Fragmentfischen im Naturtrüben: Dear Dead Delilah (1972)
- Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
(Matthaeus 3:10)
(Matthaeus 3:10)
(The Rolling Stones – Sympathy for the Devil)
„Wenn du dich konzentrierst und in Trance gerätst; wenn du in Meditation sitzt und deine Aufmerksamkeit auf ein Objekt richtest; wenn du deinen Geist in Gewahrsein und Betrachtung ruhen läßt und den Weg wie eine mechanische Puppe praktizierst – wann wirst du da je dein Ziel erreichen?“
(Baozhi, Die Natur der Dinge[1])
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Quer durch die Geschichte der laufenden Bilder hindurch herrscht nun wahrlich kein Mangel an Filmen über den vielgesichtigen literarischen Volkshelden Robin Hood, jedoch nur einen gibt es, der die Vorzüge des Waldlebens bereits völlig unmittelbar greifbar werden lässt, bevor uns überhaupt erstmals ein solcher vor Augen geführt wird. Weiterlesen…
Glauben Sie, dieser junge Mann läuft vor etwas davon? Ob einer was ausgefressen hat, so heißt es, erkenne man an der Abruptheit der Bewegungen, daran, wie er oder sie rastlos und ohne Plan von A nach B eilt. Auch in Juan Antonio Bardems spanischer Giallo-Variante „La corrupción de Chris Miller“ lässt eine vage Unruhe im Gewissen oder der Vergangenheitsbewältigung zahlreiche Charaktere anlasslos rotieren. Nach seinem Auftaktmord rast in der Creditssequenz ein Zug zu Waldo de los Ríos unruhig-süßlichen Melodien quer durch durch ein Landschaftsstillleben Kantabriens, übergangslos bildlich hervorgegangen aus der noch befußten Flucht des Mörders. Ihm entsteigt Herumtreiber Barney (Barry Stokes), der auf der Suche nach Bleibe bald bei dem ungleich unflexibler im gemachten Nest des abspenstigen Gatten wie Vaters aussichtslos dessen Rückkehr harrenden Mutter-Schwiegertochter-Gespanns Ruth (Jean Seberg) und Chris Miller (Marisol) aufschlägt. Lange bevor Bardem sie auch narrativ zusammenfinden lässt, weiß man, dass Barney und Chris wie geschaffen füreinander sind, bewegt sie sich doch auch mit Gusto auf Pferd oder Rad zwischen den wenigen Ablenkungsorten der Provinz hin- und fort. Doch scheint ihr der Ausritt an sich wichtiger zu sein als die Pferde und der recht zutrauliche Hofbesitzer. Weiterlesen…
“L’ultimo orgia del III Reich”, der einzige Nazisploitationfilm des nicht bloß im Bezug auf seine präferierten Genres schwer festnagelbaren Cesare Canevari eröffnet mit einem Titelsong, dem, man merkt es im Laufe des sich anschließenden Films recht schnell, eine Aufgabe zufällt, der sich die verrätselten Bildeindrücke schlicht verweigern. Fremdbestimmend, immerzu im Imperativ oder Tone auktorialer Einsicht gehalten, pflanzt er bereits spekulative Empfindungen fremden Geistes in eine Frau, bevor wir diese überhaupt kennenlernen dürfen. Einzig an Lise Cohen (Daniela Poggi) gerichtet gewinnt der insistierende Klang der deutschen Erzählstimme vor mit eisernen Kreuzen verzierten Credits retroaktiv in Relation zu den folgenden Barbareien deutscher Nazischergen einen fast hämischen Unterton. Als Alpha und Omega des Filmes wirkt dieser Rahmen wie eine Aufforderung zum Vergessen des gerade Gesehenen, nicht von Canevari angestimmt, sondern schlicht im Stile einer 1977 zumindest unter Deutschen weit verbreiteten Haltung im ungut paternalistischen Ton (“Lise! Kleine Lise!”) – ein Monolog ohne Raum für Antwort. Doch was gilt es überhaupt zu vergessen? Der Inhalt zwischen dieser Klammer verweigert eine druckreife, in schnöde Worte übersetzte Antwort. Weiterlesen…
BRIAN ENO – I’ll Come Running
FRANK O’HARA – A True Account of Talking to The Sun on Fire Island
(Edgar Allan Poe – A Dream Within a Dream)
(Queen – Bohemian Rhapsody)
„Die Brut des Bösen“, der einzige wirkliche Easternversuch des bundesdeutschen Kinos erzählt, allein der selbst heute kaum gebrochenen Exponiertheit seines Masterminds wegen, diesseits seiner extrem straff gespannten Narrationslinie stets gleichzeitig die Geschichte eines einstmals millionenschweren Schlagerbarden, der sich ein slickes, wohlinszeniertes Karatepos direkt auf den Leib schneiderte. Nicht, weil der Kinomarkt 1979 unbedingt noch lauthals schreiend danach verlangt hätte, sondern schlicht weil er es in Personalunion als Regisseur, Hauptdarsteller, Produzent, Autor, Komponist und Stuntkoordinator gar zu liefern vermochte. Derart omnipräsent wie hinter den Kulissen ist Christian Anders auch vor der Kamera. Ihr Auge glüht in Liebe auf, wann immer sie ihn erspäht, liebkost seine Züge im Tages- wie nächtlichen Neonlicht gleichermaßen, hängt unablässig an seinen Lippen und zieht uns via unablässigen Subjektiven arglos mit ins Boot dieser zur höchsten Maxime erhobenen Sehnsucht. Weiterlesen…