100 Jahre



Nachdem uns bereits mit dem letztes Jahr verstorbenen tschechischen Meister Otakar Vávra und dem Ende Mai von uns gegangenen Japaner Kaneto Shindô zwei begnadete Filmemacher im Alter von 100 Jahren verlassen haben, ist gestern leider auch Kurt Maetzig verstorben. 101 ist er geworden, ein Jahr älter als seine beiden Zeitgenossen, und es scheint, dass nach der großen Hundert auf jeden Filmschaffenden langsam aber sicher Gevatter Tod zu lauern beginnt. Zeitlebens umstritten und rückblickend leider allzu oft immer noch pauschal als Propagandafilmer der DDR abgetan, hat Maetzig neben seinen (inzwischen) auch in der Bundesrepublik anerkannten Werken wie Ehe im Schatten (1947), Der schweigende Stern (1960) oder Das Kaninchen bin ich (1965, siehe auch meine Besprechung in der Reihe 100 deutsche Lieblingsfilme), zahlreiche andere Werke geschaffen, die es Wert wären von einer neuen Generation wiederentdeckt zu werden. Nachdem er seine Regiekarriere 1976 mit dem Spielfilm Mann gegen Mann leider schon frühzeitig beendete, blieb er dennoch weiterhin filmpolitisch aktiv. Sein über die Regiearbeit weit hinausreichendes Engagement innerhalb der Filmkunst, war etwas, das ihn im Grunde seit seiner Kindheit begleiten und vermutlich stärker als seine gemeinhin fokussierten Spielfilmarbeiten prägen sollte. Hier sieht man ihn in einem kurzen Ausschnitt über die Auswirkungen der Sitzung des 11. Plenums der SED auf den Film in der DDR sinnieren:

Abschließend bleibt allen jüngeren Filmemachern noch ein möglichst langes und produktives Leben zu wünschen. Auf dass sie sich an Manoel de Oliveira ein Beispiel nehmen, der sich mit 103 Jahren immer noch in der produktivsten Schaffensphase seiner inzwischen über achtzigjährigen Regiekarriere befindet, und auch weiterhin bestrebt ist die Cinephilen der Welt mit seinen neuen Werken zu beglücken. Denn wie ließ er unlängst nach seiner jüngsten Entlassung aus dem Krankenhaus verlautbaren: „Es gibt noch viel zu tun!“

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, August 9th, 2012 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Filmschaffende, Hinweise, Sano veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

2 Antworten zu “100 Jahre”

  1. Mr. Vincent Vega on August 10th, 2012 at 13:23

    Abschließend bleibt allen jüngeren Filmemachern noch ein möglichst langes und produktives Leben zu wünschen.

    Humanistischer Sano ist humanistisch.

  2. Sano Cestnik on August 11th, 2012 at 01:35

    Bin zwar kein Humanist, aber trotzdem danke. 😉

Kommentar hinzufügen