Ein Versuch



Da sich gerade einige von uns – mal wieder- im Listenwahn befinden, habe ich mich auch hinreißen lassen,  diesem Thema einige Stunden zu widmen um aus meinen zahlreichen Lieblingsfilmen 100 Stück zu destillieren.

Was ein Streß…

Und das schlimmste: Die Nummerierung. Eigentlich unmöglich. Nur: Es besteht eben schon ein großer Unterschied hinsichtlich meiner Wertschätzung eines potentiellen Films auf Rang 1 und eines  potentiellen Kandidaten auf Rang 100. Also war es doch nötig, oder zumindest angebracht, eine Nummerierung zu wagen. So ganz zufrieden bin ich nach Abschluß der Arbeit nun zwar nicht – aber vorläufig lasse ich das erst einmal so stehen. Denn großartig ändern lässt sich da schon mal gar nichts. Aber im Grunde habe ich doch das Gefühl, dass ich noch wesentlich mehr Filme sehen sollte, dass die Liste in dieser Form doch nur ein Anfang sein kann (und wobei ich auch glaube, tatsächlich noch nie versucht zu haben Hundert Lieblingsfilme aufzulisten). Einige der hinterst platzierten Filme verdienen es wohl nicht wirklich, auf so eine exklusive Liste Eingang zu finden. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier eben um meinen persönlichen Geschmack – und über den lässt sich zwar bekanntlich viel streiten. Ändern lässt er sich aber um so schwieriger. Und viel schlimmer ist es ja im Grunde meinen mehr als 500 übrigen Lieblingen ergangen, die hier gar nicht erwähnt werden konnten.  Eine Liste von Tausend Filmen wäre da schon weit gerechter, und in anderen Bereichen würden sich die Meisten wohl glatt an den Kopf fassen, wenn jemand versuchen würde die Musikgeschichte oder gar die Kunstgeschichte auf 100 Werke einzuschränken. Aber in der Begrenzung liegt ja bekanntlich die Herausforderung – und eine Liste sagt sowieso mehr über denjenigen aus, der sie angefertigt hat, als über das, worüber sie angefertigt worden ist.

Dennoch: zu viele Neuere Filme, zu wenig Experimentelles, und Kurzes, zu wenig Abwegiges und Kontroverses. Da müsste mich wohl demnächst jemand zwingen etwas abseits meiner ausgetretenen Pfade zu wandern. Hoffentlich recht bald.

Kurzer Nachtrag: Da das Formatieren doch länger dauert als gedacht und es auch noch sehr spät ist, gibt es zunächst einmal nur 20 Filme. Der Rest folgt in Kürze.

.

1. La maman et la putain  Die Mama und die Hure
Jean Eustache  Frankreich  1973
2. Vertigo
Alfred Hitchcock  USA  1958
3. Deus E o Diabo na Terra do Sol  Gott und Teufel im Land der Sonne
Glauber Rocha  Brasilien  1964
4. The Maltese Falcon  Die Spur des Falken
John Huston  USA  1941
5. Barry Lyndon
Stanley Kubrick  UK  1975
6. Goto, l’île d’amour  Goto, Insel der Liebe
Walerian Borowczyck  Frankreich  1968

7. Heat
Michael Mann  USA  1995
8. Les enfants du paradis  Die Kinder des Olymp
Marcel Carné  Frankreich  1945

9. 2001: A Space Odyssey  2001: Odyssee im Weltraum
Stanley Kubrick  USA  1968

10. Mes petites amoureuses  Meine kleinen Geliebten
Jean Eustache  Frankreich  1974

11. The Thin Red Line  Der schmale Grat
Terrence Malick  USA  1998
12. Iko shashvi mgalobeli  Die Singdrossel
Otar Iosseliani  Sowjetunion  1970
13. The Brown Bunny
Vincent Gallo  USA  2003
14. Csillagosok, katonak  Sterne an den Mützen
Miklos Jancso  Ungarn  1967
15. Tikhiye stranitsy  Flüsternde Seiten
Aleksandr Sokurov  Russland  1993
16. Sayat Nova  Die Farbe des Granatapfels
Sergej Paradjanov  Sowjetunion  1968
17. Le Mépris  Die Verachtung
Jean-Luc Godard  Frankreich  1963
18. City Lights  Lichter der Großstadt
Charles Chaplin  USA  1931
19. Un chien andalou  Ein andalusischer Hund
Luis Buñuel, Salvador Dalì  Frankreich  1928
20. Ganga Bruta
Humberto Mauro  Brasilien  1933

.

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, November 13th, 2008 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Listen, Sano veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

4 Antworten zu “Ein Versuch”

  1. Alex P. on November 13th, 2008 at 05:47

    Hey Sano (ich nehme mal an, dass das du bist, die Liste klingt zumindest nach dir…)!

    was kennst du noch so von Marcel Carné? Hab mir gestern den großartigen QUAI DES BRUMES angeschaut und im Moment habe ich die DVD von DRÔLE DE DRAME vor mir liegen, würde aber gerne viel, viel mehr von ihm sehen… Also her mit deinen Tips.

    Und kennst du von Glauber Rocha ANTONIO DAS MORTES? Da habe ich mich letztens für einen Kurs durchgequält (portugiesisch mit frz. Untertiteln…) und musste an dich, Andi und Christoph denken und dass ihr bestimmt begeistert gewesen wärt. Naja… 🙂

    Jean Eustache klingt für mich wie Folter (aber mal schauen), VERTIGO, HEAT und BARRY LYNDON unter den ersten zehn zu nehmen finde ich dagegen sehr geschmackvoll!

  2. Sano Cestnik on November 13th, 2008 at 19:05

    Hi Alex!

    Ja, da hast du Recht, die Liste ist natürlich von mir (und ist sicherlich auch von manch anderem zu durchschauen – lol ).

    Marcel Carné ist für mich leider immer noch einer der unbekannteren französischen Regisseure, und ich hab leider schon einige Gelegenheiten ungenutzt verstreichen lassen, seine Filme auf der Leinwand zu genießen (vor allem im Berliner Arsenal Kino). Was ich neben „Kinder des Olymp“ noch kenne, sind zwei seiner Filme aus den späten 30ern, „Hôtel du Nord“ (1938), und „Le jour se lève“ (1939), beide mit der großartigen Musik von Maurice Jaubert, und mit raffiniertem Set-Design von Alexandre Trauner. Beide sehr empfehlenswert, zumal mit Lieblingsschauspielern von mir besetzt. Einmal der, wie so oft, verzweifelte Jean Gabin, und in beiden Filmen auch noch meine absolute Lieblingsschauspielerin Arletty! Schau sie dir an, gibt’s in Canada sicher auf DVD oder in der Cinematheque zu entdecken. Die beiden von dir erwähnten früheren Titel, muss ich natürlich auch mal zu fassen bekommen. Ich glaube Carné ist einfach so ein großartiger Filmemacher – von dem sollte man sicher alles gesehen haben.

    Glauber Rocha bewundere ich eigentlich noch mehr, und Eustache ist ja bekanntlich eins meiner (cineastischen) Idole. Beide für mich eigentlich keine Folter, sondern ständige Offenbarungen. Aber „Antonio das Mortes“ hab ich leider noch nicht gesehen. Soll ja so ne Art Fortsetzung von meinem Liebling „Gott und Teufel im Land der Sonne“ sein.

    Anscheinend hast du also tolle Seminare in Montréal, und ich würde Unitechnisch wahrscheinlich sofort mit dir tauschen wollen! 😛

    Und ich hoffe ich les bald noch mehr und ausführlichere Worte von dir auf unserem Blog! Wo man dich schon nicht sehen kann, ist es toll mit dir in Schriftkontakt zu bleiben!

    Und wo ist deine Liste? 😀

  3. Alexander Schmidt on November 20th, 2008 at 17:15

    Du bist in der Tat sehr leicht anhand deiner Liste zu identifizieren ;-). Ich werde in Kürze meine überarbeitete und dennoch als „work in progress“ zu betrachtende Hunderterliste posten!

  4. Eskalierende Träume » Blog Archive » Top 100 - 2ter Versuch on März 14th, 2009 at 16:24

    […] Dieser Artikel ist eine Ergänzung und Erweiterung eines früheren Beitrags von mir, gepostet im November 2008: Ein Versuch […]

Kommentar hinzufügen