Die 14 Erscheinungsformen des Films



Als ich letzens ein vorbestelltes Buch in der Universitätsbibliothek abholen wollte, musste ich zu meinem Ärgernis feststellen, dass mir mal wieder das falsche geliefert worden war. Autor und Titel stimmten zwar, doch ich hatte extra um die Erstausgabe gebeten. Auf dem Umschlag stand jedoch „Band 2: 1946-1955“, und die Innenseite beteuerte mir nochmal „München 1981“. Da hatte ich mich schon gefreut an Alfred Bauers Erstauflage des Deutschen Spielfilm Almanachs zu kommen, und dann so was.

Wie auch immer, auf den ersten Seiten fand ich eine gleichfalls interessante wie gewagte Einteilung des abendfüllenden Spielfilms in 14 Kategorien. Die 14 Kategorien, sowie Einleitung und Schlußbemerkung habe ich im folgenden (fast) vollständig abgetippt. Die Erläuterungen zu den einzelnen Kategorien schienen mir aber doch zu lang (und meine Zeit zu knapp) um mit ihnen genau so zu verfahren – falls Interesse besteht kann ich aber natürlich jederzeit noch ein paar Erläuterungen von Herrn Bauer hinzufügen (jedenfalls solange ich das Buch noch habe). Das Diskussinswürdige sind ja zunächst einmal auch die Auswahl und die Benennung der Kategorien, und ich wollte herausfinden, was ihr dazu meint. Ich frage mich einerseits, ob die Westdeutsche Filmkritik damals wirklich so naiv war (Dr. Alfred Bauer war u.a. auch der erste Festivalleiter der Berlinale), oder ob es einfach nur eine größere Vielfalt an Filmen gab.  So absurd diese spezifische Einteilung auf den ersten Blick erscheinen mag, bin ich doch der Meinung, dass sie aus der Zeit heraus verständlich und leicht anwendbar gewesen sein muss. Für mich dennoch ein Kuriosum.

Der Film ist eine Kunst, die, wie andere Kunstarten auch, darauf bedacht ist, Menschenschicksale wiederzugeben, und das Leben sinnblidlich darzustellen. Als die jüngste unter den Künsten ringt der Film immer wieder mit dem Problem der Form und erprobt, um seine eigenen Gesetze zu entdecken und weiter zu entwickeln, alle Gestaltungsmöglichkeiten die sich ihm bieten. Die Erscheinungsarten des Films sind sehr mannigfaltig und können in ihrer Fülle nicht festgelegt werden. Aus der Vielzahl der Spielarten lassen sich jedoch folgende 14 nach stofflich-inhaltlichen Kriterien gegliederten Hauptgruppen des abendfüllenden Films herauskristallisieren

1. Der dramatische Film

2. Der zeitnahe Film

3. Das Lustspiel

4. Das Volksstück

5. Der ernste Musikfilm

6. Der heitere Musikfilm

7. Der historische Film

8. Der Kriminalfilm

9. Der Abenteuerfilm

10. Der Science-Fiction-Film

11. Der Märchenfilm

12. Der Experimentalfilm

13. Der Trickfilm

14. Der Dokumentarfilm

Die genannten 14 Erscheinungsformen des Films könnn auch als Mischform auftreten, z.B. als Kriminalkomödie, musikalisches Abenteuerlustspiel, märchenhaftes Volksstück. Maßgebend für die Einordnung eines Films in eine der 14 Gruppen bleibt immer das überwiegende Charaktermerkmal des Films.“

Dieser Beitrag wurde am Freitag, Januar 23rd, 2009 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Filmtheorie, Sano veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

4 Antworten zu “Die 14 Erscheinungsformen des Films”

  1. Alexander Schmidt on Januar 23rd, 2009 at 17:06

    In der Tat ein Kuriosum diese Liste. Erinnert mich an Borges‘ Liste von Tieren in denen unter anderem „Paarhufer“, „Fabeltiere“ und „mit feinem Kamelhaarpinsel gemalte“ als gleichberechtigte Kategorien auftauchen. Irgendein Regisseur hat es doch auch so mit absurden Listen…wer war das bloss?
    Mein Vorschlag zur Unterteilung des Filmspktrums lautet übrigens:
    1. Farbfilme
    2. Western
    3. Eastern
    4. Expressionische Filme
    5. Schlechte Filme
    Was meint ihr?

  2. Sano Cestnik on Januar 25th, 2009 at 03:25

    Nana Alex, das hast du alles völlig FALSCH. Ts,ts,ts…

    Es muss eindeutig so aussehen:
    _
    1. Stummfilme
    2. Technicolorfilme
    3. Filme mit langen, statischen Einstellungen
    4. Filme mit langen statischen Einstellungen (lustig)
    5. Filme ohne Kamera aufgenommen
    6. Filme auf 65mm
    und erst
    7. Eastern
    _
    Bist halt noch ein naiver Jungspund.

  3. Andreas on Januar 25th, 2009 at 06:59

    Oder so:
     
    1. Stummfilm
    2. Tonfilm
    3. Geräuschfilm
    4. Sprechfilm
    5. Geschreifilm
    6. Gesangfilm
    7. Lachfilm
    8. Streitfilm
    9. Jodelfilm
    10. Stöhnfilm
    11. Ekelfilm
    12. Appellierfilm
    13. Jubelfilm
    14. Diskutierfilm
    15. Schweigefilm
    16. Musikfilm
     
    oder
     
    1. Gegenwartsfilm
    2. Vergangenheitsfilm
    3. Zukunftsfilm
    4. Phantasiefilm
    5. Surrealer Film
    6. Drogenfilm
     
    oder
     
    1. Kinderfilm
    2. Jugendfilm
    3. Familienfilm
    4. Opas Kino 😉
    5. Erwachsenenfilm
    6. Frauenfilm
    7. Männerfilm
    8. Altherrenfilm
    9. Tierfilm
    10. Pflanzenfilm
    11. Alienfilm
    12. Zombiefilm
    13. Kannibalenfilm
    14. Werwolffilm
    15. Vampirfilm
    16. Monsterfilm
     
    oder womöglich
     
    1. Kluger Film
    2. Dummer Film
    3. Ehrlicher Film
    4. Bescheidener Film
    5. Prätentiöser Film
    6. Plakativer Film
    7. Misogyner Film
    8. Homophober Film
    9. Markiger Film
    10. Pragmatischer Film
    11. Intellektueller Film
    12. Heterosexueller Film
    13. Homosexueller Film
    14. Bisexueller Film
    15. Asexueller Film
    16. Nymphomanischer Film
    17. Faschistoider Film
    18. Blendwerk 😉
    19. Meerfilm
    20. Wüstenfilm
    21. Buddel-Film 😉
    22. Reifer Film
    23. Meiiiiisterwerk 😉
    24. Frauen-in-Ketten-Film
    25. Film mit Nazis
    26. Rassistischer Film
    27. Transzendenter Film
    28. Exotischer Film
    29. Moralischer Film
    30. Reaktionärer Film
    31. Pessimistischer Film
    32. Exzentrischer Film
    33. Literarisch-musealer Film
    34. Konsens-Kanonfilm
    35. Spiritueller Film
    36. Esoterischer Film
    37. Amateurfilm
    38. Fetisch-Film
    39. Bildungsbürgerfilm
    40. Erzählfilm
    41. Elitärer Film
    42. Satire

    😉
    Geht doch prima, soll noch einer sagen, damit könnte man nicht sämtliche paar Filme, die’s da draußen in der Welt gibt und die in ihrer Anzahl und Erscheinung sowieso total überschaubar sind, charakterisieren… 😆
     
    PS: So nebenbei: Irgendwas stimmt da mit den Leerzeichen nicht (und nicht nur bei mir, wie ich an Sanos Beitrag sehe), hab mir vorübergehend mit einem html-Befehl wie er z.B. hier nachzulesen ist, ausgeholfen, aber das sollte natürlich keine Dauerlösung sein.

  4. Sano Cestnik on Januar 25th, 2009 at 13:57

    Ja, das hier auf der Seite so einiges noch nicht stimmt, sehen wir immer wieder. Aber unsere beiden Admins sind zur Zeit wohl sehr im Streß, und wir können auf die schnelle kein Informatikstudium hinlegen. Aber ich geb die Hoffnung nicht auf.
    Irgendwann werden hier Paradiesische Zustände herrschen. 😀
     
    Danke
     
    für
     
    den
     
    html
     
    tip!
     
    PS: Du hast den Blogfilm vergessen 😉

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