17. Hofbauer-Kongress, Aufriss #14: Die notwendige,





doch leider vielerorts auch unangenehm reißerisch geführte, jüngste mediale Debatte um zahlreiche Missbrauchsskandale im Filmgeschäft konnte selbstverständlich auch am Hofbauer-Kommando nicht spurlos vorübergehen. Wir fühlen uns dazu verpflichtet, mit einem eigenen Filmbeitrag dem dieser Tage in erfreulich großen Lettern kreuz und quer über das Internet geschriebenen #metoo Rechnung zu tragen, und die fragwürdigerweise kontroverse, bis heute leider immer wieder diskutierte Frage Wie vergewaltige ich einen Mann? schien uns in diesem Zusammenhang ein interessanter Impuls – nicht zuletzt, da die 1978 entstandene Verfilmung des gleichnamigen feministischen Bestsellers von Märta Tikkanen von Jörn Donner umgesetzt wurde, einem Filmemacher, dem wir uns seit der euphorisierenden Aufführung seines Frühwerks Sixtynine (1969) im Rahmen unseres 1. auswärtigen Sondergipfels in Frankfurt 2015 unbedingt erneut widmen wollten. Roman wie Film erzählen die Geschichte von Eva (Anna Godenius), die am Vorabend ihres 40. Geburtstags von einer Zufallsbekanntschaft (Gösta Bredefeldt) vergewaltigt wird und hernach auf Rache sinnt. Ihre Idee: Ihr Peiniger soll am eigenen Leib nachvollziehen, was er ihr zugefügt hat, soll selbst Opfer, soll vergewaltigt werden.

Donner bezeichnete den Film 2013 als „meinen einzigen Versuch eines professionellen Publikumsfilms“, während sein Landsmann und Filmhistoriker Antti Alanen ihm „Chabroleske Schärfe“ attestierte. Der katholische Filmdienst offenbarte anlässlich des verspäteten Arthouse-Kinostarts in der Bundesrepublik 1982 hingegen wie so oft chauvinistische Tendenzen und beklagte eine eindimensionale Zeichnung der männlichen Figuren: „Männer bleiben gänzlich stereotyp in diesem Film; sie sind Zuhörer, Statisten, blasse Ehemänner, unsympathische Chefs und – natürlich – lüsterne Kegelbrüder. (…) Aber der Film ist ja eher verhalten, kühl und betont unspektakulär; er geriert sich also als ein differenzierendes und quasi ‚objektives‘ Werk – und das eben macht das Feindbild so gefährlich.“ Derlei Befürchtungen möchten wir in Unkenntnis des Films, wohl aber in Kenntnis von Onkel Fürchtegotts häufig recht patriarchalem Verständnis von Feminismus und Jörn Donners politischem Anspruch nicht leichtfertig teilen und werden uns am 07.01. um 17:00 Uhr wachen Auges ein eigenes Urteil bilden.


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