Zitat der Woche



Der alte Hegelsockenhalter Rosenkranz legte in seiner „Ästhetik des Hässlichen“ fest, dass im Kotzen „die Endlichkeit der Unfreiheit zu einem Zustand der Unfreiheit im Endlichen“ werde. Denn „der Überdruss verkehrt den geordneten Gang der Natur und degradiert den Mund zum After.“ Wahrscheinlich dachte Thomas Bernhard genau daran, als er die Künstler, sowieso schon „Söhne der Widerwärtigkeit“ und „Erztöchter und Erzsöhne der Unzucht“, auch noch als „die größten Erbrechenerreger“ titulierte. Sowie natürlich insgesamt zu den „Onanierpflichtigen auf dem Erdball.“ Kunst hat ein Riesenmaul, ist aber, recht betrachtet, nur ein After, der einen Pups lässt, dergestalt, dich das Mäuslein beisst, wenn du die Nase mitten hinein steckst. Wenn man in etwa versteht, was ich vielleicht meine.“

(Benjamin Kammerloher)

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, Mai 21st, 2009 in den Kategorien Anika Obermann, Blog, Blogautoren, Zitate veröffentlicht. Sie können alle Kommentare zu diesem Beitrag über den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können diesen Beitrag kommentieren, oder einen Trackback von ihrer eigenen Seite setzen.

2 Antworten zu “Zitat der Woche”

  1. Sano on Mai 21st, 2009 at 14:20

    Inwieweit das Kotzen als unnatürlich zu betrachten sei ist hier wohl die Frage. Und vielleicht wieviel Kotze(rei) verträgt der menschliche Organismus.
    Was für den einen Kotze ist, ist für den anderen…

    Kotzen als Kunst, Onanieren als Pflicht. Wenn selbst der Intellektuelle sich darüber aufregt, dann wird vielleicht nicht zu viel, sondern zu wenig gekotzt (oder nicht auf die gewünschte Weise).

    Sind wir überdies gefangen im Zyklus der Kotze, Scheiße, und sonstiger Entäußerungen, oder lässt sich der Dualismus von Aufnahme und Ausscheidung lösen?

    Man könnte wohl sagen, wenn man die Künstler als Kotzende hinstellt, dass sie zu viel (oder das ‚Falsche‘) einverleibt haben. Vielleicht ist aber ihr Kotze uch nur eine „gesunde‘, sprich (in diesem kontext) natürliche Reaktion auf ihre Aufnahme.

    Ist das Ausscheiden (zu dem ja das Kotzen dazugehören kann), demnach eine logische Folge der Aufnahme, dadurch zu umgehen, dass die Aufnahme verweigert wird? Als aufrechter Student gerät man da natürlich in ein Dilemma. Und als Filmhistoriker sowieso…

    Vielleicht sollte man das ganze Historikertum einfach mal in Frage stellen, wie es unser Herr Ruchatz tut (ich lese gerade diesen Artikel).

    Der alternative Künstler also vielleicht als Spontankünstler der keine ‚besondere‘ Aufnahme braucht, und demnach auch nichts absondern kann?

    Oder bleiben wir doch lieber in unserer Abendländischen Tradition der Vergoldung der Kotze?

  2. Anika Oberman on Mai 29th, 2009 at 10:44

    Das Mund der zum After degradiert wird erinnert sehr an Kunst von Beuys oder Filme von gewissen Regisseuren die mit Ekel spielen. Die Faszination am Ekel, am Tabubruch und den Grenzen der Ästhetik, die ja gerade wieder als glasklare Ästhetik empfunden werden können sind ja gerade eine große Herausforderung.
    Ausserdem kann man ja sagen jedes Äußern von Kunst ist auf gewisse Weise ein auskotzen. Also ist es nicht unnatürlich sondern Teil des menschlichen Ausdrucks.

    Ich stimme Sano vollauf zu: Vielleicht sollte mehr öffentlich gekotzt werden, das Kotzen quasi zur neuen Kunst erklärt werden als authentische Daseinsäußerung. Ich denke um das Kotzen kommt man nicht drumrum, Kotzen um des Kotzens willen oder aber weil es Teil von uns ist. Dauerkonsumieren kann nur zu Kotzen führen, zum Ausscheiden vermutlich ist ein Endpunkt erst erreicht wenn man nichts mehr zu sich nimmt.
    Medien kotzen Dinge aus, wir nehmen sie auf ob wir wollen oder nicht und müssen als Reaktion wieder kotzen, ausscheiden.
    Die Frage ist doch auch ob das so rein negativ zu sehn ist und nicht eher ein produktives Entäußern ist. Ganz im Sinne von: Künstler kotzt mehr damit die Entwicklung niemals stakniert!

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