17. Hofbauer-Kongress, Aufriss #15: Das erotische Kino aus Japan…





…hat einen festen Platz beim Kongress, der meist von frühen schwarz-weißen Vertretern aus den 1960ern ausgefüllt wird, was vor allem einen pragmatischen Hintergrund hat: Einige Jahre lang waren die importierten „pinku eigas“ bei den deutschen Verleihern sehr beliebt, ähnlich wie bei den „Schwedenfilmen“ konnte man hier durch den „kulturell exotischen“ Kontext etwas mehr wagen als mit Produktionen aus heimischen Gefilden, während die ästhetische Gestaltung auch beim Durchschnittsfabrikat ein hohes Niveau erreichte. Als Ende der 1960er die Welle der Report-, Aufklärungs- und Lederhosen-Filme anrollte, waren die Importe aus Fernost hingegen kaum noch gefragt und nur die allerwenigsten „roman pornos“ der 1970er fanden noch den Weg auf deutsche Leinwände.

So freuen wir uns einerseits, immer wieder auf rare Perlen aus den 1960ern zurück greifen zu können, darunter auch solche, die selbst im Herkunftsland fast vergessen sind und mitunter gar als verschollen gelten, bedauern aber andererseits, dabei in der Auswahl eingeschränkt und in der Regel auf deutsche Synchronfassungen angewiesen zu sein. Umso größer daher unsere Freude, durch eine glückliche terminliche Fügung diesmal dank freundlicher Unterstützung von Japanischem Kulturinstitut (Köln), Japan Foundation (Tokio) und der Produktionsfirma Nikkatsu zwei normalerweise vollkommen unerschwingliche, nun aber kurzzeitig greifbare englisch untertitelte 35mm-Kopien aus Japan zeigen zu können, die uns von der inneren Stärke gefallener Engel erzählen – mit zwei Filmen der losen ANGEL GUTS-Reihe, in denen sich unter wechselnder Regie eine jeweils von anderen Darstellerinnen verkörperte weibliche Hauptfigur namens Nami in einem zudringlich-ausbeuterischen Umfeld behaupten muss. Diese ungewöhnlich vielschichtigen Erkundungen der Geschlechter-Verhältnisse und -Abgründe basieren auf der gleichnamigen Manga-Serie von Takashi Ishii.

Tenshi no harawata, akai kyôshitsu (Angel Guts: The Red Schoolroom aka Red Classroom, 1979) von Chûsei Sone ist der zweite Teil und erzählt die traurige Geschichte der jungen Nami, die in ihrem Leben durch die Hölle geht. Als Studentin bei laufender Kamera vergewaltigt, ist sie seither vom Trauma gezeichnet, müde vom Leben und von der Liebe enttäuscht. So auch von Muraki, dem Herausgeber eines Pornomagazins, der sie als Model gewinnen möchte. Zu sehen am Do. 04.01., um 23:30 Uhr in CinemaScope im Filmhaussaal (neuerdings: kino eins).

Tenshi no harawata, akai memai (Angel Guts: Red Rust aka Red Vertigo, 1988) vom erstmals selbst Regie führenden Takashi Ishii widmet sich der glücklosen Krankenschwester Nami, die von Patienten vergewaltigt und kurz danach von dem betrügerischen Börsenmakler Muraki angefahren wird, der gerade auf der Flucht ist. Ihre beiden Welten prallen aufeinander, zunächst gewalttätig, dann Trost spendend, aber immerfort düster. Zu sehen am Sa. 06.01., um 17:00 Uhr im Filmhaussaal (kino eins).

Dieser Beitrag wurde am Montag, Januar 1st, 2018 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Das Hofbauer-Kommando, Hinweise, In eigener Sache veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

Kommentar hinzufügen