17. Hofbauer-Kongress, Aufriss #5: Das Langfilmdebüt…





…von Jack Deveau (1935 – 1982) ist einer der großen künstlerischen Triumphe des schwulen Hardcore-Kinos, zugleich rohes Melodram und schmutziger Großstadtblues über die unmögliche Liebe zwischen einem schwulen „Linkshänder“ und einem heterosexuellen Mann, die an den unterschiedlichen Liebesvorstellungen zweier Triebwelten scheitert. Wir zitieren dazu das HK-nahe Online-Filmmagazin „Eskalierende Träume“:

„Ich habe mich gesehnt. So, als hätte ich all das zum ersten Mal durch eine Kamera gesehen. Deveau filmt Sex wie niemand sonst. Alles scheint bei ihm zu leuchten. Als Porno versagt „Left-Handed“ vermutlich, obwohl er fast all sex and no plot ist. LEFT-HANDED reibt einem keine Penetrationen ins Gesicht, er ist vielmehr dunkel und schattenreich, er schneidet unaufhörlich, von Gesichtern zu Armen zu Hüften zu Schwänzen zu Fenstern zu Bärten zu Augen zu Ärschen zu Stühlen zu Lippen zu Haaren. Ein anmutiges, ein wahrhaftiges, ein lebenswichtiges Chaos, in das man sich keine Ordnung wünscht, dessen Ende man beinahe fürchtet. (…) Was für ein Gefühl muss das gewesen sein, diesen Film 1972 im Kino zu sehen? Vielleicht just nach dem Coming Out, gerade zuhause die Zelte abgebrochen, neu in den New Yorker Straßenschluchten, herzklopfend zum ersten Mal in einen dieser Schuppen, von denen man zwar hörte, auf deren Innenleben man allerdings kein bisschen vorbereitet ist? In einem schummrigen, verrauchten Kinosaal mit braunen Sitzen, die von Sperma und Bier verklebt sind, in die man ganz tief hineinsinkt, in die man förmlich hineingedrückt wird von diesen 16mm-Bildern und dieser Musik da vorne, und dabei einsam den eigenen Puls im Schritt spürt, bis eine fremde Hand von der Seite in selbigen greift?“ (Christoph Draxtra)

„Kein Film nach dem einer gerne alleine ist. Fast durchgängig herrscht unfassbare Wärme. Der erste Film des Golden Age, der mir wirklich klar gemacht hat, welche Utopie mal in Pornographie/Sex lag, oder zu liegen schien? Kaum eine Geschichte hält die Sexszenen, dieses unaufgeregte, wunderschöne Feiern zweier Körper zusammen. Die Bilder flimmern, zeigen manchmal nur abstrakte Haar- und Hautgemälde und haben die Wärme und Geborgenheit von… naja, Matsch an einem wunderschönen Sommertag. Es ist schwer zu sagen, was den Zauber dieser Bilder ausmacht, aber er ist da und macht selbst noch den Gang ins öffentliche Herrenklo zu einem unbeschreiblichen Vergnügen. Vielleicht ist es nur die sagenhafte Musik? Und die sagenhaften Ärsche? Aber nein, das ist nur der letzte Abschluss. Am Ende steht vielleicht die Zerstörung der Utopie in zwanghafter, cooler Lust, aber nur vielleicht. Danach traute ich mich kaum, dass Licht anzumachen und zu erkennen, dass ich jetzt wieder auf mich alleine gestellt war.“ (Robert Wagner)

Eigentlich wollten wir Left-handed schon beim letzten Hofbauer-Kongress zur – leider nur digitalen, uns bleibt in diesem Fall leider keine Wahl – Aufführung bringen, doch die Vorführfassung erreichte uns nicht mehr rechtzeitig. Zwischenzeitlich ist sie eingetroffen, sodass euch am 06.01. um 23:30 endlich Roys linke Hand in den Schritt greifen wird.


Dieser Beitrag wurde am Dienstag, Dezember 19th, 2017 in den Kategorien Blog, Blogautoren, Das Hofbauer-Kommando, Hinweise, In eigener Sache veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

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