Rückblick 2023
Aber das Blog sprach zu den Lesern: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr den Jahresrückblick 2023, den Gekreuzigten, sucht. Er ist hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat. (ca. Matthäus 28:5-6)
Krankheit, Chaos, Stress, ein – leider nicht sehr erfolgreicher – Kreuzzug gegen die Zerstörung seltener 35mm-Kopien: Viel wollte sich gegen die Vollendung der Beiträge stellen. Der Totgeglaubte lebt aber länger, und das Osterwunder ist geschehen. Der Rückblick auf das vergangene Jahr kann über uns kommen. Prallgefüllt mit unterschiedlichsten Perspektiven ist er geworden. Kinobesuchsimpressionen, die Freuden eines angehenden Sozialwissenschaftlers, ein Mädchen in der Hand der Kartelle, Knappes, Gedehntes, Musik, Eis, Filme, analog oder digital gesehen, und noch vieles mehr warten auf euch. Kontempliert mit uns nochmal Vergangenes, damit wir mit weniger Ballast in die Zukunft blicken können. Lasst uns in Herz und Unterhose.
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André Malberg
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- 2023 in zehn Kinoerlebnissen, die bleiben
01. Blindman (Ferdinando Baldi, 1971) – Samstag, 22.07.2023, Terza Visione Nr. 9, DFF Frankfurt, 35mm, DF
mit Annette Brauerhoch und Sebastian Selig, Frank Castenholz, Lydia K. und Viktoria
In meiner Einführung lege ich nahe, dass selbst in Baldis bereits 1971 von Postapokalypse späteren italienischen Zuschnitts erfasster, zynisch-merkantiler Horrorvision eines Ödlandes, in welchem jeder Frauenkörper allein ein Zerrgut zwischen schlechten und noch schlechteren Männern ist, unter den selbst hochkommerziellen Fugen viel von dem steckt, was Baldi zum womöglich vehement linksradikalsten Antikapitalisten des damaligen Populärkinos macht. Nach der Vorstellung werde ich dafür von Annette, die neben mir sitzt, und Sebastian vor uns im tag team auseinandergenommen. „Wenn man einen Porno drehen will, dann soll man auch ehrlich sein und es durchziehen.“, Annettes lustvoll vorgetragene Fundamentalkritik liegt mir noch heute im Ohr, im Gesamten spielen wir uns zu dritt bestimmt eine halbe Stunde lang anregende, jedoch ideell unversöhnte Bälle zu, längst hat der Rest des Publikums den Saal verlassen. Zum Glück ist Essenspause, einmal kann der Diskurs nicht den reibungslosen Ablauf eines durchgetakteten Festivals ausbremsen.
Auf dem Rückweg vom Gruppenessen ist es Frank, der die Bälle aus dem Kinosaal aufnimmt und jongliert. Zu der großen Massenvergewaltigung im Wüstensand, die Freunde, Bekannte und Unbekannte gleichermaßen gespalten zurückließ, fällt ihm „La regle du jeu“ ein, an dessen ähnlich beobachtenden, gleichsam kaltschnäuzigen Treibjagdszenen er sich seit jeher gestoßen hat. Kann etwas negativ konnotiert sein, wenn es doch mit vorgeblich gleichgültiger Normalität gezeigt wird? Wir finden keinen gemeinsamen Nenner, doch eine solche Frage.
In meinem Hotel nächtigen auch Lydia und Viktoria, während des gemeinsamen Heimweges kann es nur ein Thema geben. Beide zeigen sich abgestoßen von der Titelfigur, die mit derselben Selbstverständlichkeit 50 Frauen einem gemischten Obstkorb gleich verschiebt, wie es die Banditen und Soldaten tun, monieren einen ätzenden Zynismus. Ist das noch ein Antiheld? Kann Kapitalismuskritik einfach nur wiederkäuen und auskotzen?
Allein unter Freund*innen in Frankfurt – drei Mal entschiedene Widerrede und darin keine Perspektive deckungsgleich. Isolation kann nicht schöner, mit mehr Gemeinschaft behaftet sein. Ausgehaltener Dissens, das ist die Essenz des Kinos.
02. ‚Sweet Punkin‘ I Love You…. (Roberta Findlay, 1976) – Freitag, 09.06.2023, AKKA Paderborn, digital, OF
mit Alexandra Simopoulos, Alexander Schultz, Lydia K., Carsten Panitz, den Studierenden des Roberta-Findlay-Seminars und ihren Freund*innen sowie ein paar versprengten Paderborner Altlinken, mit ohne Roberta Findlay
Im Juni 2023 wird ein langgehegter Traum war und ich kann Roberta die noch vorpandemisch gestrickte Idee eines gemeinsamen Uniworkshops erfüllen. Alexander Schultz lädt nach Paderborn – ich finde mich vorfreudig dort ein, Roberta muss aus persönlichen Gründen in New York bleiben, eskaliert stattdessen gottschalkesk den abgesteckten Zeitrahmen zweier Zoomgespräche. Vor „‚Sweet Punkin‘ I Love You….“, den die Studierenden zum Abschluss des Seminars in einer Paderborner Kneipe der gediegenen Katholizität entgegenhalten wollen, warnt sie uns während des beinahe viel zu späten Abschieds noch einmal – der sei einer der schlechtesten unter all ihren schlechten Filmen.
Etwa eine Stunde später fürchte ich in der AKKA um die großen Fensterfronten. Zu laut, zu ansteckend ist das organisierte Gelächter; meines gleicht einem hysterischen Geschnatter. Immer wieder mahne ich mich zur Contenance – schließlich sind Schutzbefohlene im Haus. Vergeblich. Zu vieles in dieser saftigen Persiflage auf das alte Hollywoodkino, das so nah an Robertas Herzen liegt, und große Familienseifenopern aus Öl und Geld erinnert uns an die Frau, die leider nicht anwesend sein kann und doch so viel angeregt, so viel preisgegeben, so viel zu lachen geschenkt hat, dass sie die Köpfe wohl nie mehr verlassen kann. Auch daraus lernen wir: Der Spaß an Filmen, die ihre Schöpfer*innen offensiv verachten, kann mitunter der größte überhaupt sein.
Von positiver Energie beschwipst sitzen wir danach noch eine halbe, langsam auskühlende Sommernacht im Außenbereich, tauschen uns über Pornografie zwischen damals und heute aus. In diesem Damals noch ungeahnt ist dies vermutlich der wahre Startpunkt einiger der schönsten Freundschaften, die das Jahr nachliefern wird. Schulden tue ich sie mal wieder jemandem, dem ich doch so vieles schon schulde. Sei’s drum, Freundschaft ist nicht Bilanzbuchhaltung – Kino auch nicht.
03. Manta Manta – Zwoter Teil (Til Schweiger, 2023) – Freitag, 28.04.2023, Cineplex Euskirchen, digital, OF
mit meiner Mutter
Statt wie pünktlich zum Kinostart als happening mit Christoph, Kamil, Sano und Lukas geplant, sehe ich den ersten neuen Schweiger eines schweigerreichen Jahres einige Wochen später mit meiner Mutter. Es ist ihr erster Kinobesuch, der ganz allmählich nicht mehr unter dem Stern zweier Krebserkrankungen steht, welche sie seit dem November 2021 an die äußersten Randbereiche ihrer physischen wie psychischen Kraft brachten, und gleichzeitig der erste mit ihrem neuen Schwerbehindertenausweis, der vielen Leiden der Vergangenheit ein gesellschaftlich sichtbares Antlitz verleiht. Eines, das diese gerade auch für die Leidende selbst nicht allein wahrnehmbarer, sondern vorzeigbarer macht – man muss sich nicht mehr anzweifeln, für zu schwach halten, fürchten, dass die anderen es tun. So wie mir geht es vielen anderen – auch das drückt dieses Stück Plastik aus. Die junge Kassiererin hingegen ist beim Anblick eher ratlos und händigt mir nach reiflicher Überlegung eine Freikarte für die Behindertenbegleitung aus, anstatt wie vom Kino vorgesehen den üblichen Rabatt für meine Mutter zu gewähren.
Und so habe ich „Manta Manta – Zwoter Teil“ dann wohl gesehen, wie Til Schweiger es hasst und niemand es für möglich hält: Ohne die Eifel zu verlassen als kostenlose Pressevorführung. Frei von griesgrämigen Altkritikern, mit einer Frau, die ihre Ausgelassenheit wiederentdeckt.
04. Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958) – Sonntag, 17.12.2023, Eulenspiegel Essen, 70mm, DF
mit Sarah K., Marie L. und Marius Meyer, unfreiwillig involviert: Kai Krick und Leon Jurdzinski
Sarah und Marie kenne ich aus dem Roberta-Findlay-Seminar, Marius ebenfalls, eigentlich stalkt er mich allerdings ohnehin bereits seit Christophs und meinem schicksalhaften Erstauftritt in Paderborn durch all meine Seminare. Gemeinsam sehen wir ein halbes Jahr später ausgerechnet einen jener Filme ganz groß, die Roberta mir einmal in für uns beide ungewohnt listenhuberischer Coronalangeweile als ihre zehn liebsten amerikanischen und Ausgleich meiner eigenen Topliste präsentierte. Nicht aber wegen dieses wirren Geflechts aus Freundschaften- wie Freundesfreundschaften in meinem Kopf, sondern weil Jens Wawrczeck alias Peter von den drei ??? sein neues Hitchcockbuch eingangs vorstellt. Ein Fan-Happening, das Brücken baut zwischen den Millennials und der GenZ, in dieser Kapazität jedoch verblassen muss angesichts des im Grunde bestenfalls als neurotische Spiegelung in seiner Perfektionistenseele wirklich augenscheinlichen Fleckes, den Marius sich irgendwo in Richtung Kino auf den ausgerechnet hellbehosten Hintern zugezogen haben muss. Einmal beiläufig und in selbstverständlich bester Absicht darauf hingewiesen, gerät er zum gift that keeps on giving einer aufkeimenden Gruppenfreundschaft. Weil ich ein stippelnder Eifelarsch ohne Hosen bin, versuche ich Kai und Leon, die hinter uns Platz genommen haben, mit hineinzuziehen – sie bleiben cool. Nur im schützend vor Blicken absiegelnden Mantel traut sich Marius noch kurz aufs Klo – die Schande, die er unwissend über sich, uns alle brachte, sie wiegt zu schwer. Dafür traut er sich nun in schöner Regelmäßigkeit in Sarahs und Maries WG vorbei, zu zwei Menschen, mit denen er zuvor im endlos großen, vereinsamenden Schwebezustand Universität aneinander vorbeiexistiert hat wie rund 20.000 andere Studierende auch. Es ist die erste Freundschaft zwischen meinen Studierenden, der ich in Gänze beim Wachsen zusehen darf und die mich gleich selbst mit erfasst. Die Lehre vom Kino ist schön, das hat eine andere Dimension.
Seelenwucherungen auf der Hose
05. La corona di ferro (Alessandro Blasetti, 1941) – Samstag, 22.07.2023, Terza Visione Nr. 9, DFF Frankfurt, 35mm, OmU
mit Lydia K. und Viktoria
Die Wonne, welche man empfindet, schaut man einen Film mit Menschen, die zuverlässig von denselben Seltsamkeiten erfasst werden, den gleichen kulturellen Vorkriegsmief atmen wie man selbst, ist eine besondere. Eine warme, behagliche, im positiven Sinne naturtrübe – wie Heimatfilmvideoabende mit Oma und Keksen. Was man heute in der Lehre wie dem Filmemachen gleichermaßen als beinahe groteskes Zuviel der Inszenierung bezeichnen würde, das zieht Lydia, Viktoria und mich allzeit sofort in den Bann. „La corona di ferro“, unser erster Film beim Terza Visione 2023, wird über das Festival hinweg nicht nur ein gemeinsamer Liebling bleiben, sondern die am gründlichsten gemeinsam gelebte Erfahrung. Eine, die in jeder Faser auf basalste Begeisterungsfähigkeit zurückweist. Für den naiven Jüngling im Lendenschurz, die starken Frauen (alle), Märchenwälder im selbst auf Azetat umkopiert nicht ganz austreibbarem Nitratglitzer und einem Rankengeflecht gleich aus dem Boden sprießende Zäune als Sperrzone der Liebe. Ein expressionistischer Taschenspielertrick, den man digital nie so unschuldig berührt sehen kann, nachvollziehbar auf der Seele, nicht allein dem Auge, spüren mag wie praktisch, egal wie viele Maße realistischer er heute genannt würde.
06. Roter Himmel (Christian Petzold, 2023) & Music (Angela Schanelec, 2023) – Dienstag, 16.05.2023, Bambi Filmstudio Düsseldorf, digital, OF
Kurzentschlossen fahre ich eines Abends allein nach Düsseldorf, um zwei der meisterwartetsten deutschen Filme des Jahres ganz ihrer kulturblaseninternen Gewichtigkeit gemäß noch rasch in einem Abwasch zu erledigen. Doch während ein Film elegant wie ein Kölschglas auf die Gläserbürste passt, erweist sich der andere als tiefenverranzte Bratpfanne, die mir den letzten Nerv raubt. Die Dualität von Liebe und Hass habe ich ihn mir selten formvollendeter auf die Leinwand zurückgeworfen gesehen. Im Grunde sollte ich „Roter Himmel“ allein deshalb schon versöhnlicher gegenüberstehen, als ich es je könnte, weil er sie möglich gemacht hat. Ein leckeres Mahl zwischen Leid und Freud ermöglicht mir hingegen der mitteilsame Kassierer, der heute im Rückblick just jenes Wort zur Perfektion ausdefiniert, welches ich irgendwo später in diesen sprunghaften Anekdoten von meinen Studierenden lernen werde: Er ist eine echte Süßmaus.
07. The Fabelmans (Steven Spielberg, 2023) – Freitag, 21.04.2023, Eifel-Film-Bühne Hillesheim, digital, OmU
ohne Katharina und Dietrich Schubert, Roberta Findlay
Nachdem ich – klammheimlich um mein öffentliches Bild besorgt – den Wagen vom Kino- auf einen enormen Sammelparkplatz umgesetzt habe, pressen mich die unmittelbaren Nachwirkungen von „The Fabelmans“ erst einmal geschlagene anderthalb Stunden an den dunklen Kaffeeklapptisch des Minivans, den ich üblicherweise zum Kopientransport benutze, heute dank Motorschaden im Endstadium am Benzer aber nach Hillesheim bemüht habe. Ein unausweichlicher Glücksgriff. Während ich hinter den getönten Scheiben minderjähriges Partyvolk dabei beobachten kann, wie es lebensdurstig in die umliegenden Kneipen stromert, ahnen die Jüngeren nicht, dass der unbeholfenste digital native der Welt in der schützenden Dunkelheit mal wieder mit ungelenken Fingern dabei strauchelt, Essenzielles in ein mailwürdiges Format zu pressen, anstatt ebenfalls einen saufen zu gehen. Es nützt alles nichts, ich muss zu einer dortigen und generell unmöglichen Arbeitszeit Eulen darüber nach New York telegrafieren, wie sehr Spielberg mich erschlagen hat, dass dies ja ohnehin sein schönster Film überhaupt sein müsse und was für sagenhafte Tricks aus dem Koffer des am alten Hollywood geschulten Großmeisters es hier zu bestaunen gibt. Dass der Film dort bereits so antiquiert ist wie mein Duktus – ich vergesse es gepflegt für einen Augenblick, den mein Unvermögen unnötig hinauszögert.
Eine Antwort erhalte ich stellvertretend zuerst von zwei anderen Filmschaffenden. An ihrem Küchentisch fragen Katharina und Dietrich einen Abend darauf, was ich denn zuletzt so im Kino gesehen habe. Sogleich brechen alle Dämme. Was ich dabei nie vergessen werde: Umgehend stellen wir alle drei einen einfachen Schwenk als markerschütternd heraus, auf den ich zukünftig bestärkt durch unser Gespräch wieder und wieder als Schlüsselmoment zurückkommen werde, der schließlich, abermals ein wenig später, auch von Übersee noch einmal nachträglich in diesen kollektiven Gedankenprozess flattern wird. Texte schreiben sich selten von allein und im Idealfall steckt in ihnen mehr von anderen als von einem selbst. Man verdichtet lediglich, filmische Gedanken, aber auch ganze Menschen. Kino ist Dissens, jedoch auch genaues Zuhören selbst in Einigkeit. Vier Menschen, drei davon selbst im Kino tätig gewesen, einer Dummschwätzer, ein Moment, der aus Begeisterung für die technische Umsetzung aus unterschiedlichen Sichtungen ein hive mind schafft. Wer ins Kino geht, der ist für einen oder mehr Momente nicht einsam, selbst wenn er alleine kommt.
Nicht im April, aber im August und immer einer der schönsten Orte der Eifel – Katharinas und Dietrichs Terrasse
08. Rasputin (Moses Wolff, 2023) – Montag, 19.06.2023, Werkstattkino München, digital, OF
mit Lydia K.
Lydia habe ich einst, durch die Tiefe unserer Freundschaft kommt es mir tatsächlich wie eine Ewigkeit vor, durch Christoph kennengelernt, auch sie war unsere Studentin. Sie ist etwa zehn Jahre jünger als ich und steht mir näher als nahezu jeder andere Mensch in meinem Leben. Es ist auch die Tiefe, das alle Bereiche von Kultur und Leben Umfassende unserer Verbindung, welches mich das doch bereits den Ursprung bildende cinephile Element zwischen uns in cinephoben Episoden wie dieser am vehementesten negieren lässt. Wie sehr ich mich auch dagegen sträube, wenige Anekdoten bezeugen den cinephilen Kleber auch unter uns besser als diese:
Kaum in einem größeren Münchenurlaub – zudem der einzige Urlaub, den 2023 bereithält, so wird es sich später herausstellen – angekommen, machen wir, was allein Cinephile ohne sittliches Empfinden dafür tun, was wirklich Abkehr von daheim darstellt, und stoffeln ins Werkstattkino zu Bernd Brehmer auf Besuch. Dieser hatte mir bei pragmatisch mit dem Anreisetag verbundener Kopienanlieferung – eine weitere cinephile Seltsamkeit – einige Titel des Wochenprogramms vorgeschlagen. Entschieden haben wir uns letzten Endes für den obskursten sowie als durch und durch regionales Produkt für uns Saupreißn irrelevantesten Film – „Rasputin“, die neue Regiearbeit eines Münchner Satirikers namens Moses Wolff, von dem wir im Leben noch nicht gehört haben. So enden wir dann als mutmaßlich einzige Menschen in diesem eher weitläufigen Bekanntschaftsverhältnis und frei durch den Toilettenbereich hineingelotst im muckeligen Werkstattkino, das sich von seiner vollsten Seite zeigt. Moses hat Freibier für Fans und Freunde mitgebracht und freilich ende ich nach einiger Biersehnsucht und ungutem Zureden durch Lydia als diese eine Type, die kurz vor Vorhangöffnung noch nach vorne prescht, um dem ihm unbekannten Mann das letzte Bier wegzuschnorren, dabei aber natürlich im alles entscheidenden Moment beim Öffnen der Flaschen am Kasten scheitert. Moses, der Berufskomiker, lacht ob der uneleganten Einlage und vergisst die Unvertrautheit. Nun gut, denke ich, dafür hattest du ja ein eigens gebrautes Festivalbier zum letzten Terza mitgebracht. Es weiß im Kinosaal das Karma auch unter Fremden stets alles auszugleichen.
Auch ganz sicher kein Ausdruck von cinephilem Irrsinn – Lydia fotografiert die Gedenkstätte für Sybille Schmitz, die wir an der Stelle ihres aufgelassenen Grabes aufgebaut haben
09. Der nicht erfolgte Kinobesuch: Rehragout-Rendezvous (Ed Herzog, 2023) – Sonntag, 03.09.2023, Kino Scala Büllingen, digital, OF
mit Theresa und Tobi C. sowie Bennes Papa
Auf dem 30. Geburtstag meines engsten Freundes aus Schultagen treffe ich auch Theresa, die ältere Schwester meiner bedeutendsten Eifelfreundin. Eigentlich ist sie kaum wesentlich älter als ich; gerade zu diesem Anlass eine unselige Erinnerung daran, dass ich nun ein alter Mann mit habituell immer schon jüngeren Freund*innen bin. Und wie es sich für cinephil nicht wirklich vorgeprägte Millennials jenseits der 30 gehört, hat in uns beiden längst dieselbe Aussöhnung mit dem nationalen Populärkino stattgefunden, die auch jene unter 30 eines Tages so sicher einholen wird wie Häuser, Familien oder Funktionieren. Einmal nicht konfrontiert mit der relativen Peinlichkeit meiner filmischen Vorlieben, entspinnt sich draußen zwischen Pils und Feuertonne das längste Filmgespräch, welches ich 2023 in einem nicht-cinephilen Kontext geführt habe. Schließlich mündet es darin, dass wir uns angetrunken und bereits in vorgerückter Stunde des designierten Tages befindlich felsenfest vornehmen, für die sonntägliche Nachmittagsvorstellung des neuen Eberhoferkrimis ins nächstgelegene Kino nach Belgien zu fahren. Mit Theresas Mann Tobi und dem Vater eines Freundes – schließlich lacht dieser sich bei den Eberhofers immer so schön scheckig. So ist es nun einmal in der Eifel: Kino kennt keine peer group, bloß Pragmatismus.
Es versteht sich von selbst, dass wir nie gefahren sind – zu lang ward der Morgen, zu spät das Frühstück eingenommen, zu groß die Versuchung, am Sonntag die alternden Knochen zu schonen. Und Babysitter findet man auch bloß dann leicht, wenn man ihrer nicht bedarf. So ist es nun einmal in einem bestimmten Alter: Der Pragmatismus diktiert noch in den besten Vorsätzen mit. Wem das zu defätistisch klingt, der nehme: Manchmal ist die Planung schöner, als es der Besuch je sein könnte.
10. Der letzte Kinobesuch des Jahres: Das Beste kommt noch! (Til Schweiger, 2023) – Samstag, 30.12.2023, Cineplex Euskirchen, digital, OF
Mama, verlässliche partnerin in crime für jeden noch so ollen Schweigerfilm, ist krank, endlich einmal leicht. So treibt es mich letztlich allein und ohne Freikarte in die finale Vorstellung eines bereits kränklich geborenen Filmes über Krankheit. Recht so, bin ich weniger damit beschäftigt, die Gegenwart lieber Menschen zu genießen, bleibt mir mehr Zeit und verstohlener Blick, mich am Verhalten mir Fremder zu erbauen. Wo ich ein paar vereinzelte Eheleute im Alter meiner Eltern vermute, erwarten mich an ihrer statt verliebte Teenagerpaare deutlich unter der 18. Was hat sie hineingelockt in die 15 Euro teuren Ohrensessel der neuen Wohnzimmerkinoerfahrung und Resterampe für schlecht laufende Filme im Euskirchener Multiplex? Speis und Trank direkt am Sitzplatz? Die Aussicht, der eigenen Elterngeneration beim Dahinsiechen auf und jenseits der Leinwand zuzusehen? Einem früheren Star beim Verbrennen in längst abseitiger Filmkunst beizuwohnen? Til Schweigers Filme werden immer spröder, immer mehr zu dem, was er selbst jahrelang mit Häme überzogen hat: publikumslosen Arthousefilmen. Und es ist großartig.
Kaum jemand lacht mehr in diesen fast zwei Stunden existenzielle Krise getarnt als Tragikomödie, doch als das letzte Bild des Abspanns hinfortflimmert, vernehme ich hinter als erstes einen innigen Schmatzer, dann einen zweiten. Ganz als hätten wir noch 2007 und Keinohrhasen. Die Welt ist gut, das Leben schön. Kontinuität bei vermeintlicher Bewegung – auch das ist Kino.
„Wer das Kino zum Wohnzimmer macht, macht das Kino klein.“ (Rajko Burchardt)
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Andreas Beilharz
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Anfang August 2023: Paraglider kurz vorm Sonnenuntergang an der südöstlichen schwedischen Küste. Ein harmonisches, friedliches Bild vom schwerelosen Gleiten entlang der Klippen auf Tuchfühlung mit der Weite des Meeres. Nur rund zwei Monate später werden Paraglider plötzlich zum Symbol für die schlimmsten Gräueltaten, die Menschen einander von Angesicht zu Angesicht antun können. Diese radikale Umwertung der persönlichen Assoziation steht für mich sinnbildlich wie kaum etwas anderes für dieses Jahr der extremen Gegensätze.
3 x (2 × 3) aus 2023
Verstreute Freuden des Jahres.
Drei Konzerte:
Alvaro Soler vorm Kölner Dom (Juli)
Yawning Man in einem Wiener Kellerclub (Oktober)
Bohren & der Club of Gore im Schlachthaus Wiesbaden (November)
Drei Performances:
Dark Matter (Grupo Cena 11/Alejandro Ahmed, Frankfurt, Februar)
A Conversation with the Sun VR (Apichatpong Weerasethakul, Offenbach, Juli)
Ophelia’s Got Talent (Florentina Holzinger, Wien, Oktober)
Drei Kinoerlebnisse:
Biggi – Eine Ausreißerin (1980)
im Verbund mit dem Vorfilm „Die Taufe“ eine außerirdische Beglückung (Nürnberg, Januar)
No Hard Feelings (2023)
Eine fröhliche HK-Reunion-Party (München, Juni)
Death Wish 3 (1985)
Ein befreiend kathartisches Erlebnis angesichts der Lage der Welt (Nürnberg, November)
Drei Regie-Kinogäste:
Bahar Ebrahim (Februar)
Dario Argento (Juli)
Dimitri de Clercq (September)
Drei Gegenden:
Nord(west)-Teneriffa (Punta de Teno, Garachico, La Orotava)
Ost-Dänemark (Odense, Kopenhagen)
Südschweden (Ystad, Simrishamn, Van)
Drei Pizzen:
Bæst (Kopenhagen, Juli)
Via Toledo Enopizzeria (Wien, Oktober)
Pizza Zulù (Fürth, November)
Durch glückliche Fügung innerhalb weniger Monate drei der europäischen Top Five Europa 2023 des italienischen Top-Pizza-Guides genießen dürfen.
Zu viel des Guten (Symbolbild zur Redewendung): Wenn man an einem eher trist-grauen Tag bei der ausgezeichneten Heladería Artesanal Italiana Fragola in Garachico drei Kugeln Eis bestellt, kann es schon mal passieren, dass man in beherzter Großzügigkeit einfach 3 x 3 Kugeln bekommt…
20 durch 5 in Vienna:
mit fünf Besuchen in zehn Tagen einmal durchs komplette Angebot von La romana in Wien probiert… (Zabaione-Brownie, Schoko-Sorbet mit Himbeeren und die Nusssorten besondere Highlights)
Innovation des Jahres:
Entkopplung der Sortenanzahl von der Gesamtmenge:
Bei der Siciliansk Is in Kopenhagen sind die Portionsgrößen klein/mittel/groß jeweils mit gleich vielen Sorten möglich, die Kugeln einfach entsprechend angepasst. Das Ideal für die Vielfalt-statt-Menge-Fraktion.
Eisträume:
2 x Top Ten neu entdeckte (oder zuvor sehr lange nicht besuchte) Eisläden mit Lieblingssorten…
Deutschland:
Orange & Basilikum, Tasmanischer Pfeffer mit frischen Erdbeeren (Riffelmacher Conditorei, Bamberg)
Himbeere & rote Johannisbeere, Vanille-Dreierlei (Le Chocolat Alain Ducasse, München)
Tonkabohne mit Sesamkrokant, Rhabarber (Rosa Canina, Frankfurt)
Zimt, griechischer Joghurt mit Orange (Il buon Gelato, Butzbach)
Spekulatius, Joghurt (Eis-Kaiser, Seligenstadt)
Zitrone-Blutorange-Minze, Sizilianische Mandel (Eis Cassata, Karlsruhe)
Leche Merengada, Cashew-Minze (Marimono, Frankfurt)
Pistazie-Karamell-Schokolade, Pistazie-Mandel-Orange (Zio Santo, Neubiberg)
Azteco-Schokolade 82%, Pannacotta mit Karamell (Venchi, München)
International:
Gofio-Getreide mit Feige, Zimtkeks mit Karamell (Heladería Artesanal Italiana Fragola, Garachico)
Banane mit Mascarpone, Pina Colada (Lucky Helado, Santa Cruz de Tenerife)
Sanddorn, Holunderblüte (Nyhavn 40, Kopenhagen)
Cassata, Zuppa Inglese (Siciliansk Is, Kopenhagen)
Safran-Honig, Braune Butter mit gebrannten Mandeln (Glassmakeriet in Ystad)
Amaretto mit gebrannten Mandeln, Blaubeer-Käsekuchen (Syster Jakobs, Lund)
Kirsche-Tonkabohne, Williamsbirne, Salzlakritz (Olaols Gelato, Österlen)
Pistazie, Haselnuss (Gelaterian, Göteborg)
Koldskål [Buttermilch-Zitrone-Früchte], Guave (Gooodies, Odense)
Whiskey-Cream (Paolo Bortolotti, Wien)
about dry grasses… the taste of things…
close your eyes… fallen leaves…
only the river flows… while everything goes by…
joy is the acid test… the beast in the jungle…
last summer… no hard feelings…
shadow of fire… until branches bend…
silent night… all of us strangers…
Top Ten 2023 (Aktuelles Kino in assoziativen Paarungen)
1. While Everything Goes by (Sofía Introcaso) + Foudre (Carmen Jaquier)
2. The Boy and the Heron (Hayao Miyazaki) + Roter Himmel (Christian Petzold)
3. The Beast in the Jungle (Patric Chiha) + The Beast (Bertrand Bonello)
4. The Fabelmans (Steven Spielberg) + Fallen Leaves (Aki Kaurismäki)
5. Last Summer (Catherine Breillat) + About Dry Grasses (Nuri Bilge Ceylan)
6. Close Your Eyes (Victor Erice) + All of Us Strangers (Andrew Haigh)
6. Menus plaisirs – Les Troisgros (Frederick Wiseman) + The Taste of Things (Anh Hung Tran)
7. Until Branches Bend (Sophie Jarvis) + Im toten Winkel (Ayşe Polat)
7. Only the River Flows (Shujun Wei) + Ferrari (Michael Mann)
8. Poor Things (Yorgos Lanthimos) + No Hard Feelings (Gene Stupnitsky)
9. Silent Night (John Woo) + Shadow of Fire (Shin’ya Tsukamoto) + Godzilla Minus One (Takashi Yamazaki)
10. Joy Is the Acid Test (Helena Ignez) + Band (Álfrún Örnólfsdóttir)
10. The Plough (Philippe Garrel) + Mein Falke (Dominik Graf) + Südsee (Henrika Kull)
Kurzfilme nächstes Jahr hoffentlich wieder.
Film zwischen Licht-Skulptur und Projektions-Performance:
Line Describing a Cone (Anthony McCall, 1973)
im September beim exf f. in der Pupille in Frankfurt.
Kinoträume
Drei neue Lieblingsfilme:
Moulin Rouge (John Huston, 1952)
The Girls (Sumitra Peries, 1978)
Profumo (Giuliana Gamba, 1987)
Besonders denkwürdige Wiederbegegnungen:
Evil Dead (Sam Raimi, 1981)
Lady Terminator (H. Tjut Djalil, 1989)
Die vielleicht schönste unter vielen schönen Technicolor-Kopienbeglückungen:
Le monde sans soleil (Jacques-Yves Cousteau, 1964)
Wundertüten und Hinterhöfe der Liebe –
rund ein Dutzend analoge Festivals und Wochenenden:
* Hofbauer-Kongress (Biggi, Wo der Wildbach rauscht, The Girls, Toilettengeflüster)
* Eugène Green (Toutes les nuits, Le pont des arts, A religiosa portuguesa, La sapienza)
* Niederländische Avantgarde (Kristallen in kleur, Regen)
* Technicolor-Festival in Karlsruhe (Moulin Rouge, The Parallax View, The Devils, Todesmelodie, The Last Time I Saw Paris, Matchless)
* Nippon Connection (Twenty-Four Eyes und mehr Keisuke Kinoshita)
* Terza Visione (Urlatori alla sbarra, Buio Omega, La controfigura, La corona di ferro, Profumo, Lady Terminator)
* DDR-Außenseiter (Barfuß und ohne Hut, Victoria, Tango-Traum)
* BRD-Beziehungskomödien der 1990er (Abgeschminkt + Lautlos, Just Married, Workaholic)
* exf f. (Night Dances, Robert Beavers und vieles mehr)
* Pre-Code Musicals Maudits (Madam Satan, I am Suzanne)
* Karacho in Nürnberg (French Connection, Licence to Kill, Death Wish 3, Running Out of Time, Die Wölfin, Cleopatra Wong)
* Remake – Frankfurter Frauen Film Tage (Dark Spring, Daughter Rite, Ök ketten)
* Bertrand Mandico (The Wild Boys, Ultra Pulp, Rainer, After Blue)
Wunderwelt Kino-Zirkus, 23 aus 2023 –
weiteres Verstreutes, neu und wieder gesehen:
Circus World (Henry Hathaway, 1964)
Bello, onesto, emigrato Australia… (Luigi Zampa, 1971)
Fantozzi (Luciano Salce, 1975)
Yentl (Barbra Streisand, 1983)
Jana Aranya (Satyajit Ray, 1975)
The Professionals (Richard Brooks, 1966)
Love Object (Robert Parigi, 2003)
Moment (Steven Dowskin, 1968)
The Devil Rides Out (Terence Fisher, 1968)
Unternehmen Xarifa (Hans Hass, 1954)
Subida al cielo (Luis Buñuel, 1951)
El bruto (Luis Buñuel, 1953)
The Sealed Soil (Marva Nabili, 1976)
Madam Satan (Cecil B. DeMille, 1930)
Mädchen in Uniform (Leontine Sagan, 1931)
Razzia in St. Pauli (Werner Hochbaum, 1932)
Fräulein – falsch verbunden (E.W. Emo, 1932)
The Ballad of the Trumpet and the Cloud (France Štiglic, 1961)
Senilità (Mauro Bolognini, 1962)
Der Sandmann (Eckhart Schmidt, 1993)
Urgh! A Music War (Derek Burbidge, 1981)
Die Kümmeltürkin geht (Jeanine Meerapfel, 1985)
Dein Land ist mein Land (Hans Andreas Guttner, 1989)
Die Herbstfinsternis
2023 war leider auch ein weiteres Jahr der Krisen und Kriege, das massenhaften Leidens und Sterbens. Sudan, Myanmar, Niger, Ukraine; die Vertreibung der armenischen Bevölkerung aus Berg-Karabach und die von der Weltöffentlichkeit weithin ignorierte Bombardierung der kurdischen Zivilbevölkerung (fast fünf Millionen) im nordsyrischen Rojava. Die Welt war schon in den ersten drei Quartalen 2023 für viele Menschen kein schöner Ort…
„Und dann kam der 7. Oktober. Kein Krieg, kein Aufstand, nicht einmal „Terror“ im furchtbar gewohnten Sinn, sondern ein beispielloser Zivilisationsbruch. Mordlust, Triumphe des Quälens und Demütigens, Vernichtungswille. Die Bilder und Töne davon sind in der Welt und werden nicht mehr verschwinden.“ (Georg Seeßlen)
Eine weltgeschichtliche Zäsur: Ein von den Tätern stolz dokumentierter, sadistischer Massenmord führt vielfach nicht zur Solidarität mit den Opfern, sondern fungiert im Gegenteil als Katalysator für eine kaum zu fassende globale Eruption von offenem Judenhass. Einer der fürcherlichsten Anschläge auf eine Kulturveranstaltung in der Menschheitsgeschichte führt nicht zu #JeSuisSupernova, sondern zu Schweigen (das Grauen bleibt bevorzugt namenlos), Relativierung, Rechtfertigung, Leugnung, mitunter gar Hohn und Jubel. Unzählige Frauen werden vergewaltigt, gefoltert, verstümmelt und auf bestialische Weise ermordet, und die „JERF“-Fraktion schreit misogynes Victimblaming in Megaphone, als hätte es #MeToo und ähnliches nie gegeben. Beatrice Frasls feministische Intervention gegen diese krassen Verirrungen war ein notwendiges Gegengift. Überhaupt: Niederbrüllen statt Diskutieren, Boykottieren statt Differenzieren, Parolen statt Analyse – aus ideologischen Obsessionen werden Projektionen und Aggressionen, die vielerorts bereits in verbaler und körperlicher Gewalt münden, nicht zuletzt an Orten, die eigentlich für Bildung und Austausch stehen. Bittere Entwicklungen in verstörender Rasanz.
All dies und die unsägliche Hölle von Gaza gehört dabei zum (auch der eigenen, ebenso in Geiselhaft genommenen Bevölkerung gegenüber) maximal grausamen und darin tragischerweise sehr erfolgreichen Kalkül der (in langjähriger fataler Symbiose mit sowohl Netanjahu als auch UNRWA agierenden) Hamas, das Matti Friedman „The Wisdom of Hamas“ nennt. Ein zentraler Text am Jahresende zu dem Abgrund, der sich da regional und global geöffnet hat.
Zu den wenigen Lichtblicken gehören emanzipatorische und analytische Kräfte aus Nahost wie die ägyptische Politologin Dalia Ziada (etwa in diesem Interview, ohne Bezahlschranke später gekürzt hier nachgedruckt), die klarsichtig die Interessenlage der Akteure in der Region beschreibt. Oder palästinensische Stimmen wie John Aziz, Hamza Howidy oder Ahmed Fouad Alkhatib, denen es um Perspektiven für das Leben statt Parolen für den Todeskult geht. Oder die weibliche Solidarität zwischen jüdischen und iranischen, aber auch kurdischen oder jesidischen Frauen – weil sie alle die Handschrift der Täter wiedererkennen. Und viele in der iranischen Opposition wissen seit der Etablierung des Klerikalfaschismus 1979 nur zu gut aus tragischer Erfahrung, dass Bündnisse zwischen vermeintlich progressiven und extrem regressiven Kräften eigentlich immer das schlimmste hervorbringen – und benennen entsprechend klar, dass auch die sich aktuell formierenden Querfronten selbstmörderische Allianzen darstellen.
Keine schönen Aussichten, in vieler Hinsicht. Und wie soll das alles erst werden, wenn bald KI und Deepfakes der Rede von „alternativen Fakten“ die immer ausgereiftere materialisierte Entsprechung liefern und dem menschlichen Miteinander noch radikaler die gemeinsame Grundlage entziehen? Manches mag man derzeit wirklich gar nicht zu Ende denken…
„Wir verabschieden uns von dem Jahr, in dem wir gelernt haben, dass man vor aller Augen Massaker begehen, sich ihrer brüsten und sie dann leugnen kann.“ (Thierry Chervel)
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Annette Brauerhoch
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Dieses Jahr waren leider nur sehr wenige Kinobesuche drin. Zuletzt aber ein grandioses Highlight im Filmmuseum Frankfurt „The Professionals“, den Andreas wohl im Rahmen der Claudia Cardinale Retrospektive kuratiert hat – und was ein phänomenaler intensiver Hochgenuss, jede Sekunde des Films mit jeder Faser und Riesenpupillen, hingegossen in den Sessel genossen. Was hat sie für eine Stimme, diese Frau, was für einen Blick, und wie lässig selbstsicher und gekonnt die Altstars Burt Lancaster, Woody Strode, Jack Palance, Lee Marvin, Roberty Ryan. Ganz klar, daß sie den Sexappeal nicht für sich gepachtet hatte, der steckte mindestens ebenso in jeder Geste und jedem Beinzeug der Herren. Alterssouveränität, die gar nichts mehr beweisen muss. Dialoge voller Witz und Sarkasmus. Phantastisch. Für mich eine großartige Entdeckung, nun weiß ich, daß Richard Brooks auch in diesem Genre ein prachtvolles Werk vorgelegt hat. Kommt auf meine Lieblingsfilmliste.
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Björn Schmitt
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2023 war für mich ein durchwachsenes Kinojahr, weniger aufgrund der Filme als vielmehr bedingt durch eine stressbedingte Kino-Unlust, die mich das letzte Jahr immer wieder gepackt hat. Das Filmsehen zuhause hatte ich zwischenzeitlich fast eingestellt, Momente des Glücks, der Intensität und Präsenzerfahrung kamen daher nach Durstrecken eigentlich immer durch den Besuch im Kino. Gemischt und unsortiert also im Folgenden eine Liste der für mich prägendsten Kinoerfahrungen des Jahres.
Ofrenda, Claudio Caldini
Les Années 80, Chantal Akerman
Route One/USA, Robert Kramer
Mes Petites Amoureuses, Maurice Pialat
4 Fingers, 5 Toes, Amy Halpern
Mulholland Drive, David Lynch
Black and White Trypps Number Three, Ben Russell
7th Heaven, Frank Borzage
The Sparrow Dream, Robert Beavers
Canadian Pacific I + II, David Rimmer
Cheyenne Autumn, John Ford
Les Noces Rompues, Gaëlle Rouard
Line Describing A Cone, Anthony McCall
Quattro Stagioni, Giovanna Puggioni
La Source de la Loire, Rose Lowder
Music, Angela Schanelec
Sicilia!, Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
Inferno, Dario Argento
West Indies, Med Hondo
Pitcher of Coloured Light, Robert Beavers
Profumo, Giuliana Gamba
Maboroshi no Hikari, Hirokazu Koreeda
Nuit Obscure – Feuillets Sauvages (Les Brúlants, Les Obstinés), Sylvain George
Saint Omer, Alice Diop
Le Monde Vivant, Eugène Green
De Weg Naar Het Zuiden, Johan van der Keuken
Invocation of my Demon Brother, Kenneth Anger
The Novelist’s Film, Hong Sang-soo
Khake Sar Beh Mohr, Marva Nabili
Night Dances, Sandra Lahire
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Florian Widegger
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5×5 Erfreuliches
News from Home
Mein Satz (2022, Amina Handke)
27 Storeys (2023, Bianca Gleissinger)
Tage (2023, Peter Schreiner)
Die Vermieterin (2023, Sebastian Brauneis)
Until I Lie Still (2022, Yana Eresina)
Instant Love
Roter Himmel (2023, Christian Petzold)
Master Gardener (2022, Paul Schrader)
Perfect Days (2023, Wim Wenders)
Knock at the Cabin (2023, M. Night Shyamalan)
Oppenheimer (2023, Christopher Nolan)
Ekstase in 35mm
Ha llegado un angel / Ein steiler Zahn (1961, Luis Lucia Mingarro)
Linda – Die nackten Superhexen vom Rio Amore (1981, Jess Franco)
Love me Tonight (1932, Rouben Mamoulian)
The Morning After (1986, Sidney Lumet)
Romanze für eine Krone (1975, Zbynek Brynych)
Älteres, zum ersten Mal gesehen
The Cabin in the Cotton (1932, Michael Curtiz)
Gorgones kai mages / Mermaids and Rascals (1968, Giannis Dalianidis)
Ceddo (1977, Ousmane Sembène)
La fille de nulle part (2012, Jean-Claude Brisseau)
L’innocente (1976, Luchino Visconti)
Musik 2023
Caroline Polachek: Desire, I Want To Turn Into You
Sofia Kourtesis: Madres
Büşra Kayıkçı: Places
Hania Rani: Ghosts
Christine and the Queens: PARANOIA, ANGELS, TRUE LOVE
Abseits davon war das Jahreshighlight – weit vor allem anderen – ein Konzertbesuch: Mylène Farmer: NEVERMORE in Nizza – bei dem die französische Göttin wie keine andere abgeliefert hat. Très bien!
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Frank Castenholz
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Larger than life (and pretty sleepy) – Chet Baker im italienischen Rock‘n‘Roll-Musical „Urlatori Alla Sbarra“ (Lucio Fulci, 1960)
Brand new:
0. LPG Rote Rübe (Jochen Werner)
1. Godzilla Minus One (Takashi Yamazaki)
2. Oppenheimer (Christopher Nolan)
3. Pearl (Ti West)
4. Le grand chariot (Philippe Garrel)
5. No Hard Feelings (Gene Stupnitsky)
6. You Are So Not Invited to My Bat Mitzvah (Sammi Cohen)
7. Leave The World Behind (Sam Esmail)
8. Napoleon (Ridley Scott)
9. Roter Himmel (Christian Petzold)
10. L’Amour Du Monde (Jenna Hasse)
Retro (im Kino) – mit zärtlicher Verneigung vor den Hofbauer-Kommandant_innen, Terza-Visionären und STUCateuren:
1. Buio Omega (Joe D’Amato)
2. Profumo (Bizarre) (Giuliana Gamba)
3. Scarface (Brian de Palma)
4. Les Sentiments (Noémie Lvovsky)
5. You’ve Got Mail (Nora Ephron)
6. Perfect (James Bridges)
7. Lady Terminator (H. Tjut Djalil)
8. Beijing Watermelon (Nobuhiko Obayashi)
9. There’s Something About Mary (Bobby & Peter Farrelly)
10. Der Kongress tanzt (Erik Charell)
11. Urlatori Alla Sbarra (Howlers of the Dock) (Lucio Fulci)
12. Dracula 3D (Dario Argento)
13. La controfigura (The Double) (Romolo Guerrieri)
14. Body Double (Brian de Palma)
15. Pizza Connection (Damiano Damiani)
16. Le Frisson des vampires (Jean Rollin)
17. Der bewegte Mann (Sönke Wortmann)
18. Blow Out (Brian de Palma)
19. Il fantasma dell’Opera (Dario Argento)
20. Un amore (Gianni Vernuccio)
Meistgesehener Regisseur (leider nicht im Kino): Mikhaël Hers
Guilty displeasures:
• Oppie schlägt Barbie, es tut mir leid!
• Auch mit „Bottoms“ konnte ich trotz des Dream Teams Rachel Sennott & Ayo Edebiri (checkt die Mikro-Serie „Ayo and Rachel are single“ auf Comedy Central!) wenig anfangen.
• Und die völlig verunglückte Netflix-Culture-Clash-Komödie „You people“ nahm ideologisch schon manches vorweg, was uns an hirnverbrannten Aktivismen im dunklen Herbst des Jahres blühen sollte.
… Apropos: Es mag angesichts der weltumspannenden Kontinuität von Krieg und Terror willkürlich scheinen, aber seit dem 7. Oktober war es mir nicht mehr vergönnt, cineastischen Horror, zelebrierte Gewalt und maßlosen Body Count zu konsumieren, geschweige denn zu genießen. Selbst gegen ein süffig-rasantes hochglanzpoliertes, feingetuntes Action-Vehikel wie „Ambulance“ regte sich in mir Widerwillen. Zumal die vergleichsweise harmlosen Schreckensfantasien von Regisseuren allzu naiv und generisch anmuten angesichts des unvorstellbaren Schreckens, der live aus Israel gesendet wurde und selbst in journalistisch gefilterter Form unerträglich wirkt (und doch rezipiert und verstanden werden muss).
Als Kompensation (und auch das folgt keiner mir erklärlichen Logik, entspricht aber zumindest in der Tendenz meinen üblichen vorweihnachtlichen Neigungen) füllten sich meine analogen und digitalen Playlists zunehmend mit Namen wie Morbid Angel, Bolt Thrower, Carcass, Terrorizer, Atheist und Brutal Truth. Zum Glück verstehe ich die Texte nicht.
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Gary Vanisian
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Filmliste 2023
Komm mit mir in das Cinema,
Dort findet man, was einmal war:
Die Liebe!
Liegt meine Hand in deiner Hand
Ganz übermannt im Dunkel,
Trompetet wo ein Elefant
Ganz plötzlich aus dem Dschungel –
Und schnappt nach uns aus heißem Sand
Auf seiner Filmenseide,
Ein Krokodilweib, hirnverbrannt,
Dann – küssen wir uns beide!
Else Lasker-Schüler
* = Kinoerstsichtung
** = keine Erstsichtung
Prägende Erlebnisse
ගැහැණු ළමයි / The Girls Sumitra Peries, Sri Lanka 1978
35mm – Hofbauer-Kongress (Kommkino Nürnberg) **
Das bumsfidele Häuschen / Toilettengeflüster Marijan Vajda, BRD 1971
35mm – Hofbauer-Kongress (Kommkino Nürnberg) **
La bête dans la jungle Patric Chiha, Frankreich/Belgien/Österreich 2023
DCP – Berlinale Pressevorführung *
Ishi ga aru Ôta Tatsunari, Japan 2023
DCP – Berlinale Forum *
Le mur des morts Eugène Green, Frankreich 2022
DCP – Kino des DFF *
Tango-Traum Helke Misselwitz, DDR 1985
35mm – Filmkollektiv Frankfurt *
Hochplateaus des Jahres
Lujuria tropical Armando Bó, Argentinien/Venezuela 1964
35mm – Hofbauer-Kongress (Kommkino Nürnberg) **
The Fabelmans Steven Spielberg, USA 2022
DCP – Hackesche Höfe *
Aurora‘s Sunrise Inna Sahakyan, Armenien/Deutschland/Litauen 2022
DCP – goEast Wiesbaden *
Kristallen in kleur J.C. Mol, Niederlande 1927
35mm – Kino des DFF *
Urlatori alla sbarra Lucio Fulci, Italien 1960
35mm – Terza Visione (Kino des DFF) *
Pizza Connection Damiano Damiani, Italien 1985
35mm – Terza Visione (Kino des DFF) *
Keiner liebt mich Doris Dörrie, Deutschland 1994
35mm – Filmkollektiv Frankfurt *
Ija-hha Rashid Nugnamow, Sowjetunion 1986
DCP – Kino Arsenal *
Kai aš mažas buvau, Algirdas Araminas, Litauische SSR 1969
35mm – Kino Arsenal *
Tschelowek idjet za solncem Mikhail Kalik, Moldawische SSR 1961
35mm – ino Arsenal **
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Jochen Werner
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587 Filme
340xKino
174x35mm/16mm/70mm
40 Filme aus 2023
1. KILLERS OF THE FLOWER MOON, Scorsese
2. DER JUNGE UND DER REIHER, Miyazaki
3. THE WHALE, Aronofsky
4. TÁR, Field
5. LE GRAND CHARIOT, Garrel
6. IN WATER, Hong
7. LA BÊTE DANS LA JUNGLE, Chiha
8. LA VIE POUR DE VRAI, Boon
9. THE HOLDOVERS, Payne
10. THE ADULTS, Defa
11. SUZUME, Shinkai
12. ROTER HIMMEL, Petzold
13. LE GANG DES BOIS DU TEMPLE, Ameur-Zaïmeche
14. FAIRYTALE, Sokurov
15. SCHLACHTHÄUSER DER MODERNE, Emigholz
16. STUCOLAJEWSKI, Mikolajewski
17. SKINAMARINK, Ball
18. ALLENSWORTH, Benning
19. BAD INFLUENCER, Locke
20. GODZILLA MINUS ONE, Yamazaki
21. EIN WOCHENENDE BEI OMA, Witte
22. EVIL DOES NOT EXIST, Hamaguchi
23. MAESTRO, Cooper
24. FALLENDE BLÄTTER, Kaurismäki
25. PEARL, West
26. LUCY IST JETZT GANGSTER, Endemann
27. KANNAWONIWASEIN!, Westerwelle
28. HAMMERHARTE JUNGS, Henman
29. HERE, Devos
30. CRITICAL ZONE, Ahmadzadeh
31. LE OTTO MONTAGNE, van Groeningen/Vandermeersch
32. DO NOT EXPECT TOO MUCH FROM THE END OF THE WORLD, Jude
33. MUSIC, Schanelec
34. BIS ANS ENDE DER NACHT, Hochhäusler
35. SICK, Hyams
36. CHECKER TOBI UND DIE REISE ZU DEN FLIEGENDEN FLÜSSEN, Honsell
37. LETZTER ABEND, Nathrath
38. WOCHENENDREBELLEN, Rothemund
39. BOOGEYMAN: REINCARNATION, Lommel
40. BARBIE, Gerwig
Neue Romanzen, 35mm/16mm/70mm
UN AMORE, Vernuccio
BEIJING WATERMELON, Obayashi
BIBOS MÄNNER, Lemke
BIGGI – EINE AUSREIßERIN, Köhn
BLINDMAN, Baldi
THE BONFIRE OF THE VANITIES, De Palma
DAS BUMSFIDELE HÄUSCHEN, Vajda
THE COLOR PURPLE, Spielberg
LA CONTROFIGURA, Guerrieri
DIE VOM RUMMELPLATZ, Lamač
DIE DRESSIERTE FRAU, Hofbauer
FANDANGO, Reynolds
FAUT QUE ÇA DANSE, Lvovsky
FUNNY GIRL, Wyler
HA LLEGADO UN ÁNGEL, Lucia
THE HURRICANE, Ford
DAS MAMBOSPIEL, Gwisdek
LA PARMIGIANA, Pietrangeli
PIZZA CONNECTION, Damiani
PROFUMO, Gamba
LES SENTIMENTS, Lvovsky
SPERRBEZIRK, Tremper
THE TOWERING INFERNO, Guillermin
THE TWO OF US, Lee
VON HAUT ZU HAUT, Schott-Schöbinger
WEIßE WOLKE CAROLIN, Losansky
WO DER WILDBACH RAUSCHT, Paul
WORKAHOLIC, von Wietersheim
ZIRRI – DAS WOLKENSCHAF, Losansky
Neue Romanzen, Digitalklimbim
8 RUE DE L’HUMANITÉ, Boon
ANDY THE TALKING HEDGEHOG, Reisig
BOOK CLUB, Holderman
LA CH’TITE FAMILLE, Boon
COMING IN, Kreuzpaintner
DIRTY GRANDPA, Mazer
DIRTY SKY, Rudolph/Bausch
DRIFT, Wittmann
EBBIES BLUFF, Rudolph
ECCO NOI PER ESEMPIO…, Corbucci
EYJAFJALLAJÖKULL, Coffre
FOUR SENSES, von Spies
GHOSTS CAN’T DO IT, Derek
HÖCHSTE EISENBAHN, Grunsky
JETZT ODER NIE – ZEIT IST GELD!, Büchel
LAST FOXTROT IN BURBANK, Band
LOLO, Delpy
DAS MÄDCHEN ROSEMARIE, Thiele
LA MAISON DU BONHEUR, Boon
LES MALHEURS D’ALFRED, Richard
MEN DON’T LEAVE, Brickman
OFF BEAT, Dinner
OSTWIND – ARIS ANKUNFT, von Garnier
POSTCARD TO DADDY, Stock
RIDING IN CARS WITH BOYS, Marshall
SANTA’S BOOT CAMP, Feinberg
THE SCOUT, Ritchie
LE SEL DES LARMES, Garrel
LE SENS DE LA FÊTE, Toledano/Nakache
THUNDER ROAD, Cummings
TOUR NACH GARMISCH, Eishockey-Fanclub Düsseldorf
WER LIEBT, DEM WACHSEN FLÜGEL, Barylli
DIE WONDERBEATS, Rudolph
Alte Lieben, wiedergesehen auf 35mm/16mm/70mm
A.I. ARTIFICIAL INTELLIGENCE, Spielberg
ABGESCHMINKT!, von Garnier
THE ABYSS, Cameron
AIR FORCE ONE, Petersen
BACKDRAFT, Howard
BEN-HUR, Wyler
BODY DOUBLE, De Palma
THE BODYGUARD, Jackson
BUIO OMEGA, D’Amato
THE CARE BEARS MOVIE, Selznick
CHARLIE’S ANGELS, McG
COOL RUNNINGS, Turteltaub
CRASH, Cronenberg
THE DAY AFTER TOMORROW, Emmerich
DEAD RINGERS, Cronenberg
DEMOLITION MAN, Brambilla
DRESSED TO KILL, De Palma
THE EXORCIST, Friedkin
GORILLAS IN THE MIST, Apted
A HISTORY OF VIOLENCE, Cronenberg
INTERSTELLAR, Nolan
M BUTTERFLY, Cronenberg
MATINEE, Dante
MISSION: IMPOSSIBLE, De Palma
MISSION TO MARS, De Palma
THE MUMMY, Sommers
THE NAKED GUN: FROM THE FILES OF POLICE SQUAD!, Zucker/Abrahams/Zucker
NATURAL BORN KILLERS, Stone
OBSESSION, De Palma
OTTO – DER NEUE FILM, Schwarzenberger
PEARL HARBOR, Bay
PERFECT, Bridges
A PERFECT WORLD, Eastwood
THE POSTMAN, Costner
RISKY BUSINESS, Brickman
SAVING PRIVATE RYAN, Spielberg
SERIAL MOM, Waters
THERE’S SOMETHING ABOUT MARY, Farrelly/Farrelly
WATERWORLD, Reynolds
WYATT EARP, Kasdan
YOU’VE GOT MAIL, Ephron
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Johannes Lehnen
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Leider nur Filme:
Downtown (Jess Franco)
Youth — Spring (Wang Bing)
Nuit Obscure — Au revoir ici, n‘importe où (Sylvain George)
Sorcerer (William Friedkin)
Matthäus Passion (Ernst Marischka)
Spider Man: Across the Spider Verse (Joaquim Dos Santos, Kemp Powers, Justin K. Thompson)
Wanted: Billy the Kid (Jack Deveau)
Eva. Solo. L.A. (Eckhart Schmidt)
Showgirls (Paul Verhoeven)
Gertrud (Carl Th. Dreyer)
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Kamil Moll
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50 aus 2023
1. The Boy And The Heron (Hayao Miyazaki)
2. Roter Himmel (Christian Petzold)
3. Mad Fate (Soi Cheang)
4. L’été dernier (Catherine Breillat)
5. Rocky Aur Rani Kii Prem Kahaani (Karan Johar)
6. In Water (Hong Sang-soo)
7. Godzilla Minus One (Takashi Yamazaki)
8. Killers Of The Flower Moon (Martin Scorsese)
9. Taylor Swift: The Eras Tour (Sam Wrench)
10. La vie pour de vrai (Dany Boon)
11. No Hard Feelings (Gene Stupnitsky)
12. Rapito (Marco Bellocchio)
13. Mein Falke (Dominik Graf)
14. Suzume (Makoto Shinkai)
15. Chronique d’une liaison passagère (Emmanuel Mouret)
16. You Are So Not Invited To My Bat Mitzvah (Sammi Cohen)
17. Pathaan (Siddharth Anand)
18. Ein Wochenende bei Oma (Christian Witte)
19. Master Gardener (Paul Schrader)
20. Menus Plaisirs – Les Troisgros (Frederick Wiseman)
21. Thanksgiving (Eli Roth)
22. Music (Angela Schanelec)
23. Jawan (Atlee)
24. May December (Todd Haynes)
25. Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One (Christopher McQuarrie)
26. Babylon (Damien Chazelle)
27. Youth (Spring) (Wang Bing)
28. The Holdovers (Alexander Payne)
29. Manta Manta – Zwoter Teil (Til Schweiger)
30. Anatomie d’une chute (Justine Triet)
31. Sisi & Ich (Frauke Finsterwalder)
32. La bête dans la jungle (Patric Chiha)
33. John Wick: Chapter 4 (Chad Stahelski)
34. Evil Does Not Exist (Ryusuke Hamaguchi)
35. Bholaa (Ajay Devgn)
36. Le gang des bois du temple (Rabah Ameur-Zaïmeche)
37. Shin Kamen Rider (Hideaki Anno)
38. Le grand chariot (Philippe Garrel)
39. Sick (John Hyams)
40. Kannawoniwasein! (Stefan Westerwelle)
41. Silent Night (John Woo)
42. Allensworth (James Benning)
43. The Iron Claw (Sean Durkin)
44. Leo (Lokesh Kanagaraj)
45. Le livre des solutions (Michel Gondry)
46. Bhagavanth Kesari (Anil Ravipudi)
47. Rickerl – Musik is höchstens a Hobby (Adrian Goiginger)
48. Jailer (Nelson Dilipkumar)
49. Gehen und Bleiben (Volker Koepp)
50. La grande magie (Noémie Lvovsky)
100 (Wieder-)Entdeckungen
Wo der Wildbach rauscht (Heinz Paul, 35mm)
Biggi – Eine Ausreißerin (Charles Köhn, 35mm)
Das bumsfidele Häuschen (Marijan Vajda, 35mm)
Ghosts Can’t Do It (John Derek)
Wer liebt, dem wachsen Flügel (Gabriel Barylli, VHS)
Tour nach Garmisch (Eishockeyfreunde Düsseldorf, VHS)
Vengeance Is Mine (Michael Roemer)
The Scout (Michael Ritchie)
Küssen, kuscheln, jubilieren (Peter Kern, VHS)
A Rainha Diaba (Antonio Carlos da Fontoura)
Tora-san, The Expert (Yoji Yamada, 16mm)
Blast From The Past (Hugh Wilson)
Monkeybone (Henry Selick)
Now And Then (Lesli Linka Glatter, 35mm)
I’m Dangerous Tonight (Tobe Hooper)
Office (Johnnie To)
The Girl And The Octopus (Eckhart Schmidt)
Typhoon Club (Shinji Sōmai)
Sie liebten sich einen Sommer (Harald Reinl, 35mm)
Gola profonda nera (Mario Bianchi & Guido Zurli)
Return Of The Chinese Boxer (Jimmy Wang Yu)
Moritz in der Litfaßsäule (Rolf Losansky)
Susanne macht Ordnung (Eugen Thiele, 35mm)
Riding In Cars With Boys (Penny Marshall)
Gitta entdeckt ihr Herz (Carl Froehlich, 35mm)
Moment By Moment (Jane Wagner)
Ein ausgekochter Junge (Erich Schönfelder, 35mm)
Die vom Rummelplatz (Karel Lamac, 35mm)
Das Mädchen Rosemarie (Bernd Eichinger, VHS)
Four Senses (Rüdiger von Spies)
New Year’s Eve (Garry Marshall, 35mm)
Otto – Der Außerfriesische (Marijan David Vajda & Otto Waalkes, 35mm)
Das Spukschloß im Salzkammergut (Hans Billian & Rolf Olsen, VHS)
Im weißen Rössl (Willi Forst, VHS)
Der Jäger von Fall (Harald Reinl, VHS)
Wenn du bei mir bist (Franz Josef Gottlieb, VHS)
Dort oben, wo die Alpen glühen (Otto Meyer, VHS)
Cheyenne Autumn (John Ford, 70mm)
Weiße Wolke Carolin (Rolf Losansky, 35mm)
Das hässliche Mädchen (Hermann Kosterlitz, 35mm)
Beijing Watermelon (Nobuhiko Obayashi, 16mm)
Kuch Kuch Hota Hai (Karan Johar)
Erotik auf der Schulbank (Eckhart Schmidt, Roger Fritz, Hannes Dahlberg)
Lo scapolo (Antonio Pietrangeli, 35mm)
Sperrbezirk (Will Tremper, 35mm)
Nata di Marzo (Antonio Pietrangeli, 35mm)
La visita (Antonio Pietrangeli, 35mm)
La parmigiana (Antonio Pietrangeli, 35mm)
Spittoon (Roger Watkins)
A Chorus Line (Richard Attenborough, 70mm)
Come, quando, perché (Antonio Pietrangeli, 35mm)
A Perfect World (Clint Eastwood, 35mm)
Dirty Grandpa (Dan Mazer)
Fandango (Kevin Reynolds, 35mm)
Matinee (Joe Dante, 35mm)
The Postman (Kevin Costner, 35mm)
Sunshine Reggae auf Ibiza (Franz Marischka, 35mm)
Gib Gas – Ich will Spaß (Wolfgang Büld, 35mm)
After Hours (Martin Scorsese, 35mm)
Waterworld (Kevin Reynolds, 35mm)
Permanent Record (Marisa Silver)
Wyatt Earp (Lawrence Kasdan, 35mm)
Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft (Granz Henman)
Urlatori Alla Sbarra (Lucio Fulci, 35mm)
Dracula 3D (Dario Argento)
La controfigura (Romolo Guerrieri, 35mm)
La corona di ferro (Alessandro Blasetti, 35mm)
Lady Terminator (H. Tjut Djalil, 35mm)
Gadar: Ek Prem Katha (Anil Sharma)
Ostwind (Katja von Garnier)
Tokyo Lullaby (Jun Ichikawa, 16mm)
Kal Ho Naa Ho (Nikkhil Advani)
Beverly Hills Ninja (Dennis Dugan)
CB4 (Tamra Davis)
Abgeschminkt! (Katja von Garnier, 35mm)
Das Mambospiel (Michael Gwisdek, 35mm)
Workaholic (Sharon von Wietersheim, 35mm)
Thema Nr. 1 (Maria Bachmann, 35mm)
La maison du bonheur (Dany Boon)
Assa (Sergej Solowjow, 35mm)
Dil se.. (Mani Ratnam)
La Chèvre (Francis Veber)
Un plan parfait (Pascal Chaumeil)
Bourgeois et… pute! (Gérard Kikoïne)
La famille Wolberg (Axelle Ropert)
Und ewig singen die Wälder (Paul May, VHS)
Trop de bonheur (Cédric Kahn, 35mm)
Travolta et moi (Patricia Mazuy)
Brief Encounter (David Lean, 35mm)
Housewife Punishment: Triple Torture (Hisayasu Satô)
Der Satan lockt mit Liebe (Rudolf Jugert)
The Hurricane (John Ford, 35mm)
Mission To Mars (Brian De Palma, 35mm)
The Last Detail (Hal Ashby, 35mm)
Les Beaux Gosses (Riad Sattouf)
Oublie-moi (Noémie Lvovsky, 35mm)
Les Sentiments (Noémie Lvovsky, 35mm)
Mothra (Ishirō Honda)
Geilermanns Töchter (Alois Brummer, VHS)
Disco Dancer (Babbar Subhash)
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Lukas Foerster
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Gesehene Filme gesamt: 849
Erstsichtungen: 738
Zweitsichtungen: 81
Drittsichtungen: 22
Viertsichtungen: 5
Fünfsichtungen: 3
Kurzfilme: 112
Langfilme (40 Minuten+): 737
Filmlänge, Summe übers Jahr in Minuten: 71905
Pro Tag: 197 Minuten
Filmlänge, Durchschnitt in Minuten: 84.79
Filmlänge, Median in Minuten: 90
Top 5 Länder Anzahl Filme: USA (272), Deutschland (127), Frankreich (67), Japan (62), Italien (58)
Top 5 Länder Minuten: USA (25828), Deutschland (9862), Italien (5427), Japan (5415), Frankreich (4804)
Top 5 Genre Anzahl Filme: Drama (165), Komödie (159), Thriller 110), Dokumentarfilm (61), Musik (55)
Top 5 Genre Minuten: Drama (15088), Komödie (12602), Thriller (11328), Musik (4875), Historienfilm (3432)
Bewertung, Durchschnitt: 6.46/10
Bewertung, Median: 6.76/10
Bewertung, Maximum: 9.55/10
Bewertung, Minimum: 0.98/10
Bewertung, Top 5 Jahre: 1947 (8.30/10), 1983 (811.5), 1989 (794.8), 1998 (777.2), 1987 (772.8)
Produktionsjahr, Durchschnitt: 1975.64
Produktionsjahr, Median: 1975
Produktionsjahre Top 5 Anzahl Filme: 2023 (70), 2022 (39), 1934 (19), 2021 (17), 1935/1938/1967 (16)
Produktionsjahre Top 5 Minuten: 2023 (7313), 2022 (4132), 2021 (1647), 1934 (1466), 1971 (1443)
Bonus: Ranking der Systemmonographien Niklas Luhmanns:
1. Die Gesellschaft der Gesellschaft
2. Das Recht der Gesellschaft
3. Die Politik der Gesellschaft
4. Das Erziehungssystem der Gesellschaft
5. Die Wissenschaft der Gesellschaft
6. Die Religion der Gesellschaft
7. Die Kunst der Gesellschaft
8. Die Wirtschaft der Gesellschaft
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Robert Wagner
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Vielleicht bin ich in der Midlife-Crisis angekommen. Anscheinend meiner Sterblichkeit bewusstgeworden, habe ich nämlich aufgehört vor mich hinzuschieben, womit ich mich später auch noch beschäftigen kann. Was bedeutet, dass nicht nur mein Lesepensum weiterhin anwuchs, sondern dass ich 2023 das erste Mal seit meinem Studium wieder Geschichtsbücher gelesen habe. Von Byzanz über die Pest bis hin zu den globalisierenden Boomjahren zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging es.
Besonders spannend fand ich Christopher Hill, der in God’s Englishman nachzeichnet, wie Protestantismus und vor allem Puritanismus moderne Wissenschaft erst möglich machten, wie sie Bedingungen schafften, in denen in England Hungersnöte zunehmend eine Seltenheit wurden, dass sie ein eminenter Teil eines Schritts für die Menschheit waren, … nur um zwei Jahre später mit The World Turned Upside Down ein Buch zu schreiben, in dem der Puritanismus und der damit verbandelt entstehende Kapitalismus mit seiner Ideologie des Privatbesitzes all die alternativen Lebens- und Gesellschaftsentwürfe, all die wilden, lauten, verirrten Forderungen nach individueller und sexueller Befreiung, die sich im Bürgerkrieg frei entfalteten, ins Abseits drückt und zerstört – in einem überaus traurigen Buch, in dem die aufbrechenden Utopisten nicht nur am Großbürgertum scheitern, sondern vor allem an sich.
Dieser Widerspruch aus erstaunlichem Fortschritt und individuellem bis massenhaften Unglück, den Hill noch zwischen zwei Büchern aufspannt, ist dann bei Hobsbawn die Spannungsfeder in den Büchern selbst, die mich wiederum dazu brachten, nach den jeweils behandelten Zeitabschnitten die von ihm erwähnten Romane gleich noch mit zu lesen. Weshalb ich seit Mitte des Jahres bei den Klassikern des 19. Jahrhunderts festhänge.
Das schönste, traurigste und witzigste Buch hat mir aber mein Vater empfohlen. Er zog es während eines Gesprächs aus dem Schrank und fragte, ob ich das eigentlich kenne. Der Letzte der Gerechten beginnt als Chronik europäischer Judenverfolgung. Vom 11. Jahrhundert an lässt sich eine Familie Generation auf Generation irgendwo nieder und muss doch wieder fliehen oder sterben. Je näher es sich auf sein Ziel hinbewegt, den Holocaust, umso langsamer und ausführlicher erzählt Schwarz-Bart mit Galgenhumor und Zärtlichkeit von einer um sich greifenden Unausdrückbarkeit der Gefühle. Im Frühling, als ich es las, schien sich der Inhalt auf gewisser Distanz zu befinden. Seit dem Oktober nicht mehr.
Bücher
(01) Der Letzte der Gerechten [Le Dernier des Justes]
André Schwarz-Bart (1959)
(02) The World Turned Upside Down: Radical Ideas During the English Revolution
Christopher Hill (1972)
(03) The Age of Capital, 1848-1875
Eric Hobsbawm (1975)
(04) The Age of Revolution, 1789-1848
Eric Hobsbawm (1962)
(05) God’s Englishman: Oliver Cromwell and the English Revolution
Christopher Hill (1970)
(06) Rot und Schwarz [Le Rouge et le Noir, Chronique du XIXe siécle]
Stendhal (1830)
(07) Ja
Thomas Bernhard (1978)
(08) Der Untergeher
Thomas Bernhard (1983)
(09) Lehrjahre des Gefühls [L’Éducation sentimentale]
Gustave Flaubert (1869)
(10) Pride & Prejudice [Stolz und Vorurteil]
Jane Austen (1813)
(11) Der Sandmann
E.T.A. Hoffmann (1815)
(12) Die toten Seelen [Мёртвые души]
Nikolai Gogol (1842)
Etwas mehr Jugendlichkeit gönnte ich mir in der Musik. Meine größte Entdeckung war zwar, dass Peter Gabriels viertes Album – schon an sich sein bestes – in der deutschen Version sogar noch hypnotischer und brüchiger ist. Und auch mein meist gehörtes Lied hat schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel: Os Mutantes‘ Alben – nach ihren famosen ersten beiden – waren zwar oft durchwachsen, mit Quem Tem Medo De Brincar De Amor haben sie aber doch noch einen Hit für die Ewigkeit geschaffen, den ich nun entdeckte. Aber auch bei der Musik fühle ich mich in einer Art Midlife-Crisis. Irgendwann vor zehn Jahren habe ich den Anschluss an neue Musik verloren, seit zwei, drei Jahren versuche ich aber nach- und aufzuholen, damit ich nicht irgendwann davon schwafle, dass nur ältere Musik gut sei. Das Folgende des Jahres ’23 hat mir am besten gefallen.
Alben
(01) Madres
Sofia Kourtesis
(02) Trip9love…???
Tirzah
(03) Reflections
Sufjan Stevens, Timo Andres, Conor Hanick
(04) Mapes
Billy Woods & Kenny Segal
(05) The Age of Pleasure
Janelle Monáe
(06) I Killed Your Dog
L’Rain
(07) Still in Awe
Love Remain
(08) We Buy Diabetic Test Strips
Armand Hammer
(09) Voir Dire
Earl Sweatshirt & The Alchemist
(10) Places
Büşra Kayıkçı
Hit des Jahres
(Video zwar schon von 2022, Lied aber erst mit dem Album von 2023 entdeckt.)
Aber gönnen wir uns nun erst einmal eine kurze Pause von der ganzen Hochkultur – bei Comics bin ich gerade eh wieder raus, für alles ist wieder keine Zeit gewesen. Widmen wir uns genügsameren Themen und schauen in den Alltag. Meiner ist gerade dermaßen durchgeregelt, dass nicht mal Platz für Verzweiflung bleibt. Befreiend. Ganz nach dem Motto: Flur wischen, statt Kierkegaard lesen.
Lu-Tze-Awards der tieferen Welterfahrung
(01) Quatsch mit meiner Tochter machen
Lebensfreude
(02) ein Nickerchen im KommKino
Praktisches Studium der Kunstgeschichte und des Übergangs von Symbolismus zur Surrealität
(03) Eissorten in Bologna probieren
Mm…Food
(04) Groschenfallen bei Karl Auers Filmrätseln
Regenbogen im Hirn
(05) in der Nase bohren
Genuß
(06) Wandern
Gassiführen der Seele
(07) Tee trinken
Mm…Food
(08) Feststecken zwischen zwei Winterjacken – auf dem Weg zu den noch geräumigen Weiten einer ansonsten überfüllten Bahn
Akzeptanz der eigenen Peinlichkeit
(09) Überfluss einer verstopften Dusche beseitigen
Befriedigung
(10) der Aufzug rückelt kurz in der 14. Etage, stürzt aber nicht ab
Euphorie
Gerade beim Filmgucken bin ich fokussiert wie nie. Die wenige Zeit, die mir bleibt, will genutzt werden. Deshalb folgen nun Listen, Listen, Listen zu Filmen. Sogenannte neue Filme des Filmjahres 2023, sogenannte alte Filme, die ich dieses Jahr erstmals sah, – nach neun Themenschwerpunkte unterteilt, neun neue Lieblingsfilme und ihre Geschwister im Geiste – und eine kurze Liste der alten Knochen, die mich 2023 erneut beglückten.
Frische
(01) The Fabelmans
(Steven Spielberg, USA 2022)
(02) Roter Himmel
(Christian Petzold, D 2023)
(03) You Are So Not Invited to My Bat Mitzvah
(Sammi Cohen, USA 2023)
(04) The Equalizer 3
(Antoine Fuqua, USA/I 2023)
(05) Music
(Angela Schanelec, D/F/GR/SR 2023)
(06) シン・仮面ライダー [Shin Kamen Rider]
(Anno Hideaki, J 2023)
(07) Babylon
(Damien Chazelle, USA 2022)
(08) Mein Falke
(Dominik Graf, D 2023)
(09) Bottoms
(Emma Seligman, USA 2023)
(10) The Killer
(David Fincher, USA 2023)
Entrückt
(01) Interlude [Der letzte Akkord]
(Douglas Sirk, USA 1957)
(02) 新世紀エヴァンゲリオン [Neon Genesis Evangelion]
(Anno Hideaki et al, J 1995)
(03) Meet Me in St. Louis [Heimweh nach St. Louis]
(Vincente Minnelli, USA 1944)
(04) A Matter of Time [Nina – Nur eine Frage der Zeit]
(Vincente Minnelli, USA 1976)
(05) Ritratto di borghesia in nero [Die nackte Bourgeoisie]
(Tonino Cervi, I 1978)
(06) Staying Alive
(Sylvester Stallone, USA 1983)
(07) L’alcova [Sklavin für einen Sommer]
(Joe D’Amato, I 1985)
Slowley, Slowley Catchy Monkey
(01) Ich war zuhause, aber…
(Angela Schanelec, D/SRB 2019)
(02) สุดเสน่หา [Blissfully Yours]
(Apichatpong Weerasethakul, TH/F 2002)
(03) La Mort de Louis XIV [Der Tod von Ludwig XIV]
(Albert Serra, F/E/P 2016)
(04) La morte vivante [The Living Dead Girl]
(Jean Rollin, F 1982)
(05) Der traumhafte Weg
(Angela Schanelec, D 2016)
(06) Infanzia, vocazione e prime esperienze di Giacomo Casanova, veneziano [Kindheit, Berufung und erste Erlebnisse des Venezianers Giacomo Casanova]
(Luigi Comencini, I 1969)
(07) Scarf of Mist, Thigh of Satin [Verdammt zur Lust]
(Joseph W. Sarno, USA 1967)
Zartschmelzend
(01) La Gifle [Die Ohrfeige]
(Claude Pinoteau, F 1974)
(02) Love Me Tonight [Schloß im Mond]
(Rouben Mamoulian, USA 1932)
(03) L’Amour braque [Liebe und Gewalt]
(Andrzej Żuławski, F 1985)
(04) Applause
(Rouben Mamoulian, USA 1929)
(05) Has Anybody Seen My Gal? [Hat jemand meine Braut gesehen?]
(Douglas Sirk, USA 1952)
(06) Take Me to Town [Eine abenteuerliche Frau]
(Douglas Sirk, USA 1953)
(07) Blonde Crazy
(Roy Del Ruth, USA 1931)
Take Out Your Hankerchief
(01) Stella Dallas
(Henry King, USA 1925)
(02) Rose Bernd
(Wolfgang Staudte, BRD 1957)
(03) 平成狸合戦ぽんぽこ [Pom Poko]
(Takahata Isao, J 1994)
(04) Corruption
(Roger Watkins, USA 1983)
(05) The Private Lives of Elizabeth and Essex [Günstling einer Königin]
(Michael Curtiz, USA 1939)
(06) Undercurrent [Der unbekannte Geliebte]
(Vincente Minnelli, USA 1946)
(07) Schlußakkord
(Detlef Sierck, D 1936)
Neigung
(01) Buio Omega [Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf]
(Joe D’Amato, I 1979)
(02) Cruising
(William Friedkin, USA 1980)
(03) Internal Affairs
(Mike Figgis, USA 1990)
(04) Animal Instincts
(Gregory Dark, USA 1992)
(05) Le notti erotiche dei morti viventi [In der Gewalt der Zombies]
(Joe D’Amato, I 1980)
(06) Lujuria tropical [Tropische Sinnlichkeit]
(Armando Bó, ARG 1964)
(07) アンチポルノ [Antiporno]
(Sono Sion, J 2016)
Angepackt
(01) La 7ème cible [Tödliche Angst]
(Claude Pinoteau, F 1984)
(02) 智齒 [Limbo]
(Soi Cheang, HK/CHN 2021)
(03) 亡命鴛鴦 [On the Run]
(Alfred Cheung, HK 1988)
(04) 爛頭何 [Dirty Ho]
(Lau Kar-leung, HK 1979)
(05) Captain Lightfoot [Wenn die Ketten brechen]
(Douglas Sirk, USA 1955)
(06) City Streets [Straßen der Weltstadt]
(Rouben Mamoulian, USA 1931)
(07) 原振俠與衛斯理 [The Seventh Curse]
(Lam Nai-Choi, HK 1986)
Feuchtfröhliche Duftesse
(01) Der Kongress tanzt
(Erik Charell, D 1931)
(02) Magic Mike XXL
(Gregory Jacobs, USA 2015)
(03) Ha llegado un ángel [Ein steiler Zahn]
(Luis Lucia, E 1961)
(04) Ator l’invincibile [Ator – Herr des Feuers]
(Joe D’Amato, I 1982)
(05) Ostře sledované vlaky [Liebe nach Fahrplan]
(Jiří Menzel, CS 1966)
(06) Nighthawks [Nachtfalken]
(Ron Peck, UK 1978)
(07) The Black Hole [Das schwarze Loch]
(Gary Nelson, USA 1979)
Vage
(01) Out 1, noli me tangere
(Jacques Rivette, F 1971)
(02) L’Amour par terre [Theater der Liebe]
(Jacques Rivette, F 1984)
(03) Bilder der Welt und Inschrift des Krieges
(Harun Farocki, D 1989)
(04) Wie man sieht
(Harun Farocki, BRD 1986)
(05) La Bande des quatre [Die Viererbande]
(Jacques Rivette, F/CH 1989)
(06) La Religieuse [Die Nonne]
(Jacques Rivette, F 1966)
(07) Baisers volés [Gestohlene Küsse]
(François Truffaut, F 1968)
Happy Madison & Co
(01) Just Go with It [Meine erfundene Frau]
(Dennis Dugan, USA 2011)
(02) 50 First Dates [50 erste Dates]
(Peter Segal, USA 2004)
(03) The Hot Chick
(Tom Brady, USA 2002)
(04) Funny People [Wie das Leben so spielt]
(Judd Apatow, USA 2009)
(05) The Animal [Animal – Das Tier im Manne]
(Luke Greenfield, USA 2001)
(06) Sandy Wexler
(Steven Brill, USA 2017)
(07) Grown Ups 2 [Kindsköpfe 2]
(Dennis Dugan, USA 2013)
(08) Big Daddy
(Dennis Dugan, USA 1999)
Zu guter Letzt noch eine eher langweilige Liste voller toller Filme. Eine Liste, vor der ich mich die letzten Jahre immer drückte, weil sie zu anstrengend ist. Darin werden Filme aufgeführt, die ich dieses Jahr nicht erstmalig sah. Es folgt also eine Ansammlung von Lieblingsfilmen, deren Reihenfolge eine noch kürzere Halbwertszeit besitzt als die bisherigen Listen und wo es noch mehr im Herzen wehtut, wunderbare Filme so tief aufgeführt zu sehen.
Sie ist etwas langweilig, weil vor allem alte Bekannte darin auftauchen. Ich würde sie mir auch witziger und rumpeliger wünschen, aber Jack & Jill habe ich beispielsweise in diesem an Adam Sandler reichen Jahr irgendwie vergessen zu schauen. Und doch finde ich diese Aufstellung nicht unwichtig, da der Fetisch mit der Jungfräulichkeit ja auch mehr als öde ist, weshalb die alten, erfahrenen Eisen, mit denen es sich immer wieder wunderschön segeln lässt, dieses Mal nicht unter den Tisch fallen sollen.
Wiederkehr
(01) There’s Always Tomorrow [Es gibt immer ein Morgen]
(Douglas Sirk, USA 1956)
(02) Perfect
(James Bridges, USA 1985)
(03) Lèvres de sang [Lips of Blood]
(Jean Rollin, F 1975)
(04) Céline et Julie vont en bateau [Céline und Julie fahren Boot]
(Jacques Rivette, F 1974)
(05) 花樣年華 [In the Mood for Love]
(Wong Kar-Wai, HK 2000)
(06) 魔女の宅急便 [Kikis kleiner Lieferservice]
(Miyazaki Hayao, J 1989)
(07) สัตว์ประหลาด [Tropical Malady]
(Apichatpong Weerasethakul, TH/F/D/I 2004)
(08) La rose de fer [Die eiserne Rose]
(Jean Rollin, F 1973)
(09) 乾いた花 [Pale Flower]
(Shinoda Masahiro, J 1964)
(10) The Tarnished Angels [Duell in den Wolken]
(Douglas Sirk, USA 1957)
(11) All That Heaven Allows [Was der Himmel erlaubt]
(Douglas Sirk, USA 1955)
(12) Death Proof
(Quentin Tarantino, USA 2007)
(13) Le Pont du Nord [An der Nordbrücke]
(Jacques Rivette, F 1981)
(14) รักที่ขอนแก่น [Cemetery of Splendor]
(Apichatpong Weerasethakul, TH/F/D 2015)
(15) Two-Lane Blacktop [Asphaltrennen]
(Monte Hellman, USA 1971)
(16) The Wizard of Oz [Der Zauberer von Oz]
(Victor Fleming, USA 1939)
(17) La nuit des traquées [The Night of the Hunted]
(Jean Rollin, F 1980)
(18) Merry-Go-Round
(Jacques Rivette, F 1980)
(19) แสงศตวรรษ [Syndromes and a Century]
(Apichatpong Weerasethakul, TH/F 2006)
(20) Mein langsames Leben
(Angela Schanelec, D 2001)
(21) 地獄門 [Gate of Hell]
(Kinugasa Teinosuke, J 1953)
(22) Les Démoniaques [Dienerinnen des Satans]
(Jean Rollin, F 1974)
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Sebastian Schwittay
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2023: Sicherheit und Sorgfalt
Das Kinojahr 2023 stand für mich zunächst im Zeichen der Rückkehr des wohl größten zeitgenössischen Filmkomponisten, John Williams, zu einem Film-Franchise, das ihn seit 1981 immer wieder zu Höchstleistungen inspiriert hat. Das Hauptthema jener neuen Musik lässt uns zurückblicken und -hören in eine glorreiche Zeit des Kinos: „Helena’s Theme“ aus Indiana Jones and the Dial of Destiny, das wuchernd-romantische Porträt einer klassischen leading lady, dürfte das allerletzte, wundersam in unsere Zeit gewehte musikalische Relikt eines ‚Old Hollywood‘ sein, wie es nur noch John Williams in all seiner Pracht kennengelernt haben dürfte (Williams war Kollege und Zeitgenosse der Größten seines Fachs, von Alfred Newman und Miklós Rózsa über Henry Mancini bishin zu Alex North). Ein Meister und Zeitzeuge, der mit 92 Jahren gerade erst auf dem Zenit seiner kreativen Schaffenskraft angekommen zu sein scheint, und der das Hollywood-Kino des Jahres 2023 mit seiner Kunstfertigkeit bereichert hat wie kaum ein anderer Filmschaffender.
Ähnlich aus der Zeit gefallen sind zwei weitere Musikstücke, die mich durch das Jahr begleitet haben: der „Coronation March“ zur Krönung Charles III., aus der Feder des britischen Filmkomponisten Patrick Doyle (Carlito’s Way) – ein Stück, das zeigt, dass auch staatliche Zeremonien zu den großen Erzählattraktionen unserer Zeit gehören, und auch diese mit der eskapistischen Pracht und dem Erfindungsreichtum eines (überholten?) Klassizismus vertont werden können – , sowie „Goodbye Plane“, der Finalsatz aus Marco Beltramis Filmmusik zu PLANE: ein zärtliches Hohelied auf die Technologie, die uns – aller ökologischer Zweifel zum Trotz – doch immer wieder den Arsch rettet.
Auch hier: ein Klassizismus, der uns Sicherheiten suggeriert.
Den Sicher- und Gewissheiten des Klassizismus diametral gegenüber stehen die aktuellen Filme, die mich 2023 am meisten beeindruckt haben: Christian Petzolds überragende Studie über Verantwortung und Konsequenz des Handelns in Roter Himmel, Ari Asters Meisterwerk über Zwang(sneurose) und Familienbande in Beau Is Afraid, sowie Kelly Reichardts aktueller Film Showing Up, der sich dem Thema Sorgfalt und den verschiedenen Formen des Sich-Widmens und Sich-Kümmerns verschreibt. Drei Filme, die den Menschen in die Pflicht nehmen. Drei Filme, die mit den musikalischen Klassizismen des Kino- und Kulturjahres 2023 in denkbar spannende Wechselwirkung treten.
Und wer weiß: vielleicht ist gerade das Element der Sorgfalt, welches Reichardts Showing Up prägt, der verbindende Kitt zwischen „überholtem“ Klassizismus (dessen Kunstfertigkeit immer Sorgfalt voraussetzt) und den zeitgemäßen Diskursen der Verantwortung, die ebenfalls nach unserer Gewissenhaftigkeit verlangen.
In diesem Sinne: lasst uns Sorgfalt üben, und sie feiern, wo immer sie stattfindet.
Aktualitäten ’23
1. Roter Himmel (Christian Petzold, D 2023)
2. Beau Is Afraid (Ari Aster, USA/GB/FIN/CAN 2023)
3. Showing Up (Kelly Reichardt, USA 2022)
4. Indiana Jones and the Dial of Destiny (James Mangold, USA 2023)
5. The Holdovers (Alexander Payne, USA 2023)
6. The Palace (Roman Polanski, I/CH/PL/FR 2023)
7. The Creator (Gareth Edwards, USA/TH 2023)
8. Evil Dead Rise (Lee Cronin, IE/NZ/USA 2023)
9. Plane (Jean-Francois Richet, GB/USA 2023)
10. Thanksgiving (Eli Roth, USA/CAN/AUS 2023)
Retrospektive Schönheiten
1. La chair de l’orchidée (Patrice Chéreau, F 1975) #
2. The Devonsville Terror (Ulli Lommel, USA 1983)
3. Mission to Mars (Brian De Palma, F/CAN/USA 2000) +
4. The Warriors (Walter Hill, USA 1979) #
5. Trauma (Dario Argento, I 1993) #
6. Le frisson des vampires (Jean Rollin, F 1971) #
7. The War Lord (Franklin J. Schaffner, USA 1965)
8. La tumba de los muertos vivientes (Jesús Franco, F/ES 1982)
9. Der alte Mann und das Meer (Bruno Sukrow, D 2010) +
10. The Misfits (John Huston, USA 1961) +
11. Nachtschatten (Niklaus Schilling, BRD 1972) +
12. Bound by Honor (Taylor Hackford, USA 1993) #
13. The Car (Elliot Silverstein, USA 1977) +
14. Angie (Martha Coolidge, USA 1994) #
15. The City Gir (Martha Coolidge, CAN/USA 1984) +
16. Él (Luis Buñuel, MEX 1953) #
17. Biggi – Eine Ausreisserin (Charles Köhn, BRD 1980) #
18. Perfect (James Bridges, USA 1985) #
19. Vortex (Gaspar Noé, F/BE/MC 2021) +
20. Match Point (Woody Allen, GB/USA/LUX 2005) #
21. Generation Z – Da war ein Himmel (Eckhart Schmidt, D 2020) +
22. Macabro (Lamberto Bava, I 1980) #
23. Das Freudenhaus (Alfred Weidenmann, BRD 1971) #
24. Morte a Venezia (Luchino Visconti, I/F 1971) #
25. Battle for the Lost Planet (Brett Piper, USA 1986)
# Kino (analog)
+ Kino (digital)
Aufgefrischte Liebe
1. Eraserhead (David Lynch, USA 1977) #
2. Mulholland Drive (David Lynch, F/USA 2001) #
3. Female Trouble (John Waters, USA 1974) #
4. Snake Eyes (Brian De Palma, USA 1998) #
5. Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull (Steven Spielberg, USA 2008)
6. Robin Hood: Prince of Thieves (Kevin Reynolds, USA 1991) #
7. The Fugitive (Andrew Davis, USA 1993)
8. The Exorcist (William Friedkin, USA 1973) #
9. Licence to Kill (John Glen, GB/USA/MEX 1989) #
10. Starship Troopers (Paul Verhoeven, USA 1997) +
11. The Parallax View (Alan J. Pakula, USA 1974) #
12. Inception (Christopher Nolan, USA/GB 2010) +
13. Norma Rae (Martin Ritt, USA 1979) +
14. Nattevagten (Ole Bornedal, DK 1994) +
15. Love Object (Robert Parigi, USA 2003) #
# Kino (analog)
+ Kino (digital)
(Film-)Musik ’23
1. Silver Screen Glory: „Helena’s Theme“ aus Indiana Jones and the Dial of Destiny (John Williams)
2. Theater der Gegenwart: „Coronation March for King Charles III“ (Patrick Doyle)
3. Bastionen des Vertrauens: „Goodbye Plane“ aus Plane (Marco Beltrami)
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Silvia Szymanski
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Ein Jahr im Griff der Kartelle. Ich bin darauf verfallen, weil ich das Filmprogramm in meiner Zweier-WG so kuratieren möchte, dass es meinem Mitbewohner so gut gefällt wie mir. Zuvor waren es „Mittelalterfilme“, worauf wir uns leicht einigen konnten: staubig-schmutziges, gern historisches Milieu, grausame Drecksäcke, verrückte Typen, Gut und Böse durcheinander, Gesetzlosigkeit, arme Schlucker, existenzielle Probleme, Sinn des Lebens, wilde weite Welt). Irgendwann wusste ich nicht mehr weiter. Das Internet kam auf die Idee, mir Drogenserien anzubieten. Und wirklich: Da ging das Mittelalter weiter 😀 Mein Bedürfnis nach rührenden Kindern, Pracht, Spaß und weniger blutigen Abenteuern konnte ich darüber hinaus sehr schön auf Filmfestivals stillen: Hofbauerkongress, Terza Visione und Il Cinema Ritrovato, ich danke euch! ❤
Gangster, Rächer und Kartelle
Pablo Escobar – El Patrón del Mal (Uribe, Cano, Klement, 2012) Serie
El Chapo (Silvana Aguirre, Carlos Contreras, 2017-2018) Serie
Narcos (Carlo Bernard, Chris Brancato, Doug Miro, 2015-2017) Serie
4 Blocks (Marvin Kren u. a., 2017-2019) Serie
Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern (David Dietl, 2023) Serie
Narco Saints (Yoon Jong-bi, 2022) Serie
La Reina del Sur (USA, Spanien, Kolumbien, 2019) Serie
Skylines (Maximilian Erlenwein, Soleen Yusef, 2019) Serie
Luden (Laura Lackmann, Stefan A. Lukacs, 2023) Serie
Asbest (Kida Khodr Ramadan, 2023) Serie
Undercover (Frank Devos, Eshref Reybrouck, 2019) Serie
Jean Florette + Manons Rache (Claude Berri, 1986)
Dolemite is my name (Craig Brewer, 2019)
Familiye (Kubilay Sarikaya und Sedat Kirtan, 2018)
Loving Pablo (Fernando León de Aranoa, 2017)
Die Madonna der Mörder (Barbet Schroeder, 2000)
El Infierno (Luis Estrada, 2010)
The Irishman (Martin Scorsese, 2019)
Ummah (Cüneyt Kaya, 2013)
Nur Gott kann mich richten (Özgür Yıldırım, 2018)
Barry Seal – American Made (Doug Liman, 2017)
American Gangster (Ridley Scott, 2007)
Anna (Luc Besson, 2019)
Gas Oil (Gilles Grangier, 1955)
In Berlin wächst kein Orangenbaum (Kida Khodr Ramadan, 2020)
The Flowers of War (Zhang Yimou, 2011)
Arme Leute, nette Kinder
Guten Morgen (Yazujiro Ozu, 1959)
Nicholas Nickleby (Douglas McGrath, 2002)
Die Kathedrale des Meeres (Jordi Frades, 2018) Serie
Gib mir dein Leben (Aurélia Georges, 2021)
Oliver Twist (Coky Giedroyc, 2007)
Kanakerbraut (Uwe Schrader 1983)
Dieser Ausschnitt aus „The long day closes“ (Terence Davies, 1992)
Pracht, Spaß, Abenteuer
Der Kongress tanzt (Erik Charell, 1931)
Tropische Sinnlichkeit (Armando Bo, 1962)
Ein steiler Zahn (Luis Luzia, 1961)
Bruno Sukrow Special: Grolsch, Die wahre Titanic, Der alte Mann und das Meer (2010-1017)
Katharina die Letzte (Henry Koster, 1936)
Ball im Savoy (Stefan Székely 1935)
Což takhle dát si špenát (Václav Vorlíček, 1977)
La corona di ferro (Alessandro Blasetti, 1941)
Profumo (Giuliana Gamba, 1987)
Rings on her fingers (Rouben Mamoulian, 1942)
We live again (Rouben Mamoulian, 1934)
Blood and Sand (Rouben Mamoulian, 1941)
Golden Boy (Rouben Mamoulian, 1939)
Von Haut zu Haut (Hans Schott-Schöbinger, 1968)
Die dressierte Frau (Ernst Hofbauer, 1972)
Sharon’s Rosebud (Richard Wilton, 1976)
Cozilla (Luigi Cozzi, 1977)
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Tilman Schumacher
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HOT NEW STUFF [25]
Roter Himmel (Christian Petzold)
물안에서 / In Water (Hong Sang-soo)
Isang Salaysay ng Karahasang Pilipino / A Tale of Filipino Violence (Lav Diaz)
命案 / Mad Fate (Soi Cheang)
우리의 하루 / In Our Day (Hong Sang-soo)
L’été dernier / Last Summer (Catherine Breillat)
Stars at Noon (Claire Denis)
Mission: Impossible – Dead Reckoning I (Christopher McQuarrie)
The Fabelmans (Steven Spielberg)
Le gang des bois du temple / The Temple Woods Gang (Rabah Ameur-Zaimeche)
すずめの戸締まり / Suzume (Makoto Shinkai)
Mato Seco em Chamas / Dry Ground Burning (Adirley Queirós/Joana Pimenta)
Master Gardener (Paul Schrader)
The Outwaters (Robbie Banfitch)
Mein Falke (Dominik Graf)
De Humani Corporis Fabrica (Lucien Castaing-Taylor/Véréna Paravel)
青春 / Youth (Spring) (Wang Bing)
Sick (John Hyams)
ゴジラ-1.0 / Godzilla: Minus One (Takashi Yamazaki)
シン・仮面ライダー / Shin Kamen Rider (Hideaki Anno)
May December (Todd Haynes)
Rapito / Kidnapped (Marco Bellocchio)
No Hard Feelings (Gene Stupnitsky)
Chronique d’une liaison passagère / Diary of a Fleeting Affair (Emmanuel Mouret)
Teenage Emotions (Frédéric Da)
HOT OLD STUFF [75]
十字路 / Crossroads (Teinosuke Kinugasa 1928, 35mm: Il Cinema Ritrovato, Bologna)
Applause (Rouben Mamoulian 1929, 35mm: Il Cinema Ritrovato, Bologna)
Love Me Tonight (Rouben Mamoulian 1932, 35mm: Il Cinema Ritrovato, Bologna)
Queen Christina (Rouben Mamoulian 1933, 35mm: Il Cinema Ritrovato, Bologna)
Peter, das Mädchen von der Tankstelle (Hermann Kosterlitz 1934)
Romeo and Julia auf dem Dorfe (Valerien Schmidely/Hans Trommer 1941)
Blood and Sand (Rouben Mamoulian 1941, 35mm: Il Cinema Ritrovato, Bologna)
La corona di ferro / The Iron Crown (Alessandro Blasetti 1941, 35mm: Terza Visione, FFM)
The Town (Josef von Sternberg 1944, 35mm: Reihe Berlin 45/46, Zeughauskino, Berlin)
Death Mills (Billy Wilder/Hans Burger 1945, 35mm: Reihe Berlin 45/46, Zeughauskino, Berlin)
The Woman on the Beach (Jean Renoir 1947, 35mm: Il Cinema Ritrovato, Bologna)
The Killer is Loose (Budd Boetticher 1956)
Il mulino delle donne di pietra / Mill of the Stone Women (Giorgio Ferroni 1960, 35mm: Privatsceening)
Ha llegado un ángel / An Angel has arrived (Luis Lucia 1961, 35mm: Hofbauerkongress, Nürnberg)
Jack the Giant Killer (Nathan H. Juran 1962, 35mm: Privatscreening)
La parmigiana / The Girl from Parma (Antonio Pietrangeli 1963, 35mm: Pietrangeli Retro, Arsenal, Berlin)
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (Paul May 1963)
妖僧 / Bronze Magician (Teinosuke Kinugasa 1963, 35mm: Il Cinema Ritrovato, Bologna)
Cherchez l’idole / The Idole (Michel Boisrond 1964, 35mm: Luru Archive, Leipzig)
Circus World (Henry Hathaway 1964, 35mm: Privatscreening)
Cheyenne Autumn (John Ford 1964, 70mm: Arsenal, Berlin)
Käpy selän alla / Skin, Skin (Mikko Niskanen 1966)
Scarf of Mist, Thigh of Satin (Joseph W. Sarno 1967, 35mm: Hofbauerkongress, Nürnberg)
Нежность / Tenderness (Elyor Ishmukhamedov 1967, 35mm: Tauwetter & Perestroika Retro, Arsenal, Berlin)
La Louve solitaire / The Golden Claws of the Cat Girl (Éduoard Logereau 1968, 35mm: Karacho, Nürnberg)
Pepe, der Paukerschreck (Harald Reinl 1969)
Anatahan, Anatahan (Martin Müller 1969)
Von Haut zu Haut (Hans Schott-Schöbinger 1970, 35mm: Hofbauerkongress, Nürnberg)
十三太保 / The Heroic Ones (Chang Cheh 1970, 35mm: Privatscreening)
Die Geschäftsfreunde (Martin Müller 1970)
Bijou (Wakefield Poole 1972)
Ein bißchen Liebe (Veith von Fürstenberg 1974)
La Traque (Serge Leroy 1975)
Downtown (Jesús Franco 1975, 35mm: Wild Weekend, Filmarchiv Austria, Wien)
Dying (Michael Roemer 1976, 16mm: Unknown Pleasures Retro, Arsenal, Berlin)
Marie-poupée (Joel Séria 1976)
The Destroying Angel (Peter de Rome 1976)
Between the Lines (Joan Micklin Silver 1977)
Skateboard (George Gage 1978, 35mm: Privatscreening)
Duri a morire / Tough to Kill (Joe D’Amato 1979, 35mm: Privatscreening)
Chilly Scenes of Winter (Joan Micklin Silver 1979)
Christmas Evil (Lewis Jackson 1980)
Biggi – Eine Ausreisserin (Charles Köhn 1980, 35mm: Hofbauerkongress, Nürnberg)
Mondo cannibale / White Cannibal Queen (Jésus Franco 1980, 35mm: Wild Weekend, Filmarchiv Austria, Wien)
Taxi zum Klo (Frank Ripploh 1980, 35mm: Privatscreening)
Ordnung (Sohrab Shahid Saless 1980, 16mm: Fiktionsbescheinigung, Berlinale, Berlin)
Babylon (Franco Rosso 1980, 35mm: Kinotruck, GEGENkino, Leipzig)
Talentprobe (Peter Goedel 1981)
愛殺 / Love Massacre (Patrick Tam 1981)
Invitation to Hell (Michael J. Murphy 1982)
Pilgrim, Farewell (Michael Roemer 1982, 16mm: Unknown Pleasures Retro, Arsenal, Berlin)
Tschernwonez (Gábor Altorjay 1982)
Revenge of the Ninja (Sam Firstenberg 1983)
Du-beat-e-o (Alan Sacks 1984, 35mm: Kinotruck, GEGENkino, Leipzig)
Perfect (James Bridges 1985, 35mm: Hofbauerkongress, Nürnberg)
Otto – Der Film (Xaver Schwarzenberger 1985, 35mm: STUC, Berlin)
Feuer und Eis (Willy Bogner 1986, 35mm: Privatscreening)
Profumo / Bizarre (Giuliana Gamba 1987, 35mm: Terza Visione, FFM)
Was geschah wirklich zwischen den Bildern? (Werner Nekes 1987, 35mm: Filmdokument, Zeughauskino, Berlin)
Otto – Der neue Film (Xaver Schwarzenberger 1987, 35mm: STUC, Berlin)
デビルマン 誕生編 / Devilman – Volume 1: The Birth (Umanosuke Iida, 1987)
Маленькая Вера / Litte Vera (Vasili Pichul 1988, 35mm: Tauwetter & Perestroika Retro, Arsenal, Berlin)
Pembalasan Ratu Pantai Selatan / Lady Terminator (H. Tjut Djalil 1989, 35mm: Terza Visione, FFM)
北京的西瓜 / Beijing Watermelon (Nobuhiko Obayashi 1989, 16mm: Filmrauschpalast, Berlin)
Diggstown (Michael Ritchie 1992, 35mm: Karacho, Berlin)
Schramm (Jörg Buttgereit 1993)
Abgeschminkt! (Katja von Garnier 1993, 35mm: Beziehungskomödien-Retro, Filmkollektiv Frankfurt, FFM)
青蛇 / Green Snake (Tsui Hark 1993)
Voll Normaal (Ralf Huettner 1994)
Premutos – Der gefallene Engel (Olaf Ittenbach 1997)
鬼畜大宴会 / Kichiku: Banquet of the Beasts (Kazuyoshi Kumakiri 1997)
Thema Nr. 1 (Maria Bachmann 2001, 35mm: Beziehungskomödien-Retro, Filmkollektiv Frankfurt, FFM)
Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm (Helge Schneider 2004)
Grolsch (Bruno Sukrow 2018)
The Annotated Field Guide of Ulysses S. Grant (Jim Finn 2000)
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