16. Kongress, Aufriss #4: Zum Tanz bitten…



 

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…bei diesem Kongress auf die ein oder andere Weise gleich mehrere Filme, aber nur einer zum Syrtaki. Kaum machte ALEXIS SORBAS den Tanzstil bekannt, schickten sich in den Folgejahren in bewährter Manier andere an, im gleichen Schritt das Tanzbein zu schwingen, um auf der Erfolgswelle mitzuwippen. Im vorliegenden Fall von SYRTAKI – EROTIK OHNE MASKE ist es eher der Ausbruchsdrang an sich, der ein liebesdurstiges Mädchen in die Welt hinaus tänzeln lässt, doch statt harmonisch-ekstatischem Paartanz erwartet sie rasch der Stechschritt rücksichtloser Männer, die ohne Sinn für zartes Erblühen rücksichtslos auf allen Knospen junger Gefühle herum trampeln. „In dümmlicher Hütet-euch-vor-den-Männern-Manier stellt er weiblicher Arglosigkeit und Vertrauensseligkeit ausnahmslos das Schreckensbild des Triebberserkers gegenüber“, der obendrein mitunter „seine sexuelle Hemmungslosigkeit mit Salonmanieren [tarnt]“, resümiert Onkel Fürchtegott und notiert: „Dieser Film kommt aus Griechenland und schildert minuziös die sexuellen Unbilden, denen ein Mädchen ausgesetzt ist, das lebenshungrig das Vaterhaus verlassen hat. Der Mann, der sie vor einer Vergewaltigung bewahrt und dem sie sich widersinnigerweise deshalb aus Dankbarkeit sofort hingibt, entpuppt sich als ihr Schwager. Als sie sich ihm später in der Wohnung der Schwester verweigert und auch seiner Gewaltanwendung trotzt, kommt es zum Familienzerwürfnis. Das Mädchen landet in obskurer Gesellschaft. Ein ältlicher „Betreuer“ nimmt sich ihrer an; er wird von einem Freund des Schwagers in dessen Auftrag erschossen.“ Und das ist nur die erste Hälfte, der sich zahlreiche weitere wüste Turbulenzen anschließen, um in einem dezimierten Figurenarsenal zu münden: „Der Personenrest baut zum Schluß ein lebendes Bild der sittlichen Anklage. Die Handlung spricht für sich selbst; sie ist von einer manchmal schon ins Lachhafte umschlagenden schmalzigen Primitivität.“ Das pikierte Naserümpfen der damaligen Zeitgenossen vom Katholischen Filmdienst heizt einmal mehr nur unsere heutige Neugier an und lässt uns feinsten Kolportage-Kintopp erwarten, wenn diese griechische Frühschmier-Rarität von 1966 in schwarz-weiß am Samstag, 07.01., um 17 Uhr aufs Parkett des Kinosaals bittet.

 

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