17. Hofbauer-Kongress, Aufriss #13: Filme aus der Rumpelkiste…








…erwiesen sich in der Kongressvergangenheit mitunter als spaltend: Während das Hofbauer-Kommando selbst sie häufig als Delikatesse ansieht, vermochten sie nicht selten auch, Teile des Publikums an die Grenzen ihrer Geduld zu treiben. Das vorliegende Exemplar, lange eine gesuchte Rarität, wird ob seiner ökonomischen Laufzeit und seiner besonders bizarren Inszenierung/Kompilation/Nachvertonung jedoch hoffentlich keine derartigen Reaktionen hervorrufen. Die gemütliche, vom aufreizenden Hauch alltagsnaher Fabulierlust umwehte Reise führt in die frühen 1960er Jahre, als nackte Körper selbst in reinlicher, jugendgerechter Darstellung noch so manchen Hosenschlitz zu kitzeln wissen mussten, denn noch waren die Zeiten nach dem stählernen Willen der Zensur hart und entbehrungsreich, musste sich der nach offenherzigem Amüsement gierende Zuschauer mit unschuldigen Vorahnungen seiner schuldigen Begehrlichkeiten bescheiden. Unser diesjähriger „trister Überraschungsfilm“ (#TrÜF) findet gar wundersame und teils gänzlich überraschende Möglichkeiten, aus den beschriebenen Voraussetzungen filmisches und narratives Kapital zu schlagen, auch wenn – um es kongenial mit Jürgen Enz‘ HERBSTROMANZE, einem geradezu archetypischen TrÜF, zu sagen – die Attraktionen nur bescheiden, aber dennoch wirkungsvoll sind. Rätselhaft sind etwa die Bewegungen der Darsteller im Raum und die szenische Auflösung desselbigen, geradezu anderweltlich-entrückt ihre Kommunikation miteinander (wir haben es mit einem versteckten Klassiker des autistischen Kinos zu tun!) und von dann doch spektakulärer Anarchie der Erzählfluss von Montage und Nachsynchronisation – so etwas war noch nie dagewesen! Oder vielleicht doch schon einige Male? Das berüchtigte kreative Mastermind hinter diesem TrÜF war gerade in jenen Jahren ausgesprochen produktiv, und sein vorliegendes Werk ist möglicherweise nur eines von vielen tiefenentspannten Delirien, welches es Zeit seines Lebens auf Film bannte. Eindeutig also ein subject for further HK research, doch zunächst wollen wir es uns gemeinsam mit einem Stieleis oder einer Limonade im schönsten Sonnenschein bequem machen, alle störenden, kratzigen und beengenden Textilien ablegen, um uns im Eva- und Adamskostüm unseres Lebens erfreuen, denn dieser TrÜF erinnert uns eindrücklich daran, um wieviel filmreifer unser aller Leben wären, würde das Kino selbst öfter einmal so behaglich alle Viere von sich strecken wie diese überaus liebenswerte kinematographische Merkwürdigkeit.

Dieser Beitrag wurde am Samstag, Dezember 30th, 2017 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Das Hofbauer-Kommando, Hinweise, In eigener Sache veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

Kommentar hinzufügen