17. Hofbauer-Kongress, Aufriss #11: „Die Beine einer Frau…





…sind das erste, was ich beiseite schiebe, wenn ich ihre Schönheit beurteilen will“, deklarierte im 18. Jahrhundert der wohl berühmteste Schürzenjäger der europäischen Kulturgeschichte, Giacomo Casanova. Was seinerzeit zumindest in der bildenden Kunst noch beiseite geschoben werden durfte, um süßere Verheißungen zu enthüllen, war über die ersten fünfzig Jahre der Filmgeschichte zu DER Konstante filmischer Sexualdarstellungen geronnen – mochte das Verhältnis der Geschlechter seit Casanovas Zeiten auch noch soviele Veränderungen durchlebt haben, die weiblichen Fesseln waren in der Nachkriegszeit unverändert Straßenzüge, die ins Paradies führten, für Publikum wie auch Filmproduzenten, die ihrer heißbegehrten Filmerotik seinerzeit noch so manches raffinierte (oder weniger raffinierte, wie im vorliegenden Fall) Schlupfloch zwischen den Tentakeln der Zensur suchen mussten. Um Mädchen mit hübschen Beinen entbrennt daher in dieser als „Sexkomödie“ keineswegs über frivolem Wert verkauften italienisch-westdeutschen Koproduktion aus dem Jahre 1958 ein tosendes, unlöschbares Feuer der Begehrlichkeiten, bzw. vielmehr um „Sabrinas wunderschöne Beine“, wie der Originaltitel des vom italienischen Populärkinoveteran Camillo Mastrocinque gediegen inszenierten Films sich zu konkretisieren beeilt.

Sabrina, verkörpert von dem platinblonden amerikanischen Busenwunder Mamie van Doren, ist die archetypische durchtriebene Kino-Venus ihrer Zeit: Zwischen lasziver Langeweile und mal echter, mal gespielter Entrüstung changierend, entfacht sie unanständige Brunft, wo immer sie auf den Plan tritt – ein verwirrender Gefühlsfuror, den ihr Mentor, „Graf“ Gottfried jedoch begrüßt, denn Sabrina ist Teil seiner Gaunerbande, die sich auf das Stehlen von kostspieligem Modeschmuck spezialisiert hat. Seinen neuesten Coup will das illustre Gespann in Rom durchführen, doch die gewieften Spitzbuben und -mädchen haben die Rechnung ohne die aufdringliche Beharrlichkeit der italienischen Männerwelt gemacht…
All das, was während einer Vorführung des Films im Rahmen des „Forgotten Film Fest“ 2016 den lautstarken Zuspruch des Hofbauer-Kommandos fand, verdroß Onkel Fürchtegott seinerzeit gar sehr: „Willy Birgel mimt den ‚Grafen‘, Dumas den Älteren zitierend, (…) Mamie van Doren, die Nummer 9, nach Bedarf in Unterwäsche oder Brautkleid. Adrian Hoven wurde offenbar eigens zu dem Behufe engagiert, eine schmollende junge Dame auszuziehen, während der Regisseur (man hätte gewettet, er sei Deutscher) es wohl für seinen besten Einfall hielt, die Kamera stets hinter diversen Beinen zu postieren. Trotz seines Aufgebotes an Dessous und anzüglichen Witzeleien wirkte kaum jemals ein Film so wenig aufreizend wie dieser.“ Naturgemäß sehen wir dies etwas anders und garantieren, dass ihr am 07.01. um 15 Uhr spritzige eineinhalb Stunden zwischen Sabrinas (im Film) preisgekrönten Schenkeln verleben werdet – möglicherweise ist dies auch die letzte Möglichkeit dazu, da die Filmkopie bereits essigsauer im Sterben liegt.


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