Filmfest München, 1. Tag



#1:

DAS LETZTE SCHWEIGEN (Baran Bo Odar, Deutschland 2010) ist schwanger mit zahlreichen Plumpheiten, die man nur schwer gern haben kann, doch über allem steht ein stilistischer Ansatz, der, wenn auch nicht überraschend, so vielleicht zumindest im deutschen Kino der letzten Jahre für sich stehen kann. Tatsächlich handelt es sich – was aus den Ankündigungen nicht unbedingt ersichtlich wird – im Wesentlichen um einen ausgesprochen altmodischen (oder auch: konventionellen) und leider teilweise auch ins Stereotype abgleitenden Polizeithriller. Stereotyp deshalb, weil er auf Drehbuchebene einen verquasten Mix aus deutschem Fernsehkrimi – oder was man damit augenblicklich verbindet – und amerikanischem Killer-Thriller präsentiert. Der sensible, bedächtige Polizeibeamte, der sich gegen einen vorschnellen Vorgesetzten durchsetzen muss, der Ex-Polizist, der seinen Fall nicht loslassen kann und dem Jüngeren zur Hilfe eilt, die Mutter des ersten Opfers, die als tragisches Accessoire am Rand und als sentimentales Ergänzungsstück so unvermeidlich ist… und dann natürlich – und hier überrascht der am positivsten mit Selbstdisziplin – der Mädchenmörder selbst, überragend zwischen unterkühlter Schmierig- und mitleiderregender Leutseligkeit von Ulrich Thomsen gespielt, und sein einstiger Helfer, von Wotan Wilke-Möhring mit seinem üblichen, dicken Anstrich gemimt. Herausragend die Rückblende, in der die beiden in Thomsens Wohnung sitzen und ihre Gefühle, Absichten sowie die vermuteten sexuellen Abgründe auseinander herauszukitzeln versuchen. So punktgenau wie hier ist auch der übrige Film inszeniert, doch nicht selten kann er sich solche Konzentration nicht leisten angesichts eines Drehbuchs, dass dem abstrakten Effekt, der sich auf der Bild- und Tonebene herausbildet, ständig ins Gehege kommt.
So „schön“, so gelackt wie hier hat deutsches Unbehagen schon lange nicht mehr ausgesehen, mit solch penetranter Akkuratesse sind die kastenförmigen Bienenwaben von Thomsens Hochhaus ins Scope-Bild gepresst, so agressiv und beklemmend ist der Stilwille des Films und so hochglänzend nahezu alle Bilder, dass sich recht schnell ein entrücktes Gefühl, eine unvermeidliche Distanz einstellt – eine Abbildung von Realität ist das nicht mehr, sondern eine Interpretation. Die extreme Synthetik dieser Inszenierung, die sterile Kadrierung und Färbung ist geben diesem werbewirksam mitten in die jüngsten Missbrauchsskandale platzenden Film eine aufdringliche Unappetitlichkeit, die er, weniger schnörkellos oder gar dokumentarisch umgesetzt, niemals so transportieren hätte können. Ist es nicht hochgradig bezeichnend, dass der spezifische Hochglanz dieses Films eine deutsche Wirklichkeit zu fassen versucht, die uns zutiefst zuwider ist, weil sie sich in braunbezogenen Spießer-Wohnzimmern und schmucklosen Plattenbauten abspielt? Dass der Mörder eigentlich nicht interessanter und noch nicht einmal neurotischer wirkt als die übrigen Figuren, so, wie man sich das vorstellt? Dass dieser Film von allen – teils in jedem Fall weit sinnigeren und anregenderen – Möglichkeiten ausgerechnet die der filmischen Cellophan-Verpackung wählt? Getragen ist der Film nämlich, er fühlt sich nicht wie ein „Bewerbungsschreiben an Hollywood“ (Dank an Thomas Groh für diese wunderbare Spitze aus seiner Kritik zu DISTRICT 9, einem Film, der übrigens in meinen Augen einige sehr ähnliche Dellen aufweist) sondern in jedem Fall wie der paradoxe Versuch, urdeutsche – oder als solche ausgestellte – Gesellschaftsneurosen ohne ästhetisch bestimmbare kulturelle Fixpunkte zu untersuchen. Das kann man dem dem Regisseur Baran Bo Odar ohne weiteres als feige anlasten, genauso wie er sicherlich einen Schwall polemischer Attacken aus dem Kritikerlager über sich ergehen lassen werden muss aufgrund der sporadischen, dann aber extremen Morschheit seines Drehbuchs, das (m. E. Meist bewusst) vor keiner Plakativität halt macht. Da darf schonmal in einer säuberlichen Totalen der Bonzen-Papa in bunter Badehose auf einem Sonnenstuhl hinter seinem Neubau-Haus liegen. Oder die Betroffenen der Mordfälle mit der erschüttertsten oder leersten Miene wie die Ölgötzen vor sich hinstarren zu mechanischer Musik, so wie abgefilmte Pappaufsteller.
Dieser Ansatz kann aber keine Früchte tragen, weil der Film das nicht mit gleichbleibender Strenge durchhält. Man kann sich auch der Befürchtung nicht erwehren, dass all diese Effekte nicht vielleicht doch Resultat einer Entgleisung sind. Aber sie haben eben das, einen Effekt. Und diesen teilweise an Ekel grenzenden, abstoßenden Effekt, das Unbehagen, welches diese glatte Synthetik und die Sauber- und Klarheit der kräftig gesättigten und dadurch gleichermaßen „gesund“ wie kränklich wirkenden Bilder, diesen Effekt kann der Film auch ohne seinen Regisseur produzieren und er ist den Themen des Films durchaus förderlich. Anders als beispielsweise die MTV-Ästhetik eines SLUMDOG MILLIONAIRE, die ausschließlich der Beschleunigung, der Entwirklichung und der vermeintlichen zeitgeistlichen Einordnung dient und vor der Wirklichkeit flieht, führt der matschige Feldweg, auf dem DAS LETZTE SCHWEIGEN wandelt, deswegen zumindest in einigen Runden, ins Ziel. Richtig glücklich bin ich damit nicht geworden, aber ähnlich wie vor zwei Jahren bei DIE WELLE haben mir auch hier die durchaus groben und teilweise peinlichen Fehler und Trugschlüsse des Films nicht ausgereicht, um ihn geradewegs auf die Halde zu schicken. Er hat mir zuviele interessante Überlegungen über die Erscheinungs- und Erzählformen solcher Filme beschert, im internationelen wie nationalen Vergleich.

Dank an Alex, der mich mit seiner weit weniger wohlgesonnenen Argumentation angespornt hat, etwas mehr hierzu zu schreiben.

#2:

MR. NICE (Bernard Rose, UK 2009) hat mich auf Anhieb begeistert durch die erdige Trockenheit, mit der er die Geschichte eines Drogenbarons erzählt. Ich musste permanent an Ted Demmes BLOW (2001) denken und wie unglaublich daneben dieser Film eigentlich ist, in seinem notdürftig kaschierten, reaktionären Gestus und seinem Abziehbild, seiner Fälschung von Zeitgeist – wie bei „Mr. Nice“ dem Zeitgeist der 60iger und 70iger. Die 70iger fühlen sich in „Mr. Nice“ sehr, sehr echt an – was nicht etwa auf mühsame Ausstattungsbastelei zurückzuführen ist (die in aller Regel nie den gewünschten Effekt hat) sondern darauf, dass man kurzerhand den bizarren Helden – und das ist er im Film – Rhys Ifans durch zeitgenössische Originalaufnahmen von London laufen oder über die bundesdeutsche Autobahn fahren lässt. Die Wunder digitaler Manipulation, denkbar simpel voll ausgenutzt. Um mir weitere Schilderungen zu sparen – auch darüber, wie der Film in seiner Darstellung von Drogenhandel, mafiösen Machenschaften und Unterwelts-Glamour beinahe alles richtig macht, was vergleichbare (und meist teurere) Filme darüber vor ihm falsch gemacht haben. Stattdessen behaupte ich einfach: Lindsay Anderson trifft auf Guy Ritchie. Mit Fokus auf ersteren allerdings, denn letzteren mag ich eigentlich gar nicht und der Humor in MR. NICE auch weit sarkastischer, als dieser Vergleich vermuten lassen könnte. Und wunderbar ist auch, wieviel von England in dem Film steckt. Und das kommt hier nicht gut weg. Überhaupt nicht. Gerade diese Art von infamer Schadenfreude und Selbstdistanz findet man im britischen Kino nicht allzu oft. Sehr erfrischend.
Und die Besetzung. Aber über die schreibe ich jetzt nicht mehr, das werden andere tun. Und Roses eigene Kameraarbeit. Seit ich vor zwei Jahren zwei Interviews mit ihm gesehen habe, hatte ich ihn mir als möglicherweise interessant vorgemerkt (ohne den einzigen bisher gesehenen Film, CANDYMAN, wirklich angenommen zu haben) und das hat sich jetzt bestätigt. Schade nur, dass Filme wie dieser in der Fließband-Maschinerie der sogenannten britischen „Arthouse-Kinos“ (die, bis auf die Metropolen, eigentlich nur aus Kino-Ketten besteht) kaum eine reelle Chance haben und meist erst auf DVD ihr Publikum finden, zumindest im eigenen Land.

#3:

TETRO hat mich völlig überrollt, weil ich nach dem Trash-Delirium von YOUTH WITHOUT YOUTH Francis Ford Coppola eigentlich schon in die Schublade seniler, dem Alterwahnsinn verfallener Fossilien gesteckt hatte. Das hier ist eine glänzende Ehrenrettung, auch wenn Coppola immer noch ein wenig orientierungslos und beschwipst wirkt und TETRO ein ziemlich eigenartiger, ziemlich schwer greifbarer Koloss ist. Die Intensität und die Unberechenbarkeit, mit der mich dieses filmische Chaos in seinen schwammigen Fluss eingesogen hat und letztlich ausgesaugt hat, steht der Unsicherheit gegenüber – was genau halte ich davon jetzt eigentlich? Ich weiß es noch nicht und verbleibe daher vorerst dabei, dass der Film ein famoser Koloss ist.

#4:

JE SUIS HEUREUX QUE MA MÈRE SOIT VIVANTE / I’M GLAD THAT MY MOTHER IS ALIVE (Frankreich 2009) von Nathan und Claude Miller (von letzterem muss ich endlich mehr sehen) war zuletzt überraschenderweise der definitive Höhepunkt des Tages. Ich kann aber leider nicht schreiben, warum. Dafür muss er sich erst einmal setzen oder zweitgesichtet werden. Daher belasse ich es hierbei: Eine ganz perfide und dabei völlig klare, schlichte und sehr gemeine Familien-Dystopie als ödipale Odyssee mit dezent perversem Anstrich – aber alles in (womit wir wieder beim Thema wären) Plattenbauten und Einfamilienhäusern, um es vorsichtshalber von dem Kostüm-Tand des letzten Claude Miller-Films und gängigen „Franzosen-Film“-Klischees abzugrenzen. Darauf hatte offenbar ein Grüppchen Geschmacksbürger hinter mir gehofft. Vermutlich waren sie am Ende genauso entsetzt wie offenbar der Großteil des übrigen Publikums. Geschmackvoll ist er nämlich nicht, dieser Film.

Dieser Beitrag wurde am Sonntag, Juni 27th, 2010 in den Kategorien Aktuelles Kino, Blog, Christoph, Festivals, Filmbesprechungen veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

9 Antworten zu “Filmfest München, 1. Tag”

  1. Mr. Vincent Vega on Juni 28th, 2010 at 14:46

    re: TETRO

    Bevor du deine oft sehr grobschlächtigen Coppola-Gesamturteile in fabulierende Schaffenswerkanalysen zu übertragen versuchst, solltest du nun langsam wirklich erst einmal die GODFATHER-Filme schauen.

    Darüber hinaus ist es schön, dass TETRO – auf den ich mich sehr freue – offenbar genauso stark ist wie YOUTH WITHOUT YOUTH.

  2. Christoph on Juni 29th, 2010 at 02:07

    Werden wir alt, hm? Ich habe die Godfather-Filme alle drei um Neujahr 2009 herum gesehen, du Nase! Wir haben damals auch ausführlich darüber diskutiert und du warst so schrecklich schockiert, dass ich den 3. Teil besser fand als den 2.

    Außerdem würde ich Coppola nie bashen, ich finde z. B. auch THE CONVERSATION suuuper. Was mir in der Tat noch fehlt ist APOCALYPSE NOW.

  3. Mr. Vincent Vega on Juni 30th, 2010 at 02:39

    Ich werde nicht alt, ich bin alt.

    Dass du GODFATHER 3 über den zweiten stellst ist in der Tat grotesk. Habe alle drei Teile just nochmal gesehen, beim Dritten hat mein damaliges Wohlwollen der Erstsichtung nichts mehr genutzt – der ist geradezu popelig im Vergleich zu den Vorgängern. Absolutes Bauerntheater.

  4. Sano on Juni 30th, 2010 at 03:41

    Thja, muss an dieser Stelle Rajko rechtgeben. Das letzte mal, dass ich die drei Teile hintereinander gesehen habe, hatte ich eine ähnliche Reaktion. Der 3 teil ist fast schon unnötig…
    Was ich im Gegensatz zu allen anderen aber sehr gut fand, war die schauspielerische Leistung von Sofia Coppola. Gefällt mir bisher besser als „Lost in Translation“. 😀

    Aber wer weiß, wie es heute aussehen würde. Ich vermute aber, dass ich Teil 1 immer noch favorisieren könnte – ist halt klassisches Hollywoodhandwerk wie ich es mag.

    Wann kommt der nächste Tag vom FIlmfest, Christoph?
    Deine Punktebewertungen versprechen kontroverses und unterhaltsames Polemisieren. 😉
    Warte seeeeeh(n)süchtig!!

  5. Mr. Vincent Vega on Juni 30th, 2010 at 14:45

    Ich habe dem dritten Teil immer die Stange gehalten, musste aber jetzt feststellen, dass er der Saga nichts Neues, geschweige denn Relevantes hinzuzufügen hat. Die Verlagerung der Verstrickung in den Vatikanbereich ist unnötig bis lächerlich, das lethargische Erzähltempo leider nicht gekonnt oder souverän, sondern eher gelangweilt. Coppolas Lustlosigkeit hat mich bei der Neusichtung jetzt wahrlich erschreckt. Und ich gebe Dir Recht, Sano, die viel gescholtene Sofia hat mich zwar nicht gerade vom Hocker gerissen, sie aber nun gewiss noch das geringste Problem des Films.

    @Christoph: Hoffe auf Meinungen zu THE ROAD, PONYO und THE REFUGE. Und dass Du mal eine Deiner größten Burton-Lücken schließt und ED WOOD in der Retro schaust.

  6. Christoph on Juli 1st, 2010 at 02:05

    @ Ihr Beide, die ihr euch so einig seid (als ob man die Godfather-Filme nicht auch einfach losgelöst von den anderen Filmen einzeln betrachten könnte):

    Mehr zu euren Einwänden nach dem Filmfest. Man kommt hier zu gar nichts, bin heute nur von Kino zu Kino gehetzt. Einen weiteren Tagesrückblick wird es auch nicht geben, momentan denke ich nur an eines: Schlaf, Schlaf und nochmals Schlaf um morgen die fünfeinhalb Stunden von CARLOS durchstehen zu können. DIE BIOGRAPHIE DES NICOLAE CEAUSESCU war heute mit 190 Minuten auch schon kein Zuckerschlecken und ein 145minütiges Bollywood-Melodram (DEV.D) habe ich mir auch noch gegönnt.

    @ Rajko:

    Die drei von dir erwähnten Filme gucke ich nicht – bzw. THE ROAD dann beim regulären Kinostart (Andi war recht angetan davon) und THE REFUGE – na ja… Ein Schwangerschafts-Sexualitätsdrama von Ozon, kann eigentlich nur Arthouse-Schlock werden. ED WOOD habe ich auch nicht in Betracht gezogen – den kriege ich in jedem Fall noch zu sehen während Unmengen von Filmen, die hier laufen, vielleicht nie wieder deutsche Leinwände oder auch nur Fernsehschirme sehen werden.

    @ Sano:

    REDLAND ist übrigens wundervoll, ich war total hingerissen von der archaischen Natur-Mystik OHNE Ethno- und Eso-Trash, anders allerdings als Andi und Alex. Und AMER ist ein Film wie für dich gemacht, eine total pervers-fetischistische Frauenverstehung!;-)

  7. Happy Harry mit dem Harten on Juli 3rd, 2010 at 00:40

    Auf MR NICE bin ich besonders gespannt – die Buchvorlage war vor fast 10 Jahren eine erquickende Urlaubslektüre und vor knapp 2 Jahren hab ich mir in nem Dortmunder Head-Shop tatsächlich persönlich ein Autogramm abgeholt – das Foto von mir und Howard Marks hat dann meine Begleitung verschlampt… 🙁

    Sagst du auch was zum diesjährigen Palme-Gewinner? Hat dir ja scheinbar nicht gefallen. Ich bin mit Weerasethakul auch nicht warm geworden, habe letztes Jahr einen Teil der Retrospektive in München gesehen…

  8. Lukas Foerster on Juli 3rd, 2010 at 10:03

    Bei Coppola ging es mir ziemlich genau anders herum: YOUTH WITHOUT YOUTH hat mich fasziniert in seiner weirden, aber immer wagemutigen Offenheit, TETRO war für mich dann aber leider wirklich ein Alterswerk im schlechtesten Sinn. Autorenfilmerische Selbstbespiegelung, die mir bis auf wenige, schöne Momente (die Fahrt im Cabrio, die Zitate aus THE TALES OF HOFFMAN) kaum eine andere Haltung als Fremdschämen ermöglicht hat (für Coppola, aber fast noch mehr für Gallo…).

  9. Christoph on Juli 7th, 2010 at 15:53

    Interessanter Standpunkt. Ein direkter Vergleich zwischen den beiden Filmen wäre mir gar nicht möglich, da ich YOUTH WITHOUT YOUTH bisher nur zum deutschen Kinostart gesehen und ziemlich vom Fleck weg „vertrasht“ habe. An dem Film gab es für mich kaum Ernstzunehmendes, für mich war es esoterisch-erotomanisch-spirituell verbrämter, gallertartig glibbernder Altherren-Wahnsinn in schäbiger TV-Kitschoptik und bis zum Bersten gefüllt mit unfreiwilliger Komik – vor allem die zweite Hälfte… absolut delirant. Daher kann ich zu diesem Vergleich nicht viel konstruktives sagen. Bei TETRO sehe ich eigentlich keine „Autorenfilmerische Selbstbespiegelung“ (was aber gerade bei einem ehemaligen Studio-Regisseur wie Coppola besonders interessant sein könnte) – vielleicht ein Gedankenspiel über künstlerische Schaffensprozesse an sich. Das alles aber im Rahmen eines weitgehend klassischen Melodrams in einem angenehm filmisch verkorksten Rahmen (Coppola kriegt seine HD-Stilisierung auch im zweiten Anlauf nicht in den Griff was aber bei TETRO eher toll / interessant als schlimm wie noch bei YOUTH ist), in dem die größten Momente die eher weniger spektakulären (und Spektakuläres schüttelt der Film pausenlos aus dem Beutel – und ja, nicht alles davon ist gelungen) sind wie beispielsweise die ersten Dialogszenen zwischen Bennie und Miranda.
    Und was Gallo betrifft: Der ist doch wunderbar getypecastet…

    @ Harry:

    Zu UNCLE BOONMEE (oder UNCLE GLOOMY, wie ich ihn in Gedanken schon getauft habe) schreibe ich vielleicht noch etwas in meinem eventuell demnächst kommenden, selektiven Rückblick). Unerträglich, der Film. Aber er weiß, welches Publikum er ansprechen möchte und dieses Publikum wird sich seinerseits wieder daran erfreuen und sich angesprochen fühlen. Daher wird er (leider) keine Kontroversen auslösen sondern sich schön in seine Nische kuscheln und dort die Pest verbreiten.

    @ VV & Sano:

    Eigentlich wüsste ich gar nicht, was ich noch schreiben sollte – außer dem, was ich schon geschrieben habe: Für mich besteht zwischen dem dritten GODFATHER und Teil 1 / 2 keine Kluft, weil ich den dritten als einzelnen Film sehe. Und als Erzählkino funktioniert er in der Tat nicht besonders gut, aber auch das spielt für mich keine Rolle. Im Endeffekt muss ich die drei Filme ohnehin alle demnächst zweitsichten – wobei ich schon schwer einen weiteren Abfall von Teil 2 befürchte, dessen teutonisches Räuberpistolieren und Kultur-Kitsch m. E. das meiste von dem, was Teil 1 aufbaute, wieder zerfetzt hat.
    Sofia Coppola ist natürlich kein Problem, aber schon SEHR trashig (und das nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Filmemacherin).

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