Trailervergleich: Revolutionary Road (2008)
Habe gerade eine empörte Mail von einem Freund erhalten, der sich über den deutschen Trailer zu Sam Mendes neuem Film ‚Revolutionary Road‘ (im deutschen als „Zeiten des Aufruhrs“ betitelt) beschwert. Da ich den Originaltrailer bereits mehrfach gesehen habe, und mich aufgrund dessen sehr auf den Film freue, war ich gespannt, wie der Film in Deutschland beworben wird.
Ich muss sagen – obwohl der ofizielle Amerikanische Trailer einer meiner absoluten Favoriten ist, und ich (nicht zuletzt wegen Nina Simones wunderschöner Musik) immer noch Gänsehaut bekomme, wenn ich ihn sehe – der deutsche Trailer gefällt mir sehr gut. Im Vergleich zum üblichen Brimborium, sticht der deutsche Beitrag immer noch weit über den Durchschnitt hinaus. Interessant ist jedoch die veränderte Musikauswahl, und der schwülstige Kommentar am Ende des Films. Ich hätte ja eigentlich angenommen, dass der Amerikanische Trailer mehr Pathos heraufbeschwören würde. Falsch gedacht.
Weisen die Unterschiede vielleicht darauf hin, dass Sam Mendes in den USA einen Einfluß auf die Bewerbung seines Films ausüben konnte, der ihm hierzulande versagt blieb? Lauflänge und Szenenauswahl unterscheiden sich bei beiden Trailern nur gering voneinander.
Amerikanische Version Deutsche Version
a) kannst du mich gerne beim Namen nennen, wenn ich schonmal an Bord bin^^ und b) habe ich mich gar nicht beschwert, noch war ich empört – eher auf bizarre Weise überrascht und belustigt, dass der deutsche Trailer im Endeffekt zehnmal „amerikanischer“, reißerischer und schleimiger wirkt als der US-Trailer. Und ja, ich finde ihn ziemlich campig im negativen Sinn, mit diesem vor Pathos triefenden Zimmeresken Gesülze und dem trashigen Off-Sprecher (war das wieder mal Joachim Kerzel? Jack Nicholson braucht einen anderen Sprecher…). Es bleibt aber auch abzuwarten, ob der Film meinen Erwartungen genüge tun wird, bisher fand ich alles von Sam Mendes mittelmäßig („American Beauty“) bis schrottig („Jarhead“, „Road to Perdition“).
Im übrigen finde ich doch, dass der deutsche Trailer ganz genau das „übliche Brimborium“ auffährt, wodurch er sich eben negativ gegen den sehr delikaten, geschmackvollen US-Trailer abhebt. Der deutsche Trailer schmeckt nach Ron Howard, der amerikanische nach Douglas Sirk / Fassbinder at their best.
a) Ich muss ja nicht immer alle unsere Leute in den Postings beim Namen nennen. Klingt mir zu sehr nach eingeschworener Gemeinschaft und so. Ist halt Geschmackssache.
b) Für mich lag in der Mail Empörung. Das mit der Beschwerde war wohl künstlerische freiheit meinerseits. 🙂 Gut dass ich nicht deinen Namen genannt hab, sonst hätt ich dich ja falsch zitiert. 😉
Das der deutsche Trailer sich gegen den Amerikanischen negativ abhebt sehe ich auch so. Aber, wenn ich die deutsche Variante im Kino gesehen hätte, ohne das Original zu kennen, hätte mich der trailer wahrscheinlich angesprochen – was sonst die wenigsten tun.
Ich störe mich ja an den Gleichen Sachen wie du. Nur bewerte ich sie anders.
Vielleicht liegt das daran, dass „American Beauty‘ lange Zeit einer meiner Lieblingsfilme war (hab ihn zum ersten mal ’99 (?) im Kino gesehen), und Road to Perdition mir auch ganz gut gefallen hat. Aus heutiger Sicht für mich vielleicht nicht mehr unbedingt großes Kino, aber immer noch ein talentierter Regisseur. Freue mich daher auch auf ‚Jarhead‘ und alles Weitere von Mendes.
Und ‚Road to Perdition‘ fand ich schon allein wegen der Kameraführung und der Ausleuchtung nicht schrottig. Wobei der Film aber auch für mich einigen Trash-Appeal hat – der bei dir wohl im negativen Sinne in Erinnerung ist?
Andi hat glaub ich ne ähnliche Meinung wie ich. Falls er hier mal reinschaut, wärs interessant zu lesen, was er meint. Hat auf jeden Fall heute zu mir gemeint, der deutsche Trailer gefällt ihm auch ziemlich gut, und würde übers Mittelmaß hinausstechen.
Wobei ich sagen muss, ich kenne nicht viele deutsche Trailer der letzten 8 Jahre. Vielleicht hab ich nur die schlechten gesehen?
An Douglas Sirk musste ich bei den Ankündigungen und den Filmausschnitten für ‚Revolutionary Road‘ auch denken. Aber wird wohl in ne Andere Richtung gehen. Schätze ne Mischung aus der Julianne Moore Sequenz in ‚The Hours‘ (2002), und Todd Haynes im gleichen Jahr erschienenem ‚Far from Heaven‘. Mendes scheint mir doch zu postmodern/reflexiv, als dass er die Höhen von Sirk erreichen könnte (aber vielleicht irre ich mich auch). Jedenfalls habe ich an den Film ganz andere Erwartungen (wenig Sirk oder gar Fassbinder), sondern eher im Stile seiner ersten zwei Filme. Zerbrochene Familien, verdrängte/imaginierte Identitäten, späte Ausbruchsversuche, etc.
Im Idealfall gepaart mit atmosphärischen Versatzstücken á la Spike Jonze oder Michel Gondrys ‚Eternal Sunshine of the Spotless Mind‘ (2004). Die bisherigen Ausschnitte deuten für mich in diese Richtung.
Und ich will dieses tolle Lied von Nina Simone im Film hören! Jedes mal wenn sie singt „Love me love me love“ krieg ich ne Gänsehaut. 🙂 Da hängen wohl noch all die tollen Erinnerungen aus ‚Before Sunset‘ dran. Und allgemein mag ich ja den Einsatz von 50s Songs in Filmen sehr gerne. Z.B. ‚Forever Young‘ (1992) hat diese tolle Szene mit ner Schallplattenaufnahme von Billie Holidays Interpretation von „The Very Thought of You“. Und zumindest den Musikeinsatz in American Beauty fand ich auch großartig, fällt mir ein. Da hätten wir z.B. Betty Carters großartiges „Open the Door“ von ihrem ’64er Album „Inside Betty Carter“. Immer noch einer meiner absoluten Lieblingssongs. Oder auch Peggy Lees Version von „Bali Ha’i“.
Ja, so was gefällt dem guten Sano…