetraut hätte.
Sonntag 12.07.
ok
Sonnabend 11.07.
gut +
Wie immer sind die Passagen des Films, die in DANGEROUS WHEN WET leider zwischenzeitlich alles andere verdrängen, wenn ein Trunstburchse einer bei klarem Verstand seiende Frau davon überzeugen muss, dass Hollywoods Vorstellungen von Männlichkeit in seichten Komödien nicht schon verwehsen, obwohl sie es tun, stählern. Ohne große Überzeugungskraft wird ein Mann wie ein Stück Holz als legerer Typ an Frau und Publikum verkauft und zumindest erstere kann sich nicht wehren. Strorror (stählerner Trunst-Horror), der die ewig plantschende Williams trocken legt. Ansonsten aber ein Film, der auf der richtigen Seite aufgestanden ist.
gut –
Eine ein kleinwenig traurige Geschichte: Als dieser Film hier 1997 in die Kinos kam, war ich 15 und meine Tante hat mich zum Kinobesuch eingeladen. Also bin ich mit ihr, meinen ein wenig jüngeren Cousin und meiner 6 Jahre alten Cousine losgelaufen. Letztere Person in der Entourage sollte SUSI UND STROLCH gucken und ich hatte so meine Zweifel, die ich alle vollhändig wegschob… denn alleine schauen würde sie diesen natürlich nicht. Meine Tante war als Begleitperson für meinen Cousin im JURASSIC PARK-Saal von Nöten. Und meine Cousine war total vernarrt in mich. Der Ausgang war abzusehen, aber ich verschloss davor meinen Geist, weil ich explizit zu LOST WORLD eingeladen war. An der Kasse fragte meine Tante dann unschuldig, wer denn mit SUSI UND STROLCH schauen würde. Ein strahlendes Kind und mein Name folgten… und der Verweis, dass ich doch die Kleine nicht enttäuschen wollte. Es war eine abgekartete Sache gewesen. LOST WORLD habe ich danach nie wieder sehen wollen.
Freitag 10.07.
gut –
großartig +
It was always you, Helen. Perfiderweise geht Candymans Fluch gar nicht los, als Helen fünfmal Candyman in den Spiegel sagt, sondern als sie im abgeranzten, öffentlichen Klo auf die Personifizierung all ihrer, vorher als Studienthema rationalisierten Ängste trifft. Einem Slum-Ganglord, der eben die Legende des Haken statt Hand tragenden Horrorgeschichtengestalt als Kleidungs- wie Gewaltmotto nutzt. Danach kippt ihr Leben in den Wahn, weil es ihr nicht mehr möglich scheint wegzurationalisieren. Die ruhige analysierende Kälte des Films gibt sich immer sehnsuchts- wie angstvoller den Bildern von Nichtorten hinter Spiegeln hin. Afro-amerikanischen Buhmännern und dröhnenden Bienenschwärmen warten dort, die süß locken und die weiße Wohlstandswelt mit ihren Neurosen, Schuldgefühlen und Psychosen zu einem schrecklichen Tanz bitten.
Donnerstag 09.07.
großartig +
Der geneigte WIP-Fetischist kann mit dem Clipboard vor GRETA sitzen und seine Haken setzen. Alles ist da: duschende Frauen, Catfights, sadistische Aufseher uswusf. Doch das Wunderschöne ist, dass GRETA eben nicht mit Clipboard im Kopf entworfen wurde. Den Urwald, durch den diverse Frauen versuchen zu fliehen und im Herzen dessen sich die Irrenanstalt unter Gretas gieriger Hand befindet, macht Ruedi Küttels und Francos Kamera zu einem Lust- oder Wandelgarten. Eine nackte Frau stapft durch Dreck, Sumpf und exotische Flora. Sie steckt aber nicht in einer, sagen wir, unberührten Natur (vll ist es ja in einem botanischen Garten gedreht, wer weiß), sondern in einem vernunftfreien, gefährlichen, ansteckenden Es. Sie ist gefangen in einer dreckigen Phantasie und ihre Flucht ist somit eine doppelte – aus der Anstalt und aus einer sie bedrohenden Traumwelt. Ein unbändiger Dschungel wird so aber auch zu einer geschaffenen Welt. Er wird zu einer Art verqueren Rousseaugemälde, in dem ein zivilisierter Geist seine verbogenen und gebundenen sexuellen Phantasien auslebt, in dem er der Welt Gewalt antut. Ein perverser Wandelgarten eben. Die Hoffnung der Lumières Realität einzufangen scheint hier wie ein Hohn und nur verständlicher wird ihre angewiderte Abkehr von ihrer Erfindung. GRETA wird an mehreren Stellen sich und seine Zuschauer reflektieren, in Bildern von debilen Männern, die an einer Kamera vorbei auf ein geiles Geschehen stieren, aber schon in den ersten, sonnigen Bildern eines Urwalds steckt die Phantastik an der Oberfläche. Nonchalant dargeboten wie es vll nur Franco konnte.
Mittwoch 08.07.
ok
Dienstag 07.07.
gut
OPFER in den Player einlegen, ist ein bißchen wie die Zeugen Jehovas einladen und sich die Welt erklären lassen. Weltschmerz wird hier zur Warnung vor dem atomaren Holocaust, vor falsch geleiteter Wissenschaft, zum Verlust des Verhältnisses zur Natur. Tarkowskij nutzt sein Gefühl für Magie des Rauschen des Windes durch die Blätter und das Gras, für den Zauber des Knarzens von sich durch zauberhand schließenden Türen und überfrachtet dies symbolisch. Erbindet sie in ein System, dass sich jeder Lust schämt. Und so ist es vll etwas dröge den lieben Welterklärern und Warnern auf der Couch zuzuhören, aber sich über ihre Verklemmungen zu fabulieren, ist doch ganz witzig… besonders wenn der Sex wie aus Ritzen gewunden und verbogen doch hervorbricht.
Montag 06.07.
nichtssagend
Sonntag 05.07.
ok
Westernepik in Fernsehschlockästhetik… die seine wenige Action mit Peckinpah Zeitlupenintensität ausstatten möchte. Eine Nichtigkeit, die leider viel zu selten entgleist. Die mitunter aber Staunen lässt, wie alles daneben hätte gehen können, wie toll das wäre. Wie glücklich und unbedarft die Musik trällert, als der hauptdarstellende Quäkerjunge endlich ein Gewehr findet um damit den Tod seiner Familie zu rächen und damit aufbricht um Blutrache zu nehmen. Wie bunte Blumen im Nebel leuchten, kurz bevor eine angestrebte Vergewaltigung in seltsam (geil?) gesetzten Zeitlupen schief geht und in Mord endet. Doch leider eskaliert THE WINDS OF AUTUMN zu selten. Laue Lüftchen wehen.
verstrahlt
Ferien, eine vom Onkel überlassenes Strandhaus und eine Schifsladung Gras, was braucht es mehr um sich locker zu machen? Und vor allem, was braucht es mehr um die Erwachsenen aus den dadaistischen Verkrampfungen ihrer Lebenswelten zu befreien und sie mit 15-jährigen (sagen sie selbst, sie sehen aber wie immer nicht so aus) Ludern in der Sauna oder mit kiffenden Ferienjobpolizisten im Whirlpool entspannen zu lassen? Eben. Und in einem riesigen Verharmlosungsstrahl ergießen sich neben den sexuellen wie narkotischen Delikten Unmengen an stereotypen Klischees. Jeder der nicht normal ist, wird für ein stählernes Witzfeuerwerk geschliffen. Der tollpatschige Geek mit der Brille. Das dicke, mannstolle Mädchen. Der latino Spannergärtner. Der japanische Karatechauffeur. Der von seiner Mutter unterdrückte mittelalte Nachbar. Wie eine Parade werden sie vorbeigeführt. Aber wenigstens haben sie Eigenschaften, die über ein schönes Lächeln und nackte Brüste herausreichen. Der trübe Mainstream des Films feiert mit ihnen und am Ende sind alle glücklich… und der Kopf dreht sich einem, wie verworren das Labyrinth aus Schönheit und Häßlichkeit, aus Idiotie und Witz bei so einer entspannten Nichtigkeit doch werden kann. Vll einfach locker bleiben.
Sonnabend 04.07.
großartig
Jean Harlow wäre gerne Vamp, ist aber nur aufdringlich und schafft es so zwei Trüblinge vorm Herrn an sich zu binden. Brav ertragen diese ihr Leid von einer Frau, die sie nicht wollen. RED-HEADED WOMAN schwingt leichten Fußes durch seine Spielzeit, die vom komischen Krampf von Männern lebt, die beim Gedanken an jegliche Blamage ihren Kopf in den Sand stecken, und eben von der prolligen Harlow, die mit Helmfrisur und mit einem Zirkel gezeichneten Augenbrauen, diese Männer in die Enge treibt. Vll sollte Jean Harlows Figur dafür in den Arm genommen werden. Wie bösartig das Drehbuch doch mit dieser Frau umgeht, die sich nimmt, was sie will. Die dadurch entstehende ätzende Atmosphäre, die einem keine Identifikationsfigur lässt, ist aber auch eine schöne Zusammenfassung des Menschseins.
nichtssagend –
Das Traurige ist vll nicht, dass eines der ungewöhnlichsten Comics zu einer 08/15 Superheldengeschichte umgemodelt wurde. Schließlich hatte das Zeitalter der Superhelden im Film erst wieder/wirklich begonnen. Und so sollte auf Nummer Sicher gegangen werden. Allan Quatermain konnte so auch niemand anderes sein als Sean Connery, der seine Sean-Connery-Rolle zum x-ten Mal aufwärmt. Aber leider spielt er sie auch so und leider trübt THE LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN ebensosehr ordinary durch einen Plot, der nicht weiß, was er will… und dadurch, da er nichtmal scheitert, sondern sicher wie dröge seine Sache abspult, die Atmosphäre ebenso tötet wie die blassen Figuren, die auch nur den Namen mit ihren Originalen teilen.
verstrahlt –
Sehr subversiv das. Eine nackte Bo Derek wird versprochen und dann heißt das auf Deutsch auch noch EKSTASE. Schmuddel weht einem entgegen. Doch BOLERO ist der unschuldige Poesiebucheintrag voller Blumen und sachtem Sehnens. Der familienfreundliche Ekstase sich verzückt reibender Leiber klebt nichts an, kein Schmutz, keine Flüssigkeit. Und diese sind zudem noch selten. Stattdessen gibt es ein keckes Märchen voller Zuneigung, harmlos-exotischen Abenteuer um Scheichs und spanischen Liebhabern, wo kein Arg irgendwo lauert. Ein Film zur Beruhigung, dass Sex und Leben nichts mit ungeheuren Gefühlen zu tun hat. Jugendstil der Seele.
Freitag 03.07.
ok
Er ist sauer. Am Ende der Szene grinst er breit. Er ist fröhlich. Am Ende der Szene grinst er breit. Er ist nachdenklich. Am Ende der Szene grinst er breit. JOURNEY 2 ist ein schlank-dadaistisches Jules-Verne-Pastiche, dass die Lücken zwischen dem Grinsen The Rocks mit Abenteuern, tristen Geschlechter- wie Generationsrollen und nieldichen Tieren füllt. Aber dann immer wieder dieses ansatzlos aufgesetzte Grinsen… welches das Hauptverkaufsargument von JOURNEY 2 ist (neben der The-Rocks-zuckende-Brustmuskeln-werden-zur-Beeren-Kanone-Szene), das sich Cutter David Rennie wohl aber derart übersehen hat, dass er gegen Ende, als The Rock wieder Anlauf nimmt und der erste Ansatz des Grinsens zu sehen ist, humorlos wegschneidet. …Sie sehen, ich rede über ein weggeschnittenes Grinsen, aber sonst war da nicht viel.
großartig +
Naughty Cal and his pals ridin’ the waves for somewhere
High on the blow and blew all their dough and ended up nowhere
Tokie said, “Hey, I’ve got an idea, that is if you’re not yellow.
Across the street, something sweet, an underwater bordello.
Tokie took ‘em to the Seahorse Whorehouse for a little spin.
Bongo chose himself a pretty prawn, Cal preferred a dolphin.
Bongo the stoned crab got high as a kite, fell and cracked his shell
Tokie was lost in a maze all night because he screwed away his sense of smell
I guess it seems like everybody’s lookin’
to find their own paradise
But it ain’t here on earth, it’s up there in heaven,
cuz one day, we’re all gonna die…..
La la la la, la-La . . . . .
Donnerstag 02.07.
großartig +
Vom Fall um eine getötete Frau und einer anderen, die wahrscheinlich beschützt werden muss, schlägt CASSANDRAS WARNUNG seine Fangarme aus. Von seinem zentralen Punkt, dem Plot, werden Schlaglichter in die Vergangenheit geworfen, an unbekannte Orte parallel in der Gegenwart. Möglichkeiten werden breit ausgearbeitet, Zweifel gestreut. Sexuelle Identitäten werden lebhaft in Frage gestellt. Politik und Sehnsucht nach einer weniger sicheren Welt ausführlich diskutiert. Verständnis, Nebensächlichkeiten und Lebenshaltungen überschwemmen das Geschehen …bis der eigentlich Plot irgendwo im Hintergrund abläuft. Doch genau dadurch entsteht eine lebendige Welt, eine reiche Welt, die wie zum Dank wieder ihre Schatten zurück auf den Plot wirft, ihn so ausfransen läßt und zu immer gespenstigeren Chören einem klar machen kann, wie dünn die Maske der Zivilisation ist und wie viel seinen Mitmenschen zugetraut werden darf.
Mittwoch 01.07.
fantastisch –
De Palma macht aus einem perversen Film, nämlich VERTIGO – als Beleg reiche hier Hitchcocks werbeträchtige Zusammenfassung, dass dieser von einem Mann handele, der mit einer Toten schlafen wolle – etwas noch Verkommeneres. Wenngleich nicht mit der gleichen verschlungen, andeutungsreichen Eleganz ausgestattet schwummert OBSESSION doch entrückt dahin… dumpf und fiebrig. Hier lauert der Abgrund nicht in der Tiefe, sondern an der Oberfläche. Schon in den Opening Credits reißt Bernard Herrmanns vorletzte Filmmusik immer wieder ein verträumt-sehnsuchtsvolles Thema auseinander und fällt mit Pauken und Trompeten darüber her. Im ständigen Wechsel: der Traum und der in ihn einfallende Schrecken. Und so gleitet OBSESSION in einem verträumten Wandelgang durch ein Glück, dass irgendwie immer das Staunen des Träumers evoziert – Kann ich denn so viel Glück haben? – nur um es doch stets schlagartig in einem Alptraum zu verwandeln. Das oft eingesetzte Gegenlicht und die Weichzeichner rauben den Bildern die Konturen, das Ergebnis in Verbindung mit der ewig gleitenden Kamera ist taumelig wie Gelee. Erst der Schrecken bringt die Sicherheit. Und darüber verlieren die Hauptfiguren des Traums am Ende den Kopf. Das Ende ist dabei so wahnsinnig happy an seiner Oberfläche und so pervers in seiner Vieldeutigkeit, dass Paul Schraders gekürztes Skript in seiner Geschichte um Tod und Wiederkehr in einer Welt voller Besessener – sei es von Sühne, Geld, Rache – immer wieder Dialoge einbaut, die dem Zuschauer versichern, dass nichts Schlimmes passiert ist. Die Bilder vermitteln aber einen ganz anderen Eindruck. Und so, abgesichert und arglos im Wort, wird OBSESSION ein grundverkommener Film für die ganze Familie.
Varúj…! war für mich bei der letzten Sichtung ein einziger Rausch, ein Fest der Sinne und des Kinos. Einer meiner Lieblingsfilme!
Mit DeMilles The Cheat konnte ich hingegen nichts anfangen, obwohl ich DeMille verehre. Ein laues Lüftchen, ein tristes etwas. Trüb und unverstanden kam ich mir vor… Hab ihn aber auch nur auf einer madigen DVD geguckt. Vielleicht,… auf 35mm!
Das Remake von 1931 hat mir aber sehr gemundet. Tallulah Bankhead darf sich winden. 😀
Das Remake von THE CHEAT liegt bei mir auch schon bereit. Mal sehen, wie das dann einschlägt. Ich bin immer noch ratlos und verwirrt, was damals im Kino passiert und bei der DVD nicht passiert ist. Die Musik? Oder doch das Bild, was nicht mehr von der Leinwand entgegengefetzt kam? Wo war das Fieber? Es war sehr traurig.
Und VARÚJ…! muss ich vll. einfach nochmal sehen. Da war vll. die Müdigkeit zu sehr im Weg… und die irgendwie mitlaufenden Vergleiche zu DER VERLORENE SOHN. Aber ein Rausch? Wuff! Die Sinne wurden bei mir jedenfalls nach der Exposition nicht mehr stimuliert… oder eher ich stimulierte sie nicht mehr vor dem sich Abspielenden. Für dich guck ich ihn bald nochmal, um dir dann zu sagen, dass der wirklich so trüb ist, wie ich fand. 😛